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nicht genügend Kohlen mitzuführen vermag. Es verlautete deshalb schon bor längerer Acit, daß die bisherige firitseryacht zu einem Lazarettschiff degradiert werden und als Ersah für sie eine neue größere, den fortgeschrittenen kaiserlichen Ansprüchen besser ent. sprechende Reiscyacht erbaut werden solle. Das Projekt scheint je- doch wieder fallen gelassen zu sein, denn dieHohenzollcrn" wird jetzt modernisiert, daneben aber als Spezialttgcht für besonders aus­gedehnte Exkursionen noch eine zweite Kaiseryacht gebaut. Die halbamtlicheMarine-Rundschau" weih darüber zu berichten: S. M. UachtHohenzollcrn" wird an Stelle der bisherigen vier Doppel- ssylinderkessel neun Wasserrohrkcsscl, System Schulz, erhalten und seine alten vier einfachen Zylinderkcssel gegen vier neue austauschen. Der durch Einbau der Wasserrohrkessel erlangte Ge- ivinn an Raum und Gewicht wird für schiffbauliche Einbauten und Aenderungen, welche die Seliwinrmsähigkeit des Schiffes erhöhen sollen, ausgenutzt. Insbesondere werden zu beiden seilen der Kessel Lwhlenbunker eingebaut und an Stelle der früheren zwei großen! vier kleinere wasserdichte Kesselräume abgeteilt. Die Re- paratur wird voraussichtlich über ein svahr in Anspruch nehmen und dem seit 14 Jahren tntunterbrochen in Dienst befindlichen Schiit wieder die erforderliche Sicherheit geben. Das hohe, die gesetzliche Lebensdauer für kleine Kreuzer demnächst erreichende Alter der Aacht wird trotzdem in den nach st en Jahren den Ersatz durch einen Neubau norwendig machen. Ueber den Zeitpunkt der Außerdienststcllung derHohenzollcrn" und den Uebergang der Besatzung auf den DampferHamburg " der Hamburg-Amerika-Linie wird später Bestimmung getroffen werden."_ Ein ins Wasser gefallenes Flickwerk. In der Mittwochsfitzung der sächsischen Zweiten Kammer fiel der konservative Antrag auf Abänderung der Zusamniensetzung der Ersten Kammer. Er ging insofern weiter als die RegierungS- Vorlage, als er den Industriellen für die vier ihnen z» ge- währenden Vertreter, die der König ernennen soll, daS Präsentattons- recht geben wollte. Der Antrag erlangte zwar die Mehrheit, aber nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit, da die Nationalliberalen ihn als ungenügend ablehnten. Frauenstudium. Der Senat der Jenaer Universität hat bei den Regierungen der herzoglich sächsischen Länder beantragt, künftig in allen Fakultäten die Frauen unter gleichen Bedingungen wie die Männer zur Immatrikulation zuzulassen. Bisher ließ nur die philosophische Fakultät Frauen als Hörerinnen zu. Haimover-Stadt-Lindcn, der Wahlkreis des uns soeben jäh ent- rissenen Genossen Meister, gehört seit dem Jahre 1884 zum festen Besitzstande der deutschen Sozialdemokratie. Waren 18S7 für unsere Partei nur 2387 und 1371 für die Lassalleaner gar nur 198S Stimmen abgegeben worden, so stieg die Zahl 1874 auf 8853. 