ToBen wir etwas vewilligek? ES wäre ein« Schande für die Stadt,diese Bewilligung auszusprechen!(Beifall bei den Sozialdemokraten, lOberbürgermeister Kirfchner: Ich kann sehr kurz sein:»Wasgehen uns die Gewalttaten, die Zustände in Rußland an?" fragteder Vorredner. Hätte er nur danach gehandelt! Die von ihm vor-gebrachten Tatsachen können wir nicht kontrollieren. Der Magistratist überzeugt, oaß eine Reihe von Deutschen, deutscher Abstammung,gleichviel ob deutsche oder russische Staatsangehörige, durch dieWirren in sehr bedrängte Verhältnisse gekommen sind. Diesen Not-leidenden soll eine Unterstützung gewährt werden. Vorsichtshalberist noch hinzugefügt, daß die baltischen Barone von der Unterstützungausgeschlossen sind. Der Hülfsausschutz hat bereits 2700 Personenunterstützt, zum großen Teil dadurch, daß ihnen die Mittel zurRückkehr in die Heimat gewährt worden sind; Arbeiter, Handwerker,Lehrer befinden sich darunter. Daß diese Leute, unverschuldet oderverschuldet, jetzt hülfsbedürftig sind, kann nicht bezweifelt werdenDaß es auch in Deutschland Unterstützungsbedürftige gibt, trifft znaber daö gute Herz der Berliner hat sich noch immer dann bewährt,wenn gerade solche ungewöhnlichen Notstände vorliegen.Stadtv. Dinse(N. L.): Ich will selbstverständlich Herrn StadbHägens Ausführungen nicht beipflichten, aber der größte Teil meinerFreunde hat sich entschieden, gegen die 10 000 M. zu stimmen.Stadtv. Kämpf(A. L.): Ich werde keine politische Rede haltenWir bedauern, daß diese Vorlage erst jetzt kommt; vor 3 Monatenhätte dieselbe Summe eine weit größere Wirkung gehabt. Trotzedem werden wir für beide Forderungen stimmen.Stadtv. Dr. Nathan(soz.-fortschr.): Für meine Glaubensgenossen in Rußland habe ich selbst schon größere Sammlungen ver>anstattet. Ich war auch selbst in Rußland und kenne die Not dortaus eigener Anschauung. Es handelt sich um keine politische Vor�läge. Ich halte es für geboten, für die Familien deutscher Adstammung zu sorgen, die aufs schwerste gelitten haben.(Beifall.)Stadw. Stadthagen(Soz.): Der Oberbürgermeister hat be-stätigt, daß alle Deutschen, ob deutsche Staatsbürger oder deutscherAbstammung, getroffen werden sollen, daß also die baltischenEdelinge in erster Reihe dazu gehören würden, wenn sie nicht freiwillig verzichtet hätten. Entscheiden soll das baltische Notstandskomitee. Hand aufs Herz: wo haben wir jemals unS eingemischtbei Notständen im Auslande, hervorgerufen durch innere Unruhen?Die Stadt und die Versammlung als solche darf kein politischesVotum aussprechen. In Rußland sind Millionen, die Hunger leiden,jahraus, jahrein gewesen; jetzt geht dort die Saat früherer Zeitenauf. Die heutigen 10 000 M. sind lediglich nach der politischen Seitezu bewerten. Nicht Linderung einer Not, sondern Parteinahmeinnerhalb eines Kampfes ist der Gegenstand. Die Frage, wer die„irregeleiteten Scharen" sind, hat der Magistrat nicht beantwortenkönnen. Wer sind die Herren vom Hülfskomitee? Ich bitte Sienochmals dringend, diese Vorlage abzulehnen. Hier in Berlinallein sind mehr als 10 000 M. notwendig für Hunderte und Aber-hunderte von Notleidenden; denken Sie doch nur an die eben be-schlossene Erhöhung der Krankenhauskostcn für Kinder! Will manmenschlich sein, Humanität beginnt im eigenen Hause. Wir abersollen das Geld hergeben für diejenigen, die dos Unglück verschuldethaben, für die, die die Konterrevolution und die Reaktion führen!