kn der«miee so zahlreich verteiltett aufrilyrerischen Flugschrift� gedruckt wurden. Mehrere Verhaftungen sind vorgenommen. Paris , 9. Juni. (SB. T. B.) Nach einer der„Agence HavaS" aus Rom zugehenden Meldung sucht die dortige Polizei m den Hotels von Rom nach drei französischen Personen, von denen eine �ne Frau ist. Es heißt, sse seien dort eingetroffen, um einen Anschlag auf das Leben des Papstes am morgigen oder dem nächsten .* Sonntag während des Gottesdienstes in St. Peter auszuführen.— Spanien. ES muß etwas geschehen... Madrid , 9. Juni. (W. T. B.) Auf die Ansprache des Kammerpräsidenten bei dem gestrigen Empfange erwiderte der König, es sei bellagenswert, daß die Bemühungen, daS Los der Bedürftigen zu verbessern, mit unverständlichen strafbaren Handlungen zusammenfielen. In diesen Bemühungen werde man sich aber nicht aufhalten lassen durch die Ber- irrungen gewisser Verbrecher, und die Weisheit des Parla- mentes werde ohne Zweifel eine Lösung finden, welche den Spaniern volle Gewähr der Sicherheit bieten und ihre Existenz vor den Irrungen einiger gestörter Geister beschützen werde. Hierzu sei ein Zusammenwirken mit den öffentlichen Gewalten der anderen Völker erforderlich. Von Bemühungen, daS LoS der Bedürftigen zu verbessern, und von Weisheit deS korrupten Parlaments(wie auch der Regierung) haben die spanische» Proletarier bisher verteufelt wenig gespürt. Und die Königsworte werden in dieser Beziehung auch nichts ändern. Die königliche Forderung nach Repressalien gegen die An- archisten dagegen dürste auf fruchtbareren Boden fallen. Madrid , 9. Juni. (Herold-Depesche.) Gegen daS republikanische Organ«El Paix" ist eine gerichtliche Verfolgung angestrengt worden wegen eines Artikels, der sich mit dem Attentate befaßt.— Rußland. Das Ministerium Goremykin entlassen? Petersburg, 9. Juni. (W. T. B.) Dem Abendblatt der„Vir- schewija Wjedomosti" ist eine Mitteilung zugegangen, die eS bestättgt, daß die Demission des gesamten Ministeriums gestern abend erfolgt ist. Amtlich ist die Richtigkeit dieser Meldung bisher nicht zugegeben worden.— Petersburg, 9. Juni. (Herold-Depesche.) Wie dersi.Dwadzatin" meldet, wird binnen wenigen Tagen das neue Kabinett ernannt werden. Goremykin, Stolypin sowie der Justizminister werden zurücktreten. Zum Premierminister wird S t i s ch i n s k y ernannt werden. Gurko wird landwirtschaftlicher Minister, Pellegarde, ehe- maliger Kanzleichef T r e p o w s, Minister des Innern. Stischinsky ist der jetzige Ackerbauminister, der eine Agrarreform ausgearbeitet haben soll, die eine unzulängliche Enteignung deS Großgrundbesitzes zugunsten der Bauern vorsieht. GewcrkrcbaftUcbcö* Ein«euer christlicher Verrat. Durch die Heimarbeitausstellung in Berlin und durch die Erhebungen der Heimarbeitkommission in Königsberg wurden die schmachvoll niedrigen Löhne der Schirm- nähermncn bekannt. Der Zentralverband der Schirmarbeiter und -Arbeiterinnen ging deshalb mit Eifer an den Ausbau der Orga» nisation, und es gelaug ihm auch 78 Näherinnen zu organisieren. Nun sollte eine Lohnbewegung veranstaltet werden. Doch die ? Fabrikanten verhandelten mit dem Zentralverband nicht, sondern uchten im Trüben zu fischen, wozu ihnen der