Eine weitere Diskussion wird nicht beliebt. Der Referent sucht die Einwurfe der Vorredner zu entkräften. Er plädiert dabei auch eiftig gegen den Antrag Deutsch , der dem Ausschüsse gar nicht vorgelegen hat. Stadtv. Deutsch sieht darin einen„Mißbrauch' der Referentenfunktion, nimmt diesen Ausdruck aber auf Vorhalten des V o r st e h e r s zurück. Die Anträge Arons und Deutsch werden abgelehnt, der Aus- schußvorschlag sindet eine große Mehrheit. Die versuchsweise Errichtung eines DüngerbansenS auf dem Viehhofe, der 11 LA) M. kosten soll, hat der niedergesetzte AuS- schuß abgelehnt. Dagegen soll der Magistrat ersucht werden, der Vieh- und Schlachthofsverwaltnng aufzugeben, den frischen Dünger sobald als möglich zu verkaufen und eventuell durch einen Unternehmer jede Tagesration sofort abfahren zu lassen. Die Versammlung beschließt nach kurzer Debatte gemäß dem Ausschußantrage. Stadtv. Cassel(91. L.) berichtet hierauf über die bisherigen Ver- Handlungen des Ausschusses für die Neuwahl eines Stadt- schulrates und eines unbesoldeten Stadtrates. Die Stadtfchulratsstelle soll mit 12 000 M. Gehalt ausgeschrieben werden; Meldungen sind bis 15. Juli einzureichen. Die Versammlung stimmt den Ausschußanträgen zu. Die Gestellung von 16 Aktenwagen für die städtische Ver- Waltung soll auch für die drei Jahre vom 1. Oktober 1906 bis 30. Sep- tember 1909 wie bisher dem Fuhrwerksbesitzer N i e h o f f. Greifs- walderstraße 200, übertragen werden. Der Metspreis pro Wagen wird von 2200 auf 2250 Mark erhöht und die Zahl der Wagen um drei vermehrt. Stadtv. Sasscnbach(Soz.): Die Firma Niehoff zahlt ihren Kutschern Löhne bis zu 18 M. herunter. Ein solcher Lohn entspricht weder dem durchschnittlichen Tagelohn, noch dem Mindestlohn städtischer Arbeiter. Wir wollen keinen Antrag stellen, sondern nur betonen, daß wir es für das Recht und die Pflicht der Kommune halten, auch bei der Vergebung von städtischen Arbeiten für angemessene Entlohnung der Arbeiter zu sorgen. Ich bitte den Magistrat zu versuchen, einen höheren Lohn für die Kutscher zu er- langen, und auch in künstigen Fällen seine Bemühungen in dieser Richtung aufzuwenden. In den abzuschließenden Verträgen dürfen diese Fragen nicht nebensächlich behandelt werden, sondern sie haben die Hauptrolle zu spielen. Der Magistratsantrag wird angenommen. Von dem alten Wasserwerksgrundstück vor dem Stralauer Tor sollen fünf Parzellen mit etwa 5044 Quadratmeter an der Naglerstraße und am Warschauerplatz zum Preise von 125 M. pro Quadratmeter an die Firma„Berliner Mörtelwerke' Gebr. Tabbert und den Kaufmann Albert Tabbert verkauft werden. Die Vorlage wird angenommen, nachdem auf Antrag des Stadtv. Schlüpke(A. L.) die Bedingung hinzugefügt ist, daß spätestens in drei Jahren mit der Bebauung begonnen werden muß. Die Uebcrlassung des F e st s a a I e s deS R a t h a u s e S an die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft für einen Be- grüßungsabend gelegentlich ihrer 20. Wanderausstellung Mitte Juni 1906 und für den Enipfang des Vereins Deutscher Ingenieure am 9. Juni aus Anlaß seiner 47. Haupwersamm- lung wird genehmigt. Der Magistrat hat der Versammlung jetzt seine Vorschläge be- treffs anderweitiger Festsetzung der Grundsätze für die Auf- n a h m e in die städtischen H e i m st S t t e n unterbreitet. Im wesentlichen folgt er den Beschlüssen, welche die eingesetzte gemischte Deputation im Dezember 1905 für diese Revision gefaßt hat. Da- nach sollen hinfort I. in die Heinlstätten für