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Dil.» Sitzung am 10. Mai muß eine solche Anzahl von Absagen an die Scharfmacher gebracht haben, daß die ge- Plante Riesen-Aussperrung ins Wasser gefallen ist. Offenbar ist auch die mutige Haltung der Arbeiter bei der diesjährigen Maifeier den Herren etwas auf die Nerven gefallen. Von den Kündigungen, die heute vorgenommen werden sollten, ist nirgends etwas bekannt geworden. In Berlin  , wo man sich ja dem Vorgehen der übrigen Ortsverbände nur an- schließen wollte, waren Kündigungen um deswillen nicht zu erwarten, weil hier keine Kündigungsfrist besteht; aber auch aus der Provinz hört man von solchen nicht. Dagegen stehen die Arbeiter überall unerschütterlich fest auf dein einmal eingenommenen Standpunkt. In der in B r a u n s ch w e i g abgehaltenen, von 3000 Metallarbeitern besuchten Versammlung wurde einstimmig folgende Resolution angenommen: Die Versammlung erklärt nach Berichterstattung der Kam Mission, daß die Arbeitgeber durch ihre Ablehnung jeder Lohn erhöhung eine Verständigung unmöglich gemacht haben, die Ver sammlung ist aber einverstanden, datz ferner versucht werde, die notweudige Einigung durch Verhandlungen herbeizuführen, und beauftragt die Kommisston, die Arbeitgeber zu ersuchen, schriftlich mitzuteilen, i» welcher Form sie d»e Wunsche der streikenden Arbeiter auf Lohnerhöhung zu erfülle» gedenken." Zwei Brcslauer Metallarbeiter-Versammlungen be schloffen folgende Resolution: Die Versammelten nehmen von dem derzeitigen Stande der Aussperrung Kenntnis und erklären, datz für die streikenden Kollegen kein Grund vorliegt, die Arbeit bedingungslos aus- zunehmen. Die Streikenden und Ausgesperrten, die ihre Friedens- liebe bekundeten und Verhandlungen anboten, erklären, daß sie nach wie vor zu Verhandlungen bereit sind." Die Arbeiter erklären also ruhig und stolz, daß sie nicht bedingungslos die Arbeit aufzunehmen gesonnen seien, aber jederzeit über die Form der Lohnerhöhung zu unterhandeln bereit sind. Die Situation liegt anscheinend so, daß das Unternehmer- tum, welches die Kraftprobe nicht unternehmen kann, in den sauren Apfel einer Lohnerhöhung beißen muß. Das wäre weniger bitter gewesen. wenn der Gesamtvcrband der Metallindustriellen das höfliche Ansuchen des Metallarbeiter- Verbandes um Regelung der Lohn- und Arbeitsbedingungen für die Former nicht in der Form zurückgewiesen hätte, wie dies geschah. Die Fachleute an der Spitze des Scharfmacher-Verbandes sollten es eigentlich ohne solche Proben wissen:Allzu scharf macht schartig!"_ Berlin   und Umgegend. Zum Streik der Lagerarveiter der Portland   Zementfabrik Guthmann u. Jeserich ist folgendes zu berichten: Nachdem es ge- gelungen war, die Arbeitswilligen aus Zossen   von der weiteren Tätigkeit in Berlin   fernzuhalten, haben die Streikenden versucht, durch eine Kommission mit der Direktion in Verhandlung zu treten. Die Kommission ist denn auch zweimal vorgeladen worden. Zu einer Beilegung des Streiks ist es jedoch nicht gekommen, weil die Direktion das"unwürdige Verlangen an die Arbeiter stellte, sie möchten ihr doch die eigentlichen Hetzer und Aufwiegler namhaft machen, welche für den Verband agitieren, dann sollen alle 9 Mann, welche wegen der Mai- feier entlassen wurden, wieder eingestellt werden. Die Arbeiter erklärten der Direktion, daß sie als ehrliche Männer solche Zu- mutung zurückweisen müßten. Die Streikenden sind der Meinung daß eine Einigung trotzdem zustande gekommen wäre, wenn nicht der Inspektor Grätz einer solchen mit allen Mitteln hindernd im Wege stände. Herr Grätz, der aus dem Wahlverein des vierten Kreises sowie auch aus dem Verbände der Steindrucker ausgeschlossen wurde, versucht mit allen Mitteln Streikbrecherheranzuziehen. So