drei Jahren bestimmt, die vom Zeitpunkt der Hinterlegung derRatifikationsurkunden an zu rechnen ist. Diese Frist sollaber IV Jahre betragen: 1. Für Fabriken, die RohzuckerauS Rüben herstellen. 2. Für die Schafwollkäinmerei und Spiuuerei.3. Für Arbeiten über Tage in Bergwerken, sofern diese Arbeiten fürdie Dauer von mindestens vier Monaten im Jahr infolge vonklimatischen VerhälNnssen eingestellt werden müsien.Die Grundzüge des UebereinkommenS bezüglich des Ber»boteS der Verwendung von weißem(gelbem)Phosphor in de>r Zündholzindustrie lauteten:Artikel 1. Vom t. Januar löll an ist die Herstellung, dieEinfuhr und der Verkauf von Zündhölzern, die weißen(gelben)Phosphor enthalten, verboten.Artikel 2. Die Urkunden über die Ratifikation sollen spätestensam 31. Dezember 1907 hinterlegt werden.Artikel 3. Die Regierung von Japan wird eingeladen werden.bis zum 31. Dezember 1907 ihren Beilritt zu diesem Uebereinkommenzu erklären.Artikel 4. DaS Uebereinkommen tritt in Kraft, wenn die beider Konferenz vertretenen Staaten und Japan beigetreten sind.Insbesondere das auf das Verbot der Nachtarbeit der Frauenbezügliche Uebereinkommen bietet ja außerordentlich wenig, unddennoch steht noch in Frage, ob alle Länder, insbesondere Groß-britannien sich an der diplomatischen Konferenz in Bern beteiligenwerden.Um Beseitigung deS Trucksystems, welches von den Arbeiternbieler Schuhfabriken als arger Mißstand empfunden wird, ersuchteine dem Reichstage zugegangene Petition des Zentralverbandesder Schuhmacher Deutschlands. In der Petition wird ausgeführt,daß alle Versuche der Arbeiter, sei es durch gütliche Vereinbarungenmit den Unternehmern oder durch Arbeitseinstellung eine Beseitigungder Mißstände herbeizuführen, sich als erfolglos erwiesen habenES wird deshalb verlangt, durch Reichsgesetz oder Erlaß einerBundesratsverordnung der Ausbeutung der Arbeiter durch dasTrucksystem energisch entgegenzutreten.Ehr und Geschlechtskrankheiten. Zu turbulenten Szenen gabam Freitag das Erscheinen des Professors Nrisser Veranlassung, derals Referent über das Thema.Ehe und Geschlechtskrankheiten" imevangelischen Vereinshause zu Stettin sprechen sollte. Die»Ostsee«Ztg." meldet hierüber:»Als der Professor Dr. N e i s s e r aus Breslau das Podiumbetrat, um seinen Vortrag über„Ehe und Geschlechtskrank-heiten" zu beginnen, erhob sich plötzlich hinten in dem vonMännern und Frauen dichtgefüllten Saal und auf der Galerie einwahrer Höllenlärm. Schreien. Pfeifen. Trampeln, Johlen, dazuununterbrochene Rufe:»Raus I Raus I" schallten wirr durcheinanderund vereinigten sich zu einem unglaublichen Spektakel. Dazwischentourde mehrfach geschrien:„Der Mann hat K) kleinen KindernSyphilisgift eingeimpft I" Als nach etwa drei Minuten eine Kid-liche Ruhe eingetreten war, begann Prof. Neisser zu sprechen, indemer zunächst bemerkte, wenn die hier soeben gegen ihnlaut gewordenen Vorwürfe irgendwie berechtigttvären, so würde er sicherlich jetzt nicht an dieserStelle stehen, er würde nicht von Tausenden von ernsten undangesehenen Männern zu ihrem Vorsitzenden gewählt sein, er würdenicht mehr an einer preußischen Universität Lehrer unddamit staatlicher Beamter sein können und nicht in der Weiseals Gelehrter geehrt werden, wie es geschehen sei.