1877 auf 5604, 1876 auf 6588. In diesem Jahre gelangte die Sozial- demokrotie zum erstenmal in die Stichwahl, in der sie noch erlag. Im Jahre 1881 sank unsere Stimmenzahl auf 5515 sin der Stichwahl erhielten wir 5986). Bon nun an siegte die Sozialdemokratie in den folgenden sechs ReichitagSwahlen und alle sechs Male ward Meister der Abgeordnete deS KreiseS: 1884, 1887, 1396 und 1893 in der Stich- Wahl, 1898 und 1963 im ersten Wahlgang mit 25 645(= 52,2 Proz.) bezw. 20 881(= 54,0 Proz.) Stimmen. Die Genossen deS Kreises werden sich in den ferneren Kämpfen der Treue und des unermüdlichen Fleißes ihres ersten Reichstags« abgeordneten würdig erweise». Hiidland« Italien . Rom , 3. April. sEig. Bor.) Die letzten italienischen Ersatzwahlen geben zu mancherlei Betrachtungen Anlaß und beleuchten grell die ungesunden Seiten des politischen Lebens der Halbinsel. Mm vorletzten Sonntag wurde in Sciacca (Sizilien ) der reformistische Sozialist Tasca di Cuto, ohne Gegenkandidaten gewählt. Der bloße Umstand, daß die sozialistische Parlaments« fraktion sich für Sonnino erllärte, hat genügt, um die Auf- stellung eines konstitutionellen Kandidaten zu verhüten, obwohl dieser Wahlkreis noch nie einen Sozialisten ins Parlament geschickt hat. Die 1183 Stimmen, die der vorige, jetzt verstorbene Abgeordnete Li rata bei den allgemeinen Wahlen davontrug(TaSca brachte damals auf 921). haben sich teils verkrümelt, teils dem neuen Ministeriellen" zugewandt. So ist also in einem ganz ländlichen Wahlkreise, der auf beinahe 57 666 Einwohner nur 3437 Stimm- berechtigte zählt, in einem Wahlkreise ohne merkbare sozia- listische Bewegung ein Sozialist gewählt worden, dessen mit großem klerikalem Pomp gefeierte Eheschließung vor einem Jahre die elegante Welt eifrigst beschäftigt hat! Als einen Beweis für die Unmündigkeit der sizilianischen Wählerschaft muß man auch die am letzten Sonntag fast einstimmig erfolgte Wiederwahl des Exministers Nunzio Rast in Tra- p a n i ansehen. Es ist nun das dritte Mal, daß die dortige Wähler- schaft den deS Diebstahls und Untcrschleifs überführten Minister, der als Flüchtling im Auslande weilt, zu ihrem ParlamentZvertreter , nacht, ohne daß st die Sozialisten oder die Regierungsparteien daran gedacht hätten, durch Aufstellung eines Gegentändidaten wenigstens die Stinimen derer zu z ä h l e n. die gegen dieses Per- trauensvotum protestieren. Von 3276 abgegebenen Stimmen erhielt Nasi 3226. Natürlich befinden sich hierunter Stimmen von ehrlichen Menschen, die Nast siir unschuldig halten; die meisten aber glauben zwar die ihm zur Last gelegten Dinge, finden sie abernicht so schlimm". Auch die Wahlen in B u d r i o, die am 1. April stattfanden. sind in mancher Hinsicht interessant. Dieser Wahltreis ist seit langem in den Händen unserer Partei. C o st a, der im Jahre 1900 doppelt gewählt war, trat den Kreis an B i s s o l a t i, Bissolati trat ihn 1964 an C h i e s a ab. Da hier die sozialistische Organisation sehr feste Wurzeln hat, fing man an, diese» Wahlkreis ohne weiteres zuvergeben", sobald man einen Genossen im Parlament sehen wollte! Die Reformisten des Kreises sahen einen der Ihren, den Dr. Z a n a r d i, mit einer aus poli- tischen Gründen verhängten Strafe bedroht und proklamierten, wie wir damals berichteten, ihn als ihren Kandidaten, ehe auch nur ihr derzeitiger Abgeordneter Zeit hatte, zu demissionieren. Die revolutionären Sozialisten antwortete» durch Prvklamiernng des Genossen V e r r o, der gleichfalls 14 Monate Gefängnis sitzen' muß und sich dieser Tage gestellt hat. Die Folge war die Neuwahl vom 1. d. M., bei der Zanardi 2614, Vero 469 