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In dem Zühlkeschen Saale m der Dennewitzstraße waren etwa ÜOOBOO Personen, auch Frauen, anwesend. Das Referat hatte hier Arbeitersekretär Genosse G. Link übernommen. Mit einem packenden, der Freiheit gewidmeten Gedicht von Henkell leitete der Redner seinen Vortrag ein. Er entwarf dann ein Bild der Zustände von 1840 bis zum Revolutionsjahre 1848. Der Vortragende skizzierte die Märzereignisse und die darauffolgende Epoche. Er zog zwischen den jetzigen und den damaligen Verhältnissen eine Parallele und gelangte zu dem Ergebnis, das; die Arbeiterklasse jetzt noch ebenso rechtlos ist wie 1848. Das freie gleiche geheime und direkte Wahlrecht muß unser iverden,>oir werden es erringen, cS koste, was es wolle. Hinein in die gewerkschaftliche und politische Organisation. Die Organisation ist unsere Macht, unsere Kraft und Stärke und nur durch diese werden wir kämpfen und auch siegen. Der Redner schloß seine packenden Ausführungen mit den Worten: Dua res agitur um deine(Volk) Sache handelt es sich! Die Anwesenden, die den Ausführungen mit sichtlichem Interesse gefolgt waren und diese oft durch Znstimmungsäutzerungen begleitet hatten, spendeten dem Redner stürmischen anhaltenden Beifall. Die Resolution wurde einstimmig angenommen, ferner ehrte die Ver samnilung das Andenken an die Freiheitskämpfer durch Erheben von den Plätzen. Die Versammlung in der Bockbrauerei war von zirka 8000 Personen besucht. Genosse Molkenbuhr hatte hier das Referat übernommen. Nach dem beifällig aufgenommenen Referat fand eine Diskussion nicht statt. Die Resolution wurde ein- stimmig angenommen. Die Versammlung in K I i em s ch en Saal in der Hasen- Heide, hart an der Grenze von Rixdors, war von zirka 2000 Per so n e n besucht. Eine Diskussion nach dem mit lang- anhaltendem, lebhaften Beifall aufgenommenen Referat des Ge- nossen Eugen B r ück n e r wurde nicht beliebt. Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Eine ganze Reihe von Genossen traten der politischen Organisation bei. In der Versammlung imHofjäger-Palast". welche von zirka 1000 Personen besucht war, referierte Genosse K a l i s k i. Die Resonlution wurde einstimmig angenommen. Mit einem Appell an die Frauen und Männer, sich' gewerkschaftlich und politisch zu organisieren, unsere ParteiprcsseVorwärts".Gleichheit" usw. zu abonnieren, schloß der Vorsitzende die Versammlung. Dritter Wahlkreis. Die Versammlung in denRittersälen" war leider nur mäßig besucht. Der Genosse F ö r st e r- Hamburg, der das Referat hielt, legte in einer einstündigen Rede die Bedeutung des 18. März für das Proletariat dar. Eine Diskussion fand nicht statt. Die Re- solution wurde einstimmig angenommen. Im großen Saale der A r m i n h a l l e n" sprach vor etwa 400 Personen Willi Wach. An das beifällig aufgenommene Referat schloß sich eine kurze Debatte, in der verschiedene Redner gleich dem Referenten dazu anfeuerten, das Andenken der März« tämpfer von 1348 durch Organisation und Agitation im Sinne der sozialdemokratischen Bewegung zu ehren. Einstimmig wurde die Resolution angenommen. Das vom Vorsitzenden G e h r m a n n am Schluß ausgebrachte Hoch auf die internationale völkerbefreiende Sozialdemokratie fand begeisterten Widerhall. Im vollbesetzten Saale von M ö h r i n g in der Admiralstraße sprack, vor gut 400 Personen Genosse E. H e i l m a n n. Er schilderte den Sieg der Märzrevolution und ihren Verrat durch die Feigheit derRevolutionäre in Schlafrock und Pantoffeln". In der