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Hr. 116. 33. Ichrgang. 4. Keiligt des Joriuitts" Kcrlintt MMM Sonutag, 20. Mai 1906. Wirtschaftlicher Wochenbericht. Berlin  . 19. Mai 190S. Httcynia. Neue Drohung der Mctalliudustriellen. Bergardeiterflucht. Unstimmigkeiten. Folgen der Fleischteuenmg. Baumwollhausse. Die Papierbesitzer von der Hercynia haben ihren guten Tag gehabt. Das Abgeordnetenhaus sagteja" zu der Regierungs- Vorlage, die einen Kaufpreis von 30 Millionen Mark Vorsicht. Dah der Uebernahmepreis exorbitant hoch ist, bestritt niemand, aber in der Kommission hat die Regierung angeblich befriedigende Ausi klärung dafür gegeben. Begründungen für einen Ueberpreis! Hat van vielleicht graulich geniacht mit angeblichen Kaufversuchen aus- ländischen Kapitals? Mit der Ueberbezahlung der Hercynia ist solcher angeblichen Gefahr nicht begegnet. Wenn englisches Kapital stärker in die deutsche Kaliindustric eindringen will, dann bleibt dazu nach Verstaatlichung der Hercynia auch noch ge nugsam_ Gelegenheit. Jedenfalls politische Gründe waren die Triebkraft für die Regierung. Die Erwerbung der Hercynia ist ein neuer Beweis dafür. dost unsere Wirtslihastspolitik restlos von den Bedürfnissen und dem Wollen der Agraner bestimmt wird. Damit auch in der Kaliversorgung eine agrarische Liebesgabenpolitik garantiert bleibt, darum will die Regierung maßgebenden Einfluß gewinnen. Ziemlich offen sprach der Regier-ungsvertreter es aus: Begünstigung der Agrarier, daS ist das Leitmotiv all unseres Handelns und Tuns. Und als ein Vertreter des Handels flehentlich um die Zusage bat, daß die land- wirtschaftlichen Genossenschaften nicht dauernd noch mit einer Extra bevorzugung vor den übrigen Händlern beglückt toerden würdrn. antwortete der Handelsminister mit einer Ausrede, die tatsächlich das Gegenteil des Gewünschten enthält. Er erklärte, nach seiner ganzen Vergangenheit gehöre er mehr den Junkern, als das für das Amt eines Handelsministers unbedingt notwendig sei. Mit anderen Worten, Herr von Delbrück   fühlt sich als HandelSmiuister der Agrarier.(In diesen Rahmen fügt sich passend ein die Erklärung, der Staat stelle an die Rentabilität nicht so hohe Ansprüche als das Privatkapital und eine Steigerung der ohnehin schon hohen Löhne sei nicht zu erwarten. Solche unwidersprochene Erklärungen werden das Vertrauen der Arbeiter zur Regierung gewiß außergewöhnlich stärken.) Auch die Frage, wie weit die Verstaatlichungspläne der Regierung gehen, wurde gestreist. Die Jnteressenvertreter der Groß industrie erhielten die gewünschte Zusage, daß die Regierung an weitere Erwerbungen bestehender Anlagen nicht denke. Aber sie will trotzdem ihren Anteil an der Gesamtproduktion sowohl im Kohlen« als auch im Kalibergbau erhöhen. Minister Delbrück   kündigte eine Vorlage an, durch welche die Regierung sich Reservatrechte für noch nicht er- schlossene Grubenfelder vorbehält. Ueber Form und Inhalt der Vorlage ließ ex den Schleier des Geheimnisses ruhen, nur daS weiß nian. der staatliche Bergwerksbesitz soll vergrößert werden. Mit dieser Ankündigung, die doch eine erhebliche Steigerung der Pro- duklion in der Kaliindustrie in Aussicht stellt, wirst die Regierung ihre Begründung zur Hcrcyniavorlage über den Haufen. In dieser wird betont, daß das Bestreben, einer zügellosen Konkurrenz infolge