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Nr. 29. 23. Jahrgang.

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Theater.

3. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonntag, 4. februar 1906.

in den Unbekannten den eigenen Vater erschlagen, und begrüßt Genosse Heinrich Schulz aus Bremen sprach über" Erziehung und den Sieg gehobenen Herzens als Unterpfand von fünftigen Sozialismus". Dem mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag h Ruhmestaten. folgte eine furze Diskussion. Als Vertrauensperson für Steglitz

Deutsches Theater . Dedipus und die Sphing". Damit verschwindet Dedipus für lange Zeit vom Schauplatz. Friedenau wurde Frau Helene Dräger Stegliz, Ahornstr. 15a, ge­Tragödie in drei Aufzügen von Hugo v. Hoffmannsthat. Was die zu einem ganzen Bilde ausgedehnte Kreonsszene in dem wählt. Die Streisvertrauensperson ermahnte die Anwesenden, kräftig 2 Daß ein Lyriker von dem eigenartigen Gepräge Hoffmannsthals, der Organismus des Stitches eigentlich bedeuten foll, bleibt unklar. mitzuarbeiten, die nengewählte Vertrauensperson in ihrer Agitations in seiner Ballade des äußeren Lebens" einen so neuen und so er- Hoffmannsthal macht aus dem Schwager Laros eine asiatische arbeit zu unterstützen und zahlreich die Gleichheit zu lesen. Die greifenden Ausdruck für das unausdenkbar Geheimnisvolle alles Despotennatur mit grausam heimtückischem Justinkte; ohnmächtig im Versammlung schloß mit einem brausenden Hoch auf die internationale menschlichen Dafeins gefunden, von den dunklen Schicksals Handeln, aber von wahnsinnigem Herrscherehrgeiz verzehrt. Sein völferbefreiende Sozialdemokratie. berkettungen, den tieinigen Ideen und dem Stimmungsgehalt Streon wiegelt die Thebaner auf, preßt aus sterbenden Magiern der alten griechischen Oedipussage fich wahlverwandt angezogen Prophezeimgen heraus, Heimarbeiterinnen der Wäsche, Krawatten, Schürzen, erdolcht Diener, weil die Haltung fühlen mußte daß ihn der Traum lockte, hier in großen Sym- ihres Rückens ihm verdächtig scheint, und hat in seinem Korsett, Blusen- und Negligébranche! Montag, den bolen die schwebenden Empfindungen seines eigenen Inneren auszu- Hofstaat einen jungen Schwertträger, der sich aus purem Enthusias- 5. Februar cr., abends 8 Uhr, findet eine Zusammenkunft bei sprechen, ist natürlich. Aber die gestaltende Kraft hat nur für wenige mus für den Herrn entleibt Es wirkt das wie ein Ein- Paul Kröhn, Reinickendorferstr. 23, statt. Szenen ausgereicht. Nach einem furzen verheißungsvollen Auftakt schiebfel aus einem Stücke von völlig anderer Stilart. Eindrucks- Die Parteigenossen werden gebeten, ihre Frauen und fchlägt die Tragödie zum Schaustück um, in dem das malerisch De voller, obwohl gleichfalls durch Dehnungen start beeinträchtigt, find Töchter auf diese Zusammenkunft aufmerksam zu machen. forative den Mangel seelischer Notwendigkeit und wahrhaft drama- die Szenen zwischen den beiden Frauen im Königspalast. Laïos Einen zahlreichen Besuch erwartet ttscher Spannung verdecken soll. Als folch ein Schaustück Mutter, die blinde, unbeugfame, erbarmungslose Antiope, klagt die Die Sektionsleitung wurde das Werk in der farbenreichen glänzenden Instrumentierung der milde Schwiegertochter mit harten Worten an, ihr Schoß sei un­Reinhardtschen Bühne mit lauten Beifallsstürmen aufgenommen, fruchtbar geblieben, durch ihre Schuld der Thron des Laïos verwaisi. als solch ein Schaustück wird es aber wohl bald auch wieder ver- Von Jokastens Lippen ringt sich das Geheimnis los, daß der König, ihr gessen sein. Vier Stunden dauerte das Spiel, und dennoch brach Gemahl, den Knaben, den sie ihm einst geboren, gewarnt durch eine das Drama weit vor dem entscheidenden Höhepunkt der Tragit, den düstere Prophezeiung, habe aussehen lassen. Die Wunden ihres uns Sophokles in seinem König Oedipus " erleben läßt, mitten in Mutterherzens brechen wieder auf. Antiope aber verkündet in plög­der Entwickelung ab. Man sieht den fliehenden und aufsteigenden licher Vision das Nahen eines neuen Freiers, der das Geschlecht des Dedipus, den Vernichter der Sphing, dem die Witwe des Laïos weiterpflanzen werde. Vor den Toren der Königsburg hat erschlagenen Thebanerkönig sich vermählt, den neuen vom Volt sich murrend die Menge geschart, einen Fürsten begehrend, der das umjubelten Herrscher, nicht den nach der Erfüllung des Volk von der Sphing erlöse. Sie rufen Kreons Namen. Aber dann borgeschriebenen Geschicks zerschmetterten. Und doch ist es dieser, tritt Dedipus der Fremdling als der vom blinden Seher verheißene der uns im Grund allein interessiert. Was fümmern uns feine Held und Retter unter fie; ihm soll die Krone und die Königin Triumphe, feine mythischen Heldentaten? Wozu die breite und pomp gehören, wenn er das Ungetüm bezwingt. hafte Ausmalung dieses Stofflichen, da doch die ausgefchiedene Statastrophe allem anderen erst Licht und Schatten gibt. Die Aus­spinnung des Stoffes zu einer mindestens zwei Abende füllenden Trilogie, wie Hoffmannsthal sie planen foll, verrät am Ende doch nur das Unvermögen dramatischer Konzentration. Sein üppiger Wortreichtum, die Lust an dem rhetorisch Schildernden, dehnt jede Szene über ihr Maß, raubt ihm den Atem rüstigen Vorwärts­schreitens.

