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Nr. 124. flbonnemen ts-Bcdlngungen; HBonnementä- Preis pränumerando! Lierteljährl. 3.30 MI, monatl. 1,10 Ml, wöchentlich 28 Psg. frei inä HauS. Einzelne Nummer s Psg. Sonntags. nummer mit Mustriertcr Sonntags- Beilage.Die Neue Welt" 10 Pfa. Post» Abonnement: 1,10 Marl pro Monat. Eingewogen in die Post.ZeitungS. Preisliste. Unter Kreuzband für Deutschland und Oesterreich. Ungarn 2 Marl, für das übrige Ausland 3 Marl pro Monat. Postabonnemem» nehmen an: Belgien . Diinemarf, Holland . Italien . Luxemburg . Portugal . Rumünien. Schweden und die Schweiz . 23. Jahrg. Crtätlat Vilich wBtr ffiontaa*. Vevlinev Volksblstt. Die Tnfcrtions-Geböllr Betrügt für die sechSgespaltene Uolonef. zeile oder deren Raum BO Psg, für politische und gewer lschastliche Vereins- und Versammlungs. Anzeigen 30 Psg. Kielne Hnzeisen", da? erste(fett­gedruckte) Wort 20 Psg, jedes weitere Wort 10 Psg. Stellengesuche und Schlaf- slellen-Anzeigen daS erste Wort 10 Psg, jedes weitere Wort 5 Psg. Worte über IS Buchstaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer niüssen bis 5 Uhr nachnnttagS in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet. Telegramm- Adresse: ,,5»lzlliii»sli»f RtrllD", Zcntralorgar» der fozialdemohratifchen parte» Deutfcblands. Redaktion: 8 Cd. 68, Linden Strasse 69. Kernsprecbcr: Amt IV. Nr. 1983. Duma undKadetten". Ausfische Briefe.») L Noch vor ganz kurzer Zeit war nichts von den Kadetten zu hören. Sie waren nicht dort, wo Blut floß und Schüsse knallten. Sie waren nicht dort, wo die vom Heldenmut der Revolution ergriffenen Volksmassen ihr Leben einsetzten, um unter dem Banner der Proletarischen Freiheit zu siegen oder zu sterben. Diese Realpolitiker waren viel zu staatsmännisch und zu weitblickend, um sich von dem Taumel der Massen ergreifen zu lassen, um sich von einer Bewegung fort­reißen zu lassen, an deren SpitzeVerruchte" und Träumer,Fanatiker" des Umsturzes, schritten. Sie saßen ruhig hinter dem Ofen, diese kalten klugen Köpfe, diese Phrasenhelden eines herausgeputzten Pseudoliberalismus. Bekümmert schüttelten sie ihre Köpfe und fürchteten, daß die Revolution nur nicht zu weit um sich greifen und die von altersher geheiligten Grundfesten des bürgerlichen Lebens, das Eigentum, die politische Wohlgesinntheit und Ordnung, er- schüttern möchte. Dabei haben die Kadetten bereits längst ihre vielseitige Vereitlvilligkeit" gezeigt. Schon zur Zeit der Blllyginschen Duma träumten sie davon, eine Brücke zu finden zwischen dem damals nochunschuldigen" Witte und dem Liberalismus, der unzweideutig mit der ausländischen Börse liebäugelte. Die Börse bildet überhaupt die schwache Stelle dieser Partei der Volksfreiheit", und noch vor wenigen Tagen haben die Kadetten mit Entrüstung den Vorwurf einerverräterischen" Agitation gegen die Milliardenanleihe von sich gewiesen. Und wie könnte es auch anders sein. Zurzeit der ärgsten Polizeiwillkür suchten sie zwischen dieser und dem Verhalten der Demokratie einen Zu- sammenhang zu konstruieren. Zur Zeit der Brandschatzungen und schlimmsten Ausschreitungen seitens der Hofkamarilla verteidigten sie aus ganzer Sce5e Thron und Altar gegen den Ansturm der nichts anerkennenden, alles ableugnenden, alles stürzenden Sozialisten... Da kam der große Boykott, der große Streik der Oktobcrtage, der blutige Sturm der Volksaufstände, des Bürgerkrieges, der militärischen Meutereien zu Wasser und zu iöande, und