ch r i st I i ch e G e- werkverein der Heimarbeiterinnen, der in Königsberg sieben Mitglieder zählt, erfolgreich Hülfe leistete. Es kamen zwei Damen von Berlin , und diese verhandelten namens der Christlichen mit den Fabrikanten und man schloß einen Vertrag ab. Die Näherinnen wurden zu einer Versammlung eingeladen, um den Verrat zu bestätigen. Den Vorsitzenden des Zentralverbandes ließ man nicht m die Versammlung hinein. Als die Näherinnen, die im Zentralverband organisiert sind, gegen den Vertrag protestierten, nannte man sie„schnatternde Gänse", lvorauf sie den Saal verließen. Darauf hatten die Damen vom christlichen Verband nur gewartet, um den Handel perfekt zu machen. Der Verttag bedeutet für die Näherinnen gar- nichts. Teilweise enthält er sogar Verschlechterungen. Bei neun Artikeln sind die Löhne nicht erhöht worden, und das sind gerade die Schirme, die am meisten angefertigt lverdrn. Dann hat man bei einigen Sorten eine Zulage von 5 Pfennig pro Dutzend Schirme gewährt. Dieser Tage fand eine Protestversammlung statt, in der der Vorstand deS Zentralverbandes ausgefordert wurde, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um diesen Tarif zu Fall zu bringen. Die„christlichen" und die katholischen Gewerkschaftler, die politisch beide dem Zentrum getteue Gefolgschaft leisten, zerfleischen sich ohne Unterlaß in ihren gewerkschaftlichen Verbänden. Im Saargebiet ist die Feindschaft der Brüder in Christo auf eine kaum noch zu über- bietende Höhe gestiegen. Wir haben berichtet, daß auf der Burbacher Hütte mehr als tausend Arbeiter im Streik stehen, weil die Stumm- linge die Walzwerksarbeiter fortgesetzt dutzendweise lediglich wegen ihrer Zugehörigkeit zum christlichen Metallarbeiterverbande auf die Straße warfen, zuletzt 28.Christliche" auf einmal, nur weil sie um Zurücknahme der Matzregelung von zweien der Ihrigen gebeten hatten. Die christlichen Gelverk- schaftler beschuldigen nun die katholischen Arbeitervereinler der sogenannten Berliner Richtung, daß sie ihnen gegenüber Verrat üben. Die.Saarpost", das Blatt der Christlichen , behauptet, die.Katho- lischen' ttieben ihnen in Gemeinschaft mit Polizei und H ü t t e n b e a m t e n die Säle ab und machten ihnen sonstige Schwierigkeiten. DaS Blatt gebraucht dabei die Worte„Nichts- Würdigkeiten",.Schmach" usw. In einer der letzten Nummern schreibt das Blatt:„In der Berliner (katholischen) Arbeitervereinsversammlung in Burbach am letzten Sonntag wurde in geradezu gemeingefährlicher Weise auf die christ- lichen Gewerkschaften l o S g e h e tz t." Ein Sekretär der katholischen Fachabteilungen habe dort gesagt:.Die christlichen Gewerkschaften führen den Namen.christlich" nur, um ihre wahre Gestalt zu verbergen." In Eppelbom sei in der katholischen Arbeitervereins- versanimlung„ebenfalls in der wüstesten Weise gegen den christlichen Gewerkverein gehetzt" worden. Dann schreibt das genannte Zentrums- und christliche Gewerkschaftsorgan: „Die im christlichen Gewerkverein organisierten Bergleute bedauern ein solches Verhalten einzelner Geistlicher auf» tieffte. Mit welchen Empfindungen müssen treue katholische Arbeiter aus dem Gotteshause gehen, das sie zu ihrer religiösen Erbauung