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Bereinigung angehören, ist in den beiden Jahren von 26 auf 37 gestiegen, die der Mitglieder von 2232 aus 27�4. Die Lohn­bewegungen sind in beiden Jahren verhältnismäßig ruhig ver­laufen und haben im allgemeinen guten Erfolg gehabt. Der schwerste Lohnkampf war der in Quedlinburg im Jahre 1664, der 2V Wochen dauerte, dann abgebrochen werden mußte, bis im nächsten Jahre die Unternehmer sich bereit fanden, den geforderten Lohn zu zahlen. Die Kämpfe im eigenen Beruf konnten mit verhältnismäßig gc- ringen Mitteln gefuhrt werden; um so mehr konnten die Lohn- kämpfe in anderen Berufen unterstützt werden. Im Jahre 1964 wurden für Streikunterstützung im eigenen Beruf 4267,28 M., im Jahre 1965 1439,55 M. ausgegeben; zur Unterstützung der Lohn- kämpfe in anderen Berufen wurden 1964 11 558 M., 1965 7963,76 M. aufgebracht. Rechtsschutz wurde von der Geschäftsleitung im Jahre 1964 in 72, im Jahre 1965 in 168 Fällen gewährt. Für die Presfe, dieEinigkeit", gab die Vereinigung im Jahre 1964 7369,67 Mk., im Jahre 1965 8659,86 M. aus. In ehrenden Worten wird des früheren Redakteurs derEinigkeit", des im Juli 1964 verstorbenen Genossen Keßler, gedacht. Die Abrechnung der Geschäftsleitung schließt für das Jahr 1964 mit 17 361.43 M. Einnahmen und 16 869,59 M. Aus- gaben, für das Jahr 1965 mit 12 867,89 M. Einnahmen und 16,842,41 Mark Ausgaben. Am letzten Jahresschluß betrug der Kassenbestand der Gcschäftsleitung 7352,99 M., der Kassenbestand der einzelnen Vereine zusammen 64 786,71 M. Im ganzen ist das Vermögen der Vereinigung im Jahre 1965 von 51 886,12 M. auf 72 139,76 M. an- gewachsen. Der Geschäftsleiter Fischer bemerkte unter anderem, daß sich die Organisation im allgemeinen verhältnismäßig gut ent- wickelt hat. Vom Ausschuß berichtete Weisel, daß Beschwerden gegen die Geschäftsleitung nicht erhoben worden sind. An die Berichte knüpfte sich eine mehrstündige Debatte, die sich wesentlich auf innere Angelegenheiten der Organisation, sowie auf die Agitation bezog. Irgendwie erhebliche Einwendungen wurde gegen die Geschäftsleitung der Vereinigung nicht erhoben. Ein- stimmig wurde der Geschäftsleitung Decharge erteilt. Hierauf wurde über verschiedene Anträge zur Erweiterung beS Regulativs der Bereinigung beraten. Zunächst wurde nach längerer Debatte beschlossen, die Bestimmung, daßjeder Zimmerer oder ver- wandte Berufsgenosse" den Zimmercrvereinen beitreten kann, dahin abzuändern, daß es heißt:jeder Zimmerer oder in verwandten Gewerben beschäftigter Arbeiter" kann beitreten. Wie bestimmt hervorgehoben wurde, wird mit dieser Aenderung nicht beabsichtigt, in die Organisationsgebiete anderer Berufe einzugreifen. Ebenso sprachen sich verschiedene Redner entschieden gegen irgend welche Sektionsgründungen innerhalb der Vereinigung aus. Die Bestimmung des Regulativs über die BeitragSleistung bleibt bestehen. Die Konferenz beschloß hierzu die Zusätze, daß die Beiträge in den Wintermonaten möglichst niedrig, in den Sommer- monaten dementsprechend höher bemessen sein sollen, und daß jedes Mitglied verpflichtet ist, die Beitragsmarke zu entnehmen, die an dem Ort üblich ist, wo es arbeitet. Zu dem Zlbsatz über Streiks und Sperren wurde die Aenderung beschlossen, daß jede Einzel- organisation bei Streiks erst ihre vorhandenen Mittel aufzubrauchen hat, bevor die durch Umlagcverfahren aufzubringende Unterstützung der übrigen Organisationen in Anspruch genommen wird. Bisher war jede Einzelorganisation verpflichtet, die Unterstützung für die erste Streikwoche selbst aufzubringen. Ferner wurde ein Zusatz beschlossen, der besagt, daß die Unterstützung pro Tag das Sechsfache des durchschnittlichen Wochenbeitragcs nicht übersteigen darf. Die Geschäftsleitung