It. 120. 23. Ichrgang.4. Keilm Ks JSsttltabend, 26. Mai 1906.Partei-?Zngelegenkeiten.Generalversammlungen der Wahlvereine!Die Generalversammlungen der einzelnen Wahlvereinefinden am 26. Juni d. I. statt. Am 29. Juli d. I. tagt dieGeneralversammlung des Verbandes der sozialdemokratischenWahlvereine Berlins und Umgegend.Der Aktionsausschuß.Ober- Schöncweide. Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß derVorstand beschlossen hat, denjenigen Mitgliedern des sozialdemo-kratischen Wahlvereins, welche nach dem IS. Mai noch ausgesperrtsind, gegen Ablieferung der Quittung für Monat Mai den Betragbeim Kassierer zurückzuerstatten(nur für.Vorwärts"). Der Kassiererwohnt Siemensstr. 8, Burgschat. Der Vorstand.Eichwalde. An, Sonntagnachmittag 4 Uhr findet die Mitglieder-Versammlung des Wahlvereins bei Heinrich, Hankels Ablage, statt.Die Mitglieder werden ersucht, pünktlich und zahlreich zu erscheinen._ Der Borstand.Berliner JVaebriebtemDas Recht des Armen auf Unterstützung.Haben die Armen ein„Recht" auf Unterstützung? Sieselber meinen: ja. In der Theorie haben sie es auch— es istihnen sogar durch Gesetz gewährleistet. In der Praxis abergestaltet sich die Sache so, daß der Arme eigentlich völligrechtlos dasteht, wenn die Organe der Armenverwaltungbcfltiden, daß er einer Unterstützung nicht bedürftig oder nichtwürdig sei.Gewiß, wir haben in Berlin die schöne Einrichtung, daßdie Armen sich über die Kommission beschweren können, dieihnen die Unterstützung versagt. Aber wie oft hat denn dasirgend welchen Erfolg? Herr Stadtrat Münsterberg, derLeiter unseres städtischen Armenwesens, den so viele Arme alsihren rettenden Engel betrachten(so lange sie ihn noch mchtkennen gelernt haben), ist stolz darauf, daß sich nur seltenein Anlaß bietet, die Entscheidungen der Kommissionen zukorrigieren. Was die Kommissionen tun, das ist wohlgetan.Was sollte auch aus der vielgepriesenen Selbstverwaltungwerden, wenn es nicht dabei bliebe, daß die Vertreter des frei-sinnigen Bürgertums, die in den Kommissionen regieren, ihreSache vortrefflich machen?Es empfiehlt sich, diesen allmächtigen Herrschasten ge-legentlich wieder mal ein paar ihrer Leistungen vor allerOcffcntlichkeit unter die Nase zu halten. In der Regel ver-sprechen wir uns ja nicht allzu viel von einer Veröffentlichungder Beschwerden Armer über die Armcnverwaltung. Wirmüssen uns von vornherein darauf gefaßt machen, daß dieOrgane der Armenverwaltung auch hier immer wieder Rechtbehalten. Stadtrat Münsterberg untersucht— und hinterhererklärt er entrüstet, es sei alles nicht wahr. Der Herrhat eben keine Ahnung davon, wie seine Leute ihre Geschäfteerledigen, wie sie bei den Armen recherchieren, wie sie sie be-handeln usw.Da ist ein Mann, der früher der Post als Hlllfsbote ge-dient hat. Heute ist er krank und fast vollständig unfähig zuirgend welcher Erwerbstätigkeit. Er bezieht eine Monatsrentevon 11,65 M.: seine Frau hat eine Hausreinigungsstelle, derenErtrag noch nicht ganz die Miete deckt. Da noch kleine Kinderda sind— das Ehepaar hat sieben Kinder, angefangen von12 Jahren bis herunter zu 2 Jahren so kann andere Ar-bcit von der Frau kaum übernommen werden. Die Armen-Verwaltung gab ihnen eine Kleinigkeit dazu, früher 19 M.,auch 12 M., aber zuletzt nur 6 M. Doch auch das war offen-bar noch„zu viel". Der Mann hielt es für zu wenig undmachte eine Eingabe um Erhöhung: denn auch er hoffte aufden rettenden Stadtrat. Ungeduldig lief er wiederholt zumKommissionsvorsteher, um zu höreu, was darüber entschiedenworden sei. Aber der fuhr ihn an, er solle warten, bis