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partcl-Hngdcgcnbciten. Zur Lokalliste. Der Gesangverein.Liederborn", Meder-Schöne- weide, hält am Sonnabend, den 10. d. Mts., im LolalKyffhäuser " ein Vergnügen ab. Genanntes Lokal steht der Arbeiterschaft nicht gur Verfügung: man weise daher alle Billetts zu dort statt- findenden Vergnügungen entschieden zurück. In Bernau steht das Lokal.Schwarzer Adler" der Arbeiter- lchast zu den bekannten Bedingungen zur Verfügung. Die Lokalkommisston. Skieder-Schönhausen. Parteigenossen! Wir treten nächste Woche in die Agitation für die Wahjbewegnng ein. Diesmal müssen alle Kräfte eingesetzt werden, um Vertreter in das Dorfparlament zu senden. Es kann dies uns aber nur gelingen, wenn jeder nach Kräften mithilft. Am Sonntag, früh 8 Uhr. findet von D ü ck e r. E i ch e n st r. 70 aus eine Flugblattverbreitung statt und es ist Pflicht eines jeden Parteigenossen, zur Stelle zu sein. Jeder Genoste muh es als Ehrenpflicht betrachten, bei der Wahlarbeit Hülfe zu leisten. Boxhagen-RummelSburg. Für die am Montag, abends 8'/, Uhr, im Lokal der Witwe W e i g e l, Türrschmidtstr. 46, stattfinvende Volksversammlung, in welcher unsere Gemeindevertreter über ihre Tätigkeit im Rathause Bericht erstatten, findet am Sonntagfrüh 7>/z Uhr Flugblattverbreitung statt. Die Genossen werden ersucht, in folgenden Lokalen zu erscheinen: A. GorgaS, Neue Prinz Albertstr. 78. P. Ritter, Schillerstr. 26. Lorenz, Wühlischstr. 88. L a n g f e l d. Simon Dachstrahe, Ecke Romintenerstratze. Setzepfand, Goethestr. 10, H a l w a h, Kantstr. 44. P. Jage, Prinz Albertstr. 1112. G. T e in p e l, Alt-Boxhagen 68. Das Wahlkomitee. Vorort- l�admcbten. Lharlottenburg. Im Dienste der Arbeit. Bei den AuSschachtungSarbeften zum Bau des Jandorffchen Warenhauses am Wittenbergplatz ereignete sich gestern mittag ein erheblicher Unfall. Dort waren mehrere Arbeiter damit befchäfttgt, in der Tiefe Sand auszugraben und fortzuschaffen. Dabei gab eine Wand nach, stürzte ein und begrub den 28 jährigen Arbeiter Hermann Tornow aus der Nehringstr. 4 unter sich. Nachdem ihn seine Kollegen von dem auf ihn ruhenden Geröll be- freit hatten, wurde der Verletzte in einer Droschke nach der Unfall- ftation Zoologischer Garten geschafft, wo der Arzt einen Bruch des linken Unterschenkels feststellte.~~- Nach eineS Notverbandes ankenhause Westend wurde Tornow im Krankenwagen nach dem gebracht. Im Hause Marchstr. 12 sollten gestern an der Wasserleitung Reparaturarbeiten ausgeführt werden. Dabei fiel der 30 Jahre alte Rohrleger Wilhelm Klirwitter aus der Kaiser Friedrichstr. 88 mit der Leiter, aus deren obersten Sprossen er stand, um und zog sich außer Verletzungen beider Schienbeine eine erhebliche Wunde am Kopf bei. Die Unfallstation in der Hertzstrahe leistete dem Ver- unglückten die erste Hülfe. Rixdorf. Eine nachträgliche Mozartfeier als Abfchluh der Huldigungen zum 160. Geburtstage des Meisters findet am Sonntag, den 11. Februar, im Festsaal der Kaiser Friedrich- schule in Rixdors statt. Durch beste Kräfte des Konzert- faalcs und der Hofoper usw. werden alle bedeutenden Solo- und Ensemblestückc der drei MeistcropernFigaro",Zauberflöte ",Don Juan" zu Gehör gebracht, während Dr. M a n z. welcher die Lei- tung übernommen, auch den Festvortrag hält und Dichtungen auf Mozart von Max Bcwer, Mörike (Mozart auf der Reise nach Prag) und Stellen aus Mozarts Briefen vorträgt. Billetts zum Preise von 3 0 P f. u n d 5 0 P f. sind in den Buchhandlungen RirdorfS zu haben. Numerierte ZykluSkarten, gültig für die drei in diesem Winter stattfindenden Kunstabende(Mozartabend. Nieder- deutsche Kunst, Holland und seine Kunst) sind nur in der Bikhard- fchen Buchhandlung, Bergstrahe 13, zu haben. Am