Einzelbild herunterladen
 

Nr. 29. 23. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sontag, 4. februar 1906.

Reichstag .

84. Sigung bom Sonnabend, den 3. Februar, nachmittags 1 Uhr.

Am Bundesratstische: Graf Posadowsky.

-

troz des großen Einflusses der sozialdemokratischen Partei und ihrer mit dem ich andeuten wollte, daß von allen Seiten ein hohes Maß Führer doch nicht entfernt mit dem Nachdruck zum Besten der von Selbstbefchränkung geübt werden müsse, wenn das Werk zu­Arbeiterbevölkerung vorgegangen wäre wie bei uns. Da möchte ich stande kommen solle. Die fachlichen Kosten der Versicherung werden ihn auf einen Grund dafür hinweisen: Frankreich hat ungefähr durch die Zusammenlegung infolge der dadurch ermöglichten denfelben Flächeninhalt wie Deutschland , hat aber eine sehr viel schärferen Kontrolle zweifellos vermindert werden. Ob auch die geringere Bevölkerung. Troydem bestehen in Frankreich bekanntlich Verwaltungskosten geringer werden, weiß ich nicht. Unsere Ver­fait eine halbe Million Bauernwirtschaften mehr als in Deutschland . waltungskosten betragen in der Krankenversicherung 1,5 Pfennig Die Hälfte der gesamten franzöfifchen Bevölkerung beschäftigt sich auf den Stopf, für alle drei Bweige zusammen 2,71 Pfennig. mit Landwirtschaft. In dieser französischen Landwirtschaft liegt der Wir verwalten also immer noch unendlich viel billiger beste Anker des französischen Staates. Wenn Sie die franzöfifche als alle privaten Versicherungsgesellschaften. Bei einer Reform Geschichte von der großen Revolution berfolgen, werden Sie sehen, wird aber darauf gefehen werden, daß unsere Kosten noch weiter daß trotz der dazwischen liegenden Revolutionen der Zustand der herabgesetzt werden. französischen Gesellschaft immer der gleiche geblieben ist.