der Bereinigung soll in Zukunft aus 5 statt 4 Personen bestehen: dem Geschäftsleiter, dessen Stellvertreter und den 3 Mitgliedern des Ausschusses. Ein neuer Paragraph über die Konferenzen der Vereinigung besagt, daß in der Regel alle zwei Jahre eine Konferenz stattfinden soll, auf der jede Or- ganisation ihrer Stärke entsprechend vertreten sein soll. Die Ver- einigung soll in Zukunft den Namen:Vereinigung der Zimmerer und verwandter Berufsgenossen Deutschlands " führen. Zum folgenden Punkt der Tagesordnung: Stellungnahme zur Organisation und Taktik der Freien Vereinigung deutscher Gewerk- fchaften, hielt Wilhelm Schmidt einen einleitenden Vortrag, woran sich eine lange Debatte knüpfte. In den Ausführungen wurden vielfach die Ansichten des Genossen Dr. Fnedeberg erwähnt, ohne daß die Redner sich in jedem Punkt mit dessen Gedanken ein» verstanden erklärten. Folgende Resolution wurde einstimmig an- genommen:. Bei den in den letzten Fahren immer schärfer hervor- tretenden Klassengegensätzen macht eS sich bemerkbar, daß das re- aktionäre Unternehmertum aller Bekenntnisse und Richtungen immer neue Methoden anwendet, um die nach Befreiung strebende Arbeiterschaft zu unterdrücken. Unternehmcrorganisatiolien. die ehemals als Utopie galten, sind zur Tatsache geworden und haben sich machtvoll entwickelt, wodurch der von den Arbeitern so oft mit Erfolg geführte Kleinkrieg an Bedeutung verloren hat. Die somit zuungunsten der Arbeiterschaft veränderten Ver- Hältnisse machen es derselben zur Pflicht, auch ihrerseits kraft- vollere Kampfesmittel zur Anwendung zu bringen. Ten von den Unternehmern in letzter Zeit mit Erfolg angewandten Massen- aussperrungen sind Massenaktionen seitens der Arbeiter in Zu- kunst entgegen zu setzen. Aber nicht nur zur Abwehr, sondern auch zur Eroberung weiterer Rechte und Freiheiten sind diese Mittel zur Anwendung zu bringen. Als eines der wirksamsten Mittel betrachtet die sechste Konferenz der Vereinigung der Zimmerer Deutschlands neben eifriger Agitation zum Anschluß an die Organisation die Propaganda für den Massen- resp. Generalstreik. Die erfolgreiche Anwendung dieses Kampfmittels hat jedoch zur Voraussetzung, daß die Organisationen der Arbeiterschaft zu Kampforganisationen ausgebaut werden und nicht zu Organisa- tioncn des sozialen Friedens; dabei ist die Betätigung auf poli- tischem Gebiete und der Anschluß an die Sozialdemokratie un- erlählich notwendig. Auf Grund dieser Anschauung spricht die sechste Konferenz die Erwartung aus, daß sich die Beschlüsse des 7. Kongresses der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften bei Festsetzung der Organisation und Taktik in der angegebenen Richtung bewegen." Die Wahl der Delegierten zum 7. Kongreß der Freien Ver- einigung deutscher Gewerkschaften soll in folgenden Orten vor- genommen werden: Berlin , wo 4 Delegierte zu wählen sind, Halle, .oambnrg, Äüstrin und Erkner , wo je ein Delegierter zu wählen ist. Einstimmig beschloß die Konferenz, das Gehalt des Geschäfts- leiters der Vereinigung der Zimmerer von 186 auf 136 M. zu erhöhen. Als Geschäftsleiter wurde Theodor Fischer ein. stimmig wiedergewählt. Als Stellvertreter wurde F. Babitzke gewählt; in den Ausschuß Wilhelm Schmidt, Heinrich Weisel und Regschlager. Eue der Partei. Die Sitzung des Jnternatioualeu sozialistischen Bureaus. Brüssel , 4. März.