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Nr. 234.

Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Viertel­jährlich 3,30 Mart, monatlich

1,10 mt, wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pig. Sonntags- Nummer mit fauftr. Sonntags- Beilage Neue Belt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz band: Deutschland u. Desterreich­Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post Zeitungs- Preisliste für 1892 unter Nr. 6652.

Vorwärts

9. Jahrg.

Infertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg Inferate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 1hr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Bor­mittags geöffnet.

Fernsprech- Anschluk Amt I, Nr. 4186.

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Benth- Straße 2.

Donnerstag, den 6. Oktober 1892. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Volkswirthschaftlicheffe des Arbeiters, durch keinerlei Kniffe das thatsächliche in London als in Deutschland zu beziehen ist. Zur Zeit

Gespenster .

Verhältniß verwischen zu lassen. Daher die Abneigung des Aufschwunges der Zuckerindustrie warfen sich auch noch des Arbeiters gegen alle Versuche, ihn durch sogenannte eine Reihe von Maschinenfabriken nur auf Herstellung der Wohlfahrtsanstalten vom Kapitalisten abhängig zu machen, Buckerfabrik- Utensilien und Maschinen, und um Absatz für Die französische Sprache hat für die Gespenster die gegen Fabrikwohnungen, Fabritschulen, Fabrikkassen u. s. w. diese zu haben, fördern und subventioniren sie selbst Bezeichnung revenants, die Zurückkehrenden. Die Todten Auch die Versuche, unbezahlte Mehrarbeit aus dem Arbeiter die Gründung neuer Zuckerfabriken. So ist künstlich tehren aus dem Grabe zurück und erscheinen den Lebenden. durch das Blendwerk augenblicklicher Vortheile herauszn- und weit über den Bedarf die deutsche Zuckerindustrie Ein solches Gespenst führte uns jüngst die National- schlagen, wie es mittelst der Akkordarbeit und der Ueber zu einer Höhe hinaufgeschwindelt, bei der ein um so tieferer Beitung" in einem Leitartikel Das moderne Lohnsystem stunden geschieht, sind von den Arbeitern schon in ihrer Sturz, eine noch größere Ratastrophe, als die vor einigen und die Möglichkeit seiner Verbesserung" wieder vor. Es Gefährlichkeit erkannt und gewürdigt worden. Die Vor Jahren bereits eingetretene, unausbleiblich ist. Das muß ift ein alter Bekannter aus der Vulgär- Dekonomie der Bour- theile, die der Fabrikant aus der Akkordarbeit zieht, sollen auch jeder Industrielle einsehen, aber jeder nährt die geoisie, von dem wir wissen, daß er längst todt und be- noch gesteigert werden durch den Gewinnantheil der Arbeiter. Hoffnung, daß nicht ihn, sondern seine Konkurrenten der graben ist, den die National- Beitung" uns vorführt, das Der Antheil, den der Arbeiter am Gewinn bezieht, und der Sturz mitreißen wird, und in dieser Hoffnung sucht er Gespenst der Versöhnung zwischen Kapital und Arbeit, selbstverständlich ein minimaler Bruchtheil von dem Gewinn durch noch massenhaftere und billigere Produktion, die er welches bewirken soll, daß das Privattapital immer fetter des Unternehmers ist, soll ein Sporn für den Arbeiter durch Verlängerung der Arbeitszeit und Herabsehung der wird und die Arbeiter dennoch den Vortheil haben. zu erhöhter Emsigkeit und Achtsamkeit sein, die Pro- Löhne erzielt, seine Konkurrenten zu überbieten. Würde Die National Zeitung" nimmt zum Ausgangspunkte buktion vermehren und die Beaufsichtigungskosten ver- ihm hierzu die Gewinnbetheiligung der Arbeiter noch eine ihrer Betrachtung den amtlichen Bericht über die Arbeits- ringern. #besondere Hilfe gewähren, so würde er sie auch gern mit einstellungen in den Vereinigten Staaten während der Jahre Denn die Erfahrung hat gelehrt, daß im Bergleich zu dem nehmen. In dem Artikel der National Zeitung" bleibt, 1881-1886. Der Bericht schätzt die dadurch entstandenen reinen Lohnsystem die Gewinnbetheiligung gewöhnlich eine er trotz der Gewinnbetheiligung" der Arbeiter, der Unter­Betriebsverluste der betheiligten Firmen auf mehr als hebliche Steigerung des Gewinnes zur Folge hat, mithin einer nehmer der Herr des Unternehmens mit der vollständigen 34 Millionen Dollars und die Lohnverluste der Arbeiter gesunden Geschäftspolitik gleichkommt." freien Verfügung über die Geschäftsführung und die auf 60 Millionen. Wir haben schon oft den Nachweis Eine erhebliche Steigerung des Gewinnes" des Unter Spekulation. Der Arbeiter bleibt ein willenloses Werkzeug geführt, daß die Lohnausfälle während eines Streits durch nehmers. Das ist vom Bourgeois- Standpunkt die gesunde in der Hand des Unternehmers, und sein Antheil am Ge aus nicht als Lohnverluste aufzufassen sind. Was wollen Geschäftspolitik". Was der Arbeiter vom gesteigerten Gewinn des Unternehmens ist blos ein Köder, der ihn zu 60 Millionen einmalige Lohnausfälle bedeuten, wenn durchwinn erhält, ist nur ein Theil des Ertrages der geleisteten größerer Arbeitsleistung bei geringerem Lohn locken soll. die Streifs oder die Furcht vor denselben bewirkt wurde, Mehrarbeit, der gesteigerten Intensivität der Arbeit. Der daß für 10 Millionen Arbeiter der Lohn auch nur um gauze Vortheil ist nur ein größerer Profit des Unternehmers