hatte er sich am Donnerstag aufs neue mit dem Kolonnenführer Krause aus Zossen   in Verbindung gesetzt. Dieser Mann ist sodann in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag mit 20 neuen Auch-Kollegen mittels Motorboot von Zossen   aus in der Rungestraße gelandet, weil ihm der Weg per Bahn wahrscheinlich nicht sicher genug war. Die Arbeitswilligen bekommen pro Mann täglich 6 M. und freie Be- köstigung und schlafen des Nachts auf Strohschütten im Zement- schuppen auf dem Lagerplatz. Die alten Arbeiter wurden dagegen nur mit Pf. pro Stunde entlohnt. Am Sonntag werden nun- mehr die Kutscher des Fuhrherrn P a n n a ch, welcher die Fuhren für die Firma besorgt. Stellung'zu dem Streik nehmen. Die- selben hakten es nicht länger mit ihrer Würde für vereinbar, Fuhren zu fahren, welche von Arbeitswilligen beladen werden. Zur Lohnbewegung der der freien Vereinigung deutscher   Ge werkschaften angeschlossenen Barbiere berichtete Schulze in der Versammlung des Verbandes deutscher Barbier-, Friseur- und Perückenmachergehülfen Berlin  , daß man den Stand der Lohn- bewegung als äußerst günstig ansehen kann. In der Versammlung wurde Protest erhoben gegen die Beschuldigungen, welche der Ver- band der Friseurgehülfen ausgesprochen, wo die der freien Ver- einigung angeschlossenen Gehülfen sogar als Bundesgenossen der Jnnungsgehülfen bezeichnet werden. Die Versammelten erklärten dies für unwahr. Wenn man die bei beiden Organisationen ein- gelaufenen Bewilligungen zusammenzieht, so sind es so viele wie im Vorjahre und von einem Jllusorischmachen der Bewegung könne Überhaupt keine Rede sein. Vielfach war aber die Organisation hinterher und die Arbeiter weigerten sich, diese Streikarbeit herzustellen. Teilweise wurde die Arbeit retour gesandt und teilweise traten die Personale in den Ausstand, um dem unmoralischen Zwang, Streik- arbeit anzufertigen, zu entgehen. Verwunderlich ist es ja nicht, daß auch die Behörde in dem Kampf gegen die Arbeiter nicht zurückstehen will. So ist mitgeteilt worden, daß die Firmen, welchen die Anfertigung des Telephonadreßbuches übertragen ist, die Lieferungsfrist auf 6 Wochen verlängert wurde. In normalen Zeiten konnte das Telephonadreßbuch selbst von den größten Firmen nicht schnell genug geliefert werden. Wenn es aber gegen die Arbeiterorganisation geht, dann verbrüdert sich Bureaukratismus und Bourgeisie zum Schaden der Abnehmer des Telephonadreßbuches, welche nun warten können, bis die Herren Prinzipale einsehen gelernt haben, daß die Arbeiter nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte beanspruchen können. Wie aus Leipzig   gemeldet wird, nimmt die Aussperrung auch dort täg- lich an Umfang zu. Bis gestern hatten bei 10 Firmen 1000 Arbeiter und Arbeiterinnen wegen dem Zwang, Streikarbeit anzufertigen. die Arbeit niedergelegt. Die Erbitterung gegen die von dem Verbandsvorsitzenden F r i tz s ch e geführten Unternehmer ist so groß, daß die Stehengebliebenen in einzelnen Betrieben die Zahl von 10 Personen nicht übersteigen. Nur bei dem Kommissionsrat H. F r i tz s ch e blieben von 430 Personen 50 im Betriebe. Aber auch mit diesen Getreuen vermag der Betrieb nicht aufrecht erhalten zu werden. Zuzug nach Berlin  , Leipzig   und Stuttgart   ist streng fernzuhalten! Auch ist in den anderen Orten auf Berliner  Streikarbeit zu achten._ Verleumde kühn, es bleibt was hängen! Zu dem vom Wolffschen Telegraphen-Bureau verbreiteten Tele- gramm über angebliche schwere Ausschreitungen ausgesperrter Schauerleute schreibt uns unser Hamburger Korrespondent: Diese im scharfmacherischen Sinne gehaltene Notiz beruht auf Unwahrheit. Nicht die ausgesperrten Arbeiter, sondern die englischen Streikbrecher waren der angreifende Teil. Die mit scharfen Instrumenten angegriffenen Ausgesperrten haben sich selbst- verständlich ihrer Haut gewehrt und haben das englische Streikbrechergesindel in die Flucht geschlagen. Auf der Flucht sprangen zwei Englishmens ins Wasser und schwammen nach einem Fahrzeug. Auf gleicher Höhe stehen die Mitteilungen der Hamburger Scharfmacherpresse über die unter dem internationalen Streikbrechergesindel auf derKaiserirl Auguste Viktoria  " sA.