w-rung Sem ungarischen Ministersiräsid'enten Sie Erlaubnis gegeben, morgen(Dienstag) im Reichstage den gemein- s a m e:i Zolltarif als Zolltarif für Ungarn einzubringen und das diesjährige Zollbündnis auf einen Handelsvertrag zu reduzieren. � Die Folge davon war die Demission Hohenlohes, die der Kaiser auch bereits angenommen hat. Die Erregung ist in allen Kreisen Oesterreichs sehr groß, insbesondere in der Arbeiterschaft, die durch diese Demission das Wahlrecht aufs äußerste gefährdet sieht und zum leiden- jchaftlichen Kampfe entschlossen ist. Vorläufig hat Graf Schönborn, der Präsident des Ver- waltungs-Gerichtshofes, die Kabinettsbildung abgelehnt. Der Statthalter von Böhmen , Graf Coudenhove, hat die Berufung angenommen._ Die Wahlen in Belgien . Am Sonntag waren von den 166 Mandaten der belgischen Kammer 85 einer Neuwahl unterworfen. In allen volksfreundlichen Kreisen hatte man gehofft, das schöne Beispiel, das Frankreich soeben gegeben, werde Belgiens Bevölkerung aus ihrem Halbschlaf erwecken, damit endlich der auf dem Lande wie ein schwarzer Alp lastenden Herrschaft der Klerikalen ein Ende bereitet werden könne. 22 Jahre halten die Pfaffen in Belgien das Ruder des Staates in fester Faust. Und sie werden es weiter halten zum Unheil des Landes, zum Schrecken vornehmlich der belgischen Arbeiterschaft. Zwar liegen noch keine Äbschluß-Resultate vor, doch ist schon im Augenblick so gut wie sicher, daß es leider der ver- einigten antiklerikalen Koalition nicht gelungen ist, der Pfaffen- Herrschaft im belgischen Parlamente � und damit in Belgien — den Garaus zu machen. Das bestätigen die offiziellen Telegramme, das bestätigen die uns zugegangenen Privat- depeschen. Die Katholiken werden— kleine nachträgliche Aenderungen im Zahlenverhältnis sind möglich— 89 Sitze, die Liberalen, Sozialisten und Christlich-Demokraten zu- sammen 77 Sitze haben. Es versteht sich von selbst, daß die Pfaffen gerade im Wahlkampfe ihre alten Kniffe und Pfiffe hervorgeholt und einigten hinzugefügt haben. Alle Schrecken der Hölle mußten herhalten. Den Gläubigen wurden Schauer-Märlein erzähltz daß Christenverfolgungen ausbrechen würden, wenn die „Feinde" an die Regierung kämen usw. Den Schlichen und Ränken der belgischen Ultramontanen gegenüber versagte denn auch das einfache, klare Wahlprogramm des liberal- sozialistischen Blocks, jenes Wahlprogramm, das sich in die drei Worte kleidete: Schulpflicht! Wehrpflicht! Allgemeines Stimmrecht! Der Sieg der Möncherei und Pfäfferei bedeutet, daß es in erster Linie mit dem Schulwesen in Belgien bis auf weiteres so miserabel bestellt bleiben wird wie augenblicklich. Existiert doch in Belgien noch nicht einmal die allgemeine Schulpflicht, so daß zurzeit etwa 169 660 Kinder im Alter von mehr als 8 Jahren keinen Unterricht genießen! So kommen denn bei den zum Militär ausgehobenen jungen Leuten saus den vlämischen aLndesteilen auf 166 etwa 13 Voll-Analphabeten(die weder lesen noch schreiben) und 26 Halb-Analphabeten(die nur lesen können)! Auch die allgemeine Wehrpflicht besteht in Belgien nicht, sondern man begnügt sich noch immer mit jenem berüchtigten System: daß die Söhne wohlhabender Kreise sich loskaufen dürfen, wenn sie für ihr Geld einen Vertreter— natürlich einen armen Teufel— stellen, den sie um ein paar Goldstücke beschwatzen, an ihrer Stelle den Kuhfuß auf die Schulter zu nehmen! � Und endlich das„Wahlrecht"! In Belgien bestehst für Kommunalwahlen das berüchtigte Pluralwahlrecht, jenes Unikum, welches die Differenzen in«Bildung und Besitz" so fein abstuft und abtönt, daß man— je