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Hr. 106. 23. Jahrgang. 3. AilW des Jotmirtü" ßnlinet WsdlM Mwoch. 9. WIM. Heute Wtwoch findet für Berlin und Vororte der Zahlabend statt. partci-Hngclegcnbcitm Zur Lokalfrage in Wilmersdorf . Der bisher ergebnislose Kampf der Wilmersdorfer Arbeiterschaft um ein Versammlungslokal hat bereits die bürgerliche Presse mit Frohlocken erfüllt. Mit Genugtuung weist sie darauf hin. daß es in dem 66000 Einwohner zählenden Wilmersdorf den Sozial- demokraten nicht gelungen ist, weder einen einzigen Sozialdemo- kraten in die Gemeindevertretung zu entsenden, noch einen Ver- sammlungSraum für ihre Bewegung frei zu bekommen..Die Ursache der sozialdemokratischen Mißerfolge", heißt es.»sind in der festen'Organisation der WilmerSdorfer Bürgerschaft in Vereinen zu suchen, die sich immer gegen die Sozial- demokratie verbänden." Enthält die Notiz der bürger- lichen Presse etwas Wahres, so ist sie für die Parteigenossen Wilmersdorfs zugleich eine Lehre, den noch so festen Zusammenschluß der bürgerlichen Vereine unfruchtbar zu machen. Gleich anderen größeren Vororten besitzt auch Wilmersdorf eine starke Arbeiter- bevölkerung, die. wenn sie den festen unerschütterlichen Willen hat, auch jede noch so starke bürgerliche Koalition bedeutungslos machen kann. Dieser Grundsatz dürste für die Arbeiterschaft Wilmersdorfs gerade im gegenwärtigen Moment, wo sie den Kamps um die Er- ringung von Versammlungslokalen führt, von größter Bedeutung sein. In keinem anderen von Arbeiterbevölkerung gleich stark be- wohnten Vorort sind unsere Genossen in dem Verlangen nach Ver- sammlungsräumen von Lokalbefitzern so schnöde abgetan worden. wie gerade in Wilmersdorf . Jene Herren glauben in Rücksicht aus bürgerliche Vereine auf die Kundschaft der Arbeiterbevölkerung voll- ständig verzichten zu können. Das ist allerdings nur möglich, wenn die Arbeiterschaft den Borsatz, nur dort zu verkehren, wo sie auch wirtschaftliche und politische Beratungen pflegen kann, nicht streng durchführt. Daß die in Frage kommenden Lokalbesitzer wohl auf Arbeiterkundschast angewiesen find, beweisen die Drohungen, welche sie gegen diejenigen richten, die die Arbeiterschaft auf ihr arbeiterfeindliches Verhalten aufmerksam machen. So hat der Besitzer des. V i k t o r i a- G a r t e n' erst am 6. Mai dem Bor- sitzenden des Wahlvereins. Genossen Hikbig, folgende Mit- teilung gemacht: (Original.) Teile hierdurch mit. daß ich das erste Mal von einem Straf- antrag absehe, hüten Sie sich aber für das zweite Mal, dann muß ich energisch eingreifen. Bei vorherigen Unterredungen habe ich Ihre Kollegen anständig behandelt, bitte also im umgekehrten Falle dasselbe. Was nicht geht, geht nicht. Arthur Heidemann, Biftoria- Garten, Wilmersdorf . Ein solches Schreiben an den Vorsitzenden der Organisation bedeutet für die gesamte aufgeklärte Arbeiterschaft Wilmersdorfs einen Schlag ins Gesicht, den sie nur mit mannhafter Konsequenz parieren kann. Alle Arbeiter, denen eine gedeihliche Entwickelung der Arbeiterbewegung am Herzen liegt, müssen deshalb die uns nicht zu Versammlungen zur Verfügung stehenden Lokale streng meiden. Gesperrt sind: Luisenparf", Wilhelmsaue 112;Biktoriagarten", Wilhelms- aue 114. Für den Verkehr sind frei: Schramm u. Klause. Hildegardftrahe undSceschlößcheu". Kaiser-Mee._ Zur Lokalliste i Die seinerzeit entstandenen Differenzen mit dem Inhaber des LokalesUrania ", Wrangelstr. 