Redaktion und Expedition: Berlin , Cindenftr. 64. ferntprecber: Amt IT, 1483. Nr. Bä. Donnerstag, den 8. Februar IBOB. Inserate Sedjsgelpaltene Kolonelzeile 20 Ptg. Bei grSBeren Huftragen enlfpreAenden Rabatt. partei-Hnofelcgcnbciten. Zur Lokulliste! In Heiligensee steht das Lokal von Schröder ver Arbeiterschaft zur Verfügung, alle anderen Lokale sind gesperrt. In Radebrück bei Alt-Landsberg ist das Restaurant„Zur Wilhelms� ruh". Jnh. Schulz, frei. Die L o ka l k o m m i ss i o n. Mahlsdorf . Sonnabend, den 10. d. M.. abends gl/, Uhr, findet im Lokale von Werneke, Hönowerstr. 6. eine Wahlvereins-Versamm- lung statt. Tagesordnung: 1. Vortrag über sozialdemokratische Ge- »neindepolitik. 2. Diskussion. 3. Aufstellung der Kandidaten zur Gemeindevertretung. Um zahlreiches Erscheinen der Mitglieder er> sucht Der Vor st and. Den Genossen von Treptow -Baumschulenweg , Nieder-Schöncweide- Johannisthal zur Mitteilung, dah der 2. Abend des Lehrkursus wegen plötzlicher Erkrankung des Genossen Grunwald heute ausfällt._ Vorort-)Vachncbten. Betreffs Uebernahme der Kreisbahnen qat der nächste Teltower Kreistag 2 690 000 M. auS einer Anleihe zu bewilligen, die mit 4 Proz. aufgenommen wird und bis 1944 zu tilgen ist. Siemens u. Halske erhalten für ihre Bahnen in Süd- ende, Lankwitz , Steglitz und Lichterfelde 1450000 M. Abfindung, Bachstein für seine Dampfstrafienbahn Groß-Lichterfelde— Teltow- Stahnsdorf— Machnower Schleuse 350 000 M. Beide Bahnen sollen am 1. April 1906 auf den Kreis übergehen. Der Kreis hofft mit den Bahnen bessere Geschäfte zu machen wie die Privatgesellschaften. da er sie gleichmäßig ausbauen und sie noch erweitern will. So sollen die SiemenS-Bahnen Vollspurbreite erhalten, die Dampf- strahenbahn soll elektrisch werden lKostenpunkt 371 000 M.), und nach Fertigstellung dieser Arbeiten will der Kreis sodann die Bahnen zu einer Linie mit Nebenabzweigungen ausbauen. Die Hauptlinie würde demnach werden die Linie: Machnower Schleuse— Teltow— Lichterfelde—Lankwitz— Südende— Steglitz. Die bestehenden Nebenlinien innerhalb der Orte bleiben erhalten, neue erstehen z. B. Mariendorf— Südende— Steglitz und falls sich die Gemeinde Steglitz dazu versteht, entweder durch Ver- kauf der Grunewaldbahn an den Kreis oder durch die Erlaubnis. die Gleise der Grunewaldbahn mitbenutzen zu lassen, eine Linie im Anschluß daran über Steglitz und Dahlem nach Kolonie Grunewald über Schmargendorf einerseits, nach der neuen Stadt Wilmersdorf durch den sogenannten Rheingau andererseits; kommen diese Projekte zur Ausführung, so würde ein Anschluß an die Berliner Straßen- bahnen erreicht und man könnte dann mit einmaligem Umsteigen in Wilmersdorf sich daS Vergnügen leisten, vom Berliner Rat» hause über Wilmersdorf , Steglitz , Lichterfeld«, Teltow nach der Machnower Schleuse elektrisch zu fahren. Allerdings wird bis dahin noch einige Zeit vergehen. Eharlottendurg. Ein schwerer Bauunfall ereignete sich gestern vormittag auf dem Neubau zturfürstendamm, Ecke Fasanenstrahe. Dort führt die Firma Boswau und Knauer ein Gebäude auf, das bis zur ersten Etage gediehen ist. Gestern vormittag mn 10 Uhr trug der 45jährige Steinträger Walter N a t u s ch aus der Soldinerstr. 