und der Klerikale 2276 Stimmen erhielt. Also: Stichwahl zwischen Zanardi ministe­riellem Sozialisten und Ballarim, ministeriellem Klerikalen. Da die revolutionären Genossen für Zanardi stimmen werden, ist der Wahlkreis der Partei gesichert. Es fragt sich aber sehr, ob die Partei bei solchen Wahlkämpfen, die nur den Zweck haben, einen Genossen dem Gefängnis zu entreißen, an Prestige gewiimt. Gehen nicht taufende von Genossen in allen Ländern Jahr für Jahr inS Gefängnis, ohne daß man jedem ein Parlamentsmandat verschaffen kann? England. Der Wortlaut der beide» Gewerkschaftsvorlaaen. London , 2. April. (Eig. Ber.) Im folgenden geben wir den Wortlaut der beiden am 28. und 31. März im Unterhause besprochenen Gewerkschaftsvorlagen, die jetzt wie es bei allen Bills der Fall ist auf Befehl des Parlaments durch den Druck veröffentlicht wurden. I. Die Regierungsvorlage. ,1.... Eine im Verfolg eines UebereinkommenS oder einer Verbindung ausgeführte Handlung ist nicht klagbar, wenn sie zum Zwecke der Einleitung oder Förderung eines gewerblichen Konfliktes unternommen wurde, außer ivenn eine solche Handlung auch ohne Uebereinkommen oder Verbindung als eine Gesetzesübertretung klag- bar ist. 2. Eine oder mehrere Personen, die entweder im eigenen Namen oder im Namen einer Trade-Union zum Zwecke der Förderung eines gewerblichen Konflikts handeln, sind berechtigt, sich in friedlicher und maßvoller(reasonablo) Weise neben einem Hause oder Arbeitsplatze aufzuhalten, wenn sie damit nur bezlvecken, Nachrichten zu erhalten oder zu übermitteln oder irgend eine Person zu überreden, zu arbeiten oder nicht zu arbeiten. 3. Eine von einer Person ausgeführte Handlung, die zur Förderung eines gewerblichen Konflikts unternommen wurde, kann nicht als eine Schädigung des Verkehr?, des Geschäftes oder der Besdjiiftigung irgend einer Person aufgefaßt und angeklagt werden ebenso wenig als eine Beschränkung des Rechtes irgend einer Person, über ihr Kapital und ihre Arbeit frei zu verfügen. 4. Wo von einer Trade-Union ein Komitee zur Leitung eines gewerblichen Konfliktes bestellt wurde, kann eine Schadenersatzklage, die ans die Gewcrkschaftsfonds zurückgreifen will, nur dann erhoben werden, Ivenn sie sich auf Handlungen bezieht, die entweder vom Komitee selber oder von Personen, die auf dessen Ermächtigung hin handelten, ausgeführt wurden; jedoch darf eine Handlung oder eine Reihe von Handlungen dieser autorisierten Personen nicht als vom Komitee ermächtigt betrachtet werden, wenn Beschlüsse des Komitees vorliegen, die solche Handlungen verbieten oder wenn sie zur Kenntnis des Komitees gelangt durch Beschlüsse des Komitees mißbilligt und zurückgewiesen werden." Die Regierungsvorlage macht somit Klagen wegen V e r- schwörung unmöglich; sie gestattet da? friedliche Streik- postenstehen, aber inmaßvoller Weise" eine Redensart, die zu maßlosen juristischen Auslegungen Anlaß geben kann. Schließe lich macht sie die Kassen nur für die Handlungen von Streikkomitees und ihrer Agenten haftbar, aber sie öffnet den Gewerkschaften in schlauer Weise ein Hintertürchen, durch welches sie die ganze kollektive Haftbarkeit hinweg schaffen können. Gerade gegen diese Adbokatenklugheit wandte sich der Redner der Arbeiter- Partei. Er sagte, dieser Paragraph würde zu Lügen und Ehrlosig- keit führen. Wenn der kollektiven Haftbarkeit wirklich ein Ende ge macht werden solle warum durch Meuchelmord? Besser ein offener Hieb als derlei Manöver. Aber auch abgesehen von diesen Schleichwegen ist die Regierungsvorlage schwerfällig, zu wortreich und würde deshalb in der Praxis dem juristischenScharfsinn" einen weiten Spielraum gewähren. Viel einfacher und klarer ist die Vorlage der Arbeiter. II. Die Arbeitcrvorlage. 