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Zentrum und Erbschaftssteuer.

Thronrede und Adreßdebatte.

Auch der Kultusminister selbst zeigte sich wenig geneigt, den Relis sistiert. Nun mag der echte Römling feinen glaubenstofen Franzen Der Zentrumsabgeordnete Dr. am Zehnhoff hat ein Erb- gionsunterricht der gewerblichen Fortbildungsschule als Pflichtfach leiden, doch seine Louisdors nimmt er gern! Vorläufig wartet also schaftssteuerprojekt ausgearbeitet, nach dem die Erbschaftssteuer einzuberleiben. Die Grundzüge des Entwurfs, z. B. die Umwand- der Vatikan weiter auf die Entscheidung darüber, wer bei der bedeutend ertragreicher gestaltet werden soll, als es die Regierungs- lung des Abendunterrichts in Tagesunterricht, wurden am schärfsten fleritalen Hausprügelei den Sieg davontragen wird, und er bes borlage beabsichtigte. Der Vorschlag des Herrn am Zehnhoff, des von einem Volksparteiler, dem Abg. Schmidt, bekämpft, der schränkt seine Tätigkeit auf die Besetzung der erledigten Bistümer, Kommissionsberichterstatters, geht dahin, daß der an Kinder und ein Klagelied auf die armen Handwerker sang, denen ihre Lehr- was allerdings schon eine Ausübung der durch die Konkordats­Ehegatten fallende Nachlaß mit einer Steuer von eins vom Tausend linge durch das neue Gesez 280 Stunden= 40 Tage im Jahr ent- Aufhebung der Kirche gewährten Unabhängigkeit bedeutet. Sobald belegt werden soll. Die an entferntere Verwandte und Nichtver- 3ogen würden. Es ist beschämend, daß sich just ein Volksparteiler sich's zeigt, wer in der fleritalen Partei stärker ist, die feudalen wandte fallenden Erbschaften sollen mit einer Steuer von 5 bis auf solche Art zum Sprachrohr reaktionärer, auf Lehrlingsaus. Politiker oder die gläubigen Kleinbürger und Bauern, wird der 15 Proz. belastet werden. Der Gesamtertrag aus dieser Steuer beutung versessener Handwerkerbestrebungen machte; um so be- Bapst wissen, was er, unfehlbar" zu verkünden hat. wird von Herrn am Zehnhoff auf 120 Millionen Mark veranschlagt. schämender, als dieser Abgeordnete selbst früher Lehrer war und England. Bezeichnend ist, daß das Zentrum diesen Steuervorschlägen mithin mit mehr Verständnis für die sozialpolitischen und Bildungs­feines Fraktionsmitgliedes sehr referbiert gegenübersteht. Die bestrebungen unserer Zeit hätte ausgestattet sein müssen. Mit " Germania " erklärt, daß Herr am Zehnhoff für seine Person feiner Ironie wurde dieser Opponent vom Kultusminister abge= die Verantwortung für das Projekt trage. Die Kölnische Volks- führt, der sich Schmidts Einwänden gegenüber auf das Partei­zeitung" nimmt eine weniger ablehnende Haltung ein. Doch bemerkt programm der Volksparteiler berufen konnte. Auch Genoffe Io B die agrarische Presse mit vollem Recht, daß der im Zentrum so trat den fortschrittsfeindlichen Ausführungen des Volksparteilers, einflußreiche rheinische Bauernverein wohl schleunigst dem übrigens eigene Parteimitglieder widersprachen, entgegen. sein diftatorisches Veto einlegen werde. Die Korrespondenz des Das Gesetz wurde an eine Kommission überwiesen. Bundes der Landwirte" erhebt natürlich ein wütendes Geschrei über den Vorschlag des Herrn am Zehnhoff. Die Landwirte in allen deutschen Gauen müßten sich zu mündlichen oder schriftlichen Kund­gebungen gegen diese Steuervorschläge, zusammentun und darin ihren Vertretern im Reichstag, namentlich denen aus den Reihen des Zentrums und der Nationallibecalen, ihren Un­willen über derartige Absichten unzweideutig kundgeben. Noch sei es Zeit, aber es sei hohe, ja höchste Zeit. Die Notleidenden brauchen sich wirklich nicht aufzuregen. Das Zentrum denkt nicht im Ernste daran, das Projekt des Herrn am Zehnhoff zu realisieren. Der Steuereifer seines Fraktionsmit gliedes dient ihm nur dazu, seinen proletarischen Wählern Sand in die Augen zu streuen.