fegte sie in einer großen, reinigenden Sturm- welle fort.... Damals hörte man nichts von den Kadetten. Die Leute der goldenen Mitte hielten sich versteckt. verborgen, im günstigsten Falle protestierten sie laut, klagten laut, wenn man sie auch nicht hörte vor dem Donnerrollen des Revolutionsgewitters.... Die Reaktion leistete den Kadetten die besten Dienste. Als die Gefängnisse sich von neuem füllten und die todbringenden Stätten der russischen Verbannung sich neu belebten, da war die Zeit der Kadetten gekommen. Ihre linksstehenden Gegner waren verstummt. Die Sozialisten wurden getötet, erschossen, ge- hängt und gefoltert. Die Kadetten hatten ihre Presse erhalten und blieben verhältnismäßig unberührt von den Maßnahmen der Konterrevolution. Nicht gegen sie waren die Straf- expeditionen gerichtet, nicht ihre Häuser wurden in Brand ge- steckt, nicht ihre Kinder geschändet, nicht ihnen galten die Bcruhigungs"-Maßnahmen Witte-Durnowos, nicht gegen sie wurden Kanonen und Mitrailleusen ausgesandt, Artillerie und Infanterie. Marine und Kosaken aufgeboten. Nunmehr erschienen die Kadetten auf dem Plan. Es begann ein Kampf der Worte. Die Revolution wurde durch eine Polemik abgelöst, und auf diesem Gebiete zeigten sie sich als Virtuosen und Meister ohnegleichen. In erster Reihe warfen sie sich auf die Revolution und die Re- volutionäre, schmähten die Sozialisten, verleumdeten die Arbeiterpartei; sie polemisierten gegen einen Gegner, dem der Mund verschlossen war; sie beschuldigten diejenigen, die weder antworten, noch sich verteidigen konnten. Allein hieran ließ der russische Liberalismus es nicht genug sein. Durch den Mund eines seiner be- deutcndsten Führer verkündete er, die ganze heldenmütige Befreiungsbewegung Rußlands fei sein Werk, der Sturz des Absolutismus nur ihm zu danken. Dreist stellten sich die Kadetten in die Pfützen des noch warmen, von Proletariern vergossenen Blutes, hüllten sich in die Fetzen der zerrissenen roten Banner und erklärten den Liberalismus für den Genius des Befreiungskampfes, den Befreier des Vaterlandes aus Tyrannenmacht. Und obgleich kein Gefängnis seine Tore öffnete, kein Galgen seine Opfer wieder herausgab. fuhren sie doch fort, krampfhaft ihre Heldentaten zu preisen und die unruhigen, frechen, vor nichts zurückschreckenden Re- volutionäre zu verdannnen. Bei diesem Geschrei kam jedoch nichts heraus. Energisch und schweigend, mit eiserner Konsequenz, verrichtete die Reaktion ihre Arbeit, säuberte rechts und links, gleichviel ob schuldig oder unschuldig, bediente sich abwechselnd des Mordes und der Brandstiftung, der Folter und der Brandschatzung. ») Der Brief ist bereits vor dem Zusammentritt der Duma ge- schrieben, uns aber auf einem Umwege versehendlich erst gestern zu- gegangen; trotzdem zögern wir nicht, ihn auch jetzt noch zum Abdruck zu brmgcn, da er die Stellung der.Kadetten"(der sogen, kon- stitutionellen Demokraten) inmitten der russischen NevolutionS« bewegung trefflich charakterisiert. Die Redaktion- Die Reaktion beschränkte sich jedoch nicht allein hierauf. Gerade diese Zeit der großen Reden und Tiraden der Kadetten benutzte die Regierung zur Festigung des alten Regimes und erklärte nicht nur die Selbstherrschaft oder den Absolutismus für unantastbar, sondern veröffentlichte auch eine Reihe Ge- setze, durch welche der Reichsduma alle Rechte entzogen werden und ihr die Bedeutung einer Volksvertretung gänzlich ge- nommen wird. Und wenn die