Er- innerung an die deutsche Revolution sah er einen neuen Ansporn zur Unterwerfung des Halbabsolutismus und der Junkerschaft, die sich seitdem wieder in Preußen breit geniacht haben. Die Versamm- lung dankte mit Beifall für die Ausführungen und nahm die vor- geschlagene Resolution debattelos einstimmig an. Der große Saal von Buggenhagen am Moritzplatz war schon lange vor 12 Uhr bis auf' den letzten Platz gefüllt; auch die Galerien waren dicht besetzt. Unter den Besuchern waren viele Frauen. In begeisterter Stimmung folgten die VersammlungS- besucher der einstündigen Rede des Reichstagsabgeordneten deS dritten Wahlkreises, Genossen Heine. Nach Annahme der Re- solution wurde die Versammlung mit einem Hoch auf die Sozial- demokratie geschlossen. Die im Gewerkschaftshause tagende Versammlung, in welcher Dr. Zadel das Referat übernommen hatte, war von etwa 000 Personen besucht. Die Anwesenden folgten den Ausführungen des Referenten mit gespannter Aufmerksamkeit. Eine Diskussion wurde nach dem mit reichem Beifall aufgenommenen Vortrag nicht beliebt. Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Der Vor- fitzende Genosse Pohl wies darauf auf das letzte große Gruben- Unglück in Courriöres hin, worauf sich die Anwesenden zum An- denken an die Verunglückten von ihren Sitzen erhoben. Vierter Wahlkreis. Die Versammlung im Elysium war von zirka 1500 Personen besucht. Tische und Stühle mußten entfernt werden. Vor Beginn der Versammlung wurde ein Antrag Rott angenommen, den Be- trag der Tellersammlung den russischen Freiheitskämpfern zu über- weisen. Der Referent Genosse P ä tz e l schilderte die wirtschaftliche Grundlage der Revolution. Die 43er Revolution mit der jetzigen russischen vergleichend kam er zu dem Resultat, daß heute wie 1843 die Bourgeoisie bestrebt ist, dem Proletariat die Früchte deS Kampfes zu entreißen und das preußische Wahlrecht kritisierte Redner als Boll- werk der gesamten Reaktion in Preußen und Deutschland . Zur Frage, ob es möglich sei, das bestehende Wahlrecht zu beseitigen, erklärte Referent: Ebenso wie wir das Sozialistengesetz über- lounden haben, werden wir auch dieses Wahlsystem überwinden. In der Diskussion forderte Frau Kroll auf, daß die Frauen und Mädchen sich dem Verein der Frauen anschließen sollten und dieGleichheit" abonnieren. Lange vor Eröffnung der Versammlung lvar das Litsinsche Lokal überfüllt, so daß die Tische herausgeschafft werden mußten. An 800 Personen waren anwesend und viele fanden keinen Einlaß, um den Worten der Rcferentin Ottilie Baader zu lauschen. Der GesangvereinL i e d e s s r e i h e i t I" leitete die Versammlung durch einen Vortrag ein und schloß sie auch. Auf der Straße und im Lokal waren Ordner mit roten Schleifen tätig, fanden jedoch nirgends Anlaß zum Einschreiten. Am Eingang des Saales waren Parteigenossen mit der Aufnahme von Mitgliedern für den Wahl- verein beschäftigt. Das Resultat war die Aufnahme von 27 neuen Mitgliedern und Gewinnung vielerVorwärts"-Abonnenten. Am Schlüsse ihres Vortrages ermahnte die Referentin die Frauen zur regen Anteilnahme an der Bewegung. Die Frauen sollen ihr Organ, dieGleichheit" abonnieren und sich in ihren Gewerkschaften organisieren. Wir können nichts von den herrschenden Klassen er- warten, sondern müssen uns unsere Rechte selbst erkämpfen. Mit Begeisterung lauschte die dichtgedrängte Menge, unter der man viele Frauen sah, den Worten der Referentin und donnernder Beifall lohnte der Rednerin für ihren 1Vs-st"ndigen Vortrag. Zu Ehren der Märzgefallenen