Einzelbild herunterladen
 
  

s ch i ch t für Verheiratete, verwitwete uwd geschiedene Frauen hinzu- arbeiten. Im einzelnen führte Harms auS: Der Normalarbeitstag für die deutschen Fabrikarbeiter sei setzt durchschnittlich der Zehnstunden- tag, die Einführung des Achtstundentages noch immer ein Ereignis Aber die Tendenz der Verkürzung lasse sich nicht leugnen. Gleich- Wohl sei ein Eingriff der Gesetzgebung herbeizuführen. Nur niedrig stehende Arbeiter seien gegen die Geistlosigkeit der modernen Fabrik- arbeit unempfindlich.- Neben dieses sozialethische Moment trete das sozialpolitische Moment des Gesundheitsschutzes. Die Gefahren der Fabrikarbeit für die über 900 000 in der deutschen Industrie be schitstigten Frauen seien oft übertrieben worden. Die ledige Fabrik arbeiterin sei keineswegs daS überlastete Arbeitstier; nur auf geringen Lohn und schlechte Ernährung feien bei diesen die höheren Krankenziffern zurückzuführen. Viel größer seien die sittlichen Ge- fahren der Fabritarbeit für die Frau. Hier liege eine der gefähr- lichsten Wirkungen des JndustrialiSmuS; denn weite Kreise der Jndustriearbeitcrinnen empfänden den vorhandenen Mangel an sittlicher Kraft bereits als den natürlichen Zustand. Das seien die Kinder der 390»öS verheirateten Fabrikarbeiterinnen, die durch wirtschaftliche Not gezwungen seien, ihre Kinder unerzogen auf- wachsen zu lassen. Hier müsse die bessernde Hand rasch und kräftig zugreifen. Hingegen dürfe die Arbeitszeit für erwachsene männliche Arbeiter nur dann vermindert werden, wenn es gesundheitlich not- wendig sei oder sich infolge von intensiverer Arbeit im Preise nicht bemerkbar mache. Das sei unmöglich, wenn eS sich nur um die Bedienung einer automatischen Maschine durch den Arbeiter handle, z. B. in der Textilindustrie, die danach den relativ längsten Arbeits- tag haben müsse. Bom Staate fei ein allgemeiner Maximalarbeitstag nicht zu fordern. Für eine generelle Regelung seien die Unterschiede der einzelnen Industrien und zwischen den Arbeitern zu groß. Man müsse entweder durch Beseitigung derletzten Stunde" der Kon- kurrenzfähigkeit der minder leistungsfähigen Unternehmungen und der minder tüchtigen Arbeiter einen schweren Stoß versetzen, oder den Maximalarbeitstag unwirksam nach den Verhältnissen der Untüchtigsten festsetzen. Weitere Gcgengründe seien die Saisonarbeit, die notwendige Ueberstundenfreiheit und das mit dem Maximalarbettstag verbundene polizeiliche Spionagesystem. Biel wertvoller sei sozial- politisch eine Arbeitszeitverkürzung, die sich die Arbeiter durch ihre eigenen Organisationen errängen. Im Kampfe der beiden radikalen Elemente werde sich als Ergebnis der rechte Mittelweg schon heraus- finden. Was der Staat den Arbeitern geben könne und müsse, sei Uur zweierlei: Volle Koalitionsfreiheit und gesetz- liche Interessenvertretung. Auch die Arbeits- zeitregelung für die erwachsenen unver- heirateten Frauen müsse auf die Wirtschaft- lichen Interessen gebührend Rücksicht nehmen. Den verheirateten- Frauen müsse die private Einführung der Halb- tagsschicht die Hülfe bringen. In diesen Vorschlägen hofft der Referent, eine geeignete Grundlage für die Diskussion gegeben zu haben.