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Boeten- Trug.

Gestern( Dienstag) abend bringt die Vossische Zeitung" ein Gedicht von Ernst v. Wildenbruch: Die Balten und ihre Verfolger". Das Poem singt die alte Litanei vom Adelsmenschen als Edel­menschen, als Herrenmenschen. Es himmelt im Bardenstile das Deutschtum an, jenes Deutschtum, das dem Slawentum himmelhoch überlegen sein soll usw. Einem Wildenbruch kann man solche rollende Reimerei nicht übel nehmen. Was man aber dem Dichter historisch sein sollender Dramen wohl berargen kann, das ist die Einseitigkeit der Information, auf die hin er dieses Gedicht ver­brochen hat. Die baltischen Adligen sind nach seiner befangenen Darstellung unschuldige Lämmerschwänzchen, die nichts verbrochen, die ohne allen Grund beraubt, deren Kinder von den revolutionären Horden getötet, deren Weiber geschändet, ja deren Gut sogar nach Wildenbruch erwürgt wurde! Das herrliche Volk" der baltischen Junker aber hat keinen Frebel begangen, teinem Menschen ein Haar gekrümmt, es ist reiner von Schuld und Fehle als der unschuldigste Engel Wildenbruchscher Poetenabkunft. Der brave Herr v. Wildenbruch hat sich letztens dagegen ver­wahrt, daß man ihn einen Hohenzollerndichter" nenne. Wir denken man wird ihn, wenn er so fortfährt, bald den Romanow­dichter" nennen müssen.

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Eine Hochkomische Demonstration.

In der Montags- Stadtverordnetenfißung in Halle spielte sich eine ergögliche Szene ab. Der Magistrat beantragte dem gemein­mügigen Verein für das Wohl der notleidenden Klassen" zwölf Mark, fage und schreibe zwölf Mark zu schenken. Als der Stadt­verordnete Genosse Osterburg diese Art Wohltätigkeit geißelte und daran erinnerte, daß der jetzt verstorbene Ehrenbürger, Groß industrielle Geheimrat Dehne der Stadt Halle ein Kaiserdenkmal geschenkt und zur selben Zeit seinen Arbeitern zehn Prozent vom Lohne abgezogen habe, erhoben sich etwa dreißig erstklassige Stadt­berordnete, schlugen in turbulenter Weise mit den Fäusten auf die Tische, schrien Raus"! Raus! und verließen demonstrativ den Situngssaal.

Ferner: Gefreiter Theodor Wengowski, geboren am 30. Aug. 82 zu Waldenburg , früher im Infanterie- Regiment Nr. 141, am 1. Fe­Bruar in Autabib an Herzschwäche bei Skorbut gestorben. Nachträglich gemeldet: Reiter Ludwig Scheidt, geboren am 11. Jan. 83 zu Größingen, früher im Lehr- Regiment der Feldartillerie­Schießschule, am 19. November 1905 im Feldlazarett Hasuur an Typhus gestorben.

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Husland. Italien .

Neue Besen kehren gut.

Wolffs Bureau meldet aus Rom :

einzuschränken; es wird noch viele Agitation notwendig fein, bis das Gesez zustande kommt, und wenn dies erreicht ist, erneute Agitation, um die Gemeindevertretungen zu veranlassen, von dem Geseze Gebrauch zu machen.

Ganz ähnlich wie in Deutschland .

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Afien. Unruhen in China .

Wie dem Daily Telegraph " berichtet wird, mehren sich die feindseligen Rundgebungen gegen die Fremden in China , besonders im Süden des Reiches. In der Provinz Fo- kien wurden jüngst wieder einige christliche Kirchen zerstört. Die Volksstimmung richtet fich an vielen Orten gegen den wachsenden Einfluß der Fremden, Ministerpräsident Sonnino hat durch ein Rundschreiben an wie auch nach Washington in der legten Zeit häufig berichtet wurde. die Präfetten die Zensur für Breßtelegramme aufgehoben. Bekanntlich haben die Amerikaner in Erwartung größerer Unruhen Künftig dürfen nur Depeschen, die die Sicherheit des Staates ge- ihre Truppenmacht auf den Philippinen verstärkt, und von Tolio fährden oder gegen die guten Sitten verstoßen, konfisziert werden. Korrefpondent gerade es war, der sich über Zensurierung, auf deutsch ruhen in China haben und zu einem sofortigen Einschreiten bereit Wir hatten letzte Woche zu berichten, daß unser römischer wird berichtet, daß die Japaner ein wachsames Auge für die Un­Verstümmelung, seiner an den Vorwärts" gerichteten Tele- find! Die Kaufleute beklagen sich bitter, daß ihr Warenabsatz gramme zu beklagen hatte. Es versteht sich von selbst, daß diese An- unter der Agitation gegen die Fremden schwer zu leiden hat. Ein gelegenheit weiter verfolgt wurde, und es ist nicht ausgeschlossen, daß Komitee des Senats in Washington beschäftigt sich gegenwärtig mit die Beschwerde unseres Korrespondenten den Anstoß zur Aufhebung der Lage in China und hat von dem Kriegssekretär Taft Aufschlüsse der bisherigen italienischen Zensurgebarung gegeben hat. verlangt.-