9/10, sind beigelegt und ist das genannte Lokal wieder als frei zu betrachten. Die Lokalkommission. Treptow . Heute abend 9 Uhr Versammlung. Vortrag des Genossen Schütte über: Die Todesstrafe. Außerdem wichtige An­gelegenheiten. Zahlreiches Erscheinen erwartet Der Vorstand. AdlerShof . Zu dem heute stattfindenden Zahlabend werden die Mtglieder ersucht, zahlreich und pünktlich zu erscheinen. Auch werden die neuen Mitgliedsbücher ausgegeben. Der Vorstand. Wrißensee. Heute abend 7>/z Uhr findet eine Flugblattverbrei- tung für die Ersatzwahl zur Gemeindevertretung statt. Wir ersuchen die Genossen, sich zahlreich zur angegebenen Zeit bei Schmutz, König-Chaussee 88, emzufinden. Ebenso ist es Pflicht, am Donners- tag in der Zeit von 48 Uhr seiner Wahlpflicht zu genügen und sämtliche Stimmen auf den Genossen Gustav Peukert zu ver- einige». Pankow . Auf den heute abend stattfindenden Zahlabenden ge- langen die neuen MtgliedSbücher zur Ausgabe. Um ein Verschleppen der Ausgabe zu vermeiden, ersuchen wir die Genossen, auch die neu eingetretenen, welche noch nicht im Besitz eines Buches waren, ebenso die erst kürzlich nach Pankow zugezogenen und am alten Wohnort organisierten Genossen, sich sämtlich emzufinden. Etwaige Unrichtig- keiten, den Namen, die Wohnung usw. betreffend, sind sofort den BezirkSführern oder unter Angabe der Buchnummer und des Namens dem Genossen G- Räber, Maximilianstraße 49 II per Karte mitzu- teilen. Diejenigen alten Bücher, welche bisher noch nicht an einen der Bezirksführer abgegeben waren, smd zum Zahlabend mitzubringen und abzugeben. Der Vorstand. Reinickendorf - Oft. Wir machen nochmals darauf aufmerksam. daß der Zahlabend des 1. und 2. Bezirks jetzt beim Genossen Kirsch, Markstr. 2/8 und der neue(S.) Bezirk beim Genossen Schiller . Provinzstr. 79 tagt. Auch bitten wir die Zahlabende recht zahlreich zu besuchen. ___________ Der Borstand. Berliner JVacbricbten. Die Arbeitsordnung für die städtischen Arbeiter Berlins . die von der sozialdemokratischen Stadtverordnetenfraktion aus» gearbeitet und der Stadtverordnetenversammlung unter- breitet worden ist, steht morgen, Donnerstag, auf der Tages- ordnung. Schon am vorigen Donnerstag sollte sie verhandelt werden, wurde aber mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Zeit auf diesen Donnerstag vertagt. Der dominierenden frei- sinnigen Partei im roten Hause sind die sozialdemokratischen Anträge nicht nur unsympathisch, sondern auch im höchsten Grade unangenehm und so versuchen sie, einer Debatte über die Angelegenheit aus dem Wege zu gehen. Nicht einmal debattieren wollen sie dieselben und sie glauben dies am besten dadurch zu erreichen, indem sie beantragen wollen, über die �gesamten Anträge zur Tagesordnung überzugehen. Vielleicht sind sie sich klar darüber, daß sie bei einer sachlichen Er örterung schlecht abschneiden und den geringen Kredit, den sie noch bei einem kleinen Kreis von städtischen Arbeitern ge nießen, ganz verlieren. Bei der Rückständigkeit und Kurzsichtigkeit des Bürger tums auf sozialem Gebiete verwundert es uns nicht im gel ringsten, wenn es sozialen Verbesserungen sehr abhold ist. Man macht wohl gelegentlich Versprechungen, vergißt aber, dieselben einzulösen. Bei uns werden eben alle Maßnahmen nur von dem engen Gesichtswinkel betrachtet: Was kostet uns die Geschichte? Nur wenn keine Kosten entstehen, läßt man sich zu