Nr. 59. 23. Jahrgang.
2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt
Aus der Frauenbewegung.
Unlauterer Wettbewerb.
Sonntag, 11. März 1906.
beitern getrieben. Und der Unternehmer bietet willig und schmun- Verband der Wäsche und Krawattenarbeiter. Simarbeite< zelnd seine Hand zu dieser Art unlauteren Wettbewerbes. rinnen der Wäsche, Krawattens, Blusen-, Schürzen-, Korsetts- und
Die Festsetzung des Lohnes und der Arbeitszeit richten fich Negligée- Branche. Die nächste Zusammenkunft für den Norden heute nicht nach den gesundheitlichen und sittlichen findet Montag, den 12. März, abends 8 1hr, bei Lamprecht, Erfordernissen der Beschäftigten, die Portemonnaie intereffen der Enchenerstr. 2/3, statt. Kollege Trinks referiert über: März Unternehmer, ihre Macht bestimmt. Solche Tatsachen des wirt gedanken". Wir bitten die Parteigenossen, ihre Frauen und Töchter schaftlichen Lebens bringen ungeheures Elend über die Arbeiter auf diese Zusammenkunft ganz besonders aufmerksam zu machen. klasse, und immer mehr wird die Frau als billige und willige ArDie Sektionsleitung. beitskraft in den Wirbel kapitalistischer Ausbeutung hineingedrängt, um den Mann aus einem Erwerbszweig nach dem anderen zu ver- und Mädchen hält am Dienstag, den 13. b. M., abends 8% Uhr, Reinidendorf( Oft). Der hiesige Bildungsverein für Frauen drängen. Amtliche Zahlen geben über die Verwendung und Zu in dem bekannten Lotal seine Vereinsversammlung ab. Herr Schu nahme der weiblichen und jugendlichen Arbeitskräfte Aufschluß.
Die Frage des unlauteren Wettbewerbes ist heute in Handel und Industrie zeitgemäß". Jnnungen, Handels- und Gewerbefammern beschäftigen sich mit dieser Frage und suchen alle die. jenigen, welche Praktiken belieben, die als betrügerische Machina tionen charatterisiert werden können, sowie die Helfer jener Prat titanten unbarmherzig an den Pranger zu stellen. Die Be. stimmungen des Gejebes gehen aber den beteiligten Kreisen noch nicht weit genug. Der befannte Knuten- Oertel behauptete am Im Jahre 1903 wurden nach den Berichten der Gewerbeaufmacher spricht über:" Konsumgenossenschaft". Es ist Pflicht eines 23. Januar 1903 im Reichstage, das Gesez erfülle seinen Zwed fichtsbeamten in 94 517 revidierten Fabriken und Anlagen jeden Mitgliedes zu erscheinen. Gäste willkommen. Aufnahme nicht und Handwerk und Kleingewerbe wünschten besseren Schub 3 049 711 erwachsene Männer und 714 491 Arbeiterinnen gezählt, neuer Mitglieder. Der Vorstand. gegen Schwindel und unlauteren Wettbewerb". In das Klage. ferner waren 169 934 männliche und 85 679 weibliche Arbeiter tonzert stimmen ein alle Parteien, die mehr lebhaft als überzeugend von 14 bis 16 Jahren und 3925 Knaben und 2542 Mädchen unter in Mittelstandsretterei machen. Sie wollen dem Handwerk wieder einen goldenen Boden schaffen. Die Toren! Sie verstehen die Entwidelung nicht und können oder wollen nicht begreifen, daß die Zeit, in der das Kleinhandwerk die Grundlage des industriellen Wirtschaftslebens bildete, unwiderruflich dahin ist.
14 Jahren in diesen Betrieben tätig. Diese gewaltige Zunahme billiger Arbeitsträfte wird begünstigt durch unlauteren Wettbewerb mit der weiblichen Arbeitskraft. Wenn die Forderung: gleicher Lohn für gleiche Arbeit! gefeßlich anerkannt wäre, würde der große Hunger nach Frauen- und Kinderfleisch bald merklich nach Diese Herrschaften lamentieren aber nur und rufen nach Ge- laffen. Schade, daß keine Gefeßesparagraphen vorhanden sind, sez und Bestrafung, wenn durch unlauteren Wettbewerb ihre um die Begünstiger des unlauteren Wettbewerbes mit der Intereffen geschädigt werden, sie selbst aber begünstigen am eifrigsten menschlichen Arbeitstraft zur Verantwortung ziehen zu den allerschlimmsten unlauteren Wettbewerb, den, der mit der können. menschlichen Arbeitskraft getrieben wird.