(Rufe:„Leiderl"„Syphilis I"»Raus l") Seine hier anwesenden Gegner bitte er, ihnnach dem Vortrage zu interpellieren i er werde ihnen Rede undAntwort stehen. Dann begann Professor Neisser seinen Vortrag,der fast unaufhörlich bald stärker, bald schwächer, durch lautesLachen, Sprechen, gellende Pfiffe, besonder« aufPfeifen verschieden st er Tonart, Zwischenrufeunflätig st er Art begleitet und unterbrochen wurde.Häufig kehrte der Ruf wieder:»Warum werden Kindermit Syphilisgift geimpft?" und zwar in verschiedenenVariationen. Dazwischen machten sich erst schüchtern, dannoffenherziger Rufe geltend. die in antisemitischenVersammlungen gang und gäbe sind. Als Geheimrat Neisseretwa drei Biertelstunden unter solchen Umständen gesprochen hatte,begann um ö'/« Uhr ein Skandal, den zu beschreiben die Feder ver-geblich versuchen würde. ES wurde nicht nur in der oben bezeich-neten Weife gelärmt, sondern eS wurde gebellt, gekräht,gequiekt und waS sonst noch alles. Rufe wie»FrecheBändel",„Judenbande!".„Steinigt die Bande!"wechselten ab mit Ausdrücken, die wiederzugeben der Anstand verbietet.Dieses ohrenbetäubende Getöse dauerte ununterbrochen 20 Minuten:cS wurde derartig stark, daß viele Damen den Saal verließen, und daßdie drei Schutzleute, die bis dahin noch standhaft alles mitangehörthatten, jetzt nicht mehr im Saale zu erblicken waren. Das Publikum.das sich einer solch brutalen Vergewaltigung von feiten einerwenigstens hundertköpfigen Clique von Radaumachern gegenüberwehrlos sah, gab seinem Abscheu in vereinzelten Ausrufen und mehr-maligem demonstrativen Händeklatschen als Synipathiekundgebungenfür den in solcher Weise angepöbelten Gelehrten Ausdruck. Alsschließlich der Lärm in Tätlichkeiten überzugehen drohte, sprach HerrGeheimrat Neisser noch wenige Worte, die aber vollkommen unver-ständlich blieben, um damit seinem Vortrag einen äußerlichen Ab-fchluß zu geben. Darauf leerte sich allmählich der Saal."Als vor etwa sechs Jahren bekannt wurde, daß Prof. Neisier inBreslauer Krankenhäusern Experimente an Kindern mit Syphilis-einspritzungen vorgenommen habe und daß derartige Experimenteauch anderwärts vorgenommen seien, ging ein berechtigter Schreider Entrüstung durch fast den gesamten deutschen Blätterwald.Krankenhäuser sollen nur dem Heilzweck dienen. Medizinische Ein-griffe zu anderen als JmmunisierungS-, Heil- oder diagnostischenZwecken sind zu verwerfen. Zu anderen Zwecken darf unter keinenUmständen eine minderjährige Person oder eine geschäftsunfähigePerson verwendet werden. Experimente sollten durchweg verbotenwerden, wenn sie nicht mit einer volljährigen Person vereinbartsind, die über die Folgen deS Experiments völlig aufgeklärt istund ohne wirtschaftlichen oder sonstigen Zwang ihre freie Zu-ftimmung erteilt hat. Soweit wir wissen, ist für Baden einedahin gerichtete Verordnung in Verfolg der Breslauer Vorkommnisseerlassen.So scharf wir die Vornahme von Experimenten in der ge-schilderten Art verurteilt haben und verurteilen mußten, ebenso scharfist das fleg.lhafte Benehmen der Stettiner Versammlungsbesucherzu verurteilen. Die Schuld an den zu verurteilenden Experimententrägt weniger Professor Dr. Neisser, ein zweifellos hervorragenderGelehrter und Forscher