Nr. 131. 23. Jahrgang.
1. Beilage des„ Vorwärts" Berliner Volksblatt
Sonnabend, 9. Juni 1906.
geistiger Getränke), bie bitten, ihre Spezialgebiete in ihrer Be- 1 Also der andere radikale Weg. Die Frau, entlastet vom häusgreffe zu behandeln.( Zustimmung.) die Füße bekommen. So wird auch Frenssens junge- Weibernot" Stürmische Beifallskundgebungen ruft das Begrüßungstele. überwunden werden. Ein Programm von glänzender Geschlossen. gramm des Staatssekretärs Dr. Graf v. Posadowsky- Wehner heit! Aber nicht, wie Frau Lily Braun sagt, die Arbeit ist die hervor, der zur Förderung der sozialen Wohlfahrt" der Konferenz große Emanzipation der Frau, sondern nur die Arbeit, in der bia die besten Wünsche für einen gedeihlichen Verlauf sendet. Bei Frau überlegen ist, eigenen Wert zeigen kann. Im Maß der fällig wird auch das Begrüßungstelegramm des gleichzeitig in Frei- wird die Frau immer zurüdstehen. burg i. B. tagenden Gesamtverbandes der evangelischen Arbeiter= vereine( gez. Lic. Weber) aufgenommen.
Ein Internationaler Arbeiterkongreß. stehung aur allgemeinen sozialen Frage auf einem der nächsten Ston- lichen Leben, soll im Beruf neuen geistigen und fittlichen Grund unter
Hierauf erhält zu ihrem Vortrage:
Die sozialen Forderungen der Frauenbewegung im Zusammenhange sezialwissenschaftlichen Erkenntnis vorgenommen hat. Unsere ein
London , 6. Juni. ( Eig. Ver.) Im Westminster Palace Hotel wurde gestern der 17. Internationale Bergarbeiterkongreß eröffnet. Es sind vertreten 480 000 britische organisierte Berglente durch 84 Delegierte, tovon 14 Parlamentsmitglieder find; die ft Gesamtzahl der Bergleute im Vereinigten Königreich beläuft sich auf 708 200. Frankreich hat ungefähr 200 000 Bergleute, wovon Also werden wir auch so die alte Einheitlichkeit nicht wieder her. 150 000 organisierte, die 4 Delegierte fandten, darunter zwei Barla stellen. Wir können nur das Nebeneinander erleichtern. Das ist mentsabgeordnete. Belgien hat 135 000 Bergleute, wovon 65 000 der letzte Programmwechsel, den die Frauenbewegung auf Grund der organisierte, die durch 9 Delegierte vertreten find, barunter zwei Barlamentsmitglieder. De sterreich hat 135 000 Bergleute, wovon 40 000 organisierte, die durch 2 Delegierte vertreten sind, darunter zelnen Thesenforderungen mein Programm ist das der organi sierten Frauen Deutschlands wollen nicht mehr sein als Grenz das Reichsratsmitglied Cingr. Die Vereinigten Staaten von regulierungen, die wohl auch ein wenig anders vorgenommen werden Amerika haben 550 000 Bergleute, davon 365 000 organisierte, die 2 Delegierte fandten. 1. Die modernen wirtschaftlichen Verhältnisse haben die in der könnten. Vor allem aber danken wir dem Evangelisch- sozialen NonWir geben die Delegation Deutschlands zuletzt, da sie Hauswirtschaft begründete Einheitlichkeit des Frauenlebens zerstört. greß für das Interesse, das er der Not und dem Aufstieg der Frau einige Worte der Erklärung bedarf. Der Verband sandte Der Kreis, den die deutsche Frauenarbeit ausfüllt, liegt heute nur gewährt. Wir danken ihm doppelt, denn wir fühlen uns ihm im 12 Delegierte, darunter Sachse und Hue; die Christlichen noch etwa zu zwei Dritteln im Hause, zu einem Drittel in der volfs- innersten Wesen verwandt.