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Nr. 135. HbonncmcnfS'Bedingungen; MonnementS- Preis pränumerando: Vierteljährl. S.Z0 Mt, monatl. 1,10 SUT., wöchentlich 28 Pfg, frei ins Haus. Einzelne Nummer S Pfg. Sonntags» nummer mit Mustrierlcr Sonntags- Beilage.Die Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 1,10 Marl pro Monat. Eingetragen in die Post, Zeitung-- Preisliste. Unter Kreuzband für Deutschland und Oesterreich- Ungarn Mark, für das Übrige Ausland 8 Mari pro Monat. Postabonnements nehmen an: Belgien , Dänemarl. Holland , Italien , Luxemburg . Portugal . Rumänien , Schweden und die Schweiz . 33. Jahrg. CrWjtlnl»glich außer montagt. Vevlinev Volkcsblatk. Zentralorgan der fozialdemokrat» feben Partei Deutfcblands. Die Tnf«rt1ons-Gebül)r beträgt für die sechsgespaltene Kolonel - geile oder deren Raum 50 Psg., für politische und gewerkschaftliche BereinS- und Bersammlungs-Anzeigen 80 Pfg. meine Hmtigen", das erste sfett- gedru<kte> Wort 20 Pfg., jedes wettere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlas- stellen, Anzeigen das erste Wort 10 Pfg., jede? weitere Wort 5 Psg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet, Telegramm-Adresse: SozUldtiDskrat Btrlta" Rcdahtiom 831. 68, Linden Strasse 69. Fernsprecher: Amt IT, Nr. 1983» Expedition: 831. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IT. Nr. 1981. Sie radikale(Partei Frankreichs . Paul Lafargue schreibt in derL'Humanite": Die letzten Wahlen bedeuten einen Wendepunkt in der Ge- schichte der dritten Republik. Während die Regierung in die Hände der radikalen Partei fällt, zeigen die Wahlen die wachsende Kraft der sozialistischen Partei. Schon früher gelang es den Radikalen, dank politischer Komplikationen, die Macht zu ergreifen, doch nahmen sie nur Teil am Ministerium der Konzentration, ohne jedoch eine radikale Majorität, welche sie in der Kammer unter- stützen sollte, zu besitzen. Sie benutzten diese falsche Lage, um ihre ministerielle Tätigkeit in Konflikt mit ihren Worten der Opposition zu bringen, und um das Beispiel der Opporwnisten zu befolgen, welche schließlich immer keine Reform opportun fanden. Die Lage hat sich verändert. Die radikale Partei zählt eine geschlossene Majorität von 352 Deputierten, mächtig genug, um über die 181 Reaktionäre und 54 Sozialisten hinwegzugehen und zu regieren und um bald die einen, bald die anderen in der Klemme zu halten. Die Radikalen sind die Herren im Parlament: sie können regieren, ohne sich um eine Opposition zu scheren. Sie werden ihre Größe zeigen. Das Land will sie an der Arbeit sehen. Man kann nun nicht von ihnen verlangen, daß sie daS Privat- cigentum vernichten sollen, diesen Hauptgrund des physischen und moralischen Elends der Gesellschaft; das würde bedeuten, daß sie von Radikalen zu Sozialisten werden sollten, und daß sie das Mandat der Bourgeoisie verraten, welches sie als solches von den Wählern erhielten. Sie sind die Vertreter des privaten Eigentums und seiner Privilegien und nur als solche wurden sie gewählt. DaS Kleinbürgertum und diejenigen Arbeiter, welche bei der ersten Wahl die Sozialisten wählen konnten und dennoch den Radikalen ihre Stimme gegeben haben, würden böse mit ihnen abfahren. wenn sie anders vorgingen. Aber man hat wenigstens das Recht, a.; xErfüllung des radikalen Programms zu erwarten. Der Wahlerfolg schreibt den Radikalen einen bestimmten Weg bor und dieses in ihrem Interesse; seitdem sich im Lande ein unwiderstehlicher Gedankenstrom durchgesetzt hatte, welcher die In- trigen und Machenschaften der Reaktionäre und Klerikalen wie Strohhälmchen hinweggetragen