Maßnahmen für die Arbeiter herbei. _ Soweit die bürgerliche Presse sich zu dem Antrage der sozialdemokratischen Fraktion geäußert hat, ist sie sich in der Wahrung desHerr im Hause"-Standpunktes einig: Da gehenPost" undVossische Zeitung" Arm in Arm.. Post" undVossische" fragen übereinstimmend, ob in sozialdema kratischen und genossenschaftlichen Betrieben die Forderung bezüglich der achtstündigen Arbeitszeit durchgeführt sei. Ob- wohl diese Frage nur ein Ausweichen von einer sachlichen Behandlung darstellt, so wollen wir verraten, daß in einem großen Teil der Betriebe, in denen sozialdemokratische Zeil tungen hergestellt werden, der Achtstundentag längst eiw geführt ist. Nicht alle Betriebe, in denen Parteiblätter Herl gestellt werden, gehören der Partei, sondern bürgerlichen Unternehmern. Wo aber noch Parteigeschäfte bestehen, in denen diese Bestimmungen nicht eingeführt sind, ist ihnen zur Pflicht gemacht: a) Die achtstündige effektive Arbeitszeit in ihren Betrieben einzuführen; b) für alle mindestens ein Jahr im Betriebe beschäftigten Arbeiter Ferien bis zur Dauer einer Woche zu gewähren unter Fortzahlung des Lohnes:«) die Beiträge zur Invalidenversicherung ganz zu bezahlen: ck) die Differenz zwischen Lohn und Krankenkasse» cntschädigung bei im Geschäft erlittenen Unfällen zu Verl güten. Wir führen das keineswegs an. um damit zu prunken. sondern nur die neugierigen Frager zu befriedigen. Es ist ein altbekannter Kniff, wenn man sachlich nichts zu sagen weiß, verdeckt man seine Schwäche am besten damit, daß man den anderen angreift. Soweit dieVossische" überhaupt auf die Sache eingeht, so findet sie sich mit dem Einwand ab, daß Gewerbetreibende, Handwerker, Industrielle folgen müssen, wenn die Stadt als Arbeitgcberin sich der Sozialdemokratie erst unterworfen habe". In Wirklichkeit liegt die Sache so, daß die von der sozialdemokratischen Fraktion gestellten An träge durchaus nichts Sozialistisches an sich haben. Es sind Anträge, die mit einigem guten Willen sehr wohl in der bürgerlichen Gesellschaft verwirklicht werden können und eine Kommune, wie sie die Stadt Berlin ist, hätte in erster Linie die Pflicht, ihren Arbeitern ein menschenwürdiges Dasein zu gewähren. Die sozialdemokratischen Anträge sind in derTat noch sehr bescheidene und muten der Stadt durchaus nichts Un- erfüllbares zu. Aber auf wirtschaftlichem Gebiete ist das Bürgertum reaktionär bis auf die Knochen. Was dieVoss. Zeitung" jetzt sagt, ist nur eine WGderholung dessen, was sie im Jahre 1894 anläßlich des sozialdemokratischen Antrages auf Einführung der achtstündigen Arbeitszeit schrieb: Die städtischen Behörden werden an dem Grundsatze festhalten, daß die Stadtgemeinde, soweit sie als Arbeitgeber auftritt, sich von denselben Grundsätzen leiten lassen muß, nach denen jeder andere Arbeitgeber handelt. Das heißt, sie muß die Arbeitsbedingungen, die Höhe des Arbeitslohnes und die Dauer der Arbeitszeit so einrichten, wie die Lage des Arbeitsmarktes dieses gebietet. Günstigere Arbeitsbedin- gungcn zu gewähren, hieße einer willkürlich herausgegriffenen Anzahl von Personen ein Geschenk auf Kosten der Steuer- zahler machen." Es ist immer dieselbe Melodie, die dieVossische Zeitung" singt, und wenn die Freisinnigen im roten Hause wirklich den Mut finden würden, auf eine sachliche Verhandlung des Antrages einzugehen, so würden wir nur dasselbe Lied hören. Auf die Dauer wird ihnen aber