Vorstandes. Nach demselben haben im letzten Quartal statt«gefunden: fünf Mitglieder-, eine Generalversammlung, vier Volksversammlungen und vier Flugblattverbreitungen. Die Mitglieder-zahl beträgt 64. Nach dem Kassenbericht deS Genossen Rogatt stehteiner Einnahme von 70,S3 M. eine Ausgabe von 75,35 M. gegenüber; es ist sonach ein Defizit von 4,42 M. vorhanden. Auf Antragder Revisoren wurde der Kassierer einstimmig entlastet. An Stelle desausgeschiedenen zweiten Vorsitzenden wurde der Genosse KarlSchmidt als solcher gewählt. Unter Verschiedenem wurde beschlossen.am 1. Mai abends 8 Uhr im Restaurant„Sanssouci" eine Bolls-Versammlung mit dem Thema:„Die Bedeutung des 1. Mai" ab-zuhalten; nach derselben findet gemiitlicheL Beisammensein mit Tanzstatt. Die Genossen wurden ersucht, recht rege für den Besuch derVersammlung zu agitieren.Treptow-Baums chulenweg.Die letzte Gemeindevcrtretersitziing begann ihre Tätigkeit mit derEinführung der neugewählten Mitglieder, unter denen sich auch unsereGenossen G e r i s ch und Karow befanden. In den PetitionS-ausschuß wurde Genosse Gramenz und als Schiedsmannstellvertreterfür den Bezirk Treptow Herr Professor Dr. Blumenthal gewählt.—Dem Antrag, dem Verbände der größeren Landgemeinden beizu-treten, wurde zugestimmt und die 24 Mark Jahresbeitragbewilligt.— Der Freiwilligen Feuerwehr wurden zurweiteren Ausrüstung 3470 M. überwiesen. Hierbei wurdedie höchst mangelhafte Unterstützung der Wehr durch dieHausbesitzer von allen Rednern scharf kritisiert und demGemeindevorsteher nahegelegt, hierzu Stellung zu nehmen.— Dernächste Beratungsgegenitand betraf die anbaufähige Herstellung derDorfstraße und Neuen Krugallee. Hier handelt es sich in der Haupt-fache um die Ausführung des vor zwei Jahren mit der Untergrund-bahn abgeschlossenen Vertrages, Treptow und Baumschulenweg miteiner Straßenbahn zu verbinden. Das Projekt, toelches bisherdurch das zu geringe Entgegenkommen Berlins nicht zur Ausführunggelangen konnte, scheint gesichert. Die Stadtgemeinde Berlin über-läßt jetzt Treptow in der Dorfstraße und Neuen Krugalleedie nötigen Ländereien zur Verbreiterung des Dammes auf 11,5 Meterund zur Anlegung einer Promenade, welche auf beiden Seiten jeeine Breite von 2,5 Meter haben muß. Die Gemeinde dagegenübernimmt die Pflasterung und verpflichtet sich, die anbaufähige Her-stellung der Neuen Krugallee zu beschleunigen. Auch übernimmtTreptow nach Fertigstellung der Straßen die Unterhaltung und Be-sprengung.— In nicht öffentlicher, ausgedehnter Sitzung wurdeneben anderen Vorlagen der Antrag der Lehrerschaft auf Erhöhungder Mietsentschädigung und Abänderung des Normalbesoldungs-planes für die besoldete» Gemeindebeamten besprochen und einemneugebildeten Ausschuß überwiesen, dem von unserer Seite GenosseGramenz angehört.— Einem von den sozialdemokratischen Vertreterngeäußerten Wunsche, die Sitzungen an einem bestimmten Tage statt-finden zu lasten, soll nach Möglichkeit entsprochen werden.Ueder„Jugenderziehung und Sozialismus" sprach in der General-Versammlung des Wahlvereins Genosse Julian Borchardt.In klarer und verständlicher Form behandelte der Referent diesesThema vom Gesichtspunkt des sozialistischen Erziehungsproblems.Hieran schloß sich eine kurze Diskussion, an welcher sich GenosseGramenz beteiligte. Der hierauf erstattete Kassenbericht des GenossenMickleh zeigte eine Einnahme von 760,83 M. und eine Ausgabe von372,63 M. Der Bestand von 388,15 