hatte, war es das Ministerium CombeS, welches zwar gegen seinen Willen, aber provoziert durch daS eben so unverschämte wie ungeschickte Benehmen deS Vatikans, die Trennung der Kirche vom Staate sehr sänftiglich durchgesetzt hat. Diese Trennung der Kirche vom Staate hatte schon lange ein ganzes Vierteljahrhundert umsonst auf ihrem Programm ge- prangt, ohne Frucht zu tragen. Die Radikalen hüteten sich, diese Trennung zu verwirklichen, um nicht ein so herrliches Mittel zur Anlockung von Wahlstimmen und zur Ablenkung der Arbeiter von ihren Klasseninteressen zu verlieren. Die Trennung der Kirche vom Staat war die beste Grundlage des radikalen Programms. Die Kleinbürger und Ar- beiter hegen einen so wütenden Haß gegen die Geistlichen, die sich sogar in die Familienverhältnisse und in die Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer einmengen, daß die radikalen Depu- tierten nur auf den Pfarrer losziehen brauchten, um sich von ihren übrigen Versprechungen frei zu machen und in aller Stille sich dem Schutze der Privilegien des Kapitals zu widmen. Das Ministerium EombeS sah sich gezwungen, diesen Wahlspiegel zu zerbrechen, der ihnen früher die Möglichkeit gab, ihre Reformpläne, wie Ab- schaffung deS Senats, Nichteinmengung der Truppen in die Streiks usw., so stark aufzubauschen, Reformen, deren Tragweite und Wichtigkeit sie nicht ernsthaft ins Auge faßten, da sie doch sicher waren, daß sie diese Reformen nicht zu erfüllen brauchen würden. Versprechen und nicht erfüllen, das war ihr politisches Prinzip. Für die Führer der Radikalen, welche die Macht über- nahmen, hieß regieren: von Tag zu Tag ungestört dahin leben, die Fuhtapfen ihrer Vorgänger verfolgen und nichts an der kapi - talistischen Maschine verändern, aus Furcht, ihr Gleichgewicht zu zerstören; regieren hieß für sie: die Ordnung auf der Straße auf- recht erhalten, die Disziplin der einfachen Soldaten und niedrigen Staatsbeamten wahren und sich später um so reaktionärer zeigen und den Interessen der Kapitalistenklasse um so ergebener, als sie, während sie eine Ewigkeit in der O p p 0 s i t i 0 n auf die Re- gicrung warteten, sich zu den radikalsten Gedanken öffentlich be- kannt hatten. Die Herren Lockroh, Millerand. Clemenceau und Briand können als Muster solcher Art dienen. Aber die Wahlen erfordern ein neues Spiel. Heute, wo die Radikalen die unbestrittenen Herren der parlamentarischen Politik sind und wo die sozialistischen Abgeordneten im Begriff stehen, die Radikalen mit dem Degen in die Nieren zu stoßen, begreifen sie sehr gut, daß sie zu einer anderen Taktik greifen müssen. Sie pfuschen in aller Eile ein neues Regierungsprogramm zusammen, weil die Programme, die sie so oft an den Mauern ausgehängt hatten, nur dazu dienten, den Wählern Sand in die Augen zu streuen.' Aber während sie mit diesem noch schwanger gehen, haben diejenigen Radikalen, die schon auf den Ministersesseln bequem sitzen und dort zu bleiben hoffen, ein Programm skizziert, dessen Inhalt Sarrien in der Kammer verlesen wird. Poincare erklärt sich so für die Einkommensteuer, welche Doumer verworfen hatte, aber um die Kapitalisten zu beruhigen. erklärt er, daß es sich um eine einfache Steuerüberwälzung handele. Die Männer der Börse nehmen es denn auch nicht ernst auf. So schreibtLa Cote de la Bourse et de la Banque":Seit zehn Jahren hat die Börse verschiedene Projekte über Einkommensteuer absterben sehen, und es ist zu erwarten, daß das Projekt von Poincare nicht lebensfähiger als das seiner Vorgänger sein wird." Das kann sehr arge Folgen für das Minengesetz vom Jahr? 1810 haben, welches Bärthou zu reformieren