Produktionssteigerung vorzubeugen, ein Hauptmoment der Ver- staatlichuugsabsicht sei. Nun beruhigt man das Unternehmertum durch die Erklärung, die Regierung wolle keine Anlagen mehr er- werben, sondern in umfangreicher Weise sich an der Aufschliehuug neuer Felder beteiligen. Die Metallindustriellen spielen erneut mit AuSsperrungS drohungen. Wollen sie ihren Rückzug nur noch mehr maskieren oder glauben sie enisthaft an Erfolg mit ihrer Buhmann-Methode? An- geblich soll am S. Juni der Schlag erfolgen. Nach den Mitteilungen über die gefaßten Beschlüsse schrumpft die zuerst angekündigte Riesenaussperrung zu einer Miniaturaktiou zusammen. Ob aber au« dieser etwas wird, ist auch noch sehr die Frage. Die ver- schiedenen Versionen, die über die Absichten und Beschlüsse der Unternehmer verbreitet werden, geben ja genug Handhaben zu Ab leugnungen und Interpretationen. In der bürgerlichen Presse wurde als Folge einer Riesenaussperrung ein vollständiger Konjunktur� Umschlag als wahrscheinlich in Aussicht gestellt. Merkwürdig I Die selben Organe, die seit Monaten Unmengen von Papier   und Druckerschwärze verbrauchen, um iiachzuwessen, daß die augeu blickliche Konjunktur auf durchaus gesunder Grundlage, auf tat- sächlich vorhandenen Weltmarktsbedürstnssen basiere, dieselben Organe sehen das ganze Gebäude wanken, wenn durch Stockungen in der Produktion der stürmische Begehr nicht nach Wunsch befriedigt werden kann. Durch eine Mindererzeugung wird doch der Weltauftragsbestand nicht vermindert, sie könnte logischcrweise höchstens die Nachfrage nur noch stünnischer gestalten. Die Auslassung beweist, daß man in Ordnungskreisen vor den jeder Vernunft Hohn sprechenden Möglichkeiten der kapitalistischen   Wirtschaftsweise Grauen empfindet. Man merkt den Widersinn, aber das Klasicninteresse bedingt, das widersinnige System zu verteidigen. Die Arbeiter werden sich jedenfalls durch das Argument, daß ein tatsächlich vorhandenes Bedürfnis nach Ware nicht mehr wirksam sein soll, wenn jene Befriedigung bis zum nächsten Tage aufgeschoben wird, nicht beeinflussen lassen. In den Berichten von» Eisen- und Kohlenmarkt tritt eine starke Unstimmigkeit zutage. Nach den Angaben des Stahlverbandes ist die Erzeugung in Produkten A im April auf 20 200 Tonnen arbeits­täglich gestiegen, von 19SÖ0 Tonnen pro Arbeitstag im März d. I. Absolut blieb allerdings die Erzeugung im April hinter dem Er- gebnis im März zurück, weil letzterer vier Arbeitstage mehr zählt als der Nachmonat. In der Kohlenförderung ist ober das Ergebnis deS April nicht nur absolut, sondern auch relativ gegen die Forder- menge deS März zurückgeblieben. Arbeitstäglich betrug der rechnungsmäßige Absatz des Kohlensyndikats im Januar 221 675 Tonnen, im Februar 227 554 Tonnen, im März 219 71g Tonnen und im April nur 213 544 Tonnen. Gegenüber dem Februar, der die höchsten Tagesleistungen aufweist, ist der Versand m April um rund 14 000 Tonnen pro Arbeitstag zurückgegangen. Wenn trotzdem die Eisenindustrie eine erhebliche Steigerung der Erzeugung er- möglichen konnte, was einen entsprechend erhöhten Mehrverbrauch an Kohlen bedingte, so müssen entweder in den Bormonaten be- deutende Quanten auf Lager gegeben worden sein, oder der Export hat in einem solchen Umfange Nachgelassen, daß jetzt trotz ver­minderter Förderung erhöhte Ansprüche der Eisenindustrie befriedigt