Das beste schien der Dichter nur im ersten Bild zu geben. Da ist schicksalsschwere Gewitterstimmung, die langsam anschwellend in dumpfen Donnerschlägen fich entlädt. Dem Dedipus, der in Delphi aus priesterlichem Munde das graufige von den Göttern ihm be­stimmte Verhängnis erfahren, daß er den Vater töten, die Mutter freien werde, und verstört, ein einsamer Wanderer, durch die nächtlichen Wälder irrt, lauern die heimgesandten Diener an einem Hohlweg auf. Aniefällig bitten sie, er möge zu den königlichen Eltern nach Korinth zurüdtehren. In hastigem Jähzorn treibt er sie fort; doch ein Alter, der schon den Knaben gewartet, weicht nicht von seiner Seite. Ihm enthüllt der Jüngling, aus der Starrheit erwachend, den ungeheuerlichen Spruch, der ihn auf ewig von der Heimat scheidet. Töne zarten, keuschesten Gefühls, Hochfliegenden Stolzes, namenloser Angst vor den finsteren Mächten ererbten Blutes flingen in dem Geständnis wunderbar zusammen. Hier entfaltet echt Hoffmannsthalsche Lyrit ihre Schwingen. Beinend scheidet der Alte, der Jüngling fiet nieder zum Gebet, und in seine fromm ergebenen Worte fallen aus dem Sturm­wind die Stimmen gestorbener Geschlechter, deren fluchbeladenes Los im Entel weiter wirken soll. Der Beter wird zum Mörder. In Notwehr tötet er den Herold, der dem Wagen des Königs Laïos boraneilt, tötet er den König selbst. Er ahnt nicht, daß er

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Der bewegte Aufbau dieser Massenszenen war eine Meister­leistung der Regie. Kreon begleitet den Fremden zur Bergzinne der Sphing; er will den Dedipus, der nach vollbrachter Tat in der Erinnerung an den alten Fluch zusammenschauernd, für sich den Untergang herbeisehnt, töten. Doch der Arm versagt. So voll­endet sich der Spruch des Drakels... Die Königin, gefolgt von ihrem Volte, schreitet dem Sohne als Braut entgegen: Reinen Herzens, durch tiefen Zauber zu einander hingezogen, fnüpfen fie den unheilvollen Bund.