M. wurde der Fentralkasseüberwiesen. In dem hierauf erfolgten Vorstandsbericht teilte GenosseKönig mit, daß ein neuer Beisitzer gewählt werden müsse. DieVersammlung wählte hierauf einstimnng den Genossen W. Traczyk.Genosse Lüdke erklärte hierauf sein Amt als Schriftführer niederlegenzu wollen und motivierte dies damit, daß der zwischen Treptow undBaumschulenweg vorhandene Streit zu persönlichen Störungen Ver-anlassung gegeben habe. Auf das Ersuchen verschiedener Genosten,sein Amt zu behalten, bis der Vorstand in dieser An-gelegenheit Ordnung geschaffen habe, erklärte sich GenosseLüdke zur wettere» Ausübung seiner Tätigkeit bereit.Ferner wurde beschlossen, gegen die Genossen Paul Stenzel,Bäckermeister, OttoOesterwitz„HieronymusRedlichund Hecht, Barbier, beim Parteivorstand durch den Zentral-vorstand den Ausschluß aus der Partei zu beantragen, dadieselben bei der letzten Gemeindevertreterwahl nicht gewählt haben.Wegen desselben Vergehens soll beim Zentralvorstand beantragtwerden, den bisherigen Genossen Otto K ü ch l e r, der sich vorsichtshalber selbst schon abgemeldet hat, vorläufig nicht wieder aufzu-nehmen und den Genossen O t t o Hilgert und August Sommereine Rüge zu erteilen.Stralau- Rummelsburg.Ein bedauernswerter Unfall hat sich am Sonnabendabend aufdem Bahnhof Sttalau-RunimelSburg ereignet. Der ö8jährige Eisenbahnbeamte Hermann Puhl, Kleine Andreasstr. 17, kam beimRangieren eines leeren Vorortzuges so unglücklich zu Fall, daß erüberfahren und an der Hauptschlagader schwer verletzt wurde. Balddarauf starb. P. infolge Verblutung. Der Bedauernswerte hinterläßtFrau und mehrere unmündige Kinder.Paul Gebauer, unser alter bewährter Parteigenosse, ist gesternnacht, nach kurzer Krankheit im Alter von 44 Jahren plötzlich ver-starben. Seit über 20 Jahren gehörte Gebauer als tätiges Mitgliedder Partei und auch seiner Gewerkschaft an. Seine Tätigkeit für dieGewerkschaft entfaltete er bereits im Fachverein der Klempner undspäter im Deutschen Metallarbeiterverband. Diese beiden Organisationen vertrat Gebauer auch auf mehreren Kongressen. Die Rummeltburger Parteigenossen haben seiner rührigen Tätigkeit viel zu dankenund verlieren in ihm einen äußerst tüchtigen und braven Genossen.Durch seine ruhige, zielbewußte Tätigkeit für die Partei hat sichGebauer das Vertrauen aller Genossen erworben. Das Amt desVertrauensmannes für unsere Partei bekleidete er vom Jahre 1809bis 1003. Auf dem Parteitag in Mainz vertrat Gebauer als Dele-gierter den Kreis Niederbarnim. Auch als Gemeindevertreter wirkteer für unsere Partei bis zum 1. April d. I. Außer unseren Genossentrauert die Frau und ein Sohn schmerzerfüllt um den Dahin-geschiedenen. Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 2. Mai,nachmittags ö Uhr vom Sterbehaus. Wilhelmstraße 6 aus statt.Wilmersdorf.Die Gewerkschaften sind in diesem Jahre durch da? rigoroseVerhalten der Saalbesitzer am Ort gezwungen, die am 1. Maiübliche kombinierte Gewerkschaftsversammlung in Schöneberg„Wilhelmshof" abzuhalten. Laut Beschluß der Vorstände finden sichdie Mitglieder der Gewerkschaften in ihren Zahlstellen um 9 Uhrein, um dann geschlossen nach dem Versammlungslokal zu gehen.Die Feier findet nachmittags im Birkenwäldchen-Steglitz statt.Köpenick.Ein Raubanfall wurde am Sonntag auf der Köpenicker Chausseeverübt. Das 28 jährige Diensttnädchen Berta Samter aus Posenwar in Müggelsheim gewesen und wollte nach Köpenick gehen, umauf dem dortigen