(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)Stadtv. Sonnenfeld(A. L.): Es handelt sich eben tatsächlichnur um einen Akt der Humanität, den die internationale Courtoisiegeboten erscheinen läßt; wir nehmen damit keineswegs Stellungin dem politischen Kampfe zugunsten einer politischen Partei. Nichtden Kosaken, nicht den Helfershelfern der Regierung soll etwas zu-gewendet werden, sondern den Opfern der dortiaen Zustände!(Zu-stimmung.)Damit schließt die Diskussion.In n a m e n t l i ch e r Abstimmung wird die Spende von10 000 M. für Rußland mit 46 gegen 34 Stimmen bewilligt;ein erheblicher Teil der Versammlung verläßt vor der Abstimmungden Saal. Einstimmig werden dann die 5000 M. für Italien votiert.Das spezielle Projekt für eine Feldbahn auf dem RieselguteBuch wird genehmigt.Schluß der öffentlichen Sitzung gegen 8 Uhr.;6cwerkrcbaftUcbc9«Ein Dokument der Scharfmacher-Ehre.Unter welchen Umständen und mit welchem Menschen-Material die Metallindustriellen die streikenden Schlosser inBerlin niederringen»vollten, erhellt aus einem Revers, denman Streikbrechern zur Unterschrift vorlegte. Ein solchesDokument liegt uns im Original vor, es lautet also:Verband der Metalliudustriellrn im Bezirk Leipzig.Diö Arbeitsnachweisstelle befindet sich M a t t h ä i k i r ch h o f 2.Fernsprecher 2477.Leipzig, den 14. Mai 1900.Revers!Wir Endesunterzeichneten verpflichten uns zur Reise nachBerlin gegen freie Fahrt in IV. Wagenklasse und 1 M. Zehr-gelb. Nach Ankunft in Berlin verpflichten wir unS, die unsüberwiesenen Arbeiten bei der Firma, welche uns durch den»Bund der Arbeitgeber-Verbände Berlins" nachgewiesen wird.auf 4 laufende Wochen anzunehmen und auszuführen. Fernersind wir davon in Kenntnis gesetzt, daß beider Firma, in welcher wir Arbeit nachgew, csenerhalten sollen, z. Zt. gestreikt wird resp.Aussperrung besteht. Wir bekennen außerdem, daßunS, falls wir die Arbeit in Berlin freiwillig bor Ablauf derangegebenen 4 Wochen, vom Tage des Antritts an gerechnet,niederlegen, das verauslagte Reisegeld vom Lohn zu kürzen ist.Zur Sicherung dieses Unternehmens haben wir laut Verzeichnisunsere Legitimationspapiere abgegeben, sind vollständig mit dendortigen Verhältnissen und den uns gewordenen Verpflichtungenvertraut gemacht und in allen Punkten einverstanden, erklärenaußerdem, daß wir auS vollständig eigenem Antriebe die Arbeitin Berlin annehmen. Auch sind wir davon in Kenntnis gesetzt,daß der Stundenlohn in Berlin sich auf 45—00 Pf. steht.' Unterschrift,Quittung.'Bescheinige hiermit den Empfang einer Fahrkarte nachBerlin IV. Wagenklasse 3 M. 50 Pf. sowie 1 M, Zehrgeld und1 M. für Benutzung der Droschke in Berlin,Unterschrist.Damit die Herren Rausreißer nicht ermüden, stellt manihnen sogar eine Droschke zur Verfügung. Wie human lOder hatte die Fürsorge einen anderen Zweck? Etwas der-missen wir in dem Dokument. Es ist in dem Revers denMetallindustriellen nicht bestätigt worden, daß sie von denHerren Arbeitswilligen als gleich ehrbare, staatstreue undnützliche Elemente anerkannt werden. Wir meinen, solche Be-stätigung hätte sich doch auch noch erlangen lassen.Berlln und Omgegenck.Die Vernichtung des Luchvinder-BerbandeSist jetzt offen als Ziel des Verbandes der Buchbindereibefitzer pro-klamiert worden. In einem von Ueberhebung zeugenden Briefedes bekannten Herrn Fritzsche an den Vorstand des Buchbinder-Verbandes wird nach Empfang der von letzterem eingereichtenTarifvorlage erklärt:»Wir halten aber nicht nur die