werden können. Damit sind aber die bisherigen Stimmungsberichte nicht in Einklang zu bringen. Stets ist behauptet worden, der Bergbau sei nicht in der Lage, die Ansprüche voll zu befriedige», viele Offerten hätte man zurückweisen müssen. Wenn das richtig war, konnte man doch keine erheblichen Quanten auf Lager bringen. Weiter ist wiederholt bestritten worden, daß infolge des Elmks in Frankreich   der Export nach dort erheblich gesteigert worden sei. Stimmt das, dann kann das Abflauen des Streiks auch keine bedeutenden Mengen Kohlen frei gesetzt haben zur Verwendung für unsere Eisenindustne. In einem Artikel derKöln  . Ztg." vom 17. Mai wird die verminderte Förderung im April in der Hauptsache auf eine erhebliche Bergarbeiterflucht zurückgeführt. Ziffernmäßige Angaben darüber fehlen noch. Sehr mteressant find die Ursachen, die das Blatt für die Abnahme der Belegschaften angibt. ES führt au», daß die günstige Baukonjunktur und vor allem die vielfachen ArbeitSmöglichkeiten in der Eisenindustrie einer großen Zahl Berg- orbeiter erwünschte Gelegenheit biete, die Bergarbeit zu verlassen. Und al« ganz besonderen Anreiz zu der Bergarbeiterflucht sollen die angeblich hohen Löhne, die in der Eisenindustrie gezahlt werden. anzusprechen sein. Jedenfalls, so führt dieKöln  . Ztg." auS. feien «die Löhne in der Eisenindustrie erheblich schneller in die Höhe" ge- gangen, als im Bergbau. Die Grnbenunternehmer haben es also in der Hand, der Abwanderung der Bergarbeiter zu begegnen. Daß ihnen die Konjunktur nicht gestatte der Lohnbeivcgung in der Eisenindustrie zu folgen, wird man ja wohl nicht zu behaupten wagen. Die Rentabilität im Bergbau ist ! immer noch etwas höher als in der Eisenindustrie. Dieser sollen nun umfangreiche Bestellungen für San Francisco   den Auftrags« bestand wiederum erheblich vermehrt haben. Eine Bestimmung bei den Aufträgen verführt uns zu krittschen Gedanken! Etliche Dutzend und mehr male ist uns versichert worden, sämtliche Werke seien auf Monate hinaus mit Aufträgen geradezu überhäuft, selbst für lang- fristige Aufträge sei es schwer, Deckung zu finden. Nun wird aber mitgeteilt, das über Nacht hervorgerufene Bedürftiis für San Fran- cisco müsse schleunigst gedeckt werden, das sei Bedingung I Wenn die Bestellungen sofort ausgeführt werden können, dann können doch andere Lieferverpflichtungen nicht im Wege stehen. Uebrigens scheint man auch an der Börse etwas mißtrauisch geworden zu sein. Ob- wohl eine baldige Herabsetzung des Bankdiskonts zu erwarte» ist, könnten die rosigsten und anregendsten Stimmungsberichte doch keine Haussebewegung in Fluß halten. Die Ankündigung, daß der Staat weitere Erwerbungen von Bergtoerksanlagen nicht beabsichtige, rief sogar eine starke Verstimmung hervor. Das ist ein Beweis dafür, daß sehr viel auf Spekulation gekauft worden ist, daß man die inneren Werte der betreffenden Untemehmen nicht so hoch schätzt, als den Preisen der Papiere entspricht. Die andauernde Fleischteuerung hat nicht nur den Agrariern die Taschen gefüllt, sie brachte gute Konjunktur auch für die Fischerei. Nicht allein, daß die Nachfrage einen starken Anstoß erhielt, weil Fischnahrung vielfach an die Stelle des Fleischgenusses trat, der starke Begehr in Verbindung mit den starken Preissteigerungen für fast alle Lebensmittel, ließ auch den Preis für Speisefische