die Drückebergerei nichts nützeil, denn durch das fortwäbrende Drängen der sozial- demokratischen Vertreter in Verbindung niit einer immer besser ausgestalteten Organisation der städtischen Arbeiter werden ihnen auch auf diesem Gebiete Zugeständnisse ab- gerungen werden._ Wie sich die Grundbesitzer fürs Gemeinwohl opfern. Wen» die Stadt Berlin zu irgend einem Zweck im Interesse des öffentlichen Verkehrs, der allgemeinen Wohlfahrt usw. ein Grundstück notwendig braucht, stellen in der Regel Ausnahmen bestätigen nur die Regel die Grundbesitzer Forderungen, die oft nicht zu erfüllen sind. Wir erinnern, nur um einige Beispiele anzuführen, an die Forderungen, die von einigen Hausbesitzern im Scheunenviertel verlangt ivurden, obgleich eS sich um uralte Buden handelte, deren Wände zum Teil nur aus Tapeten usw. bestanden. Dasselbe Schauspiel wiederholte sich dann bei den Verhandlungen mit den Hausbesitzern in der Wallstraße, die verbreitert werden soll. Der Magistrat ist nicht in der Lage, die übertriebenen Forderungen zu bewilligen und muß deshalb einen Teil der Grundstücke enteignen, wodurch die Verbreiterung unliebsam verzögert wird. Geradezu ungeheuer ist aber die Forderung für das Grundstück Spittelmarkt 14, Ecke Niederwallstraße, das nur zum Teil bebaut werden kann, weil eS über den Bürgersteig und die Baufluchtlinie hinausragt. Diese« kleine Grundstück ausÖlim« Zeiten hat einen Nutzungswert von rund 27000 M. Der Wert de« Gebäudes ist minimal. Die Besitzer verlangen nun übereine Million M. Anfänglich hatten die Herren sogar noch weit mehr verlangt. Das Grundstück ist nach Sachverständigen Gutachten mit der Hälfte dieser Forderung gut bezahlt. Eine Folge dieser ungeheueren Forderung ist, daß die Enteignung beschlossen ist und daß von einer Verbreiterung der engen Niederwallstraße Abstand genommen werden mutzte. Zwei Personen durch SalzsSure schwer verletzt. Ein seltsamer Unglücksfall, der zu großer Vorsicht bei dem Transport von Salz- säure mahnt, hat sich gestern nachmittag in der Oranienstraßc zn- getragen. Der 15 jährige Lausbursche Fritz Sch., Manteuffclstr. 81 »vohnhast, ist in der chemischen Fabrik von Kopp in der Moritzstr. 20 angestellt und sollte gestern nachmittag einen Ballon mit Salzsäure nach einer Werkstätte in der Oranienstr. 21 transportieren. Als er mit dem Handwagen, auf dem sich die Salzsäure befand, durch den Hausflur auf den Hof fahren wollte, kam ihm der 16jährige Schlosserlehrling Rudolf M., Beusselstr. 8, auf einem Rade entgegen und beim Ausweichen karambolierte das Rad mit dem Handwagen. Durch die heftige Erschütterung wurde der Ballon von dem Wagen hcruntergeschleudert und unguicklicherweise ergoß sich die Salzsäure auf die beid«, niedergestürzten junge» Leute. Sch. erlitt durch die ätzende Flüssigkeit fürchterliche Brandwunden am ganzen Körper und im Gesicht, M. wurde an den Ober- und Unterschenkeln sowie an den Armen schwer verbrannt. Die Aermsten wurden nach der Rettungswache in der Adalbertstraße gebracht, wo sie die erste Hülfe erhielten. Sodann fanden sie im Krankenhaus am Urban Auf- nähme. Well er fünf Pfennige sparen wollte, ist ein polnischer Arbeiter um seine ganzen Ersparnisse gekommen. Er hatte sich in der Herberge zur Heimat in der Auguststraße einlogiert, aber unter- lassen, von der Empfehlung Gebrauch zu machen, nach der den Nachtgästen der Herberge gegen Vergütung von fünf Pfennig Geld und Wertsachen