England.

Aus der Arbeiterpartei.

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Soziales.

London , 10. Februar.( Eig. Ber.) ( Auch unser Korrespondent kommt auf die Tatsache zu sprechen, Ist der Sonntag in die dreitägige Meldefrist für Krankenkassen daß Burns jüngst im Wahlkampfe liberale Kapitalisten gegen ge- einzurechnen? Ueber die An- und Abmeldung der Versicherungs­werkschaftliche Arbeiterkandidaten unterstützte, und schreibt über den pflichtigen einer Ortskrankenkasse bestimmt§ 49 des Kranken­von uns bereits gestern erwähnten Fall Runciman- Turner): versicherungsgesetzes, daß die Abmeldung spätestens am dritten Um dem deutschen Leser einen Begriff davon zu geben, wie Tage nach Beendigung und die Anmeldung spätestens am dritten Burns sich der Arbeiterbewegung gegenüber benimmt, wollen wir Tage nach Beginn der Beschäftigung zu erfolgen hat. Die Nicht­einige biographische Einzelheiten mitteilen: Runciman ist Reeder beobachtung dieser Vorschrift zieht für den Arbeitgeber Strafe bis und Makler, Turner arbeitete seit seinem zehnten Lebensjahre in zu 20 M. und die Verpflichtung zur Erstattung seitens der Kässe einer Textilfabrik. Früh trat er in die Gewerkschaft ein. Im Jahre berauslagter Unterstützungen nach sich. Diese nur für die Innungs­1891 gründete er das Gewerkschaftskartell in Batley; 1893 wurde er fassen nicht gültige Vorschrift bezweckt die Kontrolle über den Ver­in die Schulfommission gewählt, später zum Ehrensekretär( un- sicherungszwang zu erleichtern. Ein Arbeiter, der einer ver­bezahlten Sekretär) des Textilverbandes von Yorkshire , 1904 zum ficherungspflichtigen Beschäftigung angehört, wird auch, wenn er Vorsitzenden des Allgemeinen Verbandes der Weber gewählt; seit nicht angemeldet ist, infolge seiner Beschäftigung fraft gefeßlicher 16 Jahren schreibt er für das Fachorgan der Textilarbeiter; er ist Vorschrift Mitglied der Kasse. An diese, nicht an den Arbeitgeber, hat einer der Gründer der Unabhängigen Arbeiterpartei, eifriger Ge- er sich für den Fall einer Erkrankung zu wenden. Das mag gegenüber nossenschaftler. Und gegen diesen Mann agitierte John Burns! vielfachem Irrtum, der auf diesem Gebiete besteht, bemerkt werden. Ein ähnlicher Fall liegt in Monmouth vor, wo der Berg- Die eingangs angeführte Vorschrift des§ 49 ist eine wesentlich für Deutsch - amerikanische Handelsvertrags- Verhandlungen. arbeitervertreter Winstone gegen den liberalen Fabrikanten Haslam die Kassenverwaltung erhebliche Vorschrift, deren Bernachlässigung Nach einer augenscheinlich offiziösen Mitteilung der Köln . 3tg." kandidierte. Burns trat für Haslam ein. Dasselbe tat er in Leeds , insbesondere kleinen Unternehmern recht böse Nachteile zufügen will die Regierung, da an das Zustandekommen eines Handels- wo der Kandidat der Arbeiterpartei, der Eisenbahner Albert For, kann. Die Frage, ob ein in die dreitägige Anmeldungsfrist fallender vertrages mit den Vereinigten Staaten von Amerika zum 1. März d. J. gegen den liberalen Rechtsanwalt Walton kandidierte, so daß der Sonntag mitzuzählen ist, ist, wie dieser Tage auch das Kammer­nicht mehr zu denken ist, mit der Washingtoner Regierung ein Pro- Verband der Mechaniker, dessen Mitglied Burns ist, und der ihm gericht entschieden hat, zu bejahen. visorium abschließen. Die Köln . 3tg." schreibt: ein Ehrengehalt von 2000 a. jährlich zahlt, an die Arbeiter nach Leeds telegraphierte, keine Notiz von Burns Schreiben zu nehmen!

