i« Ungarn nichts weniger als believt ist, hat aber jeden- falls eine gewisse symptomatische Bedeutung.— Rnstland nnd die Pforte. Hand in Hand mit dem rreteusischen Aufstand und den bulggrisch-serbischen Mord- geschichten geht eine diplomatische Kampagne, welche die russische Regierung gegen die Türkei eröffnet hat, zu dem zwiefachen Zweck, die Anerkennung Bulgariens als selb- ständigen Staats unter der Oberherrlichkeit des Sultans zu verhindern, und die Oeffnung der Dardanellen für russische Kriegsschiffe zu erzwingen. Die Türkei soll bezüg- uch der Dardanellen scharf ablehnend, bezüglich Bulgariens aber„dilatorisch", d. h. ausweichend geantwortet haben. Wir wissen nicht, ob das richtig ist, wir wissen aber: so wenig die Katze das Mausen, läßt Rußland das Jntriguiren und Hetzen; und so lange der schwache Gladstone in Eng- land am Ruder ist, haben die Russen auch keinen Grund, sich anderer Praktiken zu befleißigen.— Weh mir» ich habe gefiegt! so kann Frankreich ausrufen, wenn es nach D a h o m e h blickt. Dort hat General Dodds, der trotz seines höchst unfranzösischen Namens die französische Expedition kommandirt, wieder emmal gesiegt, aber unter so bedenklichen Umständen, daß er froh sein muß, wenn er noch heiler Haut zurückkommen kann. Es hat sich auch in Dahomeh wieder gezeigt, daß d:e Afrikaner das gemeine Kriegshandwerk sehr leichl lernen, und wir können uns hierüber nur freuen. Das„Erobern" hört dann von selbst aus, und wenn europäische Kriegsleute durchaus in Afrika Lorbeeren sich ernten wollen, dann wögen sie auch gleich drüben bleiben.— Nfrikanischcs« EinTelegramm des Gouverneurs, Herrn von Soden, meldet, daß am 8. d. M. bei einem Zusammenstoß wi� Eingeborenen(den Wahehes) Lieutenant Brüning mit i Soldaten gefallen sei. Tie Eingeborenen hätten sich aber znrnckgezogeu. Die Nachricht klingt sehr verdächtig; es scheint eine Schlappe verdeckt werden zu sollen.— Nachschrift. Inzwischen eingetroffene Nachrichten erheben es über jeden Zweifel, daß die Kolonialtruppe wieder eine Schlappe erlitten hat. Die Eingeborenen zeigten sich kriegstttchtiger als früher. Wir finden diese Erscheinung überall in Afrika. — In Samoa soll es wieder unruhig hergehen.„Das Volk will von den Europäern nichts wissen." In richtiges Deutsch übersetzt heißt das, die Eingeborenen und die Amerikaner, die Samoa als eine amerikanische Meer- Etappe betrachten, wollen nicht dulden, daß die Engländer und Deutschen dort irgend welchen politischen Einfluß aus- üben.— Lockspitzliches auS Amerika . Der Dollar des Bourgeois wetteifert mit dem Rubel deS Zaren. Tie politischen und religiösen Differenzen der Bourgeoisie schwinden gegenüber dem Proletarier. Seine demokratische Gesinnung hindert den Carnegie nicht, sich zur Nieder- schmetterung der Arbeiter des Pinkerton'schen Gesindels zu bedienen, und ebenso wenig verschmähen es die republi- konischen Gebieter, sich gleich dem verrufenen Napoleon der weißen Blousen und des LockspitzellhumS zu bedienen. Dem„Philadelphia-Tageblatt" entnehmen nnr folgendes: In Chicago wurde vor einiger Zeit ein gewisser Samuel Herzberg als Polizeispitzel entlarvt und aus der Arbeiter- bewegung entfernt. Der Mensch war aber nicht blos Spitzel, sondern Loctspitzel nnd vom M a y o r(Bürgermeister) der Etadt, Hempsiead Washburne, angestellt, um Attentate k. z a f a b r i z i r e n. Ta ihm dies nicht gelang, so wurde er seines Dienstes entlasse» und rächt sich nun dafür, indem er den Bürgermeister an den Pranger stellt. Wenn man auch einem solchen Individuum sonst nicht wohl glauben kann, so