( Stürmischer, ausdauernder Beifall.) Korreferent Pfarrer D. Friedrich Naumann : Seit zuerst 1895 fandten 3. Letztere trafen verspätet ein und der englische Berg- wirtschaftlichen Güterproduktion. arbeiterbelegierte Ashton beantragte die Richtanerkennung. Die Vers 2. Die Tatsache, daß viele Frauen die Doppellast einer vollen Frau Gnaud- Kühne unser prinzipielles Ja zur Frauenbewegung 2. Die Tatsache, daß viele Frauen die Doppellast einer vollen treter des Verbandes beschlossen indes, auf feine Formalitäten zu Berufsarbeit und der Hauswirtschaftlichen und Familienpflichten zu verlangte, ist der Schritt der Frauen fester und ihre Kopfhaltung bestehen und die Anerkennung der christlichen Mandate zu beantragen. tragen haben, daß andere durch die Ghe aus einer nur kurze Zeit geraber geworden. Soweit es überhaupt etwas taugt, hat sich das Hue erstattete darüber dem Kongreß Bericht und erklärte: Der Ber - ausgeübten Berufsarbeit in die Hauswirtschaft übergehen, um schließ- Frauenbewegung zugewandt. Jede Familie fann sich jetzt ihre band ersucht, die Chriftlichen diesmal anzuerkennen, aber er behalte lich als Witwen doch vielfach wieder erwerbsbedürftig zu werden sich vor, das nächstemal anders zu stimmen, wenn die Christlichen diese Tatsache umschließt eine Reihe sozialer Probleme, für die bis bataillone, die abends aus den Fabriken strömen, drängen uns die Frauenfrage am Leetisch leisten. Und auch die Arbeiterinneninzwischen den Beschlüssen der Internationalen Bergarbeiterfongreffe heute eine befriedigende Lösung noch nicht gefunden ist. zuwiderhandelten. Der Verband verlange von den Christlichen nichts 3. Die Einheitlichkeit des Lebensfreises der Frau durch Gin. Frauenfrage auf. Wenn nun der Mann für sie den Katechismus Loyalität, Einheitlichkeit und Ausführung angenommener Beschlüsse. Bollsgangen die Theorien abzulehnen, nach denen die Familie auf vor der Konkurrenz der Frau ist in der gegenwärtigen Wirtschaft 3. weiter als was eine Arbeiterorganisation der andern schuldig fei: fchränkung auf die Hauswirtschaft wiederherzustellen, ist unmöglich. Schreiben wollte, so würde es wohl ein sonderbares und altmodisches Loyalität, Einheitlichkeit und Ausführung angenommener Beschlüsse. Andererseits find aber auch im Interesse der Frauen selbst und des ing werben. Man kann von dem Manne einmal nicht den weib lichen Elan für die Frauenbewegung erwarten. Zwar die Furcht Der Kongreß nahm Hues kurze Worte mit Beifall auf. Zum Vorsitzenden wurde der Bergarbeiterführer Enoch Edwards gelöst werden soll, um die außerhäusliche Berufsarbeit der Frau zu periode eine jämmerliche Rüdständigkeit, mit der man einfach fertig bestimmt. Er ist gleichzeitig Barlamentsmitglied. In seiner ermöglichen. Eröffnungsrede fagte er: Die Beteiligung an diesem Kongreß sei 4. Es ist vielmehr daran festzuhalten, daß einerseits die Familie fein muß.( Lebhafter Beifall.) Aber wenn wir die kommende Entder Lohn für die Anstrengungen früherer Jahre, die Arbeiter aller eine Reihe von Aufgaben für die Frau umschließt, auf deren Er- wickelung abwägen, sehen wir das Verlustkonto flarer und mit bes Länder zusammenzubringen. Das Gewerkschaftswesen sei über- füllung unter feinen Umständen verzichtet werden darf, daß anderer- nannten Zahlen. Das Haus hat aufgehört, Erziehungsgemeinschaft all im Fortschreiten begriffen. Es getvinne an Einfluß. feits die Beteiligung der Frau am Erwerbsleben aber nicht nur zu sein, wenigstens praktischer Erziehung. Jekt ist die Erziehung in der Familie nur noch ein Jonglieren an den Kletterstangen der Es verbesserte die wirtschaftliche Lage der Arbeiter und befähigte sie, bolfswirtschaftlich notwendig, sondern auch im Sinne einer ver- Sprachkunst.