Vermischtes.
Die einträglichste Post. Die einträglichste Postverwaltung der Erde hat nach einer soeben fertiggestellten Zusammenstellung des Weltpoftvereins zurzeit Großbritannien . Im Jahre 1904 betrug dort der Ueberschuß rund 121 Millionen Frank. An zweiter Stelle soll Rußland stehen, das 106% Millionen Frank Ueberschuß erzielt haben soll. Erst an dritter Stelle kommt Deutschland mit über 80% Millionen Frank Ueberschuß in dem Rechnungsjahre, das am Aus diesen Zahlen schreit die Not des Volkes um Erlösung. 31. März 1905 schloß. Erhebliche Ueberschüsse erzielt ferner noch Derselbe Schuß, den die Unternehmerklasse durch die Staats- Darum, ihr Arbeiterinnen, wacht auf! Begreift, daß die Forde Frankreich mit fast 68 Millionen Frank, Spanien 17 Millionen, macht genießt, müßte billigerweise auch dem Proletarier bei dem rung: gleicher Lohn für gleiche Arbeit! die hebung Britisch- Indien 17, Belgien 15% usw. Zuschüsse zu ihrer PostVerkauf seiner Ware Arbeitskraft, seinem einzigsten Gut eurer wirtschaftlichen Lage, die Verbesserung eurer Lebenshaltung verwaltung leisteten die Vereinigten Staaten von Amerika in Höhe zur Seite stehen. Wohl hat die Arbeiterschaft das Koalitionsrecht, in sich birgt. Bedenkt, daß jede Schwankung im Arbeitsverhältnis von mehr als 53 Millionen Frank im Rechnungsjahre vom 1. Juli aber leider ist die Gleichgültigkeit gegen das eigene Geschick in Ar- des Mannes, des Vaters, von folgenschwerer Bedeutung für 1903/04. Dasselbe ist der Fall in Megito mit 1,8 und in beiterkreisen und besonders bei den Arbeiterinnen noch allzu groß, euch selbst und für eure Lebensbedingungen sind. Erinnert euch, Argentien mit 1,7 Millionen. Von den Kolonien mit befor crer um von der Waffe ausgiebig Gebrauch zu machen, fodaß der Arbeit- daß die Lebensmittelpreise in gar feinem Verhältnis stehen zu Postverwaltung erfordert u. a. Indo- China 3,8, Niederländischgeber ungestraft seinen Herrenstandpunkt herauskehren kann. Er dem Preise der Arbeitskraft, zu den Arbeitslöhnen, die man euch Ostindien 1%, Oranjestaat 14 Millionen Frank Zuschuß. Die bestimmt noch meistens allein Arbeitszeit und Lohnhöhe und damit zu bieten wagt. größten Einnahmen aus der Bost erzielen die Vereinigten Staaten ist der wucherischen Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft Tür Die Organisation ist die Macht, durch welche dem unlauteren mit 744 Millionen. An ziveiter Stelle steht hier Deutschland mit und Tor geöffnet. Von den kapitalistischen Arbeitssystemen, die Wettbewerb mit der menschlichen Arbeitskraft ein Ziel gefekt 691 Millionen Frank. Bedeutend weniger erzielt Großbritannien Raubbau mit dem Charakter unlauteren Wettbewerbes an der ein- werden kann. mit 410, Frankreich mit 313% und Rußland mit 274% Millionen. zelnen Arbeitskraft treiben, wirkt besonders das Akkordsystem ber- Arbeiterinnen, euer eigenes Interesse erfordert eure regste Ueber 100 Millionen nimmt außerdem nur noch Desterreich mit berbenbringend für ganze Generationen. Unlauterer Wettbewerb Beteiligung an der modernen Arbeiterbewegung. Die Forderungen, 129% ein. Die größten Ausgaben haben die Vereinigten Staaten wird ferner zwischen Fabritarbeitern und Heim für deren Verwirklichung Männer und Frauen gemeinsam ringen mit 788 Millionen. Es folgen Deutschland mit 610%, Großarbeitern, zwischen Frauen und Männern, zwischen müssen, sind: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, fürzere Arbeitszeit britannien 289, Frankreich 246, Rußland 167%, Oesterreich 127%. jugendlicher Arbeitskraft und Frauenarbeit, zwischen und gesunde, menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Frauen und Verhältnismäßig am ergiebigsten ist diese Einnahmequelle für Engfchulpflichtigen Kindern und jugendlichen Ar- Männer. K. land, too von 410 Millionen 121% der Staatskasse verbleiben.
