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Verhalten der Mehrheit der sächsischen Kammermehrheit nie gebilligt. I bet der Abstimmung im Landesausfuß haben zehn Mitglieder, ( Sehr wahr! bei den Nationalliberalen.) die der Partei des Herrn Delfor angehören oder doch mit

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fammlung ging der Polizeileutnant nach Hause und übergab dem Ordner die Sorge für die Ruhe, und es ging ausgezeichnet. Als ich nachher nach Hause ging, sah ich weit und breit nur einen einzigen Auf der anderen Seite mißbillige ich ebenso entschieden das Wahl- ihrer Hülfe gewählt sind, ohne Entschuldigung gefehlt. Auch unter Polizisten, wie er an jedem gewöhnlichen Tage sich dort aufhält. Als bündnis unserer badischen Freunde mit der Sozialdemokratie.( Leb- den 32 Stimmen, die dafür waren, sind einige unsichere Kantonisten. ein Redner aufgetreten war und aufgefordert hatte, nach Hause zu hafte Zustimmung bei den Nationalliberalen.) Die ganzen lang Einige Leute sprachen sich so aus, daß man glaubte, man hörte den gehen, rief ihm die Versammlung zu, das wüßte man schon allein. atmigen Ausführungen des Abg. Bebel über die bürgerlichen Parteien Fürsten Bülow im preußischen Herrenhause sprechen.( Heiterkeit.) Ein Die Massen haben am 21. Januar eine Disziplin bewiesen, die weit in der Vergangenheit waren hinfällig. Was unsere Väter erstrebt richtiger Demokrat darf sich nicht davor fürchten, wenn die sozial höher steht als die militärische, meil sie nicht gezwungen, sondern haben, wir haben es ohne Revolution erreicht durch die Siege demokratischen Stimmen zunehmen. Zwei Argumente hat der Ab­freiwillig ist. Sie hätten gar feine Angst zu haben brauchen, daß unserer Armee.( Lebhafter Beifall rechts, Lachen bei den Sozial- geordnete Delfor vorgebracht. Heimlich hätten die Beamten für wir unsere Leute in die Bajonette treiben würden.( Burufe rechts: demokraten.) Der Abg. Bebel warf uns vor, das deutsche Bürger- den Sozialdemokraten agitiert, fagt er. Woher weiß Herr Angst hatten wir ja auch nicht!) Nun also, Sie wußten recht gut, tum habe teine politischen Ideale mehr. Aber was find denn Delfor es denn, wenn es heimlich geschehen ist?( heiterfeit!) daß wir uns nicht zu ungefehlichen Maßnahmen würden verleiten Ihre Ideale?( Sehr gut! rechts.) Wollen Sie bloß die Massen Einer Erweiterung durch sozialdemokratische Stimmen bedarf die laffen. Wir wissen, daß wir Sie am meisten ärgern, wenn wir ge- verheßen und unzufrieden machen? Oder ist Ihr Jdeal die russische Regierung in Elsaß- Lothringen nicht. Da ist vor kurzem eine feblich find. Die Gefeßlichkeit tötet Sie.( Sehr richtig! bei den Revolution, die Pariser Kommune ? Fast möchte ich das von dem Schrift von einem Herrn Stephany erschienen, deren Lesen verboten Sozialdemokraten.) Der ganze Fanatismus, mit dem Herr Stöder Abg. Bebel glauben. Habe ich doch selbst mitangehört, wie er von ist, womit nicht gesagt sein soll, daß sie nicht gelesen wird. hier aufgetrten ist, beweist das ja. Die Kinder sollen die Geschichte dieser Stelle aus die Kommune verherrlichte und mit den Worten( Heiterkeit!) Er hat eine Reihe von Dingen gesagt, die unwahr von dem Aufruhr, der geplant wäre, von ihren Eltern gehört haben. schloß: Krieg den Palästen, damit die Hütten Frieden haben!" waren, aber das ist nicht das Interessante( Heiterkeit!), er hat auch Aber das halte ich für ganz unwahrscheinlich. Die Kinder werden es aber allgemein lann doch das Ideal der Sozialdemokratie nur in Dinge gefagt, die wahr sind.( Heiterkeit!) Aus diesen Ver­in der Schule gehört haben.