Genesende(zurzeit Blankenburg und Heinersdorf ) 1. hier wohnende und hier unter- stützungswohnsitzberechtigte Personen aufgenommen werden, welche nach einer überstandcnen Krankheit oder zur Ver- hütung einer zu befürchtenden Krankheit zwecks schnellerer Wieder- erlangung ihrer Gesundheit oder ihrer Erwerbsfähigkeit der Ruhe und Pflege bedürfen und diese in ihrer eigenen Häuslichkeit nicht finden können; 2. Wöchnerinnen mit ihren Kindern. Ausgeschlossen von der Aufnahme sind Epileptische, Schwind- süchtige, Syphilitische und Alkoholiker. II. In die städtischen H e i m st ä t t e n für Brustkranke (z. Z. Blankenfelde, Malchow , Gütergotz und Buch) unter den gleichen Voraussetzungen Brustkranke, bei welchen der Krankheitsprozeß zu einem gewissen Stillstand gekommen ist, die kein Fieber haben und Herstellung einer Erwerbsfähigkeit erwarten lassen. Ausgeschlossen sollen neben den oben genannten Kategorien auch Schlverkranke sein. Der Vorsteher Dr. Langerhans beantragt die Verweisung der Vorlage an einen Ausschuß. Stadtv. Dr. Weyl(Soz.): An sich hätten wir nichts gegen eine nochmalige Erörterung, aber ich gebe doch zu bedenken, daß die Sache schon in gemischter Deputation aufs eingehendste erörtert und eimnütig gegen eine Stimme, allerdings die unseres verehrten Vor- stehers, im Sinne der Vorlage entschieden worden ist? Es wäre also eigentlich erneute Ausschuhberatung unnötig. Gegen 3 Stimmen wird der Antrag Langerhanö abgelehnt; die Vorlage gelangt fast einstimmig zur Annahme. Schluß gegen 8 Uhr. Gcwerkfcbaftllcbea. Und wieder UnternehmerterroriSmnö. Auch in Dortmund ist wieder ein solcher Fall zu ver- zeichnen, wo augenblicklich die Dachdeckergehülfen streiken. Verschiedene Meister erklärten sich sofort bereit, die Forde- rungen zu bewilligen, es wurde also bei diesen weiter ge- arbeitet. Der Streik stand somit recht günstig, zumal eine christliche Strcikbrccherorganisation am Orte nicht vorhanden ist. Nun hat aber, wie in Königsberg , die Unternehmer- organisation einen Gewaltstreich gegen jene Meister ausgeübt. die das„Verbrechen" begingen, die Forderungen der Gehülfen zu bewilligen. Nähere» darüber besagt folgender Brief, der bei der Organisation der Dachdeckergehülfen eingegangen ist. Der Brief lautet: Dortmund , den 26. Mai 1906. Einschreiben. An den Dortmunder Dachdeckergehiilfen-Verband z. H. des Herrn H. Manz Dortmund Restauration zur Körnereiche. Hierdurch muff ich Ihnen zu meinem Bedauern die Mitteilung machen, dast ich die in der Lohnfrage mit ihnen getroffenen Ver- einbarungen bezw. meine Unterschrift zurückzuziehen genötigt bin, da mir durch das Vorgehen des Arbeitgeberverbnndes und der Dachdcckermcister- Vereinigung im anderen Falle in der Materiallieferungsfrage usw. derartige Schwierig- leiten bereitet werden, daß ich eventuell ge- zwungen bin, mein Geschäft aufzugeben. Ich mußte daher meine Gehülfen heute abend wieder ent- lassen, verspreche Ihnen dagegen, in den in der Lohnfrage statt- sindenden Versammlungen für die geforderte Lohnerhöhung auf das wärmste einzutreten. Hochachtungsvoll H. Friedrich. Daß hier eine direkt strafbare Handlung vorliegt, kann gar nicht in Zweifel gezogen werden, aber trotzdem darf man nicht erwarten, daß der Staatsanwalt einschreiten wird. Wenn die Streikenden gegen Arbeitswillige in gleicher Weise vorgehen würden, dann wäre es freilich etwas anderes. Die„Deutsche Tageszeitung" bezeichnet das Vorgehen der Königsberger Tischlcrincister als„nachahmenswertes Bei- spiel". Wie man an obigem