Entwürfe für ungeeignetfür den Abschluß einer neuen Tarifgemeinschaft, sondernwir halten sogar Ihren ganzen Verband fürungeeignet, mit uns eine neue Tarifgemein.fchaft einzugehen'..Begründet' wird diese Auffassung mit de« Hinweis, daß eSdem Deutschen Buchbinder-Verband nicht gelungen ist, einen all-gemeinen Tarif in allen Buchbindereibetrieben Deutschlands ein-zuführen. Demnach müßte auch der Buchdrucker-Verband als„ungeeignet" für eine Tarifgemeinschaft befunden werden, daauch bei ihm Unterschiede in der Entlohnung bis zu 25 Proz. statt-finden, und zwar gemäß des auch von den Prinzipalen anerkanntenBuchdruckertarifS. Außerdem wird dem Buchbinder-Verband derVorwurf gemacht, daß er„hinter dem Rücken seines Kontrahenten",also des tarifbrüchigen Buchbindereibesitzer-Verbandes,„agitiere",weil er— man höre und staune— Sondertarife mit einzelnenFirmen, unter Umgehung de? Buchbindereibesitzer-Verbandes,jetzt abzuschließen versuche. Wirklich köstlich! Derselbe Unter-nehmerverband, der unter der„glorreichen Führung" des königlichsächsischen Kommissionsrates Fritzsche den Tarif erst gebrochen,dann gekündigt und zur Durchdrückung seiner unlauteren Zweckenahezu 4000 ehrliche Arbeiter und Arbeiterinnen aufs Pflastergeworfen hat. verlangt noch Vertragstreue von den so miß-handelten Arbeitern und ihrem Verbände!Aber Herr Fritzsche hat sich nicht damit begnügt, solchen Briefzu schreiben, sondern hat ihn auch, bevor er an den Empfänger ab-ging, in einem Flugblatt veröffentlicht, das er von seinen Helfernan die Streikenden verteilen ließ. In diesem Flugblatt sind auchdie Ausgaben des Buchbinder-VerbandeS angegeben, angeblich nachdem Jahresbericht von 1905. Die Zahlen sind entweder plumperSchwindel oder der Verfasser ist komplett unfähig.In Fettdruck heißt es dann weiter in diesem„wahrheitS-getreuen" Flugblatt:„Wir erkennen Ihren Verband nicht mehra n."—„Unsere Mitglieder geben den Mit-gliedern Ihres Verbandes keine Stellung inihrem Betriebe."Unterzeichnet ist das Flugblatt:„Verband deutscher Buch-bindereibesitzer."Damit ist auch die Bahn klar für den Deutschen Buchbinder-Verband und er wird den Kampf so weiter zu führen wissen, daßdie gegen ihn geschmiedeten Pläne zuschanden werden.Der große„Taktiker" Fritzsche aber wird seinen Verband zuderselben„Blüte" emporführen, wie das von ihm geleitete Unter-nehmen. Und zu spät werden die von Herrn Fritzsche geführtenBuchbindereibesitzer erkennen, daß sie die Angeführten sind.Der Streik im Töpfergewerbe beendet. Aus Breslau wirdtelegraphiert: Vor dem Einigungsamte ist heute durch einegemeinsame Kommission von Arbeitgebern und Arbeitnehmern deSTöpfergewerbes eine Einigung zustande gekommen, indem dieArbeitnehmer die ihnen bewilligte Lohnzulage von 7 Proz. an-genommen haben. Sowohl in den Breslauer wie in allen übrigendeuffchen Ofenfabriken soll Anfang nächster Woche die Arbeit wiederaufgenommen werden.Ein Ausstand in der LnznSpapierbranche. Die Arbeiter undArbeiterinnen der Buchbindereiabteilung der Luxuspapierfabrik vonSchloß in der Alexander st raße befinden sich seit Dienstagim Ausstand. Dieser Konflikt steht in einem gewissen Zusammen-hang mit der Maifeier. Wegen Beteiligung an der Maifeier ver-uchte die Firma am Tage darauf eine Arbeitsordnung durchzusetzen.)ie den Arbeitern unannehmbar war. Das führte zu einem kurzenStreik, der mir der Zurückziehung der Arbeitsordnung endete. ZuPfingsten aber wollte sich die Firma in anderer Weise