Friedhofe die Begräbnisstätte des Vaters aufzu-suchen. Sie schritt die Chaussee entlang und da sie allmählich einegroße Müdigkeit verspurte, bat sie einen vorüberkommenden Kutscher,doch mitfahren zu dürfen. Das junge Mädchen setzte sich auf denWagen, doch auch dieser stockte plötzlich ivährcnd der Fahrt. WährendNUN dsr Kutscher nach einem etwas abseits in der Forst gelegenenLokal ging, um sich Wagenschmiere zu holen, blieb die S. allein aufdem Gefährt zurück Kaum war der Kutscher unsichtbar, so trat einfremder Mann auf das Madchen zu, fiel über es her und würgte esam Halse. Er versuchte dann, seinem Opfer die Tasche zu entreißen.mußte iedoch davon ablassen, da mzwiichen auf die Hülferufe desMädchens Spaziergänger hinzueilten. Der Täter ergriff die Fluchtund entkam auch leider.Weihensee.-°„Das Verhalten der Polizei gegen die Streikposten auf demBau Rutenberg" lautete das Thema, über welches Genosse Fendelin einer nach dem„Prälaten" einberufenen öffentlichen Versammlungreferierte. Redner geht auf die Entstehung der bei genannter Firmaeingetretenen Arbeitsniederlegung ein und kommt alsdann auf dasVerhalten der Polizei den Streikenden gegenüber zu sprechen. Manhabe den Streikenden zugerufen:„Faule Bande, habt wohl nichtsLust zu tun!" Derartige Ausdrücke aus dem Munde von Beamten,meint Redner, hat sich die Arbeiterschaft aufs energischste zu ver-bitten. Sollten die Beamten ihre Aufgabe dazu mißbrauchen,streikende, um Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen kämpfendeArbeiter zu beschimpfen, so hat die gesamte Arbeiterschaft Ursachegegen ein solch unwürdiges Verhalten Stellung zu nehmen. Imweiteren Verlauf schildert Referent die Art, wie man die Arbeits-.willigen nach dem bestreikten Betriebe geführt habe.— An die Aus-führungen des Referenten knüpfte sich eine lebhaste Diskussion, worinunter anderem die Judasdienste eines Straßenbahnschaffners, welchederselbe der Gendarmerie über die Streikenden machte, gekennzeichnetwurden.Zum Schluß gelangte folgende Resolution zur einstimmigenAnnahme:„Die Versammlung erklärt sich mit den Ausführungendes Referenten wie der Diskussionsredner einverstanden. Die Ver-sammelten sprechen den Ausständigen ihre Shmpathie aus und geloben, soweit es noch nicht geschehen, den Beitritt zur gewerkschaftlichen und politischen Organisation zu bewirken. Die Versammeltenverurteilen entschieden das Gebaren der Polizei den streikendenArbeitern der Firma Rutenberg gegenüber und ersuchen dieGeineindevertrettma Weißensees, Schritte zu unternehmen, um der-artige Vorkommnisse zu verhindern."Nieder- Schönhause».I» der an, 24. April stattgefundenen Generalversammlung desWahlvereins erstattete Genosse Paetzold den Bericht des VorstandesDanach haben stattgefunden: 2 Protestversammlungen, 2 öffentlicheWählerversammlungen, 3 Wahlvereinsversammlungen, 4 FlugblattVerbreitungen und 5 Vorstandssitzungen. Redner bedauerte denschwachen Versammlungsbesuch und rügt die lasche Be�teiligung bei Flugblattverbreitungen; er crmahnte, nicht nurimmer einzelnen Genossen die Parteitätigkeit zu überlassen.Die Gemcindewahlen streifend, konstatierte Redner einenstarken Stimmenzuwachs unserer Partei am Ort, sowie eineStärkung der Organisation.