18, auf dem Rücken in einem Tragekastei: Mauersteine nach oben. Hier« be' kam er, entgegen dem ausdrücklichen Verbot, in die Nähe des Lastenfahrstuhls. Als Natusch im Begriff war, den Kasten abzu. werfen, wurden die Tragebänder vom Fahrstuhl, der sich nach unten in Bewegung setzte, erfaßt und Natusch rücklings mit in die Tiefe gezogen. Auf seine Hülferufe stellten seine Kollegen sofort den Fahrstuhl ab und brachten ihn mit vieler Mühe wieder in die Höhe. Natusch war zwischen die Mauersteine und den Fahrstuhl geraten und hatte sich eine schwere Brnstquetschung und eine Ver- letzung der inneren Ovgane zugezogen. Ter Verunglückte wurde im bewußtlosen Zustande in einer Droschke nach der Unfallstation Zoo- logischer Garten und von dort nach Anlegung eines Notverbandes im Swadeschen Krankenwagen nach dem Krankenhaus« Westend geschafft. Rixdorf. Zwei Raubanfälle sind gestern in Rixdorf durch jugendliche Täter verübt worden. NackimittagS war das sechsjährige Töchterchen Margarete deS Schriftsetzers Ernst Schölkopf, Steinmetzstr. 122, fort- geschickt worden, um Einkäufe zu besorgen. Zwischen der Falk- und Lessingstraße trat plötzlich ein größeres Schulmädchen an die Kleine heran und richtete in barschem Tone die Frage an sie:„Wo hast du das Geld r Schlagfertig antwortete das Kind:«Ich habe ja ?ar kein's" und eilte davon. Die jugendliche Wegelagerin atte es aber bald wieder eingeholt, hielt es fest und zog ihm nun gewaltsam die goldenen Ohrringe aus. Sodann lief die Täterin mit ihrer Beute davon. Da erwachsene Leute nicht in der Nähe waren, entkam sie auch.— Der zweite Raubansall erfolgte in der Steinmetzstraße. Der sechs- jährige Friedrich Klein aus der Steinmetzstraße 43/44 hatte von seiner Mutter ein Zweimarkstück mit dem Auftrage erhalten, elivas vom Kaufmann zu holen. Aus der Treppe begegnete dem Knaben ei» halbwüchsiger, unbekannter Bursche, der das Geld in der Hand des K. bemerkte. Er ergriff plötzlich die Hand des Kindes, raubte das Zweimarkstück und entfloh. Bisher fehlt von dem jugendlichen Räuber noch jede Spur. Durch das Dazwischentreten eines Schutzmanns ist gestern am Hermannplatz großes Unheil verhütet worden. In der Hermann- straße in Rixdorf waren die Pferde eines Geschäftsfuhrwerks scheu geworden und durchgegangen. In wildein Tempo rasten die Tiere die Straß« hinunter uui) wollten dam nach dem Hermannplatz ein- biegen. Bei dem großen Verkehr, welcher an diesem Kreuzungs. punkt herrscht, schwebten die Passanten in diesem Augenblick in großer Lebensgefahr, und es wäre auch zweifellos zu einer Kata- strophe gekommen. Ivenn nicht noch rechtzeitig der auf Posten stehend« Schutzmann Perschke, sein eigenes Leben aufs Spiel setzend, den rasenden Tieren in die Zügel gefallen wäre und daS Gespann zum Stehen gebracht hätte. Groh- Lichterfelde . Die Groß-Lichterfelder Gemeindevertretung hielt am Montag eine Sitzung ab. der nachgerühmt werden mutz, daß die— wie üblich— wenigen Punkte der Tagesordnung, die für die Oeffentlichkeit bestimmt waren, mit knapper Not auckj vor diesem Forum ihre Erledigung fanden. Wohl in kemer Geineinde- Vertretung dürfte die Unsitte der.nichtöffentlichen" Ver- Handlung wicktiger Gemeindeangelegenheiten so im Schwange sein als in der unsengen. So kommt es, daß regelmäßig die Tages- ordnung dieser geheimen Sitzungen von einem solchen Um- fange sind, daß daneben die