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ToBen wir etwas vewilligek? ES wäre ein« Schande für die Stadt, diese Bewilligung auszusprechen!(Beifall bei den Sozialdemokraten, l Oberbürgermeister Kirfchner: Ich kann sehr kurz sein:»Was gehen uns die Gewalttaten, die Zustände in Rußland   an?" fragte der Vorredner. Hätte er nur danach gehandelt! Die von ihm vor- gebrachten Tatsachen können wir nicht kontrollieren. Der Magistrat ist überzeugt, oaß eine Reihe von Deutschen  , deutscher   Abstammung, gleichviel ob deutsche   oder russische Staatsangehörige, durch die Wirren in sehr bedrängte Verhältnisse gekommen sind. Diesen Not- leidenden soll eine Unterstützung gewährt werden. Vorsichtshalber ist noch hinzugefügt, daß die baltischen Barone von der Unterstützung ausgeschlossen sind. Der Hülfsausschutz hat bereits 2700 Personen unterstützt, zum großen Teil dadurch, daß ihnen die Mittel zur Rückkehr in die Heimat gewährt worden sind; Arbeiter, Handwerker, Lehrer befinden sich darunter. Daß diese Leute, unverschuldet oder verschuldet, jetzt hülfsbedürftig sind, kann nicht bezweifelt werden Daß es auch in Deutschland   Unterstützungsbedürftige gibt, trifft zn aber daö gute Herz der Berliner   hat sich noch immer dann bewährt, wenn gerade solche ungewöhnlichen Notstände vorliegen. Stadtv. Dinse(N. L.): Ich will selbstverständlich Herrn Stadb Hägens Ausführungen nicht beipflichten, aber der größte Teil meiner Freunde hat sich entschieden, gegen die 10 000 M. zu stimmen. Stadtv. Kämpf(A. L.): Ich werde keine politische Rede halten Wir bedauern, daß diese Vorlage erst jetzt kommt; vor 3 Monaten hätte dieselbe Summe eine weit größere Wirkung gehabt. Trotze dem werden wir für beide Forderungen stimmen. Stadtv. Dr. Nathan(soz.-fortschr.): Für meine Glaubens genossen in Rußland   habe ich selbst schon größere Sammlungen ver> anstattet. Ich war auch selbst in Rußland   und kenne die Not dort aus eigener Anschauung. Es handelt sich um keine politische Vor� läge. Ich halte es für geboten, für die Familien deutscher   Ad stammung zu sorgen, die aufs schwerste gelitten haben.(Beifall.) Stadw. Stadthagen  (Soz.): Der Oberbürgermeister hat be- stätigt, daß alle Deutschen  , ob deutsche   Staatsbürger oder deutscher  Abstammung, getroffen werden sollen, daß also die baltischen Edelinge in erster Reihe dazu gehören würden, wenn sie nicht frei willig verzichtet hätten. Entscheiden soll das baltische Notstands komitee. Hand aufs Herz: wo haben wir jemals unS eingemischt bei Notständen im Auslande, hervorgerufen durch innere Unruhen? Die Stadt und die Versammlung als solche darf kein politisches Votum aussprechen. In Rußland   sind Millionen, die Hunger leiden, jahraus, jahrein gewesen; jetzt geht dort die Saat früherer Zeiten auf. Die heutigen 10 000 M. sind lediglich nach der politischen Seite zu bewerten. Nicht Linderung einer Not, sondern Parteinahme innerhalb eines Kampfes ist der Gegenstand. Die Frage, wer die irregeleiteten Scharen" sind, hat der Magistrat nicht beantworten können. Wer sind die Herren vom Hülfskomitee? Ich bitte Sie nochmals dringend, diese Vorlage abzulehnen. Hier in Berlin  allein sind mehr als 10 000 M. notwendig für Hunderte und Aber- hunderte von Notleidenden; denken Sie doch nur an die eben be- schlossene Erhöhung der Krankenhauskostcn für Kinder! Will man menschlich sein, Humanität beginnt im eigenen Hause. Wir aber sollen das Geld hergeben für diejenigen, die dos Unglück verschuldet haben, für die, die die Konterrevolution und die Reaktion führen! (Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) Stadtv. Sonnenfeld(A. L.): Es handelt sich eben tatsächlich nur um einen Akt der Humanität, den die internationale Courtoisie geboten erscheinen läßt; wir nehmen damit keineswegs Stellung in dem politischen Kampfe zugunsten einer politischen Partei. Nicht den Kosaken, nicht den Helfershelfern der Regierung soll etwas zu- gewendet werden, sondern den Opfern der dortiaen Zustände!