Redner mt fünf Minuten zu bewilligen. Um 7 Uhr abends wirddie Sitzung auf l'/g Stunden unterbrochen. Vorher haben schonviele Abgeordnete den Saal verlassen.Der Reichörat gegen eine volle Amnestie.Petersburg, 1Z, Mas. Die von drei Mitglieder» desReichsrates entworfene Adresse des Neichsrates an den Kaiserbittet der„ N 0 w 0 j e W r e m j a" zufolge um Amnestie füralle, die während der Freiheitsbewegung die Grenzen desGesetzes überschritten, ohne sich jedoch etnes Angriffes au'fremdes Eigentum oder Lebe» schuldig gemacht zu haben. DerAdreßentlvurf werde in öffentlicher Ätzung beraten werden.Die Amnestiefrage werde bereits in, JustiMimsterium bearbeitet.Die Reaktion.Die bekannte reaktionäre..Moskauer Zeitung"(Moskowskija Wedomosti) schreibt in einem Artikel über dieDuma und ihre Rolle u. a. folgende Sätze, die ein beachtens-wertes Licht auf die Stimmung und die Absichten der Reaktionwerfen:„Die revolutionäre Bewegung ist nicht nur nicht stehen geblieben, sondern schreitet, solvyh! materiell wie psychologisch,weiter fort.Von dem materielle!, Fortschritt sprechen die regulärenBulletins des„Regierungsboten", die über die Zahl der beraubtenRenteien, Banken, Schnapsbuden, Kloster, Kirchen, Kaufhäuser usw.,sowie über die abgenommenen Waffen und die Zahl der Er-mordungen von Offizieren, �ldininiftratoren und privaten Leutenmelden.Psychologisch schreitet die Revolution sehr bemerkbar fortWir haben uns an bewaffnete Aufstände gewöhnt, wir glaubennicht an die Regierung, an die Staatsgewalt und beginnen denGlauben an die letzte Stütze � an die Armee zu verlieren....Grelle Feuer züngeln an den Grundmauern des Staats-gebäudeS, und schon nähert sich der Zeitpunkt, wo auch dasDach vom Feuer ergriffen wird. Die Duma— das ist einallrussischer Kongreß der Revolutionäre, und eS ist keine schöpferische Tätigkeit der Regierungsgewalt im Bunde mit ihr möglichDie jetzige Reichsduma ist dank ihrer Zusammensetzung einmächtiges revolutionäres Mittel in den Händen der Hochverräter.tzhre Tätigkeit wird eine große Schurkeret sein."Die Offenheit der Sprache läßt nichts zu wünschen übrig.Die K. D. und die Agrarfrage.Reben den Fragen allgemeiner Taktik war es die Agrarfrage,die auf dem dritten Parteitag der K, D. die allgemeine Aufmerk»samkeit auf sich lenkte und der Gegenstand heißer Debatten war,Eine ganze Anzahl Redner verwarfen das von der Agrarsektionausgearbeitete Reformprojekt mit der Begründung, man müsse dieForderung einer vollständigen Rationalisation des Bodens auf-stellen; dies sei auch die Forderung der Bauernmassen und ihreNichtberücksichtigung könnte einen Konflikt zwischen den K, D. undden Bauern heraufbeschwören. Dieser Hinweis hat seine Wirkungnicht verfehlt, und so kam der erste Satz der Resolution zustande,der von de? Nationalisqtion des Bodens als vom Prinzip derPartei spricht; da aber gleichzeitig das vorgelegte Neformprojektangenommen wurde, so schrumpft dies„Prinzips zu einem nichts-sagenden Versprechen zusammen. Das Neformprojekt selbst ist aberso beschaffen, daß man den bäuerlichen Forderungen zwar entgegen»zukommen sucht, aber dahei auch dt? Interessen der Gutsbesitzerscharf im Auge behält, da ja diese letzteren einen nicht unheträchtIschen Teil der K. D.