haben feine Angaben in diesem Falle das Gepräge innerlicher Wahrheit. Dieser Herzberg sagt in einer beschworenen Aus- sage folgendes: „Samuel Herzberg, unter Eid, erklärt und behauptet, daß er vom L7. November 1381 bis zum L3. September 1882 in Diensten des Mayors Washburne und des Polizeichess McClaughrey als Geheimpolizist thätig war. und daß er sich genöthigt sah, am letztgenannten Datum seine diesbezügliche Thätigkeit einzustellen, da es ihm nicht gelang, sein Gehalt für die Monate August und September zu bekommen. Ter Genannte erklärt ferner, daß er beauftragt war, Ge fellschasten und Vereinen mit anarchistischer Tendenz beizw treten, um über die Vorgänge»nnerhalb dieser Organi sationen dem Mayor und dem Polizeichef Bericht zu erstatten, und daß er diesen freiwillig über- »ommenen Verpflichtungen, für welche er vom Polizeiche bezahlt wurde,«achgelommen ist. In, Monat Marz dieses Jahres theilte Hcinpslead Washburne dem Herzberg imt, daß die von letztcrem gelieferten Berichte nicht den gehegten Er- Wartungen entsprächen. Es sollte irgendetwasgethan werden, da der Mayor Washburne gerne ein halbes Dutzend jener Leute— der Anarchisten— ins Zuchthaus schicken möchte. Ferner frug der Mayor den genannte» Herzberg, ob er nicht gewillt wäre, Mitglieder anarchistischer Gesellschaften zu allerlei Thorheiten, Herstellimg Bomben u. während er Avenue. s. w., zu veranlassen. als Lockspitzel thälig war, m Herzberg Nr. 1b30 von wohnte, 1630 Wabash archistischen) »Allein ich fügt weiter hinzu, daß er Mitglrcd(des an- Ardeiterbundes v* des Debattirklubs wurde war nicht i«Stande, den Herrn Washburne zu besnedigen, denn»--«">« Berichte waren nicht sensationell genug. Er ver'-i"gte,'ch solle dafür sorgen. daß etwa«-»eschehe, was zu einer Anarchisten- heke lassung böte, aber der Polizeichef wollte dap-.-- nichts wissen und sagte mir, ich solle die Finger davon „Nur einmal ist mir ein Streich, der sich in der Folge jedoch ebenfalls als harmlos erwies und nicht die erwartete Ausbeute lieferte, gelungen. Ich meine den Diebstahl von Hilbebrand's Koffer. Es ist mir nicht schwer gefallen, mich dem sanguinifche» Hildebrand zu nähern, und ich besuchte ihn in seiner Wohnung. Da den Herren in der Eity Hall viel daran gelegen war, die in Hilbebrand's Händen befindliche Liste von Anarchistcn zu erlangen, veranlaßie ich die Wegnahme des Koffers, in welchem ich mit Recht die gewünschte Liste vermuthete. „Während Hildebrand dem Fest in Battery V beiwohnte, wurde ein Beamter der Zentrasitation beauftragt, in Hildebrand's Wohnung e i n z u b r e ch e n und den Koffer zu stehlen. Der Plan gelang, und das Mvbcl wurde in der Office des Sergeant Eudmore in der Zentralstation durch- schnüffelt. Man fand alte Kleider, deutsche Zeitungen, eine Baarminme von 3,60 Toll, nnd die geben ederte Liste. Der Beraubte durfte sich seinen Koffer wieder holen. „Da es mir, wie gesagt, nicht gelingen wollte, die über- wachten Leute zu irgend einer Dummheit, die im Sinne des Herrn Washburne hätte ausgebeutet werden können, zu ver- anlassen, zeigte man mir in der City Hall die kalt« Schulter und qm 3. August, als mir Chief McClaughrey meinen Lohn für den Monat Juli einhändigte, theitte er mir mit, daß man meiner Dienste nicht mehr bedürfe." Das„Philadelphia-Tageblatt" verzichtet, nnd wohl mit Recht, auf die Hoffnung, den schurkischen Mayor zur Ver- antwortuna ziehen zu können, da das Zeugniß des verab- schiedeten Lockspitzels bei den Geschworenen der Bourgeoisie gegenüber dem„hoch-respektablen" Mayor nicht zur Geltung kommen dürfte.