für die Mai-eier rächen und den Arbeitern und Arbeiterinnen die bisher für dieFeiertage gewährte Entschädigung von 3 und 2 M. nicht mehrzahlen. Bald daraus wurde der Vertrauensmann der Buchbinderei-abteilung entlassen. Eine Werkstattsitzung, die hierzu Stellungnehmen sollte, suchte die Firma dadurch zu vereiteln, daß sie andem Abend die Arbeiterinnen um 5 statt um 0 Uhr Feierabendmachen ließ. Um dem Plan entgegen zu wirken, machte auch einTeil der Arbeiter nach Rücksprache mit dem Geschäfts, oder Werk-ührer um 5 Uhr Feierabend. Dafür wurden sie ausgesperrt. Ver-Handlungen mit der Geschäftsleitung führten zu keiner Einigung.Der Streik, der die Folge jener Matznahmen war, umfaßte gesternbereits 15 Arbeiter und 45 Arbeiterinnen.Herr Gastwirt BaukuS, Rixdorf, Allerstr. S/9, ersucht uns mit-zuteilen, daß in seinem Lokal kein Unberufener Leute serviert habe.'i*r Betreffende(ehemalig selbständig) sei nachweisbar gewerk-chaftlich und politisch organisiert. Die Unterstellung, als ob erjüt arbeiterfeindliche Unternehmen sein Lokal zur Verfügung stelle,weise er mit Entschiedenheit zurück.Deutfrsiea Reich.AuS dem Saarrevier.Da der Streik auf der Burbacher Hütte täglich an Umfangzunahm, war die Hütte an demselben Tage, an welchem sie diebürgerliche Presse mit Berichtigungen überschüttete, in welchen sieden Ausstand als unbedeutend hinzustellen suchte, gezwungen, dienoch beschäftigten Arbeiter zu beurlauben. Die Arbeiter schlössensich auf die versprochene Unterstützung hin in Scharen dem christ-liehen Metallarbeiterverband an, dem es bei seiner notorischen Geld-kalamität sehr unheimlich dabei werden mochte und einen baldigenFrieden auf alle Fälle herbeisehnte. In der Not frißt der TeufelFliegen, und in höchster Not ersuchte die Streikleitung dennationalliberalen Reichstagsabgeordneten Boltz um Vermittelung.Dieser gab seine Zusage. Die Verhandlung fand ohne Hinzu-ziehung von Arbeitern statt und wurde das Resulmt in einer amSonntag stattgehabten Versammlung bekannt gegeben. Die Rededes Abgeordneten Boltz war ein einziges Loblied auf die BurbacherHüttendirektion. Der christliche Sekretär WeneruS winselte bei-nahe um Gnade; er sand den Mut zu folgender Erklärung:„Wir gestehen der Hütte zu. daß wir voreiliggehandelt haben, nehmen aber für uns in An-spruch, daß wir in gutem Glauben gehandelthaben."— In den letzten Wochen und Monaten drehte sich derKampf ausschließlich um das Koalitionsrecht. Die Hütte hat denArbeitern in Burbach die Lokale abgetrieben, so daß diese sich nachSaarbrücken und St. Johann flüchten mußten. Sie hat einenHüttenverein gegründet, welcher als Ableiter dienen sollte. Dievon der Hütte direkt oder indirekt gespeiste„Burbacher Zeitung"hat die Organisation und deren Führer in der unflätigsten Weisemit Schmutz beworfen. Der Krämer-Prozeß hat seinen Ausgangs-punkt in der Verweigerung deS Koalitionsrechtes genommen unddaS ganze saarabische System steht und fällt mit der Frage desKoalitionsrechtes. Daß ein Arbeiterführer nach all diesen Vor-kommnisien den Mut finden kann, die Hütte zu entschuldigen undsich selbst als den schuldigen Teil zu bekennen, ist wahrlich ein starkesStück. Erklärlicherweise wurde dadurch die Direktion in ihrerHartnäckigkeit bestärkt und die Arbeiter haben den Schaden. Nicht-Wiedereinstellung der vor dem 1. Juni entlassenen Arbeiter, welchedie Kerntruppe der Organisation bilden, Verlust deren Knapp-schaftsrechte, bedingungslose Unterwerfung, die Neubesetzungen vonPosten werden in keinem Falle rückgängig gemacht. Das sind dieBedingungen, unter denen die Arbeit wieder aufgenommen werdenmußte.