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Nr. 79. 23. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Mittwody, 4. April 1906.

Bergarbeiterleben in der Mark.

(( Eigener Bericht des Vorwärts".) Vierzehnter Verhandlungstag.

sondern an ihre Vertrauensmänner wenden.

Rottbus, 3. April.

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wenn sie mit den Kohlen, die zuerst naß verarbeitet werden, in die Brikettmaschine gekommen wären.

Rechtsanwalt Liebknecht beantragt hierauf weitere Zeugen­vernehmungen, wodurch festgestellt werden soll, daß die Revolver­patronen nicht von Streifenden herrühren können. Er sieht aber von diesem Antrage ab, nachdem der Vorsitzende erklärte, das Gericht lege keinen Wert auf die Vermutungen des Zeugen Lehder. Die Beugenvernehmungen find damit abgeschlossen.

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Leistungen der Gruben immerhin noch 50, 40 oder 30 Proz. be­tragen müßten. Das ist ein großer Irrtum. Wie eingangs erwähnt, arbeitet unter Tage fast gar nichts, über Tage aber noch ein großer Prozentsaz; wenn deshalb die Zahl der ausständigen Arbeiter in Prozenten zum Ausdruck gebracht wird, muß man sich immer vergegenwärtigen, daß die prozentuale Kohlengewinnung mit der Prozentzahl der Arbeitenden niemals in Einklang zu bringen ist.

