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Nr. 242.
Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Biertelfährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 mt, wöchentlich 28 Pfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 6fg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Gonntags etlage Neue bonnement: Unter Kreuz Desterreich
Belt" 10 fg. Pe
6,30 Mt.pro Qu
band: Deutschla
Ungarn 2 Mt.,
das übrige
Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. In der Post- Zeitungs- Pretstifte
für 1892 unter Nr. 6652.
Vorwärts
9. Jahrg.
Infertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Bereins- und Bersammlungs Anzeigen 20 Pfg Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in ber Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr Abends, an Sonnund Fefttagen bis 9 Uhr Vor mittags geöffnet.
Serufprech- Anschluk Amt I, Nr. 4186.
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Parteigenossen!
Sonnabend, den 15. Oktober 1892.
Punkten der Tagesordnung nicht bereits ihre Erledigung gefunden haben.
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Die gewählten Delegirten oder Vertrauensmänner der. betreffenden Orte werden deshalb ersucht, von der erfolgten. 10. Wahl der Parteileitung und Bestimmung des Ortes, Wahl und der Adresse des Gewählten rechtzeitig Nachricht wo sie ihren Sih zu nehmen hat. an das Parteibureau gelangen zu lassen.
Da die Choleragefahr entschieden im Zurückgehen begriffen ist und mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden fann, daß die Seuche in wenigen Wochen ganz erloschen Parteigenossen! Die Wichtigkeit der Tagesordnung sein wird, so existiren heute die Gründe nicht mehr, welche läßt einen sehr starken Besuch des Parteitages erwarten. seinerzeit den Vorstand bestimmten, den Parteitag zu ver- um nun die nothwendigen Vorbereitungen rechtzeitig und schieben. Unsere Genossen in Hamburg- Altona und den von nach jeder Richtung treffen zu können, empfiehlt es sich, der Seuche am meisten bedroht gewesenen nordwestlichen wenn die Genossen mit der Wahl der Delegirten") und mit Brovinzen können heute wieder öffentliche Bersammlungen der Einsendung ihrer Anträge nicht bis zum letzten, zu abhalten, find also in der Lage, Delegirte zum Parteitage läffigen Augenblick warten. zu wählen und diesen zn besuchen.
Der unterzeichnete Parteivorstand beruft deshalb den diesjährigen Parteitag auf:
Montag, den 14. November, nach Berlin
das Lokal zu den Konkordia- Sälen, Andreasfraße 64, ein.
Die Adresse des Lokal Komitees, sowie die von
demselben im Interesse der Delegirten zu treffenden Maßnahmen und Anordnungen werden rechtzeitig bekannt gegeben werden.
Mandatsformulare sind durch das Partei
bureau zu beziehen und wird, sobald dieselben fertig sind,
eine bezügliche Bekanntmachung erfolgen. Alle auf den Parteitag bezüglichen Zuschriften, Wünsche, Anfragen 2c. sind nur an das Parteibureau:
Nach§ 8, II. Absatz unserer Partei- Organisation find Anträge der Parteigenoffen für die Tagesordnung des Parteitages bei der Parteileitung einzureichen, die dieselben spätestens zehn Tage vor der Abhaltung des Parteitages durch das offizielle Partei Organ bekannt zu zu richten. geben hat."
Um letzteres zu ermöglichen und da die eingehenden Anträge Anträge vor ihrer Veröffentlichung erst einer Ordnung und Sichtung unterzogen werden müssen, ersuchen wir die Anträge bis spätestens 1. November an das
Als provisorische Tagesordnung ist festgesetzt: Montag, 14. November, Abends 7 Uhr, Vorbersammlung. Konstituirung des Parteitages. Fest- Parteibureau unter der Adresse segung der Geschäfts- und der Tagesordnung. Wahl einer Mandats- Prüfungskommission.
Dienstag, 15. November und die folgenden Tage: 1. Geschäftsbericht des Parteivorstandes.
Berichterstatter: Richard Fischer. 2. Bericht der Kontrolleure durch August Kaden . 3. Bericht über die parlamentarische Thätigkeit der
Reichstagsfraktion.
Berichterstatter: Paul Singer.
4. Die Maifeier 1893.
Berichterstatter: Albin Gerisch. 5. Der internationale Arbeiterkongreß in Zürich . Berichterstatter: Ferdinand Ewald. 6. Das Genossenschaftswesen, der Boykott und die KontrollSchußmarte..
