SWtwTt Liebknecht wirst hier ein: DaS ist ein Zeuge, der der Anklage unangenehm, der Verteidigung aber sehr angenehm ist.— Der Staatsanwalt sagt darauf in gereiztem Ton: Er bitte den Vorsitzenden, ihn gegen diese Bemerkung des Verteidigers in Schutz zu nehmen. Weiter knüpft der Staatsanwalt an die Aussage des Zeugen Erörterungen, die der Verteidiger als plaidoherartige AuSführunngcn bezeichnet.— Auf Befragung durch den Verteidiger sagt der Zeuge: Er habe sich auf den eben angegebenen Fall erst jetzt besonnen, und da er beschworen habe, nichts zu ver- s chwc i gc n, so halte er cS für seine Pflicht, alles anzugeben, was ihm nachträglich noch einfällt. Hierauf wird Beweis erhoben über die sanitären Verhältnisse auf der Stndtgrnbe. Den Anlaß dazu bietet ein PassuS in dem von Gärtner heraus- gegebenen Fh'gblatt, besagt: Von zirka 100 auf der Stadtgrube beschäftigten Arbeitern seien in einer Woche 32 krank ge- u-esen. Die Zustände auf der Grube seien so schlecht, daß Leben und Gesundheit der Arbeiter aufs Spiel gesetzt werde. Als BelvciSmittel legt der Verteidiger statistische Angaben vor, welche der vom preußischen Handelsministerium herausgegebenen ..Zeitschrift für Bergbau, Salinen- und Hüttenkunde" entnommen sind. Danach kamen auf 1000 Knappschaftsmitgliedcr in sämtlichen preußischen Knappschaftvereinen im Jahre ISOS 505, im Jahre 1004 605 Krantheitsfällc. Für die Knappschaftsvereine im Ober- bcrgamtsbczirk Halle kommen auf je 1000 Mitglieder im Jahre 1305 530 und im Jahre 1004 502 Krankheitsfälle. Der Brandenburger Knappschaftsverein hatte aber auf je 1 0 00 Mitglieder im Jahre 1805 541, im Jahre 1004 0 10 Krankheitsfälle. Hiernach find also die Erkrankungen der Arbeiter im brandenburgischcn Braunkohlenbau erheblich zahl» reicher, als in anderen Bergvaubezirken. Die Schlüsse, welche die Verteidigung aus der Statistik zieht, werden vom Sachverständigen, Bergrat Baselt, angefochten. Er meint, wenn man die sanitären Verhältnisse eines Betriebes be- urteilen wolle, müsse man nicht nur die Zahlen, sondern auch die Ursachen der Krankheitsfälle kennen. Der toachferständige hat eine andere Zusammenstellung für den Braunkohlenbau im Regierungs- bezirk Frankfurt a. O. gcmacfit und dabei auch die Zahl der Krank- heitstage angegeben. Diese Zusammenstellung erstreckt sich auf die Jahre 1000 bis 1004 und ergibt, daß von 1000 bis 1902 eine erhebliche Zunahme der Krankheitsfälle und Krank heitstage stattgefunden hat und daß die Ver- hältnifse im Jahre 1002»och ungünstiger waren wie im Jahre 1004. Der Sachverständige führt das darauf zurück, daß infolge der steigenden Ausdehnung des Braunkohlrnbaucs viele fremde mit dem Bergbau nicht vertraute Arbeiter eingestellt worden seien, wo- durch sich die Zahl der Unfälle vermehrt habe. Durch Einsicht des Zeugen Dr. G l o m b in das Kranken» Journal, sowie durch Aussage des Betriebsinspektors Möller ergibt sich, daß im Februar 1004 von einer Belegschaft der Stadtgrube von 110 Mann in einer Woche 25 krank, waren und zwar handelt es sich um Kranke, die in ärztlicher Behandlung Ivare». Nicht be» rllcksichtigt sind die Kranken, die nur ein bis brc» Tage krank waren, ohne sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Zur Aeußerung über die statistischen Angaben soll noch der Knappschastsdirektor Hcrzer als Sachverständiger geladen werden. Hierauf werden verschiedene Zeugen über Unfälle auf der Gtadtgrube vernommen. Nach der Darstellung eines Zeugen ist im Tagebau ein Stück des Kohlenflözes mit einem Inhalt von einigen hundert Wagen Kohle eingestürzt. Ein Ritz in der Kohlenwand war schon seit einigen Tagen vorhanden, so daß der Einsturz zu befürchten loar, jedoch wurde zur Verhütung der Gefahr nichts getane— In einem anderen Falle ist von einer Tonwand des Abraumes ein Stück, so groß wie ein halbes Haus in die Schurre, wo die Förderwagen be- laden werden, hinabgestürzt. Auch in diesem Falle liegen die Dinge nach Ansicht von einigen als Zeugen auftretenden Arbeitern so, daß der Absturz vermieden werden konnte, wenn die Betriebsbeamten die erforderlichen Vorkehrungen getroffen hätten. Man habe schon vorher bemerken können, daß ein Einsturz drohe. Die Tonwand war gefroren, deshalb habe sie noch gehalten. Als dann Tauwetter ein» trat, stürzte die Wand, wie vorauszusehen war, ein. Einen Riß konnte man schon mehrere Tage vorher sehen, der Steiger ist auch darauf aufmerksam gemacht worden, er sagte aber, die Wand hält noch.— An die Erörterung dieses Falles knüpfen sich längere Aus- führungen des Sachverständigen, Bergrat Baselt. Der Sachver» ständige ist der Meinung, daß hier nicht unbedingt eine Nachlässigkeit der Betriebsleitung angenommen werden könne. Hue Induftrie und Handel. 100000 M. für die notleidenden Agrarier, 0 für die Opfer von CourriöreS! Daß bei den Spenden für die Opfer von Courriöres meist ganz andere Motive als Mitleid maßgebend sind, dafür lieferte das Kalisyndikat ein recht krasses Beispiel. Wie der „Börsen-Courier" dieser Tage mitteilte, hatte das Mitglied des Aufsichtsrats Saur den Antrag gestellt, für die Opfer von Courritzres 50 000 M. aus Syndikatsmitteln zu bewilligen. Das genannte Blatt befürwortet solche Spenden u. a. aus politischen Gründen, zur Bekundung der Soli- darität des Unternehmertums. Das Syndikat hat solche Geschäftswohlfahrtsmoral noch erheblich in den Schatten gestellt. Das Syndikat hat den Antrag abgelehnt I Die Begründung gibt das charakteristische Relief dazu. Zunächst wird gesagt, das Syndikat halte sich nicht befugt,„über die Mittel der Gesellschaft in der beantragten Weise zu ver- fügen." Die Fadenscheinigkeit dieser Begründung erhellt aus der Tatsache, daß das Syndikat aus den Mitteln der Gesell- schaft 100 000 M. für die lanwirtschaftliche Geuossenschafts- schule in Darmstabt bewilligte, ferner Summen für die Feier des BergmannstageS. zur Unterstützung von Leuten, die selbst im Fett schwimmen. Aber das Syndikat weist auch selber nach, baß es sich bei der in der Form sachlichen Begründung nur um einen Vorwand handelt, hinter dem sich ein unsagbar kleinliches Motiv ver- bürgt. Die Syndikatleitung begründet die Ablehnung weiter mit der vorherigen Veröffentlichung des Antrages, das sei nach ihrer Meinung zu rekamehaften Zwecken geschehen. Ob das zutrifft oder nicht, ist wirklich gleichgülttg. Daß aber die Ab- lehnung aus so