Konstitution vom 20. Februar noch irgendwelche Spuren des Oktobermanifestes trug, so wurde durch den Ukas vom 8. März, das russische Budget be- treffend, die Duma jeglichen Rechtes in Angelegenheiten des Staatshanshaltes entkleidet, während durch die Akte vom 28. März, betreffend die Organisation des Finanzkomitees, und die Reichs-Grundgesetze" vom 24. April die Wiederherstellung des Absolutismus endgültig besiegelt wurde. Alle Rechte wurden also, wie gesagt, der Duma ge- nommen; dafür wurde ihr aber als Hemmschuh der Staats- rat angehängt, der zur Hälfte aus Beamten besteht und zur anderen Hälfte aus Vertretern des Kapitals in allen seinen Formen. Durch diese Gesetze, denen zufolge die gesetzgeberische Gewalt gleichzeitig dem Zaren, dem Staatsrat und der Duma gebort, wird zudem dem Monarchen das Recht deroberen Regierungsgewalt" eingeräumt, welches nicht nur von der Regierungsgewalt im allgemeinen unabhängig ist, sondern auch, der alten Praxis gemäß, das Recht der Gesetzgebung auf administrativem Wege einschließt. Das Budget bedarf nach diesen Grundgesetzen nicht einmal der Genehmigung der Duma, und, im Falle der Nichtannahme des Budgets durch die Duma, hat die Regierung das Recht, sich auch weiterhin des alten Kredits zu bedienen, ja, sogar nach eigenem Ermessen Anleihen abzuschließen zur Deckung des außerparlamentarischen Budgets. Davon, daß der Duma kein Recht der Einmischung in eine ganze Reihe von Artikeln des Budgets zusteht, und sie eben so wenig berechtigt ist, die bereits bestehenden Assignierungen und Kredite herabzusetzen, wollen wir gar nicht reden. Auf administrativem Gebiete vollends ist die Bedeutung der Duma gleich Null; denn einerseits sind die Minister der Duma gegenüber nicht verantwortlich, andererseits besitzt die Regierung solche ausgedehnten Rechte betreffs Aus­gabe von Ukasen auf administrativem Wege, daß jede Kon- trolle seitens der rechtlosen, ohnmächtigen Duma aufhört. Derartig ist dieGesetzmäßigkeit", welche die loyalen Kadetten so sehr verlangten: auf solche Weise wurden die Rechts- traditionell zwischen dem prinzipiellen und dem konstitutio- nellen Absolutismus ausgebaut.«. Die lieben Kadetten wünschten so sehnlich eineEvolution" statt derRevolution", verlangten so sehr nach einer Rechtsordnung statt der revo- lutionären Anarchie und des Bürgerkrieges. Nun haben sie diese Rechtsordnung, laut welcher der Duma nicht einmal das Recht der Initiative für die Reichsgrundgesetze bleibt. Die russische parlamentarische Bühne ist bereit es fehlen nur noch die Schauspieler.Darf ich bitten, meine Herren Ka-- detten! Wollen Sie uns nicht zeigen, wie man auf friedlichem Wege Revolution macht? Wollen Sie uns nicht zeigen, wie Sie den Absolutismus zähmen mit legalen Phrasen und der Realpolitik, mit Adressen und Resolutionen? Zeigen Sie uns ein neues Wunder des Orpheus, der wilde Tiere zum Schweigen brachte, durch die zarte Gewalt seiner Zauber- melodie Wölfe und Bären und Tiger zähmte!" - Und die Kadetten waren noch kaum zu sich gekommen. als die Sturmwelle der Revolution sie erfaßte und auf ihren Kamm hob, um sie inmitten von Kanonen und Bajonetten in der Reichsduma abzusetzen. Jetzt waren sie auf dem er- strebten Gipfel, jetzt hatten sie die schmerzlich ersehnte Ge- walt, und sie hörten folgende Worte an sich gerichtet: Ihr sagt, daß keine Gewalt nottut, daß Barrikaden veraltet sind, daß der Aufstand gleichbedeutend ist mit Anarchie und Revolution mit