( Heiterfeit.) Es find Turnstunden ohne Turnan den Beratungen der Parlamente teilzunehmen. Die Arbeiter feien feinerten fozialen Arbeitsteilung kulturell wertvoll ist. überall friegs- und rüstungsfeindlich und wollen den Weltfrieden, 5. Es ist die Aufgabe der Frauenbewegung, den spezifischen An. durch den Vater und menschliche Wirklichkeit. Aber das ersehen wir apparate, Freiübungen des Geistes, aber feine Realerziehung mehr den Segen ruhiger internationaler Entwickelung. Er schloß seine teil der Frau an der Gesamtkultur durch diese wirtschaftliche Krists auch nicht, wenn wir die Frau rein dekorativ erhalten. Es ist ja Rede mit der Erwähnung der Grubenkatastrophe in Courrières und hindurch zu erhalten und zu steigern. Von diesem Gesichtspunkt aus wahr, daß jede Wohnung entzückend werben kann, wenn der nötige sprach in bewegten Worten den französischen Kollegen die Sympathie erwächst ihr die Pflicht, die Frau dem häuslichen Leben zu erhalten, reizende Engel hineinfommt und sie schmückt.( Große Heiterkeit.), des Kongresses aus, worauf sich die Delegierten von ihren Sigen soweit sie dort noch wertvolle Aufgaben findet, zugleich aber die Ve- Aber das ist wohl mehr ein Jdeal der Männer als der Frauen. bingungen für eine freie und gesunde Entwickelung der weiblichen( Große Seiterfeit.) Und so ist denn jene alte Rivalität zwischen Lamendin antwortete kurz im Namen der Franzosen , Erwerbstätigkeit zu schaffen. Mann und Frau im Hause aus dem Hause herausgetreten. Aber da Marville in dem der Belgier , White für die Amerikaner; für fleingläubig geworden. Als Meisterin und Bäuerin hatte die Frau sind wir Männer in bezug auf die spezifische Leistung der Frau" Genosse Sachse, der den Engländern zu ihren großartigen ein ganz gehöriges Quantum eigenen sozialen Einflusses. Gehen Sie parlamentarischen Wahlerfolgen gratulierte. Diese Erfolge würden Volt für Volk durch, Sie können vom Vieh überall den Rückschluß auf dazu beitragen, den Taff Bale- Entscheid zu beseitigen( Beifall) und mus ist der ausdenkende Faftor selbst in der Mode noch der männ die Frau machen.( Stürmische Heiterfeit.) Aber im Industrialisden Achtstundentag zu erringen.( Beifall.) Er sei gestern in den Londoner Parks gelvefen und die unbeschränkte Versammlungs- und fiche. Die Siegesgeschichte des Warenhauses ist zugleich eine SiegesRedefreiheit der britischen Bürger außerordentlich bewundert. Da gegen sei es traurig, dem Kongresse erzählen zu müssen, wie der geschichte der arbeitenden Frau. Der Mann ist eben Vater im Nebenberuf( Stürmische Beiterkeit), die Frau Mutter im Haupt. preußische Landtag den Arbeitern die Rechte vorenthält oder zu beruf. Die Frau fährt im Eisenbahnzuge der Berufstätigkeit, aber fie fragt jeden Augenblick den Schaffner, ob nicht bald die Station bertürzen trachtet und den Bergleuten das Recht, ihre Stassen zu und gegen die aus der Doppelseitigkeit des Frauenlebens hervorba ist, um auszufteigen"( Seiterkeit), schreibt sehr richtig- Fräu lein Dr. Bäumer.( Stürmische Seiterkeit.)
erhoben.
verwalten, nimmt.( Schande!)