im Jntereffe der Allgemeinheit, als dasSystem, das die Krankenhäuser weniger als Heilanstalten demals Unterrichtsanftalten oder gar als Experimentieranstalten zu-gunsten Wohlhabender am Körper der Minderwohlhabenden be-trachtet wisicn will. Heute würden ähnliche Experimentier-versuche zweifellos strafbar sein. DaS Thema»Eh« undGefchlechtskrankheiten" ist ein sozial so wichtiges, daß nichtberechtigter Unwille über jene früheren Vorkommnisse, sondernallein Radaulust und Mangel an Einsicht in die verherenden sozialenWirlungen der Geschlechtskrankheiten die Stettiner Szenen zu er-klären vermag. Mit Recht verwies Dr. Neisser auf die Diskusfions-sreiheit. Wir sind überzeugt, daß derartige wüste Szenen bei demLortrage, den Professor Dr. Neisser heute in Berlin hält, zu Un«Möglichkeiten gehören. Aber der Teil der Mediziner, der densozialen Bestrebungen der Arbeiter auf Schritt und Tritt ent«gegenwirkt und den Arbeiter lediglich als Ausbeutungsobjekt, dievon den Arbeitern gespeisten Kassen als lediglich für Einnahmen derAerzte geschaffen erachtet, sollte auö solchen Szenen entnehmen, wiestark in weiten Kreisen, dank nicht zuletzt der Mugdaneserei, derWiderwille gegen Aerzte auch da geworden ist, wo eö sich um ernste,im Allgemennnteresse vorgenommenen Veranstaltungen handelt. Um«Wandlung der Krankenhäuser in wirkliche ausschließlich dem Heil-zwecke dienenden Institute und Beseitigung der erpresserischen Ver-suche von Aerzteorganisationen gegenüber den dem sozialen Interesse derHeilung dienenden Krankenkassen sinderstrebt werden müssen, aber durch iwirklichen sind.Ziele, die mit aller Energie-kandalszenen nicht zu ver-(SewerKscKaftUcKes.Konferenz ber»orstände von Zentralverbäadea.AuS der neuesten Nummer des„Correspondenzblattes" derGeneralkommission sehen wir. daß vom 19. bis 23. Februar inBerlin eine Konferenz der Vorstandsvertreter der Zeutralver-bände abgehalten wurde. Die Konferenz erledigte verschiedeneAngelegenheiten, die ihr vom Kölner Gewerkschaftskongreß über-wiesen worden sind. Zunächst wurde die Frage der Grenz-streitigkeiten behandelt. Dabei traten erhebliche gegensätz-liche Auffassungen zwischen den Vertretern der Industrie- unddenen der Branchenorganisationen, dann aber auch zwifchen denAnhängern der Berufs- und denen der Bctriebsorganisationcn zu-tage. Zu dieser Frage wurde eine Resolution angenommen,welche besagt: Die gewerkschaftliche EntWickelung vollzieht sich inder Richtung des Zusammenschlusses der Organisationen zu großenleistungsfähigen Zentralverbänden. Aeußere Eingriffe würdendiese EntWickelung stören, deshalb ist eine endgültige Grenzregu-lierung durch Konferenz, und Kongreßbeschlutz untunlich. ImInteresse eines gedeihlichen Zusammenwirkens wird den GeWerk-schaften empfohlen, den gegenwärtigen Organisationsstand anzu-erkennen, strittige Agitationsgebiete durch Vereinbarungen abzu-grenzen und alle Fragen der beruflichen und gemeinsamen Agita-tion, des Uebertritts von Mitgliedern, des Zusammenwirkens beiLohnbewegungen durch Kartellverträge zu regeln.