Die Sache fah so gefährlich aus, daß man annehmen konnte, die Herren wollen die bekannte Hallesche Demonstrations- Feuersprize helen; fie fetzten sich aber in den Ratskeller und spülten ihren Born mit einem kräftigen Schoppen hinter. Als dann Genosse Thiele antün igte, die Beschlußfähigkeit anzuzweifeln, kehrten die Demon­stranten trieder zurück.

,, Ueber den Stand der Verhandlungen zwischen Amerika und Deutschland wird eine nahe Zeit genaue Aufklärungen bringen, doch ist es noch nicht möglich, näheres darüber mitzuteilen, weil die letzten und endgültigen Beschlüsse heute noch nicht erfolgt sind. Daß in der kurzen Zeit bis zum 1. März kein Handelsvertrag ab­geschlossen werden kann, ist selbstverständlich, und es kann sich daher, wenn ein Bollkrieg vermieden werden soll, nur um ein Provisorium handeln. Dieses würde voraussichtlich nicht den Charakter eines provisorischen, in allen Bestimmungen vom Reichs­tage genehmigten Vertrages haben, sondern der Reichstag würde der Reichsregierung Bollmacht zu bewilligen haben, die Zoll­beziehungen zu Amerika zu regeln für eine bestimmt begrenzte Beit, die einerseits so furz bemessen sein müßte, daß ihr der Charakter eines Provisoriums gewahrt bleibt, andererseits aber lang genug ist, um in ihr zu einem wirklichen Handelsvertrage mit Amerifa zu gelangen oder zu der Ueberzeugung, daß der Zoll­frieg nicht vermieden werden könne."

Zur fächsischen Wahlrechtsreform.

Bayerischer Landtag .

Das Reich und die Einzelstaaten. München , den 13. Februar 1906. ( Privattelegramm des Vorwärts".)

Etwa 150 Arbeitslose marschierten dieser Tage von Liverpool und Umgebung nach London , um die Aufmerksamkeit des Volkes auf die Lage der Arbeiter zu lenken. Die Arbeitslosen wurden von Arbeiterabgeordneten und Sozialliberalen empfangen und bewirtet.

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Gewerkschaftliches.