gedenkt und welches seit 1848 allen Angriffen standgehalten hat. Clemenceau , stolz auf seine Lorbeeren vom 1. Mai und seinen Sieg, welchen er über die Streikenden davongetragen hat, wünscht nun berühmt zu werden und fordert die Absetzung einiger Unter- präfekten. Barthou will seinen frommen Wunsch Kapital und Arbeit in Harmonie zu bringen erfüllen, indem er die Be- teiligung der Bevölkerung an den Gewinnen der vom Staate be- willigten Monopole vorschlägt, natürlich da, wo eine solche Teil- nähme möglich ist! Diese Gewinnbeteiligung an den Monopolen nennt dieTemps" ganz einfach einereine Lüge". Thomson, welcher das Defizit von 262 Millionen, das man mit Hülfe einer Anleihe und mit Monopolen für Petroleumraffinerien auszufüllen gedenkt, sehr leicht aufnimmt, fordert nicht mehr und nicht weniger, als 4 Milliarden für die Marine in 13 Jahren aus- zugeben. Briand , ein gut abgerichteter Eindringling, sitzt ruhig im Ministersessel und spricht überhaupt nichts; er begnügt sich damit, verschiedene Zirkulare über die Verkürzung von Namen, Gewichten, Größen und ähnlichem Zeug zu unterschreiben. Im ganzen ist das Programm der Radikalen im Ministerium ebenso verworren wie dürftig. Die Radikalen, die noch vor den Türen des Ministeriums stehen, werden ein greifbareres Programm zusammenstellen müssen. Aber die Rolle der Beschützer des privaten Eigentums und der kapitalistischen Privilegien untersagt ihnen jegliche Reform, die fähig wäre, die ökonomische Lage der Kleinbürger und Lohnbeamten zu verbessern: die Lage dieser verschlimmert sich desto mehr, je mehr die gesellschaftlichen Reichtümer anwachsen und sich zentrali- sieren. Wie von den Opportunisten, auf welche sie einst hofften, werden die Kleinbürger und niederen Beamten jetzt von den Radikalen, auf die sie ihre Hoffnung setzen, betrogen werden; denn ebenso wie die Opportunisten stehen auch die Radikalen nur im Dienste der Kapitalisten. Die radikale Partei nimmt die Macht nur in ihre Hände, uw dem Agkfterott entgegen zu gehen,»X Die Revolution in Rutzland. Justizmorde. Riga . 11. Juni. Das Kriegsgericht beendete die Ver- Handlungen des Prozesses der Rigaer Kampforganisation Von 36 Angeklagten wurden derRädelsführer" Provisor Rubinstein, der sichNapoleon " nannte, sein Vertreter Sacha row und fünf andere zum Tode durch den Strang verurteilt. Neun wurden freigesprochen, die übrigen unter ihnen zwei siebenzehnjährige Mädchen zur Zwangsarbeit von 3 bis 15 Jahren verurteilt. Zu diesem Prozeß«wegen Zugehörigkeit zu einer revolutionären Kampforganisation" hat Genosse Plechanow ans Internationale.sozialistische Bureau zu Brüssel folgendes Schreiben gerichtet: Genf . 7. Juni 1006. Werter Genosse Huhsmans I In Riga kommen 36 Revolutionäre vor ein Kriegsgericht, welche von der politischen Polizei wegen Verbrechen angellagt werden, die sie niemals begangen haben. Wahrscheinlich wird man zwanzig dieser Genossen zum Tode verurteilen. Es ist überflüssig hinzuzufügen, inwieweit es wünschenswert wäre, das Leben unserer Genossen zu retten. Ich bitte also, Sie mögen den Sekretären aller im Internationalen sozialistischen Bureau vertretenen Parteien schreiben und sie ersuchen, in ihrer Presse gegen diese Hinrichtung eine energische Haltung anzunehmen. Die Duma wird sich wahrscheinlich in demselben Sinne aussprechen. Ich bin des Erfolges zwar nicht sicher, den dies für unser Ziel haben könnte, aber eine evenwelle Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen. Nun gilt eS aber, da die Zeit kurz ist, schnell und energisch einzu- greifen. Ich glaube, unsere französischen Genossen würden viel in dieser Hinsicht