Der neue Zolltarif
verteuert nicht nur Mehl, Brot und Fleisch, sondern auch Butter, Hülsenfrüchte, Rosinen, Pflaumen, Pflaumenmus usw. und drängt somit die Masse der Bevölkerung in ihrer Ernährungsweise immer weiter zurück. Die bisher schon ungenügende Ernährung
macht es zur
Pflicht
Einkauf
jeder Hausfrau, jedes Familienvaters, den ohnehin geringen Verdienst in einer Weise zu verwenden, welche die Erhöhung der Lebenshaltung
durch
billigeren
weniger fühlbar macht und eine Gewähr für reine und unverfälschte Ware gibt. Es muß daher unter allen Umständen gesucht werden
einen
Ausgleich zu schaffen,
der aber sicher nicht in den kapitalistisch geleiteten großen Warenhäusern und sonstigen außerordentliche Reklame machenden Privatgeschäften gefunden wird, sondern einzig und allein
in den bestehenden
Konsumenten- Organisationen.
Diese sind Eigentum der Mitglieder, werden von den gewählten Vertrauenspersonen verwaltet und zahlen den Gewinn am Warenverkauf an die Mitglieder zurück.
In den unterzeichneten 58 Verkaufsstellen Berlins und der Vororte wurden bereits im vergangenen Jahre
CO
zirka 3 Millionen Mark
Arbeiter und Hausfrauen
an Waren umgesetzt.
werdet Mitglieder und deckt Euren Bedarf in Zukunft nur in den untenstehenden Verkaufsstellen, denn je mehr kaufende Mitglieder die Konsumenten- Organisationen haben, desto größer sind die Vorteile, die sie Euch bieten können.
Wegen Eintrittsbedingungen wolle man sich in eine der aufgeführten Verkaufsstellen bemühen, Konsumgenossenschaft Berlin und Umgegend.
Kontor: Willdenowstraße 30.
Swinemünderstraße 44.
Greifenhagenerstraße 84.
Buttmannstraße 19.
Willdenowstraße 30.
Gartenstraße 8.
Wiclefstraße 31.
Ebelingstraße 14.
Arndtstraße 5.
Gräfestraße 40. Hagelbergerstraße 20. Winsstraße 64.
Tempelhof, Berlinerstraße 76. Schöneberg, Apostel Paulusftraße 27. Gothenstraße 1. Weißensee, Friedrichstraße 12.
Konsum- Verein Charlottenburg . Lager I: Wilmersdorferstraße 27. II: Tauroggenerstraße 10. III: Potsdamerstraße 12. Konsum- Verein Friedenan. Moselstraße 7.
Arautstraße 7. Stralauer Allee 20a. Havelbergerstraße 6. Rostockerstraße 20. Emdenerstraße 50. Michael- Stirchplatz 4. Borndorferstraße 62. Konsum- Genossenschaft Adlershof . Lager I in Adlershof , Hackenbergstraße 29. II in Alt- Glienice, Köpenickerstr . 82. III in Grünan, Königstraße 2.
"
Teltowerstraße 1.
Liebigstraße 7.
Käufer- Verein Selbsthülfe" Rixdorf. Kontor: Ziethenstraß. 54.
Lichtenberg, Frankfurter
Forsterstraße 4. Glogauerstr. 27( Milchgeschäft). Admiralstr.37( Bäckereiniederl.). Rigdorf. Ziethenstraße 31. Lichtenberg, Kronprinzenstr. 1. Sobrechtstraße 82.
Chaussee 101.
"
II in Borsigwalde , Schubertstraße 21. III in Hermsdorf i. d.M., Berlinerstr.16a.
Spar- und Produktiv- Genossenschaft Groß- Lichterfelde.|
Dürerstraße 37.
106/1
Rixdorf. Rosenstraße 4. Faltstr. 1( Bäckereiniederlage). Steinmetstr. 129( Bäckereinied.). Bris, Werderstraße 33. Baumschulenweg , BaumschulenStraße 36. Ober- Schöneweide, Edisonstr. 12, Johannisthal , bei Senftleben. Konsumgenossenschaft Friedrichshagen . Lager I in Friedrichshagen , Friedrichstr. 98 II in Erfner, Königstraße 55.
U