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1 Gent( 100 Gents= 1 Dollar) erhöht oder auch nursan, sojen des arbeiters, den die Lockung eines Gervinn

m 1 Cent nicht herabgesetzt ist. Dieser 1 Cent deckt antheils zu schnellerem Verbrauch seines einzigen Kapitals, in einem Jahre bereits die Hälfte jenes angeblichen Lohn- feiner Arbeitskraft, anreizt.

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ausfalles von 60 Millionen Dollars= 250 Wiillionen Mark. Vor Allem wird hier aber noch ein wichtiges Moment Politische Uebersicht.

Berlin , den 5. Oktober.

Selbst von den Arbeitern verlorene Streiks sind noch keine der Ausbeutung des Arbeiters übersehen. Die Ausbeutung vergeblichen. Wir haben gegenwärtig gewiß in Berlin recht des Arbeiters besteht nicht bloß in dem Profit des Unter­Für die erste Bundesrathsfihung nach den traurige Arbeitsverhältnisse, und doch sind die Löhne im nehmers, sondern auch in der Art der Mittel, durch welche Ferien liegen an Gesezentwürfen vor: der Antrag Preußens Allgemeinen nicht auf das Niveau von 1880 herabgefunken. der Profit erzielt wird. Welche Masse Arbeit wird in dem betreffend Abänderung der Militärpensions- Gesetze, sowie Trozdem besonders auf dem Gebiete des Baugewerbes ein Konkurrenzfampf geopfert? Um die Konkurrenten aus dem Gesetzentwürfe, betreffend die Kautionen der Bundesbeamten großer Rückschlag gegen den Aufschwung der letzten 80er Jahre Felde zu schlagen, wird oft das Zehnfache an Arbeitskraft und die Begründung der Revision in bürgerlichen Rechts­eingetreten ist, haben sich doch die Löhne, welche in jener vergendet, als der Profit des Unternehmers beträgt. Maß streitigkeiten. Die anderen Vorlagen betreffen nur Ver­Zeit unter harten Kämpfen errungen sind, nicht mehr auf gebend für diesen ist allein der von ihm um jeden Preis waltungsgegenstände. Auch steht, nach der Freisinnigen den niedrigen Standpunkt zurückdrängen lassen, auf welchem erzielte Gewinn. Die anarchische Produktion ist die Zeitung", ein Antrag Preußens betreffend Gestattung des fie vor jenen Rämpfen standen. Hauptschädigung, welche die privatkapitalistische Wirthschaft Feilbietens von Bier im Umherziehen auf der Tages­Der Bericht über die Betriebs- und Arbeitslohn- Ver- mit sich führt. Daher die immer wiederkehrenden Krisen, ordnung.- luste legt nun der National- Zeitung" die Frage nahe, die Ueberproduktion bald auf diesem, bald auf jenem Gebiet. ob das bestehende Lohnsystem die Schuld an diesen Uebel- Wir wollen Beispiels halber nur einen Zweig der Industrie, die Aus der Miquel'schen Steuerreform rechnet die ständen trägt, und ob eine Abänderung desselben, welche Zuckerfabrikation, betrachten. Mit Hilfe der besonderen Staats- Broschüre von Enneccerus für Berlin folgendes Resultat diese ausschlösse, möglich ist". Und die Lösung dieser Frage unterstützung, der Prämien für den exportirten Zucker, ist die heraus. Danach erhält Berlin bei der Steuerreform über­hat das Bourgeoisblatt gefunden in der Gewinnbetheiligung Buderindustrie zu einem sehr