nachdem— Wähler mit 1, 2, 3 und 4 Stimmen unterscheidet! Prächtig gedeihen unter all diesen Verhältnissen die belgischen Klöster, deren zurzeit etwa 3666 mit ungefähr 46 666 Mönchen und Nönnchen existieren. Die Herrschaften be- sitzen ein nach vielen Milliarden zählendes Vermögen, das sie nach bekannter Mannier— zins- und zinseszinstragend— aufs raffinierteste anzulegen verstehen. Kein Wunder, daß sich die Arbeiterschaft von dieser Sippe keiner segensreichen Politik zu versehen hat. Kein Wunder, daß die„soziale" Gesetzgebung Belgiens den Spott der ge- samten Kulturwelt herausfordert. Kein Wunder, daß die entsetzlichen Wohnungsverhältnisse im Lande von unerhörter Rücksichts- und Verständnislosigkeit der Regierenden zeugen. Es wird und kann in Belgien erst besser werden, wenn See Klerikalismus gestürzt ist.— ** m Deutfchcs Reich. Aus der Praxis des Kriminalkommissars Schöne. Der Fall Schöne-Brockhusen gibt einem Mitarbeiter unseres Blattes Veranlassung, uns eine Episode mitzuteilen, die allerdings ein volles Jahr zurückliegt, aber in Anbetracht der jüngsten Vorgänge mitgeteilt zu werden verdient, da sie zu jener Zeit von einem»geniütvollen" Berichterstatter mit dem Mantel christlicher Nächstenliebe zugedeckt wurde. Ende Mai 1965 fand vor der Straf- kammer in Thorn der bekannte Prozeß gegen den Oberleutnant a. D. Wessel statt. Wessel war, wie wohl noch den meisten Lesern er- innerlich sein dürfte, des Betruges, der Unterschlagung und Ur- kundenfälschung angeklagt. Er Ivar aber auch dringend des Landes- Verrates verdächtig. Da er jedoch wegen Landesverrates nicht ausgeliefert war. so konnte deshalb keine Anklage erhoben werden. Trotzdem erschienen Kriminalkommissar Schöne mid eine Prostituierte, namens Käthe Panfy aus Berlin , als Zeugen. Fräulein Panfy war die Freundin der Frau Oberleutnant Wessel. Sie gab auf Befragen des Vorsitzenden zu, daß sie in Paris von der Prostitution gelebt und seitdem sie wieder in Berlin sei, dort dieS Gewerbe fortsetze. Auf ferneres Befragen bekundete sie: sie habe Wessel in Paris . Nizza usw. bespitzelt.„Durch einen Zufall" sei sie. als sie wieder in Berlin war. mit Kriminalkommissar Schöne bekannt geworden und habe diesen»aus gutem Herzen" ihre Erlebnisse mitgeteilt. Beziehungen zum Großen Generalstab habe sie nicht gehabt. Der Angeklagte Wessel stellte hierauf(ich zitiere nach dem Bericht der„Vossischen Zeitung") folgende Frage an Herrn Schöne: Ist dem Herrn Kriminalkommissar bekannt, daß die Zeugin Panfy vom Großen Generalstab unter Geldversprechungen aufgefordert worden ist, mich zu bewegen, nach Deutschland zurückzukehren." Schöne:»Diese Frage kann ich ohne Genehmigung meiner vor» gesetzten Behörde nicht beantworten."— Leider ist daS interessante Vorkommnis, daß sich Herr Schöne für Spitzclzwecke einer Prostituierten bedient hat. nicht weiter bekannt geworden. Ein Berichterstatter, dessen Korrespondenz von den meisten Zeitungen, leider auch vom.Vorwärts" benutzt wurde, hat ans der Polizeiagentin und Prostituierten Käthe Panfy eine Pariser Modistin, Mademoiselle Comptez, gemacht. Ob dies auf Veranlassung des Herrn Schöne geschehen ist, läßt sich be- dauerlicherweise nicht, feststellen. Ein zweiter Fall. Im Juni 1962 fand vor dem Schwurgericht des Landgerichts Berlin I ein Prozeß wegen Ermordung des Wucherers L ö f f l e r statt. In dieser Verhandlung erschien die Buch- halterin des Ermordeten als Zeugin. Bei ihrer Vernehmung ergab sich, daß sie lange Zeit unter sittenpolizeilicher Kontrolle ge- standen und— Agentin des Kriminalkommissars Schöne gewesen ist.