Mit lebendiger Frische griff Bebel in die Debatte ein. Daß sich der erste Beamte des Reiches, der Reichskanzler, durch feine bekannte Erklärung über das Duell in direkten Wider fpruch mit dem Gesetz gestellt hat, apostrophierte Bebel als eine Mißachtung des Gesetzes, die von dieser Stelle ausgehend die Achtung vor den Gesetzen erschüttern muß. Daß ferner feit einem Jahrzehnt die Heeresverwaltung selbst gegen die Soldatenmißhandlungen oftmals sich ausgesprochen hat, ohne fie doch verhindern zu können, hat tieferen Grund. Das Ausbeutungssystem der bürgerlichen Gesellschaft erfordert militärischen Schutz. Dies und das größte Uebel der diesem System dienenden Politik, der Krieg, wirkt demoralisierend auf alles, was dem Militarismus verfallen ist. Der bürgerliche Staat wird darum auch nur bedingt Soldatenmißhandlungen verhindern. Weitere Uebel dieses Systems-unter anderem die religiöse Unduldsamkeit- traf die scharfe Kritik Bebels, nach dessen Rede die Sigung geschlossen, aber eine neue Sigung für eine halbe Stunde später einberufen wurde, um die zweite Lesung des Notgesetzes zu vollziehen. Diese lette Sigung bot nichts Bemerkenswertes.
Sonnabend 11 Uhr: Notgeses; Militäretat.
Preußischer Landtag.
Das Abgeordnetenhans hielt am Freitag nur eine kurze Sigung ab, in der es sich nochmals mit dem Kreis- und Provinzialabgabengesetz beschäftigte. Das Schick fal dieses Gesetzes ist typisch für das Zweikammersystem. Zuerst hat das Herrenhaus die Vorlage beraten, dann kam sie ans Abgeordnetenhaus. Da keine Uebereinstimmung zwischen beiden Häusern erzielt wurde, ward der Entwurf dem Herrenhause zurückgesandt; dieses schickte ihn wieder an das Abgeordnetenhaus, und das Abgeordnetenhaus hat den Entwurf nun nochmals dem Herrenhause zur Beratung überwiesen. So geht das Hin und Her weiter, und das Ende ist nicht abzusehen.
Am nächsten Montag werden die Novellen zum Wahlgefes in zweiter Refung beraten werden.
" 1
Trotz der Bescheidenheit ihrer Wünsche werden die Herren Nationalliberalen mit ihrer Betition schwerlich etwas erreichen. Daß Der Sohn des King Atwa ist gestern im Auswärtigen Amt die neue Wahlbezirkseinteilung sinnlos ist, wissen auch die Regierung empfangen und einer 21stündigen Audienz gewürdigt worden. Vor und die preußischen Konservativen; aber diese Einteilung erfüllt wenigen Wochen war der König" Akwa noch ein versoffenes Subjekt einen behren vaterländischen Zwed: sie sichert den Konservativen die und der Prinz" Afwa ein Bummler und Hochstapler, nach dem die Mehrzahl der neugeschaffenen Size und verhindert die Wahl eines Polizei fahndete. Jezt, nach der Enthüllung der Buttamerwirtschaft, sind die Trunkenbolde und Zuchthäusler und die Deshalb Sozialdemokraten im Kreise Teltow- Beeskow- Storkow. Zechpreller schleunigst wieder zum" King" und zum Prinzen" avanciert. muß auch notwendig Rigdorf mit Schöneberg vereinigt werden. Der„ Tag" berichtet u. a. über den Empfang des Kameruner Prinzen: Rirdorf mit seiner starken Arbeiterbevölkerung könnte sonst doch vielleicht in einiger Zeit einen sozialdemokratischen Abgeordneten in das Dreiflaffenparlament senden.
Toten- Beschwörung.
Zu Wilmersdorf , in einem Saale, der an 1500 Personen zu fassen vermag, hatten sich am Mittwochabend knapp 150 Männlein und Weiblein eingefunden, um einem Vortrage Theodor Barths zu lauschen, der über„ Das Wahlrechts- Flickwerk" sprach.