-Partei bilden.Die fiskalischen Apanagen- und Schatullengüter, ferner dieBesitzungen der Kirchen und Klöster, sowie derjenige Teil der guts-herrlichen Besitzungen, di? gewohnheitsmäßig den Bauern perpachtetwerden, sollen expropriiert werden und einen Staatsbodenfondsbilden, aus dem der Bodenmangel landarmer und landloser Bauerngedeckt werden soll. Dies ist diejenige Seite der Reform, die denBauern zugute kommen soll. Die andere Seite berücksichtigt da-gegen die Interessen der Gutsherren und bietet ihnen recht greif-bare Vorteile: ein ganz bedeutender Teil ihres Eigentums soll nachwie vor in ihren Händen bleiben � die kleineren Güter, aufdenen eine selbständige Wirtschaft geführt wird, all« landwirtschaft-lich-industriellen Unternehmen, wie Zuckersiedereien und Schnaps-brennereien mit Tausenden dazu gehörenden Hektaren Boden.ferner diejenigen großen landwirtschaftlichen Betriebe,«die alsMuster intensiver Wirtschaft in gesellschaftlicher Beziehung wichtigsind", also de facto all? lapttaltsttsch wirtschaftenden Güter— sollenvon der Expropriation verschont bleiben. Für den entzogenen Teilihrer Besitzungen sollen die Gutsbesitzer eine„angemessene" Eni-schädigung vom Staat ausgezahlt erhalten, der auch alle darauflastenden Schulden übernimmt. Die bis an die Ohren verschuldetenrussischen Gutsbesitzer würden sich natürlich diese einzig dastehendeGelegenheit, um einen schönen Batzen baren Geldes ihre ver,schuldeten Güter los zu werden, nicht entgehen lassen; auch dieAngst vor Agrarunruhen spielt hier mit, da sie sonst die Aufteilungihres ganzen Bodens durch die Bauern befürchten, und deshalblieber auf einen Teil verzichten. Die Kosten von dieser„Gnt,schädigung" an die Gutsbesitzer wird, wie es nicht anders ist, dieMasse der Bevölkerung und vor allem die Bauernschaft selbst zutragen haben: in der Form eines Pachtzinses für das vomStaatsfonds erhaltene Land wird er in Wirtlichkeit dem Staateihren vollen, ivenn nicht vervielfachten Preis bezahlen müssen—dafür sorgt der langjährige Kontrakt, den die Bauern mit demStaate abzuschließen gezwungen sein sollen, fallß sie Boden zuge»teilt erhalten. D»es ist für dl? Bauern die Kehrseite der Medaille,ganz abgesehen davon, daß der so gebildete Staatsfonds langenicht reicht, den vorhandenen Bodenmangel zu decken. So ist dennauch das K. D.-Agrarreformprojekt bei den Bauern auf hart-näckigen Widerstand gestofecn und hat zur Bildung der selbständigenBauerngruppe geführt. Die Bauern haben das bourgeoise Wesender K. D. durchschaut und halten«S für gefährlich, ihnen die Ver,tretung ihrer Interessen zu überlassen. Der Vorsitzende der Bauern-gruppe, Schilkin. sagte in seiner Eröffnungsrede:„Bei unshaben sich dtejenigcn zusammengefunden, die gemeinschaftlicheInteressen haben, die ausgebeutet sind: bei den K. D- sind aberElemente, die uns fremd sind— Gutsbesitzer, Fabrikanten, Kauf»leute; auch mit dem besten Willen könnten sie nicht unsere bitter«Rot begreifen und verstehen." In der Agrarfrage bestehen dieBauern fest auf der Forderung sofortiger Nattonqlisatton desgesamten Bodens:„Der ganze Boden soll dem ganzen Volkegehören, die K. D. aber ziehen der Agrarfrage viel zu bescheideneGrenzen, die wir nicht akzeptieren können."Wenn man bedenkt, daß auch die Arbeiter sich von ihnen ab,gewendet und den Bauern angeschlossen haben, so sehen wir, daßdie unentschlossene Poltttk der K. D„ die die unversöhnlichen Jntor-essen verschiedenster Klassen unter«in Dach bringen will, sie ihrermächtigsten Stützen des Proletariats und der Bauern beraubt,und sie dadurch zur politischen Ohnmacht verurteilt hat. Rur eineentschlossene, kraftvolle demokratische Opposttionspolitik könnte ihnendas verloren« Ansehen in den Volksmassen wiedergewinnen.Silbermünzen vorzunehmen wäre. Die Herren Jnkeressentenfür Höhertreibung des Silberpreises fanden jedoch wederbei der