Berichterstatter: J. Auer.
7. Die wirthschaftliche Krise und ihre Folge: der allgemeine Nothstand.
Berichterstatter: W. Liebknecht .
8. Der Antisemitismus und die Sozialdemokratie.
Berichterstatter: A. Bebel.
9. Berathung derjenigen Anträge aus den Reihen der Parteigenossen, welche bei den voraufgehenden
Feuilleton.
einzusenden.
Da laut Beschluß des Parteitags in Erfurt neben dem Geschäftsbericht des Partei- Vorstandes auch der Bericht über die parlamentarische Thätigkeit der Reichstags- Abgeordneten dem Parteitag gedruckt unterbreitet werden soll, so werden diese Berichte, um eine genaue Kenntnißnahme schon vor den Verhandlungen zu ermöglichen, den Delegirten schon vor Beginn des Parteitags zugesandt werden.
darf.
werden;
2. die Mitglieder der Reichstags- Fraktion; 3. die Mitglieder der Parteileitung.
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J. Auer,
Mit sozialdemokratischem Gruß Der Parteivorstand.
Diellagende Steuerziffern.
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Einkommen in der heutigen bürgerlichen Gesellschaft ist von Die aller Gerechtigkeit hohnsprechende Bertheilung der jeher eine Thatsache gewesen, die ohne unser Zuthun eine große Agitationskraft für die sozialistische Bewegung aus übte. Jeder Mensch bethätigt sich im Erwerbsleben nach Kräften, der eine mit mehr Erfolg als der andere. Daß aber dabei solche Unterschiede im Einkommen herauskommen müssen, wie sie die heutige Ordnung" in dem Gegen saz zivischen einem Rothschild und einem Fabrikarbeiter herauskommen läßt, das kann eben nur, natürlich" gefunden § 9. Der Parteitag bildet die oberste Vertretung der werden von einem- Rothschild . Deshalb wäre eine Statistik Partei. der modernen Einkommensverhältnisse das Menetekel an der Zur Theilnahme an demselben sind berechtigt: Wand des Palastes der Bourgeoisie; sie riefe ihr ständig zu, daß 1. die Delegirten der Partei aus den einzelnen Wahl- bie Verhältnisse unmöglich auf die Dauer so bleiben können, treifen, mit der Einschränkung, daß in der Regel fein daß der Umsturz" kommen muß und eben deshalb giebt Wahlkreis durch mehr als 3 Personen vertreten sein es feine eigentliche und genaue Einkommensstatistik in den Infoweit nicht unter den gewählten Vertretern des bürgerlichen Staaten; die Bourgeoisie fürchtet sich mit Wahlkreises Frauen fich befinden, können weibliche Recht vor dem Eindruck der Ergebnisse auf die Massen, sie Vertreter in besonderen Frauenversammlungen gewählt schreit Zeter und Mordio, wenn jemand genauer ihren Entbehrungslohn" feststellen will. Einen schwachen Ersatz haben von jeher die Steuerlisten liefern müssen; fie bilden das einzige Register, in dem wenigstens Die Mitglieder der Reichstags Fraktion und der Partei Andeutungen und Spuren davon zu finden sind, wie leitung haben in allen die parlamentarische und die geschäftliche Leitung der Partei betreffenden Fragen nur berathende Stimme. die Güter dieser Erde, die Früchte des Schweißes Der Parteitag prüft die Legitimation feiner Theilnehmer, der arbeitenden Klassen vertheilt werden. Um Andeutungen wählt seine Leitung und bestimmt seine Geschäftsordnung selbst. und Spuren kann es sich bei diesen Steuerlisten einfach desOberstlieutenants v. F. so von Schmerz überwältigt wurde, ein Ort von ungefähr 50 Nummern, lagen acht Tage daß ich eine Stunde lang die heißesten nach der Schlacht 700 Berwundete. Nicht sowohl ihr Thränen vergoß und mich trotz des Aufwandes meiner Jammergeschrei als ihre trostlose Verlaffenheit drang zum ganzen moralischen Kraft kaum zu fassen vermochte. Obgleich Himmel empor. In einer einzigen Scheune waren allem ich als Arzt gewohnt bin, menschliches Elend in allerlei Ge- 60 dieser Unglücklichen aufgeschichtet. Eine jede ihrer stalt zu erblicken und in der Ausübung meines Berufes es Wunden war an sich schon schwer, durch den hilflosen Zulernte, den Jammer der gequälten menschlichen