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Die Revolution in Rutzland. DerSieg" der russischen   Liberalen. Im Lager der russischen   Konstitutionell-Demolraten herrscht großer Jubel, wegen des großenSieges", den sie bei den Wahlen erfochten haben. Triumphierend veröffentlicht ihr Organ Rjetsch" die Namen jener Städte, wokadettische"(von K.-D,, Konstitutionell-Demokraten) Wählmänner durchgedrungen sind: Charkow  , Witebsk  , Kaluga  , Mohilew und eine ganze Reihe größerer und kleinerer Städte. Wahr ist es, daß aus den kämpfenden Parteien in den� Städten die K.-D. gesiegt haben: ihre Gesamtzahl beträgt 218, während der um den80. Oktober" bereinigte Bloc es auf nur 163 gebracht hat(nach vorläufigen Angaben aus den Orten, wo die Wahlen schon stattgefunden haben); selbst wenn wir zu den ersteren die SSFortschrittlichgcsinnten" und zu den letzteren die 41Gemäßigten" und 84Unbekannten" hinzurechnen, so sind die Liberalen mit 318 Wahlmännern den Reaktionären, die nur 273 haben, voraus. Jedoch muß man sich von diesen Zahlen nicht blenden lassen, vor allem aber nicht glauben, daß sie den Sieg eines wahren und echten Liberalismus bedeuten: in den Reihen der K.«D. herrscht ein wahrer Kuddelmuddel der verschiedensten politischen Ansichten und Programme. Während die einen heimlich vom Sozialismus träumen, stehen die anderen dicht an der Schwelle des 30. Oktobers", dasselbe gilt natürlich in erhöhtem Grade von denFortschrittlem". Da? einzige gemeinschaftliche Band, welches die Mitglieder der K. D.-Partei zusanrmenhält, ist. daß sie jedenfalls die entschiedensten Gegner derschwarzen Hundert" sind. Deshalb hat auch ihre Wahl eine mehr symptomatische Bedeutung: die Wähler sind der Hooligans satt aber das ist auch alles. Uebrigens sagt auch die Zahl derkadettischen" Wahlmänner gar nichts über die Zahl derkadcttischen" Vertreter in der Duma: die Wahlmänner der Städte wählen nämlich mit den Wahlmännem der Landbezirke zusammen, und die Verteilung der Wahlmänner ist so kunstvoll berechnet, daß dem Grundbesitz das Uebergewicht sicher ist, dieser aber gravitiert meist zum30. Oktober" und noch weiter nach rechts. So werden auchkadettische" Ver- treter der Gouvernements zu einer Seltenheit gehören. In den Städten, die eigene Vertreter in die Duma schicken, sind die Aussichten der K.-D. zwar günstiger, doch eine Mehrheit in der Duma zu bilden davon dürfen sie nicht einmal träumen, sie werden es bloß zu einer mehr oder weniger bedeutenden Minderheit bringen. Aher nicht in der kleinen Zahl ihrer Vertreter in der Duma liegt die Schwäche der K.-D.; unter gewissen Umständen kann auch eine numerisch schwache Partei im Parlamente eine wirk- same Opposition bilden, nämlich wenn sie draußen im Lande die Massen hinter sich hat. Die K.-D. aber entbehren bestimmter gesell- schaftlichen Klasse als Grundlage, durch die sie gestützt werden könnte; sie sind eine Partei der Intelligenz der Aerzte, Rechtsanwälte, Lehrer, Professoren usw.; die Intelligenz aber, so lange sie allein steht, vermag sich nicht zu einer bedeutenden gesell- schaftlichen Macht aufzuschwingen, sie muß immer eine Stütze in den breiteren Massen der Bevölkerung suchen. DieK.-D. entbehren aber einer solchen: die Mittel- undKleinbourgeoisie schart sich um den30. Oktober", ebenso der Grundbesitz; die Großbourgeoisie mit ihren Anhängern hat diekaufmännisch-industrielle Partei" inne, die Bauern gehören in ihrer Mehrheit überhaupt' keiner Partei an; die Arbeiterschaft aber befindet sich unter dem Einfluß der Sozialdemokratie. So hängen nun die K.