Nr. 101. 23. Jahrgang.
2. Beilage des„ Vorwärts" Berliner Volksblatt. Donerstag, 3. Mai 1906.
Wendepunkte der neueren deutschen Geschichte.
2. Erstes Erwachen des Bürgertums( 1780-1800). In dem zweiten Vortrage, den Genosse Maurenbrecher in Kellers Saal hielt, behandelte er das vorstehende Thema, worüber er in der Hauptsache etiva folgende Ausführungen machte: Der im vorigen Vortrage geschilderte Sieg der Fürsten in Deutschland ist nicht darauf zurückzuführen, daß die Fürstenklasse eine elementare Kraft des Fortschrittes in sich verkörperte, sondern die deutsche Fürstentlasse siegte lediglich deshalb, weil eine andere Klasse, welche die Herrschaft in Deutschland hätte übernehmen fönnen, nicht vorhanden war. Die Kraft des Bauerntums war im Bauernkriege gebrochen worden, die Macht der Städte war zurückgegangen infolge der Verschiebung der Welthandelsstraßen und so fiel die Herrschaft der Fürstenklasse zu, obgleich dieselbe eine rüdständige Klasse war. England und Frankreich , deren jedes sich zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiete zusammengeschlossen hatte, fahen es in ihrem Interesse gern, daß in Deutschland feine Einheit zustande kam. Das Ausland fand es am bequemsten und seinen Interessen am besten dienend, daß in Deutschland die Fürsten an der Herrschaft blieben. Deshalb erhielten denn auch die deutschen Fürsten Unterstützung vom Auslande, sie schlossen Bündnisse mit dem Auslande, förderten ausländische Interessen und dienten wiederum mit ausländischer Hülfe ihren eigenen Interessen. So waren die deutschen Fürsten die antinationalste Klasse. Was es an nationalen Bestrebungen in Deutschland gab, das hat sich gegen die Fürsten durchgesezt. Aber trotz der Schwäche ihres Ursprunges und der Zufälligkeit ihres Sieges beherrschte die Fürstentlasse in Deutschland etwa von 1600-1750 die Kultur. Sie hat immerhin fleine fulturelle Fortschritte gebracht, aber nicht eigene Gedanken, nicht eigene Kulturideale hat sie verwirklicht, sondern was ihr an Stulturleistungen zugeschrieben werden kann, das hat sie dem Geistesleben und der Kultur der westeuropäischen Staaten entlehnt. Auf diese Weise kam von der kapitalistischen Kultur Westeuropas etwas nach Deutschland , obgleich hier teine eigene tapitalistische Kultur vorhanden war.
Mit dem Emporkommen der kapitalistischen Kultur war in Westeuropa eine neue Denkweise entstanden, die nicht mehr bestimmt war durch religiöse Anschauung, nicht durch den Glauben an das Walten überweltlicher Mächte, sondern die eingegeben und bestimmt war durch das Rechnen und Handeln in der gegenwärtigen Welt. Das Kapitalistische Wirtschaftsleben hängt eng zusammen mit ber Aufstellung von Berechnungen und Kalkulationen. Die Methode des Rechnens, die Anwendung der Mathematit, die sich im Wirt schaftsleben als überaus erfolgreich erwiesen hatten, wandte man nun auch auf die Naturbetrachtung an. Bei dieser vernunftgemäßen Betrachtung der Natur kam man zur Erkenntnis des Gesetzmäßigen in der Natur, und damit war dem Wunderglauben, wie überhaupt den religiösen Vorstellungen der Boden entzogen. Die Natürlichkeit wurde unter dem Einfluß der kapitalistischen Denkweise die Grundlage der Weltanschauung und so entstand jene Geistesrichtung, welche man als Rationalismus bezeichnet, eine Dentweise, welche sich in allem auf eine bernünftige Grundlage stellen, welche alles messen, wägen und berechnen will.