kleinlichen Erwägungen erfolgen konnte beweist, daß das namenlose Unglück auch nicht einen Grad von Mitleid nnd Hilfsfreudigkeit auszulösen vermochte. Weiter ist aber auch daraus zu erkennen, daß wenn man einmal in die Toga des Wohltuns sich hüllt, Nützlichkeitserwägungen und nicht Uneigcnnützigkeit den treibenden Fattor bilden. Die Arbeiter- schaff kann aus diesem Beispiel wieder erkennen, was sie von der oft marktschreiensch angepriesenen Menschenliebe und Wohl» fahrterei deS Kapitals zu halten hat. Gewinnverteilung. Wie die Dividenden künstlich verkleinert werden, zeigt die Bilanz SeS Schalker Gruben« und HüttenvereinS. Der Bruttoüberschuß deS letzten JahreS bclief sich auf 0085002 M. Davon wurden L200000 M. zu Abschreibungen verwendet. Da» Aktienkapital beträgt 10200000 M. Mithin wurde über ein Fünftel deS gefamten Aktienkapitals abgeschrieben Aber noch mehr Summen verschwinden. Für den Hochofen- erneuernngsfondS kamen in Eptraabzug 400 000 M.. für Bergschäden 650000 M., für außergewöhnliche Abschreibung 100 000 M.. für den SpezialreservefondS 150705®l. und fllr den Aufstchtsrat 102 844 M. Nach solchen Abzügen blieb für die Aktionäre nur noch die Kleinigkeit von 2 870 203 M. zur Verfügung, woraus«ine nur bescheidene Dividende— 27'/, Proz. verteilt wird. Die Preise steigen! Die velberter Schloßfabrikanten haben wiederum eine Preissteigerung— um 6 Proz.— vorgenommen. Maschinenfabrik Blumwe o. Sohn A.-G. Der gegen vaS vor- fahr etwas gestiegene Reingewinn, der sich nach Absetzung von 02 038 M. für Absckweibimgen auf 111 695 M beläuft, gestattet die Ausschüttung einer Dividende von 7'/, Proz. Ludw. Löwe n. Co. A.-G. Um'/« Million Mark, auf 1 006 573 M., stieg der Ueberswuß für das verflossene Geschäftsjahr. Für Abschreibungen werden 482 072 M. abgesetzt; der Reingewinn beläuft sich auf 005 003 M. 12 Proz. Dividende, gegen 10 Proz. im Vorjahre, gelangen zur Verteilung. Der Anteil des Hausbrandes am Gefamikohlenkonfum. Nach einer Zusammenstellung in den»Nachrichten für Handel und Jiidustrie' über die Gliederung der Verwendungszwecke der von den staatlichen Gruben abgesetzten Produkte enlsallen 2 500 532 Tonnen gleich 24,8 Proz. der Gesamtmenge auf Konto: Hausbrand und Handel. DaS.Glückaus" berechnet, daß von der Rnhrkohle 13,05 Proz. aus jeneS Konto entfallen. Oberschlesien und die Braunkahleiundustrie stellen dafür ein größeres Kontingent. Daraus ergibt sich die Be- deutung der Preissteigerung im Kleinhandel. Gewerksckaftlickes. Berlin und Qtncrtqeiid. Geht nicht nach dem Ruhr-Revier. Die Berliner„Morgenpost", ein bürgerliches Klaischblatt, das leider seinen Hauptstamm von Abonnenten tinmer noch in Arbeiterkreisen hat, enthält folgendes Inserat: Steinlohlendergwert am Niederrhein sucht bei gutem Lohn für unterirdischen Betrieb ordentliche Arbeiter. Alter 16— 25 Jahre. Freie Fahrt zugesichert. AuSluiift: Kochstr. 68 bei Dowe Mon» tag und DienStag. morgens 11—12, nachnnttogs 5—0 Uhr. Den jungen Leuten, die sich melden, wird ein Lohn von 2,50 Mk. bis 3 Mk.