besuchen, wenn ihnen der Geistliche von der Kanzel herab(!) erklärt: Er wolle nicht eher ruhen, bis dem christlichen Gewerkverein die heuchlerische MaSke vom Gesichte gerissen sei." Nach diesen Proben kann man sich einen Begriff davon machen, mit welcher Gehässigkeit und welchen Mitteln die Zentrumsgeistlichen erst die freien Gewerkschaften und die Sozialdemokratie in ihren Herrschaftsgebieten bekämpft. Verleumderische GewerkschaftS„christe»". Zwei Mitglieder deS „christlichen" BäckerverbändchenS hatten Angehörige des Deutschen Bäckerverbandes auf von dem letzteren herausgegebenen Fragebogen durch die Worte: Lumpen, Diebe, Spitzbuben, Hallunken u. dergl. beschimpft. DaS Kölner Schöffengericht billigte den Opfern der M.-Gladbacher Erziehunaskunst mildernde Umstände zu und ver- urteilte sie zu je 6 M. Geldstrafe. Verlin und Umgegend. Ein Transport von 11 böhmischen Buchbinder» wurde von dem Borsitzenden des Deutschen Buchbmdereibesitzer- Verbandes, Herrn Königlich sZchstschen KommisstonSrat Hugo Fritzsche von Prag «ach Berlin dirigiert. Dadurch wollte der Herr seine Fähigkeit als Kommissionär beweisen. An der Solidarität der tschechischen Kollegen scheiterte der bereits in den Kreisen der Buchbindereibesitzer bejubelte Plan. Den tschechischen Kollegen war nicht nur verschwiegen worden, daß sie als Streikbrecher verwendet werden sollten, auf ausdrückliche diesbezügliche Fragen war ihnen das sogar besttitten worden. Als die Kollegen die Wahrheit erfuhren, legten 19 derselben sofort die Arbeit nieder und erklärten, nicht Verräter an der Sache der Strei- kenden werden zu wollen. Als der Vorsitzende der Zahlstelle Berlin in Begleitung zweier tschechischer Kollegen auf dem Kontor der Firma Fritzsche-Baumbach, Schöneberg, Bahnstraße 29/30, vorsprach und um die Auslieferung der Papiere der schändlich Hintergangenen, aus ihrer Heimat geholten Buchbinder ersuchte, geriet Herr Wilhelm Leo, Geschäftsführer der Firma, so in Aufregung, daß er, bevor noch der Vorfitzende ausgesprochen, erklärte, das sei eine Gemeinheit, eine ganz gemeine HandlungS- weise. Darauf befragt, wer eine gemeine Handlungsweise begangen habe, erklärte der Herr, das sei eine gemeine Handlungsweise deS Verbandes I— Darauf wurde der Bevollmächtigte aus dem Kontor hinausgedrängt, während die tschechischen Kollegen zurückgehalten wurden. Doch gelang es nicht, dieselben zu überreden dortzubleiben. Das ganze Gebaren des Herrn beweist, wie sehr die Unternehmer in der Patsche sitzen; für unsere Kollegen ein Ansporn zum Aus' harren im Kampfe. Weitere geistige Waffen. Eine öffentliche HandlungSgehülfen' Versammlung war zu Freitagabend vom„Verein der deutschen Kauf leute"(Hirsch-Duncker) nach dem Deutschen Hof, Luckauerstraße, ein- berufen. Die Versammlung war von gegen 200 Personen besucht, fast ausschließlich Mitglieder des Vereins. Nur etwa 20 Mitglieder des Vereins für weibliche Augestellte und ungefähr ebenso viel vom Zentralverband der Handlungsgehülfen waren er- schienen. Herr Dröger sprach über die Notwendigkeit der Organisation der Frauen. In der sehr lebhaften Debatte geberdete sich der Vorsitzende Herr Sommer wie ein kleiner Zar. Selbstherrlich dekretierte er eine Redezeit von 10 Minuten und unter wütendem Schwingen der Glocke verbat er sich jede Kritik seiner Geschäftsführung.