Sonntag, den 4. Februar, fand im Saale des Herrn Thiele eine Mitgliederversammlung deSVerbandes der Handels-, Trans- port- und Verkehrsarbeiter Deutschlands " statt. Iii dieser Ver- sammlung gab Kollege Straube den Bericht vom Arbeitsnachweis und von der Agitationskommission. Es ging daraus hervor, daß im abgelaufenen Jahre der Arbeitsnachweis von 143 Arbeitslosen besucht war; davon erhielten 63 Mitglieder Stellen für fest und 42 Mitglieder Stellen zur Aushülfe. Stellen waren gemeldet fiir fest 148 und zur Aushülfe 80. Der«gitattonsbericht gestaltete sich tvie folgt: Es haben stattgefunden 6 öffentliche Mitglieder- versammlnngei?, 21 Betriebsbesprechungen, 18 Bezirks- und Betriebs- vertrauensleuleversaminlungen, 4 besondere Bezirksversammlungen, 11 Sitzungen der Agitatious- und Arbeitsnachweiskommission. Der Dtitgliedcrbestand betrug am 1. Januar 037, es ist ein Zulvachs von 241 Mitgliedern zu verzeichnen. Kollege Franke gab den Bericht von dem Gewerkschaftskartell. In der Diskussion wurden den neuzuwählenden Mitgliedern der Bezirksleitutig bezüglich der Agitation einige Wünsche zur Berück- sichtigiirtfj überwiesen. In die Agitationskommission wurden die Kollegen Straube, Manien, Pohl, Franke. Schneising, Schaal und Langkau gewählt. Als Delegierte zum Gewerkschaftskartell wurden die Kollegen Straube und Franke gewählt. Unter Verschiedenem machte der Vorsitzende bekannt, daß der Lichtbildervortrag nicht am 18. März, sondern schon am 11. März stattfindet und nur Mit- glieder, welche nicht länger als zehn Wochen mit ihren Beiträgen ,m Rückstand sind. Zutritt haben. Weiter machte er bekannt, daß am 10. Februar bei Buggenhagen unsere diesjährige General- versannnlung stattfindet und ersuchte die Kollegen, sich recht zahlreich zu beteiligen. Pankow . Auf der Schwlndsnchtsbrticke deu Tod gefunden hat gestern die Ehefrau des Malermeisters Radtke aus Französisch-Buchholz. Seit Jahren schon petitionieren die Vorortvereine an der Stettinerbahn, die Eisenbahnverioaltung möge den unerhörten Zuständen, welche an der Strecke, besonders aber auf dem Bahnhof Pankow -Heiners- darf herrschen, ein Ende machen. Schon vor einigen Monaten haben sich Eintvohner an die Eisenbahudirektion mit dem Ersuchten gewandt, die Höherlegung des Bahnkörpers eiliger zu be- treiben und besonders die sogenannte.Schwindsuchtsvrücke". eine' einfache Holztreppe, die über den Pankow - HeinerSdorfer Bahnhof von einem Bahnsteig zum anderen führt, zu beseitigen. Die Bauart dieser alten Holztreppe ist eine ganz veraltete und find schon häufig dort Unglücksfälle geschehen, die aber bisher alle verhältnismäßig gut abliefen. Die Frau Radtke stürzte nun gestern die letzten neun Stufen der Brücke so unglücklich herunter, daß sie sich einen Schädel- bruch zuzog. Aus dem Wege zur Berliner Klinik starb die schwer- verletzte Frau. Die Eisenbahnverwalwng soll für den Unfall ver- antwortlich gemacht werden. Treptow -Baumschulenweg. Wie wir gar nicht anders erwarteten, werden bei der bevor- stehenden Gemeindevertreterwahl unsere Gegner gemeinsame Sache machen. Im Kampfe gegen die Sozialdemokratie findet sich alles zusammen, waS sich sonst befehdet. Wir bedauern das gar nicht, sondern begrüßen diese Tatsache. Zeigt sie doch den Ar- beitern, daß sie sich auf sich allein verlassen müssen, wollen sie über- Haupt vorwärts kommen. Immerhin gibt es doch noch naive Ge- müter, die sich dem Wahne hingeben, die Arbeiter ließen sich vor ihren Wagen spannen und wären töricht genug, für ihre Feinde Minierarbeit zu leisten. Zu diesen naiven Leuten scheint auch der Verleger deSTreptower Anzeigers" zu gehören. In der richtigen Erkenntnis, daß eine weitverbreitete Presse in dem Kampfe gegen die Arbeiter ein erhebliches