( Widerspruch rechts. Sehr richtig! bei jenem nebelhaften Zukunftsstaat bestehen, von dem Sie träumen. öffentlichungen sieht man, welche bodenlose Sorglofigkeit die elfaß­den Sozialdemokraten.) Mir ist von allen Seiten gesagt worden, wir aber haben ein anderes Jdeal: Das geeinte Deutsche Reich und Lothringische Verwaltung besaß, als es sich darum handelte, einen daß die Lehrer in der Schule kurz vor dem 21. Januar große Reden den Kaiser an der Spize.( Stürmischer Beifall rechts und in der Vertrauensposten zu besetzen. Diese Chronique scandaleuse hat die geschwungen hätten, so daß die Eltern, als ihnen die Kinder davon Mitte. Lachen bei den Sozialdemokraten. Zuruf des Abg. Ledebour : uralte Praxis: sogenannte berichteten, nachher einfach baff waren. Sowohl auf den Wolfs - Dieses Preußen ist Ihr Jdeal?!) Wohl wiffen wir, daß noch nicht schwarze Listen schulen wie auf den Gymnasien hat es Lehrer gegeben, die den alles gut und herrlich ist, aber die Grundlage ist geschaffen. Fragen zu führen, aufgedeckt. In diefe Listen werden Lente eingetragen, Kindern gesagt haben: Am 21. Januar wird geschossen.( hört! Sie uns, wie tief uns ins Herz geschrieben steht unser herrliches welche im Falle der Einführung des Belagerungszustandes oder hört! bei den Sozialdemokraten.) Ich habe bisher die allergrößte Deutsches Reich und sein Kaiser.( Lachen bei den Soz.) Ihr Lachen eines Krieges sofort unter Schloß und Riegel gesetzt werden sollen. Hochachtung vor den Lehrern gehabt. Aber in dieser Zeit hat ein berührt mich nicht. Ich bin ein alter Mann aber nie vergeß' ich den Selbstverständlich sind die harmlosesten Leute auf die Listen gesezt großer Teil der Lehrerschaft ein hohes Maß von Borniertheit gezeigt. Tag, da zu uns durchs ganze deutsche Volk die Kunde drang worden; denn wie sollte man die etwa vorhandenen nicht- harm­Sie denken sich die Leute das eigentlich? Revolutionen werden doch Wiedererstanden sei das Deutsche Reich und ein deutscher Kaiser. losen Leute finden, wenn die Behörden auf Leute wie Stephany an­nicht auf Kommando gemacht"". Wan kann doch nicht sagen:( Jubelnder Beifall bei allen Parteien des Hauses außer der Sozials gewiesen sind! Leute, die vielleicht einmal einen Polizeikommissar Nächsten Sonntag 12 Uhr beginnt die Revolution.( Große Heiter- demokratie.) Ein Jubel ging durch alle deutschen Gaue wie nie oder den Freund eines Polizeitommiffars geärgert haben!( Heiterfeit.) keit.) Selbst in den Hotels hat man vielfach den Fremden aufge- zuvor. Wie himmlischer Glockenton durchflog die Kunde vom neu- Diese Veröffentlichung hatte in den Reichslanden die allergrößte bunden, am Sonntag gebe es Revolution. Aber war denn das ein erstandenen Reich und Kaiser das ganze Reich! Versuchen Sie es, Empörung hervorgerufen. Wunder? Die Militärbehörde hat ja nicht nur die Kriegsmann- uns zu nehmen, was wir haben, anzustürmen gegen unsere Jdeale. diese schwarzen Listen nicht entbehren, so lange es noch so viele Die Regierung aber erklärte, fie tönne fchaften bereit gehalten, sondern sie hat sogar die Lazarette darauf Ich gebe Ihnen die Versicherung: Ihre Revolutionsversuche werden Leute gäbe, die nach dem Westen hinüberschauten. Ja wenn man borbereitet, daß Verwundete aufgenommen werden können.( Heiter- scheitern und zerschellen an dem granitenen Fels der politischen all die Leute, die nach dem Westen schauen, auf die Listen sezen sollte, feit bei den Sozialdemokraten.) Alles in allem fann man nur Ideale des deutschen Bürgertums.( Stürmischer, minutenlanger fo hätten sie ja gar nicht genug Papier. fagen: O sancta simplicitas!( O heilige Einfalt!) Das Wort, das Beifall. ( Heiterkeit.) Was sollen Als er sich zu legen beginnt, ruft Abg. Bebel: Aber denn die Leute tun? Sollen sie etwa nach dem Osten schauen? mir sonst noch auf der Zunge schwebt, darf ich nicht sagen.