(später mehr I) versprochen, der natürlich völlig unzureichend für die Verhältnisse im Ruhr- Revier ist. Es handelt sich offenbar um Arbeiter für die Zeche „D e u t s ch e r K a i s e r" bei Duisburg . Es sei darauf hingewiesen, daß es den Agenten dieser Zeche schon einmal gelang, einen Arbeiter-Transport in Königsberg anzu» werben. 30 von diesen Lente» kehrten nach den Erfahrungen. die sie in Duisburg gemacht hatten, zn Fuß in ihre Heimat zurück. 28 meldete« sich bei der Polizei in Duisburg als obdachlos! Die Leute, die heute mittag um 2 Uhr nach dem Anhalter Bahnhof bestellt sind und die. welche sich noch anwerben lassen wollen, mögen sich dieses Schicksal der vor ihnen Ge« wordenen vor Augen halten I Eine Massenversammlung der Berliner Schlssser befaßte sich gestern abend im großen Saal der»Neuen Welt" abermals mit dem bisherigen Ergebnis der Tarifverhandlungen. Lau! Kom- missionsbencht des Bevollmächtigten Cohen haben sich die Meister in der letzten gemeinsamen Sitzung nur zu incr Erhöhung ihres ursprünglichen Angebots von 40 auf 42fl! Pf. als Minimallohn verstehen wollen, während die Gesellen 50 Pf. fordern. Die Meister gaben dabei sogar ihrer Meinung dahin Ausdruck, daß die Gesellen mit diefem Angebot sicher zufrieden sein würden, falls dir Kom- misfionsmitglieder ihnen nur freie Hand in ihren Entschließungen lassen wollten. Hätten die Meister gestern abend jedoch aus eigener Anschauung die Stimmung unter den Gesellen kennen gelernt, so würden sie ihre Meinung zweifellos bald geändert haben. Samt- lich« Diskussionsredner wandten sich unter stürmischem Beifall der Anwesenden mit Entrüstung gegen da? winzige Angebot der Meister und bezeichneten dasselbe alS eine direkte Verhöhnung und Heraus- forderung der ganzen Gescllenschaft. Mehrfach wurde gefordert, jede wettere Verhandlung jetzt einfach abznbreche» und am 1. April in den Streik zu treten. Erst der mehrfache Hinweis des Bevoll« mächtigten Cohen darauf, daß die jüngst stattgefundene General- Versammlung der Schlossermeister den ausdrücklichen Wunsch nach einer weiteren Verhandlung resp. Verständigung ausgesprochen hat, bewog die Versammlung, ihrer Kommission nochmals die Teilnahme mi der für den heutigen Dienstag festgesetzten erneuten Besprechung mit den Jnnungsvcrtrrtern zu gestatten. Dir endgültige Eni- scheidung über Krieg oder Frieden im Schlossergewerbe dürfte dem- nach der nächsten Versammlung vorbehalten sein. Die Lohnbewegung der Steinarbeiter in den Nicht-JnmmgS- gefchäften macht gute Fortschritte, nachdem die JnnungSmeister den Tarif angenommen haben. Einige Firmen sind allerdings sehr hartnäckig, aber cS wird von den Arbeitern eine Position nach der anderen gewonnen. Besondere Aufmerksamkeit soll den Grabsteingeschäften zugewendet werden. 60 Geschäfte, meist in Grab- steinarbeiten, stehen noch aus, die den Tarif noch nicht anerkannt haben. Von der Firma Hinze am Prenzlauer Tor wurde in einer Versammlung der Steinarbeiter bericktet, daß dieselbe den Lohn von 80 Pf. wohl bezahle, aber sich nicht durch Unterschrift dazu verpflichten wolle. Die Versammlung nahm einen Beschluß an. nach welchem die Angestellten bei Hinze am Mon- tag morgen die Unterschrift verlangen und bei einer Weige» rung die Arbeit niederlegen sollten.