Was die

Witwen- und Waisenversicherung

-

Die zweite Beratung des Etats für das Reichsamt ses Innern wird fortgefeht. Abg. Bazig( natl.) stimmt in gewiffem Umfange den Beschwerden über die Verzögerung notwendiger sozialpolitischer Gesetze zu, um­fomehr, als Vorlagen eingebracht seien, mit denen man ganz gut noch hätte warten können. Wir find mit banger Sorge erfüllt wegen der uns gemachten Versprechungen betreffend die Arbeitskammern, Den Wünschen in bezug auf die Ergänzungen der Jahresberichte die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine usw. Je länger man mit der der Invalidenversicherung werde ich, obwohl sie ein großes Maß betrifft, fo habe ich schon im vorigen Jahre eine eingehende Dent­Durchführung der Arbeitskammern wartet, desto schwerer wird es von Arbeit erforderlich machen, nach Möglichkeit entgegenkommen. fchrift an die verbündeten Regierungen gerichtet, in der ich meinen werden, diejenigen Arbeiterorganisationen zurückzudrängen, die gegen Ich bin ferner gefragt worden, wie es mit dem Gesetz über die allgemeinen Plan auseinandersezte. Die meisten Antworten der den Staat geschaffen worden worden sind. Dringend notwendig Berufsvereine steht. Wie Sie wiffen, hat der Reichskanzler beim Regierungen sind eingegangen, und dieser Plan wird jetzt einer vers wird die Regelung des gesamten Heimarbeiterwesens sein. Empfang der Abgeordneten der christlichen Gewerffchaften feine ficherungstechnischen Prüfung unterworfen. Als Illustration für die Biel weiter ausgearbeitet muß das Versicherungswesen werden. wohlwollende Prüfung zugesagt, und ich habe namens der Wichtigkeit und Schwierigkeit dieser Materie möchte ich folgende Ich freue mich, daß die Privatbeamtenversicherung jetzt verbündeten Regierungen am 30. Januar 1904 hier die Er- Bahlen geben: Wenn eine Witwe eine Unterstüßung in der Höhe der im Reichsamt des Innern vorbereitet wird. Ich möchte flärung abgegeben, daß ein solches Gesez vorgelegt werden wird.Invalidenunterstützung ihres verstorbenen Mannes erhält und für die Privatbeamten bitten, sich nicht zu übertriebenen Hoffnungen Sobald dieses Gesetz hier im Hause und in der Kommission beraten jede Waise bis zum 14. Lebensjahre eine Waisenunterstützung in der hinzugeben. Leider muß man, überall auch mit beträcht- und nach der Geschäftslage zur gefeßlichen Verabschiedung gebracht Höhe eines Drittels diefer Witwenunterstützungen vorgesehen werden lichen Verwaltungskosten rechnen. Auch bei den Ortsfrantentassen werden kann, wird es und zwar bestimmt noch in dieser Session soll, so werden die Gesamtkosten der Witwen- und Waisenversicherung zeigen fich steigende Verwaltungskosten. Dem Abg. Fischer gegen vorgelegt werden.( Bravo !) annähernd so hoch sein wie die der Invalidenversicherung. über muß ich bestreiten, daß die Unfälle eine zunehmende Tendenz Eine weitere Frage betraf die Krankenversicherung der Heim- Der Abg. Trimborn hat mich wegen des zehnstündigen haben. Wenigstens die schweren Unfälle nehmen entschieden ab. arbeiter. Die gegenwärtige Heimarbeitausstellung in Berlin bietet Arbeitstages für Arbeiterinnen interpelliert. Grundfäßlich ist Der heutige Vorwärts" ist geradezu typisch dafür, wie die Ver- ja ein wahrhaft ergreifendes Bild von dem Elend dieser meines Grachtens die Sache schon entschieden. Es kann sich nur ficherungsgesetzgebung herabgesetzt wird. Er kalkuliert so, daß der großen Bevölkerungsklasse; fein fühlender Mensch wird diese noch darum handeln, den Zeitpunkt und die Art der Einführung fest­Unternehmer eigentlich die ganzen Kosten der Unfälle bezahlen Arbeiten ohne tiefes Mitgefühl gesehen haben.( Zustimmung.) Ich zulegen. Auf der internationalen Schußkonferenz in Bern wurde müßte, daß also die Unternehmer durch die Unfallversicherung ihrer hatte eine Vorlage für den Bundesrat ausgearbeitet: aber ihre Ver- eine internationale Einführung einer 11stündigen Nachtruhe für Arbeiter direkt ein Geschenk erhielten. Wie sieht es nun aber im abschiedung scheiterte an einer Entscheidung des früheren Handels- Frauen vorgesehen. Nun ist es das mindeste, daß bei den erhöhten Auslande aus? Der Abg. Fischer- Berlin weist auf Frankreich hin, ministers v. Möller, der verlangte, daß der Sig der Versicherung Anforderungen, die eine Frau in der Familie zu erfüllen hat, über obgleich dort schon seit etwa 12 Jahren das Versicherungsgefek im da sein müsse, wo der Hauptbetrieb sich befände. Das machte die Tag eine eineinhalbstündige Ruhepause gewährt werden muß, sodaß Schlamme stedt, wie der Korrespondent des Vorwärts" fürzlich Kontrolle der Heimarbeit unmöglich in all' den Fällen, wo der Haupt- höchstens noch eine Arbeitszeit von 11 Stunden für die Frau selber berichten mußte. Ueberhaupt steden im Vorwärts" immer betrieb noch einzelne weit entfernte Nebenbetriebe im Lande hat. übrig bleiben würde selbst in denjenigen Staaten, welche jegt ziver Seelen: die der Redaktion, die das Ausland auf Kosten