vom HanLvater aufgehoben werden. In der Nacht wurde ihm sein Portemonnaie, das 85 Marl enthielt, gestohlen. Von dem Täter fehlt jede Spur. Ueiel zugerichtet wurde von Einbrechern der 56 Jahre alte Wächter OSkar Scheer aus der Kastanien-Allee 67. Sch., der gegen- wärtig einen Neubau in der Koloniestraße bewacht, beobachtete kurz nach Mitternacht, wie sich mehrere Männer in den Kellerräumen des Gebäudes zu schaffen machten. ES waren Einbrecher, die von deni Hintergrundstück gewaltsani eingedrungen ivaren und die eS auf einen Diebstahl von Bleiröhren und Messingbeschlägen abgesehen hatten. Als sich die Einbrecher in ihrerArbeit" plötzlich durch den Wächter überrascht sahen, sielen sie über ihn her. warfen ihn zu Boden und schlugen unbarmherzig mit Bleiröhren und anderen schweren Gegenständen auf ihr Opfer ein. Auf die Hülferufe des Ueberfallenen eilten Passanten hinzu, worauf die Täter die Flucht ergriffen. Blutüberströmt wurde der Wächter aufgefunden und nach der Unfallstation in der Badstraße gebracht. Dort stellte d. c Arzt neben anderen Verletzungen einen Bruch und eine AuSrenlimg des rechten Armes fest. Die gemeingefährlichen Einbrecher konntci: U. her noch nicht ermittelt werden. KinderauSnutzung durch Bolle. Ein trauriges Bild bot sich gestern morgen den Passanten der Prinzen-Allee. Ein Milchjunge der Bvlleschen Meierei, der 15jährige Fritz Z. aus der Pritzwalkerstr. 4. war unter seiner schweren Last bewußtlos zusammengebrochen. Der junge Mensch hatte einen Tragkorb zu schleppen, in dem sich u. a. 12 gefüllte Milchkannen befanden; die Last soll etwa 7080 Pfund betragen haben. Der Kutscher, zu dessen Wagen Z. gehörte, fuhr ohne den letzteren weiter. Ein vorüberlommender Arbeiter nahm sich schließlich des Bewußtlosen an und brachte ihn nach der Unfallstation XVII, wo er wieder ins Leben zurückgerufen wurde. Der alte Unfug mit Schußwaffen hat schon wieder einen be- dauerlichen Unglücksfall herbeigeführt. In einer Laubenkolonie an der Schönhauser Allee Vertrieben sich gestern mehrere halbwüchsige Burschen die Zeit damit, nach vorüberfliegenden Tauben zuschießen. Anstatt jedoch einen der Vögel zu erlegen, traf eines der Geschosse ein unschuldiges Opfer, die 12 jährige Schülerin Ella Hartmann aus der Ramlerstr. 24. Die Ladung drang der Kleinen in den Ober- schenkel und schwerverletzt mußte das bedauernswerte Opfer nach der kgl. Klinik in der Ziegelstraße gebracht werde». Wegen Nahrungssorgrn in den Tod gegangen ist gestern der 56 jährige Klempnermeister G. Drömert aus der Wilhelmstr. 63. Er begab sich früh in seine im zweiten Stock des OuergebäudeS belegene Werkstatt, öffnete den G a s h a h n und steckte sich dann den GaSschlanch in den Mund. Als seine Frau ihn später auf- suchen wollte, fand sie die Eingangstür zur Werkstatt verschloffen. Vom Flurfenster aus sah sie nun, was ihr Mann getan hatte. Sie benachrichtigte die Polizei und bald hatte man sich gewaltsam Eingang in die Werkstatt geschafft. E« war aber zu spät. Alle sofort angestellten Wiederbelebungsversuche blieben ohne Erfolg. Nachdem man sich fast zwei Stunden vergeblich um ihn bemüht hatte, gab man ihn verloren. Seine Leiche wurde nach dem Schau- Hause geschafft. Er hinterläßt seine Fraü mit sechs Kindern. die nun vollständig mittellos sind. Allseitig wurde ihn» daS Zeugnis eine» strebsamen Arbeiters ausgestellt, doch es fehlte ihm in letzter Zeit an Arbeit. Er wußte