Agitationsmittel ist, versucht der Herr auch seinem Blättchen weitere Kreise zu öffnen. Und weil eS mit derVerbreitung desVorwärts" am hiesigen Orte gut klappt, sagte sich der geschäftskundige Verleger:Halt, übergib den Vertrieb deiner Zeitung" den Sozialdemokraten, dann wird alles richtig und schnell erledigt." Unser Parteispediteur erhielt nun eine Post- karte von dem Verlag mit der Anfrage, zu welchen Be» dingungen er das Austragen desTreptower An zeigers" für Treptow übernehmen würde. Als Ant- wort teilte unser Genosse dem Herrn mit, daß wir ein derartiges Blatt nicht austragen, sondern nur denVorwärts" verbreiten. Man sollte eigentlich meinen, der politische Anstand müßte es schon verbieten, sich in dieser Weise des Gegners zu bedienen, aber gleichgültig, die Devise lautet eben: Geschäft gehtüberGe- schüft. Die Arbeiterschaft muß sich schon bedanken für die Zumutung, eineZeitung" zu lesen und gar noch zu verbreiten, die bei jeder Gelegenheit offene und versteckte Angriffe(jegen die Sozialdemo­kratie erhebt und in jeder Nummer die russischen Freiheitskämpfer beschimpft. Die Arbeiterschaft unserer Gemeinde liest ihr Organ, denVorwärts", und soweit noch derartige Ortsblättchen gelesen werden, wird sie dafür Sorge tragen, daß dieselben aus dem Ar- beiterheim verschwinden und an deren Stelle die Arbeiterpresse tritt. Kalkberge- Rüdersdorf . 37 688 Marl au» der Gemeinbekasse gestohlen wurden in der vorgestrigen Nacht in Kalkberge-RüderSdorf. Die Ein- brecher, welche zweifellos genau orientiert waren, hatten sich ver- mutlich am Tage in das Gebäude deS Gemeindeamts eingeschlichen und öffneten die Tür zu dem Kassenzimmer mittels Nachschlüssels. Dort sprengten sie mit Hülfe von vorzüglich arbeitenden Jnstru- menten den Tresor, wobei sie mit großer Dreistigkeit vorgingen und sich zweifellos auch viel Zeit gelassen haben. Die Diebe erbeuteten 2600 M. Bargeld, ferner Wertpapiere im Gesamtwerte von 35 000 Mark. Unter diesen befanden sich Charlottenburger Stadtanleihe in Höhe von je 1000 M. mit den Nummern 6081, 13 873, 13 674 und 13 678, über je 2000 M. Nr. 2760, 12 648 und 12 768. über je 6000 M. Nr. 12 263 und 24 340; preußische Staatsanleihe über je 6000 M. Nr. 60 738, 124 763 und 124 764. Die Verbrecher drangen. nachdem sie den Einbruch verübt hatten, in einen Parterreraum und flohen von dort aus durch das Fenster. Sofort nach Ent- dcckung des Diebstahls gestern morgen um 8 Uhr wurden die Nach- sorschungcn nach den Dieben aufgenommen. Da zu vermuten war. daß sie von Kalkberge-RüderSdorf aus nach Erkner gegangen waren, um von dort mit einem Vorortzuge nach Berlin zu fahren. wurde der Bahnhof durch Kriminalbeamte besetzt, aber leider ohne Erfolg. Die Diebe sind mit ihrer Beute entkommen. Sämtliche Bankgeschäfte sind von dem dreisten Raube benachrichtigt und vor dem Ankauf der gestohlenen Wertpapiere gewarnt worden. Da eS den Spitzbuben bisher noch nicht gelungen ist. die Papiere zu ver- äußern, werden sie vermutlich versuchen, dieselben bei Gastwirten oder Kaufleuten zu verpfänden. Es wird dringend um Festnahme von Personen, welche versuchen, die oben genannten Wertpapiere zu lombardieren, ersucht. Schmargendorf . Verhaftung eine» Schwindlers. Nach einer hier stattgefun. denen Beerdigung versuchte gestern ein gut gekleideter junger Mann in einem Hause in der Misdroyerstraße unter Vorspiegelung ver- wandtschaftlicher Beziehungen von einer Familie des Hauses Geld zu erschwindeln. Er hatte sich über die Verhältnisse der Fam.lie orientiert und es war ihm bereits gelungen, bei der ,n Wilmers- dorf wohnenden Schwiegermutter eine Anleihe zu machen. Gluck- licherweise waren die hiesigen Verwandten gewarnt und es gelc-ng. den Schwindler zu verhasten. Derselbe trug eine ansehnlich- Summe Geldes bei sich. Auf dem Wege zum Rathause lief der Bursche dem Beamte» davon und nach einer kurzen Jagd wurde er vo» nacheilenden Personen zum Stehen gebracht und gefesselt abgeführt. Ein dreister Einbruchsdiebstahl ist in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag in, RestaurantWirtshaus". Warnemünderstr. 