In den Wahnsinn gehezt.

Als Majestätsbeleidiger muß der 67 Jahre alte Invalidenrentner G. Götsche I von Kottersreuth( Oberfranken ) in seinen alten Tagen noch ins Gefängnis wandern. Er ist ein alter Feldzugsveteran und bezieht eine monatliche Invalidenrente von 21 M. Vor einiger Zeit befand er sich in der Buchtlerschen Wirtschaft in Kottersreuth, wo ihn die Gäste wegen der Geringfügigkeit seiner Rente aufzogen. In feinem Unmut ließ er sich zu einigen Aeußerungen hinreißen, in denen eine Beleidigung des Kaisers enthalten sein soll. Der Wirt schickte sofort zur Gendarmerie, damit die Freveltat nicht ungefühnt bleibe. Das Landgericht Bayreuth sprach eine Gefängnisstrafe von

drei Monaten aus.

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Von Herrn Münch- Ferber. Der frühere nationalliberale sich, wie erinnerlich, zur Niederlegung seines Mandats veranlaßt, Reichstagsabgeordnete für Hof. Webereibesizer Münch- Ferber , sah weil ihm in einem Beleidigungsprozeß bedenkliche Manipulationen in einer Erbschaftsangelegenheit und in Steuerfachen nachgewiesen waren. Um eine Wiederaufnahme seines Prozesses zu erwirken, denunzierte er den Zeugen in diesem Prozeß und seinen Ver­wandten Rudolf Münch wegen Meineids. Das Landgericht Hof faßte jedoch den bereits rechtskräftig gewordenen Beschluß, die An­Beschuldigten außer Verfolgung zu sehen, da sich keine Anhalts. punkte ergeben hätten, daß sie in irgend welchen Punkten die Un­wahrheit ausgesagt haben.

Die Demokraten in Nürnberg haben sich bekanntlich bei den letzten Landtags- und Gemeindewahlen dem allgemeinen bürger­lichen Mischmasch angeschlossen, wofür sie eines der den Sozial demokraten durch eine berwegene Wahlbezirksgeometrie ab= genommenen Landtagsmandate, sowie einen zweiten Siz im Ges meinderat zum Lohn erhielten. Das unliberale Auftreten des liberalen Blocks, vor allem die dicke Freundschaft mit der reaktio­nären Mittelstandspartei und die Rückständigkeit und Arbeiter feindlichkeit der Nürnberger Gemeindeverwaltung, hat in den ehr­lichen Demokraten das demokratische Gefühl wieder erwedt, und man schämt sich schon allgemein dieses Bündnisses. In einer demo­kratischen Versammlung kam es deshalb zu einer lebhaften Aus­sprache, in der die meisten Redner gegen die von den Liberalen vielfach beliebte Mißachtung des Blockprogramms Einspruch er. hoben und sich dafür aussprachen, bei künftigen Wahlen eine Ver­ständigung mit der Sozialdemokratie zu suchen.