-D. gewissermaßen in der Luft, aber sie selber bemerken es am wenigsten: sie glauben durch die flamnienden Reden ihrer Professoren die Regierung stürzen zu können. Die nicht allzuferne Zukunft, vielleicht schon die erste Session der Duma, wird sie wohl belehren, daß die Regierung darauf in aller Gemütlichkeit pfeift vor den liberalen Schönrednern weicht sie nicht einen Schritt zurück; die einzige Kraft, die ihr den Boden unter ihren Füßen zum wanken bringen kann, wird nach wie vor das revolutionäre Proletariat�sein. Petersburg, 4. April.  (Meldung der Petersburger Telegraphen- agentur.) Telegramme aus verschiedenen Orten nielden, daß die Wahlen zur Duma in friedlicher Weise verlaufen. Die Wahlen in Petersburg   vollziehen sich in vollkommener Ordnung, siegreich in den Städten ist die kon st itutionell-demok ratische Partei, in den Dörfern die Partei der konservativen, bis- weilen auch die der äußersten Rechten. < Petersburg  , 3. April. Die Petersburger Telegraphen-Agentur veröffentlicht folgende Meldungen: Moskau  , 3. April. In einem lebenden Zaun bei einem Hause der Donstratze wurden heute zwei Bomben entdeckt. Mitau  , 3. April. Mit Revolvern bewaffnete Räuber überfielen heute die Station Pfalzgrafen   und bemächtigten sich der Kasse. Riga  , 3. April. Heute wurde auf dem Fort Ust-DwinSk der Urheber eines gegen höhere Polizeibeamte in Libau   gerichteten Anschlages, Speck, hingerichtet. Tiflis  , 3. April. Tataren griffen heute in Agdama(Distrikt Schuscha  ) eine Anzahl Armenier an und verwundeten mehrere. Die Hülferufe der Ueberfallenen riefen Kosaken   herbei. Diese schössen aus die Angreifer, töteten zwei und verwundeten fünf. RybinSk  , 3. April. Heute nachinittag drangen zwei junge Leute, die sich durch falsche Bärte unkenntlich gemacht hatten, bei dem Priester des hiesigen Gymnasiums ein, bedrohten ihn mit Revolvern und forderten Geld. Dem Priester gelang eS, zu entkommen. Er schloß hinter den Eindringlingen die Türe und lieferte sie der Polizei aus, die feststellte, daß sie Schüler der hiesigen technischen Schule waren.______ Politifcbe Ucberrtcbt. Berlin  , den 4. April. Ferienstimmung. Die Neigung zum Reden nimmt mit dem Herannahen der Ferien ab. Das ist eine allgemeine parlamentarische Er- fahrung, die auch heute wieder im Reichstag verstärkt wurde. Dieser Stimmung trägt auch das Präsidium Verständnis- innig Rechnung und setzt weniger wichtige Vorlagen auf die Tagesordnung, die für dieses Aufräumen vor den Ferien auf- bewahrt werden. Die gestern übrig gebliebenen Etatsreste wurden heute ziemlich schnell erledigt. Die Etats der Zölle, Ver» brauchssteuernundAversen sowie der S t e m p e l- abgaben passierten ohne Debatte die zweite Lesung. Beim Etat der Schutzgebiete aab der aus der früheren Debatte erwachsene, dem Wunsche des Zentrums entsprechende Antrag der Konservativen, die Schulen in den Kolonien kon- fessionell zu scheiden, zur Wiederaufrollung der Gründe Ver- anlassung, aus denen die Sozialdemokratie für die Stellung der Regierung in diesem Fall eintritt, die den Schulen Simultancharakter bewahren will. Bebel hob in einer knappen, aber scharf zeichnenden Rede hervor, daß den kolo- malen Interessen durch religiöse Intoleranz nicht gedient wird. Es gelang denn auch, den konservativen Antrag gegen Zentrum und Konservative zu Fall zu bringen; die gesamte Linke stimmte dagegen. Noch ein weiteres Charakteristikum bot die Beratung des EtatZ dez Schutzgebiete. Bekanntlich hatte die Vudgetkom- Mission beschlossen, daß der berüchtigte Lieferungsöertrag zwischen der Kolonialverwaltung und der Firma T i p p e l s- kirch sofort gekündigt werde. Der Abgeordnete Arendt beantragte, das Wort sofort zu streichen in jenem