(Beifall.) Professor Dr. E. Franke-Bcrlin, Herausgeber derSozialen Praxis" und Sekretär der Gesellschaft für Soziale Reform, dankt zunächst dem Kongreß für seine Mitarbeit an der Gewinnung der gebildeten Klassen für die Sache der Sozialreform. Der Zehn- stundentag für Arbeiterinnen werde bald kommen und mit kurzen UebergangSfristen und ohne Ausnahmebestimmungen. Einen all- gemeinen, generellen, schablonenhaften MaximalarbdtStag wünsche aber auch er nicht. Jedoch in der Tarifbcwegung liege ein großes Kulturinvmcnt, sie bringe die notwendige Arbeitszeitverkürzung, die dem Arbeiter erst die Möglichkeit gebe,seine Seele zu suchen". Wenn jetzt mißleitete Unternehmer des Saarreviers alle diese ge- werblichen Friedensinstrumente zerschlagen wollen, so sei das eine Frivolität, die an Wahnsinn grenze.(Beifall.) Viel eingrekfender müsse die Gesetzgebung gegen die gesundheitsschädlichen Betriebe, insbesondere gegen die unvermutet zahlreichen Gewcrbegifte, vor- gehen. Beste Schutzmittel gegen sie seien kurze Arbeitszeit und lange Pausen. So rechtfertige sich die Forderung des Achtstunden tages für die Bergleute. Redner schließt: Wir treiben Sozialpolitik aus Staatsnotwendigkeit. Nach einem Worte John Ruskins wird die Nation im Wettkampfe der Völker siegen, die am meisten hell- äugige und breitbrüstige Menschen habe. Hoffentlich wird es die deutsche sein. Dazu aber kann auch die Verkürzung der Arbeitszeit beitragen.(Lebhafter Beifall.) Professor Adolf Wagner-Berlin (mit Händeklatschen begrüßt): Ich habe mich nicht völlig überzeugen können, daß nicht auch für den männlichen erwachsenen Arbeiter ein nach Berufszweigen abge- stufter Maximalarbeitstag von Staats wegen eingeführt werden solle. Noch haben wir kein völlig freies Koalition s- recht und es ist mir fraglich, ob wir es sobald wirksam erreichen werden. Denn ich kenne den Wider st and großer, be. sonders rheinischer Industriellen, die sich selbst in Kartellen und Syndikaten übermächtig or- ganisiert haben, aber den Arbeite rorgani- sationen aufs äußerste widerstreben, und dabei wohl auch die stillschweigende Billigung maß- gebender höherer Potenzen finden. Die Aeußerungen der Presse, die dienstwillig die Interessen dieser Kreise wahrnehmen, über die Krankheit desSozialmoralismus" sind ja sehr charaite- ristisch. Hat doch Herr Kirdorf sogar gemeint, die christlichen Ge- werkschaften seien ihm unsympathischer als die sozialdemokratischen. Aber von dieser Frage hängt die Zukunft unseres ganzen Volkes ab. Nicht die Steigerung unserer Genüsse, die wir auch entbehren können, ist der Fortschritt unseres Maschinenzeitalters, sondern daß die Masse der Bevölkerung in eine günstigere Lage kommt. Zum ersten Male in der Geschichte hat sich auch über die Masse des Volkes die Sonne erhoben, scheint auch für sie der Tag gekommen. Ohne die Verkürzung der Arbeitszeit aber muß unser Volk degenerieren, muß auch das naturwissenschaftliche Zeitalter ohne dauernden Segen für das Volk bleiben.(Stürmischer Beifall.) Prof. Bernhardt-Posen: Einst schien es, als wollte es um die Frage des Maximalarbeitstagrs, die blutigrote Forderung von Karl Marx (Heiterkeit), zum entscheidenden Kampfe zwischen der Arbeit und dem Kapital kommen. Aber inzwischen hat man die Entdeckung genracht, daß eine stillgelegte Grube rentabler sein kann, als eine im Betrieb befindliche(Heiterkeit), und daß es profitabler sein kann als Waren umzusetzen eine Gesellschaft von Unternehmern zu gründen, die das Volk knapp hält.