-L.) aus- gebrochenen blutigen Schlägereien, die einfach den Streikenden und Ausgesperrten angelogen werden, obwohl doch auf diesem Dampfer nur Arbeitswillige beschäftigt sein können. Hier spielte der Nation alitätenhaß eine Rolle ein Beweis dafür, daß Streikbruch kein einendes Moment ist. Auf der einen Seite standen Engländer und Amerikaner, auf der anderen Italiener, Griechen, Holländer, Türken und Spanier; letztere sollen die blutigen Exzesse provoziert haben, indem der eine Spanier drohte, einem Engländer die Kehle abschneiden zu wollen. Wie behauptet wird, soll ein Amerikaner aus Furcht durch einBullauge"(rundes Schiffs- fenster) gekrochen, ins Wasser gefallen und ertrunken sein. Auf beiden Seiten der internationalen Stteikbrecherbande gab es schwere Ver- letzungen in großer'Menge, so daß das Verbandszeug auf der Feuer- wehrwache, wohin man die Verletzten gebracht hatte, nicht ausreichte. Die Ausgesperrten haben sich, trotz aller Provokationen, geradezu musterhaft verhalten._ Bei derNeuen photograplnschen Gesellschaft" in Steglitz   stehen seit Mittwoch sämtliche 15 Schriftlithographen im Streik, weil die Firma die Forderung auf Verkürzung der Arbeitszeit von 9 auf 8 Stunden nicht bewilligte, obgleich der Achtstundentag für Litho- graphen seit der vorjährigen Bewegung derselben in Berlin   all- gemein eingeführt ist. Um den Anschein zu erwecken, als habe die Firma für die Streikenden bereits Ersatz gefunden, hat sie das Atelier mit Retoucheuren, Graveuren, ja sogar mit Schlossern und Mechanikern besetzt. Obgleich es ganz ausgeschlossen ist, daß diese die Lithograhenarbeit machen könnten, wäre es doch gut, wenn sie die Firma auch nicht in der Wahrung des bloßen Scheines unter- stützen würden. Streikbrecher aus Lithographenkreisen wird die Firma trotz aller Mühe nicht erhalten können, und der ehemalige Marineoffizier, der als Arbeitswilliger fungieren soll, obgleich er von der Lithographie keine blasse Ahnung hat, kann den Streikenden nichts schaden. Die Lage ist also günstig und es steht zu erwarten, daß. die Firma allen anderen hiesigen Anstalten in der Einführung des Achtstundentages der Not und nicht dem eigenen Triebe folgend nachhinken muß, obgleich sie ihnen in sonstigenWohlfahrtSeinrich- tungen" immer eine Nasenlänge voraus sein will. Deuttcbes Reich. Die Aussperrung der Buchbinder. Verleger undjbehörde kommen während der Aussperrung im Buchgewerbe den aussperrenden Firmen mit der größten Kulanz entgegen und entbinden diese Firmen nicht nur von der Lieferungsfrist, sondern bemühen sich sogar, die Vermittler zwischen den Großfirmen, den mittleren und Jnnungsfirmen zu spielen. Die mittleren Firmen sowie auch die Jnnungsmeister, welche sonst einen erbitterten Konkurrenzkampf mit den Großfirmen führen, lassen sich jetzt als Not nag el gebrauchen, nur um des augenblicklichen Vorteils willen, sowie auch um die verHatzte Ar- beiterorganisation schädigen zu helfen. So sind die Verlags- und Druckereivertreter eifrigst bemüht, die kleinen und kleinsten Be- triebe aufzustöbern und dort die Teilaufträge unterzubringen. Der Bergarbeiterstreik im mitteldeutschen Braunkohlenbergbau. Zeitz  , 11. Mai.  (Eig. Ber.) Die gestrigen Massenversammlungen der Streikenden, welche in Zechau   und Meuselwitz   für das Altenburger Revier, Zeitz  , Teuchern   für das Zeitz  -Weihenfelser Revier, T e u t- s ch e n t a l für den Bezirk Halle-West und für den Leipziger Bezirk in Borna   stattgefunden haben, waren sämtlich überfüllt. Ueberall erwiesen sich die Lokale als zu klein. Besonders war es die Ver- sammlung in Zeitz  , in der P o k o r n y sprach, welche trotz der Größe des Lokals die Tausende kaum zu fassen vermochte. In allen Versammlungen wurde zunächst Bericht erstattet über die Verhandlungen zwischen den Kommissionen und den Werksvertretern. Inzwischen langten Telegramme an, laut welchen im Zeitz  -Weißenfelser Revier weitere Gruben in den Ausstand getreten waren. Die Depeschen, sofort zur Verlesung gebracht, erregten überall Scn- sation. In den Debatten ergab sich ohne Ausnahme, daß die Bergarbeiterschaft auf die gegebenen mündlichen Zusicherungen und kleinen Zugeständnisse hin nicht gewillt sei, die Arbeit wieder aufzunehmen. Die Resolution, die dieser Auf- fassung Ausdruck gibt, wurde darauf einstimmig angenommen. Die anwesenden zahlreichen Vertreter der Presse sorgten für augenblickliche Weitergabe und Vertreibung, so daß nach Schluß der Versammlung massenhaft Extrablätter, die sich mit dem Verlauf derselben befaßten, die Resolution zum Abdruck brachten und am Schlüsse aussprachen, daß der Kampf somit fortgesetzt werde, ver- breitet wurden. In den Straßen bildeten sich allerorts Gruppen von Bürgern, welche das Resultat eifrig kommentierten. Die Fortsetzung des Kampfes ist also beschlossene Sache. Gegenwärtig dauern die weiteren Verhandlungen noch an. Die in Frage kommenden Vertreter der Gesellschaften werden heute noch, sicherem Vernehmen nach, in einer Sitzung zusammentreten. Was dabei herauskommen wird, bleibt abzuwarten. Auch die Streikenden haben für Montag wieder mehrere Massenversamm- lungen anberaumt. Es hängt nun ganz von den Maßnahmen und 'Beschlüssen der Unternehmerkonferenz ab, ob eine Beilegung des Ausstandes erfolgt oder nicht. In der Seifenfabrik von Mühlbein u. Nägel in Z erb st legten sämtliche Arbeiter und Arbeiterinnen, 37 an der Zahl, die Arbeit nieder. Gefordert wird eine Erhöhung des heute im Durchschnitt 15,40 M. betragenden Wochenlohnes der Arbeiter aus 18 M. Die Arbeiterinnen fordern eine Erhöhung von 8,50 M. auf 9 M. und von 9,50 auf 10 M. Die Firma ist in der Hauptsache Lieferantin für Konsumvereine. In den nordbilyerischen Jndustrieiezirken greifen die Lohn bewegungen immer mehr um sich. Zu den zahlreichen Streiks, die in den letzten Wochen in Nürnberg   ausgebrochen sind und zum Teil noch schweben, ist nun auch ein Streik der B l e i st i f t a r b e i t e r gekommen. In der Schwanhäußerschen Bleistiftfabrik, wo die Löhne sehr schlecht sind und die Organisation bisher schwer Eingang fand, haben am Freitag die Bleistiftarbeiter die Arbeit niedergelegt, weil die Firma die minimalen Forderungen brüsk ablehnte. Die Fabrikate dieses Unternehmens gehen in alle Welt unter der Marke Schwanbleistifte". Die Dachdecker Nürnbergs   befinden sich ebenfalls im Streik. Die Unternehmer im benachbarten Fürth   haben den vorgelegten Tarif anerkannt, während die in Nürnberg   ihn alsunverschämt und un- annehmbar" erklärten. In Fürth   haben die Bäckergehülfen eine Tarifvorlage eingereicht. in der ein Minimallohn von 10 M. pro Woche und ordentliche Schlafräume mit dem nötigen Mobiliar gefordert werden. Wenn die Schlafräume den gesundheitlichen Anforderungen nicht entsprechen, sollen wöchentlich 2 M. Wohnuugsentschädigung bezahlt werden. Die Meister verhalten sich hartnäckig. In den zahlreichen Ziegelfabriken um Zenn- und Biebertgrunde, westlich von Nürnberg  , wo viele Italiener heschästigt sind, gärt es auch schon lange. Am Freitag sind in Siegelsdorf   200 Ziegel- arbeiter in den Streik getreten. In der alten Pfalzgrafenstadt Neumarkt   steht ein allgemeiner Streik der Brauer bevor, da die Unternehmer, an deren Spitze der zweite Bürgermeister steht, jedes Entgegenkommen gegenüber den Forderungen der Arbeiter ablehnen. In der ersten Schweinfurter GußstahlkugelfaVrik streiken die Laufringschlager wegen Maßregelung einiger Kollegen. Die Schlosfe.r und Dreher haben sich solidarisch erklärt und ebenfalls die Kündigung eingereicht. Husland. Eine Biertelmillion Arbeiter im Streik. Paris  , 11. Mai.  (Eig. Ber.) Die Streikbewegung in Frankreich  , die mit der Achtstunden- agitation der Arbeitskonföderation eingeleitet worden ist, nimmt immer gewaltigere Dimensionen an. In Paris   allein sind jetzt über 150000 Arbeiter im Ausstand. Allge. mein ist der Streik in der Metallindustrie(etwa 35 000 Ausständige), im Baugewerbe(00000), Wagenbau und Nebengewerbe(29 000). Von den Erdarbeitern stehen rund 10 000 im Streik, von den Typographen 3000(die übrigen haben zumeist ihre Forderungen durchgesetzt), der größte Teil der Holzarbeiter, darunter besonders die Möbeltischler und Bild- Hauer. Die Elektrizitätsarbeiter haben gestern den Generalstreik beschlossen. Die Bewegung bei den Schneidern ist stark im Zunehmen. Die Schneider fordern,den Zehnstundentag und eine Lohnerhöhung von 5 Centimes für die Stunde. Eine Reihe großer Firmen hat die Forderung bewilligt. Die Tischler werden wohl den N e u n st u n d e n t a g erobern. Erfolge haben auch schon die Mechaniker erzielt. Die Unternehmer der Automobil- i n d u st r i e haben die Arbeiter ausgesperrt und sich gegen- seitig verpflichtet, keinerlei Konzession zu machen. Diese Industrie beschäftigt in Paris   etwa 25 000 Arbeiter. Das Ende dieses Kon- fliktes ist nicht abzusehen.. Auch in der Provinz ist die Bewegung ,m Wachsen. In Lyon  streiken etwa 15 000 Arbeiter. Die Unternehmer der Seidenindustrie planen eine Riesenaussperrung, die weitere 30 000 betreffen würde. In Toulon   haben die Arsenalarbeiter den Streik abgelehnt; in der Jndustriearbeiterschaft ist die Kampflust ungeschwächt. In St. E t i e n n e gerät ein Gewerbe nach dem anderen in Bewegung., Und ähnlich ist es in allen Teilen des Landes. Kurz. Klassenkampf in seiner schärfsten Form auf allen Punkten! Die Arbeiter führen ihn mit einer in Frankreich   noch nie gekannten Energie. Bedeutende Erfolge sind schon erzielt worden. Weitere sind gewiß. Die reaktionäre Presse b e s ch i m p f t die Arbeiter und diedemokratische" Regierung verfolgt sie mit allen Mitteln des Klassenstaates. In Paris   herrscht noch immer ein faktischer Ausnahmezustand. Die Streikenden lassen sich aber durch den Miß- brauch des Militärs wie durch die Tendenzurteile zum Nutzen der Kapitalisten nicht provozieren. Sie bewahren eine Disziplin und Zurückhaltung, die die Lüg>.n und Provokationen der Kapitalisten- blätter zuschanden macht. Versammlungen. Die Metallarbeiter-Gewerkschaft hielt am Montag eine Mit- gliederversammlung ab, um zu der Maibewegung und Aus- sperrung Stellung zu nehmen. Als 2. Punkt wurde die Wahl des Ausschusses für die Geschäftsleitung derVereinigung der Metall- arbeiter Deutschlands  " behandelt. Bemerkt sei hierzu, daß die Metall- arbeiter-Gewerkschast auf ihrer 3. Konferenz beschlossen hat, die Organisation in Form und Namen abzuändern. Zur Maibeweguug berichtete Zedier; eingehend betonte er, daß es diesmal auch den Metallarbeitern möglich geworden ist, eine imposante Kund- gebung zu veranstalten. Wohl 25 000 Kollegen haben gefeiert. Auch die Ober-Schöneweider haben gezeigt, daß auch trotz der 34(?) Organisationen eine Maifeier möglich ist. Redner besprach nun die Aussperrungsmethode der Kühnemänner und schloß damit, daß auch alle Ränke und Schikanen der Unternehmer die Arbeiter