<Eig. Bericht.) Heute hat eine sehr wichtige Sitzung des Internationalen sozia- listischen Bureaus begonnen, deren Verlauf bisher ein höchst er- freulicher ist. Schon der Bericht deS Sekretärs Camille HuhsmanS war ein sehr ermutigender, er bezeugt ein rasches Anwachsen des Sozialismus an den entfenitesten Enden er Welt. Der nächstjährige internationale Kongreß zu Stuttgart hat die beste Aussicht, Dele- gierte der sozialistischen Parteien von Kuba , Brasilien , China in seiner Mitte zu sehen. Die Sitzung war eine sehr gut besuchte. Wenn die russische Sozialdemokratie(im engeren Sinne) ebenso wie die deutsch-öster- reichische nicht vertreten war, so hatte das seine guten Gründe. In Wien und im Innern Rußlands gibt es augenblicklich so viel zu tun, daß kein Mann entbehrt werde» kann. Anwesend sind unter anderen als Vertreter der Sieger von gestern, der englischen Arbeiterpartei, Keir Hardie und H y n d- man, als Vertreter der wahrscheinlichen Sieger von morgen aus Frankreich I a u r s s und V a i l l a n t, von Belgien A n s e e l e und Vandervelde . Ferner Troelstra von den Holländern, N e in e c und S o u k u p von den Tschechen, Rubanowitsch von den Sozialisten-Revolutionären Rußlands usw. Deutschland ist durch Bebel und K a u t s k y vertreten. Als erster Punkt der Tagesordnung wurde die Frage des Krieges verhandelt, die in den letzten Monaten eine so große praktische Bedeutung gewonnen hat. Nach langer und eingehender Beratung wurde einstimmig der Antrag V a i l l a n t angenommen, dessen Wortlaut folgender: Sobald Ereignisse sich vor der Oeffentlichkeit oder im ge­heimen vollziehen, die einen Konflikt zwischen verschiedenen Regierungen befürchten lassen und einen Krieg möglich oder wahr- scheinlich machen, sind die sozialistischen Parteien der beteiligten Länder verpflichtet, aus freien Stücken und auf Einladung des Internationalen sozialistischen Bureaus mit einander in direkte Ver- bindung zu treten, um ein gemeinsames und übereinstimmendes proletarisches und sozialistisches Vorgehen festzusetzen und zu vereinbaren, daS zur Verhinderung oder Verhütung des Krieges dienen kann. Gleichzeitig werden die sozialistischen Parteien der anderen Länder durch das Sekretariat des Bureaus verständigt und eine Versammlung deS Internationalen sozialistischen Bureaus findet baldigst statt, um für den gesamten internationalen Sozialismus und die organisierte Arbeiterklasse die Aktion zu beschließen, die am geeignetsten ist, den Krieg zu verhindern oder zu verhüten." Diese Resolution verlangt von keiner sozialistischen Organisation Unmögliches, verpflichtet keine zu Schritten, die sie schädigen könnten. bringt aber die internationale Solidarität zur vollsten Geltung, indem sie alle Maßnahmen zur Verhütung des Krieges zur inter - nattonalen macht, und weist damit auf daS kraftvollste Mittel hin. den Krieg zu verhüten, soweit das Proletariat heute überhaupt im stände ist, dies zu bewirken. Nachdem es diese Frage erledigte, nahm das Internationale Bureau heute noch eine andere von großer Bedeutung in Angriff. die der Vertretung und Abstimmung aus den internationalen Kon- gressen. Der Amsterdamer Kongreß hatte bedeutende Mißstände ge- zeigt, namentlich jene, daß die kleinste Nation auf seine Ent­scheidungen den gleichen Einfluß hatte wie die größte, und daß in Oesterreich und Rußland immer mehr die kleinen Nationen besondere sozialistische Organisationen bilden, die nach einer eigenen Verttettmg auf dem Kongreß verlangen und dadurch ebenfalls ein Uebergewicht der kleinen über die großen sozialistischen Parteien herbeiführen können. Dies hatte eine Reihe von Vorschlägen veranlaßt. Die englischen Genossen hatten einen Entwurf der Organisatton des Kongresses und des Internationalen Bureaus eingesandt. Ein Anttag. den Van Kol bei der letzten Sitzung des Bureaus gestellt, war von diesem unter Berücksichtigung mannigfacher Anregungen umgearbeitet worden. Endlich stellten bei der Sitzung selbst Vaillant und Bebel Zusatzanträge zu dem Vorschlag des Bureaus. Nach langen Debatten, bei denen Bebel nach Vereinfachung der komplizierten Bestimmungen strebte, Jaurös und Vaillant den