(Erneute Heiterkeit.) Welch ein sozialpolitischer Fortschritt! l Auch hat man nach 80 Jahren In- dustriezeitaltcr die epochemachende Entdeckung gemacht, daß ein aus- geschissener Mensch mehr arbeiten kann als ein müder. Auch die Zukunft, das sind unsere automatischen Maschinen, wird von diesem Gesetz nicht befteit sein. Der Maximalarbeitstag hat also seinen Schrecken verloren, und wenn das Zentrum den schtvarzen Kugeln seiner Klerikalpolitik wieder einmal eine weiße Kugel der Sozial- Politik nachwerfen will, so kann es wohl der MaximalarbeitStag sein. (Stürmischer Beifall und Heiterkeit.) Aber in den modernen Bankbilanzen, einem diskreten Institut '(Heiterkeit), habe ich gelernt, mißtrauisch zu sein, wenn plötzlich die Spannung verschwindet. Dann sind nämlich die Schwierigkeiten nur anders plaziert.(Heiterkeit.) Nicht mehr Arbeitszeit und Arbeits. lohn sind so sehr entscheidend, sondern die Organisation, die Ver- billigung des Arbeitsprozesses, die Löhnullgsmethod«, die Konirolle der Einzelarbeit. An Stelle der Brutalität ist das unheimlich« Wohl- wollen der Macht getreten. Der Arbeiter, der heute solch ein Aus- seher wird, wird ein Lump man braucht nicht an Bestechung zu denken, nicht einmal an Diäten(Große Heiterkeit), sondern nur an die unheimliche Sicherheit des Kapital» über jeden, der in seine Nähe kommt. Als den Berliner Börsianern ein RezierungS- kommissar eingesetzt wurde, sagte ein kluger Bankdireftor mit ruhigem Blut:Entweder ist er dumm, dann merkt er nichts; oder wir haben endlich den Bankdirektor, den wir brauchen"(Schallende Heiterkeit.) Diesen Dingen stehen wir wortlos gegenüber. Wie soll das enden?? Ich weiß es nicht; aber eine Fragestellung ist manchmal fruchtbarer als eine definitive Antwgrt.(Stürmischer, minutenlanger Beifall.) Arbeitersekrctär Erkelenz - Düsseldorf protestiert als Arbeiter gegen die Argumente, mit denen Harms den gesetzlichen Maximal- arbeitstag bekämpft habe. Keines sei unter 30 Jahre alt. Wie solle in der ländlichen Industrie oder in der Großeisenindustrie der Ar- beiter durch Selbsthiilfe die Arbeitszeit verkürzen? Eine gesetzliche Festlegung der zulässigen Arbeitszeit für die einzelnen Industrien sti sehr wohl möglich.(Beifall.) Nach einer kurzen Erwiderung des Referenten schließt die Debatte. Vorsitzender Harnack stellt drei Punkte fest, in denen sich völlige Uebereinstimmung ergeben habe. 1. Daß die Verkürzung der Arbeitszeit wünschenswert sei, 2. daß ein genereller staatlicher Maximalarbeitstag sich nicht durchführen lasse, 3. daß die Halbtagsschicht für verheiratete Frauen zu er- streben sei. Die Weiterberatungen werden auf Donnerstag vertagt. Siebellter Nerbandstag des Ientralverbandes der Konditorgkhülfen, Pfeffer- und FtbKöchler und vermudten Kerufsgenoffeu. Hamburg , 6. Juni. Dritter Verhandlungstag. In der gestrigen Sitzung wurde noch die FrageDie Gemäß- regeltenunterstützung" usw. erledigt. Der Verbandstag erklärt sich im Prinzip für den A u S b a u der Arbeitsnachweise, wie dies aus der zur Annahme ge- langten Resolution ersichtlich ist:Der Verbandstag hält unter den jetzigen Verhältnissen die paritätische Form des Arbeitsnachweises für erstrebenswert. Wo wegen der Schwache der Organisation dies noch nicht möglich ist, da muß bei allen jetzt bestehenden Nachweisen mit aller Energie an dem Ausbau derselben gearbeitet werden, weil sie immerhin ein erhebliches, wenn