Ich habe jezt ein neues Gefeß ausgearbeitet, das wesentlich um- noch sozialpolitisch, rückständig sind. Dann wird das Verhältnis der Deutschlands zu loben pflegt und die der auswärtigen Stor- faffender und eingehender ist als die Ermächtigung in der letzten deutschen Industrie zu den ausländischen Industrieen bedeutend respondenten, die etwas ganz anderes berichten berichten müssen. Krankenversicherungsnovelle und hoffe, im Laufe des Sommers die besser sein in bezug auf die Arbeitszeit als gegenwärtig. Es wird In dieser Methode der einseitigen Darstellung und Herabwürdigung Zustimmung der verbündeten Regierungen dafür zu erlangen. dann kein Hindernis mehr entgegenstehen, bei uns den 10- Stunden­alles dessen, was bei uns geleistet ist, liegt zugleich das größte( Bravo !) tag für Frauen einzuführen, umsomehr als die füddeutsche Textil­Hindernis für die Weiterentwicklung der Sozialreform. Es muß viel Was den Heimarbeiterschutz felbst anlangt, so ist dies cine außer industrie, auf die es sehr wesentlich anfam, einen dahingehenden humane Gefinnung bei uns in Deutschland vorhanden sein, daß ordentlich schwierige Sache. Ein Gefeßentwurf betreffend den Heim- Beschluß schon gefaßt hat. froß dieses Hemmschuhs die Sozialreform weitere Fortschritte macht. arbeiterschutz im Tabaksgewerbe liegt dem preußischen Staats- Auch die Bauunfälle waren Gegenstand eingehender Erörterungen, Der Abgeordnete Fischer war unvorsichtig genug, an den Elektrizitäts- ministerium vor: Ich kann aber nicht bestreiten, daß die auf den Ich muß anerkennen, daß die Berufsgenossenschaften im letzten Jahre streit in Berlin zu erinnern. So weit zeitlich liegt dieses Ereignis Heimarbeiterschutz gerichteten Bestrebungen auf vielfachen Widerstand bemüht gewesen sind, die Verhältnisse zu verbessern. Es sind jezt doch nicht hinter uns, daß man uns einreden könnte, stoßen, indem man anführt, daß man nicht in das Familienleben ein- 76 technische Aufsichtsbeamte an den Berufsgenossenschaften tätig, es habe sich bei dieser Machtprobe der Arbeiter um lumpige greifen dürfe. Ich stehe aber auf dem Standpunkt, und täglich neue meines Erachtens allerdings und auch nach der Ueberzeugung des 35 Pfennig Lohn" gehandelt. Sie( zu den Sozialdemokraten) Erfahrungen bestärken mich darin, daß: je strenger die Fabriken be- Reichsversicherungsamtes eine noch nicht ausreichende Zahl, die nicht propagieren den Massenstreit zur Wahrung oder Eroberung der auffichtigt werden, je mehr der gesundheitliche Schuß der Fabrik nur im humanitären, sondern auch im finanziellen Intereffe der politischen Rechte. Benuzen Sie diese Macht der Arbeiter- arbeiter durchgeführt wird, destomehr die Arbeit gewiffer In Mitglieder der Berufsgenossenschaften zu vermehren sein wird. Aber organisationen doch einmal, um sozialpolitische Fortschritte da durch dustriezweige aus der Fabrik in die Wohnstätten der Ar- ich möchte mich gegen den Irrtum wenden, als ob wir jemals eine zufezen, wo sie am meisten not tun: im Ausland!( Sehr gut! beiter verlegt wird.( Sehr richtig! links.) Wenn aber die solche Anzahl von Aufsichtsbeamten anstellen könnten, daß alle rechts und in der Mitte.) Der Abg. Fischer entwarf ein schauder- Heimarbeit nichts weiter ist, als eine Arbeitsstätte für die Fabrit, so Bauten unmittelbar beaufsichtigt werden könnten, das ist vollkommen erregendes Bild unserer sozialen Zustände, deffen dunkelste Punkte hat sie mit dem alten Begriff einer historisch entstandenen, auf die unausführbar! Diese Aufsichtsbeamten tönnen nur den Zweck haben, die Steuerstatistik bildete, die er dem Finanzminister entgegenhielt. landesüblichen Produkte gerichteten Heimarbeit nichts mehr zu tun. Personal, das auf der Baustelle ist, anzuleiten, wie Aber in den letzten 16 Jahren ist die Zahl derer, die nicht 900 M. Sie muß deshalb ganz anders behandelt werden als die alte Heim- man Vaumfälle verhütet. Ein Beispiel: Es werden heute Einkommen haben, nur um 0,9 Proz. gestiegen, die Zahl derer, die arbeit, umfomehr als in ihr zweifellos Produkte erzeugt werden, sehr häufig die Leitern auf den Bauten fo ge von 900 bis 3000 m. haben, aber min 43,9 Proz.( Hört! hört! deren Herstellung schwere gesundheitliche Gefahren mit sich bringt. ſtellt, daß wenn ein Ziegel vom obersten Stock herunter M. rechts. Bravo! bei den Nationalliberalen.) Ohne einen solchen Heimarbeiterschutz würde die ganze Gesetzgebung fällt, er bis zum untersten Stock durchfallen muß. Man muß also zum Schuße der Kinderarbeit zum Teil nur auf dem Papiere stehen. den Leuten zeigen, wie die Leitern zu stellen sind, damit ein ettva ( Sehr richtig! bet den Sozialdemokraten.) Ich habe mich gefreut, herabstürzender Ziegel nur ein Stodwerk durchfällt. daß der Abgeordnete Gamp für die Krankenkassenversicherung der landwirtschaftlichen Arbeiter und des Gesindes eingetreten ist. Es ist in unserem Amte eine dahingehende Vorlage bereits Prüfung in bezug auf die Kosten. Nun zur