( Heiter- warum fagen Sie das alles? Wie gehört das hierher? Abg. Das ist ja heutzutage noch viel gefährlicher. feit.) ( Heiterkeit.) Im Ich würde sonst den zweiten Ordnungsruf bekommen. Büsing schlägt die Hände über dem Kopfe zusammen.) ( Heiterkeit.) Halten Sie denn die Sozialdemokraten für so dumm, war Es Frieden den Belagerungszustand vorzubereiten, das ist wirklich mehr die Antwort auf Ihre Angriffe auf den Idealismus als man selbst von der gewissenhaftesten Regierung begehren darf. daß Sie ihnen zutrauen, sie wollten mit Revolvern gegen die Hinter des Bürgertums, die auch nicht zum Wahlrechtsantrage ge-( Heiterfeit.) laber ber Soldaten fämpfen? Nein, die Leute, die die Revolver gehörten. Der Redner geht dann in längeren Ausführungen auf die Denunzianten.( Sehr richtig! links.) Die Regierung macht sich selbst zum fürsorgenden Unter solchen Umständen fauft haben, find reiche Bourgeois gewesen, die geglaubt haben, man Verfassungsfrage in Mecklenburg ein und fragt an, warum noch ist an eine gedeihliche Entwickelung der Verhältnisse in Elsaß­wolle ihnen in den Geldschrank steigen.( Heiterfeit und Beifall bei immer nichts geschehen sei, troydem Graf Bofadowsky im Vorjahre Lothringen nicht zu denken. Den Sozialdemokraten.) Ein Bantbeamter hat mir erzählt, daß die wiederum von dem ernsten Willen der mecklenburgischen Regierung Bant ihre gesamten Depofiten für den Sonntagnachmittag fortge- gesprochen habe, endlich eine Verfassung zu schaffen. Herr Delfor hat dann auch gegen fchafft hat. Sie sprechen immer von dem Durst nach Revolution. Abg. Bachnicke( frs. Vg.): Der Abg. Büsing hat zugegeben, daß Gab es jemals irgend ein Volf, das Durst nach Revolution gehabt Stompetenzbedenten dem sozialdemokratischen Antrag nicht entgegen hätte? Ein Bolt schreitet immer nur dann zur Revolution, wenn stehen. Wenn er juristisch möglich ist, wird also jede Partei fachlich es nicht mehr anders fann. Aber deutsche Junker und deutsche so urteilen, wie fie es mit dem Wahlrecht meint. Ich nehme den Geistlichkeit haben seit Jahrhunderten das Volk in der allerfurcht- Konservativen es also gar nicht übel, daß sie das preußische Wahl barsten Weise ausgebeutet.( Unruhe rechts.) Was für einen recht behalten, ja womöglich auf das Reich ausdehnen wollen. Graf Fanatismus der christliche Paftor Herr Stöder entwideln kann, wenn Limburg- Stirum , Graf Mirbach und in den jüngsten Tagen erft die er gegen die Sozialdemokratie losgeht, das hat sich neulich gezeigt. Streuzzeitung" find ja offen für die Beseitigung des Reichstagswahl­Der Fanatiker schlägt in ihm den Christen tot. Alle die wunderbaren rechts eingetreten. Aber auf der anderen Seite follte über Grundsäße und Lehren des Christentums:" Liebet Gure Feinde", mangelnden Idealismus nicht flagen, wer ihn durch Appell an die " Tut wohl denen, die Euch hassen"," Vergebt denen, die Euch be- Sonderinteressen und die Begehrlichkeit der einzelnen Klaffen getötet leidigen", hat Herr Stöcker vergessen. Man mußte nur das fanatisch hat. Uns ist das allgemeine, gleiche, geheime, direkte Wahlrecht ein verzerrte Geficht sehen,( Große Heiterfeit.) mit dem er ausrief: ..Sampf bis zum äußersten!" Den Kampf mit Herrn Stöder nehmen Ausfluß des deutschen Rechtsgefühls, wir sehr gern auf. Der Geist Stöckers ist der Geist der regierenden Kreise in Preußen. Es war sehr charakteristisch, daß ein Mann wie Graf Posadoisty, der doch für den modernsten Minister gilt früher war es der Reichsfangler, aber da wir ihn noch nicht gefannt, ( Große Heiterfeit linfe.) jetzt hat er sich schlimmer entpuppt als der ärgste Junker daß also auch Graf Bosadowsty das allgemeine Mahlrecht glatt ablehnte. Der rocher de bronce"( eherne Fels!) zittert vor den sozialdemokratischen Wahlzetteln. Gegenüber der Stellungnahme des deutschen Staatsmannes, erinnere ich an die