sieht, handelt es sich gar nicht um ein„Beispiel", um ein vereinzeltes Vorkommnis, sondern um eine ständig geübte Praxis des Unternehmertums. Der Unternehmer ist el�n nicht„Herr im Hause", sondern bei der jetzigen EntWickelung der Verhältnisse Sklave des Scharf- machertums. Der„Deutschen Tageszeitung" ist freilich jede Sklaverei recht. _ Berlin und Um gegen d. Die Berliner Mitgliedschaft des Verbandes der Buchdrucker nahm in ihrer letzten Versammlung nach dem„Korrespondent - folgende Resolution an: „Die am 16. Mai im Gewerkschaftshaus tagende Versamm- lung des Berliner G�nes erblickt in dem Nichterscheinen eines Maifestartikels im„KvRespondcnt" einen den Prinzipien der modernorganisierten Arbeiterschaft zuwiderlaufenden Willkürakt der Redaktion, spricht derselben ihre entschiedene Mißbilligung ans und verwahrt sich ganz energisch gegen eine solche Stellungnahme, die einem Arbeiterblatte zur Unehre gereicht und geeignet ist, die deutschen Verbandskollcgen der vorwärts strebenden klaffen- bewußten Arbeiterschaft gegenüber als rückständig erscheinen zu lassen." Wenn nun auch von einer Seite als Erklärung für das Ver- halten der Redaktion angeführt wurde, daß sich diese doch in einer recht eigentümlichen Lage befände, wenn sie für die Feier des I.Mai agitieren solle, der Verband aber die hieraus sich ergebenden Kon- sequenzen ablehne, so kam dem gegenüber die Ansicht zum Ausdrucke, daß man es doch gern gesehen und mit Freuden begrüßt hätte, wenn gerade jetzt, angesichts der bevorstehenden Tarifrevision, in einem Maiartikel der Prinzipalität die Notwendigkeit der Verkürzung der Arbeitszeit demonstriert worden wäre. Achtung, Kleber und Bauhanbwerker! Die Sperre über die Firma Linke, Rigaerstr. 109— Bau Friedenau , Frege- und HolsteinischestraßeN-Ecke—, besteht für die bei uns organisierten Kleber nach wie vor. Die Aufhebung der Sperre seitens der Achtzehnerkommission, weil der Unternehmer Linke den Tarif„anerkannt" habe, geschah nach unserer Ansicht nicht rechtmäßig. Herr Linke hat auch unserer Organisation mitgeteilt, daß er den auf diesem Bau beschäftigten Klebern den Tarif bewillige, aber daß die Tarifpreise tatsächlich bezahlt werden, bestreiten wir so lange, als wir keine Kontrolle darüber haben. Der Unternehmer Linke hat nach gepflogenen Unterhandlungen vor.Verhängung der Sperre der Kommission gegenüber erklärt, daß er den Bau in Lohn fertig stellen lasse. In Wirklichkeit hat er den Kollegen ganze 2 P f. pro Rolle zu den 2 5,40 und 5 0 P r o z. unter den Tarif- preisen betragenden miserablen Akkordpreisen zulegen wollen, während sie der Kommission erklären sollten, sie arbeiten i n Lohn! In Konsequenz dessen verhängten wir die Sperre und verlangten nun von dem Unternehmer nicht nur eine„An- erkcnnung" des Tarifs, sondern forderten, daß der Unternehmer bei eventuellen Klagen den Tarif für sich als verbindlich an- erkennen solle, die 9lrbeitswilligen zu entlassen und von unserem Arbeitsnachweis mindestens zwei Kollegen einzustellen habe, um kontrollieren zu können, ob die Tarifprcise auch wirklich bezahlt werden. Diese unsere Forderungen halten wir auch jetzt noch aufrecht. Der Vorstand der Freien Vereinigung der Tapezierer. Bureau: Schützenstr. 