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In der heutigen Sihung toird die Erörterung der Frage fort­gefeht, ob Gärtner der böse Geist der Stadtgrube tvar, der die Arbeiter beeinflußt habe, nur bei ihm, nicht aber beim Arbeiter­Bergrat Base It gibt hierauf sein Gutachten als Sach= Das edle Organ für Brot- und Kohlenwucher hat also in einem ausschuß Beschwerden über Mißstände vorzubringen, der den Streit verständiger ab. Nach dem, was er in der Verhandlung ge- ausnahmsweise lichten Augenblicke der Not gehorchend, nicht dem provoziert und das bäterliche Verhältnis" zwischen dem Direktor hört habe, könne er sagen, der Vorwurf, Bergrat Netto habe als eigenen Triebe" der Wahrheit die Ehre gegeben! Lehder und seinen" Arbeitern gestört habe. Ueber die von Herrn revidierender Beamter in einem bestimmten Falle etwas nicht sehen Im übrigen beginnt bereits Kohlenmangel einzutreten. Lehder aufgestellte Behauptung, Gärtner habe den Arbeiterausschuß wollen, sei unbegründet. Ebensowenig könne er sagen, daß die Aus Weißenfels und anderen Orten wird gemeldet, daß dort bereits ausschalten wollen, wird Polizeisergeant Tröder ber- Revisionen, die Bergrat Netto vorgenommen habe, ungenügend ge- eine Kürzung verschiedener Betriebe infolge dieses Umstandes vor­nommen. Das ist der Beamte, auf dessen Informationen der wesen seien. Bei Beschwerden, die dem Revierbeamten durch genommen werden mußte. Auch steigen die Preise für Haus= Grubendirektor sich berufen hatte. Zeuge röder fagt, als er Arbeiter eingereicht werden, könne der Name des Beschwerdeführers brandkohle, Briketts, Naßpreßsteine usw. rapid. Die Händler während dieses Prozeſſes hörte, es werde behauptet, die Arbeiter dann nicht verschwiegen werden, wenn die gerügten Mißstände fest- lassen sich also ihrerseits die Gelegenheit nicht entgehen, um aus trauen sich nicht, Beschwerden bei den Grubenbeamten anzubringen, gestellt werden sollen. Anders sei es, wenn es sich um Beschwerden der Notlage der Wermsten der Armen, die ihrer Bedarf an Brenn­weil sie sonst gemaßregelt werden, da habe er, Tröder, zum Gruben- allgemeiner Art handelt. In solchen Fällen werde der Beschwerde material in kleinen und kleinsten Mengen kaufen müssen, eror­direktor gesagt, das sei nicht wahr. Die Parteiführer und Gärtner führer nach allgemeinem Brauch nicht genannt. Was die Mißbitanten Nutzen zu ziehen. Auch die böhmischen Braunkohlen­hätten in Bersammlungen wiederholt gesagt, wenn die Arbeiter handlungen von Arbeitern der Stadtgrube betrifft, so meint der industriellen machen bereits Angebote auf Lieferungen. Sie werden Beschwerden haben, sollen sie sich nicht an die Grubenbeamten, Sachverständige, in solchem Umfange, wie hier dargelegt, fämen offenbar die größten Anstrengungen machen, um die seinerzeit ver­Gärtner bestreitet, Mißhandlungen feines Wissens auf keiner anderen Grube vor. lorenen Abjabgebiete wieder zurückzuerobern. Sie mögen aber ja sich so geäußert zu haben. Er könne vielleicht gesagt haben, wenn seiner Meinung nach hätte sich der Inspektor Möller auf eine nicht zu früh jubeln! Auch dort ist Zündstoff unter den Bergleuten infolge von Beschwerden Maßregelungen vorgenommen werden, wie höhere Warte stellen müssen. die schwere Menge vorhanden. Hinsichtlich der Betriebseinrichtungen oft von Arbeitern angegeben, dann bleibe nichts übrig, als Be- der Stadtgrube meint der Sachverständige, sie seien nicht schlechter untens, um auch dort die seit langem bor. schwerden nicht mehr bei den Beamten anzubringen, sondern sie wie die der benachbarten Gruben des Senftenberger Reviers. Die handene Unzufriedenheit zur hellen Flamme öffentlich zu erörtern. Zeuge Tröder kann nicht an= der Empörung emporlodern zu lassen! geben, in welcher Versammlung er die von ihm behauptete enn es zutreffe, daß am Eingange zur Fahrstrecke sieben Felder der gutgesinnten" Presse wieder den nunmehr stehend gewordenen Fahrstrecke, die er selber besichtigt, hätte besser sein können. Der Tintenfuli des mitteldeutschen Braunkohlensyndikats Hat Aeußerung Gärtners gehört hat, ebensowenig kann er angeben, wer die Parteiführer" sind, die solche Aeußerungen gemacht haben sollen, in der Signalleitung in einem die Betriebssicherheit gefährdenden Waschzettel aus den Kreisen der Arbeitgeber" zugehen lassen, in gebrochen waren, so sei das ein erheblicher Mißstand.- Mängel der gutgesinnten" Presse wieder den nunmehr stehend gewordenen auch weiß der Zeuge nicht, in welchem Zusammenhange die angeb­liche Aeußerung Gärtners gefallen ist, schließlich besinnt er sich aber. Maze scheinen nicht vorgelegen zu haben. Die Zustände im Tage- dem er in lendenlahmen Ausführungen der Solidarität der Berg­bau, wo Tonstücke hinabrollten, müßten als unstatthaft bearbeiterschaft diejenige des verbündeten Unternehmertums ent­daß vorher wohl von Maßregelungen und auf das Pflaster werfen" zeichnet werden für den Fall, daß Arbeiter unmittelbar unter jener gegenhält. Jedenfalls haben es ihm die Nachrichten über die Vor­die Rede war. Daß Gärtner vom Arbeiterausschuß gesprochen hat, Stelle beschäftigt waren. Die Gesundheitsverhält bereitungen zu einem monatelangen Kampfe angetan. Die weiß der Zeuge auch nicht. Die vorherige Anmeldung unvermuteter Revisionen kommt nisse der Stadtgrube