Was Barth vom Monstrum des Wahl- ,, Rechts" zum preußischen Dreiflassen-, Barlament" zu sagen hatte, ist unseren Genossen hinlänglich bekannt, wenn nicht schon von früher, so aus den Betrachtungen, die wir um den 21. Januar und um den 18. März dieses Jahres anstellten. Was er über die lächerlichen Flickversuche an dem in allen Nähten plaßenden Wahlgefeß und Wahlreglement zu sagen hatte, auch das ist unseren Lefern wohl bekannt. Es läge also faum ein Grund vor, dem Referate des freisinnigen Eigenbrödlers besondere Beachtung zu widmen.
Indessen vom Drum und Dran dieser Versammlung interessiert uns doch wohl das eine oder das andere. Wer Theodor Barths Eigenart kennt, der weiß, daß er seinem ganzen Wesen nach als ein umberbesserlicher Illusionär aufgefaßt werden muß, als ein Mann, der noch am Grabe die Hoffnung aufpflanzt, der eben Bestattete tönne und werde zu neuem Leben erstehen. So besonders am Grabe des deutschen Liberalismus, den unsere jüngere Generation nur noch vom Hörensagen kennt.
Legationsrat Gleim ließ sich die Begleiter Afwas vorstellen und unterhielt sich mit ihnen mehr in liebenswürdigster Weise, als daß er eine formelle Audienz erteilte. Herr Gleim fam alsbald auf das bekannte Urteil gegen die Akwahäuptlinge zurück und erwiderte, er werde die Verhandlung vor einem Gerichte in Deutschland stattfinden lassen. Schon in den nächsten Tagen werde die Vorberhandlung in Kamerun beginnen, und zwar vor einem Richter, der an der Sache überhaupt nicht interessiert sei und der die Fehler des ersten Richters sicherlich vermeiden werde.
Damit die Alwahäuptlinge nicht wieder ganz ohne Verteidigung ffünden, habe das Auswärtige Amt angeordnet, daß irgend ein Missionar in Kamerun , der mit den Afwas und ihrer Sprache vertraut sei, als Verteidiger gestellt würde. Auch bezüglich der amtlichen Auskunft Brauchitsch über Afwa würden von der Regierung Erhebungen angestellt. Herr Gleim ficherte nochmals strenge Untersuchung der in der Beschwerdeschrift enthaltenen einzelnen Punkte zu; dafür werde auch schon die Verwaltung Sorge tragen. Schließlich stellte Legationsrat Gleim dem jungen Afwa in Aussicht, daß die Regierung nach Prüfung des Berichts Brauchitschs an Niemann in Hamburg Afwas Gesuch an den Senat in Hamburg um zurückziehung des Ausweisungsurteils befürworten werde. Bezüglich der an den Kaiser und Reichskanzler gerichteten Beschwerden wegen der durch den Gouverneur v. Buttkamer erlittenen Geldverluste und wegen der Behinderung des Jagdrechtes bemerkte Legationsrat Gleim, daß das Beschwerdematerial nach Kamerun geschickt worden sei zur weiteren Untersuchung.
Bezeichnend für den sozusagen gemütlichen Ton der Audienz war, daß, als die Herren sich verabschiedeten und Akwa zum Legationsrat Gleim sagte, er hoffe, Gleim werde als Gouverneur nach Kamerun gehen, der Legationsrat erwiderte:" Gehen Sie nur erst dorthin!"
Es will uns scheinen, als ob es sehr ratsam wäre, wenn der Prinz" ruhig in Deutschland bliebe, damit sich nicht erst wieder ein neuer Buttkamer in Kamerun einniſten kann!