erhoben sich die Versammelten von ihren Plätzen. Die Resolution wurde einstimmig angenommen, Im bis auf den letzten Platz besetzten B o e k e r schen Festsaal in der Weberstraße hielt Genosse Wels von Beifallskundgebungen häufig unterbrochen, den Vortrag des Tages. Nach einer eingehenden Schilderung des historischen Verlaufes der Revolution sowie der Konterrevolution und einer Kritik des Dreiklassenwahlunrechts forderte der Referent die Anwesenden zum engsten Zusanuneuschluß in den gewerkschaftlichen wie politischen Organisationen und zum Abonnement der Arbeiterpresse auf. Nachdem dann das vom Genossen Wasewitz ausgebrachte Hoch auf das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht verklungen, sangen die Versammelten stehend begeistert den Vers der ArbeitermarseillaiseDas freie Wahlrecht ist das Zeichen, in dem wir siegen, nun wohlan." Hierauf erfolgte Schluß der von bester Stimmung getragenen Versammlung. ImBöhmischen B r a u h a u s e", das gegenüber dem Friedhof der Märzgefallenen liegt, hatten sich mehr denn 1500 Per- soneu beiderlei Geschlechts versammelt. Der große Saal sowie die Gartenhalle, die durch Ausheben der Saalfenster mit diesem ver- bunden ist, waren so dicht als nur irgend möglich besetzt. Die Versammlung ehrte vor Eintritt in die Tagesordnung auf Anregung des Vorsitzenden Genossen Schenk die im Klassenkampf um die Befreiung der Menschheit Gefallenen im allgemeinen und die vom 18. März 1848 im besonderen durch Erheben von den Plätzen. Daraus hielt Genosse Fritz Kater seinen oftmals durch Beifalls- stürme unterbrochenen Vortrag. Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Der Vorsitzende nahm noch Veranlassung die Anwesenden zu eiftiger Agitation für die sozialdemokratische Parteiorganisation so- wie zum Lesen der Arbeiterpresse aufzufordern und schloß unter Hin- weis auf den ersten Mai, der durch Arbeitsruhe gefeiert werden müsse, die Versammlung mit einem dreifachen Hoch auf die inter - nationale, völkerbefreiendc Sozialdemokratie. In der K ö n i g s b a n k" referierte Genosse W o I l h e i m. Der Saal war überfüllt. Uebcr 1200 Versammlungsbesucher be- gleiteten die Ausführungen des Referenten mit stümischem Beifall. Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Als unmittelbarer Erfolg der Demonstration ist zu berichten, daß nach dem Vortrage zahlreiche Anmeldungen zum Beitritt in den Wahlverein vollzogen wurden. Bei Keller in der Koppenstraße sprach im festlich dekorierten Saale vor 3000 Personen Genosse S trö b e l. Der Redner entwarf, von häufigem Beifall unterbrochen, ein Bild vom Verlauf der 48er Revolution und geißelte besonders die Schwäche und den Verrat der Bourgeoisie, deren Feigheit das Volk um die Früchte der anfangs siegreichen Revolution brachte. Aufgabe des Proletariats sei es, aus eigener Kraft �den Kampf um die Befreiung des Volkes unter dem Banner des Sozialismus aufzunehmen und siegreich zu Ende zu führen.(Langanhaltcuder Beifall.) Nach einem kräftigen Schluß- wort des gleich dem Referenten zu reger Agitation zum Beitritt in die Organisationen und zum Abonnement desVorwärts" auf- fordernden Borsitzenden Bader wurde die imposante Versammlung mit einem donnernden Hoch auf die Sozialdemokratie geschlossen. In der Brauerei Friedrichshain referierte Genosse Singer. Scbon um 11 Uhr wurde abgesperrt; Hunderte mußten zurückgehen. Der Saal war mit 3000 Personen überfüllt, da die Galerien wegen eines polizeilichen Verbotes nicht besetzt werden durften. Im Keller war eine Schutzinannslvache