seien nach dem vom Sachverständigen Herren mögen sich nicht täuschen: Falls sie auf ihrem brutalen nochmals zur Sprache durch den Bergrat Netto, der sich herangezogenen statistischen Material relativ günstige oder doch nicht Herrenstandpunkt verharren und die von den versammelten Arbeiter­meldet, um seine vor etwa acht Tagen gemachte Zeugenaussage zu ungünstiger als die der beiden benachbarten Gruben. Die Stadt- ausschußmitgliedern und aus deren Reihen gewählte Kommission berichtigen. Der Bergrat sagt, er habe sich inzwischen vergewissert, grube habe allerdings höhere Krankenziffern als der Branden - der Bergarbeiter nicht anerkennen, wird der Kampf fortgesett werden und wenn es sein muß bis zum bitteren Ende! daß er seine Revisionen in 4 Jahren nur 5- bis 6mal durch Post: burgische Knappschaftsverein im Durchschnitt aufweise. Das er­Bei dieser Gelegenheit mag die alte Züge widerlegt werden, die farten angemeldet habe. 12 Gruben habe er abends vorher fläre sich aus der fluktuierenden, nicht widerstandsfähigen, teil­telegraphisch benachrichtigt, das feien aber solche Werke, die infolge weise dem Trunk ergebenen Arbeiterbevölkerung, die hier in Frage kommissionsmitglieder seien keine Bergarbeiter, sondern Schuh­macher, Bäcker, Redakteure". Es sei folgendes festgestellt: Alle mangelhafter Verkehrsverhältnisse ein am Abend aufgegebenes fomme.- Arbeiten im ausgeraubten Bruch", wie sie hier be- Kommissionsmitglieder haben bis zum Ausbruch des Streifs Telegramm erst am nächsten Morgen erhalten. In den meisten kundet wurden, seien gegen die berggejeblichen Vorschriften und im unterirdisch Bergarbeit verrichtet. Davon zwei, welche 22 bezw. Fällen sei seine Anmeldung erst ganz kurze Zeit, oft 4 Stunde hohen Grade gefährlich. Mit Rücksicht auf eine bevorstehende 21 Jahre Häuer sind, als solche mit besonders schwierigen Ab­bor seinem Eintreffen, angelangt. Diese Angaben stehen im Zu- Revision könnten wohl in kurzer Zeit kleinere Arbeiten zur Be- teufungs-, Vorrichtungs- und Zuführungsarbeiten beschäftigt waren sammenhang mit einem früher erörterten Punkt. Als es sich da- feitigung von Mißständen ausgeführt werden, aber keine Arbeiten und als besonders qualifizierte Arbeiter in der ganzen Gegend mals um die Frage handelte, ob die zwischen der Anmeldung und von erheblichem Umfange. Hinsichtlich der bekundeten tödlichen bekannt sind. Die übrigen drei sind 20, 14 und 10 Jahre im Berg­dem Eintreffen des Aufsichtsbeamten liegende Zeit genüge, um Unfälle sei nicht aufgeklärt, ob der Betriebsleitung eine Schuld zur bau tätig, zwei sind häuer und einer ist Schlepper. Dies zur gewisse Mängel im Betriebe, die der Beamte nicht sehen solle, zu Last gelegt werden könne. Die Arbeitsstelle des getöteten Hauers Steuer der Wahrheit. Er, der Sach- Die Maßnahmen des Staates zur Aufrecht­Baselt, den Standpunkt, daß derartige Arbeiten in so furzer verständige, würde an solcher Stelle einen Mann nicht allein erhaltung der Ordnung" bestehen in einem starten Gendarmerie­Zeit nicht ausgeführt werden können. Einige Tage später gaben arbeiten lassen. Mit den Ueberstunden sei die Stadtgrube nicht aufgebot, welches über das ganze Streifgebiet verteilt ist. Dank einige Zeugen an, es feien Verschläge errichtet worden, um dem er über das zulässige Maß hinausgegangen. Die Löhne ständen über der sich auch hier wieder glänzend bewährenden Besonnenheit und warteten Revisionsbeamten vorhandene Mißstände zu verbergen. dem Durchschnitt des ganzen Senftenberger Reviers, sie seien nicht Ruhe der Bergarbeiter haben sie bis heute nicht die geringste Arbeit Bei dieser Gelegenheit war die Ansicht des Sachverständigen, Berg- fchlechter wie auf den Nachbargruben. Als Maßregelung fönne bekommen: Sie sind unnüß und überflüssig! rat Baselt, die: In der Zeit, wo ein Verschlag gemacht werde, nur eine Entlassung ohne Grund und ohne Kündigung angesehen Die Agenten des Unternehmertums sind bereits am Werke, aus­fönnten auch gewisse Mängel in den Betriebseinrichtungen aus- werden. Wenn die Kündigung eingehalten werde, so könne man ländische Arbeitskräfte heranzuziehen. Daß den Herren das Feuer gebessert werden. Wenn ein Stempel fehle oder an der Strecken- unter Berücksichtigung der hier in Frage kommenden Verhältnisse bereits auf die Fingernägel brennt, beweisen weiterhin riesen­zimmerung etwas in Unordnung sei, so könne das in 20 bis von einer Maßregelung nicht reden, vorausgesetzt, daß eine Ver- große Annoncen in der Tagespresse, in welchen" Tüchtige 30 Minuten in Ordnung gebracht werden. abredung der Besizer, solche Arbeiter nicht einzustellen, nicht be- Bergleute bei hohem Lohn sofort gesucht werden. AIS steht. Hinsichtlich der Bestrafung von Arbeitern seien einige Fälle wenn in der deutschen Arbeiterschaft Glemente zu finden wären, befundet, die nicht zulässig waren.- Wenn man nun bedenke, daß die das Toten hemd des Braunkohlengräbers tragen möchten! alles, was hier vorgetragen, sich über mehrere Jahre erstrect, wenn man ferner das Milieu der Gruben berücksichtige, dann könne man sagen: Es hätte manches besser sein können, aber die Verhältnisse seien nicht so schlecht, daß man der Verwaltung daraus erhebliche Vorwürfe machen könne. Alles in allem seien die Verhältnisse gerade noch normal.