Am Montag verlas König Eduard die Thronrede, in der die Beziehungen zu allen anderen Mächten als freundschaftlich be= zeichnet wurden! Er gibt der Hoffnung Ausdruck, daß die Algeciras­Konferenz den internationalen Frieden nicht stören werde und äußert sich dann über die nächsten Ziele der englischen Politik: Untersuchung über die Mittel, durch die eine größere Anzahl der Bevölkerung auf das Land gezogen und ihm erhalten werden könnte, ferner eine Abänderung des Schulgesetes, Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen und Maßregeln betreffend die Gesetze über die Kauffahrteischiffahrt. Dann begann die Beratung über die Adresse zur Beantwortung der einzelnen Parteien gaben die üblichen Erklärungen ab. der Thronrede daher der Name Adreßdebatte". Die Führer Außerordentlich wichtig ist ein Bassus aus der Erklärung des Marquis of Ripon , der u. a. sagte:

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" Ich wüßte im Augenblid nichts, was mich beranlassen fönnte, an einem befriedigenden Abschluß der Marokko - Konferenz zu zweifeln. So wie die Sache jest liegt, werden wir bekanntlich Frankreich unsere volle diplomatische Unterstützung zuteil werden lassen, und der dortige britische Vertreter hat dementsprechende Instruktionen erhalten. Wir haben ohne Frage auch einige gleich­berechtigte Interessen in Marokko , aber diese Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Aufrechterhaltung der Ordnung und des Prinzips der offenen Tür sowie den Fortschritt der Zivilisation." Das sollten sich Deutschlands Diplomaten hinter die Ohren schreiben, umsomehr, als sich auch Chamberlain in demselben Sinne mit folgenden Worten äußerte:

Wir wissen, daß wir als Freund unseres großen Nachbar­staates Frankreich zur Konferenz gegangen sind und daß wir als Freund Frankreichs bereits ein Abkommen getroffen hatten, welches für uns zufriedenstellend war und von welchem wir hofften, daß es für andere Länder( gemeint ist natürlich Deutsch­ land !) annehmbar sein werde. Wenn wir durch diplomatische Mittel das fördern können, was wir für das gerechtfertigte Inter­esse Frankreichs halten, so bin ich ganz sicher, daß dies mit den Wünschen des ganzen Hauses übereinstimmen wird."( Beifall.)

Schließlich äußerte sich auch noch Campbell- Bannerman zur selben Frage, indem er sagte: Soweit der Regierung bekannt sei, schreiten die Angelegenheiten in langsamer, aber zufriedenstellender Weise fort. Die Beziehungen Englands zur französischen Regierung Die britische Regierung blieben gewiß dieselben, wie sie waren. lasse der französischen jede diplomatische Unterstüßung angedeihen, die in ihrer Macht stehe, sie gebe dieselbe ohne das geringste Präjudiz, nicht nur für vollkommenes gutes Einvernehmen, sondern für direkte Freundlichkeit Englands zu allen in Betracht kommenden Mächten. Es sei recht und angebracht, daß dem britischen Volke immer und immer wieder gesagt werde, daß die Verständigung mit Frankreich , die in voller Stärke unverändert fortbestehe, keine schlimmen Absichten gegen irgend eine andere Nation oder Regierung in sich schließe, und daß die britische Regierung in dieser Ver­ständigung nur ein Mittel zu finden wünsche, jene freundlichen, jene sozusagen herzlichen Gefühle zwischen England und Frankreich zu beträftigen, die sie zu fördern bedacht sei. Hoffentlich hören Deutschlands Diplomaten auf all das, da­