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Gegensatz zum höfischen Rationalismus und bringen die religiösen aus, von Aerzten, die dabei ihr eigenes Interesse im Auge haben. Gefühle wieder neu zur Geltung. Auf anderem Gebiet zeigt sich Dieser Vorwurf, zugunsten der Gruppe Unfallstationen in die Welt das Hervorbrechen des Gefühlslebens in jener Literatur, die sich hinausgeschleudert, muß in der Tat erheiternd wirken. die empfindsame nennt. Dahin gehört unter anderem Goethes Amüsant ist auch die Behauptung, mit dem bisherigen Zustand " Werther ". Bis in die Mitte der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts sei das Publikum ganz zufrieden, und ihm sei es gleichgültig, reicht die Periode der Empfindsamkeit, die natürlich keine politische von wem diese Einrichtungen unterhalten werden, ob von der Stadt Ausbeute bringen konnte. Das erste Stück des jungen Goethe: oder von Privaten. Wenn Interessenten anfangen, sich auf das ,, Göz von Berlichingen", kann man, wenn man es heute liest, ein Bublifum" zu berufen, dann wird es Zeit, Schluß zu machen. politisches Stüd nennen. Es ist eine leidenschaftliche Anklage gegen Hoffentlich führen unsere Gemeindebehörden den Schluß recht bald den Fürstenhof. Aber der Dichter war sich der politischen Seite herbei, indem sie endlich das gesamte Rettungswesen übernehmen feines Stückes gar nicht bewußt, denn bald nachdem er diese leiden- feinem zuliebe und feinem zuleide, nicht der Rettungsgesellschaft schaftliche Anklage gegen den Fürstenhof geschrieben hatte, wurde und nicht den Unfallstationen- lediglich zum Besten der Stadt er Minister des Herzogs von Weimar . Schiller ist der einzige Berlin . Vertreter jener Periode, der politische Leidenschaft in seinen Werken verkörperte. In seinen Jugenddramen:" Die Räuber "," Fiesto", Klagen über Schulnot finden sich in bürgerlichen Blättern. tabale und Liebe" tobt ein Sturm sozialer Empörung. Dann Wie das möglich ist? Sehr einfach! Ausnahmsweise sind es einfolgte eine Pause in Schillers dichterischer Tätigkeit und dann mal nicht Gemeindeschulkinder, die unter Mangel an Schulräumen erschien sein„ Don Carlos", ein Stüd, in dem die Gedanken der zu leiden haben, sondern höhere" Schüler. Und in solchen franzöfifchen Revolution verherrlicht werden, deren Verwirklichung Fällen besinnt sich die bürgerliche Presse sofort auf ihre Pflicht, aber vom Fürsten erwartet wird. Das ist die Schwäche der ganzen Lärm zu schlagen und Abhülfe zu fordern. bürgerlichen Literatur jener Zeit, daß fie gar nicht auf den Ge- Die Schulnot, über die man sich aufregt, herrscht in Moabit. banken kommt, das Bürgertum selber könne feine Ideale verwirl- Bekanntlich wird nach Mbabit das Friedrichswerdersche lichen, sondern daß sie ihre Hoffnung vielmehr auf den aufgeklärten hymnasium hinausverlegt. Da die Schulverwaltung bis zur Fürsten setzt. Die Fürsten aber hatten ein entgegengesetztes Intereffe, Fertigstellung des erforderlichen Schulhauses nicht warten wollte, nämlich die Grhaltung der ausbeuterischen Seite des Fürstentums. so wurde die Errichtung von Schulbaracen beschlossen. Für Von dieser Seite war eine Verwirklichung der bürgerlichen Jdeale die Vorschulklassen sollten sie bis zum Beginn des Sommerhalb nicht zu erwarten, beim Bürgertum selbst fanden die Vertreter jahres fertig werden, aber sie wurden es nicht. Als die Vorseiner Ideale auch kein tatkräftiges Entgegenkommen und so