(Zu- stimmung.) Damit schließt die Diskussion. In n a m e n t l i ch e r Abstimmung wird die Spende von 10 000 M. für Rußland   mit 46 gegen 34 Stimmen bewilligt; ein erheblicher Teil der Versammlung verläßt vor der Abstimmung den Saal. Einstimmig werden dann die 5000 M. für Italien   votiert. Das spezielle Projekt für eine Feldbahn auf dem Rieselgute Buch wird genehmigt. Schluß der öffentlichen Sitzung gegen 8 Uhr.; 6cwerkrcbaftUcbc9« Ein Dokument der Scharfmacher-Ehre. Unter welchen Umständen und mit welchem Menschen- Material die Metallindustriellen die streikenden Schlosser in Berlin   niederringen»vollten, erhellt aus einem Revers, den man Streikbrechern zur Unterschrift vorlegte. Ein solches Dokument liegt uns im Original vor, es lautet also: Verband der Metalliudustriellrn im Bezirk Leipzig  . Diö Arbeitsnachweisstelle befindet sich M a t t h ä i k i r ch h o f 2. Fernsprecher 2477. Leipzig  , den 14. Mai 1900. Revers! Wir Endesunterzeichneten verpflichten uns zur Reise nach Berlin   gegen freie Fahrt in IV. Wagenklasse und 1 M. Zehr- gelb. Nach Ankunft in Berlin   verpflichten wir unS, die uns überwiesenen Arbeiten bei der Firma, welche uns durch den »Bund der Arbeitgeber-Verbände Berlins  " nachgewiesen wird. auf 4 laufende Wochen anzunehmen und auszuführen. Ferner sind wir davon in Kenntnis gesetzt, daß bei der Firma, in welcher wir Arbeit nachgew, csen erhalten sollen, z. Zt. gestreikt wird resp. Aussperrung besteht. Wir bekennen außerdem, daß unS, falls wir die Arbeit in Berlin   freiwillig bor Ablauf der angegebenen 4 Wochen, vom Tage des Antritts an gerechnet, niederlegen, das verauslagte Reisegeld vom Lohn zu kürzen ist. Zur Sicherung dieses Unternehmens haben wir laut Verzeichnis unsere Legitimationspapiere abgegeben, sind vollständig mit den dortigen Verhältnissen und den uns gewordenen Verpflichtungen vertraut gemacht und in allen Punkten einverstanden, erklären außerdem, daß wir auS vollständig eigenem Antriebe die Arbeit in Berlin   annehmen. Auch sind wir davon in Kenntnis gesetzt, daß der Stundenlohn in Berlin   sich auf 4500 Pf. steht. ' Unterschrift, Quittung.' Bescheinige hiermit den Empfang einer Fahrkarte nach Berlin IV. Wagenklasse 3 M. 50 Pf. sowie 1 M, Zehrgeld und 1 M. für Benutzung der Droschke in Berlin  , Unterschrist. Damit die Herren Rausreißer nicht ermüden, stellt man ihnen sogar eine Droschke zur Verfügung. Wie human l Oder hatte die Fürsorge einen anderen Zweck? Etwas der- missen wir in dem Dokument. Es ist in dem Revers den Metallindustriellen nicht bestätigt worden, daß sie von den Herren Arbeitswilligen als gleich ehrbare, staatstreue und nützliche Elemente anerkannt werden. Wir meinen, solche Be- stätigung hätte sich doch auch noch erlangen lassen. Berlln und Omgegenck. Die Vernichtung des Luchvinder-BerbandeS ist jetzt offen als Ziel des Verbandes der Buchbindereibefitzer pro- klamiert worden. In einem von Ueberhebung zeugenden Briefe des bekannten Herrn Fritzsche an den Vorstand des Buchbinder- Verbandes wird nach Empfang der von letzterem eingereichten Tarifvorlage erklärt: »Wir halten aber nicht nur die Entwürfe für ungeeignet für den Abschluß einer neuen