Nr. 71 23. Jahrgang.
Bergarbeiterleben in der Mark.
( Eigener Bericht des„ Borwärts".) Sechster Verhandlungstag.
Es handelt sich auch heut wieder um die Feststellung von Miß handlungen durch den Betriebsinspektor Möller. Soweit derartige Fälle bisher erörtert worden sind, spielten sie sich in der Regel fo ab: Wenn ein Arbeiter entlassen wurde oder selber aufhörte und bann bom Inspektor feine Papiere verlangte, gab es zwischen dem Inspektor und dem Arbeiter einen Wortwechsel, der bann mit Brügeln endete, die der Inspektor dem Arbeiter verabreichte. Die Beugen haben meist nur den letzten Att solcher Zusammenstöße gesehen. Nach der Dars stellung des Inspektors Möller will er in jedem Falle von den Arbeitern zuerst beleidigt und angegriffen worden sein und dann in Notwehr geprügelt haben.
Der heut zuerst verhandelte, früher schon berührte Fall betrifft einen Zusammenstoß Möllers mit dem Arbeiter Binner. Die hierüber vernommenen Zeugen, Inspektor Möller, dessen damaliges Dienstmädchen und deren Bruder, ein auf dem Werte beschäftigter Schmied, stellen den Vorgang, von dem die beiden legtgenannten Zeugen auch wieder nur den letzten Teil sahen, der sich im Freien abspielte, so dar, daß Binner, der betrunten war, den Inspektor zu Boden warf und schimpfte. Auf den Hülferuf des Dienstmädchens fam deren Bruder herbei, riß den Zinner von Möller los und suchte ihn zu beruhigen. Die Ursache dieses Zusammenstoßes war die, daß Möller dem Arbeiter die Herausgabe der Papiere verweigerte. Hierauf kommt der auch schon berührte Fall Schiemens zur Berhandlung. Der Mißhandelte, Zeuge Schiemenz, stellt den Sergang so dar: Während der Arbeit bekam ich einen Krampfanfall. Ich ging nach Hause, wo ich drei Tage trant lag. Dann wurde mir etwas besser, ich ging zum Inspektor und ersuchte ihn um einen Kurschein. Darauf sagte der Inspektor: Was, Sie Faulenzer, Sie
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wollen nicht arbeiten, und dabei schlug er mich mit seinem Stock sein könnten. Nachdem der Zeuge mehrfach in dieser Weise be= über den Kopf. Ich ging ein paar Schritte weiter, dann fiel ich fragt worden ist, gibt er die Möglichkeit zu und sagt schließlich, weil infolge der Schläge um. Ein vorübergehender Briefträger, der den er an epileptischen Krämpfen leide, tönne er sich nicht mehr so genan Hergang mit angesehen hat, hob mich auf. Eine Anzeige gegen befinnen. Zur Aufklärung des Falles Schiemenz soll der Briefträger, den Inspektor ist nicht erstattet, denn ich fürchtete, daß meine Frau, der die Prügelfzene mit angesehen hat, ermittelt und als Zeuge gedie nach meiner Abfehr noch auf der Grube beschäftigt war, ent- laden werden. laffen werden würde. Ein Zeuge, der heut noch zum Fall Schiemenz vernommen Inspettor Möller stellt diesen Fall so dar: Schiemena hat wurde, hat gesehen, daß der eichene Stock des Inspektors Möller nicht einen Sturschein, sondern seine Papiere verlangt, weil er auf- sersplitterte, als er dem Schiemenz über den Kopf schlug. hören wollte. Ich sagte, er müsse erst fündigen. Er meinte, das Jm weiteren Verlauf der Situng traten eine Reihe von Zeugen brauche er nicht. Es kam nun zivischen uns zum Wortwechsel. Ich auf, welche Aussagen über rohe Schimpfreden der Steiger wies Schiemenz vom Plak, er ging aber nicht, sondern schimpfte und Mihhandlungen von Arbeitern durch die Steiger bekundeten. auf mich. Er kam dann auf mich zu und ich wehrte ihn mit dem Der Gesamteindruck dieser Aussagen läßt sich dahin zusammenfassen: Stock ab. Er ist nicht gefallen, sondern hat sich hingelegt. Bei jeder Störung oder Unregelmäßigkeit im Betriebe, wo die Beuge Schieme na bestreitet entschieden die Richtigkeit der Steiger an ein Verschulden der Arbeiter glauben, oder wenn sie Angabe Möllers und bleibt bei seiner Darstellung. Darauf be sonst nicht mit den Leistungen der Arbeiter zufrieden sind, gebrauchen merft Möller: Schiemenz sei, nachdem er längere Zeit von der die Steiger bergmännische Straftausdrücke", von denen wir schon Grube fort war, wiedergekommen und habe um Arbeit nachgesucht. verschiedene Proben gegeben haben. Nicht immer nehmen die ArBei dieser Gelegenheit habe Schiemena in Gegenwart des Steigers beiter folche freundlichen Worte" stillschweigend hin, sondern Maß zu Möller gefagt, Gärtner und Beidler( Vertreter des Berg - machen Gegenäußerungen und schließlich tritt der Stod oder im arbeiterverbandes) hätten mit ihm gesprochen, um ihn als Beugen günftigeren Falle die Faust des Steigers in Tätigkeit. Selbstvers zur Feststellung von Mißhandlungen zu benennen. Er, Schiemenz, ständlich wehrt sich auch manchmal der Arbeiter gegen solche Bewolle aber damit nichts zu tun haben, denn er sei selber schuld an handlung, und dann ist das Handgemenge da, wobei sich der Steiger, des Zusammenstoß mit dem Inspektor. Eingestellt wurde Schiemens als der Angegriffene fühlt, der dann den Stod zur Abwehr benutzt. nicht wieder. Andererseits kommt es begreiflicherweise auch vor, daß hier und da Zeuge Siemens stellt auch diese Angabe Möllers ent- einmal ein minderwertiges Element unter den Arbeitern in anschieden in Abrede und sagt ganz bestimmt, er habe weder mit getrunkenem Zustande Krafeel anfängt und dann in der geschilderten Gärtner noch mit sonst jemand über die Angelegenheit gesprochen, Weise von Steigern und Schachtmeistern behandelt wird. Die Einzeler habe auch zum Inspektor Möller derartiges nicht gesagt. fälle diefer Art sind zum Teil schon in den voraufgegangenen Gärtner stellt ebenfalls in Abrebe, baß er eine Unterredung Sigungen erörtert worden. der bezeichneten Art mit Schiemenz gehabt hat.
Damit sind die Vernehmungen über Mißhandlungen und Bes Borsibender und Staatsanwalt stellen ver leidigungen der Arbeiter durch Vorgesetzte beendet. An den nächsten schiedene Fragen an den Zeugen Schiemenz nach der Richtung, ob Verhandlungstagen kommen die Lohn- und Sanitären Verhältnisse er nicht die Möglichkeit zugebe, daß Möllers Angaben zutreffend der Stadtgrube zur Sprache.
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