Ueber die Verurteilung des Musketiers Gloh in Lübeck zu einer fast achtjährigen Gefängnisstrafe wird der Frankfurter Beitung folgender ausführlicher Verhandlungsbericht mitgeteilt: Am 6. Januar d. J. schlug der Musketier Gloh beim Paradeschritt­üben seinen Leutnant Heerlein mit dem Gewehrkolben nieder, als er von diesem zur Wiederholung einer Uebung zurückgerufen worden war. Neben Gloh war auch der Unteroffizier Hansen angeklagt, dem vorschriftswidrige Behandlung seiner Untergebenen und Unter­laffung einer dienstlichen Meldung zur Last gelegt wurde. Beim Griffeüben am Morgen des 6. Januar auf der Mannschaftsstube soll der Unteroffizier dem Gloy, obwohl dieser die Uebungen so gut machte, wie er fonnte, einen Stoß vor die Brust gegeben haben. Tatsächlich ist Gloh zurückgetaumelt und mit dem Rücken gegen einen Schrank gefallen. Hierauf schlug Gloy mit dem Gewehr­kolben den Unteroffizier Hansen auf die Schulter, so daß dieser zurüdtaumelte. Sofort ließ er dann die ganze Korporalschaft in die Kniebeuge gehen und in dieser Stellung ungefähr eine halbe Stunde lang Griffe üben. Infolge dieses Schleifens" waren die meisten Leute bei der darauf auf dem Kasernenhofe folgenden Uebung unter dem Kommando des Leutnants Heerlein schlapp. Leutnant Heerlein, der von der vorangegangenen langen Uebung keine Ahnung hatte, forderte Gloy, der besonders schlecht marschierte, obwohl er sonst ein guter Soldat war, auf, die Beine besser zu werfen. Da die Mahnung keinen Erfolg hatte, rief ihn der Leutnant zurück. Da Gloh diesem Befehl angeblich nicht schnell genug nachtam, sollte er einmal um den Kasernenhof Laufschritt machen. Gloh hatte bisher Gewehr bei Fuß gestanden. Plößlich faßte er das Gewehr beim Lauf und schlug mit dem Kolben den Leutnant auf den Kopf. Der Schlag wurde durch den Müßenschild zwar etwas gemildert, aber der Angegriffene Nach einer Meldung des Gouverneurs v. Lindequist hat stürzte trotzdem betußtlos zu Boden, nachdem er den vergeblichen Versuch gemacht hatte, den Säbel zu ziehen. Gloh trat nach dem sich der Bethanierhäuptling Cornelius mit seinem Anhang er­Schlage zurück und stand wieder Gewehr bei Fuß. Auf Befragen geben. Als einziger Gegner steht also nur noch Morenga mit erklärte Gloy, daß ihm der gegen den Leutnant geführte Schlag feinen Leuten im Felde. Auf 500 Hottentotten tommen also mit sie nicht nachher zu fühlen brauchen!- fofort leid getan habe; auch sei er der Meinung gewesen, Unter- 15 000 Mann deutscher Truppen. offizier Hansen werde ihn melden. Es sei ihm selbst nicht be= Zugleich mit der Meldung von der Ergebung Cornelius' war von 350 Delegierten beschickt. Als Präsident des Kongresses greiflich, wie er dazu kommen fonnte, seinen Leutnant tätlich an­zugreifen, da dieser ihn stets freundlich und gut behandelt habe. trifft die Nachricht von einem erfolglosen Gefecht wurde auf Vorschlag Keir Hardies der Sozialist Henderson, gewählt. Sein Bewußtsein reiche nur bis zu dem Marsch- Marsch- Befehl des gegen 200 Hottentotten ein, das am 14. Februar Die Arbeitervertreter", so führte er in seiner Eröffnungsrede aus, Leutnants, dann sei es ihm schwarz vor den Augen geworden. Als unweit Sandfontein geliefert wurde. Die Abteilung Er der" haben größere Verantwortung als die Anhänger des Ministeriums; er wieder zu sich gekommen sei, habe der Leutnant blutend am griff mit Teilen der 10. und 12. Kompagnie des Feld- fic haben darüber zu wachen, daß die Politik der Regierung in Boden gelegen. Unteroffizier Hansen will den Gloh nicht vor die regiments 2 die Hottentotten an und zersprengte sie nach Uebereinstimmung sich befinde mit den Interessen der Allgemein­Brust gestoßen haben, von ihm auch nicht gestoßen worden sein; er zehnstündigem Gefecht. Von der Abteilung des Hauptmanns heit." Im Parlament werde es an Versuchen, die Partei zu spalten, habe ihm nur das Gewehr zurecht gelegt. Leutnant Heerlein stellt Ercker fielen fünf Reiter, schwer verwundet wurden ein Arzt nicht fehlen, aber er sei der festen Ueberzeugung, daß zwischen den dem Gloh ein sehr gutes Zeugnis aus; noch zwei Tage vor dem und zwei Reiter, leicht verwundet vier Reiter. Die Hotten Sozialisten und den Gewerkschaften so viele gemeinsame Be Vorfall habe er ihm einen Preis für gutes Turnen geben fönnen. totten ließen nur einige Gewehre und Reittiere zurück. Ihre Ziele, die ihnen gemeinsam sind. Die Erfolge der Wahlen haben rührungspunkte bestehen, daß sie zusammenarbeiten würden für die Von dem Schlage mit dem Gewehrkolben habe er keine nachteiligen gezeigt, daß die Arbeiter sich endlich zugunsten einer unabhängigen Folgen für seine Gesundheit davongetragen; nur abends empfinde Verluste sind unbekannt. Politik bekehrt haben. Die Prinzipien, auf Grund derer wir ver­er mitunter nach langem Tragen der Dienstmüze etwas Kopfweh. Nach ärztlichem Gutachten ist Gloh geistig völlig intakt. Er wurde einigt sind und unsere Wahlerfolge erzielt haben, müssen wir auch aufrecht erhalten." Die flaren und zielbewußten Worte des wegen Angriffs auf einen Borgefeßten in zwei Fällen zu insgesamt Präsidenten wurden mit großem Beifall aufgenommen und durch fieben Jahren neun Monaten Gefängnis, Hansen wegen Miß­handlung Untergebener zu 38 Tagen Mittelarrest ber­feinen anderen Redner abgeschwächt. Es folgten Begrüßungsreden, u. a. auch eine des als Gast anwesenden Genoffen Jean Longuet urteilt. Von der Anklage der Unterlassung einer Meldung wird er freigesprochen. ( der bekanntlich ein Schwiegersohn von Karl Marg ist und jetzt in Paris lebt).