— Die Angelegenheit am Neubau deS Schillcr-TheatcrS in Charlottenburg rief eine längere Debatte hervor. Der geutralverband der Mauler hatte sich an den Verband der Steinarbeiter mit dem Ersuchen gewendet, daß keinem Steinmetz gestattet werde, dort zu arbeiten, so lange die organisierten Maurer— 85 an der Zahl— ausgesperrt bleiben. Di« Versammlung beschloß, dem Ersucken der Maurer stattzugeben und erklärte sich ferner mit der Taktik deS Vorstandes in der Lohn» bewcgung einverstanden. DeiieM»«« Reick»» Zum Tischlerstrrik in Frankfurt a. O. ist zu berichten, daß sich dort gegenwärtig rund 500 Gesellen im Ausstände befinden. Die bislang vom Streik nicht betroffene Firma Manz u. Gersten- b e r g hat am Sonnabend ebenfalls sämtliche im Holzarbeiter- verband organisierte Gesellen ausgesperrt, während sie die Un- vlganisterten und Hirsch-Dunckerschen weiter beschäftigt. Bor Zuzug wird bringend gewarnt. Di» Fabrit-Schuhmacher m Frankfurt a. O. sind wegen einer Verkürzung der Arbeitszeit von 10 auf 0 Stunden bei g'elchbleibenden Löhnen in den Ausstand getreten. Es wird vor Zuzug gewarnt. Arbeiterblätter werden um Abdruck gebeten. Bierhundert MöbeitranSportarbriter haben gestern(am Montag) in Magdeburg die Arbeit eingestellt. Sie waren dazu gezwungen, weil die Arbeitgeber die be- scheidenen Forderungen nicht erfüllten. Die Möbeltransport- arbeiter hatten bisher eine unmenschlich lange Arbeitszeit bei äußerst niedrigen Löhnen. Bei schwerer Arbeit mutzten sie darben und haben sich endlich aufgerafft und den Arbeitgebern durch ihre Organisation die Forderungen zugestellt. Nach berühmtem Vorbilde haben die Arbeitgeber nicht einmal Antwort erteilt auf das höfliche Schreiben, sondern in der Ver- sammlmtg der Fuhrherren ihre Arbeitet aufs brutalste verhöhnt. Unter diesen Umständen blieb den Möbelttaiisportarbeitern weiter nicht« übrig, als zum stärfsten Mittel, den Streik, zu greifen. Die Situation ist ginistig und kann der Erfolg nicht ausbleiben. Zuzug ist streng fernzuhalten.__ Sin gewaltiger Kampf la der MetaSindustrre beginnt heute in Hannover . Von den Formern waren durch den Metallarbeiter-Verband in allen 23 Maschinen- und Metall- Warenfabriken Forderungen eingereicht, um für diese Arbeiter- kategorie im allgemeinen gleichartige Arbeitsverhältnisse zu erzielen. Die wesentlichsten Forderungen waren: 1. ein Stundenlohn von 40 Pf. für Former unter 21 Jahren und 45 Pf. für ältere, für Maschinenformer und Kernmacher nicht unter 40 Pf., Hülfsarbeiter, die zum Kernmachen angelernt werden, sollen in den ersten sechs Wochen nickt unter 35 Pf. Stundenlohn erhalten. 2. sollten die völlig unklaren Akkordpreise bei jedem Stück Arbeit dem Former schriftlich aus einem Aikordzetlel vor Beginn der Arbeit zur Kenntnis gebracht werden. 3. forderte man Einsetzung einer Scklicktungskommisfion, die insbesondere die Differenzen bei den Akkordarbeiten ausgleichen sollte und 4. verlangte man die Beendigung der Arbeitszeit an Sonnabenden eine Stunde früher ohne Lohnabzug.