Regierung noch beim Hause Entgegenkommen. Undso wurde denn das Gesetz in 2. Lesung angenommen, dieResolution Könitz und Genossen gegen die Stimmen derRechten abgelehnt.Das Haus trat dann in die Beratung der zu den Steuer-gesetzen von der Kommission beschlossenen Resolutionen ein,die 1. eine Beseitigung der Liebesgabe an die Schnaps»bxenner, 2. eine Erhöhung der Postporti für den Nachbar»und Ortsverkehr, 3. eine Besteuerung der Großmühlen zumSchutze der mittleren und kleinen Mühlen verlangen.An der Liebesgabe für Schnapsbrenner, die über vierzigMillioneu beträgt, halten die junkerlichen Brennereibesitzermit Zähnen und Klauen fest. Der Schwindel, daß dieseDotation„zum Schutze der Landwirtschaft" nötig sei. istlängst durchschaut und abgetan, nichtsdestoweniger wagt esdie Regierung nicht, an der Liebesgabe zu rütteln, weil derChorus der Agrarier Tod und Verderben über die Regierungbrächte, die es wagen würde, ihm den fetten Happen zu ent-ziehen.Allerdings hat die Regierung in der Steuerkommissionsich nicht abgeneigt gezeigt, in eine„Reform" der Brannt-weinsteuer einzutreten, aber sie erklärte die Materie für soheikel, daß die Reform Jahre in Anspruch nehmen würded. h. die Regierung sucht die Angelegenheit bis auf den Sank!Nimmerleinstag zu verschleppen.Die Situation wurde von den Rednern der Linken schar.gekennzeichnet. Unfern Genossen Südekum bedachten die umihre Staatssubvention besorgten Junker mit heulendenZwischenrufen, die Südekum drastisch beantwortete.Der Zentrumsredner Speck versuchte zwar, dasZentrum vor dem Verdacht zu retten, daß es die Liebesgabeder Schnapsbrenner schütze, aber der Pferdefuß kam doch zumVorschein bei seinen Ausführungen zugunsten eines anqeb»lichen Schutzes für die mittleren und kleineren Brennereien.Natürlich verteidigte der Abgeordnete Gamp dieLiebesgabe nach der alten Junkerdevise:„Man recht ruppigdhun!" Unsere agrarische Schreierei schüchtert ja die Re-gierung doch immer wieder ein, so sagen sich diese Ritter desSchnapses, und in der Tat bestrettet denn auch die Regierung,daß der„Zuschuß zu den Produktionskosten", wie ein Re»gterungskommtssar diese Zuwendung an die Junker naivnannte, eine Liebesgabe sei!Die Nationalliberalen erklärten sich für die Resolution,um nach außen den Schein zu erwecken, als ob sie denAgrariern etwas entreißen wollren, was diese ans den Taschendes arbeitenden Volkes ziehen. Und doch haben bekanntlichgerade die Nationalliberalen mit den neuen Steuergesetzendie Taschen des Volkes noch viel schwerer geplündert.Die Resolution wurde gegen die Stimmen der Konservativen und ihrer antisemitischen Trabanten angenommen.Zur 2. Resolution präzisierte Genosse Singer die ab-lehnende Haltung unserer Fraktion; er geißelte die politischeHeuchelei, die die Verteuerung der BedÜrfniSarttkel desVolkes wie der Verkehrs- und Posttarifö als eine Reformhinzustellen beliebt.Der Abgeordnete Graf Könitz verteidigte die„Post'reform" aus agrarischen Gesichtspunkten. Der jetzige Zu-stand, so sagte er, sei ern landfeindlicher. Könnten die Junkerportofreiyett für sich erringen, käme eS ihnen auf die schärfereSchröpsung der„Plebs" natürlich nicht an. Die Behauptungdes Redners, daß die Post mit Unterbilanz arbeite, entkräfteteder Abgeordnete Merten tfreisinnig) durch ztffermmäßigen Nachweis aus dem Postetar.Dann vertagte sich das Haus. Donnerstag: Stempel-gesetz. Resolutionen.