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Die nun folgenden Zeugenbernehmungen beziehen sich auf die Feststellungen, ob der Streit auf der Stadtgrube das Werk Gärtners oder eine gegen Gärtners Willen eingetretene Folge der Un­zufriedenheit der Arbeiter war. Im allgemeinen werden die gestern von mehreren Zeugen gemachten Angaben durch eine Reihe weiterer Zeugen bestätigt, die übereinstimmend bekunden, daß Gärtner ent­fchieden vom Streit abgeraten habe, insbesondere habe er auch die von der Belegschaft aufgestellte Forderung: Entlassung des Steigers Maß, bekämpft. Kalveit, der im Auftrage der Belegschafts­versammlung versuchte, vor dem Streit mit der Betriebsleitung zu verhandeln, hatte auch einen Brief Gärtners an die Gruben­verwaltung zu überbringen, worin die Verwaltung eingeladen wurde, der nächsten Belegschaftsversammlung beizuwohnen, to man eine Verständigung zu erzielen hoffte, um den Streik zu ber­meiden. Kalveit hat, wie er als Zeuge befundet, diesen Brief dem Inspektor Möller übergeben. Der Inspektor sagte, die Ver waltung gehe nicht in die Versammlung, Kalveit solle sofort die Grube verlassen, er habe dort nichts mehr zu suchen. Darauf legte dann die Belegschaft die Arbeit nieder.