sogenannten öffentlichen Sitzungen den Eindruck erwecken, als ob fie nur pro forma arrangiert seien. Und beginnt sich ja einmal in der öffentlichen Sitzung eine Diskussion von einiger Bedeutung anzuspinnen, so erscheint immer noch rechtzeitig genug der Antrag auf Absetzung des Gegenstandes von der Tagesordnung der öffentlichen Sitzung, der dann auch in 99 Fällen von 100 Annahme findet. Gegen dieses systematische Bestreben, möglichst hinter ver- schlossenen Türen wichtige und einschneidende Fragen der Gemeinde zu verhandeln und zu entscheiden muß entschieden Protest eingelegt werden. Die Gemeindeangehörigen und Steuerzahler, die an allen die Gemeinde berührenden Angelegenheiten ideell und materiell interessiert sind, haben einen Anspruch au vollste Oeffentlichkeit der Verhandlungen, die nur in den un- umgänglich notwendigsten Fällen und ausnahmsweise eine Einschränkung erfahren sollte. Die Ausgemeindung eines Teiles des Botanischen Gartens be« schäftigte wiederum die Gemeindevertretung. Da eS sich um ein Areal von 21 Hektar handelt und durch die Ausgemeindung Lichter selbe einen Schaden von zirka 2000 M. hätte, wurde dieselbe a b- gelehnt. Einen auf wurde der Kanalisation den Grundbesitzern mit 12 Marl pro laufenden Meter zu berechnen. Ein paar geschäftskundige Grundbesitzer hatten imn ein Erkenntnis des Oberverwaltungs gerichts aufgespürt, nach welchem diese Kosten bezw. Beiträge jähr- lich von der Gemeindevertretung festgesetzt werden müssen. Diesen Umstand benutzten nun drei unserer begütertsten„Mitbürger", um sich von ihrer Zahlungspflicht zu drücken. Infolge des auS dieser Situation entstandenen Prozesses verlangte die Aufsichtsbehörde, daß die Gemeindevertretung einen dies bezüglichen Beschluß mit rückwirkender Kraft für die Jahre 1M4 und 1905 fassen solle. Die ganze Sachlage ist ziem lich unklar und der Gemeindevorstand schien mit der Sprache nicht recht herausrücken zu wollen. Ist der Beschluß vom Jahre 1903 ohne Zeitbegrenzung seiner Wirksamkeit gesaßt worden, so besteht er doch rechtlich jedenfalls so lange, bis er entweder abgeändert oder aufgehoben wird. Lautet jener Beschluß jedoch nur für das Jabr 1903, so dürste eine jetzige nachträgliche Festsetzung für 1904/05 rechtlich wohl kaum in Frage kommen.— Gemeindevorsteher Schulz erklärte, daß, wenn ein solcher Be- schluß nicht gefaßt würde, die Prozesse für die Gemeinde wahrscheinlich verloren würden. Gemeindevertreter L e n z n e r spricht sich gegen einen solchen nachträglichen Beschluß aus; Gemeindevertreter S a e g er läßt durchblicken, daß ein Versehen seitens des Gemeindevorstandes vorliegen könnte.— Die Gemeindevertretung beschloß, 12 M. pro Meter auch für 1904/05 zu erheben. Es war charakteristisch, daß ein Mitglied des Gemeindevorstandes sich zu dem Vertreter einer bürgerlichen Zeiwng begab und ihn ersuchte, über diesen Punkt nichts zu bringen, da ans dem— wir wählen höflicherweise einen anderen Ausdruck—„Gerede" kein Mensch klug werden könne!— Dem Verein für Jugendspiele wird ein Areal an der Ecke Danke- und Mühlenstraße widerruflich zur Benützung als Spielplatz über- lassen. Zum Schluß erfolgten noch die Auslosungen der Gemeinde- Vertreter. Ausgelost wurden die GemeindeveNreter Dr. I a e g e r und Fischer. Ordnungsgemäß haben auszuscheiden die Gemeinde- Vertreter Friebno, Wullenweber. Greßmann, Raeke, Schulz und Lehmann.