erheblich anziehen. Das kommt in den Ergebnissen der Deutschen Dampf- fischerei-GesellschaftNordsee" in Bremen   deutlich zum Ausdruck. Die beiden hervorgehobenen Momente hatten zur Folge, daß, wie demB. C." geschrieben wird, der Ueberschuß des letzten Semesters den der voraufgegangenen sechs Monate um zirka 400000 Mark überragt. Allein der Januar soll ein Mehr von 90 000 M. erbracht haben und rechnet man für das ganze laufende Jahr mit einem Mehr von zirka 000 000 M. Da die Gesellschaft mit 3 500 000 M. Aktienkapital arbeitet, muß das Resultat als ein außergewöhnlich glänzendes bewertet werden. Die Textilindustrie wird fortgesetzt durch Preisschwankungen beunruhigt. Keine Industrie hat so stark mit Preiswechsel zu rechnen als sie. Zurzeit stehen wir wieder im Zeichen der Hausse. Heute treibt die Meldung über zu trockenes, heißes Wetter in den Baumwolldistrikten die Preise in die Höhe, morgen muß die Gefährdung der Ernte durch Regen für die Preissteigerung her- halten. Nach dem New Dorker Wochenbericht gingen die Vorräte gegen die Vorwoche zurück, obwohl die Zufuhren nach den Unionshäfen gestiegen waren. Die Unsickierheit in den Rohstoffpreisen wirkt oft hemmend und störend in der Verarbeitungsindustrie. Aber nicht nur die Baumwolle zieht wieder im Preise an. auch die Flachspreise schnellen in die Höhe. Hätte die deutsche Landwirtschaft den Flachsbau nicht so sehr vernachlässigt, sie könnte auS den guten Preisen ganz an- sehnliche Gewinne ziehen. Aber die Branntwein- und Zucker-LiebeS- gabenpolittk reizte zu starkem Kartoffel- und Zuckerrübenanbau und die gesteigerten Getreidezollsätze lassen es tätlich erscheinen, sich lieber bei der müheloseren Getreidekultur auS den Taschen der Konsumenten die Taschen zu stillen, als sich mit Sorgen über die Bedürfnisse der deutschen   Volkswirtschaft und Industrie zu quälen. Strigernng der Kohlenproduktton. Das erste Viertel deS laufenden Jahres hat eine ganz außer- ordentliche Steigerung der Kohlenförderung gebracht. Gegenüber den drei voraufgegangenen'Monaten beträgt die Steigerung rund 11 Proz. Im Vergleich zu der korrespondierenden Zeit des Bor- jahres, in welchen der große Bergarbeitcrstreik fiel, ergeben sich ganz besonders große Unterschiede. In ganz Preußen entfiel von der Ge- samtsörderung auf je ein Belegschaftsmitglied im ersten Quartal 1905 1900 Tonnen Tonnen bei Steinkohlen.... 54.7 70,9 Braunkohlen  ... 252 203 Bei Braunkohlen ist die Steigerung in 1900 relattv gering, die erhebliche Differenz bei Steinkohlen rührt in der Hauptsache von der Produktionsverschiebung im Oberbergamtsbezirk Dortnrmtd her. Hier betrug die Gesamt- Mithin pro förderung Arbeiterzahl Kopf För Tonnen derung To. 1905.. i.. 12 102 993 203 259 40.4 1906..... 19 655 008 276 094 70,8 Nicht uninteressant ist, daß in einigen Bergbaubezirken die Zahl der Beschäftigten abgenommen hat. Während insgesamt im ersten Quartal dieses Jahres 12 745 Personen mehr beschäftigt wurden. al« für die gleiche Feit des Vorjahres die Belegschaftsltsten aus- weisen, ist im Bezirk Hamm   die Arbeiterzahl um 82, in Dort' mund II und III zusammen um 838 und in Essen-Ost um 22 zurück- gegangen. D- 7. Kongreß der Deutschen   Metallarbeiter-Genlerkschast in Berlin  . Vertreten waren 6 Orte durch 8 Delegierte, der Vorstand durch den Vorsitzenden und Kassierer, die Beisitzer