keinen Ausweg und beschloß daher, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Der in der gestrigen Notiz:Eine Panik in der Untergrund- bahn" erwähnte Malergehülfe Emil FenSke teilt uns mit, daß er die Absicht, aus dem Wagen zu springen, nicht gehabt habe, sondern durch den Andrang aus dem Wagen geflogen und dadurch eine Strecke mit fortgeschleift worden sei. Durch die GcistcSgcgeuwart eines Straßenbahnfahrers ist gestern eine folgenschwere Katastrophe vermieden ivorden. Als der Fahrer des Straßenbahnwagens Nr. 2212 der Linie 67 seinen Wagen durch die Kaiserstratze ftihrte, kam ihm ein Bierwagen der Brauerei Patzen- hoser entgegen, dessen Pferde scheu geworden ivaren. Die Tiere rasten, den schweren Wagen hinter sich herschleifend, ans den Straßenbahnschienen entlang, und im nächsten Augenblick mußte ein folgenschwerer Zusammenstoß erfolgen. Der Wagen- führer brachte unter Anwendung der Gefahrbremse den Waggon zum Stehen und veranlaßte die auf der Vorderplattförm befindlichen Fahrgäste schleunigst abzusteigen. In dem nächsten Moment erfolgte der Zusammenstoß. Die Deichsel des Brauer- wagenS durchbohrte die Perronwand, ging über den Perron hiniveg und zerschmetterte die Wagentur und die Stirn- wandscheiben. Die auf der Plarnonu stehenden Fahr­gäste hatten sich bereits fast sämtlich in Sicherheit ge- bracht. Ein im Absteigen begriffener Fahrgast wurde bei de,« Anprall gegen die Ecke des Wagenkastens geschleudert und erlitt dem Anscheine nach leichte innere Verletzungen. Eine im Wagcninnern dicht an der Tür sitzende Frau wurde durch die Spitze der Deichsel- stange leicht an dem linken Beine gestreift, trug jedoch ebenfalls nur leichte Kontusionen davon. Der Straßenbahnbeamte blieb durch einen glücklichen Zufall unverletzt. Gekentert ist gestern auf dem Langen See bei Grünau daS dem Kaufmann Hintze gehörige SegelbootProSka", welches mit einer Besatzung von fünf Personen den See kreuzte. Vermutlich infolge eine« Fehlers in der Steuerführung schlug das Boot um, wobei sich der Ballast verschob, sodaß sich das Nuderbord hochrichtete. Der Unfall war glücklicherweise von Mitgliedern eines Ruderklubs be- obachtet worden, die den Verunglückten zu Hülfe eilten, und denen es auch gelang, die fünf mit den Wellen Kämpfenden zu retten. Auch das Fahrzeug konnte später geborgen werden. Ein schauriger Anblick bot sich den AuSflüglern. welche am Sonntag und Montag am Flakensee entlang gingen. Am Sonntag Morgen war in dem genannten Gewässer eme bereits stark in Ver- wesnng übergegangene männliche Leiche angetrieben und gelandet worden. Der Fund wurde sofort telephonisch sowohl nach Erkner als auch nach Rüdersdorf gemeldet um eine schleunige Abholung der Leiche zu veranlassen. Merkwürdigerweise geschah dies aber nicht, vielmehr blieb der Tote bis Montag mittag an der Fundstelle liegen, um welche Zeit endlich für die Fortschaffung der Leiche Sorge ge- tragen wurde. Am 22. April wurde in der Waldung an» Fialen- ee ein Jacket aufgefunden, in welchem sich eine auf den Namen Reinhold Äochanowski lautende Jnvalideukarte befand. Da der Stoff des JacketS mit demjenigen der Hose und Weste, mit Ivclchcu die Leiche bekleidet war. übereinstimmt, ist anzunehmen, daß der Tote, der zweifellos Selbstmord verübt hat. mit Reiuhold K. identisch ist. Die freie Hochschule gewährt zu dem am Freitag, den 11. d. M., beginnende» SpeziallursuS über:»Das Geschlechtsleben und seine