-» Diese sehr bescheidenen Forderungen sind von den Unternehmern nicht bewilligt worden. Teilweise hat man nicht einmal den Anstand gezeigt, aus die Ein- gaben des Metallarbeiter-VerbandeS zu antworten. Um so mehr scheint sich das organisierte Unternehmertum über seine Matznahmen einig geworden zu sein. In vier von den 23 Betrieben besteht eine acht- bis 14tägige Kündigungs- frist und am Sonnabend reichten die Former in diesen vier Be- trieben, nämlich der Lindener Maschinenfabrik, dem Wülfeler Eisenwerk, der Drehbankiabrik von Wohle»- b e r g und der Maschinenfabrik von Körting wegen Nicht- bewilligung der Forderungen ihre Kündigung ein. Im Wülfelcr Eisenwerk geschah dieS morgenS und am Nachmittag kündigte die Direktion sämtlichem Personall Die gleiche Maßregel verfügte am Montag morgen die Lindener Maschineniabrik, die bis auf den früheren Sonnabendschluß und die Unter« schritt schon alles bewilligt hatte! In dieser Fabrik, die schon im Herbst v. I. sämtliches Personal wegen einer Lohnforderimg, die 10 Fräser stellten, 14 Tage lang ani die Straße geworfen hatte, arbeiten 1700 bis 1800 Mann! Am Montagabend fanden für alle Betriebe Versammlungen statt und soll am Dienstag in den Be- trieben, in denen eine Kündigung nicht besteht und nicht bewilligt ist, die Arbeit eingestellt worden. In den genannten vier Betrieben mit Kündigungsfrist arbeiten insgesamt 6000 bis 7000 Arbeiter: in allen 23 Betrieben beziffert sich der Personal- bestand auf etwa 13 000! Davon sind zirka 7000 im Metallarbeiter- verbände, zirka 2000 im Fabrikarbeiterverbande und etwa 500 in den christlichen und Hirsch-Dunckerschen Verbänden organisiert. Die Former, die allein Forderungen gestellt haben, zählen etwa 2000, davon find 1000 im Metallarbeiterverbande. Treffen die Unternehmer in allen 23 Betrieben dieselben Maßnahmen, wie bis !eute jene zwei Fabriken, dann werden binnen kurzem in Hannover 3 000 Arbeiter ausgesperrt sein. Das wäre der gewaltigste Kamps, der je in Hannover -Linden zwischen Kapital und Arbeit ausgefochteii ist, und der wegen der geringen Forderungen der Arbeiter zugleich der frivolste von übermütigen Unternehmern provoziert« Kampf sein würde._ Der Streik im Zeih-Meuselwitzer Revier ist perfekt. Nachdem am Sonntag zahlreiche Bergarveiter- Versammlungen der Zeitzer, Meuselwitzer , Wethenfelser und Luckauer Braunkohlenreviere den Ausstand beschlossen haben, sind am Montag früh die Belegschaften aus vielen Gruben nur teilweise eingefahren. Im ganzen streiten etwa 3—4000 Bergleute. Tie vureauangessellten in Königsberg find in eine Lobn- bewegung eingetreten. Sie werden den Anwälten folgende Forde- rungcn unterbreiten. An Mindefilöhnen sollen gezahlt werden: an Lehrlinge im ersten Jahre 25 M.. im zweiten Jahre 35 M., im dritten Jahre 50 M.; für Ge hü Ifen bis zu 17 Jahren 60 M., für Gehülfcn bis zu 21 Jahren 75 M. und für ältere Gehülfen 100 M.; für Aurea uvo ist eh er im Alter bis zu 25 Jahren 125 M.. für ältere Burenuvorstcher 150 M. Für Stenographen Und Maschinenschreiver sollen sich vor- stehende Sätze um 25 Proz. erhöhen. Es gibt in Königsberg 234 Anwaltsangestellte. Gegenwärtig werden die miserabelsten Löhne gezahlt. So speist man Gehülfen mit 30, 40 bis 50 M. pro Monat ab. Lehrlinge erhalten 4 bis 20 M. pro Monat. 