Stand- Punkt der Einheitlichkeit in der Vertretung jedes Staates, die Ver« treter der verschiedenen slawischen Völkerschaften in der Sonder- organisatton der verschiedenen Nationen eines Staates vertraten, wurden von der vorgeschlagenen Resolution des Bureaus folgende Punkte akzeptiert: AbstimmungS- und BerttetungSmoduS der angeschlossenen Parteien: I. Zu den internationalen sozialistischen Kongressen werden zugelassen: ->.) Alle Vereinigungen, die den wesentlichen Grundsätzen deS Sozialismus zustimmen. Sozialisation der Prodnklions- und Austauschmittel; internationale Vereinigung und Aktion der Arbeiterklasse; Eroberung der öffentlichen Gewalt dnrch das in einer Klassenpartei organisierte Proletariat. b) Alle gewerkschaftlichen Organisationen, die sich auf den Boden des Klassenkampfes stellen und die Notwendigkeit der politischen, also gesetzgebenden und parlamentarischen Aktion anerkennen, jedoch nicht in direkter Weise an der polittschen Be- wegung beteiligt sind.(Pariser Kongreß i960.) II. Die einzige Grundlage der Vertretung ist die Sektion. Jede Nation bildet eine Sektion. Die Abstimmung der internattonalen Kongresse wird in folgender Weise geregelt: a) Die Abstimmung wird entweder durch Handaufheben vor genommen oder nach Nationalitäten, wenn die verttetenen Nationen das wünschen. b) Als Nationen werden die unter derselben Negierung stehenden Bevölkerungsmasseit betrachtet. Jedoch darf das Bureau auch ausnahmsweise eine sondere Bevölkerungsgruppe als eine besondere Natton anerkennen, deren Streben nach Selbständigkeit und deren geistige Einheit als Folge einer langdauernden historischen Traditton anzusehen ist, mag sie unter einer oder ver- schiedenen Regierungen stehen." Ein Antrag von Bebel, die Möglichkeit einer namentlichen Ab stimmung zu schaffen, wurde abgelehnt. Die Beratung weiterer Punkte dieser Resolutton mußte wegen vorgerückter Zeit auf morgen verschoben werden. Es sollen dann auch noch Resolutionen von Troelstra und Hyndmau über russische und von Branting-Kopenhagen über skandinavische Angelegenheiten verhandelt werden. Die schwierigsten Punkte wurden jedenfalls heute schon erledigt. »,» Abends fand im Volkshause ein Meeting statt. Jaurös sowie der Engländer Hyndman und der Holländer Troelstta ergriffen nach einander daS Wort und sprachen über das ThemaKrieg dem Kriege". Jaurös erklärte die Haltung der französischen Sozialistrn in Bezug auf die Marokkofrage und wider legte die Behauptungen, welche von verschiedenen Seiten gegen die ftanzösischen Sozialisten erhoben worden seien, daß sie zugunsten des Auslandes wirken. Er erklärte, die Taktik der Sozialisten gehe dahin, daß kein Land, welches cS auch sein möge, gedemütigt werde. Hyndman drückte die Hoffnung aus, daß die englische Sozialdemo- kratie weitere Fortschritte machen möge. Auch Troelstra wies auf die Fortschritte des internationalen Sozialismus hin. Als letzter Redner ergriff der Russe Kutschiakow daS Wort und zeichnete' ein Bild der russischen Revo.lution und ihrer Folgen. Redner erntete stürmischen Beifall. Die Versammlung tvar von über 3060 Personen besucht. Einstimmig wurde eine Resolution an- genommen, welche vorher von dem Internationalen sozialistischen Bureau gebilligt war und welche besagt, daß in Zukunft die Sozia- listen aller Länder bei jedem Anlaß, wo dem Frieden Europas Ge- fahr drohe, sich untereinander verständigen müßten, um eine Störung deS Friedens zu verhindern._ Anklage wegen Majestätsbeleidigung in Finnland . Auf Veranlassung der Oberverwaltung für Presseangelegen- heiteu hat das Justizdeparteinent des Senats dem Zaren auheim- gegeben, gegen die ZeitungArbetaren", das in schwedischer Sprache m HelsingforS erscheinende sozialdemokratische Organ, Anklage wegen Majestätsbeleidiguug