„Sie da, der Sie da an der Wand stehen, ich rufe Sie zur Ordnung", brüllte er einen harmlosen Zuhörer an. Und in dem gleichen Ton ging's stundenlang. Natürlich antworteten die Zenttalverbändler mit stürmischer Heiterkeit und ihre Redner die Kollegen Born und Borchardt ließen sich durch die Parorysmen des Herrn Sommer nicht stören. Dann aber ergriff Herr Dröger das Schlußwort und benutzte es dazu, die Zenttalverbändler zu beschimpfen. Als er sich zu dem Ausdruck„Frechheit" verstieg, wiesen die Angegriffenen dies in em- pörten Zwilchenrufen zurück und verließen in corpore das Lokal, in dem nun der schimpfende Herr Dröger und der wutschnaubend läutende Herr Sommer ihren Gefühlen fteien Lauf lassen konnten. Noch ganz zuletzt führte Herr Sommer eine Szene aus. indem er einem der Hinausgehenden nachbrüllte, er solle den Hut-- erst draußen aufsetzen. Man kann sich das Gelächter borstellen, daS diese Paschamanier bei den Scheidenden hervorrief. Und das nennt man bei den Hirsch-Dunckerschen Redefteiheit I Achtung, Kleber! Jeder Kleber, der vom Montag ab ohne Kontrollkarte arbeitet, arbeitet nicht zu vertragsmäßigen Bedingungen. Wir ersuchen die Bauarbeiter, eventuelle Fälle an das Verbandsbureau, Engelufer 1ö, Amt IV, 9720, zu melden. Die Verbandsleitung. Wegen Tarifbruchs ist die Firma Winterfeld. Eberswalderstr., gesperrt. Da die Firma in der Duncker-, Lychener-, Raumer- und Schliemannstraße Neutapezierungen herstellen läßt, ersuchen wir die Wohnungsinhaber, Arbeiten der Firma Winterfeld zurückzuweisen. _ Die Achtzehnerkommission. Achtung Z Kleber und Bauhandwerker! Die Sperre über die Firma Linke, Rigaerstr. 109— Bau: Friedenau , Fregestratze und Holsteinischesttaße-Ecke— besteht für unsere Organisation nach wie vor. Wir haben erneut festgestellt, daß die dort beschäftigten Kleber die Tarifpreise nicht be- zahlt bekommen, obwohl der Unternehmer der Achtzehnerkommission gegenüber sich verpflichtet haben soll, sie zu zahlen. Deshalb be- stehen wir auf unseren Forderungen, die wir Herrn Linke gestellt haben. Der Vorstand der fteien Vereinigung der Tapezierer. Bureau: Schützenstr. 18419. Telephon I 8282. Ocutfchcs Reich. Fünfte Generalversammlung des ZentralvertandeS der HandlungS- gehülfen und-Gehülfinne» Deutschlands . Zu dem Verhandlungsbericht über die stattgefundene Generalversammlung des Verbandes erhalten wir folgende Zuschrift: In dem Verhandlungsbericht in Nr. 129 des .Vorwärt»" heißt es:„Eine ganze Anzahl Redner verurteilt die Saltimg des Vorstandes, der die Fraktion bestimmen wollte, einem esetzentwurf(über die Kaufmannsgerichte) zuzustiinmen, der die weiblichen Mitglieder entrechtete". Die betreffenden Delegierten waren der irrigen Auffassung, daß die Fraktion wegen des verweigerten Frauenstimmrechts gegen die Kaufiiiannsgerichte gestimmt habe. Demgegenüber wurde vom Unterzeichneten festgestellt. daß laut Protokoll über die Verhandlungen des Bremer Parteitages Seite 209 die Fraktion trotz des verweigerten Frauenstimmrechts für da» Gesetz zu stimmen beschlossen hatte für den Fall, daß in die geforderte Herabsetzung der