— Die dritte Abteilung der Gemeinde- Wähler hat im März drei Kandidaten zu wählen. Wilmersdorf . Die Gemeindevertrewng war am Montag zu zwei öffentlichen Sitzungen zusammenberufen worden. In den VerbaildsauSschuß des KanalisationsverbandcS wurden die Herren Weber, Ramrath. Geffers und Haßlacher gewählt. Die Vertretung genehmigte die Voranschläge für 1906 betreffend die Schillverwaltung, wonach die Gehaltsskala der Rektoren der höheren Schulen eine Aufbesserung erfährt. Für die fünfte Gemeindeschule ist eine Rektorstelle vor- gesehen. In den Armenetat sind 50 000 Mk. eingesetzt. Die Ge- bührenordnnng der Friedhöfe wurde genehmigt. Zwischen der Ge- meinde und dem Provinzial-Schulkollegium ist ein Abkommen ge- troffen worden, nach dem der Grund und Boden des Schulgrund- stückes, wenn es nicht mehr zu Schulzwecken benutzt wird, wieder Eigentum der Gemeinde wird. Aus Anlaß der Silberhochzeit des Kmserpaares wurden 500 M. Zuschuß bewilligt zu dem Zwecke, am 26. Februar in Wilmersdorf einen Fackelzug zu veranstalten. Die Räume des Mariannenhauses werden auf drei Jahre zu einem Mietspreis von jährlich 6500 M. zu Schulzwecken gepachtet. Beschlossen wird eine Betriebskasse zu errichten.— Das Grundstück Volksgarten geht zum 1. April in Besitz der Gemeinde über und wird zum Spielplatz der Goetheschule benutzt werden. Unser Versammlungslokal wird zu einer Turnhalle umgebaut. Die erforderliche» Mittel von 1279 M. wurden genehmigt. Damit werden wir wieder obdachlos und müssen den Kampf um ein VersammlungS- lokal wieder aufnehmen. Zum 1. April scheiden folgende Gemeindevertreter turnusmäßig auS: Hovestadt. Klönne, Eichmann ; aus der III. Klasse Nachstädt. Vier Abgeordnete wurden ausgelost: in der HI. Klasse fiel das Los auf Geffers. Für uns kommen demnach zum März zwei Man- d a t e in Frage. Die Parteigenossen an. Ort müssen alles aufbieten. um diese Mandate zu erobern.— Für bessere Beleuchtung einiger Sttaßenzüge wurden 3000 M. bewilligt. Lichtenberg . Durch die Tätigkeit eines Brandstifters Bewohner des Vorortes Lichtenberg Vorgestern abend entstand auf dem Grundstück Schaniweberstt. 5 ein Dachstuhlbrand, der jedoch, im Entstehen entdeckt, durch die Lichtenberger Feuerwehr nach kurzer Zeit gelöscht loerden konnte. Wie festgestellt wurde, war das Feuer durch Brandstiftung verursacht worden. Als die Wehr im Begriffe war, nach dem Depot ab- zurücken. wurde aus dem Hause Schaniweberstr. 3 ei» Dachboden- brand gemeldet. Auch hier gelang es den Loschman»schasten, das Feuer nach verhälNiismätzig kurzer Zett zu dämpfen, obwohl die Flammen bereits mehrere Verschlage ergriffen hatte». Nach den Ermittelungen der Feuerwehr dürste auch in diesem Falle Brand- stiftung vorliegen. Johannisthal . In der letzten Sitzung der Gemeindevertretung wurde zunächst über den von der Bodenbaugesellschaft eingereichten Bebauungsplan werden gegenwärtig die tn lebhafte Unruhe versetzt. beraten. Den Bemühungen unserer Vertreter gelang eS, die Ver- breiterung der gesamten Straßen um 1 bis 2 Meter durchzusetzen, so dah die Gesamtbreite 23 bezw. 24 Meter beträgt.