— Der Streik von Carmanr. L. F. Paris . 15. Oktober. Herrn Loubet scheint es nach den blutigen Lorbeeren Eon- stans' zu gelüsten. Nack dem Gemetzel von Fourmies möchte er zur höheren Ehre der Plutokratie ein solches in Earmaux ver- anstalten. Ans sein Geheiß hat nämlich der Präfekt von Tarn eine Kundmachung erlassen, wonach alle Ansammlungen, welche die„freie Zirkulation" störe», sowohl in Carmaux wie in de» angrenzenden Gemeinden. Blaye , Rosieres und Saint- Benvit verboten sind. Man hätte dies allenfalls gleich nach Ausbruch des Streiks begreiflich gefunden, als eine Gruppe von Streikenden in die Wohnung des Grubendirektors eindrang, um ihn zur Demission zu zwingen; aber jetzt, nachdem der Streik schon zwei Monate währt, ohne daß die Ruhe auch nur einen Moment gestört worden wäre, ist eine solche Kund- machung, welche über die von den Slreikenden bewohnten Ge- meinden gleichsam den Belagerungszustand verhängt, die reinste Provokation. Als solche wird sie auch allgemein aufgefaßt und zwar nicht nur in sozialistischen Kreisen, nicht nur von den Ar- beilern im allgemeinen, sondern auch von der Majorität der bürgerlichen Republikaner, so daß auf Seite der Regierung nur die Handlanger der Reaktion und des Kapitalismus verbleiben. Herr Loubet , der in seiner Superklugheit sicherlich wähnte, mit dem Präfektoral- Erlaß ein Meisterstück politischer Kunst vollbracht zu haben, wird nun wohl bald erfahren, daß er nichts als eine große Dummheit gemacht hat. Anstatt als Retter der Gesellschaft im allgemeinen und der Grubengesellschaft im besonderen auftreten zu können, wird er bald die Hände voll zu thun haben, um seinen Sitz als Minister zu retten. Ja, wenn es sich bei diesem Streik nur um eine Lohnerhöhung, eine Ver- kürzung der Arbeitszeit oder um eine sonstige ökonomische For- derung gehandelt hätte, dann hätte Herr Loubet nock ein leichtes Spiel gehabt. Man härte da aus die Löhne nnd die Arbeitszeit in den belgischen und deutschen Kohlengruben hingewiesen und die ausländische Konkurrenz angerufen, um.die Gruben� arbeiter von Carmaux zu Paaren zu treiben. Die öffentliche Meinung hätte sich dabei sicherlich nicht sonderlich aufgeregt. So handelt es sich aber um einen politischen Streik, um einen Streik, dessen Ausgangspunkt und Endziel die Wahrung des allgemeinen Stimm- und Wahlrechts, des Lufiraae universel ist, für welches das republikanische Frank reich eine Revolution gemachi und an dem es, unier welcher Form es auch immer sei, nicht gerüttelt sehen will, am aller wenigsten von einer Grubengesellschaft, an deren Spitze der bonapartistische Baron Reille und dessen Schwiegersohn Marquis de'Solages stehen, dir beide Abgeordnete sind und natürlich stets im reaktionären Sinne votiren. Und daß die Gruben- gesellschast sich über das Suffrage universel hinwegsetzte und• seiner spottete, als sie Calvignac entließ, ist heute, trotz alles Leugnens Reille's, eine ausgemachte Sache. Wäre Calvignac nicht Maire von Carmaux geworden, hätte er sicher lich heute noch seinen Arbeitsplatz innc. Aian wird es niemandem ernstlich glaubcn machen können, daß ein Arbeiter, der an zwanzig Jahre im Dienste einer und derselben Grubcngesellschaft gestanden nnd dessen Vater, nebenbei bemerkt, in den Gruben dieser Gesell- schait seinen Tod fand, aus anderem Grunde als wegen seiner Wahl zum Bürgermeister entlasten wurde. Und gelänge es auch sonst,'Nacklässigkeit im Dienst oder Unbrauchbarkeil als den wahren Entlassungsgrund auszugeben; von dem Momente an, als sännntliche'Kollegen des Entlassenen, d. i. nahezu 3000 