zu erheben, und zwar eines Artikels wegen, der von der Situation in Petersburg handelte, und eines Gedichtes wegen, das den Titel:Eines russischen Revolutionärs Lied" trug. Die Anzeige wegen Majestätsbeleidigung gegen ein anderes BlattFyren" betitelt, lehnte das Justizdepartement ab. Kongreß der belgischen Arbeiterpartei. Auf der Tagesordnung des am 15. und 16. April in Brüssel stattfindenden Kongresses stehen folgende Punkte: Obligatorischer Schulunterricht und Schulkantinen; die nächsten Parlamentswahlen (im Mai 1966); der Alkohol in den Volkshäusern; die sozialistische Presse und die gesetzlichen Feiertage. Der letztere Punkt kommt aus Antrag der sozialistischen Schriftsteller auf die Tagesordnung. Es handelt sich um die Frage, ob nicht in den Redaktionen und Druckereien der sozialistischen Blätter die Sonntagsruhe durchgeführt werden sollte. Jetzt erscheinen nämlich die sozialistischen, wie übrigens auch die bürgerlichen Blätter Belgiens au allen sieben Tagen der Woche. In dieses AbrackerungSsysiem, daS leider über alle romanischen Länder verbreitet ist, versuchen die sozialistischen Schriftsteller Belgiens berechtigterweise Bresche zu schlagen. Ins Wasser gefallen! Eine große Aktion aus Anlaß der Flugblattverbreitung vor dem 21. Januar hatte die Staats- auwaltschaft in Straßburg eingeleitet. Gegen eine Anzahl Genossen war das Verfahren aufgenommen wegen Landesverrat und Ans- reiznng! Der Liebe Mühe war vergebens. Allen Sündern ist nun mitgeteilt worden, das Verfahren sei eingestellt. Soziales. Schutz des Bergfiskus. Vor der Saarbrücker Strafkammer wurde die Eheftau I. K. aus Wiebelskirchen beim Kohlenraffen auf der Berghalde der Grube erwischt. Sie behauptet, sich in Notlage befunden zu haben. Da Rückfall vorliegt, entscheidet das Gericht auf eine Gefängnisstrafe von vier Monaten". So berichtet kurz und bündig der Gerichts« berichterstattcr der bürgerlichen Presse. Der mit den Verhältnissen weniger Vertraute wird durch das exorbiaut hohe Strafmaß der Meinung sein, daß cS sich um ganz wertvolle Objekte handeln müsse; dem ist jedoch nicht so. Bei der Abfuhr derBergen"(Felsenstücke), die in der Nähe der Gruben zu mächtigen Bergen aufgetürmt werden, ist es nicht zu umgehen, daß auch einzelne Kohlcusrückchen mit da- zwischen kommen und mit den Felsstücken auf die Berghaldcn ab- gefahren werden. Die ärmere Bevölkerung der Grubenorte sucht sich, imthselig auf den Halden herumkletternd, diese Kohlenstückchen zu- sammen, um dadurch ihre Haushaltsausgaben etwas zu verringern. Der Bergfiskus macht auf diese Kohlen, da er sie selbst nicht sammeln läßt, keine Eigen- tum sau spräche, wodurch ihre Wertlosigkeit für ihn festgestellt ist. Nichtsdestoweniger ist dasKohlen- raffen", wie diese Tätigkeit genannt wird, verboten, wie man sagt aus Rücksicht aus die Gefahr, der dieKohlenraffcr" ausgesetzt sind. Das richtige Motiv des Verbotes scheint uns aber nicht in der ein- gebildeten Gefahr, als vielmehr in dem entstehenden Einnahme- auSfall des Fiskus zu liegen und die Gerichte beurteilen die Straftat ziemlich streng, wie das obige Urteil, das nicht vereinzelt dasteht, zeigt. Uns ist es unerfindlich, wie ein Gericht auf Diebstahl erkennen kann, wenn derBcstohlene" felbst erklärt, daß er an den gestohlenen Sachen keine Eigentumsansprüche geltend macht und sie als für ihn wertlos erklärt. lieber die Frage, ob ein Zopf eine fremde bewegliche Sache sei, die im Eigentum eines anderen steht, wird deS langen und breiten in einem Prozeß gegen einen Studenten gestritten, der in gemein- gefährlicher Weise Mädchen ihres Haarschmuckes beraubt. Aber die Frage, ob für den Eigentümer wertlose Kohlenstückchen gestohlen werden können, macht keine großen Kopfschmerzen. ES gilt als