— Auf Antrag der Verteidigung wurde Herr Schöne als Zeuge geladen. Er erklärte jedoch: seine vorgesetzte Behörde habe ihm nicht ge- stattet, Zeugnis abzulegen. Diese zwei Vorkommnisse beweisen wohl zur Genüge, daß Herr Schöne bei Auswahl von Agenten beziehungStveise Agentinnen wenig wählerisch ist._ Preußens große landwirtschaftliche Autorität. Im preußischen Herrenhause kam heute die Petition deS deutschen Fleischerverbandcs betreffs Aufhebung der städtischen Schlachtsteuern und Herabsetzung der Schlachthofgebühren zur Sprache und bot dem Landwirtschaftsminister die erwünschte Gelegenheit, seine früheren nicht eingetroffenen Prophezeiungen zu überkleistern und sich als den großen Sachverständigen aufzuspielen, der alles vorher gewußt hat. Mit selbstgefälliger Gespreiztheit erklärte strahlenden Antlitzes Preußens große landwirtschaftliche Autorität: „Wie hat sich die Frage der Fleischbeschaffung entwickelt? Wer acht bis neun Monate zurückdenkt und Iveiß, wie von allen Seiten der Nachweis versucht wurde, daß die deutsche Land- «virtschaft nicht fähig sei, den Fleischbedarf der gesamten Bevölkerung zu decken, und wie man sagte, es handle sich nicht um einen vorübergehenden Zustand, sondern die Landwirtschaft stehe vor einem Bankrott, und wie man immer die Oeffnung der Grenzen verlangte, der muß mit mir sagen: Wie schnell hat sich das Blättchen gewendet!(Lebhafte Zustimmung.) Jetzt sind die Preise rings herum höher als im Jnlande. Besonders verlangte man die Oeffnung der Grenze in Oberschlesien . Dabei sind vom 7. April bis jetzt 6099 Schweine weniger eingeführt als möglich wäre, und die deutschen Schweine, die nach Oberschlesien kommen, sind zurzeit 8 bis 12 M. billiger, als die russischen, wob« allerdings die Wirkung der Zölle zu beachten ist. Hätte ich damals die Grenzen geöffnet, unsere gesamte Viehzucht wäre ruiniert worden. Wir wollen daraus lernen, daß wir nicht vom Ausland abhängig werden dürfen. In wenigen Wochen sind wir bereits vielleicht ein exportierendes Land. Wir brauchen stetige Verhältnisse." Herr v. Podbielski hält sich für einen großen Sachkenner, weil der von ihm für den September 1995 angekündigte Preisfall endlich im April/Mai 1999 eingetreten ist. Wir könnten deingegenüber hervor- heben, daß wir schon am 29. April vorigen Jahres auf den Zu- sammenhang der beginnenden Preissteigerung mit der Futtermittel« ernte des Vorjahres hingewiesen und betont haben, daß erfahrungs- gemäß im März/April mit Beginn der milderen Witterung. sich fast stets ein Rückgang der Preise einzustellen pflegt. Ferner haben wir verschiedentlich erklärt(z. B. an, 4. Juli), eS sei eine Täuschung, wenn angenominen werde, daß nach dem Eintritt wärmerer Witterung die Preise wieder fallen würden,, im Gegenteil sei, wenn die Futterernte reichlich ausfalle, eine weitere Steigerung der Vieh- und damit auch der Fleischpreise zu erwarten. Erst wenn die junge Aufzucht marktreif sei, würde die Preissenkung erfolgen. Wir könnten also, wenn wir eitel wären, geltend machen, daß wir die Lage noch etwas richtiger beurteilt haben, als Herr v. Podbielski. Wie eigenartig es um die Sachverständigkeit Pods bestellt ist, beweist er übrigens erneut dadurch, daß er ans dem jetzigen Preis- fall ohne Iveiteres darauf schließt, daß die deutsche Landwirtschaft den deutschen Inlandsmarkt durchaus genügend mit Schlacht- Vieh zu versorgen vermöchte. Glaubt denn tatsächlich Preußens landwirtschaftliche Autorität, daß die Schweine- preise sich auf dem jetzigen Stand halten werden, daß nicht wahr- scheinlich schon zum Herbst, zum mindesten aber, falls wir nicht eine ganz besonders gute Futtermittelernte haben, im nächsten Sommer eine erneute Steigerung der Preise erfolgen wird, vielleicht sogar in gleichem Maße, wie im vorigen Jahr? Die komische Wirkung seiner Prophezeiung auf dem Kaiserhof-Diner scheint noch immer Preußens Landwirtschaftsminister nicht zur Bescheidenheit zu mahnen.