tam schüler, so wird in einem der Blätter des Mosseschen Verlages gees dann, daß Schiller in seinen späteren Werken nur noch der Be- flagt, fich am Gröffnungstage einfanden, waren die Baracken no ch schäftigung mit der Kunst, der Einkehr des Menschen in sein Innen- unfertig, und Handwerker arbeiteten noch an ihnen. Es roch leben das Wort redet. Das Jdeal soll den Menschen über die nach Farbe, die Luft war feucht und dumpfig, das Thermometer Wirklichkeit erheben. Das ist der Grundton der deutschen Klassischen zeigte faum 6 Grad. Ein Unterrichten in diesen Räumen war unLiteratur, die mit bewußter Absicht an den bestehenden Zuständen möglich, Lehrer und Schüler mußten wieder heimkehren. An den nichts ändern will, die eine Wendung zum Besseren von der Zeit er- folgenden Tagen erging es ihnen nicht besser. Immer wieder hofft und das höchste Glück des Menschen in der Kultur der eigenen mußten fie die unfertigen Baracken fliehen, so daß die Osterferien fich Persönlichkeit sieht. Die deutschen Klassiter in Literatur und noch um einige Tage verlängert haben. Und ähnlich wird die SachPhilosophie haben den Gedanken vom Adel der Persönlichkeit, von lage in anderen Blättern dargestellt. der Gleichheit alles dessen, was Menschenantlig trägt, scharf Nun, das sind Vorkommnisse und Zustände, wie wir sie auch herausgearbeitet. Sie haben in diesem Sinne Unbergängliches ge- in neuen Gemeindeschulhäusern erlebt haben, ohne daß die Presse leistet. Die tiefsten und erhabensten Gedanken der bürgerlichen der Befizenden sich darüber echauffiert hätte. Aber es handelt sich Literatur jener Zeit leben heut in der Arbeiterklasse. Auf die eben diesmal nicht um Aschenbrödel Gemeindeschule, sondern uni politischen Zustände ihrer Zeit haben die Gedanken der deutschen die Vorschulklassen eines Gymnasiums. Ja, Arbeiter, das ist ganz bürgerlichen Biteratur feinen Einfluß gehabt, sie haben an den poli-' was anderes! Interessant ist, daß jezt von jener Seite die Schultischen Zuständen nicht das geringste geändert. Dieselben waren baraden als überhaupt mangelhaft bezeichnet werden. Dabeim Abschluß dieser Periode noch ebenso, wie sie im ersten Vor- mals, als die Schulbaraden in Berlin auffamen, waren fie cin trage dargestellt worden sind. Wann eine Aenderung in den staat- bortreffliches" Mittel, dem irgendwo auftretenden Bedürfnis nach lichen Verhältnissen eintrat, das wird im nächsten Vortrage erörtert Gemeindeschulhäusern rasch abzuhelfen. So wurden sie uns wenig= werden. stens geschildert und angepriesen. Jezt aber, wo auch einmal eine höhere Schule mit Baraden vorlieb nehmen soll, erkennt man diesen Notbehelf sofort als unzulänglich. So ändern sich die Zeiten und die Anschauungen!
Partei- Angelegenheiten.
Adlershof . Heute abend 8 Uhr findet in Meißners Saal die öffentliche Versammlung statt, in welcher Genosse Wilhelm Miethte über„ Die Religion im Dienste der Kirche" sprechen wird. Bahlreiches Erscheinen der Parteigenossinnen und Genoffen wird erwartet.
Eine Konferenz der sozialdemokratischen Gemeindevertreter und Stadtverordneten Groß- Berlins findet am Sonntag, den 6. Mai, präzise 12 Uhr mittags, im Gewerkschaftshause zu Berlin , Engel- Ufer 15, Saal 1, statt, um zu einer Reihe schwebender Fragen Stellung zu nehmen. As borläufige Tagesordnung ist festgestellt: 1. Die Verkehrspolitik Groß- Berlins. Referent: Stadtverordneter Hugo Heimann - Berlin . 2. Armen- Krankenpflege.