Wahlaltersgrenze eingewilligt würde. Diese wichtige Feststellung hätte der Bericht- erftatter nicht verschweigen dürfen. Ferner heißt es in dem Bericht:»Ein Hamburger Redner ver- ttitt die Meinung, daß die Fraktion wohl eine Verbeugung vor den bürgerlichen Dainen machen ivollte." Der betreffende Redner hatte von der freisinnigen Fraktion gesprochen, welche bekanntlich ebenfalls gegen das Gesetz gestimmt hat. Der Bor st and des gentralverbandes der Handlungsgehülfen und-Gehülfinne» Deutschlands . Sitz Hamburg . Max Josephsohn, Vorsitzender. »» » An das Referat, des Genossen Borchart und über die dazu vorgelegte Resolution betteffend LeHrlingSftage schloß sich eine lebhafte Debatte, welche zu folgendem Ergebnis führte: In Erwägung, daß die Mehrzahl der Mitglieder sich mit der Lehr- lingsfrage noch nicht eingehend genug beschäftigt hat. sieht die Generalversammlung von einer Abstimmung vorläufig ab und er- sucht den Referenten, seine Ansichten in einer Broschüre ausführlich niederzulegen. Ueber die Frage soll dann in den Mitglieder- Versammlungen diskutiert werben, um eine spätere Beschlußfassung gründlich vorzubereiten._ Die Hüttenarieiter werden rebellisch. Der Ausstand im Saarrevier hat anscheinend auch die Hütten- sklaven in Schlesien aufgerüttelt. Wie aus Beuthen berichtet wird, legten am Freitag IbOO Hüttenleute der HuldschinSkischen Hüttenwerke in SoSnowice die Arbeit nieder. Der Streik der Burbacher Hüttenleute nimmt größer« Dimen- fiopen an. Gestern abend legten wiederum annähernd 300 Mann die Arbeit nieder. In einer von 1800 Personen besuchten gestrigen Versammlung wurde beschlossen, heute— Sonnabend— eine aus fünf Personen bestehende Kommission nochmals bei der Hütten- Verwaltung borsprechen zu lassen, um auf ftiedlichem Wege eine Einigung zu erzielen. Die Direktion wiegt sich in dem holden Wahn," die Empörung der Arbeiter durch Schreckmanöver besiegen zu können. Heute mittag wurden sämtliche aus der Burbacher Hütte noch tätigen Arbeiter mit Ausnahme ber an den Hochöfen und in den Werkstätten beschäftigten vorläufig entlassen. Tatsächlich konnte man den Betrieb nicht mehr aufrecht er- halten und da markierte man den starken Mann— um den Arbeits- willigen nicht Lohn zahlen zu müssen. Die Maßregel wird ihre Wirkung nicht verfehlen._ Die Metallkönige geben«ach! Der Verband schlesischer Metallindustrieller beschloß in einer Sonnabendmittag abgehaltenen Versammlung, die Aussperrung der organisierten Arbeiter aufzuheben, so daß wahrscheinlich am Montag in allen Betrieben die Arbeit rn vollem Umfange aufgenommen werden wird. Den Arbeitern wurde die Zusage gemacht, daß die niedrigen Löhne in einem Betriebe, in den: eine Regelung noch nicht erfolgt ist, um durchschnittlich 1—2 Pf. für die Stunde je nach Kategorie und Leistungsfähigkeit aufgebessert werden sollen. I» Zittau stteiken 80 Arbeiter der Firma F. A. Bernhardt (Presser, Färber, Appreteure) wegen Maßregelung und Lohnkürzung. Zuzug ist fernzuhalten. Alle Arbeiterzeitungen werden um Abdruck gebeten. Kampf im Textilgewerbe. Am Freitagabend beschlossen die Spinner und Spinnerinnen der Hannoverschen Baumwollspinnerei in den Ausstand einzutteten. Die aufgestellten Forderungen lauten: Rücknahme der Maßregelungen, Zehnstundentag und Lohnerhöhung. Der Stteik in der Lausitzer Kellner- und Konttollblockfabrik von H. Görisch in Spremberg , dauert unverändert fort. Trotzdem die Firma die verzweifelfften Anstrengungen macht. Arbeitskräfte zu er- langen, ist es ihr nur in einem Falle geglückt. Der betreffende Arbeitswillige hat aber schon wieder seine.Kündigung eingereicht, da er das Unwürdige seiner Handlungsweise einsah. Die aus- ständigen Kollegen sehen den Ausgang des Streiks, der nicht mehr zweifelhast ist, mit großer Ruhe entgegen. HusUmd. Die Gewerkschaften Oesterreichs im Jahre 1995. Die Statistik über den Stand der österreichischen Gewerkschaften im Jahre 190S ist soeben von der Gewerkschaftskommission in einem stattlichen Heftchcn herausgegeben worden. Danach hat das Jahr 190S mit einem hocherfrculichcn Aufschwung fowohl bezüglich der Mitglieder- gewinnung als auch der Vermögenszunahme abgeschlossen. Mehr als 244 000 neue Mitglieder wurden den Gewerkschaften zugeführt. ausgetreten sind rund 110 000, so daß sich ein reiner Zuwachs von 133 000 Mitgliedern nachweifen läßt. Der Genosse Hueber. Vorsitzender der österreichischen Gewerkschaftskommission, hebt her- vor, daß an diesen Erfolgen auch die Sozialdemokratie aller Nationen Oesterreichts ihren redlichen Anteil habe. Alle Ver» suche der politischen Gegner, starke nationale, christlich-soziale oder auch nur sogenannte neutrale Gewerkschaften zu gründen, seien vergeblich gewesen. Auch unter den gewerkschaftlich organisierten Arbeitern breche sich immer mehr die Erkenntnis durch, daß national-sozialistisch gedachte Gewerkschaften in einem Staate wie Oesterreich naturgemäß zu einer Entfremdung der Gewerkschaften untereinander führen müßte, weil das besondere Erwecken natio- naler Empfindungen bei der großen Masse der Arbeiterschaft nicht in den gewünschten Bahnen des von uns verstandenen Jnternatio- nalismus beherrscht und gedenkt, sondern vielmehr in Oesterreich bei den vorhandenen nationalen Wirren falsch verstanden werden müsse. Die Zcntralverbände gewinnen denn auch immer mehr an Einfluß, die Lokalvereine gehen zurück. Die ersteren haben sich im Jahre 1905 um zwei vermehrt, während die Lokalvcreine von 121 auf 100 gesunken sind. Die Zahl der Zentralverbände stieg von 2108 auf 2964. Die Gesamtmitgliederzahl der Gewerkschaften betrug 323 000 gegen. 189 121 im Vorjahre. Besonders erfreulich ist die Zunahme an weiblichen Mitgliedern, die 15 347 oder 117,5 Prozent betrug; die Gesamtzahl der weiblichen Mitglieder war Ende 1905 auf 28 402 gestiegen. Verlust an Mitgliedern haben nur 6 kleinere Organisationen aufzuweisen. Da in den österreichischen Kronländern nach der Berufsstatistik von 1900 im ganzen 2 226 601 erwachsene industrielle Arbeiter ge- zählt wurden, so bleibt für die österreichischen Gewerkschaften noch immer ein ungeheures Stück Arbeit zu bewältigen. Im Durch- schnitt kommen auf 100 Beschäftigte erst 14 organisierte Arbeiter. Am besten sind die Buchdrucker organisiert, nämlich zu 77,75 Proz. Sodann folgen die Hafenarbeiter mit 38,46, die Lederarbeiter mit 28,51, Hutmacher 26.49, Eisenbahner 25.44 usw. Die JahreSein- nähme der Gewerkschaften belief sich auf 4,6 Millionen Kronen. die Ausgabe auf 3,8 Millionen Kronen. Hiervon wurden für Unterstützungszwecke 1,7 Millionen Kronen, das sind 45 Proz. und für alle anderen Zwecke 2.1 Millionen Kronen. daS sind 55 Proz.. verausgabt. Der Jahresüberschuß beträgt über 800 000 Kronen. womit der Gesamtvermögensstand auf 5 387 326 Kronen ange- wachsen ist. Ueber den Stand der Fachpresse wird folgendes mit- geteilt: ES bestehen in Oesterreich 40 deutsche. 