placiert. Der Referent wurde beim Erscheinen mit Hochs cinpfangen. Sein zwei- stündiger Vortrag wurde oft von Beifallssalven unterbrochen. Er gab eine geschichtliche Darstellung der Revolutionszeit und feierte das Gedächtnis der gefallenen Barrikadenkämpfer. Dann schilderte er die später in Preußen herrschende Reaktiousperiode und die Ein- führung des Dreiklasienwahlsystems und die dadurch bewirkte Eni- rechtung der Arbeiterklasse. Redner schloß mit der Aufforderung. alle Mittel zur Erringung des Sieges anzuwenden. Langauhaltender türmischer Beifall lohnte ihn am Schluß deS Vortrages. Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Die Märzversamnilung im LokaleSüd- O st" in der Waldemarstr. 76 wurde infolge des gewaltigen Andranges vor 11 Uhr schon polizeilich abgesperrt. Etiva 6700 Personen waren anwesend und war der Verlauf ein äußerst imposanter. Genosse T o st- Adlershof behandelte an der Hand der geschichtlichen Vor- gänge die Revolutionsbcwegung von 1843, um dann auch der Kommunekämpfer des 18. März 1871 zu gedenken. Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Das RestaurantSanssoucie " wurde bereits ll'/z Uhr abgesperrt, nachdem es von etwa 2300 Personen dicht besetzt�war. Der Referent Fritz E b e rt behandelte in zweistündiger, oft von Zu- timmung unterbrochener Rede die Entwickelungsgeschichte der Revo- lution und eingehend die sich daraus ergebenden Lehren für die Arbeiterklasse. Das Verhalten der Herrschenden zum Wahlrechts- kämpf, insbesondere das de» Bürgertums wurde einer scharfen Kritik unterzogen. Die Ausführungen fanden stürmischen Beifall. Die Resolution wurde ohne Diskussion einstimmig angenommen. Nach- dem eine Tellersammlung zugunsten der Opfer der russischen Revo- lution beschlossen war, fand die Versammlung unter rauschenden Hochrufen auf die Sozialdemokratie und das allgemeine Wahlrecht ihren Abschluß. Im Lokale von Graumann in der Naunynstraße waren etwa 600 Personen anwesend. Den Vortrag hielt Genosse Dr. Paul Bernstein. Lebhafte Beifallsbezeugungen unterbrachen oft den Redner und wurden ihm auch am Schlüsse seiner Ausführungen ge- 'peudet. Im LokalZur Drachenburg " am Schlesischen Tor sprach Genosse H e tz s ch o l d. Der Saal war lange vor Eröffnung der Versammlung durch unsere eigene Polizei abgesperrt. Mehr als 800 Personen füllten den dichtbcsetzten Saal, aus dem die Tische entfernt waren. Uniformierte Polizei ließ sich vor Be- ginn der Versammlung nicht sehen, nur einGeheimer" drückte sich im Vollgefühl seiner Ueberflüfsigkeit in den Winkeln herum. Reicher Beifall während und am Schlüsse des Referats spendeten die von gutem Geiste beseelten Zuhörer dem Redner. In der Diskussion forderte eine Genossin die Männer auf, die Frauen in ihrem eigenen Interesse aufzuklären und ihren Organisationen zuzuführen. Fünfter Wahlkreis. In den Musikersälen referierte vor stark besuchter Ver- sammlung der Abgeordnete des Kreises, Genosse Robert Schmidt. Ausgehend von der französischen Revolution schildert Redner unter Beifall der Anwesenden die Erfolge des französischen Volkes durch diese gewaltige Volksbewegung. Uebergehend zur Bewegung von 1848 schildert Redner die Unfähigkeit der bürgerlichen Bevölkerung, die Vorteile, die dabei errungen waren, festzuhalten, um dann für das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht zu allen Körperschaften einzutreten. Die Resolution wurde einstimmig an- genommen. Der Saal des Schützenhauses in der Linienstraße war schon um ll'/z Uhr überfüllt und wurde abgesperrt. Etwa