Einzelbild herunterladen
 

Ur. 100. 23. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Des Weltfeiertags wegen erscheint am Mittwoch­morgen keine Nummer des Vorwärts", dafür aber am Spätnachmittag eine Extraansgabe.

Die Revolution in Rußland . Genosse Parvus verhaftet!

Nach einer Meldung der Zeitung Nascha Schisn" ist Genosse Parvus vor kurzem verhaftet und nach der Peter Paul- Festung gebracht worden.

Genosse Barbus weilte bereits seit dem November vorigen Jahres in Rußland , wo er sich in aller Deffentlichkeit journalistisch betätigte. Nachdem die Reaktion ein wenig Luft bekommen hatte, war einer ihrer Hauptstreiche die aber­malige Knebelung der Presse. Nunmehr gehört auch Genosse Parvus zu den eingekerferten Märtyrern der Freiheit! Gapon

Petersburg, 28. April. ( Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur.) Eine Dame, die sich für die Geliebte Gapons ausgab, besuchte den Advokaten Maroline und er­zählte ihm, Gapon habe den Februar in Petersburg verbracht, wo Arbeiter, die den von ihm geschaffenen Organisationen angehören, und eine junge Jüdin ihn besucht hätten. Sie selber sei nach Finn­ land gereist, während Gapon in Petersburg verblieben sei, um seine Geschäftsangelegenheiten zu regeln. Im März sei er mit der ge­nannten Jüdin zu ihr gekommen. Später seien beide abgereist und hätten sie ohne Barmittel zurückgelassen; sie glaube, Gapon sei tot. leber die Geldmittel Gapons befragt, erklärte fie, Gapon habe aus dem Auslande 14 000 Frant mitgebracht, die er bei dem Crédit Lyonnais deponiert habe. Die Arbeiter hätten erklärt, daß sie Gapon 20 000 Rubel anvertraut hätten, die er ebenfalls bei dem Crédit Lyonnais und zwar auf seinen eigenen Namen hinterlegt habe. Die Arbeiter seien um ihr Geld besorgt für den Fall, daß Gapon tot sein sollte.

Kriegsgerichtliche Blutarbeit.

Kiew , 30. April. Das Kriegsgericht verurteilte vom hiesigen Sappeurregiment wegen der Meuterei am 18. November 1905 drei Feldwebel zum Tode, neunzehn Sappeure zu Zwangsarbeit, 62 Sappeure zu Disziplinarstrafen. Drei Offiziere und zehn Mann wurden freigesprochen.

Die Bombe.

Zschenstochow, 28. April. ( Meldung der Petersburger Telegraphen­Agentur.) Gegen den Wagen des hiesigen Polizeimeisters wurde heute eine Bombe geworfen, durch die dieser und der Kutscher leicht verwundet wurden. Der Wagen wurde zertrümmert. Der Täter ist unbekannt.

Politische Ueberlicht.

Berlin , den 30. April. Steuerangebinde zum 1. Mai.

-

Dienstag, 1. Mai 1906.

Denn nur mit diese entspricht der Energie, der wir als eine organisierte Unbotmäßigkeit gegen die polizeilich geregelte den ganzen Wahlkampf geführt haben, durch den wir zu göttliche Weltordnung. Bei Streiks nahm er in einseitigſter Weise gleich als Wink für die Zukunft den Beweis erbracht haben, gegen die Arbeiter Stellung. Das Koalitionsrecht wurde von seinen daß nur ein entschieden liberal und sozial gesinnter Kandidat die Gendarmen geradezu mit Füßen getreten. Kraß trat das zutage zur Eroberung des Wahlkreises nötigen sozialdemokratischen zur Zeit der sächsischen Kohlenarbeiterstreits im Jahre 1899. Stimmen an sich zu ziehen vermag. Grundsätzlich betrachtet find Damals fuhr Herr v. Metzsch zu den Zwickauer Kohlen­beide Stichwahlgegner für unsere entschieden liberalen Anhänger baronen, um sich zu orientieren und dann schickte er für die gleich unannehmbar; denn an dem Maßstabe unserer Arbeiter ein Kommando Gendarmen. Noch in aller Erinnerung ist politischen Grundbegriffe von, Vaterland und Freiheit" die Säbelherrschaft gegen die ausgesperrten Textilarbeiter in gemessen, versagen beide. Die Vorzüge des Kandidaten der Crimmitschau .