—_ Deutsch -spanischer Handelsvertrag. Wie der„Voss. Ztg." be- richtet wird, sind gegenwärtig Unterhandlungen zwischen der deutschen und spanischen Regierung wegen Verlängerung des am 1. Juli d. I. ablaufenden deutsch -spanischen Handelsprovisoriums im Gange. Man rechnet damit, daß die spanische Regierung sich dann später zu einer Revision ihres Zolltarifs verstehen wird, da ohne eine Herabsetzung der Zollsätze das Zustandekommen von Handelsverträgen aussichtslos erscheint.— Zur BcrfassungSrevision. Stuttgart , 29. Mai. (Eig. Ber.) Heute beendete die Erste Kammer ihre Beratung über die Verfassungsreform. Man redete nicht mehr viel, hatte man doch in den voraufgegangenen Tagen zur Genüge gezeigt, wie sehr man sich als Herr der Situation fühlt. Zum Artikel 9 hatte die Zweite Kammer bestimmt, daß, wer Abgeordneter werden wolle, 25 Jahre alt sein müsse. Fürst Q u a d t erklärte namens der Kommission, daß er die gleichartige Bestimmung des Reichstags- Wahlgesetzes für„verfehlt" halte, und so beschloß das hohe Haus die Festsetzung des dreißigsten Lebensjahres als Er- fordernis für das passive Wahlrecht. Der Artikel 7 schreibt vor, daß zum Einttitt in die„Stände- Versammlung" ein Wohnsitz in Württemberg erforderlich sein soll. Diesem Verlangen stimmte die Erste Kammer für die Volksabgeordneten selbswerständlich zu, aber die Standesherren sollen das natürlich nicht nötig haben I Ihr Wortführer meinte, daß sie auch, wenn sie keinen„Steuerwohnsitz" im Lande hätten, dennoch mit dem Staate eng genug verwachsen seien. Schäbiger kann man Ivirklich nicht auftreten I Das Wort „Adel verpflichtet" existiert für diese hohen Herren nicht, denn sie lehnten das Erfordernis eines Wohnsitzes im Lande für die Aus- Übung ihres standesherrlichen Gesetzgeberprivilegs einstimmig ab! Eine Schlußabstimmung über das ganze Gesetz schenkte sich das Haus. Man erklärte, mit ihr warten zu wollen, bis eine Uebereinstimmung mit dem anderen Hause erzielt sei. Dazu wird es w o h l n i ch t k o m m e n. Wenn sich die Zweite Kammer ihrer historischen und politischen Aufgabe voll bewußt ist, so verfährt sie mit den anmaßenden Beschlüssen der Adelskammer so. wie diese es verdienen, und befördert sie ohne große Umschweife in den Papierkorb. Eine Wiederherstellung der Beschlüsse der Zweiten Kanuner wäre die geeignetste Antwört auf die feudale Dünkelhaftig- keit.—_ Gegen die Schiffahrtsavgabe» auf natürlichen Wasserstraßen hat sich P r i n z L u d w i g v o n B a y e r n, der sich immer noch nicht den Wünschen der preußischen Regierung anzubequemen vermag, ausgesprochen. Aus dem Festessen des bayerischen Binnenschiffahrts- Vereins in Erlangen erklärte er unter Bezugnahme auf eine Rede des Uiliversitätsprofesiors Dr. Eheberg über die Finanzpolitik im Wasserstraßenwesen, daß auch er kein Freund der Abgaben auf den natürlichen Wasserstraßen sei; aber man dürfe jetzt dem Vertrage zwischen Preußen und Bayern keine Schtvierigkeiten bereiten. Wenn die Fortsetzung der Main - Kanalisation bis Aschaffenburg nicht anders zu erreichen sei. als dadurch, daß Bayern seine Zustimmung zur Erhebung von Ab- gaben auf den Wasserstraßen gebe, so müsse Bayern zustimmen, selbstverständlich unter der Voraussetzung, daß die Abgaben nicht zu hoch