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Nr. 56.

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Vorwärts

Berliner Dolksblatt.

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Telegramm Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Zur Lage der Hütten- und Bergarbeiter.

II.

Donnerstag, den 8. März 1906.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.

ber untersuchten Unfälle im Vorjahre nur 213 betrug. Diese eine, wenn auch beschränkte, Selbſtverwaltung zu gewähren: so ent

die 18. Woche hinaus zur Folge hatten, während die Anzahl zu konzentrieren. Wider ihren Willen fab fie fich gezwungen, Unfälle haben mithin um 160 oder 42,9 Proz. zugenommen, standen 1864 die Semstwos , gebildet aus Vertretern der Grundbefizer und was teilweise wohl dadurch zu erklären ist, daß sich die Landgemeinden. Trozz thres ausgesprochenen Klassencharakters, der Die im gestrigen Artikel angeführten Urteile bieler Arbeiter in dem Verlangen, eine Rente zu erhalten, vielfach 1890 durch die Einschränkung der Bahl der Bauernvertreter noch Gewerbeaufsichtsbeamter über die Arbeitsverhält bei der geringfügigften Verlegung mit Anträgen auf Unter verschärft wurde, haben sich die Semstwos im großen und ganzen nisse und ihre Gefahren lassen eine gewisse Vorsorge für Leib fuchung des Unfalles an die Berufsgenossenschaften wenden, nicht schlecht bewährt; dies erklärt sich mit Leichtigkeit aus dem und Leben des Arbeiters erkennen. Von ihnen unterscheiden benen dann in den meisten Fällen von letzterer Folge gegeben Umstande, daß die Semstwos in einer langen Reihe von Jahren sich aber sehr die Berichte der meisten Bergbehörden über wird." beinahe der einzige Ort einer verhältnismäßig freien sozialen den Gesundheitszustand und die Beschwerden der Erst heißt es also in dem Bericht, daß von den Auf- Tätigkeit waren und ihnen deshalb die besten kulturträgerischen Bergleute. Wenn man die Jahresberichte der preußischen fichtsbeamten 373 Unfälle untersucht wurden, welche schwerer Elemente zuströmten. Das Tätigkeitsgebiet der Gemstwos umfaßt Bergbehörden durchsieht, so findet man meist sehr befriedigende Natur waren und eine Erwerbsbeschränkung über 13 überaus wichtige Seiten des Voltslebens und sie haben Urteile über den Gesundheitszustand der Bergleute. Da heißt Wochen hinaus zur Folge hatten", und im nächsten Sak trok der Eingriffe der Regierung, die fie auf Schritt es: er war gut, im allgemeinen gut, zufriedenstellend, ganz denunziert der Berichterstatter die Arbeiter, daß sie in dem und Tritt zu hemmen suchte, eine ersprießliche kulturelle normal 2c. Aber wenn man sich die Zahlenangaben Verlangen, eine Rente zu erhalten, sich bei der gerinfügigsten Arbeit geleistet. In der Verwaltung der Semstwos befinden der Erkrankungen ansieht, weiß man, was man von Verlegung mit Anträgen auf Untersuchung des Unfalls an die sich: Schulwesen, Krankenwesen, Sanitätswesen, Veterinärivesen diesen Urteilen zu halten hat. So sagt der Bericht von 1902 Berufsgenossenschaften wenden." Agronomie usw.; viele Semstivos errichten landwirtschaftlich­über das Bergrevier Dst- Essen: Der Gesundheitszustand der Forscht man nach, welche Ursachen diese schauder statistische Aemter, verbreiten unter der Bevölkerung populäre ökono Belegschaft war befriedigend." Aber in folgendem Sage haften Gesundheitszustände und schweren mische und politische Schriften usw., ihnen liegt auch die Unterstützung mußte er mitteilen, daß 10 355 Mann trant gefeiert haben, Unfälle der Bergleuten haben, so ist es ohne der Bevölkerung in Fällen von Mißernte, Unterstügung der Familien was 76,4 Proz. der Belegschaft ausmacht, und im weiteres einleuchtend, daß die Beschäftigung des Bergmanns einberufener Reservisten ob. Man sieht, das Arbeitsfeld der Jahre 1904 waren es auch noch 69 Proz. Nur der an sich schon viel gefährlicher ist, als die meisten anderen. Semstwos ist enorm, und für das platte Land find sie geradezu un­Bericht aus dem Bergrevier Süd- Essen von 1902 erflärt:" Der Man denke an die mit Kohlengasen und Kohlenstaub ge- ersetzlich geworden.