- �Abgeordnetenhaus.Das Abgeordnetenhaus nahm am Mittwoch in zweiterund dritter Lesung die Gesetzentwürfe betr. die Befähigungzum höheren Verwaltungsdienst und betr. den Erwerb desKaltsalzbergwerkes der Gewerkschaft„Hercynia" durch denStaat an. Die Beratung des letztgenannten Entwurfs gabdem Handelsminister Delbrück Anlaß zu der Erklärung,daß die Regierung an ein Staatsmonopol auf dem Gebieteües Kohlen- und Kalibergbaues nicht denke und daß sie sichedtglich einen Einfluß auf die Preisbildung des Syndikatsichern wolle. Im übrigen entdeckte Herr Delbrück bei dieserGelegenheit sein agrarisches Herz: Unter verständnisinnigerHeiterkeit rechts bemerkte er, daß er der Landwirtschaft nähertände, als eS sich für einen Handelsmtnister eigentlich paffe,um dann nach berühmtem Muster die Verbrüderung zwischenLandwirtschaft und Industrie zu predigen, damit beide ge-meinsam schlagen können. Es ist daS lediglich eine Um-chreibung des Begriffe« der berühmten„Sammelpolitik", diebeim Zolltarif ihre wahnsinnigen Orgien gefeiert hat.Zuni Schluß nahm daS Haus noch die Novelle zumZnappschastskassengesetz in zweiter Lesung an. Die Be-timmung der Regierungsvorlage, wonach bei Knappschafts»ältesten-Wahlen die geheime Wahl obligatorisch eingeführtwerden sollte, wurde gegen den Widerspruch des Zentrumsund der Freisinnigen gestrichen! Ebenso wurde die Zulässig.keit der Wahl von Invaliden gestrichen. Und das nennt dasHaus„Verbesserungen"!Die nächste Sitzung-findet erst am Montag statt. Aufder Tagesordnung steht die dritte Lesung des Knappschafts-gesetzes und Petitionen.—_politische Qeberkicht.Berlin, den 16. Mal.Silberwünsch« und Schnapsgeschrri.Die 2. Beratung des Gesetzes betreffend die Ausgabe vonRcichskassenschcinen erlitt eine unerwartete Verlängerungdurch das zähe bimetallistische Bemühen der SilberonkelArendt und Genossen, die dieses Gesetz mit einer Resolutionbelasten wollten, nach der.eine größere Ausprägung von»Bravsteuererhöhung und Bierpreis.Wie die Herren Schlächtermeister gedenken auch die Brauerei»Besitz« die jetzige GeschästSkonjunktur qu einer Profitsteigerung aus»zunutzen. Bekanntlich hat der Reichstag jüngst in zweiter Lesungein« Erhöhung der Brausteuer vorgenommen, durch welch» di« bis»herige Braumalzabgabe der kleineren Brauereien um ungefähr10—30 Pf., der mittleren um zirka 40—70 Pf. und der Riesen»Brauereien um 1,12 M. pro Hektoliter gesteigert wird. Selbst ftirdie ganz großen Brauereien beträgt also die Mehrausgabe nurPf. pro Liter. Vielfach hat man angenommen, dieseMehrbelastung würde wenigstens teilweise von den großen Brauereiengetragen werden, da sie nach den reichen Dividendenverteilungendazu bequem imstande sind. Statt dessen künden ober die Vereineder Großbrauereien an, daß sie ihre Preise nicht nur um den Betragd« Steuererhöhung hinaussetzen wollen, sondern um mehr alsdosDoppeltediesesBetrageö. Der sächsische Brauerei»verein in Leipzig will 2 M. pro Hektoliter aufschlagen, und derVerein der Berliner Brauereien verkündet sogar, daß er di« Preiseum 2,60 M. zu erhöhen gedenkt. Zur Motivierung diese« Attentatsauf die Taschen der Konsumenten versendet di« Leitung deS Vereinseine sogenannte Erklärung, in der es heißt:Der Beschluß der Berliner und auswärtigen Brauereien, denBierpreis vom Inkrafttreten der erhöhten Brausteuer an um2.