Ueber den abgeurteilten Fall liegt uns folgender Bericht vor. Ein Herr Jakob wurde wegen Nichtbeachtung der Vorschrift durch um einen Tag verspätete Abmeldung eines Fensterputers bei der Am 15. d. Mts. findet im Hydepark wieder eine Arbeitslosen Allgemeinen Ortskrankenkasse zu Berlin in zweiter Instanz zu einer Demonstration statt, an der die Arbeiterabgeordneten Thorne, Geldstrafe verurteilt. Das Landgericht erachtete für festgestellt, daß Steadman, O'Gradys sowie eine Anzahl von städtischen Arbeiter- er das seiner Ehefrau gehörige Reinigungsinstitut betreibe und so­vertretern teilnehmen werden. Die vorgeschlagene Resolution ver- mit für die Beachtung der Meldevorschriften des Gesetzes nach§ 82a langt Staatsmittel, um das im vorigen Jahre angenommene Ar- als" Leiter" verantwortlich sei. Bei der Berechnung der beitslosengesetz in Kraft sezen zu können, sodann Aufforstung der Abmeldefrist rechnete das Landgericht den in Brache, Ackerbau- Genossenschaften, Verkürzung der Arbeitszeit, um dieselbe fallenden Sonntag mit. Namentlich dieser auf diese Weise das Uebel der Arbeitslosigkeit zu mildern und gleich- Umstand, abgesehen von anderen Gründen, veranlaßte den An­zeitig einen Schritt zur sozialen Beherrschung der Produktionsmittel geklagten, die Revision einzulegen. Er meinte, die Abmeldung zu machen, da nur durch eine solche Beherrschung die Arbeitslosen- hätte spätestens am dritten Werktage nach Beendigung der Be= frage gelöst werden könne. schäftigung erfolgen müssen. Der Sonntag sei nicht mitzurechnen. Wenn das Gesetz auch nicht ausdrücklich von Werktagen spreche, so folge doch aus der Kürze der Frist, daß das Gesetz nur die Tage im Auge hätte, wo Abmeldungen beziehungsweise Anmeldungen er­folgen fönnten. Wäre aber der dazwischen liegende Sonntag nicht mitzurechnen, dann wäre die dreitägige Frist hier gewahrt Die Justice", das Organ der sozialdemokratischen Föderation, worden. Das Kammergericht verwarf die Revision, indem es Die freie Wahlrechtstommission, die die Zweite erklärt ihre Haltung zur Anbeiterpartei in folgenden Worten: unter anderem ausführte: Daß der Sonntag bei Berechnung der Rammer auf eigne Hand eingesetzt hat und der auch Genosse Wir gehören nicht zur neuen Partei, obwohl wir darauf Frist für gewöhnlich nicht ausscheide, ergebe sich aus§ 78a des Goldstein angehört, hat sich konstituiert. Der Erzreaktionär und Anspruch machen dürfen, daß wir unser Teil dazu beigetragen haben, Krankenversicherungsgesetzes und aus§ 193 des Bürgerlichen Gesetz­Wahlrechtsverschlechterer Opis wurde zum Vorsitzenden, der libe- fie ins Leben zu rufen. Die sozialdemokratische Föderation, als buches. Das Krankenversicherungsgesetz bestimme im Absatz III rale Abg. Schulze zum Berichterstatter gewählt. Nach dem eine Körperschaft, die zur Verbreitung und Verwirklichung sozia- des§ 78a, daß die Frist mit Ablauf des nächst folgenden festgestellten Arbeitsplane sollen zunächst alle einzelnen Wahlrechts- listischer Lehren organisiert wurde, konnte sich logischerweise nicht Werktages ende, wenn das Ende einer Frist auf einen Sonntag systeme durchberaten und das Resultat, zu einem Berichte zusammen mit einer Partei verschmelzen, die nicht offen sozialistisch ist; wir oder allgemeinen Feiertag falle. Und§ 193 des Bürgerlichen Gesetz­geheftet, dem Landtage unterbreitet und der Regierung als Material dürfen wohl zuweilen nicht- sozialistische Kandidaten unterstüßen, buches bestimme: ft an einem bestimmten Tage oder inner. überwiesen werden. Es dürfte dann nochmals zu einer Verhandlung wenn diese für gewisse Forderungen eintreten, die auch uns am halb einer Frist eine Willenserklärung abzugeben oder eine darüber in der Zweiten Kammer kommen. Herzen liegen, aber wir fonnten uns nicht von vornherein auf Leistung zu bewirken, und fällt der bestimmte Tag oder der letzte Unterstübung solcher nicht- sozialistischen Kandidaten festlegen. Dies Tag einer Frist auf einen Sonntag oder einen am Erklärungs- oder sind die Gründe, die uns veranlaßten, unsere Selbständigkeit zu Leistungsorte staatlich anerkannten allgemeinen Feiertag, so tritt wahren, aber gleichzeitig eine durchaus freundliche Haltung gegen an die Stelle des Sonntags oder des Feiertages der nächstfolgende über der Arbeiterpartei