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Zustand der Belegschaft ließ einiges zu wünschen übrig." Die schwängerte Luft in vielen Kohlengruben, die dabei sauerstoff- Jedoch sind die meisten Semstivos durch die gegenwärtige Gesamtzahl der Erkrankungen stieg hier auf 145 524, so daß ärmer als die atmosphärische Luft ist und deren Temperatur politische Lage in eine äußerst fritische Lage gekommen: die nach Angabe des Berichts selbst auf jeden Arbeiter bor Drt " in der Regel nicht unter 25 Grad Kassen sind leer, manche Semstwos stehen am Rande des Bankrotts. die enorme Zahl von 10,6 Erkrankungen tam. Celsius ist, in der der Arbeiter meist in gebückter Die Mindereinnahmen der Semstwos betrugen zum Januar 1906 Aber der Bericht hoffte, daß doch die Wurmkrankheit in diesem Stellung feine schwere Arbeit verrichten muß. Durch die über 80 millionen Rubel, da die gänzlich verarmten Bauern Revier teine große Ausbreitung finden durfte, indem bisher hohe Lufttemperatur kommt er bei derselben bald nicht die nötigen Abgaben leisten können. Angesichts dessen sind hier nur 15 Erkrankungen daran vorgekommen feien. Diese start in Schweiß, der bei den meisten bald viel Durst erzeugt einige Semstwos genötigt, ihre Tätigkeit einzuschränken. So z. B. utopische Hoffnung sollte jedoch leider nicht in Erfüllung gehen. und sie zum Trinken großer Mengen Wassers veranlaßt, so stellte das Jekaterinoslawer Semstwo das Erscheinen seiner Wochen­Leider trafen die Voraussagungen der Arbeiterpresse zu. Der daß mancher Bergmann während einer Schicht 6 bis 7 Liter schrift und die Tätigkeit des Amtes für Agronomie und der Wege­Bericht für das Jahr 1903 aus diesem Bergredier muß mit- Waffer trinkt, wodurch vielfach Magenerweiterung und ge- tommiffion wegen Geldmangels ein( Ruß"). Biele andere Semstwos teilen: Der Gesundheitszustand der Bergleute wurde haupt- schwächte Verdauungskraft des Magens herbeigeführt wird. ziehen die Anwendung ähnlicher Maßnahmen in Erwägung, da sie sich fächlich durch die Wurmkrankheit nachteilig beeinflußt." Dabei ist das zur Verfügung stehende Wasser oft unrein, anders nicht zu helfen tvissen. Aber die Regierung denkt gar Bei den Untersuchungen waren 1100 Mann als wurmtrant batterienhaltig oder durch Eier des gefürchteten Ankylostomus nicht daran, den Semstwvos aus der Geldklenume zu helfen, sie hat befunden. Infolgedessen tamen in diesem Jahre im Bergrevier( Burmfrankheitserreger) infiziert. Dabei reizt der feine vielmehr einen wahren Feldzug gegen die Semstwos eröffnet, um Süd- Essen sogar 12,6 Erkrankungen auf jeden Mann der Kohlenstaub die Schleimhäute der Augen und des Halses und ihre Tätigkeit endgültig lahm zu legen. Waffenhaft werden die im Belegschaft, im Jahre 1904 fogar 13,1, obgleich die Wurm erzeugt einerseits massenhaft Augentatarrh und Trachom, Dienste der Semstwos stehenden Lehrer verhaftet, verschickt, ihrer frankheit fortgesezt zurückging! Denn während 1903 noch andererseits Kehlkopf- und Bronchialkatarrh und der häufige Posten enthoben fo in Gouvernement Nowgorod allein 80! im 1100 Arbeiter und Beamte zum erstenmal oder wiederholt Temperaturwechsel zwischen der Hitze vor Ort und von Jn trementschug ist die vom Semstwo unterhaltene Lazarett­ivurmtrant befunden wurden, betrug ihre Zahl 1904 nur noch frischen Wettern durchzogenen feuchten Strecken zahlreiche gehülfen- und Hebammenschule wegen Mangels an Lehrkräften ge­rund 400, darunter 337 frische Fälle. In anderen Berg- chronische Rheumatismen und Wechselfieber. schlossen( Nascha Schisn"). Zu Dußenden könnte man solche Fälle rebieren, z. B. in Dortmund III, war es kaum beffer. Zwar Zu diesen direkten Ursachen der massenhaften Er- anführen. Genau