Referent: Stadtverordneter Pa u I Hirsch Charlottenburg.
3. Die Notwendigkeit von Zweckverbänden. Referent: Stadtverordneter Paul Singer Berlin . Nur mit Legitimationskarte versehene Teilnehmer haben Sutritt.
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Den flagenden Schulfreunden wollen wir verraten, wie man der jest plöblich von ihnen entdeckten Schulnot hätte borbeugen können. Früher verfuhr man anders, wenn höhere Lehranstalten neue Schulhäuser brauchten. Da wurde furzerhand irgend eine Gemeindeschule ausquartiert, die Gemeindeschulkinder wurden in eine Mietsfaserne hineingesteckt und in die frei gewordenen Räume des Gemeindeschulhauses zogen die höheren Schüler ein, um darin zu hausen, bis ihr eigenes Schulhaus fertig wurde. So find die meisten der Realschulen anfänglich in Gemeindeschulhäusern untergebracht worden. In neuester Zeit hat sich noch ein anderer Ausweg gezeigt. Man hat Gemeindeschulen als überflüssig" erkannt, hat sie ganz eingehen lassen und ihre Häuser an höhere Schulen überwiesen, die sie gerade brauchten. Ließ sich denn nicht auch in Moabit das eine oder das andere Mittel anwenden? Die Vorschule des Gymnasiums war schon eine zeitlang in schule fonnten die Räume nicht länger entzogen werden, und so mußte dem Haufe der 13. Realschule in Moabit untergebracht, aber der Realdie Vorschule wieder wandern. Nun steht dicht neben den Baraden, die jetzt für die beklagenswerten Vorschüler aufgestellt worden sind, ein stattliches Gemeindeschulhaus. Hätte die Schulverwaltung nach altem, lieben Brauch die Gemeindeschulkinder ausquartiert und sie in die Baraden hineingesteckt, den höheren Schülern aber das Gemeindeschulhaus eingeräumt, so läfen wir heute in der bürgerlichen Preffe fein Wort der Klage über die SchulDie Schulverwaltung hat sehr unvorsichtig gehandelt, die Vorschüler des Friedrichswerderschen Gymnasiums in Baraden hinein zu nötigen. Aber das kommt davon, wenn man just das Nächstliegende überfieht.
baraden.
Der Rationalismus, der in England und Frankreich bürgerlichen Ursprunges war, fam nach Deutschland als Kultur der Fürstenhöfe, und das war ein Verhängnis, denn der Rationalismus, der in Westeuropa ein Aufklärungsmittel war und in gewissem Sinne revolutionär wirkte, wurde in Deutschland nichts weiter als ein Lugus der Gebildeten, ein Unterhaltungsmittel für die höfische Gesellschaft. Recht bezeichnend ist eine Episode aus der preußischen Geschichte. König Friedrich II. war ein aufgeklärter Mann, der allen Kirchenglauben überwunden hatte. Als aber Voltaire an den König schrieb, ev möge dafür sorgen, daß der Kirchenglaube auch bei feinen Untertanen nach und nach ein Ende finde, da antwortete der König damit, daß er die in ganz Europa vertriebenen Jesuiten in Schlesien aufnahm. Der König war der Meinung, daß für den Voltsunterricht keine besseren Kräfte zu finden seien, als diese orthodoresten Katholiken. Friedrich II. wies auch die Pfarrer und Lehrer an, dem Volke das Wort Gottes und den Katechismus zu Tehren. Er war es auch, der die geistliche Schulaufsicht, gegen die wir heute noch kämpfen, für Preußen gesetzlich einführte. Das tat der König, der für seine Berson mit allem Glauben gebrochen hatte. Das rationalistische Denken, in Westeuropa ein fräftiger Hebel der Aufklärung, war in Deutschland ein füßes Konfeft, welches die Fürsten nach dent Diner einnahmen. Demgemäß haben sich denn auch die Schattenseiten des Rationalismus: die Uebertragung des Regelhaften auf das Gesellschaftsleben, die Unterbrüdung alles Ueber die Verstadtlichung des Berliner Rettungswesens Natürlichen und die Einführung eines unnatürlichen Etiketten- wird in den Kreisen der Interessenten wieder einmal hin und her wesens, was seinen höchsten Ausdruck in der Periode des Roffoto geftritten. Die Interessenten sind ein paar Vereinigungen, die das fand, in Deutschland