einzunehmen. Jedoch haben wir es nicht Werktag." Nach beiden Paragraphen scheide also der Sonntag unterlassen, darauf hinzuweisen, daß es für die Partei nötig wäre, oder allgemeine Feiertag bei der Fristberechnung nur aus, wenn eine Prinzipienerklärung als Basis ihrer Verfassung niederzulegen der lebte Tag der Frist auf ihn falle, was hier nicht der Fall ge In der bayerischen Abgeordnetenkammer begann und ein Programm zu entwerfen, das den gewählten Vertretern als wesen sei. am Dienstag die Beratung des Etats des Ministeriums des Aeußern. Leitfaden dienen könnte. Das Nichtvorhandensein eines Programms Die Generaldebatte ist jedoch nach dem bisherigen Verlauf nichts tann leicht zu Schwierigkeiten führen, wenn die Abgeordneten ein­weiteres, als die Fortsetzung der allgemeinen Budgetdebatte, die bei mal daran sind, ihre Marschroute zu bestimmen. Wir hoffen, daß Beginn der Session stattfand. Damals hatte der Ministerpräsident die Sozialisten unter ihnen imstande sein werden, die nötige Leitung v. Pode wils das Recht des Landtages bestritten, über die aus zu geben; denn wir sind dessen gewiß, daß eine selbständige Arbeiter­partei ihre Eristenz im Parlamente nur dann behaupten kann, wenn wärtige Politik des Deutschen Reiches verhandeln, fie sich nach sozialistischer Richtung bewegt. Wir erkennen die weil nach Artikel 11 der Reichsverfassung dem Kaiser Schwierigkeiten der neuen Partei an und werden von ihr nicht viel die Leitung der auswärtigen Politik als persönliches Recht verlangen; so lange die Partei sich nach sozialistischer Richtung be­zusteht. Vom Zentrum wurde aber sofort angekündigt, wegt, wird sie unsere Unterstüßung haben." daß man bei dem Etat des Aeußeren auf diese Sache zurückkommen wolle. Das geschah jetzt durch den Oberlandesgerichtsrat Geiger, der auf Artikel 7 der Reichsverfassung Bezug nahm, wonach der Bundesrat über alle Vorlagen, die dem Reichstage vorliegen, zu be­schließen habe. Hier träte die Verantwortlichkeit der Bundes regierungen in volle Aktion. Es sei das zweifellose Recht des Bundesrats, Vorlagen, die dem Reichstage unterbreitet werden, ab­zulehnen. Unter diesen Umständen sei es nicht zu verstehen, wie der Ministerpräsident habe das Recht des Landtages bestreiten können, über derartige Angelegenheiten zu verhandeln. Man werde auch für die Zukunft an dem Rechte festhalten, dem verantwortlichen bayerischen Minister gegenüber über die auswärtige Politik zu sprechen, zumal es das Volt sei, das die Kosten für diese Politik Zusammentritt des Parlaments. Gestern.( 13. Februar) trat das zahlen müsse. Der liberale Abg. Dr. Kesselmann begann seine Parlament zusammen, aber die eigentlichen Arbeiten beginnen erst Ausführungen mit einem erneuten Vorstoß gegen den Minister- fechs Tage später. In der Zwischenzeit fonftituieren sich die Parteien präsidenten v. Podewils , dem die liberale Fraktion noch ebenso und werden die Mitglieder eingeschworen. Am 19. d. Mts. wird die mißtrauisch gegenüber stehe, wie bei der Budgetdebatte. Er richtete Thronrede berlesen, worauf die Session beginnt. Wir werden weiter an den Ministerpräsidenten die Frage, ob nicht der Ministerrat in einem Artikel auf die bevorstehenden Arbeiten zurüdkommen. Die Arbeiterpartei hat durch ihren Sekretär eine besondere Ein­sich bereits über die Auflösung des Landtages schlüssig gemacht habe Tabung( Whip) an ihre Abgeordneten erlassen, sich im Parlament ein­und ersuchte ihn, wenn dieses jetzt noch nicht geschehen sei, diese zufinden was nach englischen Einrichtungen auf die Selb­Angelegenheit in die Wege zu leiten, da das Volk ein großes Inter- ständigkeit der Partei hindeutet. Die liberalen Arbeiter­esse daran habe. Der gegenwärtige Landtag müsse einem neuen abgeordneten haben diese Whip vom Premierminister, dem Führer Platz machen, der auf Grund des in beiden Kammern verabschiedeten der liberalen Partei erhalten! neuen Wahlgefeges gewählt sei. In bezug auf die Zuständigkeit des Landtages in Fragen der auswärtigen Politik des Reiches pflichtete der Redner dem Abgeordneten Geiger bei, jedoch müsse er betonen, daß der Landtag nicht bei allen Gelegenheiten von diesem Recht Gebrauch machen soll und sich vielleicht als kleiner Reichstag aufspiele.( Die Debatte wird fortgesetzt.)