durch ihren Obmann und die Gcschäftskommission derFreien Vereinigung" durch den Genossen Hafsner. Die Konserenz hatte sich hauptsächlich mit der Entgegennahme des TatigkeitsberTchts des Vorstandes, der Stellungnahm« zu den Beschlüssen des 7. Kongresses und der Neu organisationsftage zu beschästigen. Der Vorsitzende Schon heim gab den Vorstandsbericht und erwähnte dabei, daß die von der Or- ganisation propagierten Ideen sich immer mehr Bahn brächen; der Beweis dafür liege darin, daß trotz aller Anfeindungen und Ver- lcumdungen die Zahl der Mitglieder eine stetig wachsende sei. Und es sei als ein gutes Zeichen zu betrachten, daß die Verhandlungen des 7. Kongresses eine völlige Klarstellung der von derFreien Ver- einigung" vertretenen Anschauungen herbeigeführt haben. Nun liege es an den Mitgliedern, ob sie auf der dort vorgezeichneten Bahn weiter vorwärts schreiten, und ob sie mitarbeiten wollen an der Vertiefung dieser Grundsätze in den Kreisen der Kollegen. Immer größere Dimensionen nehmen die Streiks und Aussperrungen an, imnier größere Anforderungen werden demzufolge an die Organi- sationen gestellt, Anforderungen, denen sie in der Weise wie bisher nicht mehr gerecht werden können, es sei denn, daß der Idealismus der Arbeiter noch mehr preisgegeben wird. Um diesem entgegen- zuwirken und die Gewerkschaften zu dem umzuformen, was sie im eigentlichen Sinne sein sollen, ist es unbedingt notwendig, den hehren Gedanken deS Idealismus und der Solidarität immer mehr zu pflegen und die Arbeiter dafür empfänglich zu machen. Das ist Aus- gäbe der deutschen   Gewerkschaftsbewegung, und hierfür die richtigen Mittel und Wege zu finden, das solle Aufgabe der Konferenz sein. In der Berichtszeit war ein« Einnahme von 78 599,36 M. und eine Ausgabe von 09 027,16 M. zu verzeichnen. Für 43 Bewegungen usw., an denen die Organisation mit 1158 Mitgliedern beteiligt war, wurden 37 434,44 M. an Unterstützung gezahlt. Wiederum ein Beweis, dah die Organisation wohl in der Lage ist, in den Kämpfen der Arbeiter gegen da» Unternehmertum ihren Mann zu stehen. Aber auch in der Betätigung der Solidarität anderen Gewert- chasten gegenüber, haben die Mitglieder ihrer Pflicht genügt. In agitatorischer Beziehung konnte leider der Vorstand nicht allen Wünschen gerecht werden, weil immer ein Mangel an geeigneten Kräften zu verzeichnen ist. In der Diskussion über den Geschäftsbericht wurde allseitig das Verhalten der Organisationen, welche der Generalkommission an» geschlossen sind, gegen die Gewerkschaft einer scharfen Kritik unter» zogen und daran gezeigt, daß deren Mitglieder, und im besonderen die Führer, den Gedanken der Meinung?- und Gewissensfreiheit noch nicht erfaßt haben, und auS diesem Grunde andersdenkende, aber überzeugte und klassenbewußte Genossen wegen ihrer Ueber- zeugung oft mit den verwerflichsten Mitteln bekämpft werden. Da- durch würden ohne Zweifel die Geschäfte der Gegner der Arbeiter- klasse besorgt.. Im übrigen war die Konferenz von der Tätigkeit des Vor­standes befriedigt, und sie sprach den Wunsch aus, daß seitens der leitenden Kollegen alles versucht werden solle, um die Ideen der Gewerkschaft in die breiten Massen der Metallarbeiter zu tragen. Den Bericht vom 7. Kongreß gab Schröder- Berlin. Redner ging kurz auf die Verhandlungen desselben ein, besprach die ein- zclnen Beschlüsse