Verbrechen? Gut! Hier habt Ihr eine Duma, die von Soldaten umzingelt ist; hier habt Ihr ein in Ketten schmachtendes Land; hier habt Ihr bis oben angefüllte Gefängnisse. Tausende von Hingerichteten, Be- raubten, Verbannten, Verbrannten, Gefolterten so befreit denn, rettet, verteidigt! Ist Euch das noch nicht genug, so schaut Euch um. Ganze Gegenden sind zerstört; ganze Gouvernements sterben aus vor Hunger, Typhus und Skor- but; ganze Wälder von Fabriken und Werken stehen still; hunderttausende von Arbeitslosen schreien nach Brot und nach redlicher Arbeit. Nun. meine Herren Ka detten, verfügt Euch auf die Bühne, vollbringt das Wunder, gebt dem Bauer Land, dem Arbeiter Brot, und dem Volke die Freiheit. Bringt die Kanonen zum Schweigen, setzt den Folterungen ein Ende, öffnet die Gefängnissei Singt das Zauberlied der Loyalität und Ordnung, des friedlichen Fortschritts und der wohltätigen Reformen. Vielleicht wird dieses Lied helfen; die Steine werden weinen, und die Polizei wird die Tränen der Leidenden trocknen, und Euch mit Myrten und Lorbeern schmücken. Handelt, meine Herren Kadetten, rettet das Vaterland!" Auf eine derartige Rolle waren die Liberalen durchaus nicht vorbereitet. Das lag außerhalb aller ihrer Hoffnungen und Erwartungen. Sie hatten darauf gerechnet, die Bevölkerung von der Aufrichtigkeit ihres Programms zu überzeugen, sie ge- dachten gegen die Monarchisten und das Zentrum zu kämpfen. und es zu besiegen. Ihr Streben war, im Parlament den Platz des weisen Beraters der Regierung einzunehmen, und Expedition: SM. 68, Lindenstrasse 69. Kernsprccher: Amt IV. Nr. 1984. die liberalen Vertreter des Volkes zu spielen. Sie wollten zwischen dem rechten und dem linken Flügel stehen, um den Ausgleich zwischen diesen herbeizuführen, eine Harmonie zwischen den Extremen anzustreben und Frieden in den politi- scheu Kampf zu tragen. Und für diese Rolle waren sie auch geschaffen mit ihrer Mäßigung und ihrer Aufklärung, mit ihrer Vorsicht und Schmiegsamkeit, ihrem Anpassungsver- mögen und ihrer Fähigkeit abzuhandeln und zu parlamen- tieren. Als geborene Diplomaten und ehrliche Maklerseelen schmeichelten sie sich mit dem Gedanken, die Revolution zu beruhigen, die Börse zu ermuntern, den Absolutismus zu mildern, alle Gegensätze zu versöhnen und allen Konflikten vorzubeugen. Sie predigten den Frieden, in Wirklichkeit kam es aber anders. Sie stellten sich den Wählern als K. D. (konstitutionelle Demokraten) vor, und sie wurden gewählt alsdie" oppositionelle Partei. Sie suchten den Kompromiß, man gab ihnen eine revolutionäre Mission; sie sprachen Phrasen, und man schickte sie in den Kampf, nahm ihnen den Eid ab. versprach ihnen jegliche Unterstützung, wenn nicht aar Waffen. _ Die Revolution in Rußland . Systemwechsel? Wir haben immer darauf hingewiesen, daß zurzeit in Rußland weniger als je von Festigkeit und Entschlossenheit der Regierung die Rede sein kann. Ganz abgesehen davon, daß der schwankende Charakter des Zaren selber keinerlei Voraussage zuläßt(soweit in der gegenwärtigen Situation seine Ukase,Entschlüsse" und Stimmungen überhaupt noch von entscheidendem Einfluß auf den ehernen Gang der Ent- Wickelung sein können), ist auch die ihn umgebende, ihn ständig beeinflussende Hofkamarilla offenbar in so viel verschiedene Flügel gespalten, daß schon um deswillen jede Furcht und jede Hoffnung zurzeit ihre Berechtigung hat. Unter diesen Umständen verlohnt es sich denn auch, ein Gerücht zu beachten, das