Staatssekretär Graf Posadowsky:

Der Herr Borredner hat wieder hervorgehoben, daß in der fozialdemokratischen Presse die Arbeit der Regierung und der bürger­lichen Parteien zur Verbesserung des Loses der arbeitenden Klaffen berhältnismäßig so wenig Antlang findet. Ich möchte zu dieser fertiggestellt worden. Ich möchte zu dieser fertiggestellt worden. Diefe unterliegt jedoch der mathematischen Aeußerung einen fleinen Beitrag liefern. Vor wenigen Tagen habe ich eine englische Deputation von Arbeitern empfangen, die vier Wochen oder länger Deutschland bereift hatten, um deutsche Arbeiter- Frage der Zusammenlegung der drei großen Versicherungszweige. verhältnisse, namentlich die Verhältnisse der Fabritarbeiter und die Ich habe fast lächelnd in der Presse immer wieder gelesen: ich staatlichen Einrichtungen zum Besten derselben eingehend kennen zu hätte diese Zusammenlegung versprochen, aber dieses Versprechen lernen. Diese Herren fagten- es waren wirkliche Arbeiter, ich habe immer noch nicht eingelöst. Wer eine Idee davon hat, um welche mich nach dem Berufe jedes einzelnen Mitgliedes der Deputation Riefenarbeit es sich dabei handelt, der würde einen solchen Tadel erlundigt, fie fagten mir, fie wären geradezu überrascht gewefen wenigstens jetzt noch nicht aussprechen. Handelt es sich doch dabei über das, was in Deutschland zum Besten der Arbeiter geleistet um ein Werk, das schon rein äußerlich wesentlich umfangreicher ist fvird( hört! hört! rechts) und sie müßten zugeben, sie seien über die als das ganze Bürgerliche Gesetzbuch. ( ört! hört! rechts.) Wenn Verhältnisse in Deutschland irregeführt worden. Herr Bazig hat ich gefagt habe: es gehöre dazu die Befugnis eines Diftators, fo dann auch auf die Verhältnisse in Frankreich hingewiesen: wie dort habe ich das natürlich nur als oratorisches Bild ausgesprochen,

Bilder aus Petersburg .

Jm Winterpalaft.