Stellung zur wirtschaftlichen Frauenfrage ergeben, find, soweit fie 6. Die praktischen sozialen Forderungen, die sich aus dieser sich auf die Erhaltung des häuslichen Wirkungskreises beziehen, folgende:
a) erweiterter Arbeiterinnenschub;
b) verstärkter Wöchnerinnenschutz durch die Arbeiterversicherung; c) Einführung hauswirtschaftlicher Belehrung in Bolts- und Fortbildungsschulen; d) rechtliche Anerkennung der Hauswirtschaftlichen Arbeit der Frau als einer wirtschaftlich wertvollen Leistung. 7. Um die Entwickelung der weiblichen Berufsarbeit zu fördern
Cingr meinte, ein Desterreicher kann nicht umthin, inter - gehenden Hemmungen zu schüßen, sind folgende Forderungen zu national zu fein; unter den Bergleuten gebe es ficben Nationa- stellen: a) unbeschränkte Zulassung der Frauen zu allen Berufen, in litäten. Die Drganisationsarbeit sei schwierig, aber sie schreite denen sie ihren Kräften angemessene und für die Gesamtheit vorwärts. wertvolle Leistungen erfüllen können;
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aber fie dürfen
b) vermehrte Fürsorge für vollwertige Ausbildungsanstalten; c) die Einführung der obligatorischen beruflichen Fortbildungs schule für Mädchen;
d) die Förderung beruflicher Organisation unter den Frauen; e) die Teilnahme der berufstätigen Frauen an allen mit der Berufszugehörigkeit verbundenen Rechten( Wahlrecht für Gewerbegerichte, Staufmannsgerichte usw.)
Am Dienstagnachmittag beriet der Kongreß über die von England, Deutschland und Desterreich eingebrachten Resolutionen, betreffend Verhütung von ähnlichen Ratastrophen wie die von Courrières . Die Resolutionen verlangten die Einführung von Mineninspektoren, die von den Arbeitern aus ihren eigenen Reihen gewählt und die vom Staate bezahlt werden; diese Inspektoren sollen das Recht haben, zu jeder Zeit die Minen zu inspizieren und sollen mit genügenden Vollmachten ausgerüstet sein, die Ausführung ihrer Em8. Die Anpassung an ihre veränderte wirtschaftliche Lage muß pfehlungen zu erzwingen. Für die Deutschen sprach Bartels, ber gleichzeitig den deutschen Rettungszug nach Courrières erwähnte der Frau aber auch durch eine Umgestaltung ihrer allgemeinen Rechts. und warnte vor falschen Auffassungen in bezug der deutschen Vorstellung erleichtert werden. Die Unzulänglichkeit und Hülflosigkeit fichtsmaßregeln; irgend eine entscheidende Abnahme in den Berg fundamentalen Berschiedenheit der Anforderungen, die an die aus der Frau als Berufsarbeiterin beruht zum großen Teil in der arbeiterunfällen sei in Deutschland nicht bemerkbar. Der fran zösische Delegierte Lamendin erzählte, Frankreich habe schließlich auf die familie eingeschränkte Hausfrau einerseits an die dem öffentlichen Leben unmittelbar angehörende Berufsarbeiterin zwar Arbeiter als Minen Inspektoren, nur 10 Tage im Monat die Minen inspizieren. Die Arbeiter ber Lebensaufgaben der Frau liegen, müssen einander dadurch genähert andrerseits gestellt werden. Die beiden Sphären, in denen heute die langten die Erhöhung der Inspektionstage auf 20. Die Minen besizer seien indes eher bereit, die Löhne zu verdoppeln als die werden, daß alle Frauen in steigendem Maße zu sozialen Pflichten Berdoppelung der Inspektionstage zuzulassen. Der amerikanische herangezogen