Wenn zwei dasselbe tun.

An einer kleinen Zwischenepisode zeigte sich wieder die Eigenart des Vorsitzenden. Es handelte sich gerade um die Frage, ob für die Arbeiter der Stadtgrube genügende Unterkunftsräume für die Mittagspause usw. vorhanden waren. Grubendirektor Rehder trat bei dieser Gelegenheit mehrmals unaufgefordert vor, um zu den Angaben einzelner Zeugen gegenteilige Bekundungen zu machen. Als dann aber ein anderer Zeuge, allerdings ein Arbeiter, vortrat, anscheinend in der Absicht, etwas zu sagen, wies ihn der Vorsitzende zurück, und als der Verteidiger bemerkte, der Zeuge wolle vielleicht feine Aussage ergänzen, meinte der Vorsitzende: Gewiß, das könne der Zeuge ja, aber er dürfe nicht ungefragt etwas sagen und nicht in die Verhandlung eingreifen. Unmittelbar darauf griff aber der Direktor Lehder wieder in die Verhandlung ein, indem er ungefragt und durch den Vorsitzenden nicht gerügt Ausführungen machte, die sich als vermeintliche Berichtigungen von eben gemachten Beugenaussagen darstellen.

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Ueber die Ursachen des Streiks wird noch der Betriebsinspektor Möller vernommen. Er behauptet ganz bestimmt, daß er Kalbeit, als dieser im Auftrage der Belegschaft mit den Forderungen zu ihm tam, nicht entlassen, sondern gekündigt habe, er habe gesagt, nach 14 Tagen könne Kalbeit gehen. Stalbeit sagt ebenso bestimmt, er sei entlassen worden, Möller sei aufgesprungen und habe zu ihm gesagt, er, Salveit, folle sich hinausscheren und sofort die Grube verlassen. Möller meint, das habe er zuerst gesagt, dann habe er sich besonnen und gesagt, in 14 Tagen solle Kalbeit gehen. Salveit gibt nach eindringlicher Verwarnung durch den Vor­fißenden diese Möglichkeit zu, doch bleibt er dabei, von der Kün­digung sei ihm nichts bewußt, vielleicht habe er diese Bemerkung in der Erregung überhört. Bei dieser Gelegenheit fragt der Referent, Landgerichtsrat Meyer, den Sachverständigen, Bergrat Baselt, ob die Forderung der Entlassung eines Steigers nicht den Bestimmungen des Berggesehes widerspreche. Die Meinung des Sachverständigen geht dahin: Die Forderung betrachte er als eine Frechheit, aber der Arbeiter, der im Auftrage der Belegschaft solche Forderung überbringe, dürfe deswegen nicht entlassen werden. Stalbeit tam als Mitglied des Arbeiterausschusses, zusammen mit anderen Mitgliedern desselben. Der Arbeiterausschuß sei dazu da, Beschwerden der Arbeiter vorzubringen, der Arbeiterausschuß müsse Schutz vor Entlassung genießen.

Unter anderem sind die Revolverpatronen im Förderwagen Gegenstand einer nochmaligen Erörterung. Den Anlaß dazu gibt eine Aussage eines Bruchschlägers, der von Streifenden mit Steinen geworfen sein will. Durch Befragung des Zeugen stellt sich heraus, daß die Grubenbeamten während des Streits mit geladenen Revolvern und Patronen ausgerüstet waren. Daß die Streifenden Revolver geführt hätten, tann in feiner Weise festgestellt werden. Grubendirettor Lehder präzisiert seine gestrige Angabe dahin, daß seiner durch Tatsachen nicht gestütten Meinung nach die Patronen durch Streifposten in die Förderwagen geworfen feien. Es handelt sich im ganzen um vier Patronen, die im Förderwagen en wurden. Direktor Lehder seht auseinander, diese vier würden genügt haben, um eine Explosion hervorzurufen,

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Damit ist im allseitigen Einverständnis der Prozeßbeteiligten die Beweisaufnahme geschlossen. Morgen werden Staatsanwalt und Berteidiger plädieren.

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Der Streik in den mitteldeutschen Braunkohlen­revieren.

Zeit, 2. April. ( Eig. Ber.) Bie immer bei einer Ausstandsbewegung im Kohlenbergbau, so auch bei der jezigen Bewegung: Der Ausstand greift immer weiter um sich, die Zahl der in den Streik tretenden Gruben und somit die Zahl der Ausständigen wächst an. Wie in den schon seit voriger Woche mit Streit überzogenen Revieren Zeit­Weißenfels- Meuselwitz nicht anders zu erwarten war, ist dort die Zahl der am heutigen Montag nicht angefahrenen Bergleute, und zwar hauptsächlich der unterirdisch beschäftigten, weiter be­trächtlich gestiegen. Die Gruben des gesamten Meuselwitzer Reviers sind stillgelegt, die Zählung für dieses Revier ergibt die Summe von 1900 Mann, das sind gut 90 Proz. der gesamten unterirdisch angelegten Belegschaften. Weiter kommen 100 Mann Maschinisten und Heizer hinzu, so daß ohne die ebenfalls am Streit in den Reparaturwerkstätten beschäftigten Metallarbeiter die Gesamtzahl der Ausständigen 2000 beträgt. Die bürgerliche Bresse gibt, getreu ihrer bisherigen Taktif, die Zahl der Streifenden auf 1700 an. Im Zeiß- Weißenfelser Rebier beträgt die Zahl der am heutigen Montag nicht angefahrenen rund 2200, dazu kommen noch 75 Mann der Tagesschicht der Grube Robert", bei Wangleben im Revier Halle- We st belegen. Dort befinden sich 4 Gruben mit zusammen 1600 Mann Gesamtbelegschaft, den Riebeckschen Montan­werken A.-G. gehörig. Dem den Gruben vorstehenden Herrn Berg­inspektor Meyer ist es noch einmal gelungen, durch Versprechungen den Arbeiterausschüssen gegenüber die Belegschaften dreier größerer Werke zum Anfahren zu bewegen. Diese werden sich aber zweifellos in 1-2 Tagen der Bewegung anschließen.