selbstverständlich, daß der Bergarbeiter das Bewußtsein haben müsse» er dürfe nicht mehr wie seine Vorfahren Kohlen raffen. Tut er eS, dann: 4 Monate Gefängnis: Der Umstand, daß trotz so hoher Strafen das Kohlcnraffen nicht aufhört, sondern die Verurteilungen in rascherer Aufeinanderfolge als früher stattfinden, wirft ein grelles Streiflicht auf dieWohlhabenheit" der BergarbeiterbevöNerung, die ja im Hilger Krämer-Prozeß eine so große Rolle spielte und zeigt uns auch, daß nur die bitterste Not die Leute zu dieser wenig an- genehmen Tätigkeit zwingt._ Freizügigkeit und UnterstützuugSwohnsitz. DieMecklenburgische Volkszeitung" berichtet folgenden drastischen Fall versuchter Unter- bindung der Freizügigkeit. Einer Fran Range in Ncu-Hohenfelde bei Doberan ging in diesen Tagen von dem Ortsvorstande(nämlich dem Schulzen und den beiden Schöffen) folgendes Schriftstück zu: Sie werden hierdurch aufgefordert, den bei Ihnen wohnenden Töpfer H. Ostern d. I. zu kündigen, damit er in der hiesigen Ge- meinde keine Heimat gewinnt. Zugleich geben wir Ihnen ernst- lich zu bedenken, daß, falls Sie dieser Aufforderung nicht nach« kommen, die Gemeinde Ihnen etwa entstehende Unkosten zur Last legen wird. Hohenfelde , 26. Januar 1966. Der Gemeindevorstand: H. Reinke, I. Kruth, H. Pentzien." Und warum soll der Töpfer H. aus Neu-Hohenfelde abgeschoben werden? Er wohnt seit 1963 in Neu-Hohenfelde und hat noch nie von der Gemeinde etwas verlangt, ist auch nicht unterstütznngSbe- dürftig. Aber, weil auf ihm und seiner Frau mehr als auf vielen andern MenschenkindernGottes Segen" ruht, nämlich: weil er sieben Kinder hat, befürchtet der Gemeindevorstand, H. könne einmal in Not geraten und dann der Gemeinde Hohenfelde Unkosten verursachen, Ein derartiges Vorgehen ist mit dem Freizügigkeitsgesetz unvereinbar, zumal eS sich nicht um einen Neuanziehenden handelt. Es liegt aber die Befürchtung nahe, für den Fall deS Zustandekommens der Unter- stütznngSwohnsitz-Novelle wird die Abschiebung Reuanziehender, die nicht wohlhabend sind, noch stärker werden als sie schon heute ist. »Ziis Industrie und Handel. Reichöbank. Auf 6,15 Proz. gegen 7,04 Proz. im Vorjahr­setzte die Generalversammlung der Reichsbank die diesjährige Dividende fest. Zu berücksichtigen ist, daß daS Aktienkapital um 36 Millionen Mark auf 186 Millionen Mark erhöht wurde. Der Gesamtgewinn deS Jahres 1965 betrug 45 247 284 M. Hiervon kommen zunächst in Abzug die Verwaltungskosten mit 15,31 Btillionen Mark, Kosten für Banknotenanfertigung 6,47 Millionen Mark, ver- tragSmäßige Zahlung au den preußischen Staat 1,86 Millionen Mark. Bankuotensteuer 1,65 Millionen Mark, auf zweifelhafte Forderungen reserviert 36 867 M., Verlust beim Verkauf von Grund- stücken 2965 M., uneinziehbare Buchforderungeii 166 M. Der Reingewinn beträgt 25 466 367 M. Die Dividende be- ansprucht 11676 666 M. Der Reichskasse fließen mit 14 329 666 M. diesmal etwa 1 666 666 M. weniger zu als 1964. Das liegt daran, daß die Reichskasse mit'/e desjenigen Betrages an dem Gewinne parttzipiert, der nach Ausschüttung einer llVzprozentigen Vor­dividende an die Aktionäre verbleibt. Die Vordividende beansprucht diesmal 6-366 000 gegen 5 250 006 M. in 1004. Gegen das Vorjahr stieg der Gewinn um 3696 M., die Ver- waltungskosten stiegen um 75 666 Mark. Die Banknotensteuer absorbierte ein Mehr von 54 666 M., der Reingelvinn ging um 44 193 M. zurück, trotzdem werden für Dividenden 516 666 M. mehr ausgewendet. DaS Register der Eigentümer wies am 36. De­zember 1963 neben 15 559 Inländern auch 2619 Ausländer auf. Ilse Bergbau Akt.-G. Die Gesellschaft erzielte im letzten Jahre bei einer Förderung von 36,2 Millionen Hektoliter einen Brutto- gewinn von 3 294 666 M. Im vorigen Jahre betrug die Förderung