auch nicht ausschlaggebendes Mittel zum Ausbau der Organisation find." Ueber die Schäden der Heimarbeit entspinnt sich eine rege Debatte. Hervorgehoben wird, daß namentlich Marzipanarbeit mit nach Hause genommen undnach Feierabend" fertiggestellt wird gegen äußerst miserable Entlohnung. Von Stuttgart wird bc- richtet, daß die Heimarbeit dort in hoher Blüte steht. In Berlin und Hamburg mache sich die Heimarbeit weniger be merkbar, in Dresden mehr. Von einigen Delegierten wird die Sucht vieler Kollegen, auf die geschilderte Weise nach Feierabend noch etwas hinzuziiverdienen, scharf gerügt. Die durch die Heimarbeit gezeitigten sanitären und sonsttgen Uebelstände müßten durch die Presse dem Publikum bekannt gegeben werden. Ein Delegierter wünscht die Schaffung statistischen Materials, ein anderer das gesetzliche Verbot der Heimarbeit. In Anbettacht der hervorgehobenen Gefahren beschließt der Verbandstag, mit aller Energie für die Beseittgung der Heimarbeit einzutreten. Ferner wird die Sammlung von Material auf dem Gebiete der Heimarbeit verlaimt, das in geeigneter Weise verwertet werden soll Der PunktMaifeier" wird sehr lebhaft erörtert. Mehrere Redner verlangen eine schärfere Durchführung der ArbeitSruhe; andere wenden sich gegen diese Ansicht, weil der Verband noch zu chwach sei. Einig ist man sich jedoch darin, daß überall dort, wo die Möglichkeit der Arbeitsruhe vorhanden ist, die Arbeit zu ruhen habe. Das Verhalten der Nürnberger Kollegen zur Maifeierfrage ivird scharf gerügt. Ohne Nachteile zu erfahren hätten sich die Nürnberger an der Maiseier beteiligen können, haben es aber nicht etan. Es sei sogar zu verzeichnen, daß die Arbeitgeber ihren lrbeitern zu verstehen gaben, daß sie sich an der Maifeier beteiligen könnten, aber die Arbeiter wollten nichtverstehen". Die Aussprache fand ihren Abschluß mit der Annahme einer längeren Resolution, welche lautet: Der Verbandstag erklärt: Die würdigste Form der Maifeier ist die ArbeitSruhe. Er macht allen Verwaltungsstellen zur Pflicht. stets in diesem Sinne zu wirken und verlangt von jedem Mitgliede, daß er an dieser Demonstration teilnimmt, sobald die Mitgliedschaft durch Generalversammlungsbeschluß mit Zweidrittelmehrheit be schlössen hat, daß unter bestimmten Bedingungen ArbeitSruhe empfohlen wird. Allgemeine Voraussetzung ist, daß die Organi sation am Orte eine genügende Stärke erreicht hat, um etwaige Maßnahmen der Arbeitgeber ohne wesentlichen Schaden zu tragen. In den Betrieben selbst müssen mindestens Zweidrittel der Berufsarbeiter dem Verbände sechs Wochen angehören. Der Beschluß muß, wenn es sich um Fabrikbetriebe handelt, bis zum 20. April von zwei Drittel der im Betriebe beschäftigten Kollegen in geheimer Abstimmung mit Vier- fünstel-Mehrheit gefaßt und der Lokalverwaltung schnellstens mit- geteilt worden sein. Wenn eS sich um Backgeschäfte handelt, hat eine Branchenversammlung unter gleichen Beftiinmungen zu ent- scheiden. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, so hat sich die Minorität den gefaßten Beschlüssen zu fügen. Durch Aussperrung oder Maß- regelung betroffene Mitglieder erhalten, wenn sie vollberechtigt sind, vom 5. Mai ab die Streikunterstützung auf die Dauer von sechs Wochen, alle anderen, die mindestens sechs Wochen dem Ver- bände angehören, Arbeitslosenunterstützung auf die gleiche Dauer, sofern sich die Betreffenden auch wirklich an den von der Organisation beschlossenen Demonstrationen beteiligt haben. Arbeitslose Mitglieder, die ohne triftigen Grund der Demonstration fernbleiben, verlieren für die betreffende Periode ihre Unterstützungs- ansprüche. Ohne Genehmigung deS ZenttalvorstandeZ dürfen Maßregelungen seitens der Organisationen nicht mit Gegenforderungen beantwortet werden." Dritter BerhandlungStag. Hamburg . 7. Juni. In der gestrigen Schlußsitzung befaßte man sich mit der Frage der Grenz st re,tigkeiten. Nach langer Aussprache wurde der Beschluß gefaßt, daß der Zentvolvorstand die Gcneralkommission er- suchen soll, eine Konferenz der Vorstände der in Betracht kommenden Gewerkschaften einzuberufen zwecks Regelung der strittigen An- gelegenheit. Die Posten der beiden Gauleiter sollen ausgeschrieben und die Wahl durch den Zentralvorstand vorgenommen werden. Der Sitz des Verbandes verbleibt in Hamburg , als Sitz des AuSschuffeS wird Nürnberg bestimmt. Zum Verbandsvorsitzenden wird Volk- Hamburg wiedergewählt, sein Gehalt wird von 2000 auf 2200 M. erhöht. Angeregt wurde, die VerbandStage nicht mehr zu Pfingsten. sondern zwischen Ostern und Pfingsten stattfinden zu lassen. Ein diesbezüglicher Antrag fand Annahme, Das Protokoll soll in Broschürenform den Mitgliedern gratis zugestellt werden. Damit sind die Arbeiten des VerbandStageS beendet, der nach dreitägiger Dauer mit einem Hoch auf denselben geschlossen wird. Euq der Partei. Ein Arbeiter- VersammlungShanS im Junkerrevier. Der Kreis Königsberg in der Neumark gehört zu denen, wo die Junker ihre Macht in rücksichtslosester Weise ausüben. Nicht ein einziges Lok«! stand unseren Genosien bei der letzten«ahl zur Ver« fSgiing. sämtliche Versammlungen unter freiem Himmel wurden verboten: die Agitatton war auf gelegentliche Verbreitung von Flug- blättern beschränkt. Da die Saalabtreiberei auch nach der Wahl fortgesetzt wurde, reifte unter den Genossen in den Oderranddörfern Zellin. Blessin, Alt-Litzegöricke, Zäckerick und Güstebiese der Plan, für diese Orte ein eigenes VereinShauS zu errichten. In einer Versammlung verpflichteten sich Genossen, allwöchentlich 1 M. zum Baufonds beizusteuern, gelviß ein großes Opfer; aber sie haben es durchgeführt, denn am zweiten Pfiugstfeiertage konnte in Güstebiese der Bau, allerdings mit Hülse von Berliner Freunden, seiner Be- stimmung übergeben werden. Weit über 600 Personen füllten den schönen Saal, ans Nah und Fern, auf Leiterwagen und sonstigen Gefährten, bekränzt mit Girlanden und Fahnen, waren die Ge« nossen herbeigeeilt, um an der Einweihung teilzunehmen. Der Gesangverein der Berliner Putzer erhöhte die Feststimmung durch Vortrag stimmungsvoller Lieder. Den Fcstvortrag hielt unter großem Beifall der Kandidat des Kreises, Stadtverordneter Genosse B o r g m a n n- Berlin. Den Bau selbst haben die Genossen in eigener Regie aus- geführt. Jeden Sonntag haben sie, sie. die in der Woche in Berlin arbeiten,, 20, 30 Mann, von morgens 4 Uhr ab gearbeitet, um ihr Bereinshaus hoch zu kriegen.Bis Pfingsten muß der Bau fertig iverden", war die Losung, und ob sie auch manchmal fast verzagten, sie haben's geschafft. Jetzt steht der Bau als schönster im ganzen Orte da, der Eck- ttirm mit demLug ins Land", von dem man die Lande weit überblicken kann, ist ein Wahrzeichen für die Entrechteten und