nicht abhalten werden, sich ihr Recht zu erkämpfen. Die Diskussion, welche sehr lebhaft war, zeigte das verschiedenartige Vorgehen der Unternehmer. Bezüglich der Unterstützung der Ausgesperrten wurde beschlossen, daß die Ausgesperrten vom 2. bis 0. Mai aus Unter- stützung verzichten. Weiter beschloß die Versammlung, diejenigen Mitglieder, die in den verschiedenen Betrieben, wo die Maifeier be- schlössen war, am 1. Mai gearbeitet haben, aus derOrgani« sation auszuschließen. Darauf wurden vier Kollegen und zwar Schröder, Zedier, Pietzenke, Wiesner zum Ausschuß gewählt. Der fünfte soll in der nächsten Versammlung gewählt werden. Gleichzeitig wurden die Genannten als Statutenberatungskommission eingesetzt. Nach einigen geschäftlichen Hinweisen bezüglich der Kontrolle usw. wurden die übrigen Punkte: Bericht vom 7. Kongreß und der 3. Konferenz, bis zur nächsten Versammlung zurückgestellt. Letzte)Vacbrichtcn und Dcpelcben. Benzinexplosio». Bei einer Benzinexplosion, die gestern in einer Fabrik in der Müllerstratze 30 stattfand, wurden zwei Personen, der Werkmeister Richard Schulz und der Schlosser Bruno Kaiser, durch Brand- wunden im Gesicht und an den Händen schwer verletzt. Kaiser wurde durch die Feuerwehr auf Anordnung dcS Brandmeisters Hammer nach dem Krankenhause in der Müllerstraße(Paul Gerhardt-Stift) gefahren und dort verbunden. Schulz begab sich in seine Wohnung und wurde dort behandelt. Bon einem Hunde zu Tode zerfleischt! Ein entsetzlicher Vorfall hat sich gestern abend in der zehnten Stunde in der zehnten Stunde in der Neuen Königstraße ereignet. In dem Keller des Grundstücks Neue Königstraße 29 wurde der 14jährige Sohn Albert des Böttchermeisters Strege von einem großen Ziehhunde, dem er Futter bringen wollte, angefallen und dermaßen zugerichtet, daß er kurz darauf starb. Die Bewohner des Hauses wurden durch herzzerreißendes Schreien und wütendes Bellen in den Keller gelockt, wo sich ihnen ein schreckliches Bild darbot. Verzweifelt rang der Kndbe mit dem Hunde, welcher sein Opfer völlig zerfleischte. Vergeblich versuchten nun drei Männer, das Tier von seinem Opfer zu trennen, zwei der Leute wurden durch Bisse erheblich verletzt; schließlich gelang es einem der Männer, dem Hunde den Hals zu durchschneiden, aber leider war es zu spät, nach kurzer Zeit verstarb der junge Mensch. Beendigung des Streiks der Seeleute. Hamburg  , 12. Mai.  (Privatdepesche desVorwärts".) In- folge starken Zuzuges und ablehnenden Verhaltens der Reeder hezüglich Verhandlungen beschloß heute abend eine Versammlung der Seeleute, den Streik bis auf weiteres abzubrechen. Eine richtige Antwort. Posen, 12. Mai.  (W. T. B.) Gegenüber dem Beschlüsse des Arbeitgeberverbandes im Baugewerbe, die Aussperrung zum 14. Mai aufzuheben, beschlossen die ausgesperrte» Maurer   in ihrer heute abgehaltenen Versammlung, auf ihren alten Forderungen zu bestehen. Es erscheint demnach zweifelhaft, ob am Montag auch nur ein Teil der Maurer die Arbeit wieder aufnehmen wird. Perantw. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Inseratenteil veranttp.: Glücke, Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u, Verlag sanjjsltPgul Singer& Co., Berlin   SWr Streik auf dem Petersburger Wasserwerk. Petersburg, 12. Mai.  (Meldung der Petersburger Tele- graphenagentur.) Die Arbeiter des Petersbürger Zentralwasser- Werkes traten heute in den Ausstand, welchem sich die Arbeiter der Stationen in den Stadtteilen WassilyewSki-Ostrow und Alt- PeterSburg anschlössen. Die Stationen sind durch Truppen um» stellt. Die Arbeiter haben beschlossen, die Arbeit nicht eher wieder aufzunehmen, als bis ihre Forderungen bewilligt seien. Die Per- waltung teilt mit, daß sämtliche Arbeiter entlassen sind. Hierzu 5 Beilagen,