und mit bürgerlichen Rechten ausgestattet werden. Delegierte White fagte, in Amerika haben die Arbeiter das Recht, Frauenroman schließt:" Wir stehen alle wie zwischen zwei Zeiten; Zur Begründung führt Fräulein Dr. Bäumer aus: Ein moderner aus ihrer Mitte Inspektoren zu wählen, aber es fehle an den zu bon der alten macht man uns los und in der neuen haben wir noch folchen technischen Aufgaben qualifizierten Arbeitern. Er beantrage feine Wurzeln. Wir sind alle miteinander nichts als eine Aus. deshalb, die Gewerkschaften sollten derartige Kurse einrichten. faat." Dieses Frauenbekenntnis ist die Beichte eines echten Stindes unserer Zeit. Die Frauenbewegung hatte schon ein Stück geistiger Bewegung hinter sich, als die wirtschaftlichen Fragen sie auf die Erde herabzogen. Die Gmanzipation trat auf als Forderung der Vernunft und nicht zur Lösung eines wirtschaftlichen Problems. Aber schon damals mußte fich Mary Woudstonecraft von Burke fagen laffen, daß das Leben sich nach den menschlichen Eigenschaften zu richten habe und nicht nach der menschlichen Vernunft, die von ihnen doch nur ein sehr fleiner Teil sei.( Große Heiterfeit.) Die ersten Stämpferinnen für Frauenbefreiung waren die inversorgten des ge bildeten Mittelstandes. die es gelüftete nach der Männerbildung und Männerehre". Sie, die nach einem anderen Worte Schopenhauers merkten, daß ihr Leben leer und freudlos bliebe, wenn es ihnen nicht gelänge, sich zur Zeit der Blüte der Phantafie eines Mannes so zu bemächtigen, daß er die Sorge für ihre ganze Eristenz übernimmt". ( Große Seiterfeit.) So entstand der Ruf: Gebt uns die Arena für den Kampf freil Nur den Töchtern aus guter Familie, die Geld verdienen mußten, wollte man die Vorurteile aus dem Weg räumen. Ein enges engherziges Programm, aber die große Masse der Frauen war noch ein Land, von dem es feine Rarte gab.
Die Resolutionen wurden angenommen.
In der Sizung am Donnerstag wurde die Frage des Minimal fohnes beraten. Die französischen Delegierten erklärten sich ein verstanden mit der Streichung der Worte: Auf dem Wege der Legislatur"( in bezug auf Einführung des Minimallohnes). Der Kongres nahm den Beschluß an, der von französischen und deutschen Delegierten eingebracht worden war. Die englischen Delegierten erklärten, daß der Minimallohn die englischen Grubenarbeiter davor bewahrt hätte, 150 Millionen Pfund Sterling während der Streiftage zu verlieren.
17. Evangelisch- sozialer Kongreß.
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Die heutige Schlußfibung des Evangelisch- sozialen Kongresses ist noch stärker besucht als die gestrige. Die Frauen bilden heute die Mehrzahl der Kongreßteilnehmer und Tribünenbesucher. Bunächst erstattet der Generalsekretär des Evangelisch- sozialen Kongresses, Pfarrer Lic. Schneemelcher- Nummelsburg b. Berlin Die Frauenbewegung wechselte ihr Programm, als zuerst das ( Waisenhaus) den Bericht über das abgelaufene ruhige und glück- Licht der sozialwissenschaftlichen Forschung die breiten dunklen Niedeliche Geschäftsjahr". Die Mitgliederzahl ist über jeden früheren rungen beschien. Jezt hatte man vom Lande der Frauenarbeit eine Etand gestiegen, die Stasse gefestigt. Nächstes Ziel der Verbands- Karte, zweifarbig, zu% hauswirtschaftlich, zu