"

Auch die Frage der Sonntagsruhe ist gestreift worden. Es ist ferner Zeit, das unbedingte Verbot der Sonntagsarbeit im Handels gewerbe mit Ausnahme des auf drei Stunden zu beschränkenden Berkaufs von Nahrungs- und Genußmitteln, durchzuführen. Ich hoffe, daß es möglich sein wird, eine Vereinbarung der Bundesregierungen zunächst dahin herbeizuführen, daß die Anwendung der bestehenden ein schränkenden Bestimmungen gleichmäßiger als bisher überall geschieht. Was die Frage der Tarifverträge anlangt, fo erkenne ich durch aus an, daß die Tarifverträge unter den heutigen Verhältnissen eine sehr nügliche Form der Vereinbarung sind, die durchaus verdient, weiter ausgebildet zu werden. Die Vorausseßung dabei ist aber, daß derartige Tarifverträge auch von beiden Zeilen für die ver­abredete Frist unbedingt gehalten werden. Geschicht dies unter allen Bedingungen von beiden Seiten, dann können tarifmäßige Abmachungen wohl dazu beitragen, die Arbeitnehmer und Arbeit­geber gleich schädigenden Arbeitskämpfe wesentlich einzuschränken. der andere: die St. Georgshalle, die nur einmal im Jahre zu dem großen erreichen sollte, so würde eine Verauktionierung allein dieser Selten­Fest der Ritter des St. Georgsordens gebraucht wird, der Feld- heiten an Englands oder Amerikas Milliardäre mit Leichtigkeit so marschallsfaal und der Generalsjaal mit wandgroßen Schlacht verblüffende Reichtümer einbringen, daß der Kaiser ohne ökonomische gemälden von den russischen Kriegen und Porträts von Rußlauds Sorgen feine Hofhaltung für den Rest seines Lebens fortsetzen Ueber den Platz der blutigen Erinnerungen gehend, nähere ich berühmten Männern, Audienzfäle und Thronfäle in beständig wechseln könnte. mich dem Winterpalast. Durch das große Mittelportal gelange ich den Stilarten, und endlich der weiße Saal", der an Größe und Dennoch bin ich nicht zu Ende mit dem Beschauen der une in ein halbdunkles Vestibül und von hier aus weiter nach den tostbar strahlender Ausstattung sicherlich alle Hoffäle der erschöpflichen Schäßesammlungen des Baren. Ich betrete nun eine Bureaus der Palastpolizei, einigen gefängnisartigen niederen Welt übertrifft. Ich habe niemals so folossale Kristall- Reihe von Gemächern, die die verstorbenen Kaifer Nikolaus I. und Räumen im Erdgeschoß, mit gewölbten Decken und schweren lichtfronen gefehen wie diefe, die int langen Reihen Alexander II. bewohnt haben. Was ein russischer Selbstherrscher Mauerpfeilern. Hier stehe ich mitten zwischen Trepows zwischen den doppelten Säulenreihen von blank poliertem Marmor an Möbeln und Effekten hinterlassen hat, ist heilig und unantast= Trabanten, bie ihrer Schlauheit und ihrer Polizeinafen herabhängen. Das matte Tageslicht, das sich in diesen Massen von bar; es wird aufbewahrt und bewacht wie Museumsgegenstände, wegen einen gewiffen Ruhm genießen, aber doch nicht riechen geschliffenen Prismen bricht, läßt ahnen, welch berauschender Anblick und man betrachtet es mit einer stillen Ehrfurcht, die nur an­können, daß ich geradenwegs von der Redaktion der verbotenen sich hier entfaltet, wenn das elektrische Licht von diesen Kronen herab- nähernd dem fast überirdischen Wert entspricht. Ich sah den Nowaja Schisni" tomme und einige der größten fozialdemokrati strahlt auf die Reichsten und Mächtigsten Rußlands , die sich hier zu den Schreibtisch, an welchem Nikolaus faß und starb, und das Bett, auf fchen Blätter Skandinaviens und Deutschlands