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forps hat gestern angeordnet, daß Eisenbahngendarmerie die Postzüge begleitet.

In Twer ist gestern der Befehl eingetroffen, das dortige Dragoner- Regiment mit Artillerie nach Moskau

zu entsenden.

Moskau , 14. März.( Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur.) Wegen erregter Stimmung unter den Eisenbahnangestellten wird der Nikolaibahnhof mili­tärisch bewacht.

Politische Ueberficht.

Berlin , den 14. März. Vereinsunrecht und- Revolutionsparagraph. Für den deutschen Reichsbürger ist es ein ansehnliches Stück Arbeit, sich mit den verschiedenartigen, oft sich wider­sprechenden Gesezen der 26 Bundesstaaten, die den Inbegriff des preußisch- deutschen Reiches bilden, bekannt zu machen. Viele Gebiete des öffentlichen Lebens weisen infolge der Ver­schiedenartigkeit der Landesgefeße eine Zerrissenheit auf, die ein blutiger Hohn auf die Einheit des Reiches ist. Vor allem macht sich dies bemerkbar an Angelegenheiten, in die mit Vorliebe die Polizei ihre Finger steckt, wie z. B. in Ver­eins- und Versammlungsangelegenheiten.

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endlich zu Ende wäre und alle beteiligten Nationen fich wichtigeren und eventuell für den Bosporus . Der Kohlenstation wird selbst­Dingen in ihren resp. Vaterländern zuwendeten. redend eine Flottenstation folgen, und diese wird in dem Maße an Stärke zunehmen, als die deutschen Interessen in Kleinasien und auf der Balfanhalbinsel wachsen. Dehnt sich Deutschland nach

folgendes Laffan- Telegramm auf: Um die tolle Geschichte noch toller zu machen, taucht schließlich folgendes Laffan- Telegramm auf:

London , 14. März. Der französische Botschafter in Bern sondierte, wie die Tribune" meldet, die schweizerische Regierung, Saloniti aus, so wird dieses der Handelshafen und Thasos der ob fie eine Beteiligung an der Organisation der maroffanischen Striegshafen sein. Polizei übernehmen würde. Die Antwort lautete unbestimmt.

Es wäre natürlich der Gipfel des Unsinns, die unbedeutende Schweiz , das fünfte Nad am politischen Wagen, in die Affäre hineinzuziehen, und ein Telegramm, das die Vossische Zeitung" hierzu aus Bern erhält, scheint uns die durch janen törichten Vor­schlag ausgelöste Stimmung richtig wiederzuspiegeln. Das Tele­

gramm lautet:

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Bern , 14. März. Die hiesigen amtlichen Kreise sind nicht besonders erbaut von dem Vorschlag, der Sultan solle aus drei Offizieren, die von der Schweiz oder den Niederlanden ernannt würden, den Generalinspektor aller Polizei­truppen bezeichnen. Die Schweiz möchte mit dieser heiklen Polizei­fache offiziell am liebsten nichts zu tun haben, um nicht zu ihrem Nachteil in internationale Händel verwickelt zu werden. Wenn Schweizer privatim in Maroffo Polizei­dienste verrichten, läge der Fall für die Regierung ganz anders. fleinen Republik noch etwas lernen.- Manche hochwohlweise monarchische Regierung fönnte von der

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Das Urteil des Auslandes über die deutschen

Flottenrüftungen.

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Deutfches Reich.

Rosa Luxemburg in Warschau verhaftet. Nach einer uns zugehenden Mitteilung ist die Genoffin Nosa uremburg, die seit mehreren Monaten sich in Russisch- Polen befand, Anfang März in Warschau verhaftet und in das Stadt­gefängnis gebracht worden. Eine bestimmte Anklage ist noch nicht gegen sie erhoben worden. Man scheint erst noch Anflagematerial zu suchen.

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Wie aus einem hier eingetroffenen Briefe der Genoffin Larem­burg hervorgeht, sind die Zustände in dem Gefängnis, in dem sie fich befindet, geradezu schauderhafte; sie teilt ihre Belle mit 16 anderen Personen Männer und Frauen zeitweilig be­finden sich in derselben Zelle nicht weniger als 60 Personen. Die russische Barbarei tritt auch in dem Zustande der Gefängnisse in Hellste Beleuchtung.