Diese Entscheidung wird, so bemerkt die Franff. 3tg." zu dem Falle, nicht nur wegen des außerordentlich hohen Strafmaßes gegen den Gemeinen, sondern auch wegen des Gegensatzes zu der milden Strafe für den Unteroffizier auffallen, obgleich legierer doch die unmittelbare Ursache des ganzen Vorfalles war. 38 Tage Mittel­arrest für eine nichtswürdige Soldatenquälerei und sieben Jahre neun Monate Gefängnis für die in einem Moment fehlender Die bis auf zwei Jahre hätte heruntergegangen werden können, find Zurechnungsfähigkeit begangene Ausschreitung des Soldaten, für so schroffe Gegensätze, daß sich das Rechtsgefühl nimmermehr damit abfinden kann. Wenn der unglückliche Musketier auch sonst geistig normal ist, so hat er doch zweifellos unter einer seelischen Stimmung gehandelt, die ihm das Verantwortungsgefühl raubte. Daß das Gericht hierauf feine Rücksicht nahm, ist unverständlich. Wir halten die Aufrechterhaltung dieses Urteils für ganz ausgeschlossen.

Arbeiter als Schöffen

Ans Südwestafrika.

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Ausland.

Frankreich .

Sozialistischer Wahlfieg in Toulouse .