— OrganisierteArbeiter, die alljährlich ununterbrochen länger als 6 Wochen ineinen und denselben Beruf übertreten, müssen sich immer derOrganisation des Berufes anschließen, in dem sie arbeiten. Werdauernd in zwei Berufen tätig ist, hat sich den Organisationenbeider Berufe anzuschließen.Die Schaffung möglichst einheitlicher Uebertritts-bedingungen wurde durch Annahme einer Resolution voll-zogen, welche in der Hauptsache sagt: Mitglieder, die sich bei ihrerbisherigen Organisation abgemeldet und ihre Beiträge bezahlthaben, sind beim Uebertritt in eine andere Organisation vom Ein-trittsgelde befreit. Die Dauer der Mitgliedschaft in der bis-herigen Organisation ist in der neuen Organisation in der Weiseanzurechnen, daß die geleisteten regelmäßigen Beiträge summiertund auf die Beiträge der neuen Organisation angerechnet werden.Die durch Umrechnung sich ergebende Mitgliedsdauer kommt aufdie in der neuen Organisation vorgesehene Karenz für alle vor-handenen Unterstützungseinrichtungen in Anrechnung.Gegen die Gründung besonderer Organisationender in Genossenschaftsbetrieben Ange st eiltenwandte sich die Vertretung des Zentralverbandes der Handlungs-gehülfen. Hierzu wurde beschlossen:„Die Gründung von Sonder-organisationen für Angestellte oder Arbeiter in Konsumvereinenist prinzipiell zu verwerfen. Diese Angestellte» und Arbeiter sindvielmehr verpflichtet, dem für ihren Beruf bestehenden Zentral-verband anzugehören und dort an dem gewerkschaftlichen Kampfgegen das privatkapitalistische Unternehmertum zur Verbesserungder Lage der gesamten Berufsgenossen teilzunehmen."Durch die Annahme dieses Antrages soll jedoch nicht unterallen Umständen eine Verschmelzung des bereits der Generalkom-Mission angeschlossenen Lagerhalterverbandes mit dem Handlungs-gehülfenverband gefordert werden.Für die Einrichtung von Unterrichtskursen fürGewerks chaftsbeamte unterbreitete die Generalkommissionein Programm, dem die Konferenz zustimmte. Danach sollen der-artige Kurse zunächst im September und November 1908 abgc-halten werden, und zwar im Berliner Gewerkschaftshausc. DieAnzahl der Teilnehmer ist auf bv beschränkt. Jeder Kursus dauert4 Wochen. Zur Teilnahme sind berechtigt in erster Linie die be-soldeten Gewerkschaftsbeamten, gleichviel ob die Kosten von ihnenselbst oder von den betreffenden Organisationen getragen werden.In zweiter Linie kommen diejenigen in Betracht, die von einerOrganisation auf Organisationskosten entsandt werden. Solltedann noch Platz vorhanden sein, so kann auch anderen Gewerk.schaftsmitgliedern die Teilnahme gestattet werden. Die Ausgabefür Schule und Lehrkräfte bestreitet die Generalkommission. DieAufenthaltskosten der Schüler sind, soweit sie nicht selbst getragenwerden, von den Organisationen zu zahlen, die Schüler entsandten.Für die Kurse sind folgende Borträge in Aussicht ge-nommen: t. Theorie und Geschichte der deutschen Gewerkschafts-bewegung. 2. Die gegnerischen GewerkschaftSorganisationcn inDeutschland. 3. Die Gewerkschaftsbewegung im Auslände. 4. DieVersicherungsgesetzgebung. 5. Tie Arbeiterschutzbestimmungen.6. Die Gewerbeordnung. 7. Einführung in die Nationalökonomie.8. Kartelle und Unternehmervereinigungen. S. Vorbedingungender Statistik. 