Natur zu erstand, den Mangel an Pflege und Nahrung waren dieselben Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner . tragen, so entquollen doch in der That hier meinen Augen hoffnungslos geworden; fast alle waren brandig. ZerWie in Horonewos, so hatte die Hölle noch in unaufhaltsame Thränen. Hier in Roßniz war es, wo ich fchoffene Glieder bildeten nur noch faulende Fleischstücke, am zweiten Tage, als ich erfannte, daß unsere Kräfte solchem Gesichter nur noch eine mit Schmutz bedeckte, zerronnene So war es in Sweti, in Hradeck, in Problus. Gelen anderen der umliegenden Ortschaften ihre Filialen. Glend nicht gewachsen seien, den Wuth verlor und zu ver- Blutmasse, in welcher eine unförmliche schwarze Deffnung Go binden aufhörte." den Mund vorstellte, welchem gräßliche Töne entquollen. in Pardubit, wo, als es die ersten Breußen besetzten, Die fortschreitende Verwesung trennte ganze abgestorbene über tausend Schwerverwundete, Operirte und In welchem Zustand waren diese 600 Männer Theile von diesen elenden Körpern. Lebendige liegen neben Leichen zwischen Verscheidenden und solchen, welche ihr Ende dies mit Wahrheit zu schildern. An den noch immer für welche die Würmer sich rüsten. Amputirte umherlagen, theils sterbend, theils schon gestorben,( diesmal spricht Doktor Naundorff). Es ist unmöglich, Todten gebettet, die in Fäulniß überzugehen beginnen und 2inmal wissen fonnte, welches Landes Kinder sie waren. waren; im Fieber funkelnde Blicke irrten forschend ersebuten. Viele nur in blutigen Hemden, daß man( nicht offenen Wunden saugten die Mücken, mit denen sie bedeckt Diese sechzig Menschen, sowie der größte Theil der Alle die, welche noch Spuren des Lebeus in sich trugen, umher und suchten nach irgend einer Hilfe übrigen, lagen seit einer Woche auf derselben Stelle. Mantel, Hemd, Ihre Wunden waren entweder gar nicht, oder nur in unSchmerzen ihrer Wunden, und nur den Tod gleichwie um Fleisch und Blut bildeten bei den meisten eine widerliche zureichender Weise verbunden worden; seit dem Tage der eine Wohlthat flehend." Mischung. Würmer begannen sich darin zu Schlacht lagen sie, unfähig sich von der Stelle zu bewegen, Roßniz," so schreibt Doktor Brauer in seinen Briefen, erzeugen und einzufressen. Ein abscheulicher nur mangelhaft genährt, ohne hinreichendes Wasser. Unter " Roßniz, dieser Ort, dessen Bild bis in meine Sterbestunde Geruch erfüllte jeglichen Raum. Alle diese Soldaten sich ein durch Blut und Unrath verfaulendes Lager, so ver or meinem Gedächtnisse stehen wird, Roßnik, wohin ich lagen auf der nackten Erde, nur wenige fanden etwas brachten fie acht Tage! Lebendige Leichnamte, durch deren am 6. Tage nach der mörderischen Schlacht von den Johannitern Stroh, auf welches sie ihren elenden, verstümmelten Körper zuckende Glieder eine vergiftete Blutwelle nur noch träge geschickt wurde und wo das größte Elend, welches sich mensch betten konnten. Einige, welche nur lehmigen, durch ihren Umlauf vollendet. Sie hatten noch nicht sterben sich sind dem Schlamme und sie erwarten, je wieder Tage herrschte. Ich fand daselbst unsern R. mit 650 Ver- desselben halb versunken; sie vermögen nicht, sich aus ihm lebendig zu werden? Was ist dabei des Staunens werther" wundeten, welche in elenden Scheunen und Ställen, ohne emporzuarbeiten; andere liegen in Verpflegung, mitten unter Todten und Halbtodten, theil- lichen Schmutzes, den zu beschreiben jede Feder sich sträu- Lebenskraft der menschlichen Natur, welche das erduldet weise seit Tagen in ihrem eigenen Rote lagen. Hier war ben muß." es, wo ich nach Errichtung des Grabhügels des gefallenen'
Nagbrua verboten.)
Die Waffen nieder!
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und noch zu athmen vermag, oder der Mangel an zuIn Masloved" so erzählte Frau Simon so erzählte Frau Simon- reichender Hilfe?"
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