Arbeiter daZ Gegentheil behaupten nnd zu dessen Bekräftigung gemeinsam ihre Arbeil einstellen, sind alle'Ausflüchte vergebens. Eines nachlässigen oder unbrauchbaren Kollegen halber hat noch kein Arbeiter einen Streik erklärt und am allerwenigsten eine so große Zahl wie die Kollegen Calvignac's. Nein, die Entlassung Calvignac's sollte eine dem all gemeinen Stimm- und Wahlrecht versetzte Ohrfeige sein. Baron Reille und Konsorten wähnten, daß die Gemeinden, in welchen ihr Grubenwerk liegt und ihre Arbeiter wohnen, ihnen unterthan seien und sie darüber wie über ihre Gruben nach Belieben schalten und walten können. So lange die Arbeiter gedankenlos tu den Tag hineinlebten, ging dies auch. Da waren die Gemeindernthe nichts als Werkzeuge der Grubengesellschast, die Gemeindeverwaltungen nichts als Filialen der Grubenverwaltungen. Nun sie sich aber zu Gewerk- schasten und sozialistischen Bildungsvereinen zusammenthaten, da änderte sich mit einem Male die ganze Sachlage. Ta wurde es Reille und Konsorten bald klar, daß die Arbeiter keine Hörigen seien und die Gemeinden nicht ihr Lehen bilden. Man hat es den Arbeitern so oft. und namentlich von bürgerlicher Seite, gelehrt, daß sie mit dem Stimnizettel alles vermöchten; daß, wenn sie mit den„herrschenden Einrichtungen unzufrieden seien, sie nur andere Männer, nur Leute ihrer Anschauungen in Staat nnd Gemeinde zu entsenden hätten, uni alles nach ihren Wünschen gestaltet zu sehen. Ter„Temps " hat neulich erst erklärt:„Sind die Arbeiter nicht zahlreicher als die Arbeitgeber? Wenn sie eine Reform wollen und die Majorität haben, sind sie nicht sicher, daß sie sich vollführen werde? Geineinderäthe, Generalräthe, Kammer und Senat, Minister und Präsident der Republik sowie alle von ihnen abhängigen Verwaltungen, hängt nicht der Reihe nach alles vom Suffrags universel ab?" Nnd hat man den Arbeitern nicht stets gelehrt, sich der Wahlurnen statt der Barr!- laden zu bedienen und in ihre Büchsen Stimmzettel statt Blei zu stecken? Die Arbeiter haben nun diese Lehren befolgt und wollen sie auch fernerhin befolgen. Sie befinden sich also auf dem legalen Wege. Stößt man nun deren Wahlen um, indem man dem Ge- wählten sagt: Du hast entwederauf dein Mandat oder auf dein Brot zu verzichte», dann sind die, welche die Arbeitermandatare vor diese Alternative stellen, in die Schranken zu weisen, dann hat die Staatsgewalt gegen sie einzuschreiten, gegen sie vorzugehen. Herr Loubet thnt aber das Gegentheil. Da es ihm nicht gelang, durch die nach Carmaux entsendeten Soldaten und Gendarmen die Slreikenden einzuschüchtern, hoffte er dies durch den Präfektoral- Erlaß zu erreichen und sie nöthigenfalls zu Ausschreitungen zu drängen. Die Streikenden haben aber ein zu großes Vertrauen in die Gerechtigkeit ihrer Sache, als daß sie sich durch irgend welche Provokationen zu unbedachten Handlungen hinreißen ließen. Haben sie schon zwei Monate ruhig ausgeharrt, werden sie auch noch die wenigen Tage ausharren, die sie noch von dem Zusammentritt der Kammer trennen, wo ihre Sache aus- gefochlen und zweifellos zu ihren Gunsten ausgefochten werden wird. Der radikale Abgeordnete von Tarn , Dupny- Dutemps. hat bereits angekündigt, daß er die Regierung bezüglich der von der Gruben- Gesellschast begangenen Verletzung der Rechte des Suffrage universel interpelliren werde, sowie bezüg- lich der Mittel, welche die Regierung anzuwenden gedenkt, um die Wiederausnahme der Arbeit herbeizuführen nnd die Wieder- holung ähnlicher Vorkommnisse für die Zukunft hintanzuhalten. Der Ministerpräsident