Tarifgemeinschaft, sondern wir halten sogar Ihren ganzen Verband für ungeeignet, mit uns eine neue Tarifgemein. fchaft einzugehen' ..Begründet' wird diese Auffassung mit de« Hinweis, daß eS dem Deutschen   Buchbinder-Verband nicht gelungen ist, einen all- gemeinen Tarif in allen Buchbindereibetrieben Deutschlands   ein- zuführen. Demnach müßte auch der Buchdrucker-Verband als ungeeignet" für eine Tarifgemeinschaft befunden werden, da auch bei ihm Unterschiede in der Entlohnung bis zu 25 Proz. statt- finden, und zwar gemäß des auch von den Prinzipalen anerkannten BuchdruckertarifS. Außerdem wird dem Buchbinder-Verband der Vorwurf gemacht, daß erhinter dem Rücken seines Kontrahenten", also des tarifbrüchigen Buchbindereibesitzer-Verbandes,agitiere", weil er man höre und staune Sondertarife mit einzelnen Firmen, unter Umgehung de? Buchbindereibesitzer-Verbandes, jetzt abzuschließen versuche. Wirklich köstlich! Derselbe Unter- nehmerverband, der unter derglorreichen Führung" des königlich sächsischen Kommissionsrates Fritzsche den Tarif erst gebrochen, dann gekündigt und zur Durchdrückung seiner unlauteren Zwecke nahezu 4000 ehrliche Arbeiter und Arbeiterinnen aufs Pflaster geworfen hat. verlangt noch Vertragstreue von den so miß- handelten Arbeitern und ihrem Verbände! Aber Herr Fritzsche hat sich nicht damit begnügt, solchen Brief zu schreiben, sondern hat ihn auch, bevor er an den Empfänger ab- ging, in einem Flugblatt veröffentlicht, das er von seinen Helfern an die Streikenden verteilen ließ. In diesem Flugblatt sind auch die Ausgaben des Buchbinder-VerbandeS angegeben, angeblich nach dem Jahresbericht von 1905. Die Zahlen sind entweder plumper Schwindel oder der Verfasser ist komplett unfähig. In Fettdruck heißt es dann weiter in diesemwahrheitS- getreuen" Flugblatt: Wir erkennen Ihren Verband nicht mehr a n."Unsere Mitglieder geben den Mit- gliedern Ihres Verbandes keine Stellung in ihrem Betriebe." Unterzeichnet ist das Flugblatt:Verband deutscher Buch- bindereibesitzer." Damit ist auch die Bahn klar für den Deutschen   Buchbinder- Verband und er wird den Kampf so weiter zu führen wissen, daß die gegen ihn geschmiedeten Pläne zuschanden werden. Der großeTaktiker" Fritzsche aber wird seinen Verband zu derselbenBlüte" emporführen, wie das von ihm geleitete Unter- nehmen. Und zu spät werden die von Herrn Fritzsche geführten Buchbindereibesitzer erkennen, daß sie die Angeführten sind. Der Streik im Töpfergewerbe beendet. Aus Breslau   wird telegraphiert: Vor dem Einigungsamte ist heute durch eine gemeinsame Kommission von Arbeitgebern und Arbeitnehmern deS Töpfergewerbes eine Einigung zustande gekommen, indem die Arbeitnehmer die ihnen bewilligte Lohnzulage von 7 Proz. an- genommen haben. Sowohl in den Breslauer wie in allen übrigen deuffchen Ofenfabriken soll Anfang nächster Woche die Arbeit wieder aufgenommen werden. Ein Ausstand in der LnznSpapierbranche. Die Arbeiter und Arbeiterinnen der Buchbindereiabteilung der Luxuspapierfabrik von Schloß in der Alexander st raße befinden sich seit Dienstag im Ausstand. Dieser Konflikt steht in einem gewissen Zusammen- hang mit der Maifeier. Wegen Beteiligung an der Maifeier ver- uchte   die Firma am Tage darauf eine Arbeitsordnung durchzusetzen. )ie den Arbeitern unannehmbar war. Das führte zu einem kurzen Streik, der mir der Zurückziehung der Arbeitsordnung endete. Zu Pfingsten aber wollte sich die Firma in anderer Weise für die Mai- eier rächen und den Arbeitern und Arbeiterinnen die bisher für die Feiertage gewährte Entschädigung von 3 und 2 M. nicht