-
Ja, es ist wahr, Barth muß es zugeben, die Freifinnigen" in Preußens Zweiter Gesinde- Kammer haben sich bei der ersten Lesung der Flicnovelle wieder einmal jämmerlich benommen. Aber wartet Im Herrenhause ging es etwas lebhafter her. Die Be- nur! Balde kommt die zweite Lesung, dann wird sich der liberale ratung des Justizetats gab dem Frankfurter Ober- ruppige Vogel in seiner ganzen Größe erheben und als ein Phönig bürgermeister A dickes Gelegenheit zu recht interessanten, aus der Asche des Dreiklassenparlaments in die Höhe steigen. Er allerdings rein akademisch gehaltenen Behauptungen über wird sich nicht mit einer Resolution begnügen, er wird einen Andie Ursachen des schwindenden Vertrauens des Volkes zur trag, einen leibhaftigen Antrag, In den Tod getrieben durch das Schäften, d. H. durch die Mißein Amendenient einbringen, handlungen, die er von älteren Kameraden zu erdulden hatte, iſt Rechtspflege. Herr Adickes erblickte den Grund hierfür darin, und dieser freifinnige Antrag wird die Einführung der geheimen der Rekrut Dye vom 2. Hufarenregiment zu Grimma . Am Mitt daß bei uns im Gegensatz zu England follegiale Gerichte in Stimmabgabe fordern. Donnerwetter! Das wird eine Leistung sein! woch wurde sein trauriger Fall vor dem Striegsgericht zu Dresden erster Instanz urteilen und nicht Einzelrichter und daß die Wir sind keine Illusionäre. Wir wissen, was man vom verhandelt. Ohe hat sich gleich nach einer grausamen Mißhandlung Richter das praktische Leben zu wenig kennen. Wir glauben, deutschen Freifinn aller Schattierungen zu halten hat. Und darum durch die alten Leute" erhängt. Seine Beiniger erhielten jest Herr Adickes hätte nicht so weit auszuholen brauchen. Die wissen wir auch: Wenn der Freifinn" im preußischen Abgeordneten- fünf, vier und drei Monate Gefängnis und wurden sofort verhaftet; wahre Ursache des schwindenden Vertrauens ist die haus wirklich einen Antrag auf Einführung der geheimen Stimm- zwei Refruten, die sie gezwungen hatten. den Oye zu schlagen, Klasseniusti z. Das Vertrauen wird erst dann zurück- abgabe einbringen sollte, so wird er das zu Dekorations- erhielten unter Zubilligung mildernder Umstände je zwei Wochen fahren, wenn vom und aus dem Volke gewählte Richter, a weden tun; denn solcher Antrag ist billig und schmutzt nicht, Gefängnis. Männer, die mit dem Volfe empfinden, an Stelle der heutigen er hat vor allen Dingen den Vorzug, daß seine Annahme ausRichter treten, welche infolge ihrer Umgebung, ihrer Er- gefchloffen ist!- ziehung und des ganzen Milieus, aus dem sie hervorgehen, selbst beim besten Willen sich nicht in die Lage der Angeklagten hineinzuversehen vermögen und nicht nach den Beweggründen des Täters fragen, sondern nach dem starren Buchstaben des Gefeßes urteilen.
Der Etat des Ministeriums des Innern gab so gut wie
feine Debatte, dagegen wurde der Kultusetat diesmal gründlich beraten". Das heißt: einige Herren äußerten ihre Ansichten über die Schulreform, wobei wieder der alte Gegen fatz zwischen Real- und humanistischer Bildung zutage trat. Von anderer Seite wurde, wie bereits im Vorjahre, über die zu hohe Belastung der Gymnasiasten, besonders in Schlesien , geklagt. Auch die Frage der Reform des höheren Mädchenschulwesens wurde wieder gestreift. Voraussichtlich wird, wie der Kultusminister erklärte, bald der Schlußstein zu diefer Reform, die den jungen Mädchen das Universitätsstudium ermöglichen foll, gelegt werden.
Die weitere Beratung wurde auf Sonnabend vertaat. Preußische Wahlkreisgeometric.
Im Grunde des Herzens wären jene preußischen Boltsvertreter" liberaler" Couleur nämlich sehr unzufrieden, falls ein derartiger Antrag wirklich durchginge; bräche er ihnen doch den Hals, würde er ihnen doch die Mehrzahl ihrer Mandate fosten, die sie bis jetzt ich nur mit Hülfe der öffentlichen Stimmabgabe kümmerlich zu
wahren wußten.
In seinen Optimismus ließ Barth am Schlusse selber ein paar elegische Tröpfchen fließen. Er sagte: Tut der Liberalismus - wider Erwarten-- auch diesmal seine Pflicht nicht, dann werden die Sozialdemokraten bald neue Hunderttausende von Mitläufern haben! Nun, sehr geehrter Herr Dr., Sie dürfen's uns glauben: der Liberalismus wird, kann und will seine Pflicht" nicht mehr tun. Also? Wir werden Ihnen demnächst die paar hunderttausend neue Mitläufer zu präsentieren haben, und Sie werden sich wundern dürfen, wie schnell wir diese Mitläufer" mit gütiger Hülfe der töniglich preußischen Regierung zu überzeugten Sozialdemokraten
machen.
-
"
-
-
-
Zentrum und Polen in Oberschlesien .