- Eine Anfrage unserer Genossen, wann die Bebauung vor sich gehen solle, um die Inhaber von Lauben und Gärten vor Nachteilen zu schützen, wurde von dem Vertreter der Gesellschaft dahin beantwortet, daß sich der Zeitpunkt des Beginns bis in den Nachsommer hinziehen werde. Mit der Annahme dieses Planes ist die Hoffnung so manchen Lauben- bcsitzers dieser nunmehr schon dreijährigen Kolonie zerstört und eine große Anzahl armer Teufel dürfte Mühe und Opfer umsonst gebracht haben. Als Abschlagszahlung für den von dem Architekten Rausch auf- zuführenden Gemeindehausbau wurden dem Herrn 1100 M. be- willigt. Ueber den Vorschlag der Gemeindehausbaukommission, auf diesem Grundstück auch eine Waschküche, eine Wohnung für den Pförtner, zwei Arrestzellen und eine Freibank vorzusehen, wurde lebhaft gestritten, schließlich aber dem Vorschlag zugestimmt bis auf die Errichtung der Freibank. Dieses Projekt wurde abgelehnt.— Die Biersteuer soll nicht wie bisher von den Brauereien, sondern von den Gastwirten erhoben werden. Ein Antrag unserer Genossen um Gewährung einer TeuerungS- zulage an Lehrer, Beamte und sonstige Angestellte, und zwar an die- jenigen mit einem Gehalt oder Lohn bis 2000 M. 60 M. auszuzahlen, fand keine große Gegenliebe be» den bürgerlichen Ver- tretern. Herr v. Trützschler meinte, aus demselben Grunde müßten dann auch Offiziere und Untcrofsiziere der Armee einen höheren Sold erhalten. Herr Rehbein erklärte, das Bürgertum habe auch keine Erhöhung seiner Einnahmen und im übrigen sei auch nur eine Erhöhung der Fleischprcise eingetreten, wohingegen die Kartoffeln bedeutend billiger geworden seien. Unseren Parteigenossen war es ein leichtes, diese Scheingründe zu zerpflücken. Der Antrag wurde schließlich zum zweiten Male vertagt mit der Begründung, noch nicht genügend informiert zu sein. Des weiteren wurde von unseren Vertretern angefragt, ob die Kosten für Illumination der Schule aus Gemeindemitteln getragen würden. Selbst einer der bürger- lichen Vertreter fand es angezeigt, einen Beschluß der Gemeinde- Vertretung in dieser Sache nachträglich herbeizuführen. Der Ge- meindcvorsteher Herr Kober war jedoch anderer Meinung; er hielt eine Abstimmung darüber für überflüssig, da ja ein Fonds für der- artige Zwecke vorhanden sei. Im übrigen erklärte Herr Kober, daß wir stolz darauf seien, unseres Kaisers Geburtstag zu feiern. Unsere Parteigenossen gaben ihm den Rat, dann aber auch die Kosten persönlich zu tragen und nicht aus öffentlichen Mitteln zu decken. Die Verwendung von Schulkindern als Fackelträger beim Krieger- umzug am 26. Januar unterzogen unsere Genossen einer Kritik. Auch der Unfug des Schießens und Abbrenncns von Feuerwcrls- körpern durch Schulkinder war Gegenstand der Besprechung. Passanten und Fuhrwerke würden durch diese Unsitte in Gefahr gebracht; auch ein bürgerlicher Vertreter schloß sich dieser Kritik an. Schließlich führten unsere Genossen Beschwerde über die Ver- Wendung des Nachtwächters Röling beim Sicherheitsdienst in den Nachbarorten bei Gelegenheit der Wahlrechtsdemonstrationen am 21. Januar. Der Gemeindevorsteher beantwortete diese Beschwerde dahin, daß der Nachtwächter der Polizeibehörde unterstehe und die Ortsverwaltung keine Befugnis über ihn habe. Die Antwort auf die Frage, wer die Kosten dieser Sache trägt, blieb der Gemeindevor- steher schuldig. Zehlendorf . Die kommende» Wochen werden im Zeichen