ganz besonders entwickelt. Rettungswesen in Berlin bisher teils gegeneinander, teils miteinDemgegenüber erhob sich dann in Deutschland felbst eine ander besorgt haben. Die eine Gruppe empfiehlt die Berstadtlichung, Opposition. Bürgerliches Denken begann zu entstehen und zu weil sie die bittere Erfahrung gemacht hat, daß das Rettungswesen den Fernsprechbetrieb in Berlin laut geworden. Obwohl darin wachsen. Das Beamtentum, im 17. Jahrhundert noch in engen Be- teine Aufgabe ist, die von der Privattätigkeit befriedigend erfüllt ziehungen mit den Fürstenhöfen stehend, verlor im 18. Jahrhundert werden kann. Die andere Gruppe fucht abzuwiegeln, weil sie keinen mit der größeren Ausdehnung der Staaten diese engen Beziehungen Anlaß hat, mit dem bisherigen Zustand unzufrieden zu sein. Die und bildete sich infolgedessen in seinem Denken zu einer mehr felb- eine Gruppe ist die Rettungsgesellschaft und ihr Aerzteständig, mehr bürgerlich fühlenden Klaffe. Bu jener Zeit tamen verein, die andere ist das Kuratorium der Unfallstationen auch aus Westeuropa Flüchtlinge nach Deutschland , welche hier neue und die dazu gehörige Gefolgschaft. Industriezweige: Goldschmiederei, Seidenstiderei, Weberei und Die Rettungsgesellschaft hat bisher auch die Meldestelle für die ondere einführten. Diese Kleinbürger hatten ein wirtschaftliches in den Krankenhäusern verfügbaren Betten gehabt. Nachdem jetzt die Interesse daran, daß ihnen für ihren Gewerbezweig eine Monopol Stadtgemeinde diese Melbestelle übernommen hat, ist die Rettungsstellung, welche die Konkurrenz ausschließt, gesichert werde. Eine gesellschaft so ziemlich pleite. Schon in einer Denkschrift vom vorigen folche Stellung fonnte ihnen aber nur der Landesfürst schaffen und Jahre, die die Uebernahme des gesamten Rettungswesens in die deshalb hatten fie ein Interesse an der Erhaltung der Kleinstaaterei, städtische Verwaltung vorschlug, hat die Gesellschaft mit dürren denn der Fürst war es, der ihnen ihre Eristenz sicherte. Diese Worten erklärt, daß fie in finanzielle Schwierigkeiten geraten müsse, bürgerliche Klasse war zwar voll modernen rationalistischen Dentens wenn ihr die Stadtgemeinde nach Uebernahme nur des Bettennach und dadurch von der Fürstenkultur emanzipiert, aber ihr Denken weises die aus dem Stadtfäckel gewährte Subvention fürze. Wir stand im Gegensatz zu ihren wirtschaftlichen Interessen, die ja von haben nunmehr die städtische Meldestelle für verfügbare tranfenden Fürsten abhingen. So konnte der Rationalismus bei dieſem betten gefriegt, und gleichzeitig ist im Etat für 1906 die Subvention Bürgertum nicht revolutionär wirken und keine politischen Folgen an die Rettungsgesellschaft von bisher 30 000 M. auf 20 000 M. zeitigen. herabgesetzt worden. Ein Ausschuß ärztlicher Vereine für das Die Entwidelung, welche die deutsche Klassische Literatur und Rettungswesen" agitiert jezt für die Verstadtlichung des gesamten Philosophie auf dieser Grundlage genommen hat, ist: Opposition Rettungswesens mit großem Eifer. Er hat in einer an den Magistrat gegen alles Gefünftelte und Geschminkte, was der höfischen Kultur und die Stadtverordneten gerichteten Eingabe die Leistungen der anhängt, und das Streben nach Darstellung eines ursprünglichen gleichfalls von der Stadt fubventionierten Unfallstationen nicht sehr Gemütslebens, der Ungebundenheit des elementaren Gefühls. Das liebenswürdig fritisiert. Das mußte begreiflicherweise das Kura ist die seelische Stimmung dieser bürgerlichen Kultur. Eine solche torium der Unfallstationen stark verschnupfen, und so geht nun durch Stimmung fann nicht zur Revolution treiben, sondern sie muß die Bürgerlichen Blätter ein Hin und Her von Erklärungen. schließlich abbiegen in eine ideale, übersinnliche Welt, in der sie Befriedigung findet und nicht daran denkt, an den Tatsachen des realen Lebens etwas zu ändern.