erBescheid kriege. Nun wartete er in Geduld— aber der Bescheid blieb aus. Schließlich schrieb er ein zweites Mal andie Armendirektion, und da kam denn endlich eine Antwort.Was stand darin? Er habe ja die ihm bewilligte Unter-stützupg nicht abgeholt— in Wirklichkeit hatte der Mannkeine Ahnung, daß etwas bewilligt war—, mithin sei anzunehmen, daß er nicht Not leide.Da ist weiter eine Frau, die früher Zeitungen austrug.Ein Unfall, nach dem eine Steifheit der linken Hand zurück-blieb, gestattete keinen anderen Erwcrbszweig. SiebzehnJahre hindurch hatte sie diesen aufreibenden Beruf ausgeübt,dann konnte sie auch das nicht mehr, weil sich bei ihr Krampf-ädern und Beingeschwüre entwickelt hatten. Seitdem beziehtsie 19,35 M. Jnvalidenunterstütznng. Die Armenverwaltungzahlte eine Beihülfe, chie sich zuletzt auf 16 M. bclief. Plötzlichfiel es irgendwcm ein, daß die alte Frau doch Wohl noch er-werbsfähig sein müsse. Sie wurde aufgefordert, sich gemäßeinem Beschluß der Armenkommission vom Armenarzt unter-suchen zu lassen. Da sie dieser Anordnung nicht sofort nach-kam. so wurde ihr für einen Monat die Unterstützung ent-zogen. Vom nächsten Monat ab gab es dann— 19 M.; dahatte die Stadt doch wenigstens 6 M. herausgeschunden. DieFrau ist jetzt 66 Jahre! Ja, die Herren aus der Armen-pflege sind gelvissenhast.Sie sind nicht nur gewissenhaft, sondern auch empfindlich,wie der folgende Fall zeigt. Eine Frau, die sich früher durchWaschen oder Reinemachen ernährte, jetzt aber krank ist undhöchstens noch durch einen Straßenhandel mit Brezeln usw.etwas verdient, war seit Jahren von der Stadt unterstütztworden, zuletzt mit 12 M. Als sie um mehr bat, kam ihrein Rechercheur ins Haus und schalt, daß sie trotz wiederholterErhöhung nun noch nicht zufrieden sei. Da wurde die Frauvon Wut gepackt, und sie ersuchte den Mann, sich mit seinemGeld aufzuhängen! Das war nun freilich sehr gegen denRespekt und mußte bestraft werden. Alsbald kam ein Brief,in dem die Armendirektion mitteilte, wegen ihres Verhaltensgegen den Armenpfleger sei das bisherige Almosen abgesetztworden. Bei erneuter Hülfsbedürftigkeit solle sie ins Obdachgehen.Mancher wird es nicht recht begreifen, daß das Almoseneine Belohnung für Wohlverhalten sein soll und bei Mangelan Artigkeit entzogen werden kann. Ja, auch wir begriffendas nicht sofort. Wir hatten bisher immer gedacht, Almosenwürden für Hülfsbedürftigkeit gewährt und nicht für Liebens-Würdigkeit gegenüber Kommissionsmitgliedern. Aber nachdiesem Schreiben der Armendirektion bleibt nur übrig anzu-nehmen, daß wir uns da in einem Irrtum befunden haben.Haben die Arnien ein„N e ch t" auf Unterstützung? DieFrage beantwortet sich hiernach von selber.AuS dem Magistrat. Ter Magistrat hat sich am Freitag mit denPlänen für die Durchlegung der Voßstraße über die Königgrätzer-straße nach der Lermestrahe bczw. dem Kemperplatz beschäftigt, tvo-für etwa 4% Million Mark erforderlich sein würden. Diese Durch-legung wurde mit Rücksicht auf die Schwierigleiten abgelehnt. Ge-nehmigt wurden die Pläne für hje Anlage einer neuen Straße aufdem Wilhelmsplatz zur Verbindung der Voßstraße mit der Mohren-straße. Diese Pläne gehen dahin, die beiden Denkmäler von Zielenund Winterfeldt an ihren jetzigen Standorten zu belassen und dieMohrenstraße mit einem Oval in der Mitte des Platzes bis zurWilhelmstratze durchzulegen._Endlich!Die von den städtischen Behörden vor Jahr und Tag be-schlossene Erweiterung der Sonntagsruhe für die Fabrik-, EngroS-,Bank-, Versicherungs- und Agenturgeschäfte ist, wie wir hören,endlich vom Oberpräsidenten