— Ein vom Vorstand gestellter Antrag.wonach bei Beerdigungen nur dann ein Kranz mit roter Schleifegespendet werden soll, wenn kein Geistlicher zugegen ist, wurde an-genommen. Den Kassenbericht gab Genosse Solomon, wonach einerEinnahme von 172,15 M. eine Ausgabe von 170,11 M. gegenüber�steht. Es verbleibt somit ein Bestand von 2,04 M. DieMitgliederzahl beträgt für den Bezirk Nieder-Schönhausen 240.Davon entfallen auf Nieder- Schönhausen 135. Blankenfelde 22, Mühlenbeck 51, Schildow 16 und Zühlsdorf 16 Mitglieder.Auf Antrag der Revisoren wurde der Kassierer entlastet. Nachdemnoch Genosse Schwarz eine persönliche Angelegenheit zur Sprachegebracht hatte, forderte der Vorsitzende zu reger Beteiligung für dieMaifeier auf.Herzfelde.Recht soilderbare Ailffassungen über das Versammlungsrecht derArbeiter scheint der am hiesigen Orte stationierte Gendarm zuhaben. Die Genoffen veranstalteten für die in den zahlreichenZiegeleien beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen am Sonntageine öffentliche Versammlung, in der Genosse HanS Weber einenVortrag über die Bedeutung des 1. Mai hielt. Vor Eröffnung derVersaminlung verlaugte der Gendarm, daß die anwesenden Frauenauf der Galerie Platz zu nehmen hätten. Darauf ausinerksam ge-macht, daß er mit diesem Verlangen eine gesetzwidrige Handlungbegehe, antwortete der Gendarm in der den Vertretern der Staatsgewalt eigenen Tonart, daß er andernfalls die Versaminlung auflöse! Um nicht die gutbesuchte Ver-sammlung zur Auflösung zu bringen, kam man dem gesetz-widrigen Verlangen nach. Nach Erledigung der Tages-ordnung beschäftigte sich der Referent an Hand des vor-liegenden Falles mit der Beschränkung der Versammlungsfreiheitdurch gesetzesnnkundige Beamte. Er riet den Versammelten, dasBureau mit einer Beschwerde an den Landrat zu beauftragen, damitdem Herrn Gendarmen die Gesetzesparagraphen besser instruiertwerden. Als die Ausführungen Beifallsrufe und Zustimmungsklatschen der Versammelten auslösten, verbat sich der Gendarm beimVorsitzenden diese Beifallsäußerungen, widrigenfalls er dieVersammlung auflöse! Allgemeines Gelächter wurde natiirlich durch die Bekanntgabe dieses Verlangen? hervorgerufen. Mitdem Verspreche», daß zur nächsten Volksversammlung alle Männerihre Frauen mitbringen würden, erreichte die Versammlung dank derMithülfe des Gendarmen ihren agitatorischen Zweck.Karlshorst.Ein heftiger Zusammenstoß eines Automobils mit einem Last-wagen fand am Sonntagmorgen auf der Frankfurter Chaussee inder Nähe von Karlshorst statt. Das Auto, auf welchem sich zweiHerren und zwei Damen befanden, stlhr mit großer Schnelligkeitdie Chaussee entlang und wollte an der genannten Stelle einem vorihm fahrenden Planwagen ausweichen. Hierbei sauste der Kraft-wagen mit voller Gewalt gegen ein entgegenkommendes Laststihrwerk,wobei da? Auto teilweise zertrümmert wurde. Die Insassen wurdenauf die Chaussee geschleudert, erlitten jedoch nur unerhebliche Verletzungen.Ober- Schöneweide.Die Illumination am gestrigen Abend machte einen großartigenEindruck in ihrer Schlichtheit. In welcher großartigen Weise dieMetallbetriebe im Orte bewacht werden und welchen Schrecken dieHerrschenden vor dem Maifest haben, wird dokumentiert durch dasAufgebot von Gendarinen, welche, wie im vorigen Jahre, hier, ein-quartiert sind. Die Meister, Vorarbeiter und Vorarbeiterinncn beruhigen die Gemüter der Wankenden damit, daß ihnen die Anwart-schaft auf Meister- und Vorarbeiterposten versprochen wird. Auchwird getröstet, die liebe Schutzmannschaft steht demjenigen bei,der am 1. Mai zur Arbeit geht. Diese Lockungen sind nichts weiter,als die Versprechungen der Feinde, welche Euch und Euer