mehr zahlen. Bald daraus wurde der Vertrauensmann der Buchbinderei- abteilung entlassen. Eine Werkstattsitzung, die hierzu Stellung nehmen sollte, suchte die Firma dadurch zu vereiteln, daß sie an dem Abend die Arbeiterinnen um 5 statt um 0 Uhr Feierabend machen ließ. Um dem Plan entgegen zu wirken, machte auch ein Teil der Arbeiter nach Rücksprache mit dem Geschäfts, oder Werk- ührer um 5 Uhr Feierabend. Dafür wurden sie ausgesperrt. Ver- Handlungen mit der Geschäftsleitung führten zu keiner Einigung. Der Streik, der die Folge jener Matznahmen war, umfaßte gestern bereits 15 Arbeiter und 45 Arbeiterinnen. Herr Gastwirt BaukuS, Rixdorf, Allerstr. S/9, ersucht uns mit- zuteilen, daß in seinem Lokal kein Unberufener Leute serviert habe. 'i*r Betreffende(ehemalig selbständig) sei nachweisbar gewerk- chaftlich und politisch organisiert. Die Unterstellung, als ob er jüt arbeiterfeindliche Unternehmen sein Lokal zur Verfügung stelle, weise er mit Entschiedenheit zurück. Deutfrsiea Reich. AuS dem Saarrevier. Da der Streik auf der Burbacher Hütte täglich an Umfang zunahm, war die Hütte an demselben Tage, an welchem sie die bürgerliche Presse mit Berichtigungen überschüttete, in welchen sie den Ausstand als unbedeutend hinzustellen suchte, gezwungen, die noch beschäftigten Arbeiter zu beurlauben. Die Arbeiter schlössen sich auf die versprochene Unterstützung hin in Scharen dem christ- liehen Metallarbeiterverband an, dem es bei seiner notorischen Geld- kalamität sehr unheimlich dabei werden mochte und einen baldigen Frieden auf alle Fälle herbeisehnte. In der Not frißt der Teufel Fliegen, und in höchster Not ersuchte die Streikleitung den nationalliberalen Reichstagsabgeordneten Boltz um Vermittelung. Dieser gab seine Zusage. Die Verhandlung fand ohne Hinzu- ziehung von Arbeitern statt und wurde das Resulmt in einer am Sonntag stattgehabten Versammlung bekannt gegeben. Die Rede des Abgeordneten Boltz war ein einziges Loblied auf die Burbacher Hüttendirektion. Der christliche Sekretär WeneruS winselte bei- nahe um Gnade; er sand den Mut zu folgender Erklärung: Wir gestehen der Hütte zu. daß wir voreilig gehandelt haben, nehmen aber für uns in An- spruch, daß wir in gutem Glauben gehandelt haben." In den letzten Wochen und Monaten drehte sich der Kampf ausschließlich um das Koalitionsrecht. Die Hütte hat den Arbeitern in Burbach die Lokale abgetrieben, so daß diese sich nach Saarbrücken   und St. Johann flüchten mußten. Sie hat einen Hüttenverein gegründet, welcher als Ableiter dienen sollte. Die von der Hütte direkt oder indirekt gespeisteBurbacher Zeitung" hat die Organisation und deren Führer in der unflätigsten Weise mit Schmutz beworfen. Der Krämer-Prozeß hat seinen Ausgangs- punkt in der Verweigerung deS Koalitionsrechtes genommen und daS ganze saarabische System steht und fällt mit der Frage des Koalitionsrechtes. Daß ein Arbeiterführer nach all diesen Vor- kommnisien den Mut finden kann, die Hütte zu entschuldigen und sich selbst als den schuldigen Teil zu bekennen, ist wahrlich ein starkes Stück. Erklärlicherweise wurde dadurch die Direktion in ihrer Hartnäckigkeit bestärkt und die Arbeiter haben den Schaden. Nicht- Wiedereinstellung der vor dem 1. Juni entlassenen Arbeiter, welche die Kerntruppe der Organisation bilden, Verlust deren Knapp- schaftsrechte, bedingungslose Unterwerfung, die Neubesetzungen von Posten werden in keinem Falle rückgängig gemacht. Das sind die Bedingungen, unter denen die Arbeit wieder aufgenommen werden mußte.An diesen Kleinigkeiten," so sagte Herr WeneruS.stoßen wir unS