Der sechste Jahreskongreß der englischen Arbeiterpartei

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Paris , 18. Februar.( Eig. Ber.) Der Sozialismus hat heute Toulouse , die mächtig auf­Der 2. Verhandlungstag brachte Debatten von prinzipieller blühende Industriestadt des Südens, erobert. In der Stichwahl für den Gemeinderat drang die sozialistische Liste mit 17 000 Stimmen Wichtigkeit. Harry Quelch und Fred Knee beantragten, das gegen 10 000 progrefistische durch. Die Siegesbotschaft erregte Be- Eretutivkomitee der Partei zu beauftragen, ein Programm auszu­geisterung und Jubel. Aus den Arbeitervorstädten zogen ungeheuere arbeiten, welches alle Kandidaten, die vom Arbeitervertreterkomitee Massen nach dem Nathause, vor dem bald über 10 000 Menschen unterstützt werden, anzuerkennen haben. Welchen Wert", so sagte versammelt waren. Auf dem Balkon wurde die rote Fahne auf- Quelch, hat eine Partei ohne Programm? Wir pflegen die Liberalen und die Torys zu verhöhnen wegen ihrer Programm­gepflanzt und die" Internationale", bom jauchzenden Volke anlosigkeit; diese sind in der Beziehung aber noch immer besser versehen gestimmt, grüßte das Siegeszeichen auf dem gewonnenen Stadthaus. als die Arbeiterpartei." In einer Tageszeitung seien fürzlich bie Toulouse hat über 150 000 Einwohner, es ist auch das geistige individuellen Auffassungen einer großen Anzahl von Mitgliedern Die Eroberung dieser Stadt macht die der Arbeiterpartei wiedergegeben worden. Nun, eine widerspruchs­Zentrum des Südens. empfindlichen Verluste, die der französische Sozialismus in den letzten vollere Sammlung von Prinzipien habe er noch nie gesehen. Bis Jahren in anderen großen Gemeinden erlitten hat, reichlich wett. wir uns", so schloß Genosse Quelch, nicht ein festes, auf breitester Es ist anzuerkennen, daß ein großer Teil der bürgerlichen Demo- Grundlage aufgebautes Programm geben, wissen wir nicht, wer wir Frank Smith schlug vor, daß die Kandidaten ihre Wahl­find." tratie für unsere Genossen gestimmt hat trotzdem radikale Führer, manifeste dem Komitee zur Durchsicht zu unterbreiten haben. Pete

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werden in diesem Jahre in Riel zum ersten Male in Tätigkeit wie Clémenceau , das verräterische Verhalten der radikalen Wählers Gurran sprach gegen Quelch: Das erste Jahr wenigstens müsse der treten. Auf der Liste der Schöffen stehen. 20 Arbeiter, darunter schaft in Limoges verteidigt und als nachahmenswert hingestellt Arbeiterpartei Beit gelaffen werden. Prinzipien, Unabhängigkeit ein Heizer, zwei Schiffszimmerleute und ein Schriftseher.-

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Aus dem württembergischen Landtag.

hatten.

Die Enzyklika.