1000 Schneider und Schneiderinnen befinden sich feit einer Woche in Königsberg im Streik und noch ist gar nicht abzu» sehen, lvenn der Kampf beendet sein wird. Anfänglich schien e». als ob der Streik in wenigen Tagen vorüber sein würde, aber man hatte die Rechnung ohne das Unternehmertum gemacht. Dieses ver- langt einfach, daß die Arbeiter sich ihren Beschlüssen unterwerfen sollen. Eine Lohnerhöhung von 15 Proz. wollten die Herren be- willigen, nur für die zweite Anprobe wollten sie nichts geben. Die Schneider verlangten eine Mark und ermäßigten später ihre Forderung auf 50 Pf., und nur für Heimarbeiter, aber die Arbeit- geber erklärten, nicht einen Pfennig zu geben. Am Sonnabend be- schloffen die Streikenden, auf ihrer Forderung zu bestehen und weiter im Kampfe auszuharren, bis der Sieg errungen ist. Di« Tarifbewegung der Bäckergehlllfen in München beendigt. Eine neuerdings abgehaltene überaus stark besuchte Versammlung der Bäckergehlllfen hat nach einem Referat des Hauptvorsitzendcn A l l m a n n- Hamburg die mit der Innung bor dem Einigungs- amte getroffenen Vereinbarungen nunmehr mit großer Mazorität angenommen. .ckualanck. Die Schuhmacher Wiens sind in eine Lohnbewegung gettetcn. Am Sonntag vormittag fand eine von etwa 3000 Werkstätten- arbeitem beiuchte Schuhmacherdersammlung statt, welche beschloß. wegen Richtbewilligung ihrer Forderungen am 2. April mit dein Ausstand in den ersten ackt Bezirken zu beginnen und dann nach und nach die anderen Bezirke folgen zu lassen. Ein KellneranSstand ist in T o u l o n ausgebrochen. Am Sonn» tag mußten deswegen sämtliche Kaffeehäuser geschloffen werden. l�etzre Nachrichten und Dcpcfchen. Leichter Verdienst. Budapest , 20. März.(B. H. ) Blättermeldungen zufolge soll der bekannt« SportSman Szemere in den letzten Tagen im Wiener Jockeyklub abermals»ine Summe»in eineinhalb Millionen Kronen gewonnen habe». Arbeiterschutz in England. London , 26. März.(W. T. V.) Unterhaus. Der Ministor des Inneren Gladstone bringt einen Gesetzentwurf ein, der das be- stehende Gesetz über di« Zahlung von UnfalleutschSdigungen seitens der Nnternebmer an in ihren Betriebe»»u Sckaden gekommene Arbeiter ergänzt und verbessert. Der Gesetzentwurf dehnt den Entschädigungsanspruch aus alle Personen, die für einen Unier- ncbmcr arbeiten, aus. mit Ausnahme einiger weniger Klassen, wie Polizeimannschafien. Handlungsgehülfen und Dienstboten. Dem» gegenüber sollen alle im Transportverkehr beschäftigten Arbeiter. Fischer, Seeleute und bei der Post beschäftigte Personen nach den Bestimmungen dieses Gesetzes aus Entschädigung Anspruch babeu. Bezüglich gewisser Bcschtänkunaen deS Entschädigungsanspruches erklärt GladstoNe. daß das Gesetz noch keinen Abschluß bringe, eine endgültige Lösung der ganzen Frage vielmehr erst durch eine Zwangsversicherung, dle aber vorläufig noch nicht ausführbar sc'. zu erwarten sei.— Nach einer Debatte, in der sich Redner aller Parteien im zustimmenden Sinne äußern, wird!>-r Ge.sek-'ntwiirs in erster Lesung angenommen'. Berantw. Redakteur: HanS Keber, Berlin . Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin . Druck«.Verlag: BorwärtsBuchdr.u.verlagSanstalt PaulSiNgerScTo..BerltnLW. Hier»»4v«il«sen».Unterhaltuns4blatt
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