seien. DaS Herrenhaus erledigte am Montag Petitionen. Eine, die die Einrichtung von Eisenbahn-Vorortsverkehr für die preußischen Großstädte nach Berliner Muster fordert, wurde von einem RegierungSkommisfar bekämpft, da die Bahnanlagen zu große Schwierigketten böten. Die elektrischen Bahnen hätten diesem Verkehr zu dienen und die Regierung wolle dieser Entwickelung nicht vorgreifen. Die Petition wurde der Regierung als Material überwiesen. Dann wurden angenommen die Vorlage wegen BeWilli- gung von Staatsmitteln zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse von Arbeitern in staat« lichen Betrieben und geringbesoldeten Staatsbeamten, die Vorlage wegen Verstaatlichung deS KalibergwerkS Heren nia und der Gesetzentwurf gegen die Verunstaltung von Straßen und Plätzen in geschlossenen Ort- s ch a f t e n. in dem den Gemeindebehörden die Befugnis zu- gesprochen wird, für ihren örtlich begrenzten Geschäftsbereich durch den Erlaß von Ortsstatuten die Rechtsgrundlage für das polizeiliche Einschreiten gegen verunstaltende Bauten zu schaffen. Es folgten weitere Petitionen, von denen eine zu einer Fleisch- notdebatte Veranlassung gab, in der der Landwirtschastsminister Podbielski daS Wort nahm. Diese Debatte, die eingehender Be- trachtung wert ist, behandeln wir an anderer Stelle. Vorschnelle Berichterstattung. Die ultramontane„Germania ", die sonst stets mit ihren Berichten nachhinkt und sich längst ihre Rivalin, die„Köln . Volksztg." hat über den Kopf wachsen lassen, scheint am Sonnabend den Ehrgeiz verspürt zu haben, auch mal „aktuell" zu sein; da sie aber auf diesem Gebiete keinerlei Erfahrung hat, endete der Versuch mit einem bösen„Reinfall". Das Blatt berichtet nämlich im Leitartikel seiner Sonntagsnummer: „Der Reichstag ist heute, am ersten Tage der Geltung des neuen Diätcngefetzes, bis zum 13. November vertagt worden. Er war 9 Monate— vom 28. November v. I. bis 29. Mai d. I. — versammelt und hat in dieser Zeit 114 Sitzungen abgehalten, von denen allerdings wiederholt zwei, zum Schluß sogar drei auf einen Tag fielen." Und in dem Stimmungsbild über die Sonnabendssitzung des Reichstages heißt es: „Der Reichstag mußte heute drei Sitzungen abhalten, um seine Absicht, in die Ferien zu gehen, durchführen zu können. Die erste dauerte von 11— 12, die zweite von 1— 5% und die dritte begann um M>9 Uhr. In der ersten und zweiten Sitzung wurde der deutsch -schwedische Handelsvertrag in zweiter und dritter Lesung erledigt, die beiden Ergänzungsetats in zweiter Lesung." Bekanntlich ist der Reichstag gar nicht am Sonnabend vertagt, sondern erst heute am Montag. Hoffentlich läßt sich die altjüngfer- liche„Germania " den niedlichen„Reinsall" zur Lehre dienen und verspürt nicht wieder den unangebrachten Drang, aus ihrem schlaf- rigen Tempo hinauszuwollen. AuS Baden. Auf die Interpellation der sozialdemokratischen Fraktion in der Zweiten badischen Kammer wegen der Ausweisung des italienischen Maurers Zambelli verlas der Minister des Innern folgende Erklärung: Das Bezirksamt Mannheim hat am 17. April bei der italienischen Regierung angefragt, ob Zambelli Anarchist sei. Die Antwort fiel bejahend auS. Am 29. April beantragte das Bezirksamt Mannheim beim. Ministerium des Innern die Aus- Weisung ZambelliS. Diese wurde am 1. Mai verfügt. Ein organisierter Maurer, der am 1. Mai der gesetzlichen Fest- legung des Achtstundentages zustimmt, ist ein sonderbarer Anarchist.