und eine gute Kampfesbereitstellung, das sei zunächst besser als programmatische Geseze. Quelchs Antrag wurde schließlich ab­gelehnt. Oberschlesische Germanisierungsfünfte. Unter den Polen in Paris , 19. Februar.( Eig. Ber.) Die Ablehnung des Antrages, ein feftes Parteiprogramm zu Miechowiz, Kreis Beuthen , herrscht große Aufregung über eine Die Enzyklika Pius' X . über die Kirchentrennung hat die schaffen, ist charakteristisch für die englischen Verhältnisse überhaupt. Anordnung des neuen Gemeindevorstehers Schneider, wonach in den Gemeindebureaus mit dem Publikum fünftig nur deutsch ver- Klerikalen aller Richtungen ziemlich verstimmt. Sowohl die friegs- Die größere politische Freiheit Englands bringt es mit sich, daß handelt werden darf; sogar für das Standesamt gilt diese Be- luftigen wie die friedlichen Katholiken hatten gewünscht, daß der geringere Abweichungen einzelner von den Grundsäßen einer Bartei stimmung. Bis dahin wurde auf den Bureaus im Verkehr mit Batikan endlich mit seiner hartnäckigen Tendenz, den Belz zu waschen, viel häufiger sind als bei uns und auch einer weitergehenden der polnisch rebenden Bevölkerung, auch mit Schulkindern, stets die ohne ihn naß zu machen, gebrochen hätte. Der Papst verspricht Duldung begegnen. Gleichwohl ist das Verlangen der sozialdemo polnische Sprache gebraucht, und die preußische Monarchie war nie var, au gelegener Zeit"- das soll vielleicht heißen: nach dem fratischen Federation, zu deren Führern Quelch bekanntlich gehört, Erlaß der Durchführungsverordnung zum Trennungsgesetz ein durchaus berechtigtes, und wenn Pete Curran dagegen sprach, in Gefahr. genaueres zu sagen. Aber diese Bertagung beweist nur die Nats so geschah dies wohl nur aus Rücksicht auf die Nichtsozialisten inner­losigkeit der Politiker der Kurie, die in dem sich verschärfenden Bank halb der Partei. der beiden Gruppen nicht Partei zu nehmen wagen. So bleibt denn Stuttgart , 18. Februar.( Eig. Ber.) Die Abgeordnetenkammer beschäftigte sich in der abgelaufenen alles beim alten. Die Radaukleritalen können sich darauf berufen, Woche in der Hauptsache mit Eingaben der Gemeinden und Bezirke daß Rom das Gesetz als ein Werk der Gottlosigkeit verdammt habe, um den Bau neuer Eisenbahnen. Diese Debatten, welche die sanftere Richtung aber darf darauf hinweisen, daß der Papst im wesentlichen nur lokale Bedeutung haben, werden sich auch noch gegen die Konstituierung der Kultus- Assoziationen fein Verbot erlassen hat. Für die kirchlichen Interessen ist indes eine rasche Ent­in die neue Woche hineinziehen. Bon allgemeinerer Bedeutung war die erste Lesung des Gefcheidung von höchster Wichtigkeit. Behalten die Draufgänger recht und fetes über die Gewerbe- und Handelsschulen, das eine feßen sie den gewaltsamen Widerstand gegen die Staatsbehörden gründliche Reform des Fortbildungsschulwesens und den passiven Widerstand, der in der Weigerung besteht, die Bezmeden foll. Leitende Gesichtspunkte des Entwurfs find die Stultusverbände zu bilden, fort, so werden die Kirchen gesperrt Durchführung des Schulzwvanges, des Tagesunterrichts und einheit werden müssen, und die Klerikalen werden fich darauf vorzubereiten licher Mindestforderungen bezüglich der Unterrichtsdauer; ferner haben, die Abhaltung ihrer Gebetsversammlungen an anderer Stelle sollen die gewerblichen Fortbildungsschulen zu Berufsschulen um- als Bergehen gegen das Versammlungsgesetz behandelt zu sehen. gebildet und für diese Schulen dann besondere Lehrkräfte aus Db fie aber ihrer Anhängerschaft einen solchen Märtyrermut zutrauen gebildet werden. In der Debatte verlangte der Zentrumsredner, dürfen, ist doch recht zweifelhaft. daß in den Lehrplan dieser Schulen auch religiöse Fächer auf Ein anderer Umstand, der besonders die älteren Geistlichen für genommen werden sollten. Diese Forderung wurde von dem Redner die friedlichere Tattit gewinnt, ist die Gefahr, daß der Staat im der Sozialdemokratie Abg. Kloß aufs entschiedenste belämpft. Falle der offenen Revolte die im Geseze vorgesehenen Pensionen

Mehr Glück hatte Quelch bei der Beratung über das Frauen­stimmrecht. Ben Turner beantragte, man solle sich für die sofortige Ausdehnung des bestehenden Wahlrechts auf die Frauen aussprechen. Dem Genossen Quelch ging dies nicht weit genug. Davon würden nur die Frauen der besitzenden, nicht aber die der arbeitenden Klassen profitieren. Er beantragte deshalb folgendes Amendement:

" Der Kongreß erklärt die Zeit für gekommen, das gleiche Wahlrecht auf alle Männer und Frauen auszudehnen; er ist ferner der Meinung, daß iede Maßnahme, welche eine Ausdehnung des Wahlrechtes auf Grund des Besizes vorsieht, also nur einem Teil der Frauen zugute kommt, einen Schritt nach rüdwärts be= deutet und bekämpft werden muß.

Diefe Resolution wurde angenommen.

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Das Arbeitslosengeset wurde als ungenügend selbst für vor übergehende Abhülfe erklärt. Zur Schulgesetzgebung lagen eine Anzahl Resolutionen vor, von denen die wichtigsten forderten: Freie Speifung der Schulkinder und Durchführung des weltlichen Unter richts. Nach heftiger Debatte wurden diese mit 317 000 gegen