18/19. Tel. I 8282. Oeutfches Reich. DaS Ende einer Tragikomödie. Die Scharfmacherpreffe bringt folgende Mitteilung: „In der Sitzung des Vorstandes des Gelamtverbandes Deutscher Metallindustrieller vom 29. Mai d. I. wurde festgestellt, daß die streikenden Gießereiarbeiter der Bezirksverbände Braun- schweig, Breslau . Dresden und Hannover ihre Forderung nach Mindestlöhnen zurückgezogen und sich damit abgefunden haben, daß die Arbeitgeber eine Verhandlung mit Vertretern der Arbeiter- organisationen ablehnen. Demzufolge beschloß der Vorstand, daß die auf den 2. Juni d. I. festgesetzte Aussperrung nicht zur Ausführung kommen soll." » Die Situation war für das Unternehmertum so brenzlich ge« worden, daß ihm Logik und chronologischer Sinn abhanden ge- kommen sind. Man beachte: Am 29. Mai hob der Verband der Metallindustriellen nach seiner eigenen Mitteilung die Aussperrung auf, weil die Arbeiter zu Kreuze gekrochen seien. Am 30. Mai erst— einen Tag später i— kam in Hannover die Einigung der beiden Siebenerkommissionen zustande I Affr 31. Mai erst beschlossen die Former Hannovers, sich mit diesen Bedingungen einverstanden zu erklären! Damit ist der gewaltige Kampf zu Ende, an dem das stetige Zurückweichen der Scharfmacher die bemerkenswerteste Erscheinung ist. Anfangs erklärten sie, überhaupt nicht verhandeln zu wollen, später waren sie dazu bereit mit„ihren Arbeitern", d.h. in jedem Be- triebe einzeln, und zuletzt mußten sie in Hannover , wo der Abschluß, mit einer Siebenerkommission für alle Betriebe ge- m e i n s a m verhandeln. Genau so lag eS mit der Lohnfrage. Protzig lehnten sie zu Beginn des Kampfes jede Erörterung der Lohnfrage überhaupt ab, dann wollten sie jedem einzelnen BetriebSinhaber eine Lohnaufbesserung überlassen und schließlich mußten sie die inodifizierte» Forderungen der Arbeiter doch noch bewilligen. Wenn auch das Erreichte für die Metallarbeiter mcht den ur- sprünglichen Forderungen entspricht, so ist es doch ein großer Erfolg, daß die Organisation der Arbeiter daS brutalste Scharf- machertum niedergerungen hat! Roch am Mittwoch voriger Woche erklärten die Unten, ehmer Hannovers, was sie blS jetzt bewilligt hätten � damals war noch gar keine Lohnerhöhung zugesagt— sei daS Aeußerste der Zugeständnisse. Höhnisch brachen sie die Verhandlungen ab. Und als die Arbeiter dann er- klärten, sich nicht zu beugen, da kamen die Scharfmacher selbst zu den Arbeitern, luden die Kommission zu neuen Verhandlungen und machten Zuge st änd- nisse bezüglich des Lohnes! Darin liegt der bedeutendste Erfolg des Kampfes und ein Kommissionsmitglied der Arbeiter sagte den Arbeitgebern auch am Schluß der Verhandlungen, daß die Arbeitgeber, wenn(ie mit dem Metallarbeiter- Verbände gleich in Verhandlung getreten wären, dies alles ohne Aussperrung erreichen konnten. Dem pflichteten einige Arbeitgeber vollkommen bei; sie haben das eine als Erfahrung gewonnen, daß weder die erfolgte, noch die an- g e k ü n i g t e 9l u S s p e r r u n g auf die Arbeiter Eindruck ge- macht hat._ Die durch den Verband deutscher Kachelofenfabrikanten an- gekündigte Aussperrung wird mit dem 2. Juni perfekt. Bis jetzt sind im Hauptbureau des Verbandes der Töpfer 35 Orte gemeldet, in denen zum„heiligen" Pfingstfeste die Llrbeiter aufs Straßen- Pflaster geworfen werden. Außer den in einigen Orten im Streik befindlichen Töpfern kommen für den Verband noch zirka 2600 Kollegen in Frage, die unterstützt werden müssen. Die Organi- sation verfügt indes über die erforderlichen Mittel, um diese brutale Aussperrung genügend lange Zeit aushalten zu können. Durch Verdoppelung der Verbandsbeiträge der in Arbeit ver- bleibenden Verbandsmitglieder ist die Organisation außerdem im- stände, noch extra Kampfmittel aufzubringen. Die Organisation