so geht es mit den Aerzten: im Kreise Sfumy. hatte schon 1901 die Bergarbeiter- Zeitung" schärfere Maß frankungen und Unfälle kommen bei den Bergleuten noch Gouvernement Charlow, ist bloß ein Arzt geblieben, und das auf regeln gegen die Ausbreitung der Wurmfrankheit berlangt, eine Reihe indirekt mitwirkender, auf die wir noch kurz hin- eine Bevölkerung von mehr als 200000 Menschen! Jm Mos­aber Bergbehörde und Zechenvorstände entschlossen sich erst zu weisen müssen. Da ist die Art der Entlohnung des tauer Semstwo wurde das gesamte ärztliche Personal des Jrren­solchen, als aus den fünf Erkrankten 1100 geworden waren. Bergmannes. Für die unter Tag arbeitenden Bergleute ist hauses teilweise verhaftet, teilweise auf administrativen Befehl seines Trotzdem findet sich in keinem Jahresbericht auch nur ein die fast regelmäßig eingeführte Lohnform das sogenannte Postens enthoben. Aus einem anderen Orte wird gemeldet, daß in Bort des Tadels über diese arge Saumfeligkeit, zu deren Folgen Gedinge. Um aber die Arbeiter zur größten Anstrengung einem Strankenhause, das über 50 Kranke verpflegt, nur ein- Nacht­fich noch zahlreiche tödlich verlaufende Typhuserkrankungen anzuspornen, sind dazu noch die sogenannten Prämien wächter geblieben ist.( Ruß"). Berhaftungen von Lehrern, Aerzten und in den Revieren von Bochum , Dortmund und Gelsenkirchen zusage eingeführt. Die geringe Höhe der Gedinge zwingt anderer Semstwoangestellten werden auch aus den Gouvernements Tula, famen und es dauerte mehrere Jahre bis die Verursacher der den Arbeiter, um den für den Unterhalt seiner Familie Tambow , Kurst, Boltawa, Tschernigoi u. a. gemeldet. Die Bauern Iegteren wegen ihrer Verseuchung der Wasserleitung zur nötigen Betrag zu erwerben, alle Anstrengungen zu machen, bleiben ohne Schulen, ohne ärztliche Hülfe, aber der Regierung ist Rechenschaft gezogen und zu verhältnismäßig geringen Geld- um so viel Stohle zu fördern, daß er auch die Prämie es noch zu wenig: fie läßt die Bauern buchstäblich den Hungertod strafen verurteilt wurden. Ferner erkrankten zahlreiche Berg erhält. Aber der Arbeiter übernimmt mit dem Ge- sterben. Die Hungersnot hat 26 Gouvernements in der furchtbarsten leute an der ansteckenden Augenkrankheit, ebenfalls infolge des dinge nicht nur das Loshauen der Kohle und das Füllen Weise heimgesucht, in manchen Gouvernements dauert sie schon drei unhygienischen Zustandes der Gräben und Waschkogen. Allein derselben in die Wagen, sondern oft noch verschiedene andere Jahre. Die Hungersnot von 1891, diefes Schreckensjahr, to im Bergrevier Dst- Recklinghausen ergaben die ärztlichen Unter- Verrichtungen, wie die Verzimmerung, das Anbringen von Tausende den Hungertod gestorben sind, ist nur ein blaffer suchungen der Bergarbeiter 64 Fälle von Erkrankung an dieser Stüßen usw. Der Arbeiter kann nun auf alle diese Neben- Schatten dessen, was jetzt auf dem Lande vorgeht," schreibt und 46 Fälle an Tränendrüsentatarrh. Maßregeln dagegen arbeiten umsoweniger Mühe und Zeit verwenden, je mehr er in Ruß " ein Priester aus dem Gouvernement Pstow. Die Bauern wurden auch erst ergriffen, als ihre Ausbreitung im nächsten gezwungen wird, biel Stohle zu schaffen, um sein Gedinge zu verkaufen the legtes Hab und Gut, ihr Bieh, sogar ihre Adergeräte. Jahre noch größer wurde, nämlich auf 115 Fälle an an- verbessern, jene Sicherheitsvorrichtungen läßt er um so cher Aus dem Kreise Jellisawetgrad wird Hungertyphus gemeldet, steckender Augenkrankheit und auf 140 Fälle an Tränendrüsen außer acht, als sie ihm Zeit zum Kohlenfördern rauben besgleichen aus Kasan , Tula. Diphtheritis und Scharlach wüten in fatarrh stieg. würden. Es stehen die Arbeitsbedingungen der