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Das Reichspostamt versendet folgendes Schreiben: In der lebten Zeit sind in der Bresse mehrfach Klagen über manche Uebertreibungen und Verallgemeinerungen von einzelnen Unregelmäßigkeiten enthalten waren, die in einem so großen Betriebe nie ganz zu vermeiden sind, so wird doch zugegeben werden müssen, daß zurzeit im Berliner Fernsprechbetriebe an die Geduld der Teilnehmer manchmal erhöhte Anforderungen gestellt werden. Die Ursache liegt barin, daß sich gegenwärtig die ge famten Fernsprecheinrichtungen, Leitungen wie Aemter, im Umbau befinden. Vor einigen Jahren ist damit begonnen, das Fernsprechnet von Groß- Berlin zum Doppelleitungsbetrieb auszubauen und zu diesem Zwecke die bis dahin meist oberirdisch geführten Leitungen als Kabel in die Erde zu verlegen. Die Ausrüstung des Leitungsnetzes mit Doppelleitungen bildet die Grundlage für einen den modernen Anforderungen genügenden Fernsprechbetrieb. Die unterirdische Führung gibt Sicherheit bor Störungen. Der Ausbau des unterirdischen Doppelleitungsnebes ist jetzt bis auf einen fleinen Teil im Nordwesten von Berlin vollendet. Sieran muß sich die Neuausrüstung sämtlicher Vermittelungsämter in Berlin und seinen Vororten mit dem gegenwärtigen Stande der Technik entsprechenden Einrichtungen schließen. Augenblicklich sind die Arbeiten am weitesten fortgeschritten in den Aemtern 6 in der Lüßowstraße, 7 in der Blankenfeldestraße und in Charlottenburg ; die Inbetriebnahme dieser Aemter wird im Laufe des Sommers stattfinden. Das Amt 2 in der Turmstraße, in dem die Arbeiten gleichfalls im Gange find, wird dann bald folgen; für den Umbau der übrigen Aemter haben die Arbeiten begonnen. Mit der Fertigstellung der neuen Amtseinrichtungen wird die Das Kuratorium der Unfallstationen versichert, es habe gar Ursache der meisten bisherigen Klagen beseitigt sein. Der Kurbel nichts gegen die Berstadtlichung des gesamten Rettungswesens, wenn anruf fällt fort, das Amt erhält sein Signal vom Teilnehmer nicht dabei die Berufsgenossenschaften zu kurz fommen. dadurch, daß er seinen Hörer vom Saten nimmt und infolgedessen Die Entwickelung des bürgerlichen Geisteslebens in der zweiten Die Berliner Unfallstationen stehen, wie man weiß, in regen Beim Amt eine Glühlampe aufleuchtet. Ueberhaupt treten statt der Hälfte des 18. Jahrhunderts läßt sich weniger zeitlich als inhalt- zichungen zu den Berufsgenossenschaften und diese wünschen, daß bisherigen Fallklappen und sonstigen Zeichen in den Vermittelungslich- in drei Stufen scheiden: die Anfänge, die Zeit der Gefühls- die Unfallstationen die übernommenen Verpflichtungen" ihnen ämtern Glühlampen in Tätigkeit, die sich als das wirksamite überwallung und die Zeit der Klassischen Ruhe. Auf der ersten gegenüber nach wie vor erfüllen. Von der anderen Seite, von Signalisierungsmittel in Amerita bewährt haben. Der