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Die freisinnigen Parteien haben für den heutigen Schwe­Aus leicht begreiflichen Gründen haben wir bisher unterlassen, The Ninetheenth Century and after" befaßt sich unseren Lesern mitzuteilen, daß unsere Genossin und Mitarbeiterin rinstag einen Antrag eingebracht, den Reichskanzler zu er­fuchen, dahin zu wirken, daß die landesgesetzlichen Beschrän- in ihrem Januar- Heft mit den deutschen Flottenrüstungen in einem Rosa Luxemburg schon seit Monaten in Polen weilt. Als im De fungen des Vereinsrechtes für Frauen durch Reichsgesetz Artikel betitelt: Englisches Mißtrauen gegen Deutschland ", aus dem zember die Reaktion im Zarenreich mit vehementer Gewalt einsetzte, beseitigt werden. Der weitergehende Initiativantrag der So- wir folgendes herausheben: Die Ursache des Mißtrauens Englands als die Freiheitskämpfer von den Schergen Nikolaus des Blutigen zialdemokratie fordert Vereins- und Versammlungsfreiheit gegen Deutschland ist die nicht zu rechtfertigende und übertriebene niedergemezelt und massenweise ins Gefängnis geworfen wurden, für alle. Aber dieser Antrag war nicht mit auf die Tages- Vermehrung der deutschen Flotte. Die Burüdziehung der als überall in die Reihen der Revolutionäre blutige Breschen ge­riffen wurden, δα litt es sie nicht mehr. in unserer ordnung gesetzt worden, er wird also später beraten werden. neuen Marineforderungen, die vor dem Reichstage sind, da hielt sie es für ihre Pflicht, ihre Person Der freifinnige Antrag bedeutet günstigenfalls eine Flickerei würde in weit besserer Weise die englisch - deutschen Be- Witte, ihre Jdeale. Während die Tintenfulis am Vereins- und Versammlungsrecht, die zunächst die völlige ziehungen ändern als alle die Bemühungen und Aeuße einzufegen für Rechtlosigkeit speziell der preußischen Frauen im Vereins- rungen der offiziösen Presse und der Diplomatie der bürgerlichen Presse, von denen keiner unter diesen Um­leben beseitigen soll. oder das Geschent eines Kaiserbildes an einen ständen den gleichen Mut befundet haben würde, in ihren Zeitungen Die Vermehrung der und Wigblättern über sie höhnten und sie aufforderten, in Rußland Die Abgeordneten Pachnicke und Bassermann der englischen Offizierklubs. begründeten den Antrag nach dem bekannten Worte: Kommt deutschen Flotte mit immer neuen Forderungen für Schiffsbauten ihre blutigen Tiraden" anzubringen, setzte sie dort ihr Leben ein. und wollten damals auf das Gegeifer der den Frauen zart entgegen ihre Argumente für den Antrag muß einen 8wed, ein 8iel haben und kann nicht auf Wir konnten wie der liberalen und viertel­waren mehr füßlicher Art, während die Abgeordneten nichts begründet sein. Sicherlich sucht Deutschland nicht aus Gegner, der konservativen sehr oft ist uns aber Müller- Meiningen und Genosse Sindermann fräf purem Vergnügen auf alle Weise unter großen Opfern eine mächtige sozialistischen, nicht antworten; tigere Töne anschlugen. Letzterer legte dar, daß es höchste lotte sich zu bauen in dem Tempo, daß in den letzten Tagen die der Bolasche Ausspruch eingefallen: Quels gredins que les Zeit ist, endlich mit dem Tohuwabohu, das die verschiedenen Bahl seiner Schiffsbauten der der englischen gleichkam. Und in der honnêtes gens!"