1. Eine oder mehrere Personen, die im eigenen Namen oder im Namen einer Trade-Union zum Zwecke einer Einleitung oder Fort- setzung eines gewerblichen Konflikts handeln, sind berechtigt, sich neben einem Hause oder Arbeitsplatze aufzuhalten, um in friedlicher Weise Nachrichlen zu empfangen und zu übermitteln und um irgend eine Person friedlich zu überreden, zu arbeiten oder nicht zu arbeiten. 2. Ein Uebereinkommen oder eine Verbindung von zwei oder mehreren Personen, die sich vornehmen, eine Handlung auszuüben oder ausüben zu lassen, um dadurch einen gewerblichen Konflikt einzuleiten oder zu fordern, ist nicht klagbar, wenn die Handlung, von einer einzelnen Person ausgeführt, nicht klagbar ist. 3. Eine Trade-Union ist nicht klagbar auf Ersatz von Schäden. die irgend einer Person zngefiigt wurden durch eine Handlung eines oder mehrerer Mitglieder der Trade-Union. m Die GewcrlschaftZborlage der Arbeiterpartei legt also in klaren Worten drei Punkie nieder: die Arbeiter dürfen das Picketing in friedlicher Weife ausführen; sie dürfen nicht wegen Verschwörung angeklagt werden, ihre Gewerkschafts- lassen sind nicht haftbar. Diese Vorlage hat noch den schweren Prozeß der KommissionS« beratungcn und der Lordsberatungen durchzumachen, ehe sie Gesetzes- kraft erhält und den Arbeiterorganlsationen ihre Bewegungsfreiheit wiedergeben kann. Kommunales. Stadtverordneten -Versammlung. 16. Sitzung vom Donnerstag, den b. Aprik, nachmittags 5 Uhr. Der Vorsteher Dr. Langerhcrns eröffnet die Sitzung um bVi Uhr. Zunächst hat die Fortsetzung der Beratung der Ausschuß- Vorschläge zur Vorlage wegen der am Rudolf Virchow - Krankenhause zu schassenden Abteilungen und wegen der Besetzung der Stellen der leitenden Aerzte für dieselben zu erfolgen. Bekanntlich ist der Vorschlag des Ausschusses, eine be> sondere u r o l o g i s ch e") Station einzurichten, auf lebhaften Wider *) Urologie bedeutet Lehre der Harnkrankheiten. stand in der Versammlung gestoßen, obwohl der bezügliche Ausschuß bcschluß mit 8 gegen 3 Stimmen gefaßt war. Außerdem hatten sich in der letzten Sitzung Zweifel darüber herausgestellt, ob in der Sitzung vom 22. März, die wegen Veschluhunfähigkeit nach WO Uhr abgebrochen werden mußte, die Debatte über diesen Punkt bereits geschlossen worden war. Stadtv. Bernstein (Soz.): Der Oberbürgermeister hat bor vierzehn Tagen den Aerzten die Fähigkeit zur Verwaltung der Krankenhäuser abgesprochen. Er hat vom rein juristischen Stand- Punkt aus gesprochen, seine Ansicht ist aber unhaltbar. Ich verweise auf die Praxis der Versicherungsgcsetzgebung.-Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß der Oberbürgermeister seinen Ausspruch zurück- nimmt. Was speziell die Errichtung der urologischen Station angeht, so soll dadurch den kleinen Beamten und Leuten, die nicht in der Lage sind, Hunderte von Mark für eine notwendige Spezial- behandlung auszugeben, auch im Krankenhause Gelegenheit gegeben werden, eine ausreichende Behandlung durch einen urologischen Spezialisten zu erfahren. Vom Stadtv. Sachs liegt der Antrag vor, die besondere urologische Station abzulehnen, dafür aber für die chirurgische Station außer dem Direktor einen zweiten dirigierenden Arzt an- zustellen, der in der Behandlung der Kranken vollständig selbständig sein und der Spezialausbildung in der Urologie besitzen soll. Oberbürgermeister Kirschner: Ich habe seinerzeit nur gesagt und sagen wollen, daß der ärztlich-mcdizinische Standpunkt nicht der alleinige sein kann, sondern auch die Fragen der Verwaltung berücksichtigt sein ivollen. Gegen die Organisationsfähigkeit der Aerzte habe ich nichts sagen wollen, ich brauche ja nur an Virchow zu erinnern. Wenn ein neues Spczialitätcntum in der Medizin entstehen soll, so ist das zunächst Sache des Staates, geeignete Maß- nahmen durch Universitätslehrstühle usw. zu treffen, nicht einer Gemeinde. Herr Dr. Wehl will wohltun, er will allen Kranken helfen. Wir aber von der Verwaltung haben neben der sittlichen Pflicht zunächst die rechtlichen Verpflichtungen zu erfüllen und zu prüfe», die uns durch die stcuerzahlcnde Bürgerschaft auferlegt werden.(Zuruf des Stadtv. Singer: Und das alles um den einen Urologenl) Ja, aber doch nur, weil Sie ihn haben wollen. Stadtv. Dr. Wehl(Soz.): Ich kann es nicht begreifen, daß jetzt auch seitens des Oberbürgermeisters wegen der besonderen urologischen Station im Virchow-Krankenhause so schweres Geschütz aufgefahren wird. Er weist darauf hin, daß an der Universität kein Lehrstuhl für Urologie vorhanden wäre; das ist nicht richtig! Es gibt eine außerordentliche Professur und zwei Titularprofeffurcn für Urologie. Aber die Stadt hat ja auch>n bezug der Kehlkopf- und Nasenkrankhciten eine eigene Station errichtet, im Gegensatz zum Staate. Der Ausschuß hat mit 8 gegen 3 Stimmen die Not- wcndigkcit eines solchen Spezialisten für Urologie ausgesprochen. Der Magistrat bezieht sich auf das verneinciide Gutachten des Pro- fessors Körte. Aber selbst dieser muß anerkennen, daß urologische Operationen eine Spezialausbildung verlangen. Wenn Professor Körte meint, in den 16 Jahren seiner Tätigkeit am Krankenhause Urban" sei keln Fall doli Blasenblulungen konstatiert worden- so rührt das eben daher, daß di« Erkenntnis solcher Fälle erst durch die unsterbliche Entdeckung Ritzes 1893 möglich wurde. In 16 Jahren ist die Sache also ausgereift genug, und in London , Paris , Buenos Aires haben wir spezielle Krankenhausabtcilungen für Urologie. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch noch einmal darauf hinweisen, daß nach der amtlichen Statistik von den 2331 Ab- Weisungen in den Krankenhäusern von Oktober 1965 bis Januar 1966 wieder über 566 wegen Platzmangels erfolgt sind. Gewiß ist meine Auffassung und die des Oberbürgermeisters über die Pflichten der Verwaltung verschieden. Wir haben nicht nur in engherziger Weise armenrechtliche Verpflichtungen anzuerkennen und zu erfüllen, sonst könnten wir mit unserer ganzen Sozialpolitik einpacken, wir haben auch sozialpolitisch-humane Verpflichtungen. Das liegt auch im Interesse