dürfte da in seiner Eigenschaft als Minister des Innern vergeblich auf seine Pflicht hinweisen, die Ordnung ausrecht zu erhalten und das Eigenthmn zu schützen, denn wenn in Carmaux irgend etwas ernstlich in Gefahr war nnd ist, so ist es das allgemeine Stimm- und Wahlrecht, und wenn die Regierung eines demokratischen Staates irgend etwas zu schützen die Pflicht hat, so ist es in erster Linie eben dieses Stimm- und Wahlrecht"). Darüber werden Herrn Loubet alle noch so tendenziös gefärbten Berichte des Präsekten und sonstiger Untergebener nicht hinweghelfen, und zwar um so weniger, als seit Ausbruch des Streiks stets mehrere, sowohl sozialistische, wie bürgerlich- republikanische Abgeordnete— Genosse Baudin , Abgeordneter des Cherdepartements, die ganze Zeit hindurch— sich in Car- maux befanden und die Sachlage ganz genau kennen. Wenn übrigens jemand in der Lage ist, ein unparteiisches Urtheil über das Verhalten der Streikenden abzugeben, so sind es sicherlich die Bürgermeister der Gemeinden, über die der „kleine Belagerungszustand" verhängt wurde. Dieselben haben nun in einer gemeinsam abgegebenen Erklärung,„der Ruhe, welche die Arbeiterbevölkerung dieser Gemeinden seit Beginn des Streiks bewiesen hat", ihre vollste Anerkennung ausgesprochen und demzufolge sich auch geweigert, die Kundmachung des Prä- selten zu affichiren, die ihrer Ansicht nach„von den Bewohnern ihrer Gemeinde nur als eine Provokation betrachtet werden könnte". Und diese Erklärung steht nicht allein auf feiten der Streikenden, alle republikanischen Blätter, soweit sie nicht im. Solde der Regierung stehen, legen ihre Stimmen für sie ein Die Entrüstung über das Berhaiten der Regierung ist eine all- gemeine, und wenn nicht alle Anzeichen trügen— es sei denn, daß die Regierung noch in letzter Stunde die Grubengesellschast zur Kapitulation zwingt—, dann wird das Ministerium Loubet bald— gewesen sein. Vsrketnsistvtikikenl Delegirtentvahle« zum Berliner Parteitage. Wahl« kreise Glogau und Grünbcrg-Freystadt �Stolpe- Grünberg. Bei der Gemeinderathswahl in Bennttnge«(Thüringen ) wurden zwei Parteigenossen gewählt. � In glänzender Weise, schreibt das„Hamburger Echo", hat sich der Gemetnsinn und die Hilfsbereitwilligkeit unserer Parteigenossen wieder bewährt. Auf unsere Aufforderung hin haben sich so viele Familien bereit erklärt, Waisen von an der Cholera verstorbenen Eltern zu sich zu nehmen, daß die Zahl der bei uns gemeldeten Kinder von der Zahl der zur Aufnahme bereiten Personen bedeutend Übertrossen wird. Es konnte daher bis jetzt noch keine Entscheidung erfolgen. Um diese szu beschleunigen, ersuchen wir unsere Parteigenossen uns Mittheilung zu machen, falls in ihrem Bekanntenkreise beide Eltern verstorben sind und Kinder zurückblieben. Die Mel- düngen müßten Angaben über die Eltern und das Alter der Kinder enthalten, und find an die Redaktion des„Echo" zu richten. Der ungarische Parteitag. welcher am 30. und gl. Ok« tobcr in Pest abgehalten werden sollte, ist der Cholera halber auf unbestimmte Zeit vertagt worden. � Todtenliste der Partei:* In BurkhardtSdorf bei Chemnitz ist der Strumpffabrikarbeiter Anton Kunz gestorben, einer der thätigsten nnd intelligentesten Genossen daselbst. Polizeiliches, Gerichtliche» ,e. — In eigener Sache veröffentlicht die„M ü n ch e N e r P o st" folgendes interessante Dokument: „Abschrift. A. V. Z. D. 7879/81. München , den 11. Oktober 1892. Königl. Amtsgericht München I. Abth. f. Straffachen. Beschluß. Im Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern . Das Verfahren gegen den