lohnenden kapitalistischen Aus wiesen der Arbeiter". Wen will die National Zeitung" mit bentungsobjekt geworden, auf das sich die Profitfucht mit Mart. diesem Gespenst rödern? Die Arbeiter doch gewiß nicht. Eifer warf, bis eine solche Ueberproduktion entstand, daß Mit der privatkapitalistischen Wirthschaft ist das Lohn heute unsere Zuckerindustrie nur noch dadurch besteht, daß system untrennbar verbunden, das System, nur einen Theil der Zucker des einheimischen Konsumenten mit einer hohen Der Arbeit zu bezahlen und die unbezahlte Arbeit in die Steuer belastet wird, welche den Fabrikanten für den nach dem Tasche des Kapitalisten fließen zu lassen. So lange aber Ausland exportirten Zuder als Prämie ausgezahlt wird. dieses System der Privatwirthschaft besteht, liegt es im Inter - Auf diese Weise kommt es, daß der deutsche Zucker billiger

Feuilleton.

Nachbruc verboten.)

Die Waffen nieder!

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an Grund-, Gebäudes und Gewerbesteuer 10 772 856 Dagegen büßt es ein resp. hat mehr zu zahlen: 1. Den Antheil der durchschnittlich 30­Millionenüberweisung nach der lex

Huene

2. Die Steigerung der Staats- Ein­tommensteuer in Berlin infolge des neuen Einkommensteuer- Gesetzes

2 524 980.

7 279 395 Mt.

geht mir nahe und ich kann es nicht loswerden... Burl Wagen, worin eine Leiche liegt und darauf fizzend, an die - unser armes, lebensfrohes, gutes Pintschelach, hätte Leiche gebunden, der Sohn des Todten, ein zwölfjähriger ich ihn doch zu Hause gelassen, bei seinem kleinen Herrn, Knabe auch verurtheilt...

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Rudolf! Er lief uns nach, wie gewöhnlich. Plötzlich stößt Ich mag die Hinrichtung nicht sehen und entferne er ein jammervolles Geschrei aus... ein Granatsplitter mich. Aber die Schüsse habe ich vernommen... Hinter hat ihm die Vorderbeinchen abgerissen. Er fann nicht der Mauer steigt eine Rauchwolte auf alle hin, auch der nach verlassen bleibt er zurück und lebt noch"; vierund- Knabe." zwanzig und achtundpierzig Stunden vergehen und er lebt Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner . noch. Mein Herrl-mein gutes Herrl, ruft er mir Endlich ein bequemes Nachtquartier in einem kleinen Heute hatten wir ein kleines Kavalleriegefecht auf offenem tlagend nach, laß den armen Burl nicht da! und sein kleines Städtchen! Das arme Nest!... Vorräthe, die den Leuten Felde. Da kam ein preußisches Dragonerregiment im Trab Herz bricht... Was besonders an mir nagt, ist der Ge- auf Monate hinaus genügen würden, haben wir ihnen durch einher, deployirte in Linie und, die Pferde fest im Bügel, danke, daß das sterbende treue Geschöpf mich verkennen eine Requisition fortgenommen. Requisition"... es ist den Säbel über dem Kopf, ritten sie in furzem Galopp muß. Er hat es gesehen, daß ich mich umgewendet daß nur gut, wenn man für ein Ding einen hübschen, sank­gerade auf uns zu. Wir warteten den Angriff nicht ab, ich seinen Hilferuf vernommen haben mußte, und doch so tionirten Namen hat.