repräsentiere. Ich ersten Hofbällen der Wintersaison in Toiletten versammeln, auf die dem Alexander seinen Geist aufgab, ich sah den Frack, den Alexander bestehe die Prüfung. Ein säbelraffelnder Polizeiadjutant gibt mir Vermögen verschwendet wurden, in Uniformen, deren bunte Flut zuletzt anhatte, und den Zigarrenstummel, den Nikolaus rauchte, die nötige Baffierkarte, und sogleich werde ich durch einen der kaifer einen Farbentraum deren Goldstickereien und als er zu seinen Vätern versammelt wurde. Auf einem Tisch lag lichen Haupteingänge auf der entgegengejezten Seite des Balastes einge Brillanten sich in raffiniertem Glanz vereinen, umwogt von einem ein Taschentuch, das eine der kaiserlichen Nasen zulekt berührt laffen. Zwölf Lakeien verbeugen fich, und sechs von ihnen betäubenden Parfüm und dem Hofduft, der für die begnadeten hatte, und daneben stand ein Stuhl, der noch den Eindruck vom helfen mir, ut und Ueberzieher abzulegen. Begleitet von Seelen ein Vorgeschmack der himmlischen Seligkeit ist. Hintern eines Selbstherrschers zeigte. Wenn ein kaiserlicher Nacht­einem Bolizeisergeanten in rotberbrämten Frad, gold Aber es ist ja wahr, daß hier in diesem Saale kein Fest ge- topf aus diesen Gemächern zu verkaufen wäre, sämtliche Eisen- und gestreiften Kniehofen und weißen Seidenstrümpfen beginne ich feiert wurde, feitdem am Newa - Segnungstage, dem 6. Januar Petroleumfönige würden einander ruinieren, um ihn zu erstehen. nun eine fast dreistündige Wanderung durch alle vier Flügel diefes vorigen Jahres, der revolutionäre Signalschuß von der Peter Pauls- Aber nun fomme ich, vorüber an dem großen Speisesaal des Riefenpalastes mit feinen 2000 Zimmern. feftung eine Sprenggranate zwischen die weißen Säulen fandte, die jetzt regierenden Nikolaus und an feinem Schlafgemach mit Auf breiten Marmortreppen mit glänzenden Marmorgeländern, Fenster zertrümmerte und das blankgebohnte Tanzparkett aufriß! patriotisch einfachen Möbeln aus russischem Birkenhola, nach einer durch eine ganze, fleine Glyptothef von Statuen werde ich nach den Ich bin schon lange müde und steif im Nacken von dem Auf- mächtigen Flügeltür, die von Goldbeschlag glänzte. Dahinter funkelt vorderen Gesellschaftsfälen geführt, die zu engeren Hoffesten ge- bliden und Umberschauen nach all diesem Lurus, und bin erstaunt in gedämpftem Licht zwischen den kaiserlichen Stronregalien der braucht werden. Auf schimmernden Parteitfußböden, deren funstvoll darüber, daß mich mein Begleiter noch immer weiter führt. Stann weltberühmte Diamant Orlow", deffen Gewicht 195 Karat, dessen geschnittenes Holz sich in eigentümlichen Schnörkeln windet, wandle denn wirklich noch mehr vorhanden sein, den Besucher zu imponieren? Größe und Glanz ein einzig dastehendes Wunder ist, dessen Wert ich hier zwischen einem fast verwirrenden Gewimmel von schnee 3ft noch etwas denkbar, was Wert und Interesse hat, nachdem man ja, dafür könnte man vielleicht den halben Palast kaufen. Doch tveißen, glänzenden Marmorfäulen. Eine der Wände ift übersättigt und überwältigt ist von der Wanderung durch diese vielen nein, nicht die Hälfte, in der sich die Schloßkirche befindet. Die bon Glas, Dom Fußboden bis zur Dede. Gewölbte Säle? Ja, im Palast des Selbstherrschers gibt es feine Grenzen für die Kirche ist das lebte, was mir gezeigt wird. Sie ist klein, aber Portale in dieser Glaswand führen in den Wintergarten, Softbarkeiten, die an einer