und betonte zum Schluß, daß für die Metall- arbeiter-Gcwerkschaft gleichfalls der Boden beackert sei, auf dem sie ihre Saat früchtctragend ausstreuen könne. Die Konferenz erklärte sich mit den Beschlüssen des Kongresses einverstanden und machte eS jedem Mitgliede zur Pflicht, gemäß dem dort angenommenen Pro- gramm zu handeln und sich zu betätigen. Die Neuorganisationsfrage zeitigte ein« längere Beratung. S ch o n h e i in führte in seinem Referat hierüber aus, daß sich die Notwendigkeit der Umgestaltung der Organisation in verschiedener Hinsicht herausgestellt habe. Der Hauptträger dieser Frage ist der Unabhängigkeits- und Selbständigkeitsgedanke der ern» zelneu Filialen. Dadurch solle ermöglicht werden, daß die einzelnen Mitglieder mehr Interesse an dem Ausbau der Organisation ge- wännen und somit sich in ihnen das Gefühl der Selbständigkeit und des Selbstbewußtseins immer mehr entwickelt. Der Regulativ-Ent- Wurf, wie er in derSolidarität" bekannt gemacht worden ist, wurde nach eingehender zustimmender Diskussion mit wenigen Ab- änderungen angenommen; somit war die Umgestaltung der Deut» schen Metallarbeiter-Gelverkschaft beschlossen. Dieselbe führt fortan den Namen:Vereinigung der Metallarbeiter Deutschlands  ", und setzt sich zusammen aus einzelnen ört- lichen selbständigen Vereinen, welche vollkommenes Selbst- verwaltungs- und Bestimmungsrecht besitzen, die durch die Geschäfts- leitung derVereinigung" miteinander verbunden find. Als Sitz derVereinigung" wurde Berlin   bestimmt, zum Geschäftsleiter S ch o n h c i m und zum Kassierer R a s e n a ck gewählt, denen ein noch zu wählender Ausschuß von fünf Personen beigegeben Wird. Lebhafte Diskussion rief der PunktOrgan" hervor. Dazu waren von einzelnen Filialen Anträge gestellt, nach welchen aus ZweckmäßigkeitSgründen an Stelle derSolidarität" dieEinig- keit", Organ derFreien Vereinigung deutscher Gewerkschäften", als obligatorisches Organ eingeführt werden solle. Auch der 7. Kongreß hatte wiederum den Wunsch auf Beseitigung aller ein, zelneu Organe innerhalb der derFreien Vereinigung" an- geschlossenen Organisationen laut werden lassen. Außerdem lag ein Antrag der Filiale Berlin   vor, dieSolidarität" achttägig sbis- her vierzehntägig) erscheinen zu lassen. Nach längerer eingehender, ober sachlicher Diskussion, kam die Konferenz über diesen Punkt zu dem Schluß, den Antrag der Berliner abzulehnen und über die anderen Anträge bis 1. Oktober eine Urabstimmung vorzunehmen. Einen diesbezüglichen Austrag erhielt der neu« Geschäftsleiter. Nach Erledigung einiger interner Punkte wurde die Konferenz mit dem Dank an die Delegierten für ihre rege Mitarbeit und mit einem kräftigen Appell an alle Mitglieder zu neuer, energischer und erfolgreicher Arbeit für dieVereinigung der Metall» arbeitet Deutschlands  " vom Geschäftsleiter geschlossen. Derbandstag der Schmiede. Berlin  , 19. Mai. Die heute abgehaltene letzte Sitzung des Verbandstages be­endete zunächst die Beratung des Streikreglements. Dabei wurde der Höchstbetrag, den die wöchentliche Streikunterstützung er- reichen darf, von 18 auf 19 M. erhöht. Darauf wurden die Reglements zur MaßregelungS-, Rechtsschutz-, Reise- und Um- zugsunterstützung beraten. Die neu eingeführte Erwerbs- losenunterstützung gewährt nach einjähriger Mitgliedschaft für die Dauer von sechzig Tagen pro