10. Einführung in die gewerkschaftliche Literatur.11. Buchführung und laufmännischer Verlehr.Die Erfahrungen aus den jüngsten großen Streiks undAussperrungen wurden in mehrstündiger Debatte erörtert;doch konnte dieser Meinungsaustausch ein abschließendes Ergebnisnicht zeitigen, da auch die Gesamtvorstände der einzelnen Gewerk-schaften über die aufgeworfenen Fragen beraten müssen.Zu längeren Auseinandersetzungen führte der letzte Tages-ordnungSpuntt: Partei und Gcwerlschalten", in deren Verlauflebhafte Beschwerden über eine Reihe systematischer Angriffe ver-schiedener Parteiorgane und gewisser Parteikreise auf die Gewerk-schaften. insbesondere auf deren Führer und Presse erhobenwurden. Schon während und nach dem großen Bergarbeiterkampfim Ruhrrevier, besonders aber nach dem Kölner Gewerkschafts.kongreh wurde in diesen Angriffen und in der Herabsetzung derGewerkschaften seitens einzelner Parteiorgane ein Erkleckliches ge-leistet. Bei aller Uebereinstimmung der gewerkschaftlichen und derpolitischen Arbeiterbewegung in den grundsätzlichen Auffassungenund in den letzten Zielen deS proletarischen Klassenkampfes, beialler Notwendigkeit und allem guten Willen, einig zu fein undschwebende Differenzen durch Verständigung auszugleichen, könneman diese Angriffe doch nicht ruhig über sich ergehen lassen, wennnicht das Ansehen der ganzen Gcwerkschaftsorganisation beiFreund und Feind darunter leiden soll. Besonders sei es diePflicht der Gewrrkfchaftspresie. solche Angriffe rasch und ent-schieden zurückzuweisen und ihre Solidarität auch einzelnen vonParteiorganen angegriffenen Gewerkschaftsredakteuren gegenüberzu bekunden. Doch solle die Zurückweisung in Inhalt und Formdem Gemeingeist der gesamten Arbeiterbewegung angemessen seinund nicht der Schürung der Zwietracht dienen, wie so häufig dieAnrempelunaen unberufener Gewerkschaftskritikcr. Die General-kommission sei nach wie vor berufen, in allen die gewerkschaftlicheund politische Arbeiterbewegung gemeinsam berührenden Fragenrechtzeitig eine Verständigung mit dem Parteivorstand herbei-zuführen. Da indes nach Auffassung des letzteren der Zkritik derParteipresse selbst der Gewerkschaftsbewegung gegenüber keinerleiSchranken gezogen werden könnten, so könne auch der Gewerk-'chaftspresse nur dringend empfohlen werden, von ihrem Rechte derreien 5iritik künftig ebenfalls mehr als bisher den notwendigenebrauch zu machen. Von der Fassung eines Beschlusses wurdeabgesehen; die Konferenz begnügte sich, ihr Einverständnis mitder diese Ausführungen zusammenfassenden Erklärung de? Bor-sitzenden zu bekunden.KieNn un« amgegens.Der Ausschuß der Berliner GewerkschaftSkommisfion bringt denBeschluß in Erinnerung, wonach für die der Kommission an-geschlossenen Gewerkschaften die Kranzniederlegung am18. März von ihm zu erfolgen hat., Lohiikcwegiing der Potsdamer Schneider. Die bisherigen Ver»� haudluugen haben keinen Erfolg gehabt. Der Arbeitgeberverbandhat ein Eingehen auf den Gesellentarif abgelehnt und einen neuenTarif voraricgl. Da dieser aber keine Verbesserungen der bis-herige Arbeitsverhältnisse enthält, sondern vielfache Verschlechterungen.so hat die Lohnkommission ein Eingehen auf dieses Angebot eben-falls abgelehnt.Deutfebe» RelA.Beim Vulkan in Stettin haben sämtliche Kolormenführer in derGießerei die Arbeit niedergelegt. Jhucii schlössen sich auch die Stahl-gußarbeiter an. Die Kernmacher beschlossen darauf, mit der Direktionin Verhandlung zu