sogenannten bürgerlichen Parteien auf vaterländischem Gebiete Gegen die Arbeiterorganisationen und sozialdemokratischen Ver­werden durch die reaktionäre Stellungnahme der National- fammlungen richteten sich eine Unmenge Kleinlicher Polizeimaßregeln. liberalen auf dem Gebiete des Geistes- nnd Wirtschafts- die Versammlungsverbote jagten sich; in manchen Gegenden lebens, die durch die enge Verbindung mit dem Zentrum, dem Sachfens tvar es anfangs der 90er Jahre überhaupt Bund der Landwirte, den Antisemiten und anderen reaktionären nicht möglich, Versammlungen abzuhalten. Das rück­Parteien dokumentiert wird, reichlich aufgewogen. Umgekehrt ver- ständige sächsische Versammlungsgesetz wurde unter Meßsch zu hält es sich bei der Sozialdemokratie. Sie hat sich namentlich einem neuen Sozialistengesetz. Als sich unsere Genossen im Land­durch ihren unfruchtbaren Radikalismus in vaterländischen tage über die verschiedenartigsten Auslegungen des Versammlungs­Dingen die berechtigte Abneigung des Bürgertums in hohem rechts beschwerten, erklärte Herr v. Metzsch, die Anwendung des Maße zugezogen. Auch fernerhin hat sie deshalb unsere schärfste Gesetzes müsse dem diskretionären Ermessen der Bekämpfung zu erwarten. Wir können somit vom grundsätzlichen Polizei überlassen bleiben. Dadurch wurde jeder Standpunkte aus zu keiner positiven Entscheidung kommen. Polizist zum Selbstherrscher erklärt. kam die Zeit Die Entscheidung kann daher nur vom Standpunkt der der Nadelstichpolitik jener zahllosen und kleinlichen Maß­politischen Tagesfragen getroffen werden. die Und dann kann die regeln, Sachsen den Ruf eines Polizeistaates par Entscheidung nicht schwer fallen. Denn Wehrfragen, die uns excellence eingetragen und zum Gespött der Welt gemacht verpflichten würden, in der Stichwahl für die Nationalliberalen haben, die aber der Sozialdemokratie nur nügten. Und Herr zu stimmen, stehen nach Erledigung der Flottenfrage nicht auf v. Metsch mußte noch als Erfolg seiner Bemühungen jenen großen der Tagesordnung und sind auch in den zwei Jahren, für Triumph der fächsischen Sozialdemokratie im Juni 1903 erleben, da die diesmal gewählt wird, nicht zu erwarten. Dagegen ver- von 23 Reichstagswahlen 22 sozialdemokratische Vertreter nach Berlin pflichtet uns die Stellungnahme des nationalliberalen Kandi- entsandten. Jetzt wollte der förmlich Niedergeschmetterte der Un­daten Dr. Stein zu dem aktuellen Reichssteuer- Gesezentwurf mit zufriedenheit durch eine Milderung des Wahlunrechts steuern; aber feiner der weiteren Vermehrung ungerechten indirekten das war nicht nach dem Sinn der Konservativen. Das Flickwerk des ( Verkehrs= usiv.) Steuern, ferner die nationalliberale Herrn v. Metzsch scheiterte. Nun wollte er alles ruhen lassen. Aber Unzuverlässigkeit in der Frage des Wahlrechts und der Er- das fächsische Bolt rüttelte ihn durch eine Straßendemonstration so weiterung der Volksrechte sowie schließlich die verkehrte Wirt- wuchtig und eindrucksvoll auf, daß die Wahlrechtsfrage wieder in schaftspolitik mit der ausgesprochenen Begünstigung der fünstlichen Fluß fam, wenn auch noch nicht zum Abschluß. Herrn v. Metzsch Verteuerung aller Lebensbedürfnisse und Produktionsmittel für aber, der fich Zeit feines Lebens abgemüht hatte, die sozial­Arbeiter, Bauer und Mittelstand in Stadt und Land zu einer ent- demokratische Flut einzudämmen, fegte der Ausbruch des Volks­schiedenen Bekämpfung der nationalliberalen Kandidatur... unwillens fort. Er geht nach des Herrn v. Hohenthals eigenem

"

3

Bei dieser Sachlage muß uns der sozialdemokratische Kandidat Beugnis als Opfer der frivolen Wahlrechtsdemonstrationen", daran als das kleinere Uebel erscheinen.... Wir können rabulistische Mätzchen der Deutschen Tageszeitung" nichts empfehlen daher den Wählern der vereinigten ändern. Der Vater des Dreitlassen Wahlrechts Liberalen trotz aller Gegnerschaft gegen die wurde ein Opfer jenes Voltsunwillens, den das Sozialdemokratie, in der bevorstehenden Stich- Dreitlassen Wahlrecht hervorgerufen hat. Er wahl ihre Stimme für den Kandidaten der tapitulierte vor der Sozialdemokratie, die er so sehr gehaßt und Sozialdemokratie, Herrn Landtags- Abgeordverfolgt hat.- neten Berthold abzugeben.