tun können. Anbei ein Ausschnitt mit einigen Einzelheiten über diesen Prozeß. Nur aber müssen Sie nicht außer acht lassen, daß die russische Re- gierung die Revolutionäre nicht nur hinrichtet, sondern sie auch noch verleumdet. P l e ch a n 0 tv. PS. Zur Verhandlung des temporären Kriegsgerichtes deS Mlnafchen Militärbezirkes zu Riga gelangte am 26. Mai die Anklage gegen eine in Riga organisierte Kampfpartei der russischen sozial- demokratischen Arbeiterorganisation wegen teils ausgeführter, teils versuchter Ermordung verschiedener Polizeibeamten und Beraubung von Kornbranntweinhandlungen, privaten Getränk- und Kolonial- Warenhandlungen, Bierbuden und Geschäften. Diese Kampfpartei bestand aus 36 Rigaschen Mitgliedern und war von Mitte des Jahres 1905 bis zum Januar d. I. tätig. Der Leiter dieser Partei ist anfangs ein gewisser Stephan Sacharow, mit dem Spitznamen Mark", nach dessen Verhaftung im Dezember 1005 aber ein gewisser Llpinann Rubinstein, mit dem SpitznamenNapoleon ", ewesen. Zu der Partei gehörten auch zwei junge Jüdinnen, ijubowa Neuinark und Mündel Finkelstein, wie auch eine junge Lettin, Berta Mizit, und eine Deutsche . Lotte Locht. Die Mitglieder sind fast sämtlich im Alter von 18 bis 22 Jahren. Sie haben auch am 17. Januar die fünf politischen Verbrecher, sämtlich Mitglieder der Kampforganisation, aus dem Arrestlokal der Geheimpolizei gelvaltsam befteit, von denen nachher zwei ergriffen wurden. Die Zahl der Angeklagten ist 36 und sie werden von den Rechtsanwälten Sokolow und Grusenberg aus Petersburg und Schablowsky, Mairo und anderen verteidigt werden. Lichte Momente? Petersburg, 13. Juni. (B. H. ) In Hoflreisen wird behauptet, daß der gar auspersönlicher Initiative" den Befehl erteilt hat, die Vollstreckung aller Todesurteile bis auf weiteres einzustellen. In Dumakreisen hofft man. daß diesem Befehl bald die gänzliche Abschaffung der Todesstrafe folgen soll. Der Minister deS Innern erließ den Befehl, daß alle politischen Gefangenen, insbesondere die Zöglinge der Militärlehranstalten, welche sich bereits zwei Monate in Untersuchungshaft befinden, ohne daß strikte Belveiie gegen sie erbracht werden konnten, sofort freizulassen seien. Oeffeutlicher politischer Prozeß. Die Anklage in der Angelegenheit des Exekutivkomitees der Arbeiterdeputation ist fertiggestellt. Bon 209 Angeklagten sind nur 53 vor das Gericht gestellt worden. Die Anklage erfolgt auf Grund- läge der Art. 100/101, die Verbannung nebst Zwangsarbeit auf 8 Jahre vorsehen. Als Führer deS Exekutivkomitees gelten die viel genannten Chrustalew, Troitzki, Janorsky, Feit. Die Anklage wird der Prokureurgehülfe Botz führen. Die Angelegenheit wird vom 17. bis zum 20. Juni öffentlich verhandelt werden. Die Gärung im Heere. Petersburg, 12. Juni. Oberst Solomko vom Regiment KoSloff, das in Kursk meuterte, schlug einen Soldaten, der ihm die Forderungen der Meuterer vortrug. Darauf fielen die Kanieraden des Geschlagenen über den Obersten her, prügelten ihn durch und lachten ihn aus, als er den Befehl erteilte, die Waffen niederzulegen. Artillerie und Kosaken weigerten sich, gegen die Meuterer vorzu- gehen. Die Behörden haben inzwischen einige Forderungen der Leute bewilligt, doch dauert die Agitation unter diesen fort und die Don kosaken haben sich ihnen angeschlossen. Gefahr für denGeist der Armee". ES naht die Zeit, wo in die russische Armee mehr als biermal« hunderttausend Rekruten eintreten, von denen sicher zahlreiche an der revolutionären Bewegung beteiligt sind. Dieses neue Element dürfte aber kaum zur Hebung des militärischen Geistes in der russischen Armee beitragen, und