treten und, wenn dieselbe keinen Erfolg hat,ebenfalls die Arbeit niederzulegen. Zuzug von Gießerciarbeiternnach Stettin ist fernzuhalten.Aus der Textilarbciterbewegung. Die Hannoversche Baumwoll«svinncrei ist der einzige der dortigen Textilbetriebe, der noch eineelsstündige Arbeitszeit hat. In allen übrigen Betrieben der Textil-indnslrie in Hannovcr-Linden herrscht die zehnstündige Arbeitszeit.Die Arbeiter der Hannoverschen Banmwollspinnerei haben jetzt be-schlössen, wegen Einführung des Zehnstundentages in diesem Be-triebe vorstellig zu werden. Gleichzeitig wird eine Lohnerhöhungvon 15 Prozent gefordert.Eine lebhafte Agitation soll in diesen Tagen unter den Blumen-,Blätter- und Federarbcilerinnen und-Arbeitern Sachsens entfaltetwerden. Es handelt sich darum, die Arbeiter und Arbeiterinnendieses Industriezweiges, der vorwiegend in Heimarbeit bei den denk-bar niedrigsten Löhnen betrieben wird, zum Anicbluß an die gewerk-schaftliche Bewegung zu gewinnen, damit etwas für die Verbesserungder traurigen Lage der in der Blumen-, Blätter- und FederindustrieBeschäftigten getan werden kann.Wegen Unterschlagung von Gewerkschastsgeldern freigesprochen.Der Musketier Bitomski vom Jnfanterie-Regiment 158in Brieg stand vor dem Breslauer Kriegsgericht der elften Divisionunter Vorsitz des Majors Grafen R i t t b« r g. Er war angeklagtder Unterschlagung, die er vor der Einstellung begangen hatte.B. ist Mitglied deL Zentralverbandes der MaurerDeutschlands. Ter Verbandskassierer gab ihm 20 Markenim Werte von 7 M., um sie an Maurer seines Baues zu verkaufen.Er tat es, und da er nack> einiger Zeit arbeitslos geworden, ver-brauchte er das Geld für sich, nachdem der Kassierer ihm den Betraggestundet. Vor seinem Eintritt zum Militär zahlte er den Betragwieder zurück. Kriegsgerichtsrat W i l l e k e beantragte eineWoche Gefängnis. Das Gericht erkannte auf Frei-s p r e ch u n g. Während der Verhandlung sagte der Verhandlungs-führer, Kriegsgcrichtsrat Esche, zu dem Angeklagten: Die Ar-beiter. welche der Sozialdemokratie angehören, sind natür-lich sehr empfindlich, Ivenn ihre Kasse angegriffen wird.Sind denn die Herren Offiziere nickt empfindlich, wenn jemandin unlauterer Absicht ihre Kasse angreift?Letzte(Vaebriebten und Dcncfcbcn.Ein sozialistischer Minister.Paris, 10. März.(Privatdepesche des„Vorwärts".) Dersozialistische Slbgeordnete Briand akzeptierte heute den Eintrittin das Ministerium Sarrien. Es ist noch unbestimmt, ob erdas Portefeuille für Inneres oder Unterricht erhalten soll.Für die Partei ist dieser Eintritt in das Kabinett bedeutungs-los. da sich Briand schon lange unmöglich gemacht hat. Einemorgen stattfindende Versammlung des Nationalrates für dasLoiredepartement wird aus dem Eintritt Briands in dasMinisterium die Konsequenzen ziehen.Eine entsetzliche Grubenkatastrophe.Lille, 10. März.(B. H.) In den Gruben von CourrierrS hatsich eine enssetzliche Katastrophe ereignet. Heute früh um 7 Uhrentstand eine FeuerSbrunst in einem der Schächte, die bald einegroße Ausdehnung annahm. 