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Haltung des Barons Fejervary, der im Namen der ungarischen Re­gierung erklärte: Ein Barlament ohne das allgemeine Wahlrecht fönne feine Empfänglichkeit für die wahren Bedürfnisse des Voltes Haben, von der Ausübung der politischen Rechte tönne niemand aus­geschlossen werden, der seine Pflichten gegen den Staat erfülle.( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Bei uns aber will Herr v. Zedli fogar, daß der Süden die Reaktion des Nordens nachahmt, während Bring Ludwig in Bayern hinwiederum das von der zweiten Kammer geschaffene Wahlrecht für eigentlich noch nicht weit genug gehend er­fläcte. Er verlangte, daß die jeweilige Voliszählung zur Basis des Wahlrechts genommen wird. Durch seine Haltung hat Prinz Ludwig den Herren in Preußen eine recht fräftige moralische Ohrfeige.

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das die Wurzel der konstitutionellen Monarchie ist, uns ist es die Grundlage der deutschen Macht auf dem Weltmarkte, gleich der all­gemeinen Wehr- und Steuerpflicht ein Eckpfeiler des deutschen Staaten­baus, der nicht ohne tiefgreifende Erschütterung beseitigt werden könnte. Diefe Verhandlung hat das Wesen eines Glaubensbekenntnisses. Deshalb hoffen wir, daß die Einzelstaaten unseren Wünschen schließ lich doch nachgeben und das Wahlunrecht beseitigen, wenn dieser Antrag auch abgelehnt wird.

Als Vertreter eines mecklenburgischen Kreises will ich noch

einige Worte im Interesse Mecklenburgs hinzufügen: In Medlen burg gilt leider noch immer das alte so unwahre Wort, daß für medlenburgisches Wesen das Wählen überhaupt nicht tauge! Dort gilt noch immer der Landesvertrag von 1755

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das Frauenstimmrecht

gefprochen. Man kann darüber streiten, aber feine Argumente waren verkehrt. Er führte an, er sei nachträglich zu der Ueberzeugung ge kommen, daß er mit 20 Jahren doch noch nicht reif genug war. Nun 1867 war Herr Delsor Seminarist; sollte er etiva als solcher in einer schwachen Stunde rot gestimmt haben? Ich glaube, er wird auch damals schon schwarz gestimmt haben, und dazu gehörte auch 1867 teine übermäßige Urteilskraft.( Heiter feit links.) Was das Frauenwahlrecht anbetrifft, so werden wir uns da mit Herrn Delfor leicht verständigen. Wenn er erklärte, er habe alle Frauen unter feiner Rutte, so bin ich überzeugt, daß wir auch noch einige für uns behalten werden.( Heiterkeit.) Am meisten hat sich Herr Delsor toch wohl über das Resultat geärgert, daß wir die Klerikalen geschlagen haben. Ich meine, einen richtigen Block" tann es nur nach links geben, der wird nie auseinanderfallen. ( Beifall links.)

Geheimrat Halley: Wir haben in Elsaß- Lothringen die direkten Wahlen für alle Selbstverwaltungskörper. Darin gehen wir sehr viel weiter als viele Bundesstaaten.