tausend Personen waren anwesend. Genosse Dr. Herzfeld referierte. Die Stimmung war vorzüglich und fand in häufigem, brausenden Beifall ihren Ausdruck. Die Resolution wurde einstimmig an- genommen. Sechster Wahlkreis. Die Versammlung im Feldschlößchen war von mindestens 1600 Personen besucht. Schon gegen 11 Uhr wurden die Räume gesperrt, so daß Tausende vergeblich Emlaß begehrten. Genosse K o tz k e referierte unter stürmischem Beifall. Er wies namentlich auf die Geschichte der Revolutionen von 1780 in Frankreich und 1843 in Preußen hin. Das Verhalten der preußischen Könige Friedrich Wilhelm IL, genannt der Dicke, Friedrich Wilhelm III. und Friedrich Wilhelm IV. gegenüber den Forderungen des Volkes wurde gebührend gekennzeichnet. Die Versprechungen dieser Könige, dem Volke eine Verfassung mit gleichem Wahlrecht zu geben, seien bis heutigen TageS nicht erfüllt; deshalb fei es Pflicht des arbeitenden Volkes, den Kampf fortzusetzen, bis das Ziel erreicht fei. In der Diskussion forderte Genossin W i n n i g auf, sich den Frauenorganisationen anzuschließen und auf dieGleichheit" zu abonnieren. Mit einem stürmischen Hoch auf die internationale völkerbefreiende Sozialdemokratie wurde die Versammlung unter Absingung der Marseillaise geschlossen. 60 Auftlahmen für den Wahlverein sind zu verzeichnen. Die Resolution fand einstimmige Annahme. In Hensels Festsälen, Jnvalidenstratze, sprach Genosse Friedländer. Die Versammlung war von 600 Personen besucht und wurde um 11'/z Uhr polizeilich abgesperrt. In der Diskussion forderte die Genossin M a t s ch k e die Frauen zur Organisation und zur Agitation für die Partei auf. Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Die Polizei hatte im gegenüberliegenden Hause eine fliegende Wache eingerichtet, zeigte sich sonst aber sehr wenig auf der Straße. Die Beamten, die zu sehen waren, fielen durch die Revolver am breiten gelben Gurt bei den Straßenpassanten auf. Die von zirka 700 Personen besuchte Versammlung bei Wernau , Schwedterstr. 23, war vom besteir Geiste beseelt. Nach Entfernung der Tische aus dem Saale referierte G. W i e S n e r in 1'/zstündigem Vortrage über das vorliegende Thema, vielfach von Betfall unterbrochen. Die Resolution wurde einstimmig angenommen, außerdem ein Antrag, die Tellersammlung fortzusetzen und dm Ertrag zur Agitation für die Wahlbewegung zu verwenden. In F r ö b e l s Allerlei-Theater in der Schönhäuser Allee hatten sich annähernd 2000 Personen eingefunden, so daß lange vor Be- ginn der Versammlung der Saal gesperrt wurde und viele keinen Einlaß mehr fanden. Das Referat hatte Frau Dr. Wehl über- nommen. Ausgehend von der 1848er Revolution kritisierte Re- ferentin, oftmals von starkem Beifall unterbrochen, die damalige und heutige politische Situation. Zum Schluß gab der Gesangverein Freier Männerchor einige proletatische Kainpflieder zum besten. Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Der große Saal der Kronenbrauerei in Alt-Moabit war bis aus den letzten Platz gefüllt. Im Saal und aus den Galerien drängte sich eine tausendköpfige Menge, so daß sämtliche Tische aus dem Lokal entfernt werden mußten. Die Ausführungen des Referenten Paul Litfin wurden oft von stürmischem Beifall unterbrochen. In der Diskussion ermahnte Frau Wulf die anwesenden Frauen und Mädchen, die Worte des Referenten zu beherzigen und durch Beitritt in den Bildungsverein für Frauen und Mädchen den Worten auch die Tat folgen zu lassen. Nach einem kurzen Avpell des Vor- sitzenden, Genossen