( Was für Lumpen sind doch diese anständigen Vereinsgefeße hervorrufen, aufzuräumen. Dahin zielt der Tat ist dieses Ziel mehr oder weniger offen bekannt geworden. Leute) Allerdings wurde die Gemeinheit dieser anständigen Herren fozialdemokratische Antrag. In der Abstimmung wurde dann Man begann damit, durch den Mund des Kaisers zu bekräftigen, Journalisten vielfach noch durch die Einfalt übertroffen, mit der der freisinnige Antrag mit großer Mehrheit angenommen. daß ein größeres Deutschland jenseits des Meeres begründet werden sie immer wieder, wenn ein scharfer Artikel im Vorwärts" erschien, Etwas lebendiger gestaltete sich die darauf folgende Be- müsse". Darauf fielen die Worte, unsere Zukunft liegt auf dem darin" Rosas Spuren" entdeckten, obgleich sehr oft der Artikel nicht ratung des Antrages der polnischen Fraktion, den§ 130 des Wasser", und der Dreizack des Neptun gehört in unsere Faust", um das geringste von der journalistischen Eigenart unserer verehrten Reichsstrafgesetzbuches zu ändern, auf Grund dessen die ger- schließlich zu der Behauptung zu gelangen, daß keine Ent- Mitarbeiterin enthielt. Dzeans ohne Hoffentlich erlangt unfere tapfere Mittämpferin bald ihre Freis manisierenden Staatsanwälte in Deutsch- Bolen die polnische scheidung in fernen Landen und jenseits des Agitation im ausnahmegefeßlichen Sinne verfolgen. Die Deutschland und seinen Kaiser fallen dürfe". Und allerlegt tam beit wieder. Gerichtsurteile, die der Abgeordnete Chrzanowsfi ver- nach der Revue in Reval gelegentlich der Kaiserzusammenkunft von Bord las und die Ansichtskarten, die er auf den Tisch des Hauses der kaiserlichen Jacht" Hohenzollern " das Signal an den Zaren, Die Deutsche Tageszeitung" fann sich nicht genug tun, immer niederlegte, erinnern an die Verfolgung der Sozialdemokratie worin der deutsche Kaiser sich selbst als den" Admiral des atlantischen wieder und wieder auf die neuesten Berliner Adligen" zurück­sagt der Autor des Artikels zukommen. Die Nobilitierung der Herren aus dem Stamme Juda unter dem Sozialistengeset; diese Verfolgung ragt in unsere Dzeans" bezeichnete. Allerdings- Zeit hinein, wie aus einer Jahrhunderte hinter uns liegenden haben mit den neuen Dispositionen der englischen Admiralität alle läßt der Junkerpresse teine Ruhe. Die Herrschaften, die unzählige Zeitperiode. Der polnische Redner erhielt für seine scharfe diese Bekräftigungen aufgehört, aber die neuen deutschen Marine- Male bewiesen haben, daß sie ihre patentierte Stönigs- und Kaiser­treue nach den Vorteilen bemessen, die ihnen durch die jeweilige Kritik der Gerichtsurteile ein paar Ordnungsrufe, die der forderungen sind immerhin da. Vizepräsident Graf Stollberg dem Redner wie einem Stall­Politik der Regierung zufallen, diese selben Herrschaften halten sich für die berufene Instanz, auf gewisse Wechsel"-Beziehungen hin­zuweisen, die der einen Seite allerlei Aufmerksamkeiten und der Enecht entgegenschrie. anderen zum Dank dafür Adelstitel und sonstige Auszeichnungen eintragen. Am Dienstag bringt die Deutsche Tageszeitung" aus Mitteilungen des Magistratsberichterstatters" u. a. folgendes:

Genoffe Stadthagen ergriff die Gelegenheit, die Anwendung des§ 130 auch in anderen Teilen des Reiches speziell gegen Sozialdemokraten an einigen prononcierten Fällen als juristische Ungeheuerlichkeiten hinzustellen, die als Aufreizung zu Gewalttätigkeiten zu wirken geeignet sind. Die von den Polen beantragte Aenderung des§ 130, der be­zeichnenderweise von dem Abg. Borzig neulich als Revo­Iutions paragraph deflariert worden sei, genüge nicht, dieser zu Ausnahmezwecken dienende Paragraph der Klassen­justiz müsse beseitigt, vor allem aber der Klassenjustiz selber ein Ende gesetzt werden.

Auch die Abgeordneten Dobe, freisinnig, Bachem, Zentrum und der Däne Jessen , der noch weitere Beispiele bekannt gab, wie zwieschlächtig§ 130 des Reichsstrafgesetz­buches angewendet werde, wandten sich gegen die gerügte Rechtsprechung. Besonders B a chem verkündete in voll tönenden Worten, die Justiz dürfe nicht Dienerin der Politik sein, und die bürgerlichen Parteien zollten ihm uneinge­schränkten Beifall. Aber sie vergaßen oder übersahen dabei, daß die Justiz im Klassenstaat als ein Produkt der Klassen­wirtschaft die Unparteilichkeit nicht pflegen kann, die man von ihr verlangt; sie wird günstigenfalls Urteile von weniger prononciertem Klassengeist, d. h. milder fällen, wenn sie anders organisiert ist. Ausgemerzt wird die Klassenjustiz erst mit der Beseitigung des Klassenstaates.

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Die Fortnightly Review" macht in ihrem Januarheft unter dem Titel Das deutsche Flottengeset" zwei interessante Beobachtungen:

Das neue dem Reichstag präsentierte Flottenprogramm kann nicht anders als eine neue Herausforderung der englischen und französischen Seemächte betrachtet werden und gleicher Weise als ein gezwungenes Bekenntnis des Mißerfolges des Flottenprogramms von 1898, das 1900 erweitert wurde.

Die zweite Beobachtung ist die, daß dank dem vorschauenden Blick der englischen Admiralität bezüglich ihrer Schiffskonstruktionen in derselben Zeit die deutsche Flotte heute nicht mehr von England so zu fürchten fei wie im Jahre 1898, dem Erwachen Deutschlands zur See.

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Der New York Herald " kommt in einem vor mehreren Wochen in seiner Pariser Ausgabe erschienenen Artikel zu demselben Schluß:

Die Erklärung für die Tatsache, daß England heut Deutschland nicht mehr zu fürchten hat, ist die, daß die deutsche Marine­verwaltung das Geld für eine Unzahl Kleiner, minderwertiger Schiffe ( ungeschützte Kreuzer) berausgabte, während die englische Admiralität dank vorzüglicher Ingenieure gut armierte und geschützte Panzer­schiffe baute. Der Kaiser und die Marinefachmänner sind sich nun­mehr ihres Mißgriffes vollkommen bewußt geworden und danach zu dem Entschluß gekommen, mächtige Banzerschiffe zu bauen und hier­für Geld zu verlangen. Nun, da alle vorgängigen Anstrengungen nuglos gewesen sind, wird Deutschland auch gezwungen sein, noch weitere hieran sich knüpfende Untosten in Höhe von einer halben Milliarde etwa auf sich zu Ver­auf sich zu nehmen behufs größerung der Docks, Erweiterung der Werftanlagen, Bertiefung der Fahrrinnen und Häfen bis zur Erweiterung des Nord- Ostsee- Kanals , wenn man dessen strategischen Wert, der bei seiner Anlage betont Neue Isolierung"? wurde, aufrechterhalten will. Man muß sich gewärtig halten, daß Während es schon so aussah, als ob Frankreichs versöhnliche England durch vorzügliche Maßnahmen seiner Admiralität im ver­Saltung dazu beitragen werde, der marokkanischen Konferenz- floffenen Kabinett fich in einer außerordentlich günstigen Lage der Komödie bald ein Ende zu machen, kommen urplöglich Meldungen, deutschen Seemacht gegenüber befindet. Schritt vor Schritt hat es nach denen es den Anschein gewinnt, daß der diplomatische Karren die deutschen Herausforderungen angenommen, und Schritt vor sich in Algeciras wieder festzufahren im Begriffe sei. So verlautet: Schritt ist Deutschland geschlagen worden, wenngleich die Auf­Die Kommission habe in ihrer gestern( Mittwoch) abgehaltenen wendungen für die deutsche Flotte in dieser Zeit der Rivali­Sigung bezüglich der leidigen Polizeifrage teine rechte Ver- tät bereits um das Dreifache gestiegen- und noch ständigung zu erzielen vermocht. Und Wolffs Depeschen- Bureau ist kein Ende abzusehen."