Auf die bekannte, vom Vorredner erwähnte Broschüre eines verkommenen früheren Beamten will ich im allgemeinen nicht ein­

gehen und nur bemerken, daß die Verzeichnisse, die sogenannten

schwarzen Listen,

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bon

von der höchsten Instanz, nicht von den Polizeikommissaren aufgenommen wurden. Es find in die Listen nur solche Personen aufgenommen, bei denen man ber möge ihrer Gesinnung, ihres Charakters und ihrer bisherigen zwischen dem Landesherrn und den Ständen, also ein privater Ver- Haltung glaubte, daß fie im Falle eines Krieges dem Feinde tätige trag. Der mecklenburgische Stamm ist so tüchtig wie jeder andere. Hülfe leisten würden. Troßdem ist Mecklenburg auf allen Gebieten zurückgeblieben in diefen daraus Irgendwelche Unbequemlichkeiten sind daraus nicht erwachsen und werden ihnen nicht der Schule, der Finanz, der Kommunalverwaltung. Daher kommt erwachsen, folange wir den Frieden haben, und wir es, daß in Medlenburg- Schwerin nur 46, in Strelik fogar nur 35 Hoffen diesen noch sehr lange zu erhalten.( Heiterkeit.) Einwohner auf den Quadratkilometer fommen. Das ist die Folge Anders ist es im Falle eines Krieges, da heißt es: à la guerre davon, daß die vorhandenen Kräfte in Handel und Industrie fituftlich comme à la guerre.( 3m Kriege gilt Kriegsrecht!) zurückgehalten werden im Interesse des Großgrundbesitzes, der dort Wie nötig solche Listen sind, kann man schon daraus ersehen, gegeben:( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Wenn ein herrscht. Rußland wird seine Duma erhalten, Montenegro seine frei- daß als früher einmal die Gefahr eines Krieges bestand preußischer Prinz es wagen würde, derartige Anschauungen kundzu- heitliche Verfassung, ein chinesischer Brinz wird parlamentarische einer solchen Person die Sprengung eines Tunnels vorbereitet geben, wehe ihm! Ich glaube, es gäbe unter den Juntern Leute, die Regierungsformen studieren.( Heiterkeit.) Mecklenburg bleibt allein wurde. Wir haben also Ursache, uns unsere Stellung nicht ihn für verrüdt erklärten.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) in der Entwickelung zurück. Es kann feinem Zweifel unterliegen, durch eigene Sorglosigkeit zu erschweren. Es ist also nichts als Wenn wir eine Bestimmung in der Verfassung hätten, wonach das daß das Reich nach Artikel 78 der Verfassung für diese Fragen zu­Bolt aus den regierenden Fürstenhäusern den Saijer zu wählen hätte, ich gebe Ihnen mein Wort: Prinz Ludwig hätte die aller­größte Aussicht, nächstens deutscher Kaiser zu werden.( Große Heiterkeit.) Fürst Bülow merkt die agrarische Fliege hinter seinem Rüden, aber er sieht nichts und hört nichts, wenn Millionen von deutschen Arbeitern nach politischer Gleichberechtigung schreien. Für deren Bedürfnisse hat er eine Rhinozeroshaut,( Abg. b. Heyl: Sehr gut!) und Herr v. Hehl findet, daß diese Rhinozeroshaut dem deut­ schen Reichsfanzler sehr gut steht.( Große Heiterkeit.) Lassen Sie es mur darauf ankommen die Bewegung ist im Fluß, die Massen lassen von ihren Forderungen nicht ab, und wenn nicht anders, so

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werden einst in einer neuen 4. August- Nacht

bie ganzen Reaktionäre in den Orkus

geworfen. Der deutsche Arbeiter fühlt sich als vollberechtigter Staatsbürger; er wird sich sein Recht nehmen, wenn man es ihm nicht gibt. Politische Gleichheit, soziale Gerechtigkeit für alle Menschen auf dem Boden eines gleichen Wahlrechts! Wir erobern dieses Recht­

unser die Welt trotz allebem! ( Stürmischer Beifall bei den Sozialdemokraten.)

eine zweckentsprechende Kriegsvorbereitung.

ständig ist. Dieser Ansicht ist auch der Staatsrechtslehrer Laband. Indessen ist diese Frage ja weniger eine juristische als eine politische. Je mehr sich das Land beruhigt, desto weniger Zeute befinden sich Um das Unrecht zu beseitigen, stimmen wir dem ersten Teile in der Liste. Ich werde den Tag begrüßen, an dem niemand mehr Bon all den Leuten, die in der des Antrages zu, den zweiten Teil lehnen wir ab, weil er die auf dieser Liste verzeichnet ist. Durchführung unserer Forderungen erschwert.( Beifall bei den Frei- Broschüre angeführt find, befindet sich kein einziger auf der Liste; finnigen.) der Herr hat wahrscheinlich die Namen aufgeschrieben, die er felbst hörden nicht angenommen worden. borgeschlagen hat. Aber seine Vorschläge sind von den höheren Be