gutesArbeitergewiffen töten wollen. Darum, Arbeiter und Arbeiterinnen,bleibt am 1. Mai der Arbeit fern, daß niemand Euch des Verrateszeihen kann. Ein geplanter Umzug durch das Dorf ist auf jedenFall verboten, er wird polizeilich verhindert.Nowawes- Neuendorf.Eine Gemeindevcrtretersitzung fand am Sonnabend in Neuen-dorf statt. Nach Einführung der Neu- resp. wiedergewählten Ge-meindevertreter unterzog unter geschäftlichen Mitteilungen derGemeindevorsteher Obst die von uns bereits verschiedentlich be-lenchteten Arbeiterverhältnisse in der Deutschen Jutespinnerei-A.-G.einer scharfen Kritik. Er führte aus, daß die Zustände, die durchdie Heranziehung ausländischer Arbeiter nach NowaweS-Neuendorfvon genannter Firma herbeigeführt werden, unhaltbare gewordensind; die Gemeinde habe deshalb alle Ursache, sich damit zu be-schäfttaen und auf eine Aenderung hinzuwirken. Nicht nur in Neuen-dorf, sondern auch in NowaweS herrsche eine Empörung über dieseBerhältniffe, es habe sich auch die dorttge Vertretung bereits mit der Sachebefaßt. Wenn die Firma Arbeitskräfte brauche, möge fie höhereLöhne bezahlen. Um diesen Zuständen ein Ende zu machen, habesich Redner jetzt mit dem Aintsvorsteher, dem Landrat und demRegierungspräsidenten in Verbindung gesetzt, und sei zu hoffen, daßdiese Maßnahmen tteffen, welche die durch die ausländischen Arbeiterdrohenden Gefahren von uns abwenden. Gemeindevorsteher Döring,Direktor obiger Firma, erklärte, daß die Ausfi'ihrungen des Ge-meindevorstehers auf vollständiger Unkenntnis der Sachlage beruhen:die Löhne, welche die Firma zahle, seien sehr gute und dieArbeiter damit vollständig zufrieden; es sei nicht wahr, daßdie Leute durch langfristige Konttakte gebunden seien, siekönnten zu jeder Zeit die Arbeit aufgeben; im übrigen herrschehier im Orte taffächksch ein Arbeitermangel, wie die Arbeitergesucheanderer Bettiebe in auswärtigen Blättern beweisen; die ganze Sachewerde nur aufgebauscht, um von einer gewiffen Seite ausgeschlachtetzu werden. Nachdem sich einige andere Vertreter vollständig aufden Standpunkt des Gemeindevorstehers gestellt hatten, erwidertedieser, daß er seine Ausführungen voll aufrecht erhalte; die Löhnefeien allerdings hier höher als in den Gegenden, wo die Arbeiterdurch die Agenten der Firma hergeholt werden, aber die Lebens«Verhältnisse seien auch hier bedeutend teuerer als dort; zu ihm seienverschiedentlich Arbeiter gekommen, die ihn um Rat baten, wie siewieder nach ihrer Heimat kommen könnten, er konnte ihnen abernicht helfen, da sie— entgegen den Ausführungen des Herrn Döring— durch langfristige Verträge gebnnden waren.— Nach Er-ledigung dieses Punktes beschloß die Vertretung die Ausschreibungder Arbeiten zur Erbauung eines 26 klassigen Schulhauses ander Dorkstraße; dasselbe soll auch ein Brausebad und zwei Wannen-bäder enthalten, welch letztere eventuell auch von den Ein-wohnern mitbenutzt werden können. Zur Ausführung der Arbeitensollen nur Neuendorfer Unternehmer herangezogen werden.