erwerbswirtschaft. arbeit muß der Ausbau der Zeitschrift Evangelisch- sozial" sein. lich. Die Frauen aber find Nomaden, wandern hin und her zwischen Pfarrer Naumann ergänzte diesen Bericht für die sächsische beiden Provinzen, und viele werden täglich hin und her gejagt. Landesgruppe. Diese hat zunächst an die Regierung zwei Petitionen Grenzgebiete der beiden Provinzen sind die Frauenarbeiten in der gerichtet, eine gegen den Gotteslästerungsparagraphen, eine zweite Landwirtschaft, als Dienstbote und im Kleintram, wo die Tür der gegen das Verbot sozialdemokratischer Versammlungen, die sich mit Wohnstube und Stüche gleich hinter dem Ladentisch ist. Aber der der Religion beschäftigen. Die Hauptarbeit der Landesgruppe aber moderne Frauenberuf, die Fabrikarbeit, ist völlig seelenlos, außer batte zum Biel, eine geistige Berührung mit den zielbewußten, halb all dessen, was im Leben Wert und Inhalt hat. Die frucht flassenbewußten, aufgeflärten Arbeitern zu suchen. Wenn man die baren sittlichen Beziehungen, die das Gewerkschaftswesen über die Arbeiter in ihren sozialdemokratischen Versammlungen und Ver. neue Arbeitsform aufgebaut hat, blieben der Frau bersagt. Und nach fammlungslokalen aufsucht, so kann man Vorurteile gegen die Kirche der Fabrikarbeit der Unverheirateten standen sie auch den Aufgaben mehr erreicht. Das ist in Sachsen tatsächlich erzielt. Darum noch ohne Aussicht und Karriere sollen nur wenige Jahre bis zur Ehe mehr Pastoren hinein in die Vollsmassen, damit immer gesagt wird: einen Zuschuß verschaffen. Ganz richtig ist das Verhältnis in einem Ja, mit Euch läßt sich leben! Wir sind stolz darauf, daß das Kouplet wiedergegeben: Evangelium die Kraft hat, auch denen noch etwas zu sein, die es ( Lebhafter Beifall.) jetzt verschmähen.
und die Religion zerstören bei denen, die sonst keine Evangelisation des häuslichen Lebens hülflos gegenüber. Unbefriedigende Berufe
„ Das ist des Schicksals Hohn: Wer feinen Mann bekommen fann,
Es folgen wieder Begrüßungsreden: von D. Dergel für die Der geht zum Telephon."( Große Seiterkeit.) Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften zu Erfurt , von Fräulein Bwei radikale Strömungen haben die Einheitlichkeit des Frauenb. Fabed- Hannover für den deutsch - evangelischen Frauenbund. Iebens wieder herzustellen gesucht. Die Frau soll nur im Hause für von Fräulein Dr. phil. Helene Stöder als Vertreterin der Kirch die erhöhten Kulturbedürfnisse sorgen. Das ginge wohl, aber es lichen Abteilung des Bundes für Frauenstimmrecht, von Professor geht nicht.( Seiterkeit.) Die Durchschnittsfrau wird übrigens, Weber- Heidelberg( Vorstand des Bundes der Bodenreformer) wenn sie nur bestimmt wird, Kultur auszustrahlen, eine höchst untund Pfarrer Gonsor Berlin( Verein gegen den Mißbrauch erfreuliche Erscheinung werden.( Seiterkeit.)
die im öffentlichen Dienste. Das Zölibat der Telephonistin und Unter den Frauenberufen sehen wir zunächst die finderlosen", Lehrerin ist das Zölibat der modernen Industrie. Und wie das Zölibat der katholischen Priester, so schaltet das der Lehrerin die Besten, alle, die besondere große Fähigkeiten an den Tag gelegt haben, aus der menschlichen Fortplanzung aus. Wie viel unterdrückte Kindersehnsucht bedeutet diese Bahl: 25 000 Lehrerinnen.