Be- schlusse. Bei der Abstimmung stimmten die Führer der frei- sinnigen Volkspartei, Müller-Sagan und Eickhoff f ü r den Antrag Arendt, der aber trotzdem abgelehnt wurde. Der Beschlutz der Kommission wurde darauf vom Hause an- genommen. Ter Etat der Schutzgebiete wurde dann in schneller Folge in zweiter Beratung erledigt. Es folgte die zweite Lesung der Gesetzentwürfe über Wohnungsgeldzuschüsse der Beamten und über anderweitige Gestaltung des Servistarifs und der Einteilung der Alters- klaffen. Bezüglich des ersteren nahm Genosse Singer Ver- anlassung, gegen den Abgeordneten Werner der bei dieser Gelegenheit die Sozialdemokraten glaubte ermahnen zu können, daß sie, wenn sie diese Zuschüsse bewilligten, auch für höhere Einnahmen sorgen müßten und die Steuervorlagen nicht pure ablehnen dürften scharf und nachdrücklich fest- zustellen, daß ungeheure Ausgaben für kulturwidrige Zwecke gemacht werden und daß man Geld zur Erfüllung von Kultur- aufgaben genug erhalte, wenn man die von den Sozialdemo- kraten vorgeschlagenen Reichseinkommen- und Vermögens- steuern einführen würde, sowie die Erbschaftssteuer ertrag- reicher gestalte. Die Entwürfe wurden nach dem Beschlüsse der Kommission vom Hause in zweiter Lesung angenommen. Ebenso der Gesetzentwurf über die Natural- leistungen für die bewaffnete Macht im Frie- den. Genosse S ch ö p f l i n gab dazu dem Wunsche Ausdruck, daß, nachdem die Sätze für Naturalleistungen erhöht worden seien, auch den Soldaten eine bessere Verpflegung zuteil wer- den möge. Damit war die Tagesordnung nachmittags 5 Uhr erledigt. Donnerstag: Die Etats des Reichskanzlers und der Reichskanzlei, für das Auswärtige Amt   so- wie für das Reichsschatzamt.> Die englisch  -französische Entente vor und nach Algeeiras. London  , 1. April. Als vor genau zwei Jahren das freundschaftliche Uebereinkommen zwischen England und Frankreich   abgeschlossen wurde, war die öffent- liche Meinung Frankreich   keineswegs für ein Zusammengehen mit England gewonnen. In keinem Lande der Welt wird zwar so viel über äußere Politik geschrieben wie in Frankreich  , aber die unmittel- baren Beweggründe menschlicher Reden und Taten sind gewöhnlich nicht Vernunft und Wissen, sondern Stimmungen, und auf dem Grunde der zeitgenössischen politischen Seele Frankreichs  liegen zwei starke Empfindungen: Mißtrauen gegen England und Furcht vor Deutschland  . Wenigstens war dem so bis zum Jahre 1906. Und diese Empfindungen diktierten eine ganze Reihe von Aeußerungen französischer Publizisten gegen die Entente mit England und für ein Uebereinkommen mit Deutschland  oder was dasselbe ist ein Aufgeben der Politik Delcaffös und eine Wiederaufnahme der Politik Ferrys und Hanotaux  '. Im Pariser  Korrespondent" vom 10. August 1904 machte Marcel Dubais überLa Question du Maroo" folgende Bemerkung: Für ein freundliches Uebereinkommen mit Deutschland   sprechen Gründe der größeren Sicherheit, an die man nicht oft genug denkt. Eine Entente mit England kann uns nicht im geringsten gegen die Gefahr schützen, die uns von der Ostgrcnze her drohen würde. Im Falle eines französisch-deutschen Krieges haben wir von Eng- lanb nichts zu erwarten.... Eine russisch- deutsch  - ftanzöfische Koalition wäre weit stärker." In seinem BucheLa. Politique franco-anglaise" plädiert Jarah für Hanotaux. dessen Wunsch es war,zusammen mit Deutschland  in der Kolonialpolitik zu marschieren, um Großbritannien   ein Halt zuzurufen. Man wallte die ägyptische Frage wieder eröffnen und England zwingen, Aegypten   zu räumen.... Aber die geschickte Politik Hanotauxs' wurde von seinem Nachfolger nicht fortgesetzt, und sobald wir