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Erfolge unserer Kolonialpolitik.

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Ein Telegramm aus Windhuk meldet: An Typhus sind ge­storben: Reiter Willy Kurzhalß, geboren am 3. Mai 1884 zu Berlin , früher im Garde Jäger Bataillon, am 7. Februar im Feldlazarett Amimuis. Reiter Max Wolff, geboren am 17. Mai 1881 zu Königs­ berg i. Pr., früher im Infanterie- Regiment Nr. 151, am 10. Februar in Otisondu.

Ueber die Aufgaben der Arbeiterpartei spricht sich der Labour Reader" folgendermaßen aus: Man muß nicht denken, daß die Partei sich im Parlament auf reine Arbeiterpolitik beschränken werde. Die Aufgaben der Partei sind viel weiter; sie umfassen das ganze soziale Leben. Maßregeln, wie zum Beispiel Gewerk­schaftsrecht, Achtstundentag, Arbeitslosengesete usw. werden sicherlich den enthusiastischen Beifall der Partei finden; aber auch Wohnungs­reform, Alterspensionen, Munizipalsozialismus, Verstaatlichung der Eisenbahnen, Minen, des Grund und Bodens, Gleichberechtigung der Frauen, internationale Schiedsgerichte, internationaler Friede gehören zu unseren Aufgaben, an deren Ausführung wir enthu­siastisch arbeiten müssen...

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Schweden .

Für den gesetzlichen Ladenschluß.

Beide Kammern des schwedischen Reichstages haben am Sonn­abend auf Vorschlag des Gesetzgebungsausschusses beschlossen, die Regierung aufzufordern, ein Gefeß auszuarbeiten, das den Kommunen das Recht gibt, eine bestimmte Zeit festzusetzen, während welcher innerhalb der Kommune die Verkaufsläden geschlossen sein müssen. In der Zweiten Kammer wurde der Befchluß mit 111 gegen 75 Stimmen, in der Ersten Kammer mit 56 gegen 42 Stimmen gefaßt. Daß in diesem Herrenhaus " überhaupt eine Mehrheit für den Antrag stimmte, ist dem Zufall zu verdanten, daß ein großer Teil der reaktionärsten Abgeordneten abwesend war.

Mit diesem Reichstagsbeschluß ist allerdings nur der erste An­stoß gegeben, um die Ausbeutung der Handlungsgehülfen ein wenig

Moderne Sklaverei.

Wunderlich Ein Königsberger Arbeiter hat von einem Herrn Mar zu Stolp in Pommern , der dauernd für eine Fabrik am Rhein Arbeiter gebraucht, folgendes gedrucktes Birkular erhalten: An Arbeiter H.

Umseitig finden Sie die Bedingungen, unter welchen Arbeiter angenommen werden. Wenn diese Bedingungen für Sie passend sind, dann kommen Sie her. Die Reise von Königsberg nach Stolp fostet 6,60 M., welche Sie vorläufig auslegen müssen. Ferner müssen Sie hier in Stolp noch 8,40 m. auf die Weiterreise auslegen, das übrige schieße ich vor. Für jede Woche, die Sie gearbeitet haben, be­tommen Sie 50 Pf. auf die ausgelegten 15 M. wieder zurück. In den Fabriken werden 4000-5000 Mann beschäftigt, und es ist dort noch niemals Streit gewesen.

Verheiratete Arbeiter, die sich als brauchbar und ordentlich erwiesen haben, können in den Häusern der Fabrik billige Wohnungen erhalten. Wer im Junggesellenheim wohnt und boll beköstigt werden will, hat ein tägliches Verpflegungsgeld von 1,10 M. für Essen und Wohnung zu entrichten.

Wenn Sie nun kommen wollen, müssen Sie mir solche Papiere einsenden, aus denen zu ersehen sein muß, daß Sie längere Zeit auf einer Stelle gearbeitet haben, mindestens drei Monate. Außerdem.muß jeder ein polizeiliches Führungs. attest über die Zeit vom 1. Februar 1905 bis jept bejbringen. Mar Wunderlich." Es folgen nun die Bedingungen, die auf der Rückseite gedruckt sind und folgendermaßen lauten: Stolp i. Pom.

V. V.

Auf Ihre Anfrage benachrichtige ich Sie, daß ich für eine Fabrik am Rhein dauernd Arbeiter brauche. Die Leute dürfen den dem Hirsch- Dunckerschen und sozialdemokratischen Gewerk­schaftskartell angehörigen Gewerkschaften und Verbänden, sowie deren Hülfs- oder Krankenkassen nicht angehören. Es gelangen nur solche Leute zur Einstellung, die vom Fabrikarzt für voll. tommen gesund und arbeitstauglich befunden werden. Die Leute müssen deutsche Reichsangehörige und nicht unter 21 oder über 40 Jahre alt sein. Die Eisenbahnfahrt wird teilweise, auch das Zehrgeld von 3 M. vorgeschossen. Die Reisekosten werden in wöchentlichen Raten von ½ Mark wieder zurückgegeben. Ver­heiratete Arbeiter können nach einiger Zeit ihre Familien nachkommen lassen und werden, die Umzugskosten vorgeschoffen und nach einem Jahre geschenkt. Lohn wird je nach Leistung ge