Der großartigen Inszenierung entsprach nicht überall eine gleichmäßige Rundung der schauspielerischen Einzelleistungen. Es wurde vielfach so laut gefchrien und so leis geflüstert, daß ganze Säße des Textes unverständlich blieben. Sehr eindrucks voll, bor allem in dem ersten Atte, war Raißler in der Gestalt des jungen Dedipus und Agnes Sorma als still­leidende Jokaste. Imposant verkörperte Adele Sandrock das Gegenbild, die hochragende blinde Königsmutter des Laïos. Moissi brachte die schleichende Raubtiernätur Kreons in scharf charakteristischen Wendungen zum Ausdruck.

Hus der Frauenbewegung.

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Rigdorf. Am Mittwoch, den 7. Februar cr., abends 8 Uhr, hält der Verein gewerblich tätiger Frauen und Mädchen seine Mit­gliederversammlung bei Thiel, Bergstr. 151/152, ab, in welcher Herr Dr. Silberstein einen Vortrag über Schulhygiene" hält. Gäste Der Vorstand. willkommen. Recht zahlreichen Besuch erwartet

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des Verbandes der Wäsche- und Krawattenarbeiter. Arbeiter- Samariter- Kolonne. Montag 1. Abteilung Dresdenera. fraße 45, Herr Dr. Ratkowski; Donnerstag 3. Abteilung in Schöneberg Uebungen. Neue Mitglieder fönnen jederzeit eintreten. Gäste haben ein­bei Obst, Meiningerstr. 8, Vortrag über Vergiftungen. Nachher praktische maligen freien Zutritt.

Lese- und Diskutierklub Moabit". Montag, den 5. Februar bei Bachstein, Salzwedelerstr. 16: Außerordentliche Generalfitung. Das Erscheinen aller Mitglieder ist erforderlich.

Vermischtes.

Der poetische Zugführer. Der bayerische Eisenbahner" teilt einige Proben der Dichtkunst eines Zugführers mit, die der Wieder­gabe wert erscheinen. Als Führer eines Güterzuges meldet in seinem Fahrbericht der Dichter auf dem Flügelrad:

Eingeladen in den Wagen acht. 2070 Kilo schwere Eisenfracht."

Bugverspätung meldet er:

Versäumt ab München vor dem Sperrsignal Wegen hoher Tonnen- und Achsenzahl." Ein schadhaftes Backwagendach besingt er:

Boll Flecken sind Papier und der Fahrbericht, Weil das Wagendach nicht wasserdicht."

Eine Fahrkontrolle meldet er mit folgenden Worten: Es fuhr im Zuge zur Kontrolle mit: Ein Direktionsaffeffor Namens Schmitt." Von einem Zeichentransport sagt er:

Es fährt der Zug zum Aschenreiche Von Reichenhall nach Gotha eine Leiche." Die Dichtkunst sollte dem Zugführer nicht gut bekommen: Die Direktion München verbot ihm, in Fahrberichten poetische Ergüsse zu liefern, und nahm ihn vorläufig in 1 M. Ordnungsstrafe. Briefkaften der Redaktion.

C. A. 100.

Melden Sie sich bei der Oberpostdirektion. 3 Wettende." 1. Ist jedenfalls dem Spruch des jüngsten Gerichtes nachgebildet, welcher lautet: Die Schafe zur Rechten, die Böde zur Linken.

Steglik. Am Montag, den 29. Januar, tagte in Steglitz bei Schelhafe, Ahornstr. 15, eine sehr gut besuchte Frauenversammlung. 2. Beides gesperrt.

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