ö0 Mark zu erhöhen, hat vielfach Mißdeutungen erfahren, zuderen Aufllärung wir uns folgendes zu bemerken gestatten: Wiewir schon in unserem Beschluß zum Ausdruck brachten, ist dieErhöhung der Brausteuer, bis eine Steigerung des HekioKter'«Preises um zirka 1,30 Mark bis 1,50 Mark bedingt, keines-wegs die einzige Ursache des Beschlusses. Vielmehr kommt danebendie Wirkung der neuen Zölle auf Gerste, Malz, Pferde, Hafer.Mais ic. in Betracht, die eine Produktionsverteuerung von zirka05 Pf. pro Hektoliter bedeutet, weiterhin die erhöhten Preise aufFastagen, Maschinen usw. Endlich muß auf die Erwartung, daßinfolge des erhöhten Bierpreises die Gastwirte entwed« dieSchankgefäße verkleinern oder die Preise erhöhen werden, unddaher ein Rückgang des Konsums und deS Absatzes zu befürchtenist, Rücksicht genommen werden, so daß eine Erhöhung des Hekto»litcrpreises um 2,50 M. kaum die Mehrlast aufwiegen wird. Imübrigen machen wir darauf aufmerksam, daß seitens der Brauereienvon vornherein die Notwendigkeit der Abwälzung betont und be«wiesen wurde, zumal olle früheren Produktionsbelastungen— Er»höhung der Rohstoffe, der Löhne, Kommunalbiersteuern usw.—eine Preiserhöhung bisher nicht bewirkt haben. Allerdings findauch wir nicht der Ansicht, daß die Gastwirte in der Lage sind, diehöheren Preise zu tragen, sondern nach unserer Kenntnis der Wirt»schaftlichen Lage der Gastwirte eine Abwälzung auf die Kon-sumenten unausbleiblich ist.Die Angabe, daß die Brausteuererhöhung eine Steigerung derSelbstkosten um 1,30 bis 1.50 M- pro Hektoliter bedeutet, ist absolutunrichtig, selbst für die allergrößten Riesenbrauereien stellt sich dieMehrausgabe nicht höher als 1,12 M. pro 100 Liter. Ebenso ist dieVerteuerung der Produktionskosten durch die neuen Zölle reichlich hochangesetzt. Gegenüber diesen Mehrbelastungen aber kommt in Betracht.daß infolge der technischen Vervollkommnung der Betriebseinrichtungensich die Arbeitskosten in den letzten Jahren beträchtlich vermindertund deshalb fast alle größeren Brauereien bei beträchtlichen Rück-stellungen hohe Dividenden ausgeschüttet haben, z. B. das letzteJahr die Schultheiß-Brauerei IL Proz., Patzenhofer 15 Proz.,Pfefferberg 14 Proz., Schöneberg 12 Proz., Böhmisches Brauhaus10 Proz. usw.Die Absicht der Brau«eien, die Bierpreise um 2.50 M. erhöhenzu wollen, bedeutet unter diesen Umständen nichts anderes als eineganz unverschämte Prellerei der Konsumenten.--Offiziöse Verlegenheitsflausen.Daß von der Erklärung des Genossen Liebknecht zur Landes-Verratsaffäre Schöne nur einige wenige Blätter Notiz genommenhaben, kann niemand wundern, der die Unanständigkeit der reaktionärenPresse kennt. Festgenagelt zu werden verdient immerhin, daß speziellauch die gentrumspresse üb« t'e schmähliche Affäre den Mantelchristlicher Nächstenliebe zu breiten s tchi.Nicht nur unanständig, sondern auch geradezu bemitleidenswertungeschickt ist die Art, wie di« offiziöse„Nord d. Allg. Ztg."sich mit der ihr so peinlichen Erilärung abzufinden sucht. Dasoffiziös« Blatt ignoriert nicht etwa einfach die Erklärung Liebknechts.sondern es polemisiert gegen dieselbe, ohne aber auch nurdurch das kleinste Zitat oder selbst nur eine dürftigeInhaltsangabe seinen Leiern überhaupt eine An-deutung über den Inhalt der Erklärung zu machen!Dabei bringt es das Blatt fertig, von der Erklärung Liebknechts zubehaupten, sie sei über den„Kernpenkt" der ministeriellen Aus»führungen absichtlich hinweggegang«. über den Satz nämlich:„Kriminalkommissar Schön' hat zu solchem An-gebot(dem Angebot zu„gewissen itynflen* landesverräterischerArt. Anm. d. Red.) in keiner Li yise verleitet." DaSoffiziöse Organ fährt dann fort: ji„Der Rechtsanwalt Liebknecht i,ilt diesen Absatz der RedeWörtlich mit. läßt jedoch, ohne die Lücke irgendwie anzudeuten.den gesperrt gedruckten Satz weg. Gerade dies er Satzbildet aber den Kernpunkt diese» Teiles b«ministeriellen Ausführungen, da t) dem Minister