der Verwaltung, denn durch Vor- beugung verhindern wir die Ueberfüllung der Krankenhäuser und das Anwachsen des Armenetats. Oberbürgermeister Kirschncr: Ich muß dabei bleiben, daß niemals ein ernst lich Erkrankter in der Zeit vom Oktober' 1965 bis Januar 1966 wegen Platzmangels bei den Krankenhäusern abgewiesen ist. Die 566 Fälle, von denen auf jedes Krankenhaus pro Tag ein Fall kommt, sind solche, bei denen sich der betreffende dirigierende Arzt sagte, daß diese Kranken gegenüber dringenderen- Fällen zurückstehen konnten, da bei ihnen Krankenhausbehandlung nicht erforderlich sei. In einer persönlichen Bemerkung hält Stadtv. Wehl seine Behauptung aufrecht, daß tatsächlich Fälle von Abweisungen Kranker durch die Krankcnl>äuser wegen Platzmangel erfolgt seien. In der Abstimmung wird der Ausschutzantrag mit geringer Mehrheit abgelehnt, der Antrag Sachs mit knapper Mehrheit an» genommen. Im übrigen kommen die Ausschußanträge zur An­nahme, darunter der Beschluß, eine eigene hydrotherapeu- tische Abteilung in Verbindung mit dem in e d i c o- m e ch a- nischen Institut unter einem besonderen Leiter einzurichten. Zur weiteren baulichen Ausschließung der sehr geräumigen Stadtteils zwischen Seeftraße, Müllerstraße und Rei- nickendorf ist der Erwerb von Straßenland für die Lüderitz -, Togo-, Straße 26a, Straße 21s, Straße 29 und zur Frei- legung deS Platzes Z im Enteignungswege erforderlich. Die Versammlung gibt ihre Zustimmung. Zur Anlegung der projektierten neuen Verbindungs- straße zwischen der Blücher - und Joha n n i t« r st r a ß c soll eine 722 Quadratmeter große Fläche von dem Grundstück Blücherstr. 65(Eigentümer Verth) zum Preise von 335 M. vw Quadratmeter freihändig erworben werden. Die Vorlage wird angenommen. Zum Ausbau, zur Abrundung unÄ Erweiterung der n ö r d- l i ch e n Rieselfelder ist der Ankauf von Grundstücken in den Gemarkungen Schönow , Schmetzdorf, Ladeburg und Schöner linde beabsichtigt. ES handelt sich um Ländercic», Gräben und Waldparzellen im Umfange von zirka 46� Hektar, die rund 83 666 M. kosten sollen. Die Versammlung stimmt zu. Ein von Mitgliedern aller Fraktionen unterzeichneter A n- trag Stapf geht dahin: den Magistrat zu ersuchen, durch besondere, unter fach- kundiger Führung stattfindende Besichtigungen den Stadtverordneten, insbesondere den in zweijährigen ?lbständcn neu eintretenden Mitgliedern, Gelegenheit zu geben, städtische Anstalten, Bauten und Betriebe ge- nauer und auf leichtere Wbise, als es dem einzelnen auf eigenes Unternehmen hin möglich ist, kennen zu lernen und in ihrer Fortentwickelung zu verfolgen. Nach kurzer Begründung durch den Antragsteller erhebt die Versammlung den Antrag zum Beschluß. Zur Verbreiterung der Wall straße zwischen Neue Grün- und Jnsclstraße sind Verhandlunge» mit den Eigentümern geführt worden; die Absicht des freihändigen Erwerbes der crforder- lichen Flächen ist aber an den maßlösen Ansprüchen der Besitzer gescheitert. Nur die Proposition des Fabrik- und Rittergutsbesitzers Stock, der für die von seinen Grundstücken Wallstr. 23 und 24 ab- zutretenden 299 Quadratmeter 113 966 M. verlangt, glaubt der Magistrat der Versanimlung empfehlen zu sollen. Im übrigen wird für die Grundstücke Neue Roßstr. 16 und 14 und Wallstr. 23. 