"

strationen:

Deutfches Reich.

Wie weit die Wähler Korells diesem Rufe folgen werden, läßt sich mit einiger Sicherheit faum beurteilen; findet doch der Aufruf selbst in den Blättern der Freisinnigen Vereinigung Bolizeiliche Umsicht" und" Besonnenheit" in Breslau . Zur feine ungeteilte Billigung. Während die von Dr. Th. Barth Danksagung des Breslauer Polizeipräsidenten Dr. Biento. herausgegebene Nation" für die Unterſtügung unseres Genossen Berthold eintritt, druckt die Weser - 3tg." ohne ein Wort der Ent- an die Schußmannschaft bringt die Volkswacht" folgende Ju­Das arbeitende Volk demonstriert am 1. Mai gegen alle gegnung die Aufforderung der Voss. 3tg." an die freisinnigen Ausbeutung und Unterdrückung, wie sie im bürgerlichen Staate Wähler ab, für Dr. Stein einzutreten, und das Berl. Tage Sildebrandtstraße 25 geflüchtet. 1. Der 20 jährige Bierfüller Biewald war in das Haus immer rücksichtsloser und unerträglicher praktiziert wird. Wie blatt" vollführt wieder nach dem bei ihm üblichen Schema den einem Mitbewohner verschlossen worden. Plötzlich stürmtem mehrere Die Haustür war darauf von eine Gegendemonstration wirkt die heute im Reichstage be- schönsten Giertanz, indem es erst dem Wahlausschuß der ver- Polizisten in das Haus hinein, indem die Tür von außen eingerannt ginnende 2. 2. Lesung der Steuervorlagen, die zirfa einigten Liberalen das Zeugnis ausstellt, daß er seine wurde. Im Hausflur wurden meherere Bewohner von den Poli­200 Millionen Mart neuer Steuern aus den breiten Massen Stellungnahme in ruhiger und würdiger Weise begründet hat, zisten aufs gröblichste gemißhandelt. Dem Biewald, der ein des werktätigen Volkes herauspressen sollen. Die Schröpfung dann hinterher aber die Hoffnung ausdrückt, daß die frei durchaus ruhiger Mensch ist, wurde die Hand abgeschlagen! sette heute mit der Brausteuererhöhung ein. Aus der berüchtigten sinnigen Wähler der Parole des Wahlausschusses nicht 2. Der Metallarbeiter Riegner, der einen Freund auf der Steuerfommission ist die Regierungsvorlage allerdings mit folgen werden, und mit folgenden Worten schließt: einer Verminderung des Ertrages von 62 Millionen Mark" Die ganze Kampfesart der Sozialdemokratie - man muß die Anderssenstraße entlang nach der Friedrich- Wilhelmstraße zu, un Anderssenstraße nach Hause begleitet hatte, begibt sich ahnungslos auf 28 Millionen an das Plenum zurückgelangt, aber ein immer wieder an Bayern und das Bündnis erinnern, das dort seine dort belegene Wohnung aufzusuchen. In der Nähe der letzteren Verdienst um die Arbeiter hat sich die Kommission nicht er- die Sozialdemokratie mit dem Zentrum gefchloffen hat beweist, Straße stürmt plöglich eine Schar umsichtiger und entschiedener" worben, denn sie hat durch Ausfindigmachung anderer Steuern daß man auf sozialdemokratischer Seite immer den Liberalismus Schuyleute auf ihn los, die geschliffenen Säbel blindlings auf ihn reichlich gesorgt dafür, daß die Steuerlast nicht vermindert wird. als das größere lebel angesehen hat. Warum sollen wir niedersausen lassend. Der Mann flüchtet, und erhält Hieb auf Hieb. unseren Erz- und Erbfeind als das fleinere als er endlich zu sich kommt, fehlt ihm der kleine Finger Uebel betrachten? Für die Schärfe der bestehenden Gegen der rechten Hand!

Die Regierung freilich möchte neben den neuentdeckten Steuern auch die Vollbeträge aus ihren Vorlagen einheimſen, darum waren der Reichsschahsekretär v. Stengel und der preußische Finanzminister v. Rheinbaben gleichermaßen bemüht, die höhere Biersteuer als eine wohlberechtigte Be­steuerung der Trinkfähigkeit des deutschen Volkes hinzustellen. Zum soundsovielsten Male rechnete Herr v. Rheinbaben vor, daß in Deutschland zirka 1, Milliarde vertrunken werde; wieder bestritt er den Wert des Bieres als Nahrungsmittel und jammerte über die Finanznot des Reiches.