29 tschechische. 5 polnische und 1 italienisches Fachblatt. 10 deutsche Blätter er- scheinen einmal. 12 zweimal. 2 dreimal im Monat. 10 erscheinen 14tägig und 5 wöchentlich: 8 tschechische Blätter erscheinen einmal. 9 zweimal. 2 dreimal im Monat. 6 kommen 14tägig und 4 wöchent- lich heraus; von polnischen Blättern erscheinen 2 zweimal. 2 drei- mal und 1 wöchentlich. Die deutschen Fachblätter haben eine Auflage von 204 450, die tschechischen 110150, die polnischen 16 700, das italienische 630. macht zusammen 331930. Die übrigen zahl- reichen Tabellen bringen einen Ueberblick über die UnterstützungS- zweige und sonstigen Einrichtungen der Gewerkschaften. Am Schlüsse wird bemerkt, daß auch in Oesterreich die Scharfmacher den Gewerkschaften in die Hände arbeiten, indem sie durch ihre brutalen Matznahmen die Indifferenten mit Gewalt in die Ver- bände hineintreiben. In Güllskogen bei Drammen (Norwegen ) ist in der dortige» Goldleistenfabrik ein Konflikt ausgebrochen; die Arbeiter kündigten. Zuzug ist streng fernzuhalten. Im Buchbindergewerbe in Belgrad steht der Ausbruch eines Konfliktes vor der Tür. da die Unternehmer den Arbeitern einen Tarif aufdrängen wollen, der eine Verschlechterimg der Arbeitsverhältnisse bedeutet. Die Kollegen erwarten, daß kein Zuzug von Deutschland den Kämpfenden die Positton erschwert. Letzte JVadmchten und Depefchen. Anarchistenfurcht. Pari«, 9. Juni. (W. T. B.) Infolge der Meldung, daß in den letzten Tagen in verschiedenen französischen Hafenstädten zwischen Cette und der spanischen Grenze zahlreiche Anarchisten aufgetaucht seien, hat sich der Leiter der Pariser politischen Sicher- heitsbehörde nach Montpellier begeben, um die für die Ueber- wachung der Anarchisten notwendigen Maßnahmen zu treffen. Seine Demission deS russischen Ministeriums. Petersburg. 9. Juni. (W. T. B.) Die von hiesigen Blättern gebrachte Nachricht, da» Ministerium habe seine Demission ein- gereicht, erweist sich als völlig unbegründet. BuS der Duma. Petersburg, 9. Juni. (W. T. B.) Nach verschiedenen Reden über die Agrarfrage nimmt die Duma 32 Interpellationen an die Minister deS Jnnerm und des Krieges an, die ungesetzliche Ber - Haftungen und Anwendung der Folter in Riga »um Gegenstand haben. Die Duma vertagt sich darauf bis Montagvormittag. Unruhen in Warschau . Warschau . 9. Juni.<W. T. B.) Eine Gruppe bewaffneter Personen zerstörte heute abend etwa 20 Läden der Branntwein. monopolverwaltung . Bei den Unruhen wurden 3 Personen ge- tötet und 7 verwundet._ Peranttv. Redakteur: KanS Weber, Berlin . Inseratenteil verant»,: Stz.Gipckr, Berlin . Druck u. Verlag: LorwärttLuchdr.u. VerlagSanstaUPaul Singer Lc To,. BerlinL�V. � Hierzu 4 Beilage».
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