nicht." Sie werden aber den von der Hütte erstrebten Erfolg haben, eine Zersplitterung der Arbeiter herbeizuführen. Somit gestaltet sich der ganze Ausstand zu einer kompletten Nieder- läge der Christlichen  , die sich ein zweites Mal die Finger nicht wieder verbrennen werden. Diese Niederlage ist herbeigeführt durch die Unfähigkeit der christlichen Führer, welche die Situation durchaus nicht beherrschten. Die Arbeiter werden aber einsehen, daß sie klüger gehandelt hätten, wenn sie anstatt dem christlichen Verbände dem Deutschen  Metallarbeiter-Verbande beigetreten wären, der sicher nicht die schmachvollen Bedingungen der Hütte akzeptiert haben würde. WaS verabsäumt wurde, muß jetzt schleunigst nachgeholt werden. Neue Kämpfe in der Dresdener   Metallindustrie. Die Vereinbarungen, die schließlich zur Beendigung der Metallarbeiteraussperrung in Dresden   führten, enthielten auch den Passus, daß die Arbeitsbedingungen nach Wiederaufnahme der Arbeit nicht verschlechtert werden dürften. Daran haben sich aber einige Firmen, vor allem die Eisengießerei Louis Paul in Radebeul  nicht gekehrt. Sie nahm Lohnreduktionen vor und als dieses ver- tragsbrüchige Verhalten von derSächsischen Arbeiterzeitung" fest- genagelt wurde, maßregelte sie zwei Arbeiter. Darauf haben die Arbeiter der Firma am Tonnerstag mit einmütiger Ar- beitsniederl egung geantwortet. In den ersten Wochen der Metallarbeiteraussperrung erklärten die Metallindustricllen in Dresden   durch große Plakate, die zur Irreführung des Publikums dienen sollten, sie könnten mit den organisierten Arbeitern keine Vereinbarungen abschließen, weil der Mctallarbeiterverband keine Gewähr für Einhaltung der Verträge biete. Jetzt hat sich gezeigt, daß der Mangel an Gewähr für Vor- tragseinhaltung bei den Unternehmern zu suchen ist. Der Maurcrstreil in Bayreuth   verschärft sich. Die Unternehmer wollen, dem Beispiele ihrer Kollegen in Hof folgend, Streikbrecher aus Italien   kommen lassen. Es scheint, daß die Unternehmer sich schon lange auf den Streik vorbereitet hätten, um sich von ihrem im vorigen Jahre gegebenen Versprechen, in diesem Frühjahr die Löhne freiwillig aufzubessern, zu drücken. Aus einem unserem Bayreuther  Parteiblatt zugewehten, an einen dortigen Bauunternehmer gerich- teten Schreiben eines italienischen Streikbrecheragenten geht hervor. daß die Herren sich schon vor längerer Zeit wegen der Heranziehung italienischer Arbeitskräste bemüht haben. Husland. Der Neunstundentag auf dem Bormarsche in der Schweiz  . Fu den Malern und Gipsern haben nun auch die Tapezierer in Zünch den Neunstundentag errungen, ebenso ein Teil der Zimmerer, während etwa 100 derselben noch im Kampfe stehen. Werter haben in Zürich   den Neunstnndentag die Buchdrucker(in der Grütli- druckerei die 8�/, stündige Arbeitszeit), die Anschläger, Steinhauer und Schreiner  . Auch in St. Gallen   haben dieses Jahr schon die Tapezierer den Neunstundentag errungen. Nun hat auch die Gotthardbahn   den Neunstundcntag in ihren Werkstätten eingeführt und müssen die Bundesbahnen, die von dem radikalkapitalistischen Klüngel beherrscht werden und die noch immer den Zehnstundentag haben, in aller Kürze nachfolgen. Massenstreik. Am Montag findet in Reichenberg  (Böhmen) eine Versammlung sämtlicher Fabrik- und Werkstätten. Vertrauensmänner statt mit der Tagesordnung: Die Vorbereitungen zum Massenstreik. Letzte Nachrichten und vepefcben. Internationaler Arbeiterschutz. Bern  , 14. Juni.  (W. T. B.) Der Bundesrat beschloß heute, die an der Internationalen Konserenz für Arbeiterschutz   vertreten gewesenen Staaten zu einer neuen diplomatischen Konferenz einzu- laden; dieselbe soll in der zweiten Hälfte des September in Bern  zusammentreten und sich mit der Frage der Aufstellung eines inter  - nationalen Vertrages betreffend Verbot der Nachtarbeit der Frauen in der Industrie zu befassen. Die Konferenz wird vom Bundesrat Deucher eröffnet werden. Was das Verbot der Verwendung des gelben Phosphors betrifft, so hat man für den Augenblick davon ab- gesehen, ein internationales Abkommen vorzuschlagen: da die von verschiedenen Staaten gestellte Bedingung, nämlich Zustimmun? Japans   zu den Beschlüssen, nicht erfüllt wurde. Zur Auslieferung des Ingenieur Rutenberg. Bern  , 14. Juni.  (Meldung der Schweizerischen Telegraphen. agentur.) Im eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement hat man keine Nachricht von einem AuSlieserungsbegehren gegen den Ingenieur Nutenberg, daS derNowoje Wremja" zufolge gestellt worden sein sollte, Dir Duma. PetrSburg, 14. Juni.'(W. T. B.) Reichsdunra. Nach Wieder- aufnahm« der Verhandlungen beschließt das Haus, einem Antrage auf Ausschluß des Abgeordneten Ulianow, der Redakteur eines ge- richtlich unterdrückten Blattes ist, nicht stattzugeben. Die Sitzung wird in der Folge geradezu stürmisch; der Oberprokurator im Kriegsministerium, General Pawlow, erklärt, die Todesstrafe könne von dem Kriegsininister nicht abgeschafft werden; dieser habe nicht da« Recht, sich den Entscheidungen der Gerichte in den Weg ztr stellen.(Rufe: Mörder! Henker!) Der Präsident droht, die Sitzung zu schließen. Die Abgeordneten Kusm, Laravaeff und LeduSley halten heftige Reden unter lärmenden Beifall; sie richten Angriffe auf die Regierung und lenken die Aufmerksamkeit aus die Berzweiflung, die sich des ganzen Landes bemächtige und zu fürchterlichen Geschehnissen führen könne. Der Priester Asanassiew erinnert an den Namen deS Leutnant Schmidt in Sebastopol. den er als Freiheitskämpfer feiert. Redner schließt damit, der Zorn Gottes werde aus die Uebcltiiter niederfallen und sie würden bei dem Gesetz keinen Schutz finden, wenn das erbitterte Volk aufstehen werde. dt Differenzen zwischen Rumänien   und Griechenland  . then, 14. Juni.  (Meldung der Agence Havas.) Die diplo- masischen Beziehungen zwischen Griechenland   und Rumänien   sind oftiziell abgebrochen. Rußland   übernimmt den Schutz der griechischen Untertanen in Rumänien   mit Ausnahme von Braila  , wo dies der französische   Konsul tut. Me griechischen Konsuln in Rumänien  sind abberufen worden. Kampf zwischen Griechen und Türken. Konstantinopel  , 14. Juni.  (Meldung des Wiener   k. l. Korre. spondenz-BureauS.) Wie aus Monastier telegraphisch gemeldet wird, fand am II. Juni in Kaza Florina ein heftiger Kampf statt zwischen einer 150 Köpfe zählenden griechischen Bande und türkischen Truppen. Die griechische Bande verlor zwanzig Mann, achtzehn wurden gefangen genommen. Nach anderer Meldung beläuft sich der Verlust der Bande auf 25 Tote, 20 Verwundete und 5 Ge- fangene, der der Türken auf 3 Tote und 5 Verwundete. Kämpfe in China  . Tientsin, 14. Juni.  (D. H.) Die Kämpfe der Chinesen gegen die Tschungusen verlaufen auch weiterhin unglücklich. Die Tschun- gusen hielten einen Zug an und erbeuteten 3000 an den Tartaren- general Bhao gesandte Gewehre mit Munition. Der Verlust bei den Kämpfen auf feiten der Regierungstruvpen beträgt 00 Mann. verantv. Redakteur: San» Weber. Berlin  . Inseratenteil veraytv.I i». Glocke. Berlin  . Druck u. Verlag: LorwärtSBuchdr.u.B-rlagS<mstaltPaul Singer LiTo..BerlinL)V. SierzuSBeilagenn.UnterhaltungSblatt