— DieRäume, welche jetzt die Volksbibliothek im Rathause inne hat, sindbei der steigenden Frequenz derselben nicht mehr ausreichend. Dader Verein für Volksbildung um Bewilligung einer Unterstützungersucht hat, wird beschlossen, ihm eine im Souterrain des Rathausesbelegene Wohnung im Werte von 300 M. für die Bibliothek zuüberlassen; sollte derselbe aber anderswo billigere Räume erhalten,so sollen ihm 300 M. in bar überwiesen werden. Nach Erledigungeiniger weniger wichtiger Vorlagen wurde die öffentliche Sitzunggeschlossen.Mariendorf.Vier Arbeiter schwer verunglückt. Ein folgenschwererGerüst ein st urz ereignete sich gestern gegen abend in derLankwitzerstraße 22 zu Mariendorf. Vier Arbeiter wurdendabei so schwer verletzt, daß sie mittels Krankenwagen nach dem BritzerKreiskrankenhause an der Ringchaussee geschafft werden mußten.lieber den bedauerlichen Vorfall haben wir folgendes festgestellt:Das Grundstück Lankwitzerstraße 22 ist Eigentum der E n g l i s ch e nG a s a n st a I t, und zwar wird jetzt dort ein sogenanntes Retorten-haus neu aufgeführt. Vier Arbeiter einer Kölner Baugesellschaftwaren nun auf einem Hängegerüsb in einer Höhe von zirka15 Metern damit beschäftigt, im Innern des Neubaues die eisernenWände durch Nieten zu befestigen. Plötzlich gab das Gerüst nach,und im nächsten Augenblick stürzte es mit den vier Arbeitern in dieTiefe. Der Aufschrei der Verunglückten und das Gepolter derBretter alarmierte die in der Nähe tätigen Arbeiter zur Hülfe-leistung. Schnell waren die Kollegen unter den Trümmern hervor-gezogen. Vier Angestellte der Gasanstalt, die in Samariter-diensten ausgebildet sind, nahmen sich der Verunglückten an undlegten ihnen unter Beihülfe des inzwischen eingetroffenen ArztesDr. Wilkens-Mariendorf die ersten Verbände an. Die Verletzungenwaren aber so schwere, daß alle vier unverzüglich nach dem BritzerKreiskrankenhause übergeführt werden mußten. Am schlimmsten istder Arbeiter P u s ch aus Maricndorf verletzt. An seinem Aufkommenwird gezweifelt. Aber auch die Verletzungen der anderen dreiKollegen geben zu Besorgnissen Anlaß. Die Ursache des Einsturzesist noch nicht genau festgestellt, doch scheint sie darin zu liegen, daßein �-förmiges Hängeeisen gebrochen ist. Die Untersuchung ist ein-geleitet.Spandau.Wegen Flugblattverbreitung zur Gemeindestichwahl in Neu-Staaken am Sonntag, den 26. November 1905, hatten sich die Ge-nossen Schlosser Hermann Richter und Maurer Albert Dräbert vordem hiesigen Schöffengericht zu verantworten. Die Anklage be-hauptete, daß die Genossen die Flugblätter auf der Dorfstraße ver-teilt hatten, in der Verhandlung wurde aber nur erwiesen, daßRichter ein Flugblatt in einem Hof verteilt habe. Gegen Dräbertwar gar nichts erwiesen. Die Angeklagten hatten selber zugegeben.Flugblätter nur in den Häusern und Hausfluren verteilt zu haben.Das Gericht verurteilte sie zu je 5 M. Geldstrafe, indem es ,on derAnsicht ausging, daß die Hausflure auch als öffentliche One an-gesehen werden müßten. Die Berusimgsinstanz wird hoffentlch an-gerufen werden.Eine Milchpantschcrin, die Frau Albertine Schröder atS derPichelsdorferstraße wurde zu 100 M. Geldsttafe verurteilt.ISozialdemokratischer Lese- und Diskutierklub„Sud-Ost».Morgen Mittwoch, abends 8'/, Uhr, bei Tolksdorf, Görlitzerstraße 18.Vortrag des Genossen Mahlo:„Politische Zeit- und Streitfragen".Deutscher Arbeiter-Abftinentenbund. Ortsgruppe Berlin. Mittwoch.den 2. Mai, abends'1,9 Uhr. im„Englischen Garten", Aleranderstraße 27g.Versammlung. Vortrag: Zllkohoi und Nervensystem. Reserent Dr. med.H. Fischer, Nervenarzt. Diskusfion. Gäste willkommen.Vermischtes.Ein flüchtiger Gemeindevorsteher. Nach Unterschlagung von14 550 M. ist der Gemeindevorsteher Otto Rümenapp aus dem hinterdem neuen Palais belegenen Dorfe Eiche in der vorigen Wocheflüchtig geworden. Rümenapp hatte vor einigen Jahren das Berg-restaurant auf dem Krähenberge bei