genehmigt worden, nachdem derPolizeipräsident das Ortsstatut beanstandet hatte, weil angeblich dieSpeditionsgeschäfte mit der zweistündigen Arbeitszeit am Sonntagnicht auskommen. Ausgenommen von der Ausdehnung derSonntagsruhe sind nur der EngroShandel mit Nahrungs- undGenußmitteln und mit dem zu deren Erhaltung dienenden Eis.Wir haben erst kürzlich die Frage gestellt, wo denn die schonlange beschlossene Sonntagsruhe für die in Betracht kommendenGeschäfte bleibt. Sollte man sich infolge dieses sanften Rippenstoßeswieder an die Sache erinnert und die bald verstaubten Akten endlicherledigt haben? Daß man sich soviel Zeit zur Erledigung einer soeinfachen Sache läßt, kennzeichnet unsere heutige Sozialreform rechttreffend._Heftige Explosionen haben wiederholt die Anwohner der Michael»kirchbrücke in die größte Aufregung versetzt. Alle Nachforschungennach ihrem Ursprung aber waren bisher erfolglos geblieben. Mansuchte jedesmal die Brücke, die Fahrzeuge, die Häuser, ja sogar dieStadtbahn in der Nähe ab, jedoch niemals wurde etwas gefunden,was mit dem heftigen Knall, der bald ober- bald unterhalb derBrücke gehört wurde auch nur mittelbar zusammenhängen konnte.Die Geschicht war mitunter so geheimnisvoll, daß man an Sinnes-täuschungen geängftigter Leute dachte. Donnerswg endlich wurdedas Rätsel gelöst, der Urheber der Explosionen ermittelt und fest-genommen. An diesem Abend um 7 Minuten nach 7 Uhr gab esangesichts der vollbesetzten Vergnügungsdampfer in der Nähe derBrücke fünfmal hintereinander einen lauten Knall mit einer starkenRauchentwickelung auf der Spree. Alles erschrak heftig über die un-erklärliche Erscheinung, diesmal aber sahen zwei Damen, die aufeinem nach dem Wasser hinausgebenden Balkon saßen, woher siekam Sie bemerkten, wie ein Radfahrer plötzlich etwas über dasBrückengeländer warf, dann nach der Michaclkirche zu fuhr und inder Menge verschwand. Eiligst liefen sie hinunter, wandten sich aneinen Schutzmann und fuhren mit ihm in einer Droschke dem Radlernach, weil unmittelbar auf seine Würfe fünfmal der Knall erfolgtwar. Die Verfolger holten den Mann ein und der Wachtmeisternahm ihn fest. Es ist ein Ingenieur Paul I. aus der Ritterstraße,der in der Markusstraße eine chemische Fabrik besitzt. Bei ihn» be-fand sich sein fünfzehnjähriger Sohn, der hinten auf dem Rade standund an dem Schrecken des Publikums ebenso seine Freude hatte, wiesein Vater. I., den die beiden Damen auch bei früheren Explosionenschon in der Gegend gesehen hatten, gibt zu. diese alle verursacht zuhaben, indem er Behälter mit Natrium in das Wasser warf. Erhatte diesen Stoff in größerer Menge in der Fabrik, obwohl er ihnzur Herstellung seiner Erzeugnisse nicht gebrauchte. Um ihn los zulverden, sagt er, warf er ihn i» die Spree. Ein Behälter fiel vorgesternauf«inen Brückenpfeiler und wurde von der Polizei beschlagnahmt.I. wurde gestern mittag wegen groben Unfugs mit Rücksicht auf dieSchwere seiner wiederholten Verfehlungen von der Kriminalpolizeidem Untersuchungsrichter vorgeführt. Er kennt als Chemiker dieWirkung des Natriums in Verbindung mit Wasser und auch dieUngefährlichkeit dieser Explosionen.Die neueste Pückleriade. Der polizeilichen Auflösung entging mitgenauer Not eine Pücklerversammlung, die am Mittwoch abend beiBuggenhagen abgehalten wurde. Graf Pückler erklärte, er sei ausseiner Festungshaft in Weichselmünde nur beurlaubt und müsse wiederaus die„alte Saubude" zurück. Sein Gnadengesuch an den Kaiserauf Erlaß des Restes seiner Strafe sei abschlägig beschieden worden.Das sei eine große Undankbarkeit, zumal seine Familie den Hohen-zollern wertvolle Dienste geleistet habe.