Richter, dem Wahlverein beizutreten und die Arbeiterpresse, besonders denVorwärts" durch Abonnement zu unterstützen, fand die Resolution einstimmige Annahme. ImKolberger Salon" referierte Genosse S i l l i e r. Saal und Galerie waren dicht besetzt. Zirka 1100 Personen waren anwesend. Sillier kritisierte das Dreiklassenparlament, den preußischen Landtag. Nur Aufklärung der Massen, unter Anschluß an die politischen und gewerksajaftlichen Organisationen, führen das Prole- tariat seinen Zielen zu. Die Resolution wurde einstimmig an- genommen. In denGermania F e st s ä l e n" waren über 2000 Per- sonen versainmelt. Der Referent Genosse T h. Glocke gab einen Ueberblick über die wirtschaftlichen und politischen vormärzlichen Ver- Hältnisse in Preußen-Deutschland . schilderte sodann die revolutionären Vorgänge von 1848, die mit Naturnotwendigkeit sich aus den da- maligen Verhältnissen ergeben mußten und stellte fest, daß durch die Feigheit des Bürgertums, das die Führung in dieser Bewegung hatte, die schon errungenen politischen Rechte ivieder verloren gingen und somit die Arbeiterklasse bis heute unter dem Dreiklassenwahl- systcm politisch rechtlos sei. Der Kampf um Beseitigung dieses Wahlunrechtcs, welcher der Arbeiterklasse aufgezwungen, werde und muffe zum siegreichen Ende führen, wenn jeder unermüdlich bestrebt sei, politische» Verständnis in uns fernstehende Kreise zu tragen und nnsere Organisation bis zur Unüberwindlichkeit stärken zu Helsen . Dann sei nicht nur die Beseitigung des Wahlunrechtes sicher, sondern auch ein gewaltiger Schritt auf dem Wege zur Verwirk- lichung unseres Programms getan. An den mit Beifall auf- genommenem Vortrag schloß sich eine kurze Diskussion, in der auch die Frauen aufgefordert wurden, in diesem Kampfe mitzuwirken, worauf die Resolution einhellig angenommen wurde. Im überfüllten Saal von W i l k e hielt der Stadtv. Borg« mann einen 1l/zstündigen von vielem Beifall unterbrochenen Vor- trag. Der Redner knüpfte an die angebliche Rede des Kaiser? bei der Vereidigung der Marinerekruten in Wilhelmshaven an, schilderte die wahren historischen Vorgänge dieser Zeit, zeigte, daß die Junker damals das Vaterland und den Thron feig und fchmählich verraten und doch heute noch das Heft in Preußen in den Händen haben. Einhellige Zustimmung unterbrach den Redner, al» er den Helden der Märztage die Sympathie der aufgeklärten Arbeiterschaft aus- prach. Die Resolution wurde einstimmig angenommen. In der Versammlung im S w i n e m ü nd e r G e s e l l s ch a f t s- hause referierte Genosse E r n st Brückner. Unter dem Beifall der nach Tansenden zählenden Zahl der Versammlungsbesucher schilderte der Referent die Eutwickclung der sozialen Verhältnisse bis in die neueste Zeit hinein. Besonders geißelte der Vortragende den Klassen- charakter des im Jahre 1849 oktroyierten Landtagswahlgesctzcs und das Verhalten der bürgerlichen Klaffen Deutschlands . Die Versamm- lung mußte bereits um ll3/4 Uhr abgesperrt werden und dennoch wogte» die Massen der Genossen, die kernen Einlaß gesunden hatten, auf der Straße hin und her. In der Versammlung selbst mögen zirka 1200 Personen Kopf an Kopf Platz gefunden haben In B a l l s ch m i e d e r s Salon auf dem Gesundbrunnen war der große Saal lange vor Eröffnung der Versammlung überfüllt. Ueber 2000 Personen' drängten sich nach Fortschaffung der Tische im Saale zusammen. Der Referent, Genosse L e d e b o u r, gab in 2>/Mndigcr Rede eine» Ueberblick über die 48er Revolution und ihre Vorgeschichte und wies