Nr. 77. 23. Jahrgang.
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Vermischtes.
Eine verhängnisvolle Verwechselung, die den Tod zweier Menschen zur Folge hatte, ist einer Leipziger Drogenfirma untergelaufen, die der Hirsch- Apotheke" in Weißenfels statt Karlsbader Salz ein Gift geliefert hatte. Am Sonntag starb der Korbwaren fabritant Richard Thieme in Korbetha nach dem Genusse des Karlsbader Salzes. Das Weißenfelser Tagebl." teilt zu der Angelegenheit folgendes mit:" Dr. Berthold- Weißenfels wurde auf die vorliegenden Vergiftungserscheinungen aufmerksam und ließ durch eine Untersuchung in Halle feststellen, daß das verwendete Salz ein tödliches Gift enthielt. Die Leiche Thiemes ist deshalb beschlagnahmt worden und soll im Beisein der Staatsanwaltschaft seziert werden. Doch hatte die Verwechselung bereits früher ein Opfer gefordert; denn die eingeleitete Untersuchung ergab schwere Verdachtsmomente dafür, daß der kürzlich hier so rasch und unerwartet verstorbene
36jährige Arzt Dr. med. Eßlinger der Vergiftung durch das Salz zum Opfer gefallen ist. Am Mittwoch weilte der Staatsanwalt von Raumburg zur Untersuchung der Angelegenheit hier, und so viel bis jest festgestellt werden konnte, hat sich als unumstößliche Tatfache die Gewißheit ergeben, daß der Arzt infolge des Genusses von Karlsbader Salz aus der„ Hirsch- Apotheke" unter denselben Erscheinungen gestorben ist, wie der Korbwarenfabrikant Thieme in Korbetha . Wie wir erfahren, wird die Ausgrabung der nach Horb in Württemberg gebrachten Leiche des Arztes angeordnet werden. Da die hiesige Hirsch- Apotheke" das angebliche Karlsbader Salz bereits seit Ottober von der Leipziger Firma bezieht, ist es nicht ausgeschlossen, daß noch mehrere hier in der letzten Zeit vorgekommene Todesfälle auf den Genuß des in der genannten Apotheke getauften Karlsbader Salzes zurückzuführen sind, und da die Möglichkeit, ja sogar die Gewißheit naheliegt, daß viele Personen noch in dein Besize solchen verwechselten Salzes sind, erlassen der königliche Kreisarzt Dr. Schroeder und die hiesige Polizeiverwaltung amt
Sonntag, 1. April 1906.
liche Bekanntmachungen, in denen vor dem Gebrauch des seit Oktober in der hiesigen Hirsch- Apothete" gekauften Karlsbader Salzes ge= warnt wird, weil dasselbe möglicherweise giftige Bestandteile ent halte. Es ist auch keineswegs als ausgeschlossen zu betrachten, daß die Leipziger Firma noch anderen Apothefen in anderen Städten von dem giftigen Salze geliefert hat, und wir halten es für die Oeffentlichkeit von weittragender Bedeutung, zur größten Vorsicht zu mahnen, bis genau festgestellt ist, welche Verbreitung das giftige Salz gefunden hat."
Vom Sohn erschlagen. Eine neue Mordtat wird aus Rauen bei Fürstenwalde berichtet. Der frühere Schiffer und jeßige Arbeiter Karl Korn ist gestern in seinem Garten an der Markgrafpiesker. straße ermordet aufgefunden worden. Bei der Leiche fand man einen Hinweis, daß nur der Sohn Wilhelm des Erschlagenen der Mörder sein konnte. Dieser, ein Former in Fürstenwalde , ist ver haftet worden.
Arbeiter und Arbeiterfrauen
In der Käsekammer Deutschlands , dem bayerischen Algäu, speziell den Orten Immenstadt und Sonthofen , sind seit sieben Wochen die Käselager- Arbeiter wegen Zugehörigkeit zu ihrer Organisation von den Unternehmern ausgesperrt. Geschulte Arbeiter, die bis zu 25 Jahren in den Käselagereien tätig waren, wurden von den Käsebaronen brutal aufs Pflaster geworfen, einzig deswegen, weil sie sich weigerten, aus ihrer Drganisation auszutreten. An ihrer Stelle wurden in der Bearbeitung und Behandlung des Käses gänzlich unerfahrene Streikbrecher eingestellt, die sich schriftlich verpflichten mußten, keiner sozialdemokratischen Arbeiterorganisation beizutreten. Das von diesen Leuten hergestellte Käseprodukt ist natürlich minderwertig. Auf Grund dieser Tatsache haben bereits viele Käsehandlungen im ganzen Reiche den Käsebezug aus Jmmenstadt und Sonthofen eingestellt, vielmehr die tariftreuen Käsefirmen in Kempten mit der Lieferung von Käse beauftragt. Nur
ist noch Hauptabnehmer der Aussperrer. Täglich gehen ganze Waggons des Streikbrecherprodukts nach Berlin und zwar sind die Abnehmer Engros- Buttergeschäfte, die in allen Stadtteilen ihre Filialen haben. Es sind dies Gebrüder Groh, Hauptlager: Blumenstraße. Gebrüder Giesemann, Neue Königstraße 41. Hauptlager:
Arbeiter! Arbeiterfrauen!
die Ausgesperrten appellieren an Eure Solidarität!
67/17
Zentral- Verband der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter. Der Zentral- Vorstand.
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