einzigen Stelle aufgetürmt werden können. von unbeschreiblich verschwenderischer Bracht, und sie birgt Seilig­einem Saale großen Stils, hoch wie eine Kirche. Palmen Wenn man Gold auf Gold gehäuft hat, und Marmor auf tümer und teuer erkaufte Reliquien, die neben ihrem irdischen ftreden ihre Kronen dem Glasdach entgegen, und unter einem Wald Marmor, wenn man zu Säulen und Galerien und Paneelen Wert, der unschätzbar ist, auch himmlische Köstlichkeit in fich von feltenen Tropengewächsen betäubenden Duftes schimmern fein und Fußböden und Decken und Möbeln und Kunstgegen schließen. geschnigte lichte Stühle. Bänke und Tische, umgeben von Kunstwerken ständen in verschwenderischen Maffen alles aufgewandt hat, was auf in Bronze, und leise plätschernde Springbrunnen. zutreiben war an seltensten und teuersten Mineralien, Steinen und Könnten die Palmen reden, sie würden von glänzenden Hof- anderen Naturschäßen, die durch der Menschen Klugheit und durch festen erzählen, von Großfürsten, die unter ihren breiten Blättern fotbringende Sklavenarbeit der Erde entrissen wurden, so wendet faßen und fich hochadelige Liebhaberinnen eroberten; von seiden man sich zu den historischen Wertsachen, die durch Samlerwahnsinn raufchenden Hofdamen, die bei Mokkakaffee und Mönchslitör giftige und Traditionsaberwig eine fünstliche Softbarkeit erlangt haben, die Intrigen schmiedeten; von wirklichen und nichtwirklichen Geheimräten, taum in Bablen ausgedrückt werden kann. die sich um die Verteilung der Beute des legten behenden Diebsgriffs Ich wandle vorbei an den wunderbaren Seltenheiten aus den in die Staatstaffe oder die Ueberschüsse der kaiserlichen Wohltätig- Ueberresten Pompejis. vorüber an antiken Kunstwerken, gefunden feitstaffe gautten; von goldgepuzten Andreasrittern, hingesunken in den griechischen, römischen, ägyptischen oder asiatischen Städten in stillem Dilirium nach dem legten gnädigen Händedruck des der Vorzeit, Schätzen, für deren Ausgrabung und Transport un­geheuere Summen geopfert wurden, und bei deren Erwerbung für Aber weiter geht der Weg durch lange Galerien, wo die Mit- ben taiserlichen Palast auch nicht das geringste an Geldopfern ge­glieder des Kaiserhauses Romanow abgebildet in lebensgroßen spart wurde. Gemälden in schweren Goldrahmen hängen, und von Saal zu Saal, Wenn die Not, die sich gegenwärtig in dem ausgesogenen Ruß­der eine größer und mit mehr abenteuerlicher Pracht ausgestatttet als land ausbreitet, eines Tages den Thron des Zaren Nikolaus

Baren.

und

Hier wird das diamantbefeßte Goldkreuz verwahrt, das der Bar tüßt, wenn er den Rewafluß segnet. Hier befindet sich eine der ältesten Bibeln der Welt in Goldeinband mit Brillanten; hier das wundertätigste Madonnabild ; hier ein Holz vom Kreuz des Heilandes und ein Feßen von seinem Gewand. Hier liegt nun neigt sich mein Führer tief zur Erde und befreuzt sich zwei-, dreimal in einem goldenen Schrein unter geschliffenem Glas die Hand Johannis des Täufers, die selbstverständlich, mit der er die Wasser des Jordans teilte. Und ich blickte auf ein schwarzes, halb verwittertes Stüd Knochen, das wohl als die Neste einer Menschenhand erscheinen fann. Der größte Teil des Daumens fehlt, aber die Hand ist echt, und ich erkenne zugleich, daß Johannes die Leute mit der Linken getauft hat.

Heller Mittag war es, als ich in den Palast eintrat. Beinahe Abend war es, als ich wieder in dem großen schweren Portal stand.