„Mein alter Onkel war50 Jahre lang Hofmarschall beim Kaiser Wilhelm I. Die einfachePflicht der Dankbarkeit hätte eS erfordert, daß mir die paar WochenHaft im Gnadenwege erlassen worden wären". In feinem Vortragüber das Thema„Die in Fäulnis geratene Gesellschaft" bezeichnetesich Puckler dann als„revolutionären" Sozialisten, der das deutscheVolk zum Kampfe führen wolle gegen die Fürsten.„Wenn die Hohen-zollen» nichts mehr für uns tun, dann werden wir in Zukunftihnen fremd und feindselig gegenüberstehen". Vor allem müssedie Zivilliste des Kaisers um 10 Millionen gekürzt werde».Als Graf Pückler bei dieser Gelegenheit eine stark an Majestätö-beleidigung grenzende Redewendung brauchte, griff der überwachendePolizeihauptmann zu seinem Helm, un» die Versammlung aufzu-lösen, der Vorsitzende verhinderte dies aber dadurch, daß er dieVersammlung auf zehn Minuten vertagte. Dieser Vorsitzende, einjunger Mensch, mußte sich übrigens von Pückler eine recht sonder-bare Behandlung gefallen lassen. Als er während dcS Vortragesum„Ruhe für den Grafen" ersuchte, fuhr ihn der gräfliche Redneran:„Ach, halten Sie den Schnabel!" Die Harmonie wurde aberdadurch nicht weiter gestört.Wenn auch niemand den Grafen mehr recht ernst nimmt, sodürfte es doch charakteristisch für die Behandlung wegen politischerVergehen Verurteilter sein, daß Graf Pückler Urlaub auS seinerFestungshaft erhält und dazu benutzen kann, seinen Blödsinn lveiterzu kolportieren. Gegenüber Sozialdemokraten wird der Strafvollzugnicht in dieser Weise gehandhabt.Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich gestern vormittag gegenUhr in der Charlotteustraße. Der 14jährige Laufbursche AntonSchulz, Waldstr. 60 wohnhaft, wollte zur genannten Zeit den Fahr-dämm an der Kreuzung der Mohrenstraße überschreiten, und lief un-mittelbar vor einem Motorwagen der Straßenbahnlinie 84 auf dasGleis, wurde niedergestoßen und geriet unter die vordere Plattform.Das rechte Vorderrad des schweren Kraftwagens ging über die rechteHand des Knaben hinweg. Anton Schulz wurden Daumen undZeigefinger buchstäblich von der Hand abgeschnitten. Der Schwer-verletzte wurden zunächst nach der Unfallstation in der Kronenstraßeund von dort nach der Königlichen Klinik in der Ziegelstraße ge-bracht.Um Brieftauben einzufangen wurde die Feuerwehr am Mittlvoch-abend nach dem Jndustriepalast in der Beuthsttaße gerufen. Mauließ die Tauben aber ungerupft auf dem Dache sitzen.B-m Durllunfug. Eine hiesige Korrespondenz weiß von einemneuen Duell aus der Nähe Berlins zu berichten. Sie schreibt: AmDienstag früh fand in der Umgegend Berlins ein Pistolenduellzwischen einem ausländischen Offizier und einem hiesigen Schrift-steller statt. Die Bedingungen waren die schwersten, sie lauteten biszur Kampfunfähigkeit des einen Gegners. Bereits im ersten Gangewurde der Offizier durch einen Schuß in die Brust schwer verletzt.Veranlassung zu dem Duell haben Vorkommnisse sehr seltsamer Artgegeben, die schon im Februar zu einem Duell zwischen dem Schrift-steller und einem anderen ausländischen Offizier geführt hatten. Eswurde damals im Ausland ausgefochten, wobei der betreffendeOffizier ebenfalls schwer verwundet wurde.Arbeiter-Bildungsschule. Der am Donnerstag ausge-fallene Unterricht im„G e w e r k s ch a f t s w e s e n" wird amSonntag, den 27. d. M., vormittags 19 Uhr, in Saal 8, nach-geholt.