sonst kaum registriert zu werden ver- dient hätte. Das Gerücht besagt, man müsse sich, da der Zar seine Haltung der Duma gegenüber geändert habe, mit dem Gedanken vertraut machen, daß der Rücktritt des Ministeriums Goremykin erfolge und ein Ministerium aus Dumamitgliedern zusammengesetzt werde! In diesem Zusammenhange geben wir denn auch noch nach einer russischen Korrespondenz einige Sätze aus folgendem Artikel wieder: Schipow über die jetzige Lage. Der fast von der gesamten russischen Presse als russischer Ministerpräsident gewünscht« bekannte Semstwoführer Schipow stellt über die jetzige Lage folgende interessante Aus- führungen zur Berfugung:Jetzt gibt es nur einen Ausweg anS dem Labyrinth, in das Rußland geraten ist, und das ist die Schaffung eines Ministeriums an« der Majorität der Reichs- duma. Ich bin beinahe überzeugt, daß die russische Regierung zu diesem AuSweg kommen wird. DaS jetzige Ministerium wird man aus Eigenliebe, aus Wahrung des Prestiges noch einen Monat un- berührt lassen, nur um zu zeigen, daß dessen Absetzung nicht unter dem Druck der Reichsduma erfolgt ist. Dann aber wird man ein neueS Ministerium auS den Vertretern der Majorität der Reichs- duma bilden. Sobald aber dieKadetten" an das Ruder gelangen werden, dann. 0 bann werden sie wesentlich nach recht? einschwenken und auch mit der Arbeitsgruppe brechen... Ein Wahl-Sieg der Sozialdemokraten. Entsprechend dem Beschlüsse des EinigungS-Kongreffes der russischen Sozialdemokratie nahmen die kaukasischen Sozial- demokraten an den dort jetzt im Gange befindlichen Duma- Ergänzungs-, bezw. Nachwahlen teil. Der Wahlkampf war ein sehr hitziger und, wie der Telegraph meldet, ist eS den So- zialdcmokraten gelungen, in Tiflis eine überwiegende Ma- jorität ihrer Wahlmänner durchzusetzen. Somit ist die Wahl ihres Kandidaten, des Redakteurs einer örtlichen Zeitung, zur Duma gesichert. DiePotemkin"-Matrost«. Bukarest , 30. Mai. Wie der Bukarester Korrespondent der Frankfurter Zeitung ' erfährt, richteten die Matrosen de«Potemkin", die sich in Braila befinden, ein Kollektivgesuch an die Reichsduma um Amnestie. Attentat. Kutais(Transkaukasien ), 30. Mai. Hier wurden in voriger Nacht gegen den früheren Generalgouverneur Alichanow auf der Fahrt zum Bahnhof zwei Bomben geschleudert. Der General ist an der Hüfte verwundet; von Vorübergehenden ist eine Person getötet. drei sind verwundet. Die Attentäter entkamen. Hungernde Bauernscharen«»ter freiem Himmel. Die erschreckend um sich greifende Hungersnot in Rußland zeitigt schon jetzt iiberauS traurige Erscheinungen. Ganze Dörfer begeben sich auf die Wanderschaft. Das Hauptziel dieser hungernden Bauernscharen, von denen viele unterwegs zugrunde gehen, bilden natürlich die größeren Städte. In Moskau z. B. über- nachten bei den Palisaden am KurSker Bahnhof schon seit längerer Zeit bei jedem Wetter unter freiem Himmel eine Menge hungriger, arbeitsloser Baueni. etwa 5<X> Menschen. darunter Frauen und kleine Kinder. Diese Unglücklichen fristen ihr Leben von den armseligen Almosen, die sie bei dem am Bahnhof verkehrenden Publikum erbetteln, soweit die Polizei da? zuläßt. Wie nun festgestellt wurde, find diese Bettler Bauern der südlichen und stidivestlichen Gouvernements, die in ihrer Verzweiflung, da weder Land noch Futter für das Vieh vorhanden ist, letzteres für wenige Groschen verkauft haben und nach Moskau gewandert sind, um hier Arbeit zu finden. Den ganzen Tag bringen sie auf