uns von Deutschland   entfernten, müßten wir früher oder später nach der Seite Großbritanniens   schwenken." Und denselben Gedanken vertrat auch Reclus   in seinem Buche DäcKons l'Asie, prenons rAfrique", der für ein allgemeines Ab- kommen mit Deutschland   eintrat; nach ihm würde ein großer deutscher   Staatsmann während des BurenkriegeS folgenden Ausgleich zwischen Deutschland   und Frankreich   erzielt haben: Er würde eine Weltkarte zur Hand genommen und vor allem einen Strich durch die Niederlande   gemacht haben. Holland   und seine kolonialen Besitzungen an Deutschland  . Belgien   und Kongo  an Frankreich  . Jndo-China fällt an Deutschland  , Kamerun   und Togo   an Frankreich  ; sodann unterhalten wir unS in fteundschaft- sicher Weise über Elsaß-Lothringen  ." Aber gerade einen solchen Ausgleich konnte England nicht dulden bemerkt Kapitän Sorb in seinem Buche(Juittous la Mediterranhe", und England habe es verstanden, die ftanzöfische Diplomatie so zu umgarnen, daß sie sich in seine Arme warf. Ebenso bekämpfte Renid Mller in derRevue Positique' vom 10. November 1904 das Abkommen mit England, das er als ein- fettig zugunsten Englands betrachtete. DieS war vielfach die Stimmung in Frankreich   bis zum Jahre 1906. Zufrieden mit der englischen Entente waren nur die Sozialisten, da sie überhaupt für den Frieden sind. Seitdem hat sich die Stellung Frankreichs   zurütotsnts cordiale" wesentlich verändert. Die Haltung Englands auf der Konferenz m AlgeciraS   hat das Vertrauen der französischen   Politiker zur Politik Englands befestigt. Die deutsche   Diplomatie stellte sich bei ihrer Behandlung der Marokko  -Affäre drei Ziele. Ersten? sollte Delcassö das Ministerium deS Aeußern verlassen. Zweitens sollte die ftanzösisch- englische Entente einer Belastungsprobe unterworfen und ihre Schwäche vor aller Welt aufgedeckt werden. Drittens sollte Frankreich   zur Ferry- Hanotouxichen Politik zurückkehren. Die ftanzösisch-englische Entente hat jedoch die Probe glänzend be» standen. Der Ausgang der Marolkokonferenz ist eine Stärkung Englands und Frankreichs   im europäischen   Konzert und die fast völlige Isolierung Deutschlands  . Die Mittelmeermächte sind der- einigt die lateinische Union ist eine Tatsache geworden, und auf ihrer Seite steht Großbritannien.   Preußische Knuten-Anbeter. Der sonst recht gut informierte Berliner   Korrespondent der offiziösenRussischen   Telegraphen-Agentur" berichtete dieser Tage, daß etwa 7000 Russen die Ausweisung auS Berlin   zu befürchten haben. Demgegenüber erklärt Berlins   Polizeipräsident, Herr von BorrieS: Zurzeit befinden sich ungefähr 7000 unbemittelte oder wenig bemittelte beschäftigungslose Russen(darunter 6500 Juden) in Berlin  . Es liege die Befürchtung nahe, daß diese Ausländer über kurz oder lang dem stävtischen Armenwesen zur Last fallen, zudem sei eine Anzahl van ihnen bereits durch ihr Verhalten den Behörden..lästig" geworden, ergo müssen wächcntlich 59 bis 60 Russen ausgewiesen werden!! Sollten die übrigen lästigen Ausländer trotz gütlicher Aufforderung sich nicbt freiwillig aus Deutschland   entfernen und weiterhin unserer Bevölkerung und den Behörden zur Last fallen, so würbe man gleichfalls zu ihrer direkten lusweifung schreiten müssen U Herr von BorrkeS unierläßt es mit bekannter Polizei-GrunL- lichkeit, anzugeben, wodurch die Unglücklichen den Behörden und garunserer Bevölkerung" bereits zur Last gefallen sind. Der Beweis für diese Behauptung würde ihm auch schwer fallen. Zu Herrn von Borries' Glück aber ist August Scherl   polizeilicher als die Polizei, �uud so versetzen denn seine beiden Zeitungen den