— Sonntag, den 3. Juni(1. Pfingstfeiertag), Aus-f l u g nach Voigts Krampenburg,„Berliner Alpen", vis-a-visSchmöckwitz.Radrennen. Ein eigenartiges Bild bot am Himmelfahrtstaaein T r e p t o Iv die kleine Treptower Bahn. In gleichmäßiger Weifefuhren da IS Fahrer ein 24 Stundenrennen zu Ende. SchonMittwochnachmittag um 5 Uhr war der Start und hatte sich eineansehnliche Menge eingefunden, dem Schauspiel eines solchen nachamerikanischem Muster geleiteten Rennens beizuwohnen. Je zweiFahrer bildeten eine Mannschaft, die sich nach Belieben ablösen kannund bei etwaigen Kämpfen um den Vorrang muß der Partner stetsbereit fein, einzuspringen und den Vorsprung vergrößern helfen.Das holländische Paar Stol-Vanderstuift leistete in dieserHinsicht das beste und fiel der endliche Sieg mit 780,310 Kilo-meter an beide. Eine schöne Leistung, wenn man die Bahn-Verhältnisse in Betracht zieht. Von den anderen Teilnehmernsicherten sich Kudela-Hedspath und Bader-Scheuermann mit einerRunde zurück den zweiten und dritten Platz, während Theile-Wegener und Hellemann-Stellbrück mit zwei Runden vierte undfünfte wurde». Die Dänen Johannsen-Helmbocck endeten vierRunden danach und Löwenberg-Stanneck sowie Kelbel- A. Müllergaben nach Beendigung der 23. Stunde das Rennenauf, da sie mit 7 bezw. 5 Runden Rückstandkeine Aussicht auf Sieg hatten. Das Nennen selbstverlief in ziemlich eintöniger Weise, da verschiedentliche AuSreißver-suche durch das geschlossene Zusammenhalten der anderen erfolglosblieben. In der ersten Stunde wurden 36,SS0 Kilometer sRelord39,576) zurückgelegt und büßte hier das Paar Löwenberg-Stanneckdurch Sturz eine Runde ein, der jedoch glimpflich verlief, wie über-Haupt die anwesenden Mitglieder des„Samariter-Radfahrervcreins"erfreulicherweise nicht oft in Tätigkeit treten brauchten.— Dagegenwurde im Dunkel der Nacht von der Außenseite der Bahn vonfeiger Bubenhand ein Schurkenstteich verübt, indem der nicht er-mittelte Täter ein großes Stück Holz auf die Bahn warf und nurdurch glückttchcn Zufall entgingen die Fahrer dem Attentat.— Jeweiter die Nacht rückte, je weniger Zuschauer blieben und amMorgen waren noch zirka 150 Personen anwesend. In ruhigerjFahrtgeht das Rennen weiter und erst in den Vormittagstundcn brachtendie unermüdlichen Stol-Vanderstuist durch fortgesetztes Spurten Lebenin das Bild und der Erfolg blieb ihnen, denn die anderen ver-mochten nicht nachzukommen. Der Zeiger der Uhr rückte lveiter,Stunde um Stunde verrann und als der Schluß des Rennensnahte, galt es nur noch einen Kampf um die nächstbesten Plätze, die,wie eingangs erwähnt, belegt wurden.— Unter jubelndem Beifallder Menge fuhren die Sieger ihre Ehrenrunde.Der S p o r t p a r k Steglitz hatte wieder einen seiner glänz-vollen Tage, stand doch das„Große Goldene Rad", Dauer-rennen mit Motorschrittmachern über 100 Kilometer(2000, 1500,1200 und 1000 M., dem Sieger außerdem eine goldene Medaille imWerte von 500 M.) auf dem Programm, Die Besetzung war eineso auserlesene, wie sie kaum vorher ein Rennen aufzuweisen hatte.Außer dem Weltmeister Th. R o b l, der bereits viermal die Trophäegewonnen hatte, war der Holländer P. D i ck e n t m a n n. der amvergangenen Sonntag einen glänzenden Sieg in der„GoldenenKette" erfochten, der Amerikaner Rat Butler, der Zweite injenem Rennen, und endlich der Franzose Paul G u i g n a r d zurTeilnahme bestimmt. Zu dem erwarteten heißen Wettstreit sollte esaber nicht kommen, denn außer Dickentinann hatten alle anderenmehrfach unter Radschäden und Motorwechsel zu leiden. Dickentmannübernahm beim Beginn des langen Rennens sofort die Spitze, Roblwie stets als Letzter. Langsam holte er auf— Butler und Guignardhatten schon nach 20 Kilometer erhebliche Verluste— und nähertesich