Jm Reichstagswahlkreise Beuthen - Tarnowiß ist von den Polen an Stelle des zurückgetretenen Krolik der Herausgeber des„ Katolik", Herr Napieralefi, als Reichstagskandidat aufgestellt worden. Die Aufstellung bedeutet eine vollständige Zerschneidung des Tischtuches zwischen Zentrum und Polen in Oberschlesien . Das große Sterben des Zentrums im oberschlesischen Induſtriebezirk iſt damit besiegelt. Das empfindet auch das schlesische Zentrumsorgan, die Schles. Wolfsztg.", denn trübselig schreibt sie:
,, Dem Hinüberschielen mancher allzu vertrauensseliger Leute in unserem Lager, vor allem der Köln . Volks- 8tg." nach der angeblich gemäßigten Richtung in der polnischen Partei ist mit dieser Kandidatur ein für allemal ein unsanftes Ende bereitet worden. Es gibt jetzt in Oberschlesien , was schon seit längerer Zeit feststand, nur noch eine einzige geschlossene Polenpartei, deren Ziel die Bekämpfung des Zentrums bis aufs äußerste ist. Hiernach müssen wir uns richten!"-
-
Ersatzwahl im Reichstagswahlfreise Altena - Iserlohn . Wie da Bureau Herold" meldet, ist von dem Freisinnigen Verein in Der zweite Referent des Abends, Herr Rechtsanwalt Gottschalt, Iserlohn für den verstorbenen Reichstagsabgeordneten Justizrat follte über:„ Die Wahlentrechtung der Vororte" reden. In Wirklich- Lenzmann Dr. Langerhans- Berlin für den Wahlkreis Altenateit gab er eine zweite verwäfferte Auflage des Barthschen Zierlohn in Aussicht genommen. Dr. Langerhans hat bereits den Selbst die Herren Nationalliberalen sind mit der Vermehrung Vortrags. Und wenn man ein wenig hellhörig war, so konnte man Wahlkreis von 1881 bis 1893 mit einer Unterbrechung von einem halben Jahre vertreten. der Mitgliederzahl des preußischen Abgeordnetenhauses, die man in aus den Darlegungen dieses Mannes 5 Minuten, nachdem Barth Uns erscheint die Meldung wenig glaubwürdig. unbegreiflicher Ultstimmung Wahlreform" getauft hat, be seinen illusionären Vortrag geendet hatte den verhaltenen Groll Der sächsische Landesverband evangelischer Arbeiterveretne hat in fanntlich nicht ganz einverstanden. Der geſchäftsführende Ausschuß gegen den Hauptwidersacher der Wahlentrechtung, die Sozial- feiner letzten Generalversammlung, die in Baugen abgehalten wurde, des Verbandes der nationalliberalen Ortsvereine im Reichstags- demokratie, heraushören. Schön aber schloß der gute Mann fein fonstatiert, daß eine Verminderung der Mitglieder um wahlkreise Teltow - Beeskow hat sich sogar zu einer großen Referat. Er renommierte: Wir Gerechtigkeitsfreunde(!), die wir 344 eingetreten ist. Schon seit mehreren Jahren war zu beobachten, oppositionellen Tat aufgerafft. Er hat nämlich an das die Gleichheit vor dem Gesetze wünschen, wir fürchten auch auf die daß die Evangelischen im Zeichen des Krebses stehen.- preußische Abgeordnetenhaus eine Petition gerichtet, in Gefahr eines Mandatsverlustes hin die Einführung des Reichstagswelcher er ersucht, die Gemeinde Wilmersdorf von dem wahlrechts weder für den preußischen Landtag noch für die KomWahlbezirk Potsdam 9( Kreis Teltow und Kreis Beeskow- munen!! Worauf ihm ein einfacher Arbeiter in der Diskussion schlag Storkow ) abzutrennen und mit dem Wahlbezirk Charlottenburg zu fertig vorhielt: Warum denn die freifinnige" Clique nicht nur bei vereinen und ferner aus Nigdorf und Schöneberg zwei selbständige der Landtagswahl, sondern erst kürzlich wieder bei den GemeindeWahlbezirke mit je einem Abgeordneten zu bilden. In der langen und bei den Stadtverordnetenwahlen Arm in Arm mit dem konser Begründung dieser Wünsche heißt es:
-
-
-
-
-
Zur Fleischnot.