der Töpfer kann also den Aussperrungskampf mit frischem Mute aufnehmen. Beleuchtet übet mag Kerben die Ursache, Keshalb die .Kachelprotzen zur Aussperrung greifen. Seit dem 1. April befinden sich die Breslauer Töpfer und Ofensetzer im Streik. Dieser ist ein völlig gerechtfertigter, da die meisten P r o v i n z st ä d t e Schlesiens einen höheren Lohntarif aufweisen, als die schlesische Haupt st ad t. 9lllerdings kamen die Unternel'mer entgegen; die Brosamen aber, die sie geboten haben, sind völlig ungenügend. Deshalb wird der Breslauer Kampf nach mehreren vergeblichen Verhandlungen bis zum heutigen Tage weitergeführt. 9luch das Eingreifen der Leitung des Fabrikanten» Verbandes erwies sich als nutzlos, nutzlos vor allem deshalb, weil der Vorsitzende dieser Organisation, der Herr Polko-Meißen, nicht zu vermitteln suchte, sondern im Gegenteil die Breslauer Unter- nehmer scharf machte. Eine am 18. Mai abgehaltene Fabrikanten- Versammlung förderte sodann gegen eine Stimme den bekannten Aussperrungsbeschluß zutage. Tie fast einstimmige Annahme deS Aussperrungsantrages zeigt, daß viele Fabrikanten die Sache nicht ernst genommen haben, in der Erwartung, daß der Verband der Töpfer bei der mit Pauken und Drommeten verkündeten Aus- sperrung wie ein Taschenmesser zusammenklappen und den Bres- lauer Streik beenden würde. Die Herren haben sich aber gründlich getäuscht. Ter Verband ist genügend vorbereitet, um den Kampf mit aller Kraft auch auf der ganzen Linie aufzunehmen. Darob enttäuschte Gesichter bei einem Teile, z. B. den Veltener Fabrikanten. Auch kommt der Beschluß der Ofenfabrikanten den Ofensetzmeistern sehr ungelegen, da auch sie durch die Aus- sperrung in Mitleidenschaft gezogen werden, weil an vielen Stellen auf Bauten Warenmangel in Aussicht steht. Auch sind die Ofen- setzmeister entrüstet, daß sie bei dem Aussperrungsbeschluß seitens der Fabrikanten nicht gehört worden sind. Im Töpfcrgewerbe existieren nämlich zwei Organisationen der Arbeitgeber, der Deutsche Kachelofenfabrikanten-Verband und der Verband Deutscher Töpfer- und Ofensetzmeister. Letzterer, eine respektable Organisation, ist aber bei dem folgenschweren Be- schluß des Fabrikantenvcrbandes gar nicht eingeladen und gehört worden, da beide Organisationen gewisser Geschäftsfragen wegen sich nicht grün sind. Darob nun große Entrüstung eines Teiles der Ofensetzmeister. Der Organisation der Töpfer kann dies alles gleichgültig sein. Ihr Weg ist klar vorgezeichnet. Von einer Wiederaufnahme der Arbeit zu den gebotenen Bedingungen kann und darf in Breslau nicht die Rede sein. Deshalb nimmt die Organisation der Töpfer den hingeworfenen Fehdehandschuh ohne Zaudern auf. Die Ver- hältniffe liegen so, daß dieser seitens der Unternehmer brutal vom Zaune gebrochene Gewaltakt zugunsten der Organisation aus- fallen wird. In der Lampenfabrik von C. A. Kleemann zu Erfurt sind Differenzen ausgebrochen. Wir ersuchen. Zuzug von Drückern. Drehern. Gürtlern. Monteuren. Mctallformern und-Schleifern fernzuhalten. MaurerauSsperrung in Düren (Rheinland ). Der Arbeit- geberverband für das Baugewerbe hat alle organisierten Maurer in Düren ausgesperrt, weil sie bis zum 30. Mai die Arbeit an dem Neubau der evangelischen Volksschule nicht wieder� auf« genommen haben. Kürzlich haben die Unternehmer des Tischler- gewerbes in dem nämlichen Düren die organisierten Tischler- gehülfen ausgesperrt, lediglich weil sie Lohnforderungen gestellt hatten. Düren ist eine Hochburg des Zentrums, und bei beiden 9lussperrungen kommen vorwiegend Mitglieder der Zentrums- Gewerkschaften in Betracht. Letzte J�achncbten und Depefchen, Nachwehen der Eisenacher Wahl. Eisenach , 31. Mai. (Privatdepesche des„Vorwärts"./ Wegen Auflauf und Ruhestörung am Stichwahltage standen 21 Angeklagte vor der Strafkammer. � Nach zehnstündiger Verhandlung wurden 18 Angeklagte zu insgesamt 32 Wochen Gefängnis, 1 Woche Haft, 115 Mark Geldstrafe verurteilt. Drei Angeklagte sind freigesprochen. Feuersbrunst. Freiburg (Schweiz ). 