Unsere Genossen Stolle und Südekum deckten das alte Spiel auf, Steuern auf den Massenverbrauch als eine Belastung hauptsächlich der Großproduzenten erscheinen zu Lassen, während der Kapitalismus in raffiniertester Weise alles auf die Konsumenten abwälzt, also auch die Biersteuer.

-

um

der

sätze haben nach unserer Erfahrung gerade die breiten 3. Der Vorschmied Paul and will seine bei Wählermassen ein unbestimmtes, aber ganz sicheres Arbeit verspätete Frau abholen, wird aber auf der Straße von Empfinden, ein Empfinden, das vielleicht auch in wütenden Schußleuten angefallen und zu Boden geschlagen. diesem Falle stärker sein tann als die Mehrfache tiefe Verletzungen zeigen ihm die Energie und Umsicht theoretischen und taktischen Motive der Partei der Polizisten. leitung. Wir würden es lebhaft beklagen, wenn dadurch ans So weiß man doch, was Herr Dr. Bienko unter Umsicht und dem moralischen Siege, den der Liberalismus in der Hauptwahl Besonnenheit versteht!- am 25. April erfochten, eine Schlappe werden sollte."

Selbst

"

"

Klerikale Verblödung.

Die Sozialdemokraten entrüsten sich immer gewaltig, wenn man ihnen nachsagt, sie wollten teilen". Allerdings fagt ihr Programm nichts vom Teilen, aber die große Masse stelt sich zweifellos den Sozialismus in der Hauptsache als Teilerei zu gunsten der Besitlosen vor. Die Schwurgerichtsverhandlung wegen der Ausschreitungen am Schopenstehl in Hamburg hat das wieder bestätigt. Unter den angeklagten Plünderern befinden fich auch die beiden Brüder Warnemünde , bon denen einer erst im sechszehnten Lebensjahre steht. Sie be­tunden, daß ihnen damals ein Knabe mit einer silbernen Blatte und mehreren Armbändern, Broschen usw. aus dem Schopenstehl entgegengekommen sei. Auf ihre Frage, ob er denn die Sachen habe nehmen dürfen, habe der Kleine erwidert:" Oh, wir sind ja Sozialdemokraten! Wollt Ihr nicht etwas abhaben?" Da hätten sie dann einen Teil der Sachen genommen. Ist das nicht ein Beweis dafür, wie sehr den sozialdemokratischen Massen die Teilungstheorie einleuchtet?"