schrecklichsten Weise. Vielfach ist der Storbut aufgetreten Die Gewerbe- Aufsichtsbeamten lassen es sich doch nicht im engsten Zusammenhange mit der Häufig dies und ähnliches liest man in allen Berichten. Die Bitten nehmen, hin und wieder eine Schußeinrichtung gegen Schädi- teit der Unfälle und der Gesundheits der Semstwos um Unterstützung für die Hungernde Bevölke gungen der Arbeiter zu empfehlen eventuell anzuordnen und verhältnisse, ein Umstand, der sich auch sonst bei der rung werden abschlägig beschieden. Mögen die Bauern noch über den Erfolg darüber zu berichten. Aber in den Be- Affordarbeit fühlbar macht. ein Jahr hungern! Mögen sie, wie es in Tula gewesen, die Städte richten der Bergbehörden findet man fast Die nach dem legten großen Bergarbeiterstreit behördlich mit Rufen: Brot! Brot!" durchziehen( Nuß") die Regierung nie derartiges. Es liest sich wie ein Unifum, wenn vorgenommenen Untersuchungen der Bergwerke haben ja die hat taube Ohren. In den armen, ausgehungerten und aus­1903 aus dem Bergrevier Oberhausen berichtet wird, daß auf Zustände in denselben fast tadellos gefunden. Sie haben geplünderten Dörfern verbreitet sich eine immer weiter umsich­der Zeche Osterfeld zur Beseitigung des beim Entleeren der auch zu keiner Besserung der Lage der Bergleute ge- greifende Erbitterung. Wenn niemand hilft, Förderwagen in der Kohlenfeparation entstehenden Staubes führt. Soll daher die zu erwartende Enquete helfen wir uns selbst", heißt es allgemein. Die Guts und der damit für die Arbeiter verbundenen Belästigung und über die Arbeitsverhältnisse in der Eisen- befizer fliehen in die Städte, zum Frühjahr werden neue Schädigung eine Staubabsaugungsborrichtung angelegt worden und Metallindustrie die hier herrschenden Bauernaufstände befürchtet. Die Regierung sucht aber mit allen ist, die ihren Zweck vollkommen erfüllt. Uebelstände beseitigen, so müssen ohne Kräften die Bevölkerung noch mehr zu reizen: die bei den Bauern Auch von einem energischen Eintreten der Scheu alle vorhandenen Schäden wahrheits- beliebtesten Persönlichkeiten werden verhaftet: Mitglieder des Bauern­Bergbehörden für wirksameren Schuß der gemäß schonungslos aufgededt und eben- bundes, Bevollmächtigte" zur Duma usw. Die Zeitung Wjet" Bergleute gegen die immer mehr au- tuell für Feststellung derfelben im Reichs veröffentlicht eine Korrespondenz, aus der hervorgeht, daß die nehmenden schweren Unfälle in den Berg- tage gesorgt werden. Die Rücksicht auf Leben und Polizei die Unruhen geradezu provoziert: fie frägt über die materielle werfen durch Stein- und Kohlenfall, blinde Gesundheit der Arbeiter sollte ohne Unterschied der Partei- Lage einzelner Bauern aus, verhaftet die Wohlhabenderen und läßt fie Schächte usw. liest man in den Jahresberichten richtung auch im Deutschen Reiche höher steher als die Rück- dann gegen einen gewissen Geldbetrag wieder frei". In den derselben nichts. In jedem Bericht wird nur ganz sicht auf das Profitinteresse der Unternehmer. Leider betätigen summarisch angegeben, wie viel Unfälle im Jahre gemeldet bürgerliche Parteien das Gegenteil. wurden und wie viel davon tödlich waren, ganz wie die Polizei rapportiert, wie viel Menschen bei Bettelei und wie viel Hunde ohne Maulforb aufgegriffen worden sind. Nur wird hin und wieder an den Unfallzahlen gemäkelt. So fagt der Jahresbericht für 1904 aus dem Bergrevier West- Effen: Der Feldzug gegen die Semstwos und die Lage auf dem Lande. " Zur Anzeige gelangten im Laufe des Jahres 3398 Unfälle, Die Entstehung der Semstwos datiert aus den sechziger Jahren, d. h. 18,5 Proz. der Belegschaft( gegen 3302 oder 19 Proz. aus dem Beitalter der großen Reformen", als die Bauern von im Vorjahre).