sondern sprengten dem Feind entgegen. Kein Schuß wurde talt und hart ihn liegen ließ. Er weiß es ja nicht, der Ich war aber doch froh, das gute Nachtlager und gewechselt. Wenige Schritte von einander brachen beide arme Burl, daß einem zur Attacke vorstürmenden Regiment, das gute Nachtessen gefunden zu haben. Und Reihen in ein donnerndes Hurrah aus( Schreien berauscht: aus dessen Reihen die Kameraden fallen und am Wege Dir erzählen:

lap

das wissen die Indianer und Zulus noch besser als wir), bleiben, nicht eines gefallenen Hündchens wegen Halt" Schon wollte ich mich zu Bett legen, als mir meine und so stürzten wir aufeinander, Pferd au Pferd und Knie kommandirt werden kann. Von einer höheren Pflicht, der Ordonnanz meldet: ein Mann von unserem Regiment sei an Knie; die Säbel fauften in die Höhe und kamen auf ich gehorchte, hat er keinen Begriff, und das arme, so treue da und verlange dringend, eingelassen zu werden, er bringe die Stöpfe nieder. Bald waren alle zu dicht ineinander ge- Hundeherz tlagt mich der Unbarmherzigfeit an... mir etwas." So soll er kommen." Der Mann trat

rathen, um die Waffen zu gebrauchen; da wurde Brust an Daß man inmitten der großen Ereignisse" und der ein.

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armen Bugl."

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Brust gerungen, wobei die schen und wild gewordenen Riefenunglücksfälle, welche die Gegenwart erfüllen, über Und als er wieder ging, da hatte ich ihn reich be­Pferde schnaufend stürzten, sich bäumten und um sich solche Kleinigkeiten sich betrüben kann! würden viele schenkt und ihm beide Hände geschüttelt und ihm ver­schlugen. Ich war auch einmal zu Boden und sah das nicht Du, Martha-achselzuckend sagen. Nicht Du ich sprochen, für sein Weib und Kind zu sorgen, falls ihm ist kein angenehmer Anblick schlagende Pferdehufe eine weiß, Dir tritt jegt auch eine Thräne ins Auge um unseren etwas geschähe. Denn was er mir gebracht hat, der Linie weit von meiner Schläfe entfernt." Brave das hat mir eine große Freude gemacht und mich von einer Bein befreit, unter der ich seit sechsund­Was geschieht da? Das Erelutions- Peloton wird auf dreißig Stunden litt was er mir gebracht hat: gestellt. Ward ein Spion gefangen? Giner... Diesmal das war mein Burl. Verwundet zwar- ehrenvoll siebzehn. Dort kommen sie schon. In vier Reihen, je zu blessirt In vier Reihen, je zu blessirt- aber noch lebend und so se lig, wieder bei vier Mann, von einem Carré Soldaten umgeben, schreiten seinem Herrn zu sein, an dessen Benehmen er wohl erkannt die Verurtheilten, gesenkten Kopfes, daher. Dahinter ein haben mußte, daß er ihm mit dem Vorwurf der Lieblosigkeit

Wieder ein Marschtag mit ein oder zivei Gefechten. Ich habe einen großen Kummer erlebt. Es verfolgt mich ein so trauriges Bild... Unter den vielen Trauerbildern, die mich rings umgeben, sollte dies nicht auffallen, sollte mir nicht so weh thun. Aber ich kann nichts dafür: es