so sieht sich die russische Militär- Verwaltung genötigt, für die diesjährige'Einstellung der Rekruten schon jetzt außerorventliche Maßnahmen zu treffen, umdie Gefahr für die russische Armee so weit wie möglich zu paralysieren', Ein Aufruf PlechauowS. Genossen, Arbeiterl Wir wenden uns an euch mit diesen Zeile» in einem Augen« blick, dem an Wichtigkeit kein anderer im Leben unseres Landes gleich- konmien kann. Die Regierung mit dem Minister Goremhkin an der Spitze hat sich geweigert, die Forderungen der Reichsduma zu erfüllen. Sie gibt keine Amnestie denjenigen, die sie für Verbrecher erklärt hat, weil sie für die Freiheit gestritten haben. Sie gibt den Bauern, die durch das Verschulden der Regierung Hunger leiden müssen, kein Land. Was soll nun getan werden? Das ist die Frage, die ihr im Interesse eurer Sache, im Interesse der Freiheit, im Interesse eurer Heimat mit voller Kaltblütigkeit überlegen müßt, sc sehr auch in euren Herzen die Flammen gerechter Entrüstung lodern. Ihr müßt Fehler vermeiden, die unserer ganzen Bewegung schweren, ja vielleicht nicht wieder gut zu machenden Schaden zu- fügen können. Laßt euch nicht provozieren! Die Macht der Regierung nimmt mit jedem Tage ab, denn mit jedein Tage wird unser Volk immer klarer bewußt, daß es von der Regierung nichts NcueS zu erwarten hat außer neuen und immer neuen Unterdrückungen. Die Negierung sieht, ivie die Dinge stehen, und will euch zu einer Schlacht provozieren, so lange ihre Macht noch größer ist als dieeurige. Laßt euch nicht provozieren, laßt euch nicht durch Reden zwar auftichttger, aber unbesonnener Leute, die euch zu den Waffen rufen, betören. Jetzt den Kampf aufnehmen heißt eine schwere Niederlage erleiden. Das ist aber noch nicht alles. Unsere Regierung, die die Metzeleien der Schlvarzen Banden anstiftet und jede freie Regung unterdrückt, verhindert nicht die Kritik an der Reichs- d u m a. Warum, glaubt ihr, geht sie so vor? W e i l d i« Regierung aus euch eine Waffe der Reaktion machen will. Die Revolutionäre greifen die Duma an,' sagt sich Goremhkin. das ist uns jetzt sehr gelegen, wo unsere Weigerung, die Forde- rungen der Duma zu erfüllen, zu einem Zusammenstoße zwischen uns und ihr führen Wird. Je mehr das Ansehen der Duma in den Augen des Volkes fällt, desto weniger wird das Volk sie unter- stützen, desto leichter wird es sein, ihr daS Maul zuzudrücken oder gar sie auseinanderzujagen. Mit den Revolutionären aber werde ich dann schon fertig." Genossen, Arbeiter l Ihr müßt unbedingt diesen Plan GoremykinS vereiteln. Laßt euch nicht dadurch irreführen, daß in der Duma die bürgerlichen Parteien herrschen. Nicht deshalb haßt Goremhkin die Duma, weil die Bourgeoisie in ihr die Oberhand hat, sondern weil die in ihr vorherrschende Bourgeoisie die Freiheit für alle und Land für die Bauern fordert. Nicht gegen die Bourgeoisie ist die Ver- weigerungSpolitik Gorcmykins gerichtet, sondern gegen das ganze Volk. Und das ganze Volk muß den Herrn Goremhkin zwingen, diese Politik aufzugeben. Jedes Zaudern wäre in diesem Falle unseres Volkes unwürdig, «S hätte gezeigt, daß eS noch nicht verstanden hat, worin die brennendste politische Aufgabe unserer Zeit besteht. Zu einem erfolgreichen Kampfe für den Sozialismus ist politische Freiheit nötig. Damit wir aber politische Freiheit haben, müssen wir die von der Reaktion geschmiedeten Pläne zum Scheitern bringen. Wehe euch, wehe dem ganzen Lande, wenn ihr jetzt eure ganze Aufmerksamkeit nicht auf diese Frage richtet. Die Reaktion wird sich eure Fehler zunutze machen und wird einen schrecklichen Schlag gegen die Freiheitssache führen.