Darum dürfen wir die Heimarbeit auch nicht abschaffen, sondern nur Diese finderlosen Berufe dürfen wir keinesfalls vermehren. reglementieren, sunächst durch die Eintragungspflicht. Für die Arbeiterinnen sind, stimme ich den Vorschlägen Fräulein Dr. Bäumers Frauen, die entweder im Hauptberuf Mütter oder im Hauptberuf im allgemeinen gu. Dann müssen wir abwarten, was aus der differengierten Arbeit der Frau an fulturwirtschaftlichem Ertrage herausEtellen, denen bisher nur die Frau fehlte, die sagte: Auch dies ist kommt. Namentlich auf dem Gebiete der Technik find noch viele mein Gebiet!( Lebhafter Beifall.),
In der Diskussion tritt
und Säuglingsschutz ein. Wenn die Männer mit Pfarrer Naumann Fräulein Anna Pappris Berlin für verstärkten Mutterschaftsauf die Weltausstellungen gingen und auf all die Gegenstände hinwiesen: Mannesarbeit! Mannesarbeit! fo mögen die Frauen auf Seiterkeit.) Bewahrung und Erziehung die Männer hinweisen: Frauenarbeit! Frauenarbeit!( Stürmische Stulturarbeit auch der unverheirateten Frau.( Beifall.) das ist die spezifische Arbeiterfekretär Erkelenz Düsseldorf sieht nicht den mindesten Grund, Naumanns Pessimismus mitzumachen.
Prof. A. Wagner- Berlin stimmt im ganzen diesmal den Ausführungen seines verehrten Freundes und Gegners Naumann zu. Die Väter müßten ergogen werden, mehr für die vollwertige Ausbildung der Töchter zu tun. Auf der anderen Seite sei zu verlangen, daß gang entsprechend den Männern die Frauen zur Universität voll oder als Hospitanten zugelassen werden. Bisher hätte die Bulassung der Frauen nur günstige Folgen gehabt. Wenn er ihm so sehr unsympathische Leute aus dem fernen Often als Schüler aufnehmen müsse, so müsse man auch diejenigen Profefforen, die fich jetzt noch sträubten, zur Bulaffung der Frauen zwingen. Er habe einem Maler, der über die Malweiber die Nase rümpfte, recht grob geantwortet: Sind Sie denn ein Raphael?( Große Heiterkeit.) Die Durchschnittsleistung der Frau stehe ceteris paribus der der Männer durchaus nicht nach.( Lebhafter Beifall.)
Fräulein Lilly Stöder- Berlin spricht für die Frauen, die auch um der Mutterschaft willen prinzipiell den ihnen heiligen Beruf, nicht aufgeben fönnten. Auch für sie müßte die Gesellschaft Raum haben.( Beifall.)
Frau Ruth Bré ( Bund für Mutterschutz) bittet, das Recht der Frauen nicht zu vergessen, die ihr höchstes persönliches Glück im Busammenstreben mit dem Manne sehen. Alle follten mitkämpfen zur Beseitigung des Staatszölibats.
Die Schlußworte der beiden Referenten beschränken sich auf furze Richtigstellungen.
Sierauf trat die Mittagspause ein. Nachmittags erläuterte nur noch Geheimrat Prof. PierstorffJena im Anschluß an die heute vor Tagungsbeginn stattgefundene Besichtigung durch die Kongreßteilnehmer die Einrichtungen des Beißwertes und das Lebenswert Ernst Abbes.
Damit waren die Arbeiten des Kongresses erledigt. Die nächste jährige Tagung findet voraussichtlich in Straßburg statt.
Konferenz der Zentralftelle für Arbeiter- Wohlfahrtseinrichtungen.
Jm großen Rathaussaale zu Nürnberg trat am 7. Juni die 15. Konferenz der Zentralstelle für Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen zufammen. Die Zusammensetzung der Gesellschaft, die sich zu dieser Tagung eingefunden hatte, war eine sehr gemischte; neben Gelehrten und bürgerlichen Philanthropen, die sich ernsthaft mit der sozialen Frage befaffen und der ehrlichen Meinung find, daß es innerhalb der heutigen Gesellschaftsordnung möglich fei, die fozialen Gegenfäße zu überbrücken und alles Elend aus der Welt zu schaffen, waren erschienen: Bürgermeister und sonstige Ge meindevertreter aus einer Reihe von Städten Deutschlands , von