Abg. Frhr. v. Malkan( f.): Ich gehöre zu denjenigen kon­fervativen Abgeordneten, welche einem Ausbau der medlenburgischen Verfassung wohlwollend gegenüber stehen. Alle Konservativen sind aber darin einig, daß eine Einmischung des Reiches unbedingt zu verwerfen ist. Redner polemisiert sodann gegen Ausführungen des Abg. Herzfeld in medlenburgischen Voltskalender. Dort werde ge­im fagt, es sollten keine Zinsen mehr gezahlt werden. Was sagen denn Herr Bebel, der eine große Erbschaft gemacht hat, Herr Singer und Herr Dr. Südekum, der doch auch nicht zu den Armen gehört, dazu? ( Glocke des Präsidenten.)

Präsident Graf Ballestrem: Ich bitte, nicht auf die Privat verhältnisse von Abgeordneten einzugehen.( Heiterkeit.)

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Abg. Bruhn( Antis.): Wir find Anhänger des allgemeinen gleichen Wahlrechts, halten jedoch den sozialdemokratischen Antrag für verfehlt, weil die Einführung des Wahlrechts Sache der Einzel­staaten sein muß. Die Sozialdemokratie wiII in dieser Frage das Gute, bewirkt aber das Böse, weil durch ihre Agitation die Ab­neigung der Herrschenden Kreise gegen das gleiche Wahlrecht ver­stärkt wird. Die Freisinnigen fiben bei dem Dreiklassentvahlrecht den schlimmsten Terrorismus aus.( Lachen bei den Freifinnigen.) Wenn der sozialdemokratische Antrag auch so abgeändert werden sollte, daß man an sich zustimmen fönnte, so halte ich zurzeit die Zustimmung nicht möglich, weil die Großmannssucht, der Größen­Abg. Freiherr v. Malhan( fortfahrend): Der Abgeordnete wahn einen Dämpfer verdient.( Beifall bei den Antisemiten.) Dr. Bachnicke meinte, wir hielten die Kräfte in Handel und Industrie Abg. Semler( natl.): Ich habe die Gerechtigkeit bei Herrn Bebel Bundesratsbevollmächtigter der freien Hansestädte, Senator zurück. Nicht wir tun das, sondern die Sozialdemokraten. So hat vermißt. Schwer ungerecht war sein Vorwurf, die Bourgeoisie sei Dr. Klügmann: Es ist mir mitgeteilt worden, daß Herr Bebel die z. B. die Stadt Güstrow durch einen Streit an Bevölkerungszahl ab- vor der Cholera in Hamburg geflohen. Mit vielen anderen bin ich Aeußerung getan hat, in der Cholerazeit sei die Hamburger Bürger- genommen. Gleiche Befürchtungen hegen wir wegen der Vorgänge damals heimgereist: in der ersten Bürgerschaftssitzung fehlten drei tranfe Mitglieder. Das war die Flucht der schaft aus ihrer Vaterstadt geflüchtet und habe die Sorge für die auf der Neptunwerft in Rostoc . Der Abg. Herzfeld hat früher nur er noch der einzige mecklenburgische Ver- Bourgeoisie ist auch Ungerecht ist der Vorivurf gegen Cholerakranken den sozialdemokratischen Arbeitern überlassen. Als erklärt, jezt sei er Pfefferfäde", würden es die Hamburger fie Vetveis dafür ist lediglich angeführt worden, daß zur Verbreitung treter, der der Sozialdemokratie angehöre, bald mißbrauchten leichtfertig Macht. Jeder diefer Männer ist fich bewußt eines Flugblattes sozialdemokratische Arbeiter benutzt worden seien. drei sein. Dr. Herzfeld ist der einzige sozialdemokratische Vertreter ihre Der Herr Abgeordnete von Hantburg hat hiermit eine Aeußerung getan, geblieben. Im mecklenburgischen Landtag mollen wir die medlen gewesen, daß fie dem dritten Stande angehören, der einmal auch um die er nicht verantworten fann.( Widerspruch des Abg. Bebel.) burgische Verfassung so ändern, wie es im Interesse des Reichs und fein Recht gerungen hat. Diese 120 Leute haben sich zufällig zus Ich muß die Behauptung auf das entschiedenste als gänzlich un- Mecklenburgs liegt.