Redakteur Edmund Jordan hier, auf Grund der von dem Staatsininister a. D. von Leipziger in Altenburg , gegen denselben erhobene Privatklage wegen Be- leidigung wird eingestellt und hat der Privatkläger von Leipziger die Kosten des Verfahrens einschließlich der dem Beklagten er- wachsenen nothwendigen Auslagen zu tragen bezw. zu erstatten, in der Erwägung, daß durch diesgerichtlichen Beschluß vom i. Juli er. dem Privalkläger aufgegeben wurde, der Vernehmung der dortselbst näher bezeichneten Zeugen persönlich bei- zuwohnen, mit dem ausdrücklichen Benierken, daß die Klage gemäß«j 431 Abs. 2 R.-P.-O. als zurückgenommen gilt, falls der Privatkläger dieser Anordnung nicht Folge leistet; in der ferneren Erwägung, daß Ausfertigung dieses Beschlusses dem Privatkläger gleichzeitig mit der Ladung zu dein auf 4. Oklober c. vor dem herzoglichen Amtsgerichte Altenburg anberaumten ZeugeNbernehmungs-Termin« unterm 27. August c. zugestellt wurde und zwar unter ausdrücklichem t i»weis darauf, daß im Falle des Nichterscheinens des Privat- ägers im vorgenannten Termine das Verfahren gemäß s 431 R.-P.-O. eingestellt werde, daß der Privatklngcr dejTenunjjeachtet im Termine vom 4. Oktober nicht erschienen ist. §z 436, 487, 503 R.-St.-P.-O. Der kgl. Amtsrichter. Dr. Rolhgangl. Zur Beglaubigung Der Gerichtsschreiber. Sekr. Ziegler." Der Minister v. Leipziger war bekanntlich vom MenkÄrger „Wähler" und der„Münchener Post" lnisittlicher Handlungen beschuldigt worden. Der Verfasser des in erstmin Blatte veröffentlicht gewesenen Artikels, Genosse V o g e n i tz in Altenburg , ivurde deshalb zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. In Alten- bürg brauchte der altenburgische Minister v. Leipziger nicht vor Gericht zu erscheinen, denn dort führte die Staatsanwaltschaft seine Sache. — Unschuldig wegenMeineides verfolgt. Di« Magdeburger „Volksstiinme" schreibt: „Wir berichteten kürzlich von der Verhaftung des Genossen G. wegen Verdachtes des Meineides, obwohl G. speziell zu de», Zweck, um sich vor dem Untersuchungsrichter zu verantworten, aus der Schweiz nach Magdeburg geeilt war. Nach etwa drei- tägiger Haft wurde G. aus der Untersuchungshaft wieder ent- lassen und erhielt nunmehr den Beschluß der dritten Straf- kaminer zugestellt, daß die Anklage niedergeschlagen, er außer Verfolgung gesetzt und die Kosten des Versahrens der Staatskasse auferlegt seien. „Wir sind nun der Neberzeuziliig, daß es nicht die Aussagen des'Angeschuldigten sind, welche die Einstellung des Verfahrens bewirkten, sondern Ermittelungen, die außerhalb der Person des Angeschuldigten liegen. Wenn dies der Fall ist, warum wird dann überhaupt ein Strafverfahren gegen G. eingeleitet, ehe nicht von seilen der Eraatsanwaltschaft alles geschehen ist, uni die Schuld oder Nichtschuld des G. mit Sicherheit festzustellen? Warum wurde er trotzdem in Haft genommen, nachdem er erst das Opfer der Reise von Zürich nach Magdeburg gebracht und dort seine Existenz vernichtet halte? Warum? fragen wir. Die Antwort wird wohl ausbleiben, wie die Antwort auf so manche Fragen, die von Staatsbürgern kopfschüttelnd über den Gang unserer Rechtspflege gerichtet worden sind. Eins aber erscheint uns nicht zweifelhaft, daß nach Niederschlagung des Verfahrens die Staatskasse zum mindesten die baaren Auslagen des G. zu tragen hätte. Hoffentlich richtet G. ein diesbezügliches Ersuchen an das königl. Landgericht."' antidemokratische Macht des Kapitalismus ist abex nicht aus der Rechnung zu lassen. Red. d.„B."
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