russischen Flüchtlingen einen Extra-Esclstritt, indem sie schreiben: Wie wir übrigens hinzufügen können, sind gcriibe von russischen Flüchtlingen in lehter Zeit zahlreiche Schwindeleien» Betrügereien und Diebstähle ausgeführt worden, die der hiesigen Polizei und anderen deutschen   Behörden viel zu schaffen machten." Es sei uns erlasien, dies unter den obwaltenden Umständen selbst für einenLokal-Anzeiger" geradezu als schändlich zu be- zeichnende Gebaren wehrlosen Ausländern gegenüber gebührend zu charakterisieren. Jeder anständige Mensch müßte bei dieser Charakterisierung mit unserem Strafgesetzbuch in Konflikt kommen. Wenden wir uns einer anderen Seite der Frage zu: Es zeugt von einer geradezu polizeiwidrigen Naivetät, zu glauben, daß diejenigen Russen, die jetzt nach Preußcn-Deutschland kommen, die revolutionären Elemente Rußlands   repräsentieren. Die wirk- lichen Revolutionäre werden sich schönstens hüten, unserer Polizei in die Arme zu laufen; denn die wissen, daß sie sich ebensogut gleich bei Durnowo  , Pobjedonoszew oder Trepow stellen könntenl Russische   Revolutionäre fliehen nicht nach Preußen, sondern in Kultur länder wie Belgien  , England, Amerika  , die Schweiz  . Nun muß man aber vor allem in Betracht ziehen, daß in den Augen der gegenwärtigen russischen Machthaber jeder zweite Staatsbürger Revolutionär ist, daß daher täglich nicht nur Professoren und Redakteure, sondern sogar höhere Staatsbeamte und Offiziere als Rebellen verhaftet, angeklagt und verbannt werden und daß die Denunziation eines lumpigen Spitzels hin- reichend ist, um vomtemporären Kriegsgericht" zur Deportation, zur lebenslänglichen Zwangsarbeit, zum Tode verurteilt zu werden. Es ist eine Ehre, Männer, Frauen, Kinder, die bei solchen Zuständen aus Rußland   fliehen, unter die bergenden Fittiche der Kultur zu nehmen. Doch nach dieser Ehre hat das offizielle Preußen-Deutschlaitd nie gegeizt, im Gegenteil: es hat sich stets danach gedrängt, den Peter, Nikolaus und wie sie heißen mochten blutige Liebesdienste zu erweisen. Es ist höchste Zeit, daß Preußen-Teutschland aufhört, russischer als Rußland  , sibirischer als Sibirien   zu sein. Das deutsche  Proletariat wird das Seinige dazu beitragen, den Umwandlung?- Prozeß zu beschleunigen. Deutfchea Reich. Polen   und Zentrum in Obcrschlesiei.. Der Gegensatz zwischen den Polen   und dem Zentrum in Ober- schlesien   hat durch die Aufstellung de§ Herausgebers desKatolik" Napieralski als Neichstagskandidaten für den durch die Mandats- niederlegnng KrolikS erledigten ReichStagSwahlkreiS Beuthen-Tarnowitz  eine wesentliche Verschärfung erfahren. NapieralSli, der früher stets nach Kräften für das Zentrum in Oberschlesien   eingetreten ist und noch bei den ReichStagSwahlen im Jahre 1903 den polnischen Zentrumskandidaten Krolik gegen den Polen   Steslicki unterstützte, sagt sich jetzt völlig vom Zentrum los und hält diesem in seinem Blatt ein langes Sündenregister vor. Er führt miS, wie die Partei desKatolik" seit 16 Jahren versucht hat, daS Zentrum in Oberschlesien   zu einer wirklichenVolkspartei  " umzugestalten, wie sie immer wieder Verhandlungen mit der oberschlefischen katholischen Geistlichkeit angeknüpft hat, wie aber das Zentrum stets nur die Polen   für seine klerikalen Parteizwecke auszunutzen versuchte. DaS Zentrum," heißt es zum Schluß,besitzt heute schon mehr Leute von der Anschauung des Kanonikus Franz, der im Landtage einmal sagte:Auch ich bin für die Germanisation des polnischen Volkes in Oberschlesien  , wünsche aber, daß die Germanisation eine milde und langsame und nicht eine scharfe und gewaltsame sei." In Anbetracht dessen sagte sich derKatolik": Die gemeinsame Sache mit dem Zentrum ist für dich beendet. 