Der antisemitische hessische Landtagsabgeordnete Hirschel, zweiter Direktor der landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft zu Friedberg ist von seinem Kollegen, dem ersten Direktor Schlenke, der Staatsanwaltschaft wegen Unterschlagung angezeigt worden.- Ein Schußmann". Wegen Körperverletzung im Amte wurde der frühere Polizeisergeant Rasch aus Schivelbein , jetzt Vervativen Klingel, ja sogar mit den Antisemiten gegen die Sozial- sicherungsinspektor in Stettin von der Straffammer zu 10 Monaten Es ist schwer verständlich, daß die königliche Staatsregierung demokraten marschiert wäre? 1- Gefängnis verurteilt." Wilmersdorf , dessen Interessen mit Charlottenburg Ueberhaupt die Diskussion! Herr Dr. Barth, der über die Flid. Am 1. April v. J. wurde in Schivelbein ein neuer Polizeiund Schöneberg , mit denen es ununterscheidbar zusammenhängt, völlig gleichartig sind, bei dem Wahlbezirke der beiden Landkreise schusterei am preußischen Wahlrecht gespottet hatte, brachte felber sergeant auf Probe angestellt. Dieser und Rasch machten zur Feier belassen will, frotzdem es wohl mit Sicherheit am 1. April 1907 eine Resolution ein, die einen Riester auf den elend durchlöcherten des Ereignisses eine Bierreise, wobei sich beide gründlich bekneipten. Stallfreis with und voraussichtlich dann auch alsbald dem Wahlstiefel ſetzen will: Die größeren Städte( Rigdorf, Charlotten alle Straßempassanten gefährliche Verbrecher, und so nahm er denn In diesem Zustande erschienen dem Rasch nun höchst wahrscheinlich Landespolizeibezirk Berlin eingefügt werden wird. Wird aber, burg , Schöneberg , Köln , Breslau usw.) sollen mehr Abgeordnete zu kurzerhand und ohne jeden Grund einen zufällig an ihm vorbei- Es sprachen in der Diskussion zwei gehenden Ziegler fest, den er auf der Straße mit den Handfesseln was allein der Sachlage entspricht, auch Wilmersdorf von dem gewiesen bekommen! alten Landtagswahlbezirk abgetrennt, so gestaltet sich das Ver Freifinnige und vier Sozialdemokraten. Einer von jenen wünschte fchlug und dem er in der Arrestzelle, nachdem er sich den hältnis der einzelnen Teile des Wahlkreises dahin, daß der alte statt der Worte Taten: Das Bürgertum, zu feige, um Opfer Uniformrod ausgezogen hatte, in drei Auflagen etwa 20 Hiebe mit Wahlkreis 350 000 Einwohner, die neuen Wahlkreise, die zudem zu bringen, folle es wenigstens nach Art der Sozial- seinem Seitengewehr beibrachte, so daß der Mann 14 Tage arbeitserheblich steuerfräftiger als der alte Wahlkreis find, 596 000 Gin- demokraten mit organisiertem Massenaustritt aus der Landes- unfähig war. wohner umfassen. Werden aber die sich aus der Natur der Sache ergebenden firche als Protest versuchen! Doch Dr. Barth riet dringend davon Bom Statistischen Amte in Düsseldorf werden vergleichende Erwägungen berücksichtigt, so ist der großstädtische Teil des ab, weil die Orthodogen sich freuen würden, nun alles allein beUebersichten über die Frequenz des Schlachthofes, des Viehmarktes Wahlbezirkes, die Stadtfreise Charlottenburg, Schöneberg , Rigdorf herrschen zu können.