Unter- drückten, für die der Bau geschaffen. Wir sind überzeugt, die Genossen in den Oderdörfern werden ihre Burg zu behaupten wissen. Bom preußischen Bersammlungsrecht. Für den ersten Pfingst- feiertag war nach Maria-Höfchen bei Breslau eine Versammlung aller in Fabriken und Ziegeleien beschäfttgten Arbeiter und Arbei- terinnen einberufen und beim Amtsvorsteher ordnungsgemäß an- gemeldet worden. Als aber der Einberufer kam, sich die AnmeldungS- bescheinigung zu holen, erklärte ihm der Amtsdiener:Müßt Ihr denn alle acht Tage eine Versammlung abhalten? Habt Ihr nicht das letzte Mal genug gehetzt?" Und der Amtsvorsteher von Klein- Gandau war der Meinung, daß die Heiligkeit des 1. Feiertages durch die Versammlung gestört würde, deshalb verweigerte er, ent- gegen den gesetzlichen Bestimmungen, sogar die Bescheinigung über die ordnungsmäßig angemeldete Versammlung zu erteilen. Erst den Bemühungen des Einberufers beim Landrat gelang es, die Ab- Haltung der Versammlung möglich zu machen. Kurz vor 11 Uhr ging der Bescheid ein, daß das Verbot aufgehoben worden ist. Ruhige Zeiten in Sachsen . In Neunitz bei Grimma soll Genosse Hentsch eine unangemeldetepolitische" Versammlung abgehalten haben. Das Gericht diktierte ihm 10 M. Geldstrafe zu, wobei es ihm als mildernden Umstand anrechnete, daßruhige Zeiten" seien. Parteitag der ungarischen Sozialdemokratie. In B u d a p e st trat am 5. Juni der Parteitag der ungarischen Sozialdemokratie zu- sammen. Vor dem Eingehen in die Tagesordnung erteilte der Vorsitzende Genosse Garbai dem Delegierten der sozialdemokratischen Partei Oesterreichs , Abg. Eduard Rieger das Wort. Genosse Rieger be» grüßte den Parteitag und sagte dabei: Die Arbeiterschaft Oester- reichs und Ungarns ist in der Lage, zwei Vaterländer ihr eigen zu nennen; denn die beiden Länder sind durch staatsrechtliche und wirt- schaftliche Interessen aneinander gebunden. Jetzt wird allerdings in jedem Lande gegen das andere agitiert. Das Proletariat der beiden Länder hat sich schon lange brüderlich die Hände gereicht, und wenn auch in naher Zukunft das Bündnis der beiden Länder Sielockert werden wird, wenn auch die beiden Länder keine gemein- ame Armee und ihre Soldaten keine gemeinsamen Abzeichen tragen werden, daS Proletariat der beiden Länder hat sich schon längst ein gemeinsames Abzeichen gewählt: die rote Fahne(Beifall) und wird es auch in aller Zukunft diesseits und jenseits der Leitha mit Stolz und Treue tragen(Lebhafter Beifall), und es wird auch in der Zukunft im Kampfe für das allgemeine und gleiche Wahlrecht in einer Linie marschieren. Die Arbeiter Oesterreichs wünschen und sind davon überzeugt, daß die Proletarier Ungarns auch in der Zukunft mit revoluttonärem Eifer den Wahlrechtskampf fortsetzen werden. (Allgemeiner Beifall.) Sodann wurde in die Tagesordnung eingegangen. Zunächst werden die Berichte über die Entwickelung der Partei und der Partei- presse verhandelt. Aus dem Bericht des Sekretärs geht hervor, daß in Ungarn 71000 Arbeiter organisiert sind, deren Organisationen über ein Vermögen von einer Million Kronen verfügen.. Nachher wurden Anträge verhandelt. Am ersten Tage erfolgte auch die Wahl der Parteileitung. In die Parteileitung wurden gewählt: Desider Bokanyi, Samuel Buchinger, Alexander Csizmadia, Erves Doram, Alexander Garbai, Max Großmann, Josef Düna, Jakob