Der Antrag der Polen wurde gegen die Stimmen der Konservativen und Nationalliberalen angenommen. Morgen: Kolonialetat.-

meldet:

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Deutschland im Aegäischen Meer.

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Jm

Köln, 14. März.( W. T. B.) Wie der Korrespondent der Kölnischen Zeitung " in Madrid seinem Blatte telegraphiert, macht dort die Unnachgiebigkeit Frankreichs in der Bank- und der Polizei- Die Londoner Daily Chronicle" macht darauf auf­frage den übelsten Eindruck. Der frühere spanische Minister merksam, daß Deutschland in seiner Politik der kommerziellen Villanueva erklärte dem Korrespondenten, er hoffe, daß Deutsch­ land nicht weiter nachgeben werde, da das Vorherrschen fran- Eroberung des nahen Ostens nicht im geringsten nachläßt. zösischen Einflusses in der maroftanischen Staatsbant Spanien September 1905 erhielt Deutschland eine Minenkonzession auf der ebensowenig passen fönne, wie das Alleinsein mit Frankreich im Insel Thasos , die in den nördlichen Gewässern des Aegäischen Bolizeiwesen. Wie er, dächten viele spanische Patrioten. Der Meeres liegt. Dieselbe Konzession war früher an Desterreicher und Storrefpondent führt ferner eine Anzahl spanischer Blätterstimmen Franzosen gewährt worden, die deshalb Einspruch erhoben und auf, die sich in demselben Sinne äußern. Schadenersag erhielten. Die Thasos - Konzession hat aber auch eine Es versteht sich von selbst, daß die französischen Diplomaten im politische Bedeutung. Die Insel kann eine gute Kohlen- und Flotten Augenblick nicht die rechte Saltung finden; ist ihnen doch durch den station bilden. Wie man sagt, war der Sultan bereits im Begriffe, Ministersturz und den Kabinettswechsel daheim ihre Aufgabe sehr erschwert. Sobald sie im Besiße von Informationen sind, von denen fie annehmen dürfen, daß sie durch das neue Ministerium gedeckt werden, wird ihre Situation wieder behaglicher sein. Wenig nobel ist es indessen, aus jenem Umstande Kapital zu schlagen, und Spanien hätte eigentlich die geringste Veranlassung, seinem Alliierten von gestern schon heute in den Rücken zu fallen.

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bort den Deutschen die Errichtung einer Kohlenstation zu gestatten, aber Sir Nicolaus O'Connor, der britische Botschafter in Konstantinopel , protestierte gegen ein solches Unternehmen.

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Caro ist Trumpf!

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Friz Friedländer und Dr. Georg Caro, ztvei in Preußen sehr bekannte Geh. Kommerzienräte, sind vom Kaiser geadelt worden. Diese Auszeichnungen sind vielen nicht überraschend gekommen, haben aber, wie es scheint, hier und da, besonders in Kreisen, die dem Hofe fern stehen, Aufsehen erregt. Geh. Kommerzienrat Frizz v. Fried länder, der Höchstbesteuerte in Berlin , ist katholisch und besaß schon den Adelstitel eines ausländischen Staates feit längerer Zeit. Ob Herr v. Friedländer- Fuld an der Zehn millionenspende zur Unterstützung jüngerer Offiziere beteiligt ist, wissen wir nicht. Dagegen ist uns bekannt, daß Herr v. Friedländer Fuld und der protestantische Geheime Kommerzienrat Dr. v. Caro die deutsche Politik, besonders die preußische, durch Ankauf von polnischen Gütern wirksam unterstützt haben im Gegensatz zu preußischen Adeligen, die ihre Güter an Bolen verkauft haben.(?) Wir wissen ferner, daß b. Friedländer- Fuld sehr viel für die Jagd in der Mark Branden­burg getan hat, und zwar seit Jahren, und daß er die Häuser am Pariser Plaz neben dem Brandenburger Tore angekauft hat, nach­dem die Stadt den Ankauf der Häuser zur Freilegung des Branden­ burger Tores abgelehnt hatte. Diese Häuser sollen niedergelegt werden. In Verbindung mit diesem Plane steht das Projekt der Erbauung eines Tunnels vor dem Brandenburger Tore und eines Tunnels Unter den Linden" zur Aufnahme der Gleise der Großen Berliner Straßenbahn."