Da unter den Freisinnigen des Darmstadt - Großgerauer Wahlkreises viele ähnlich so denken werden, ist dem Aufruf Die Germania ", das Berliner Organ für fatholische Theologie des Wahlausschusses kein sehr großes Gewicht beizumessen; und Stumpffinn, leistet sich in seiner letzten Nummer, anscheinend mit einiger Sicherheit fann von unserer Seite nur auf die um Abwechselung in seine öden Spalten zu bringen, einen Wig.- volksparteilichen und nationalsozialen Stimmen unter den Es behauptet, daß die Teilungstheorie" tief in die sozialdemokrati­Von den bürgerlichen Parteien wandten sich nur die frei ca. 5800 Stimmen gerechnet werden, die im ersten Wahlgang fchen Waffen gedrungen sei, und führt als Beweis für diese originelle sinnigen Abgeordneten Müller- Sagan und Pachnicke auf Storell fielen, das heißt auf höchstens 2000 Stimmen; Entdeckung an, daß nach dem Hamburger Schopenstehlkrawall ein gegen die höhere Besteuerung des Bieres, die Redner der übrigen immerhin würde dieser Zuwachs unter Berücksichtigung der feiner Junge zwei jungen Burschen Armbänder und Broschen mit Barteien nörgelten gelegentlich an einzelnen Ausführungen der noch auf unserer Seite vorhandenen starken Reserven genügen, den Worten angeboten haben solle: Wir sind ja Sozialdemokraten!" Regierungsvertreter herum, um selbst aber in ebenso under- unserem Kandidaten den Sieg zu sichern.- Doch zitieren wir wörtlich: frorener Art die höhere Besteuerung des Bieres zu rechtfertigen. In widerlicher Manier wird bei der Brausteuer die Mittel­Das Ende eines Reaktionärs. standsretterei von den Steuerbewilligern betrieben. Bereits Der sächsische Minister des Innern Herr v. Metzsch in der Steuerkommission wurde von unseren Genossen nach- verläßt am 1. Mai seinen Posten, um den Platz für Herrn gewiesen, daß die weiter durchgeführte Staffelung der Steuer von Hohenthal frei zu machen. 15 Jahre hat v. Metzsch als nach der Größe der Betriebe die Aufsaugung der kleineren Minister im grünweißen Musterländchen der Reaktion ge­Brauereien durch die großen nicht aufhalte. Trotzdem wurde wirtschaftet. Er war ein Bureaukrat mit engen polizeilichen die Täuschung des Mittelstandes im Plenum fortgesetzt. Anschauungen und einer mittelmäßigen Begabung ohne Initiative. Speziell der Zentrumsredner nüßte das Blendwerk der Durch Jmmer war er weit mehr Werkzeug der konservativ- agrarischen staffelung demagogisch zur Mittelstandsretterei aus. Im Clique im Landtage als regierender Minister. Diese Clique bildete übrigen zeigte sich bei den bürgerlichen Parteien eine Interesse- unter Metzsch eine Nebenregierung mit großem Einfluß. losigkeit an den Verhandlungen, die der Sicherheit entspringt, Agrarier, und dazu stockkonservativ, war Mezzich wie geschaffen zum daß eine Konpromißmehrheit für die durchzudrückenden Staatsmann in jener Periode reaktionär- agrarischer Gesetzgebung, Steuern vorhanden ist. Die Debatte über den grundlegenden deren schlimmstes Erzeugnis das Dreitlassenwahlrecht § 3a der Vorlage wurde auf morgen vertagt. war. Der schändliche Wahlrechtsraub vom Jahre 1896 kommt mit Dienstag: Fortsetzung der heutigen Tagesordnung. auf das Schuldkonto des gehenden Herrn; er ist der Vater des jetzt noch geltenden Geldsadwahlsystems. Zweifellos war Die Stichwahl in Darmstadt - Großgerau. er auch hier zum guten Teil der Geschobene, wie immer während Der Wahlausschuß der vereinigten Liberalen für den seiner 15 jährigen Ministertätigkeit. Die Schiebenden waren in erster Wahlkreis Darmstadt - Großgerau hat endlich nach langem Linie die agrarisch fonservativen Hauptmacher. Zaudern zu der am 4. Mai stattfindenden Stichwahl zwischen In den letzten Jahren machte sich vom Innern der Regierung unserem Genossen Berthold und dem nationalliberal- konser- aus ein gewisser wohltemperierter Widerstand gegen die Politik der vativen Kandidaten Dr. Stein Stellung genommen und Mehnert und Opiz bemerkbar, der von einigen Geheimräten aus einen langen Aufruf erlassen, in welchem die Wähler des ging, die das Wirtschaftsleben im Industrielande Sachsen nicht Pfarrers Sorell aufgefordert werden, am Stichwahltage für lediglich durch die trübe agrarische Brille betrachteten. Dazu kam, Berthold ihre Stimme a bzugeben. In dem Auf- daß die Bedürfnisse des Landes in immer stärkeren Widerstand zu ruf heißt es: den agrarischen Forderungen gerieten. So ist es gekommen, daß Nach dem Ergebnis der Wahl vom 25. April hat eine Stich auch einige brauchbare Gesetze während der Amtszeit des Herrn wahl zwischen Gem Kandidaten der Nationalliberalen und dem der b. Metzsch geschaffen wurden. Sozialdemokraten stattzufinden. Wir müssen uns für einen In der Beurteilung der Arbeiterbewegung war Herr von beiden entscheiden, eine positive Entscheidung treffen. v. Metsch ganz engherziger Polizeimann; er sah in ihr nichts weiter

-

Die Beweisführung ist vortrefflich nur beweist sie, wie das ultramontane Blatt in naiver Selbsttäuschung meint, nichts für das Eindringen der Teilungstheorie" in die Massen, sondern nur, daß die Beschäftigung mit dem Geheimmis der unbefleckten Empfängnis und anderen schönen Dogmen in degenerierten Gehirnen eine unheilbare Verblödung anzurichten vermag. Was würde wohl die Kaplans­presse schreien, wenn wir uns zum Beweis für den Gedankeninhalt tahtolischer Auffassungen und Lehren auf das Zeugnis einiger kleinen Jungen oder Mädchen berufen würden?-

Offiziere und Bürgerkanaille.

Eine schier unglaubliche Meldung fommt aus Me B. Vor dem dortigen Oberkriegsgericht stand dieser Tage ein Gefreiter wegen Feigheit". Wodurch er sich die Auflage zuzog, das ist das Un­glaubliche. Drei Offiziere, die sich anläßlich des Geburtstages ihres allerhöchsten Kriegsherrn einen maßlosen Rausch angetrunken