der Geineindewahl- bewegung stehen. Unsere Gegner scheinen ihre Vorbereitungen in aller Stille zu tteffen, denn an die Abhaltung einer öffentlichen Gemeindewählerversammlung haben sie sich nicht herangewagt. Nach de» Erfahrungen der letzten Jahre dürsten sie wohl nicht allzngrvtzc Hoffnungen hegen, die arbeitende Bevölkerung für ihre Sonder- interessen einzusangen. Vor vier Jahreil machte man uns noch das Anerbieten, auch etnen Arbeitervertreter auf die Kandidatenlifte zur Gemeindevcrtreterwahl zu setzen; vor zwei Jahren ist man nicht mehr auf diesen Gedanken gekommen. Natürlich hätte dieser Arbeiter um Himmelswillen kein Sozi sein dürfen, sondern ein sogenannter Paradearbeiter, der in der Gemeindevertretung mit den doini- liierenden Herren durch dick und dünn geht. DaS wäre so eilte Arbeitervertretung nach dem Herzen unserer Gegner. Nun, wir ziehen es vor uns auf eigene Füße zu stelle» und da wissen wir, daß, wollen wir etwas erreichen, wir für unsere Forderungen kämpfen müssen. Und in diesent Kampfe muß jeder Arbeiter sich auf unsere Seite stellen. Wenn die Arbeiter unseres OrteS, folveit sie gewerkschaftlich organistert sind, am Tage der Wahl ihre Pflicht tun, so ist uns der Erfolg sicher. Ein sichere« Nüttel, die gewert- schastlich organisietten Arbeiter aufzuklären und für den politischen Besreiuiigskampi zu gewinnen, besteht darin, daß dieselben sich dem sozialdemolratischen Wahlverein anschließen. Hinein in die politische Organisation! Hinein in den frischen, fröhlichen Wahlkampf 1 Zeigen wir, daß wir für unsere Ziele mit allem Nachdruck eintreten. Wir sind die Kraft, Wir hämmern jung das alte, morsche Ding, den Staat; Die wir von GotteS Zorne sind, Wir, das Proletariat! Zossen . Wie bereits im vorigen WahlvereinSbericht erwähnt, konnte» wir erst am Sonntag in öffentlicher Versammlung Protest gegen da? preußische Dreiklassenwahlrecht einlegen, da uns unser früheres Lokal wieder zur Verfügung stand. Genosse A. Stürmer- Berlin hielt das von den Anwesenden beifällig aufgenommene Referat, das er mit den Worten schloß:„Siieder mit dem preußischen Dreiklassen- Wahlsystem! Hoch das allgemeine gleiche Landtagswahlrecht!" Nach Empfehlung der bekannten Resolution wurde dieselbe einstimmig angenommen. Eine Tellersaminlung für unsere russischen Brüder ergab den Betraa von 13,20 M. Noch zu erwähnen ist. daß nach Schluß der Versammlung mehrere Aufnahmen in den Wahlverein vorgenommen wurden. Potsdam . DaS Gewerkschaftskartell hielt am 31. v. MtS. feine erst« Sitzung im Jahre ab. die gut besucht war und eine lange Tages- ordnung erledigte.— Der Vorsitzende Kurkau macht die Vor» lande einzelner Gewerksckiaften darauf aufmerksam, daß ihre Tele- zierten die Mandate nicht genügend ausübten. Würden die Organi- ationen selbst mehr darauf achten, daß die Kartellvcrtrcter ordnungs. mätzig Bericht erstatteten, so würden diese auch ihre Pflicht besser erfüllen; eventuell müßten eben andere Mitglieder delegiert werden. Dies sei z. B. bei den Steinsetzern, Tabakarbcitern u. a. notwendig. — Durch die Aufnahme der Schmiede und der schon vorher neu angeschlossenen Gelverkschaften hat sich das Kartell auf 25 Organi- fationen mit 2000 Mitgliedern vermehrt, die durch 42 Delegierte
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