Caputh aufgegeben, weil dessenBetrieb nicht lohnend war. Er betrieb zugleich eine große Gärtnerei.die er nach Eiche verlegte, wo er sich in der Nähe der Kirche einGrundstück kaufte, um dort zugleich eine Geflügelzüchterei zuetablieren. Bald hatte er das Verttauen der Einwohner Eiches erworben. Im vorigen Jahre wurde er zum Ortsvorsteher gewählt.Er hat das ihm entgegengebrachte Vertrauen jetzt arg mißbraucht.Die Gemeinde hatte in einem Subhastationstermin das Grundstückdes Bauunternehmers Schulz für 14 550 M. erworben, wozu dasGeld aus der Nauener Kreiskasse entnommen werden sollte. DieFormalitäten sollten am Freitag in einer Gemeindevertretersitzungerledigt werden, die Rümenapp einberufen hatte. Er wartete dieseSitzung aber nicht ab, sondern fälschte eine Vollmacht, fuhr amMittwoch nach Nauen und hob dort aus der KreiSkasse den Betragab. Mittag? fuhr er dann mit dem Schnellzug nach Hamburg. Vondort schrieb er seiner Frau, daß er nach Amerika auswandere, seineFrau und seine beiden Kinder sollten später nachkommen. FinanzielleSchwierigkeiten haben Rümenapp zu der Tat veranlaßt.Berliner Marktpreise. Aus dem amtlichen Bencht der städtischenMartthallen-Direktion. Rindfleisch la 65—68 pr. 100 Pfund, IIa 55-64.nia 50-54, IVa 40—49, engl. Bullen. 00—00, dan. Bullen- 00— 00,Holl. Bullen. 00-00. Kalbfleisch. Doppelländer 105—120, la 82-02,Da 68— 80, INa 54-66. Hammelfleisch la 60—70, Ha 54—60.Schweinefleisch 58-64. Kaninchen 0,70-0,95. Hichner. alte, Stück 1,50-2,25,alte per Pjd. 0,00, junge, per stuck 0,70—1,50. Tauben, junge0,55-0,65, alte 0,00. Enten, junge, per stuck 1,85-2.40. per Pfd.00-00. Hamburger per Stück 3-4,50. Ganse, zunge. per Psd. 0,95-0,98,per Stück 4,00-6,50. Hechte 108,00. Schleie, groß 97.00. Bleie 00-00, malt00—00. Aale, groß 94.00. mittel 00-00, Lein 00-00, unsortiert 00,00.Plötzen 49,00. Flundern, pomm. I. P. Schock 4-8, Kieler, Stiege la4-7, do. mittel, per Kiste 2-4. do. klem, per Kiste 00-00. Bücklinge.schweb, per Wall 0,00. norm. 0.00. Holland. 2. Kieler 2-3.50. Sttalsunder3,50—4. Aale, groß, per Psd. 1,10—1,30, mittel 0,80-0,90, klein 0,50-0.60.Sprotten. Kieler. 2 Wall 2,00, Elb- per Kiste 0,00-0.00. Sardellen.1902er. per Anker 78,00, 1904er 76 00, 1905« 74,00. Schottische Bollheringe1905 00—00, large 40-44, fall. 36—38, med. 33-35. deutsche 37-44.�eringe, neue Matjes, per /, Tonnen 60—120. Hummern, IIa, 100 Psd.)— 00. Krebse, per schock, groge 00,00, mittelgroße 00,00, kleine 00,00,unsortiert 0.00. Eier. Land-, per Schock 00-00, frische 3,00.Butter per 100 Psrmd, la 117. IIa 112—116, lila 109-111, ab-jallende 108—112. Saure Kurken, Schock 3,50—4 M., Pfeffergurken 3,50—4 M.Kartoffeln per 100 Pfd. magn. von. 2,10-2,35, rote Dabersche 2,00-2,20,runde weiß- 1,80—2,00. Wirsingkohl, Holl., per Schock 8,00-24.00. Weiß-kohl dän., per Schock 7,00—9,00, Rotkohl, Holl,, per Schock 16,00—24,00.Grünkohl, per 100 Psd, 00-00. Rüben, weiße 00-00, Teltower 00-00.Kohlrüben, per Schock 2.50-4,50, Holl., 5-6.eingegangene DrucKfdmften.Notleidende Agrarier betitelt sich eine soeben von unserem München«Parteiverlage G. Birk u. Co. herausgegebene Broschüre von Bruno Schmitt.Die Schrift enthält eine Fülle von neuem und bei Wahlen verwendbaremAgitationsmaterial.— Der Preis für die 43 Seiten starke, geschmackvollbroschierte Schrift beträgt 40 Ps._Verantwortlicher Redakteur: Hans Weber, Berlin. Für den Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co.. Berlin SW.