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Eine nette Neuigkeit kommt übrigens aus dem herzoglich alten­burgischen Ländchen: Genosse Pokorný darf laut Verfügung von oben im Altenburger Herzogtum nicht sprechen!! Dies machte in einer Versammlung in 3schernißsch, wo Genosse Hue das Referat hatte und Pokorny in der Diskussion das Wort ergreifen wollte, der überwachende Beamte bekannt.

Weiter hat das Bemühen, ungeübte Leute zum Haden von Kohle im Tagesbau zu verwenden, bereits ein Opfer gefordert. Heute nachmittag verschütteten herabstürzende Massen einen Mann und verletzten ihn derartig, daß er als tot vom Blake getragen werden und sofort ins Snappschaftslazarett Halle übergeführt werden mußte. Uebrigens eine grelle Beleuchtung der Zustände im Bergbau: Ein im Herzogtum Altenburg verunglückter Berg­arbeiter muß zirka Stunden Bahnfahrt, ohne die sonstigen Ver zögerungen, aushalten, ehe ihm Hülfe zuteil wird.

Generalversammlung der Steinarbeiter.

Die Steinarbeiter halten gegentvärtig ihre Generalversamm­lung im Saale der Goldenen Rose" zu Nürnberg ab. Anwesend find außer dem Vorstand und Mitgliedern des Ausschusses 72 Dele­gierte. Für die Generalfommission ist Knoll- Berlin anwesend. Der Steinarbeiterverband, der früher nach dem Vertrauensmänner­system organisiert war, nahm vor vier Jahren die feste Verbands­form an, die sich bewährt hat und auf dieser Generalversammlung durch Schaffung einer Strantenzuschußfasse weiter ausgebaut werden soll. Die Mitgliederzahl betrug Ende 1903 8624 und ist bis 31. März 1906 auf zirka 15 000 gestiegen, bei zirka 100 000 in Frage kommenden Steinarbeitern. Die Zunahme der Mitglieder­zahl betrug im Jahre 1904 17 und 1905 38 Proz. Das Verbands­leben pulsiert lebhaft. Das zeigen die Kämpfe der Organisation. So wurden 1904 19 Abwehrstreits verzeichnet, die 29 Betriebe mit 673 Arbeitern berührten. Die Ursachen dieser Streits waren in 4 Fällen Maßregelung, in 8 Fällen Lohnreduktion, in 5 Fällen Nicht­einhaltung der vertraglichen Arbeits- und Lohnbedingungen. Von den Streits waren 12 erfolgreich, 5 hatten teilweisen Erfolg und 2 waren erfolglos. Angriffsstreits wurden in acht Fällen unter­nommen. Davon entfielen 7 auf 80 Betriebe mit 761 Arbeitern. Von diesen waren 4 erfolgreich, 2 teilweise erfolgreich und einer erfolglos. 21 Lohnbewegungen wurden ohne Streit durchgeführt, Unverändert ist die Lage in dem im Königreich Sachsen belegenen bei denen es sich in drei Fällen um Abwehr von Verschlechterungen Revier Borna. Die Zahl der Ausständigen beträgt dort 526. handelte. Im Jahre 1905 fanden 20 Abwehrstreits mit 668 Ar­Neu hinzugekommen sind einzelne Gruben im Braun- beitern statt, bei denen es sich in drei Fällen um Maßregelung, schweiger Revier. Genaue Biffern lassen sich indessen hierfür in 6 Fällen um Lohnreduktion und in 9 Fällen um Nichteinhaltung noch nicht angeben, da bis zur Stunde nähere Nachrichten fehlen. der Arbeits- und Lohnbedingungen handelte. Von diesen Streits Wie die Situation im ganzen beschaffen ist, darüber schreiben die waren 11 erfolgreich, 5 teilweise erfolgreich und 3 ohne Erfolg. Leipziger Neuesten Nachrichten", das bekannte Limanblatt, in ihrer Weiter fanden 16 Angriffsstreits mit 1683 Arbeitern statt und Nummer vom 1. April wie folgt: 5 Aussperrungen mit 299 Arbeitern. Der Verband erstreckt sich auf 289 3ahlstellen. Aufwendungen des Verbandes wurden in den Jahren 1904, 1905 gemacht: Reiseunterstützung 14 213,40 M., Streit­unterstüßung 148 491,08. mit der Ortsunterstüßung von 120 000 Mart, Maßregelungsunterstüßung 7755,84 M., Rechtsschutz 1566,43 Mark, Umzugskosten 985,65 M., Verwaltungskosten 28 681,16 M. Das Vermögen des Verbandes beziffert sich Ende 1905 auf 208 390,50 M., Ende März 1906 auf zirta 300 000 M. Das erste Quartal 1906 hat an Ausgaben 40 242,01 m. verursacht.