— Krawall in Königsberg . Nach einer Meldung deS„Wolffschen Bureaus" kam es in Königsberg am Sonnabendabend zu Ruhe- störungen: Aus Anlaß der Verhaftung eines Arbeiters, die heute abend auf dem Sackheim vorgenommen wurde, entstand ein Tumult. Es wurde der Versuch gemacht, den Verhafteten zu befreien. All- mählich sammelte sich eine etwa tausendköpfige Menge, die johlte und pfiff. Die Schutzleute, welche Verstärkung requiriert hatten. wurden vom Pöbel mit Flaschen und anderen Gegenständen be- warfen; mehrere Schutzleute erlitten leichte Verletzungen. Die Schutzleute zogen sodann blank und verhafteten etwa 14 Personen zum Zwecke der Namensfeststellung. Zwei Personen wurden in Haft behalten. Gegen 19 Uhr zerstreute sich die Menge, Die Meldung bedarf natürlich der Bestätigung. Berichtigung. In der SonntagS-Nummer hat die Ueberfchrift deS ersten Artikels unter England nicht„Englisch-russische Be? Ziehungen" zu lauten, sondern:„Englisch -dcytsche Beziehungen'! Reue Kämpfe mit den Hottentotten. Neue SiegeSerfolge weiß der Telegraph aus Windhuk zu melden. „Wie bereits berichtet." heißt es in dem Telegramm,„hatte sich jene Hottentottenbande, die Anfang Mai aus den Kleinen Karas- bergen ausgebrochen war,, zunächst nach dem Gr. Fischfluß gezogen. Die verfolgenden Truppen hatten festgestellt, daß am 19. Mai der Kapitän der Bondels Johannes Christian, Morris und ein dritter Führer Namens Vielding ihre Leute bei Rosinbusch ver- einigt hatten. Die Hottentotten verfügten über etwa 399 Gewehre. Dennoch entzogen sie sich dem Angriff unserer Truppen. Am 15. Mai verließ der Gegner das Fischflußgebiet in östlicher Richtung und wurde am 19. Mai bei Gais von Leutnant Engler, der mit wenigen Reitern seiner Spur gefolgt war, angegriffen. Hierbei fielen Leutnant Engler und ein Reiter. Die Hottentotten zogen nach dem Gefecht weiter nach Osten ab und kreuzten am 29. Mai die Päd nördlich Kalkfontein. Am 21. Mai wurde unweit Kalkfontein ein Reiter erschossen. Oberleutnant v. Milczewski, der mit seiner Funkenstation unter- Wegs war, hörte das Gewehrfeuer und eilte herbei. Er stellte bei Kubub eine starke Hottentottenbande fest und griff sie an. In dem Gefecht fielen drei Reiter. Noch an demselben Abend gelang eS Oberleutnant v. Milczewski, Lichtverbindung mit der Abteilung des Majors Rente! aufzunehmen, den er bei Noibis vermuten konnte. Die Verständigung glückte. Major Rente! trat sogleich den Vormarsch an, holte nach beschlverlichen Märschen am 23. Mai den Gegner ein und stellte ihn zwischen Amas und Springpüts zum Kampfe. Nach heftigem Widerstand räumte der Feind seine Stellung und zog in der Nacht nach Süden ab. anscheinend in der Richtung auf Tsamab. Major Sieberg, der in der Gegend von Hudab stand, war auf den Kanonendonner losmarschiert und erreichte am 24. nachmittags die Abteilung Nentel unweit Groendoorn. Beide setzten vereint den Vormarsch nach Süden fort. Am 25. früh wurden in Tsamab Leut- nant Fürbringer(früher im Husarenregiment Nr. 5) und 8 Reiter erschossen aufgefunden. Sie waren anscheinend bei Herstellung der Signallinie Kubub— Ukamas am 24. Mai abends überwältigt 'worden. Am 25. nachmittags erreichte Major Sieberg gemeinsam mit der Abteilung Rente! den abziehenden Gegner bei Nukais am Ham- Revier und hatte ein erfolgreiches Gefecht bis zur Dunkelheit. Der Gegner zog nach Osten ab. Leutnant Zollenkopf(früher im Säch- fischen Fußartillericregiment Nr. 12) und 4 Reiter wurden ver- wundet. Die Verfolgung wurde am folgenden Tage fortgesetzt. Die Gesamtvcrluste auf deutscher Seite in den Gefechten vom 21. bis 25. Mai betragen sonach 4 Offiziere, 39 Reiter, darunter 'L Lffiziite unä ü tet. Siet Maäm. LeMallt FMllLgxz
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