daraufankam, die Behauptung als unrichtig hinzustellen, daßder Kriminalkommissar Schöne den Russenzu Spionagediensten verkettet habe. Die» istnicht geschehen. In welch« Weise i« übrige» die Spionage-affäre in di« AuSweisungSsnche hincingetage»»erden ist. und»i«fe sich im einzelnen abgespielt habe, hat nicht zuverlässige st g e st e l l t w e r d e n k ö n n« n.:>« Minister hat«S dennauch, wie der wörtlich mitgeteilte«bschittt seiner Rede Aar er»gibt, unterkassen. hierüber Mitteilungen zumachen, und sich darauf beschränkt, tr der vorsichtigsten Weise«ine Vermutung über die von der Privatperson hiervei a«,spielte Rolle aufzustellen. Wenn Herr Rechtsanwalt Liebknecht be«hauptet. der russische Kaufmann habe in einem Stadium der An-gelegenheit irgendwie den ernstlichen Willen gehabt,Spionagedienste zu leisten, so«ntzieken sich derartigeIfc!--■innere Vorgänge naturgemäßIeststellung. Anzunehmen war ab'r allerding« nach denrklärungen�beieiligter Personen, daß d>i demder absolute»lg« nach denrussischen Kauf»mann eine Sinnesänderung vorgekommen war.Die vorstehende Darstellung ergibt, daß der Ministernach Lage der Dinge zu den vonihm abgegsbenenErklärungen wohl berechtigt var."Das offiziös« Blatt macht also den hofnungslosen versuch, indie ganz klaren und für jeden normalen Menschen ganz unmiß«verständlichen Darlegungen der Erklärung ttebknecht««in mystischesDunkel hineinzuphantasieren. Gleichviel, o> Liebknecht den obigenSatz zitiert hat oder nicht: die Behauptun-, des Ministers, daß derrussisch« Kaufmann selbst, venwtlich aus Anraten einerdritten Person", dem Kriminalkommissar Schöne„daS Angebotzu gewissen Diensten" gemacht hohe, h a t.'zeblnecht nach dem amt»lichen Stenogramm wiedergegeben. Ebenso klar und unzwei»deutig wird in der Erklärung dargelegt, dy diese ministerielle Behauptung unrichtig, daß es vielmehr- wie durch unbeteiligteZeugen zu erweisen sei— richtig sä, daß Kriminal-kommissar Schöne mit dem fiigebot„zu gewiffenDiensten" an den russischen Kausmstin herangetreten feilDaß dies und nicht» anderes der Sinn der ErklärungLiebknecht« ist, beweist schon der Um, and, daß z. B. die„Kreuz«Zeitung" und die„Post" ihn in>ieser Weis« völlig klarwiedergegeben haben. Nur der offiziöse Vertuschungsgeheimratvermochte das nicht zu begreifen I Er mußt« sich freilich so Polizei-widrig dumm stellen, um dt« detaillierten tzarlegimge» Liebknechtsmit der einfältigen Ausrede abtun zu könn«,, die Erklärung habeden„Kempunkr der ministeriellen Darlegung� übergangen!Ebenso einfältig ist die Ausrede deS Ofiziosus, der Polizeiminister habe es völlig vermieden, etwa' darüber zu äußern,in welcher Weise im übrigen di« Spionageaffärein dt« AusweisungSsach, hineing�ragen worden"sei. Als ob das nicht gerade der Ksrnpuilt sei. als ob nichtgerade deS Minister« Behauptung, der russ.he Kaufmann habeeinerseits da« Spionageangebot gemach� sdtes« angeblich un»erörtete Frage in ganz positiver Weise geantwortet habe!Denn daö einschränkende„Wie«s it" des Ministerskann sich logtscherweis« nur aus die Ann�m« beziehen, daßdi«„dritte Person' den russischen KauHann zu seinem An»gebot« veranlaßt Hab«!Die„Nordd. Allg. Ztg." hat durch ihre ,<ulen BerlegenheitS-lausen, di« trotz aller unehrlichen Ausflüchte b�eits einen halbenstückzug bedeuten, nur bewiesen, daß ihr, Sache die denkbarchlechteste ist. Der Teil der bürgerlichen Press der noch ein wenigauf äußeren Anstand hält, wird den, offiziösei firgan auch zweifel-los sagen, daß es schon besser gewesen wäre,, wenn•» überhauptgeschwiegen hätte!-