dem Holländer bis auf eine halbe Kurve. Beim48. Kilometer hatte Robl aber Radschadeu, und ehe einanderes Rad zur Stelle war. hatte er drei Runden verloren,die bei dein scharfen Zuge Dickentmanns nicht wieder einzuholenwaren. Ehe er wieder in Schwung kam, hatte ihn auch Butlerpassiert: dann aber setzte Robl Dampf auf, und es gelang ihm, fasteine Runde gut zu niachen. Doch als er beim 95. Kilometer vonseiner Führung abfiel, gab er den Kampf auf und verließ die Bahn,den zweiten Platz dadurch an Guignard abtretend, der vom 80. Kilo«meter vor Butler gegangen war.Die 100 Kilometer wurden von Dickentmann in 1 Stunde10 Minuten 44>/z Sekunden beendet, Guignard war 4750 Meter undButler 6150 Meter zurück. I» der Stunde hatte Dickenttnann84,760 Kilometer, Robl 82,910 Kilometer, Guignard 80,120 Kilometer und Butler 79,560 Kilometer, zurückgelegt. Vom 20. Kilo-meter an bis zum Schluß wurden die erst am vergangenen Sonntagneu aufgestellten neuen Weltrekords ohne Windfänger abermalsverbessert.Der Berliner Zoologische Garten hat dieser Tage einen jungenGoral erworben, eine jener interessanten Gebirgsantilopen, dienoch vor kurzem nur äußerst selten lebend nach Europa gelangten.Jetzt besitzt der Garten außerdem noch zwei verwandte Formen, dengrößeren Himalaya-Serow und die eigenartige amerikanischeSchneeziege, das ist eine wohl einzig dastehende Sammlung dieserschwer zu erlangenden Kletterer, die wegen ihrer äußeren Aehn-lichkeit mit den Ziegen auch als Ziegenantilopen bezeichnet werden.Der Goral ist ein Bewohner des Himalaya und wird in Inner-Asien bis nach Japan durch einige ihm sehr ähnliche Verwandtevertreten. Zwei Gehege des Genisen- und Lamaberges vereinigennebst Tharzicge und Nahurschaf die eigenartige Gesellschaft.Im Berliner Aquarium sind durch die diesmaligen Neuzu-führungen nicht nur alle Gruppen und Kreise der wirbellosen.sondern auch die verschiedenen Klassen der Wirbeltiere bedachtworden. Zum erstenmal hier vertreten ist eine Gattung und Artder Schildkröten(Ifydrnspi? Hilairei), welche aus Brasilien stammt,wo auch die verwandten Plattschildkröten sklstemxs), welche alledurch flache oder platte Rückenschale, flachgedrückten Kopf, Kinn-bärtcl, große Schwimmhäute und einen langen, nebst dem Kopfseitwärts unter den Rllckenpanzer zu legenden und vorschnellbaren„Schwanenhals" sich auszeichnen, zu Hause sind. Der Abteilungder geschwänzten Amphibien überwies Herr F. Guhrauer-Berlineinen zur Faniilie der Olme gehörigen Lurch. Die Bestände derausländischen Süßwasserfische wurde» durch Herrn Fischzucht-anstaltbcsitzcr Aston-Eberstoalde ergänzt um mehrere Forellen-barsche, eine nordamerikanische Art, die auch bei uns schon ihreszarten und schmackhaften Fleisches wegen hochgeschätzt wird. Inder künstlichen Fischzucht an der großen Treppengrotte findet derBesucher eine Gesellschaft mobiler, aber noch etwas unförmlich er-scheinender Fischchcn, nämlich junge Lachse, welche hier das Lichtder Welt erblicken.Feuerwehrdericht. Die Feuerwehr hatte gestern viel zu tun.Früh«m 6 Uhr kam auf dem Kohlcnlagerplatz von Leyke, auf demNordbahn ein größeres Feuer aus. Dort mußte die Wehr kräftigWasser geben, um die Flammen zu löschen. An der Haidestraßeging nachmittags eine Bahnbude in Flammen auf. In später Nacht-stunde stand in der Neichenbergerstr. 135 eine Tischlerei in Flammen,zu deren Löschung es längerer Tätigkeit bedurfte. Wegen einesSchlossereibrandes wurde die Feuerwehr nach der Koloniestr. 115gerufen. Dort mußte die Wehr mehrere Schlauchleitungen vor-nehmen, bevor es gelang des Feuers Herr zu werden. In der