(!!) und der fünftige Stadtkreis Wilmersdorf , von dem Wahlbezirke Die Sozialdemokraten, die das Wort ergriffen, wollten von der und die Höhe der Fleischpreise veröffentlicht, die ein grelles Schlagder beiden Landfreise abzutrennen. Geschieht dies, so ergibt sich Mithülfe des längst eingefargten, unwiderruflich toten Liberalismus licht auf die Fleischnot und Fleischteuerung werfen. So erschien vor als natürliche, der örtlichen Lage und der Bevölkerungsschichtung beim Kampfe gegen die preußische Wahlrechtsschmach nichts wiffen. einigen Tagen eine Uebersicht der Monate Januar 1905 und 1906, entsprechende weitere Gliederung die Zusammenfassung von Sie riefen das Leben auf die Schanze! Sie geißelten die Angst des welcher wir einige Zahlen entnehmen. Der Fleischkonsum in DüsselEharlottenburg und Wilmersdorf mit zusammen Sie sprachendorf ist pro Stopf der Bevölkerung von 5,6 Kilo im Januar 1905 300 000 Einwohnern zu einem Wahlbezirt, der mit freisinnigen Spießertums vor dem 21. Januar d. J. Januar des Vorjahres 5907 aufgetrieben, wogegen im letzten Rücksicht auf seine Bevölkerungszahl, das schnelle Anwachsen der vom Massenstreit als leztem und äußerstem Mittel in höchster Not. auf 5,2 Stilo im legten Januar gefallen. Schweine wurden im Bevölkerung und mit Rücksicht auf seine erhebliche und noch Sie fragten neugierig, ob der Freifinn, auf den Barth noch so viel Januar nur 3474 der Borstentiere zum Verkauf standen, also 2433 immer zunehmende Stenerfraft wohl berechtigt ist, zu erwarten, Hoffnung fezze, in solchem Falle mit von der Partie sein oder ob er weniger. Der Auftrieb an Ochsen war auch um 55 Stid geringer daß ihm gleich dem Nestkreise zwei Abgeordnete zugeteilt auf seinen Geldsäcken hocken und das heilige Kapital behüten als im Vorjahre im nämlichen Monat, höher war die Zahl der geschlachteten Pferde, und zwvar um 16 Stück. Es wurden im Die Stadtkreise Schöneberg und Rigdorf, die von Keine Antwort ist auch eine Antwort! Weder Dr. Barth, noch Januar des Vorjahres insgesamt 9366 Stüd aufgetrieben, in dem der Regierungsvorlage zu einem Wahlbezirke zusammengefaßt der Herr Rechtsanwalt, noch die zwei äußerst redegewandten frei nämlichen Monat 1906 aber nur 7031 Stüd Bieh. Durch das Minderangebot stieg der Preis für das Vieh ganz enorm und wurden werden, haben nach ihrer örtlichen Lage nichts gemeinsam und weilen in der ökonomischen und sozialen Zusammensetzung jeder sinnigen Diskussionsteilnehmer hatten darauf auch nur ein Börtchen für 50 Kilo Schlachtgewicht im Januar 1906 gezahlt: Ochsen 70 bis der beiden Städte ungemein große Unterschiede auf. Es ist kaum zu erwidern. Sie nahmen des flickgesetzfeindlichen Referenten Flid 81 M., Stühe 56-68 M. und für Schweine 69-75 M. Die Preise standen im Vorjahre für Schweine auf 50-57 M., für Kühe auf verständlich, wie die fönigliche Staatsregierung darauf hat kommen resolution an und gingen nach Hause. Als einen weißen Raben" bezeichnete jemand Herrn Theodor 56-05 M. und für Ochsen auf 63-73 M. fönnen, diese beiden so sehr verschiedenartigen Städte zu einem Wahlbezirke zusammenzutoppeln. Barth. Db weiß, ob schwarz, der Rabe ist und bleibt ein Unglüds. Das fachlich Gegebene ist unseres Dafürhaltens, je einen felbft bogel, der über Leichen und Gräbern Unheilverkündendes frächzt. ständigen Wahlbezirk mit einem Abgeordneten aus Schöneberg Die schönen Jllufionen Theodorichs des Letzten, sie werden zer( 140 000 Einwohner) und Nixdorf( 153 000 Einwohner) zu schaffen. flattern, und über dem Nasenquetscher des preußisch- deutschen LiberaJeder der beiden Wahlbezirke ist dann noch immer volfreicher als die neuen Wahlbezirke Berlin 1, 3, 4, 11, sowie Arnsberg 9 lismus wird sich bald der Nasenhügel wölben.
werden.
und 13
werde?
-
Druckfehlerberichtigung. In den Leitartikel der geftrigen Nummer hat sich ein sinnentstellender Druckfehler eingeschlichen. In der ersten Spalte, 34. Zeile von unten, muß es heißen: im Herbst 1805" statt im Herbst 1905". Ferner ist zu lesen in der Notiz„ Die Stronsbeinsche Post", 5. Zeile von unten: Die Richtigstellung lihrer Fälschungen" statt„ Die Richtigkeit ihrer Fälschungen".