Karposch. Franz Klarik, Johann Vonsal und Jakob Weltner. Das Wachstum der dänischen Sozialdemokratie. Nachdem im Jahre 1878 der Sozialdemokratische Verband gegründet worden war. beteiligten sich unsere dänischen Parteigenossen an den Folkethings- wählen des folgenden Jahres mit einem Kandidaten. Er erhielt nur 767 Stimmen. Bei den nächsten Wahlen, 1881, kandidierten Sozialdemokraten in zwei Kreisen und erhielten 1689 Stimmen, aber keiner wurde gewählt. Im Jahre 1884 stieg die sozialdemo- krattsche Stimmenzahl auf 6806 und von den 3 aufgestellten Kandi- baten wurden 2 gewählt. Seitdem ist die Zahl der sozialdemo- kratischen Stimmen von Wahl zu Wahl beständig gewachsen. Die drei letzten Folkethingswahlen hatten folgendes Ergebnis: 1901 wurden auf 30 Kandidaten 42 972 Sttmmen abgegeben, gewählt wurden 14; 1903 auf 53 Kandidaten 55 593 Stinnnen, gewählt 16; und nun, 1906, haben 62 sozialdemokratische Kandidaten 76566 Stimmen erhalten und die Zahl der Gewählten ist auf 24 gestiegen. Im ganzen wurden bei der Wahl am 29. Mar 299 763 Stimmen abgegeben. Die Sozialdemokrntie hat also davon 25>/z Proz. er» hatten. Für die Regierungspartei wurden 91 879 Stimmen oder Proz. der Gesamtzahl abgegeben, für die Rechte 57 636 oder 19 Proz., für die Radikalen 41 473 oder 14 Proz., für die Mode- raten 20 516 oder 7 Proz., und dann folgen konservative Wilde mit 3 Proz. und andere Wilde mit 1 Proz. der Gesamtzahl der Stimmen. Bestände in Dänemark eine gerechte Wahlkreiseinteilung und wären die Mandate nach dem Verhältnis der für die Parteien ab- gegebenen Stimmen verteilt, so müßten aus die Sozialdemokratie statt 24 29 kommen, auf die Regierungspartei statt 55 nur 34. auf die Radikalen statt 11 17 und aus die Rechte allerdings statt 12 21 Mandate. Die Rechte, die Konservativen haben jedoch keine Ursache, sich über die Benachteiligung zu beklagen, denn sie haben eine über Gebühr starke Vertretung im LandSthing, wo die Sozial- demokratie nur einen einzigen Abgeordneten hat. Bestände für beide Häuser des dänischen Reichstages ein ge- rechtes Wahlsystem, so müßte die Sozialdemokratie durch 45 Ab- geordnete vertreten sein, die Konservativen hätten statt 41 nur 84 Mandate, die Regierungsliberalen statt 77 nur 54. die Radikalen aber statt 11 25 Mandate inne. Die Ungerechtigkeiten der Wahlgesetze können selbstverständlich den Forlschritt der Parier nicht hindern. Die sozialdemokratische Gefahr" rückt den herrschenden Klassen immer näher auf den Leib. DaS konservativeAgrardagblad" schreibt: Die Wahlen zeigen mit zweifelhafter Sicherheit das beständige und reißend schnelle Wachstum der Sozialdemokratie. Tag für Tag rückt die Gefahr näher, und es nützt nichts mehr, sie als etwas Fernes anzusehen, dem gegenüber man in ruhigem Gleichmut die Hände in den Schog legen kann. Als die nächststärlste Partei im Folkcthing darf ihre Bedeutung nicht unterschätzt werden, und mit der Disziplin und Energie, womit sie, niemals das Ziel aus den Augen verlierend und niemals die Zeit mit unnötigen Abschweifungen vergeudeud, ihre Sache vorwärts führt, wird sie innerhalb nicht langer Zeit im Folkelhing dominieren können; noch ein paar Wahlen wie diese und sie wird die größte Partei sein." Jubiläum deS GentcrBoornit". Die sozialistische GenossenschaftPooruit" in Gent feiert am 22, Juli d. I. ihr 25 jähriges Jubiläum. In einem EinladungS»