1800 in den drei Schächten befindlicheArbeiter find von der Außenwelt abgeschnitten. Die Luftschächte findverschüttet, ebenso der Förderschacht, aus welchem haushohe Flammenhervorschießen. Man befürchtet, daß mehrere 100 Arbeiter um-gekommen sind. Eine ähnliche Katastrophe hat sich noch in keinerGrube deS Norddepartements ereignet. Sie wurde verursacht durcheinen Erdrutsch, der durch die letzten starken Regengüsse veranlaßtwurde. Die Zahl der Opfer ist unbekannt. Viele werden ertrunkenoder erstickt sein.WolffS Telegraphenbureau berichtet über die Ursachen der Kata-strophe:PariS, 10. März. DaS Grubenunglück in CourriereS wird aufschlagende Wetter im Schacht vier und elf zurückgeführt,die durch einen Brand, der seit mehreren Tagen in Schacht dreiwütete, veranlaßt sein dürften, und auch Schacht zwei ergriffe».Durch die schlagenden Wetter wurden alle Stützgerüste in denGalerien weggerissen, an viele» Stellen erfolgten Einstürze. Diesofort eingeleitete Hülfeleistung wird durd) die ausströmenden Gasesehr erschwert. Ein Ingenieur, der sich m einen Schockt begebenhatte, mußte herausgeholt werden, um eine Kohlengasvergiftung des-selben zu verhindern. Bis Mittag hatte man aus Schacht elf120 Bergleute lebend geborgen, aus Schacht drei erst einen, manfürchtet, daß dort noch viele sich befinden. In einem um3 Uhr an das Ministerium des Innern gelangten Tele-gramm heißt e§, daß eine Anzahl Bergarbeiter gerettetseien, eine bestimmte Zahl wird aber nicht angegeben.Man befürchtet,' daß es fich um ein Unglück von bishernoch nicht dagewesener Größe handelt und daß gegen100 Menschen umgekommen sein können, da aus Schacht zweiund vier noch niemand gerettet ist. Unter der Bevölkerung herrschtallgemeiner Schrecken. Die Szenen, dir fich an den Schacht-ausgängen abspielen, sind erschütternd.Die Opfer der Grubenkatastrophe. Nach einer Depesche auöLenS von B Uhr 33 Minuten nachmittags ist festgestellt, daß inden Gruben von CourriereS heute 1795 Bergleute eingefahren find.Von ihnen find bisher 591 in Sicherheit, 1294 find noch unterTage und man glaubt» daß alle Rettungsversuche vergeblich seinwerden.Lille, IS. März, abends. ES ist jetzt sicher, daß 1193 Berg-arbeiter, die in CourriereS heute früh eingefahren sind, umsLeben kamen. Etwa 499 Mann find lebend geborgen worden.Konnten diese ungezählten Menschenleben ihren Familien nichterhalten bleiben, wenn man dem auSgebrochencn Brand die not-wendige Aufinerlianikeit schenkte? Mußre nicht die Bcfahrung derGrube ganz eingestellt werden. wenn man die Gefahr fürdaS Leben der Verunglückten durch diesen Grubeubrand im Nachbar-schacht vor Augen sah? Was nützen die nachträglichen Unter-stutzungen an die Familien, denen für immer der Ernährer ge-nonunen ist? Durch eine wirkliche Arbeiterichiitzgesetzgebung würdeman nickt nur in Frankreick, sondern auch bei uns in Deutschland#/,0 der Grubenunglücke verhüten, von denen wir immer und immerwieder berichten müssen._Ein Attentat.Lodz, 10. März.(W. T. B.) Der KreiSchef von Las! Jwanoffist heute in Padianize erschossen worden.Urbertall.Telaw(Gouvernement TifliS). 10. März.(W. �T. B.)Gestern mittag wurden auf der Landstraße nach Kwiril einPolizeibeamter und zwei Reisende von Räubern ihrer Habselig-leiten beraubt und getötet.Verantw. Redakteur: Hans Weber, Berlin. Inseratenteil verantw.: Xh. Glocke, Berlin. Druck U.Verlag: Vorwärts Buchdr.u.BerlagSanstalt Paul Singer Sc Co., Berlin LW. Hierzu 5 Beilagen.