Arbeitstag 1 M., nach drei- jähriger Mitgliedschaft 1,50 M., nach sechsjähriger Mitgliedschaft 2 M. Die Unterstützung wird vom achten Tage der Erwerbs- losigkeit an gezahlt. An Sterbegeld werden nach einjähriger Mitgliedschaft 30 M. gezahlt, dasselbe steigt von Jahr zu Jahr um je 15 M. bis zur Höhe von 105 M. Für die Verbandsbeamten wurde ein Anfangsgehalt von 1800 M. festgesetzt. Dasselbe steigt jährlich um 50 M. bis zur Höchstgrenze von 2300 M. Hierauf wurden die einer Kommission überwiesenen An- träge zur Agitation und Taktik verhandelt. Hierzu wurde be- schloffen, daß denen, die wegen der Arbeitsruhe am 1. Mai gemäß- regelt werden, vom 5. Mai ab Unterstützungen zu zahlen sind, und zwar erhalten diejenigen, welche nur für gewisse Zeit auS- gesperrt werden, die Erwerbslosen-, die dauernd Gemaßregelten die Maßregelungsunterstützung. Die vom Berbandsvorsitzenden Lange zur Taktik beantragte Resolution wurde in folgender Fassung angenommen: Die Taktik der Unternehmer geht heute dahin, bei allen Lohnbewegungen und Ausständen die Zahl der Ausständigen nach Möglichkeit zu vergrößern, um dadurch die Kassen der GeWerk- schaften zu sprengen. Dem gegenüber sind die Mitglieder des Verbandes darauf hinzuweisen, daß sie viese Machinationen der Arbeitgeber nach Möglichkeit zu durchkreuzen suchen müssen, weil durch die Aussperrungen für unsere Berufsangehörigen materielle Vorteile bisher nicht entsprungen sind, andererseits aber erhebliche Opfer gebracht werden müssen. Aus diesen Gründen sind die Mit- glieder darauf hinzuweisen, sich für alle Momente kampfbereit zu halten und cvcnt. weitere Opfer zu bringen." Ferner wurde ein Antrag angenommen, welcher wünscht, daß sich die nahe bei einander liegenden Zahlstellen verschmelzen. Die Vorstandswahl ergab die eiisstimmigc Wiederwahl des Vorsitzenden Lange und des Kassierers Schreiber. Als zweiter Vorsitzender wurde K a m p S. Hamburg gewählt. Dem bisherigen zweiten Vorsitzenden Schräder, der wegen Krankheit fein Amt zurzeit nicht bekleiden kann, billigte die Generalversamm- lung die Fortzahlung seines Gehaltes zu. Als Redakteur der Schmiedczeitung" wurde Schmidt» Nürnberg   gewählt. Der Sitz des Ausschusses wurde von Kiel   nach Berlin   ver, legt und B a s n e r als dessen Vorsitzender gewählt. Zum Vor- sitzenden der Preßkommission wählte man B e h n k e- Hamburg. Damit sind die Arbeiten der Generalversammlung erledigt, der Vorsitzende Lange schloß dieselben mit einem Hoch auf die internationale Arbeiterbewegung und den Verband. Vernrildrtes. Reiterkunststück" eines preußischen Generals. Im Offizier. kasino des Militärreitinstituts zu Hannover   fand am Mittwoch die AbschicdSfeier für den bisherigen Chef des Instituts, General- leutnant v. Mitzlaff, statt, der am 1. Mai zur Disposition gestellt wurde. Nach Beendigung der Tafel erschien der Generalleutnant auf seinem Rappen, den er in den letzten Jahren bei den Wild. jagden   ritt, mit der Meute im Saale und hielt hochzuRoß eine Ansprache an die Tischgäste. Der General   betonte, daß die Dressur des Pferdes im Reittnstitut nur eine Vorbereitung fei für das Vorwärtsreiten. Für den Eskadronschef, den Regiments- kommandeur und den Führer großer Kavalleriemassen sei das Vorwärtsreiten die erste Bedingung. Hierzu sei das Jagdreiten hinter der Meute die beste Vorverettung. Herr v. Mitzlaff schloß