zum Schluß auf die Pflicht hin, die uns als Erben der Märzkämpfer obliegt, die vom Bürgertum verlotterten Errungenschaften zurückzugewinnen. Zu Ehren der gefallenen März- kämpfer erhoben sich die Versammelten von den Sitzen und gaben, einer Aufforderung des Referenten folgend, mit donnerndem Zuruf das Gelöbnis ab, unablässig dafür zu wirken, daß die verlorenen Volksrcchte zurückerobert und die sozialistischen Ideale verwirflicht werden. Die Genossin Buchmann forderte noch in packenden Worten die�rauen zur Beteiligung an dem Befreiungswerk des Proletariats und zur Erkänrpfung der Rechtsgleichheit mit den Männern anf. Im Kösliner Hof sprach der Genosse Augustin vor überfüllter Versammlung. Seine Ausführungen wurden mit Beifall aufgenommen. Die Resolution fand einstimmige Annahme. Der Vorsitzende A. Melzer forderte zum Schluß zum Beitritt in den Wahlverein auf und erinahnte die Anwesenden energisch, auf den Vorlvärts" zu abonnieren. Am Schluß sangen die Versammelten begeistert die Marseillaise , was den überwachenden Beamten sehr in' Aufregung versetzte. Er drohte mit Eingreifen, wenn der Gesang nicht aufhören würde. Teltow -Beeskow . Das Bolkshaus zu Charlottenburg prangte im Schmucke rorcr ahnen. Im großen Saale sammelten sich über 1200 Männer und tauen, darunter zahlreiche Russen. Die GesangvereineMaien- grüß" undLyra " trugen einige Gesänge vor, worauf Max Schütte referierte. Einen Zwischenfall brachte die Hinaus- beförderung eines Kriminalbeamten, die übrigens rasch und sicher vor sich ging. Genosse Schütte verlas die Resolution und wurde diese einstimmig genehmigt. Der Vorsitzende Genosse Schmidt mahnte zum Eintritt in den Wahlverein und zum Abonnement auf denVorwärts", teilte auch mit, daß die Polizei von dein Kranze, den die Charlottenburger Genossen den Märzkämpfer» am Friedrichs- Hain gespendet hatten, die Schleife, welche emen Ver» des Dr. Kasfer aus Budapest brachte, abgeschnitten hatte. Im kleinen Saale des VolkShauseS sprach Richard Nürnberg vor zirka 260 Personen. Die Versammlung trug den gleichen Charakter wie die im großen abgehaltene. Die Versammlung im B a u e r sch e n S a a l e, Berlincrstraßc, war von zirka 300 Personen besucht. Nachdem der Männerchor ein Lied zu Ehren der Märzgefallenen intoniert, charakterisierte Genosse E. D i t t m e r das laue Verhalten de» Bürgertums in den Jahren 1848/49. In der Versammlung im großen Saal derCharlotten- burger Festsäle, Kaiser Friedrichstr. 24, waren über 700 Per- onen beiderlei Geschlechts anwesend, denen Genosse L. Breslauer die Ereignisse destollen" Jahres darlegte. Im kleinen Saal bei Schulz in Charlottenburg hatte Genosse K o s i o l das Referat übernommen. Die Versammlung wurde durch die Darbietungen des GesangvereinsVorwärt»" würdig eingeleitet. Etwa 150 Zuhörer waren anwesend. Die Ausführungen des Rcfc- reuten erlitten eine Unterbrechung, als der Vorsitzende Genosfe R o s e n t h a l mitteilte, daß sich ein Kriminalschutznrann unter den Aniocsenden befände. Unter den Entrüstungsrufen der Versammlung entfernte sich derselbe. Die Mitteilung des Vorsitzenden, daß die Kranzschleife des Charlottenburger Wahlvereins konfisziert sei, wurde mit Pfuirufen aufgenoinmen. Rixdorf. Die Demonstration zur Erringung deS gleichen ge­heimen und direkten Wahlrechts war seitens der Rixdorfer Arbeiter» schaft eine geradezu gewaltige. Die Parteigenossen hatten sich vorher in ihren Zahlabendölokalen versammelt und begaben sich kurz vor 12 Uhr zu Hunderten in losen Reihen nach den festgelegten Ver-