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Es muß leider festgestellt werden, daß am Sonnabend der Ausstand im Meuselwitzer Revier nicht abgenommen, im Gegen­teil, zugenommen hat. Die Verschärfung in der Ausstands­bewegung macht sich namentlich bei denjenigen Arbeitern geltend, welche die für den Grubenbetrieb wichtigsten Funktionen zu er­füllen haben, nämlich den Heuern und Schleppern. Die Heuer haben die Gewinnung der Kohle in der Grube zu besorgen, sie fahren ein, wie der Bergmann sagt, und hacen die Kohlen von den ihnen zugewiesenen Arbeitsstellen. Die Schlepper Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten wurde der Dagegen besorgen die geförderte Kohle mittels Seil oder Ketten- Bericht des Vorstandes erstattet. Der Vorsitzende Starke sucht bahn, bei kleineren Betrieben auch mit der Hand, zum Schacht, um die Nachbewilligung eines Hülfsarbeiters und eines Gauleiters ivo das gewonnene Produkt entweder in die Wagen verladen, nach. Von der Entwickelung des Verbandes und seinen Lohn­fortiert oder der Brikettfabrik zur Herstellung von Briketts zu bewegungen gibt er ein anschauliches Bild und konstatiert, daß der geführt wird. Es liegt auf der Hand, daß, wenn diese Arbeiter Verband mit einer schärferen Bekämpfung durch die Unternehmer streiten, der ganze Betrieb eine empfindliche zu rechnen habe, die vielfach die Arbeiter wegen ihrer Zugehörigkeit Störung erleidet, denn die Gewinnung der Kohle ist zur Organisation aussperren. Der angebliche Gegensaß zwischen die Lebensbedingung für den gangen oberirdischen Betrieb. Diese Partei und Gewerkschaften bestche für den Steinarbeiterverband unterirdischen Arbeiter sind es also, wie schon gesagt, nicht. Die Steinarbeiter feien eins mit der sozialdemokratischen welche zum allergrößten Teile ausständig sind. Das Publitum Arbeiterbewegung . Die Frage des Massenstreits müsse auch in ist da meist irriger Ansicht, es liest, daß im Meuselwitzer Revier ihren Reihen erörtert werden, weil das Vorgehen der Unternehmer 50 60 oder 70 Broz. streifen, nur meint man, daß alsdann die| fie zwingen werde, das Koalitionsrecht verteidigen zu müssen. Die