31. Mai. (W. T. B.) Seit 1 Uh« mittags brennt bei heftigem Südwestwind das 15 Kilometer süd, östlich von Freiburg belegene Dorf Plaffeien nebst dem Weiler Ried. Bis 2 Uhr standen ungefähr 59 Gebäude in Flammen. Amnestie in Frankreich . Paris , 31. Mai. (W. T. B.) In dem heute vormittag ab, gehaltenen Ministerrat wurde im Prinzip beschlossen, der Deputiertenkammer nach ihrem Wiederzusammentritt einen Ent- wurs für eine allgemeine Amnestie vorzulegen, die auf alle wegen Vergehens bei den Jnventuraufnahmen, bei Aufständen und im Zusammenhange mit der antimilitaristischen Propaganda sowie wegen Verstoßes gegen das Preß- und das Versammlungsgesetz Verurteilten Anwendung finden soll. Hochzeits-Bomben. Madrid , 31. Mai. (W. T. 59.) Auf dem Rückwege nach dem Schlosse wurde in der Calle Major auf den königlichen HochzeitSzug nahe bei dem Wagen» in dem der König saß» eine Bombe ge- worfen. �„. Madrid , 31. Mai. (W. T. SB.) Die gegen den königlichen Hoch. zeitszug geschleuderte Bombe war in einem Blumensträuße ver- borgen. Ter Wagen des Königs ist stark beschädigt. Das Haus. vor dem der Anschlag ausgeführt wurde, ist durch Gendarmerie abgesperrt worden. Der Minister des Innern, der Zivilgouverneur. die Staatsanwaltschaft erschienen sofort an der Stelle. Es sind zwei Personen verhaftet worden; der eine est Ausländer, der andere Spanier. Der letztere, der sich sehr niedergeschlagen zeigt, ist an- geblich Student und achtzehn Jahre alt. Die Agrarforderungen der Duma. Petersburg, 31. Mai. (W. T. B.) Rcichsduma. Die Sitzung wird um 3% Uhr wieder eröffnet. Die Duma geht zur Debatte über die Agrarfrage über. Abgeordneter Prosesior Petrajitsky er- geht sich in längerer Rede über das Programm der Enteignung von privatem Landbesitz und setzt die Notwendigkeit einer der- artigen Enteignung vom Gesichtspunkt deS öffentlichen Wohles auseinander. Er sieht jedoch Gefahren voraus bei der Reform, die imstande sein würde, die Ausbreitung der Kultur und Zivili» sation in der Zukunft zu beeinflussen, indem sie Rußland zu einem Bauernstand par excellence machen würde. Die Debatte wird sehr lebhaft. Professor Herzenstein, Abgeordneter für Moskau , hält eine lange Rede, die häufig von tosendem Beifall unterbrochen wird, in der er die finanzielle und wirtschaftliche Politik der Re- gierung kritisiert, gegen die Angriffe auf die Bildung der Bauern protestiert und auf Dänemark , das Land der Bauern, hinweist, wo es hundert Volkshochschulen gebe. Redner kommt zu dem Schlüsse, daß an dem Grundsatz der Zwangsenteignung für ganz Ruhland nicht gerüttelt werden dürfe, wenn auch die Ausführung im einzelnen eine verschiedene sein könne.(Anhaltender Beifall.). Die Sitzung schließt um 7 Uhr abends. Perantw. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Inseratenteil verantw.l Zh. Glocke, Berlin . Krück u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer äcCo., Be rlin 2 W. Hierzu2Beilagen u.Unterhaltun'>'ilatt
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