29, 36,34, 35, 78 und 79 die Einleitung des Enteignungsberfahrens beantragt. Auf Antrag Haberland(A. L.) wird die Vorlage bezüglich des freihändigen Erwerbes angenommen, im übrigen an einen Ans- schuß verwiesen. Oberhalb der Eisenbahnbrücke im Zuge der Eisenbahn. straße soll für 36 666 M. provisorisch eine Hülfsbrücke für Fußgänger erbaut werden. Eine weitere Vorlage des Magistrats betrifft den Erwerb des- jenigen militärfiskalischen Straße nlandes, daS für eine Zu fahrt straße zu der geplanten Brücke im Zuge der verlängerten Eisenbahnstraße auf der linken Spreeseite erforderlich ist. Ter Fiskus hat einen Preis gestellt, der einem Preise von 264 M- pro Quadratmeter entspricht. Der Fiskus will aber mit dem Verkauf dieser Parzelle eine andere Sache verkoppeln, nämlich den Erwerb einer zirka 11 866 Quadratmeter großen Fläche boin Plänterwaldo behufs Gewinnung eines Wasserübungsplatzes für das Gardcpionierbataillon. Diese Fläche soll für 96 Mi pro Quadratmeter in Tausch gegeben werden. Der Magistrat will darauf eingehen. Auf Antrag! Dinse, dem sich Stadtv. Vorgmann(Soz.)) auch aus der Erwägung anschließt daß hier die Interessen der Stadt nicht genügend gewahrt scheinen, gehen beide Vorlagen an einen Ausschuß. Die Vorlage wegen Festsetzung einer neuen Bauflucht- linie für die Grundstücke Jüdcn st raste 28 83, vis-a-vis dem neuen städtischen Verwaltungsgebäude, hat der niedergesetzte Sonderausschuß abgelehnt; er empfiehlt, dem Magistrat an- heimzugeben, eine neue Vorlage zu machen, welche gleichzeitig die durchaus nötige Verbreiterung der Stralauer straße vom Molkenmarkt bis zur Jüdenstraße berücksichtigt. Außerdem soll der Magistrat ersucht werden, mit sämtlichen in Betracht kommenden Interessenten Verhandlungen darüber einzuleiten, unter welchen Bedingungen sie sich bereit erklären, das zur Straßen, Verbreiterung erforderliche Terrain an die Stadt abzutreten. Referent ist Stadtv. Gombcrt(A. L.). Der Ausschuß-! Vorschlag wird ohne Debatte akzeptiert. Der Magistrat legt der Versammlung das neu auf» gestellte Projekt für den Bau des Radialsystems XI der Kan alisatt on(Kostenbetrag überschläglich 19 266 666 M.)) bor mit dem Ersuchen, den früheren Beschluß von 1397, womit das damalige Projekt genehmigt wurde, aufzuheben. Die Versammlung nimmt den Magistratsborschlag ohne; Debatte an. Die Frage, ob und welche Gegenstände dem staatlichen Ver- kehrs- und Baumuseum, welches im Hamburger Bahnhofs - gebäude eingerichtet wird, hingegeben werden sollen, wird nach kurzer Debatte, an der sich Stadtv. Nathan(soz.-fortschr.), Dinse(N. L.)) und Cassel(A. L.) solvie Stadtrat Ramslau beteiligen, einem Aueschuß überwiesen, nachdem auch Stadtv. Zubcil(Soz.) sich für die Niedersetzung eines solchen ausgesprochen hat. Zum gastlichen Empfange des 5. Jnter» nationalen Kongresses für Versicherungs- Wissenschaft und des 4. Internationalen Kongresses für Versicherungsmedizin in den Festräumen des Rathauses (in der Zeit vom 16. bis 15. September d. J.X werden 6666 M, bewilligt. Die Vorlage wegen Verkaufs des Grundstückes MarkuSstr. 39 wird auf Antrag Gründe!.(Soz.), einem Ausschuß überwiesen. Gegen?L8 Uhr ist die öffentliche Sitzung beendet; die nächste Sitzung findet des Gründonnerstags wegen schon am Mittwoch. 11. April, statt,