6. verübt ivorden. Me Diebe, welche vom Eingang des Gartens ein- drangen, erbeuteten etwa 1060 Zigarren, 0 Flaschen Eierkognak. 12 Tafeln Chokolade und 6 Würste. Hiermit nicht genug, öffneten sie ein Bierfaß und ein 60 Liter-Rumfaß und ließen den Inhalt im Keller auslaufen; den Bierfatzstocher nahmen die Einbrecher auch noch mit. Von denselben fehlt jede Spur. SeHinev JVachnchten. Mit der Suche«ach Mörder» hat unsere Polizei entschieden Pech. Wir wollen hier gar nicht davon reden, daß noch viele Kapitalverbrecher frei umherlaufen und noch entdeckt werden sollen, sondern nur an den gegenwärtigen Fall Hennig anknüpfen. Man ver- gegenwärtige sich diesen Fall. Bei Wannsee wird ein Mann erschossen aufgefunden, eine Schußwaffe liegt nicht dabei. Später wird Selbstmord angenommen und der Mann beerdigt. Es stellt sich heraus, daß der Beerdigte der in Berlin als ver- mißt gemeldete Kellner Giernoth ist. Privatpersonen machen die Polizei darauf aufmerksam, daß nach Lage der Sache an einen Selbstmord gar nicht zu denken ist. Die Leiche wird ausgegraben und die Polizei muß nun ein- gestehen, daß kein Selbstmord, sondern ein Mord vorliegt. Da die Polizei nicht weiß. wer der Mörder ist, machen wieder Privatpersonen darauf aufmerksam, daß in der Gegend von Glienicke sich eine mysteriöse Persönlichkeit herum- getrieben habe, die als Mörder in Betracht kommen könnte. So lernt die Polizei die Persönlichkeit des Mörders kennen, aber hat ihn noch nicht. Wieder finden sich Privatpersonen, die der Polizei mitteilen, daß ein Mann ein Zimmer gemietet hat, der sich nicht recht ausweisen kann und überliefern ihn so gewissermaßen der Polizei. Jetzt hat die Polizei den Mörder, aber sie läßt ihn wieder entwischen. Einem Mit- arbeiter desBerliner Tageblatt" soll der Beamte, der Hennig sistierte erklärt haben, er habe nicht gewußt, daß der Mann, den er zur Wache brachte, der Mörder war und da er an- ständig gekleidet war und ruhig mitging, sei er nicht gefesselt worden, man wollte ihn ebenhuman" behandeln. Was haben Sie für eine Polizei, Herr Redakteur!"schreibt uns ein auf'der Reise durch Berlin begriffener Herr. Ja, was haben wir für eine Polizei l möchten wir mit dem Ein- sender fragen. Wenn es sich darum handelt, einen armen Teufel, der sich ein bißchen warmes Mittagessen gebettelt hat, zur Wache zu sistieren, kann man oft wahrnehmen, daß ihn ein Schutzmann mit dem Riemen am Gelenk nach der Wache bringt, oder wenn es gilt, für ihr Recht kämpfende friedliche Arbeiter in der Ausübung ihres Rechts zu beeinttächtigen. haben wir häufig eine humane Behandlung nicht beobachten können. Wenn man bedentt, wie Streikposten, die sich in Aus­übung ihres gesetzlich gewährleisteten Koalitionsrechts befanden. zur Wache sisttert und dort stunden lang festgehalten wurden und die Verhaftung des Mörders Hennig dagegen hält, so kommt man unwill­kürlich zu dem Ergebnis, daß bei uns unter Umständen ei» Verbrecher bessere Behandlung erfährt, als ein anständiger Arbeiter. Es wird zwar behauptet, die Beamten, die Hennig verhafteten, hätten nicht gewußt, mit wem sie es zu tun hatten'. Dagegen spricht aber sehr stark der Umstand, daß die Beamten das Bildnis des Gesuchten bei sich geführt haben sollten. Mag dem aber sein, wie ihm wolle, mit der Mördersuche hat die Polizei Pech! Im Anschluß hieran wird berichtet: Gegen die beiden Beamten Pettschack und Wölk, durch deren Schuld