Teilnehmer Stufe steht Leffing. Seine Bedeutung besteht darin, daß er dem Aerzten der Rettungsgesellschaft, wird erwidert mit einem Hinweis hat ferner nur mit der Beamtin des eigenen Amts zu tun. Gefühl des bürgerlichen Selbstbewußtseins, weldjes in Gegensatz zur auf die bekannten Gründe, die einst dazu geführt haben, daß Berlin Ueber das eigene Amt hinaus wird fünftig der Teilnehmer höfifchen Kultur tritt, Ausdruck verleiht. Bessing ist der erste überhaupt mit Unfallstationen beglüdt wurde. Die neue Ein- nicht mehr zu rufen haben; den Anruf, sowohl des gewünschten deutsche Dichter, der bürgerliche Gegenstände auf die Bühne brachte richtung sollte zunächst lediglich dem Interesse der Berufsgenossen - Teilnehmers wie der anderen Aemter, besorgen die Beamtinnen. und für bürgerliche Freiheit eintrat. Es liegt aber ein tragisches schaften dienen. Da aber der Gewinn, den man davon erwartete, Endlich werden automatische Schlußzeichen eingerichtet, das find Berhängnis darin, daß sowohl Leijing, wie die ganze bürger- nicht nach Wunsch ausfiel, verwandelten sich die Unfallstationen Glühlampen, die aufleuchten, sobald die Teilnehmer ihren Hörer liche Literatur jener Zeit fein Publikum fand, das den literarischen schleunigst in eine gemeinnüßige" Einrichtung, damit auch andere wieder anhängen. Die Beendigung des Gespräche wird also der Bertretern bürgerlicher Gedanken eine Eriftenz sichern konnte. Leute in die Bage tamen, zu den Unterhaltungskosten beizutragen. Beamtin durch ein besonderes Zeichen sichtbar, so daß sie die VerSo mußte denn auch Bessing, dieser fühnste Geist des deutschen Dieser Dinge wurden früher immer nur im Vorwärts" rückhaltlos bindung sofort trennen kann, ohne sich in die Leitung einzuBürgertums, sein Leben fristen als Bibliothekar in Wolfenbüttel , beleuchtet. Daß jetzt fogar in der bürgerlichen Bresse von Aerzten schalten. Die bekannte Kontrollfrage: Sprechen Sie noch?" also als Angestellter eines Fürsten, des Herzogs von Braunschweig . an sie erinnert wird, das wird im Kreise der Interessenten, die sich fällt fort. Ungefähr gleichzeitig mit Leffing einsehend, bildete sich nach unt die Unfallstationen gruppieren, anscheinend als sehr peinlich Bis zur Beendigung des Umbaues aller Berliner Aemter 1770 in der deutschen Literatur die Periode des überschäumenden empfunden. Bon wohlunterrichteter Seite" fommt eine gepfefferte werden noch 1%-2 Jahre vergehen. Während der UebergangsGefühls heraus. Die Bertreter dieser Richtung, die ihren höchsten Antwort. Sie wirft der Gruppe Rettungsgesellschaft vor, der Rufzeit müssen manche Unguträglichkeiten in den Kauf genommen Ausdruck in Klopstods Messias" sand, stellen sich in einen nach Berstadtlichung gehe nur von einem Kleinen Teil der Aerzteschaft werden, die teils aus den fortdauernden Arbeiten an den Leitungen
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