16 Jahre hast du daran gearbeitet, das Zentrum zu einer wirklichen Partei des oberschlefischen Volkes um- zuformen. Du gabst ihm zu erlenncn, daß du es zertrümmern kannst, und tatest es nicht. Du holfest ihm wider den Willen der Mehrzahl des oberschlefischen Volkes in den Zeiten der größten Gefahr. Du brachtest für das Zentrum außergewöhnliche Opfer. Wenn daS alles keinen Eindruck auf das Zentrum machte, so wäre jede weitere Unterstützung deinerseits nicht nur eine politische Dummheit, sondern eine direkt verderbliche Tat für das polnische Volk, für daS du arbeitest." DaS ist die Geschichte unserer Verhältnisse zur Zentrumspartei  ." Der Wahlkreis Beuthen  -Tarnowitz   geht durch die Kandidatur NapieralSkiS dem Zentrum verloren; doch bleibt die Wirkung des Schrittes auf diesen Kreis nicht beschränkt, sondern stellt dem Zentrum bei den nächsten allgemeinen Reichstagswahlen höchst erbitterte Kämpfe um seinen oberschlefischen Besitzstand in Aussicht. Bon der Strategie des Bürgerkrieges. DieLeipziger Volks- zeitung" veröffentlicht eine Zuschrift, die besagt, daß das Militär am 22. Januar in Leipzig   angewiesen worden war, eventuell nicht geradeaus in die Menge zu schießen, sondern bei dem Zielen das Gewehr auf das Pflaster zu richten. Man wollte dadurch ver- meiden, daß die große Mehrzahl der Soldaten, wie sie eS sich viel­leicht vorgenommen hatte, über die Meng« hinweg schießen würde. Bekanntlich richten die Geschosse, die mit Absicht auf das Pflaster gerichtet werden, durch den Rückschlag die furchtbarsten Ver- Wandungen an. Auf der Haager Konferenz ist von den Mächten beschlossen worden, daß im Kriege keine Waffen und Geschosse ge- braucht werden sollen, die geeignet sind, unnötigerweise Leiden zn verursachen.- Die Rücksichten, die feinolichen Truppen gegenüber beobachtet werden sollen, hält also die herrschende Klasse gegen die fordernde Arbeiterschaft, gegen Söhne des eigenen Volkes nicht für nötig!_ Wie man Knltnrpioiiicr wird. Warum JeSkovonPuttkamer, dieser leibhaftige Minister- sproß.. eigentlich den Beruf in sich entdeckte, Kullurpionier in Togo  lind Kamerun   zu werden, daS erläutert dieMünchencr Post" durch nachstehende Geschichte: In seinen fröhlichen Jugendtagen war JeSko erst Bursche deS feudalen Leipziger   Korps(jetzt eingegangen) der Meißner, und tat als solcher später das ebenso feudale weißbestürmerte Korps der Freiburger Hassoborussen aus. Beide Korps waren aber genötigt infolge gewisser sehr unschöner Handlungen, ihm nicht nur das Band zu ent­ziehen, sondern ihn ouminkaniia(als ehrlos) zu exkludieren, ihn also für der Ehre vollständig verluftig zu erklären. Man denke, daS geschah dem Sohn des allm ä ch. tigen Ministers, daraus kann man auf die Handlungen einen Rückschluß ziehen. Vater Puttkamer setzte es dann nachdem sein Sohn natürlich gänzlich unmöglich für den Staatsdienst durch die Exklusion gemacht war nach vielen Jahren nur durch die mächtige Unter- stützung desalten Herrn" Otto Bismarck   durch, daß diese Exklusion in perpcwelle Demission(Ausschluß für immer) umgewandelt ward, womit die Ehre fteilich nur auf das notwendigste geflickt wurde. Jm Jnlande ging das Dienen noch immer nicht, so wurde der Junge nach Afrika   expediert, um dort denHäuptllngenzuimponieren."-. ZentrumSkritik«n der Morokko-Affare. Unter der Stichmarke:Ein zweites Olm ütz" beschäftigt sich ein Berliner   Mitarbeiter derKöln  . Volksztg." mit dem Ans- gang der Marolko-Konferenz. Er stehe, schreibt der Verfasser, noch immer auf dem w den Jahren 1903 und 1V04 von ihm w des