Hennig bekanntlich am Dienstag wieder entweichen konnte, wird auf Grund des K 121 des Strafgesetz­buches ein Verfahren eingeleitet. Dieser Paragraph be­droht in seinem zweiten Absatz den, der durch Fahrlässig- keit die Entweichung eineS Gefangenen, mit dessen Pe- aufsichttgung oder Begleitung er beauftragt ist, befördert, mit Gefängnis bis zu drei Monaten oder mit Geldstrafe bis zu M0 M. Gefangener ist dem Beamten gegenüber auch schon der, den der Beamte zur Feststellung deS Namens anhält. Au» derMedizinak-Statiftil". Ueber das Modegift Lysol, das in neuester Zeit so vielen Lebensmüden als letztes Mittel dienen mutz, finden wir eine Mitteilung in dem das Etats- jähr 1904 behandelnden ärztlichen Bericht deS F r i e d r i ch s h a i n- K r a n k e n h a u s e s. den der Magistrat kürzlich veröffentlicht hat. Professor Stadelmann, der ärztliche Direktor der inneren Abteilung. hebt hervor, daß die Zahl der Lysolvergiftungen auffallend zuge- nommcn habe, und zwar handele es sich ausnahmslos um Selbst- Mordversuche. Im Vorjahre habe er nur über 1 Lysolvcrgiftung zu berichten gehabt, aus dem letzten Jahre müsse er 23 Fälle auf- zählen. Hierzu ist allerdings zu bemerken, daß der ärztliche Dirck- tor nur die eine Hälfte der inneren Abteilung zu versorgen Hai, während die andere Hälfte dem dirigierenden Arzt Professor Krönig zugewiesen ist. Krönig berichtet gleichfalls noch über 10 Lysol­vergiftungen. doch waren von ihm auch im Vorjahre schon 6 Fälle von Lhsolvergiftung behandelt worden, so daß hier die Zunahme nicht so stark hervortritt. Stadelmann hat seinem eigenen Be­richte ausführliche Erklärungen beigegeben.Das Lysol," sagt er, ist jetzt Modegift, und es wäre dringend zu wünschen, daß auch hier Verordnungen erlassen würden, infolge deren es nicht mehr möglich wäre, daß jeder Mensch sich mit Leichtigkeit beliebige Mengen von Lysol verschaffen kann." Und dann fügt er hinzu: Glücklicherweise sind Lysolvergiftungen, wenigstens Verhältnis- mäßig, ungefährlich. Von den 23 Vergifteten starben nur 6, d. h. zirka 26 v. H." Diese Nachricht wird manchen der das Lysol bisher für ein gefährliches Gift gehalten hatte, nicht wenig über- raschen. Wir möchten aber keinem raten, dieser Statistik blind zu vertrauen und etwa versuchshalber mal vom Lysol zu nippen. Die oben mitgeteilte Berechnung konnte natürlich nur die Fälle berück- sichtigen, die Herrn Professor Stadelmann unter die Finger gc- kommen waren. Das werden aber vermutlich nicht die schwersten Fälle gewesen sein. Diejenigen Lysoltrinkcr. die tot aufgefunden wurden, scheiden ja von vornherein aus. Wer sein Kiel erreicht hat, ist der Mühe überhoben, sich noch ins Krankenhaus bringen zu lassen, um dort zu sterben. So erinnert diese Stadclmannsche Statistik ein wenig an jenen berühmten Nachweis, daß in den- jenigen Ländern, die von der modernen Ueberkultur noch leidlich verschont geblieben sind, Urkundenfälschungen seltener vorkommen als da. wo die nichtsnutzige Kunst des Schreibens Gemeingut werden durste. Mehr Schulärzte. Der Ausschuß zur Beratung des Antrages Antrick und Genossen bettessend den Ausbau der schulärztlichen Ein- richtmlg durch Vermehrung der Schulärzte und Ein- fügung besoldeter Spezial-, Zahn- und Augen» ärzte in das Schularztsystem hat am Mittwoch, den 7. Februar getagt. Der als Magistratskommissar zu den Verhand- lungen zugezogene Leiter deS schulärztlichen Dienstes Professor Dr. Hartmann vertrat den Standpunkt, daß vorläufig hier in Berlin eine regelmäßige Untersuchung und dauernde UebcNvachnng ulier Schulkinder, wie es in Wiesbaden und anderen Städten durchgeführt ist, nicht erforderlich sei. Es genüge vollauf, wenn im Rahinen der gegebenen Dienstanweisung die Schulrekruten gründlich unter»