( Beifall rechts). fammengefunden in der bitteren Not( lautes Gelächter bei den Soz.) begründet zurückweisen. Die Leistungen der Hamburger Bürgerschaft ihrer eigenen Anschauung. Im Falle eines Fehlschlages ihrer Absicht und aller mit bürgerlichen Mitgliedern befeßten Behörden während waren sie sicher ihr Mandat zu verlieren.( zurufe bei den Soz.: Alle Redner haben eine Verbeugung vor dem allgemeinen Geheime Stimmabgabe!) Das ist ein ganz anderer Punkt.( Wider­der furchtbaren Epidemie find als ausgezeichnet in jeder Hinsicht wahrecht gemacht, auch der Regierungsvertreter. Daraus geht die spruch bei den Soz.) Schlimm genug, daß Sie mit Ihrem Boykott, anerkannt worden, nicht nur in Deutschland , sondern weit über agitatorische Bedeutung dieses Antrages hervor. Zweifellos ist das Deutschland hinaus. Auf die gegen mich persönlich gerichteten afgemeine Wahlrecht allein geeignet, den wirklichen Willen des Ihren schwarzen Liſten eine Anzahl von Leuten um ihrer Eriſtenz Aeußerungen des Herrn Abgeordneten Bebel gehe ich felbft Wolfes zum Ausdruck zu bringen. Man hat ein allzu großes An- willen in die Notlage gebracht haben, den Antrag auf geheime Ab­verständlich nicht ein.( Lachen bei den Sozialdemokraten.) Meine prinzipielle Aeußerung über die Einwirkung einer Durch wachsen der Sozialdemokratie von der Gewährung des allgemeinen Stimmung einzubringen.( Lachen bei den Soz.). Abg. Liebermann von Sonnenberg ( Antis.): Die Regierung fann führung der sozialdemokratischen Organisation auf den Handels- Wahlrechts befürchtet. Die sozialdemokratische Gesinnung aber fann betrieb halte ich für in feiner Weise widerlegt.( Lachen bei den man doch dadurch nicht beseitigen, daß man ihr den Ausdruck ver- sich von der Sozialdemokratie nicht die Pistole auf die Brust setzen wehrt. Man kann nicht gegen den Strom schwimmen, man muß laffen.( Gelächter bei den Sozialdemokraten.) Es ist ein startes Sozialdemokraten.) vielmehr suchen ihn zu regulieren.( Sehr richtig! lints.) Stüd, daß der Abgeordnete Bebel uns mit einer mehr als zwei Abg. Büsing( natl.): Wir halten das Reich nicht für kompetent, Unsere Reichslande nehmen ja leider noch eine besondere Stellung stündigen Rede gelangweilt hat. Ich habe eine fo den Einzelstaaten die Form ihres Wahlrechts vorzuschreiben. Nicht ein. Der vorliegende Antrag unterscheidet mit Recht zwischen den ,, langweilige" Rede aus Furcht vor der Sozialdemokratie nehmen wir diesen Standpunkt Bundesstaaten und den Reichslanden. In Elsaß- Lothringen erstreben ein, den wir schon vor 35 Jahren vertreten haben. Wir lassen nicht alle Parteien eine Aenderung dieses als unwürdig empfundenen zu noch nicht gehört.( Gelächter bei den Sozialdemokraten.) Der Aba rütteln an der staatlichen Selbständigkeit der Einzelstaaten und lassen standes. Ich freue mich, daß der Stollege Delsor sich hier neulich geordnete Bebel hat mit einem ihn auszeichnenden Mangel von Boltsbewußtsein fie nicht zu Provinzen degradieren. Meine Parteigenossen in Sachsen auch in diesem Sinne ausgesprochen hat. Immerhin fann er sich haben allerdings in der Mehrheit 1895 der Wahlrechtsverschlechterung nicht wundern, wenn einige den Stampf der Partei des Herrn Deljor von der Knechtung der Estländer und Livländer gesprochen. Was augestimmt. Aber die Nationalliberalen im Reiche haben dieses für das allgemeine gleiche Wahlrecht nicht ganz ernst nehmen; denn diese Boltsstämme geworden sind, find sie geworden durch deutsch­

Abg. Blumenthal( fübd. Boffsp.):