Diese Zahl der Unfälle wuchs in den folgenden Jahren noch weiter. Untersucht wurden von den Aufsichtsbeamten 373 Unfälle, welche schwerer Natur waren, bezw. Erwerbsbeschränkungen über

Die Revolution in Rußland .

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der Leibeigenschaft befreit wurden und man den Staat auf halb­wegs modernere Grundlagen stellte. Die Regierung hat sich außer stande gesehen, bei der unermeßlichen Ausdehnung des Reiches alle neuen aus der Modernisierung des Staates entstandenen Aufgaben in ihre eigene Hand zu nehmen und in den Petersburger Ministerien

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Dörfern gärt es. Zum Frühjahr muß man einen furchtbaren Ent­rüstungssturm gegen die Regierung erwarten." Db es diesmal ber Regierung gelingt, die drohenden Aufstände niederzuwerfen, ist mehr als zweifelhaft. Vor wenigen Monaten ist es ihr mit Hülfe von Maschinengewehren und Kosatenplünderungen gelungen und es herrscht Ruhe" in den Dörfern, aber es ist die Ruhe vor dem Sturme: bas nahende Frühjahr dürfte keine Bauernunruhen, sondern einen Bauerntrieg gegen den Barismus bringen!

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Aus dem sozialdemokratischen Parteileben Rußlands . Auf einer Konferenz der sozialdemokratischen Partei Rußlands , auf welcher beide Fraktionen derfelben Partei( die Mehrheit" und die Minderheit") vertreten waren, wurde eine