Weshalb das Agrarierblatt gerade die Stelle mit einem Frage­zeichen versteht, an der erzählt wird, daß preußische Adlige ihre Güter an Polen verkauft haben, ist nicht recht klar. Aber diese Anzweiflung" ist um so interessanter, als das Blatt der Prozent­patrioten dadurch indirekt zugibt, daß es alles andere glaubt. Also auch die Geschichte mit den Häusern am Brandenburger Tor . Unter so bewandten Umständen haben wir natürlich keine Veranlassung, an dieser neuesten Form byzantinischer Liebesgaben­" Politik", bei der die Rollen ein wenig vertauscht sind, zu zweifeln.

Sozialdemokratie und Hof.

Karlsruhe , den 14. März.( Eig. Ber.)

Als das Zentrum gegen die Wahl des Genossen Geck zum Vize­präsidenten der Zweiten badischen Kammer durch Abgabe weißer Bettel protestierte, wurde dem Zentrum entgegnet, daß das Ver­tehren im großherzoglichen Schloß eine Sache gegenseitiger Erwägungen sei. Die Cour des Kammerpräsidiums beim Groß­herzog, der wegen längeren Unwohlseins den üblichen Empfang auf den letzten Mittwoch verschoben hatte, hat diese Antwort gerecht­fertigt. Sie Sache gestaltete sich, wie vorauszusehen war, so, daß der Präsident Dr. Wildens und der erste Vizepräsident Zehnter vom einer Einladung zum großherzoglichen Hofmarschallamt mit Empfang beehrt wurden, während dies beim sozialdemokratischen Die beiden eingeladenen Präsidenten Vizepräsidenten unterblieb. hatten, wie es das Zeremoniell vorsieht, nach ihrer erfolgten Wahl ins Schloß gebahnt. Dem Großherzog ist also das Unangenehme sich beim Hofmarschallamt einschreiben lassen und sich so den Weg erspart geblieben, jemand zu sich zu rufen, der bei etwaigen poli tischen Auseinandersetzungen das Recht beansprucht haben würde, seine entgegengesetzte Anschauung geltend zu machen. Es ist eine befannte Tatsache, daß im Schloß zu Karlsruhe ein solcher Wider­spruch nicht beliebt und gestattet ist. Das mußte einmal der neu­gewählte demokratische Abgeordnete Muser erfahren, als er bet seinem ersten aber auch letzten Besuch am Hofe einer un­gnädigen Beurteilung seiner damals erschienenen Broschüre " Sozialistengesetz und Rechtspflege" entgegentreten wollte.

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Der diplomatische Kampf in Konstantinopel ist noch nicht zu Ende. Man erwartet, daß der Sultan den deutschen Vertreter siegen laffen wird, um die Rivalität zwischen England und Deutschland zu Mosses Berliner Tageblatt", dessen Politiker bekanntlich die verschärfen und somit den Auflösungsprozeß der Türkei zu ver­Weisheit gepachtet haben, äußert sich zu der neuen Situation so töricht, wie es wohl faum das chauvinistischste deutsche Blatt fertig längern. Je größer die Eifersucht der an der orientalischen Frage bekommen dürfte. Es schreibt nämlich:" Erfreulicherweise ist dies- interessierten Mächte, desto fefter der Thron Abdul Hamids. mal nicht Deutschland , sondern Frankreich isoliert". Wir finden Thasos liegt etwa auf halbem Wege zwischen Salonili und der das durchaus nicht erfreulich", sondern wünschten, daß dieses un- Dardanellenöffnung, wenn auch etwas nördlich der Route. aufhörliche Spiel mit seinen ständig wechselnden Isolierungen" Inset hat einen bedeutenden strategischen Wert für das Mittelmeer | Plenarsigung mit einem Beschlusse der Abgeordnetenkammer zu be­

Die

Heimarbeit.

München , den 14. März 1906.( Telegr. Ber.) Das bayerische Oberhaus hatte sich am Mittwoch in seiner