„An diesen Kleinigkeiten," so sagte Herr WeneruS.„stoßenwir unS nicht." Sie werden aber den von der Hütte erstrebtenErfolg haben, eine Zersplitterung der Arbeiter herbeizuführen.Somit gestaltet sich der ganze Ausstand zu einer kompletten Nieder-läge der Christlichen, die sich ein zweites Mal die Finger nichtwieder verbrennen werden. Diese Niederlage ist herbeigeführtdurch die Unfähigkeit der christlichen Führer, welche die Situationdurchaus nicht beherrschten.Die Arbeiter werden aber einsehen, daß sie klüger gehandelthätten, wenn sie anstatt dem christlichen Verbände dem DeutschenMetallarbeiter-Verbande beigetreten wären, der sicher nicht dieschmachvollen Bedingungen der Hütte akzeptiert haben würde. WaSverabsäumt wurde, muß jetzt schleunigst nachgeholt werden.Neue Kämpfe in der Dresdener Metallindustrie.Die Vereinbarungen, die schließlich zur Beendigung derMetallarbeiteraussperrung in Dresden führten,enthielten auch den Passus, daß die Arbeitsbedingungennach Wiederaufnahme der Arbeit nicht verschlechtertwerden dürften. Daran haben sich aber einige Firmen, vorallem die Eisengießerei Louis Paul in Radebeulnicht gekehrt. Sie nahm Lohnreduktionen vor und als dieses ver-tragsbrüchige Verhalten von der„Sächsischen Arbeiterzeitung" fest-genagelt wurde, maßregelte sie zwei Arbeiter. Darauf haben dieArbeiter der Firma am Tonnerstag mit einmütiger Ar-beitsniederl egung geantwortet.In den ersten Wochen der Metallarbeiteraussperrung erklärtendie Metallindustricllen in Dresden durch große Plakate, die zurIrreführung des Publikums dienen sollten, sie könnten mit denorganisierten Arbeitern keine Vereinbarungen abschließen, weil derMctallarbeiterverband keine Gewähr für Einhaltung der Verträgebiete. Jetzt hat sich gezeigt, daß der Mangel an Gewähr für Vor-tragseinhaltung bei den Unternehmern zu suchen ist.Der Maurcrstreil in Bayreuth verschärft sich. Die Unternehmerwollen, dem Beispiele ihrer Kollegen in Hof folgend, Streikbrecheraus Italien kommen lassen. Es scheint, daß die Unternehmer sichschon lange auf den Streik vorbereitet hätten, um sich von ihrem imvorigen Jahre gegebenen Versprechen, in diesem Frühjahr die Löhnefreiwillig aufzubessern, zu drücken. Aus einem unserem BayreutherParteiblatt zugewehten, an einen dortigen Bauunternehmer gerich-teten Schreiben eines italienischen Streikbrecheragenten geht hervor.daß die Herren sich schon vor längerer Zeit wegen der Heranziehungitalienischer Arbeitskräste bemüht haben.Husland.Der Neunstundentag auf dem Bormarsche in der Schweiz. Fuden Malern und Gipsern haben nun auch die Tapezierer in Zünchden Neunstundentag errungen, ebenso ein Teil der Zimmerer,während etwa 100 derselben noch im Kampfe stehen. Werter habenin Zürich den Neunstnndentag die Buchdrucker(in der Grütli-druckerei die 8�/, stündige Arbeitszeit), die Anschläger, Steinhauerund Schreiner. Auch in St. Gallen haben dieses Jahr schon dieTapezierer den Neunstundentag errungen.— Nun hat auch dieGotthardbahn den Neunstundcntag in ihren Werkstätten eingeführtund müssen die Bundesbahnen, die von dem radikalkapitalistischenKlüngel beherrscht werden und die noch immer den Zehnstundentaghaben, in aller Kürze nachfolgen.Massenstreik. Am Montag findet in Reichenberg(Böhmen) eine Versammlung sämtlicher Fabrik- und Werkstätten.Vertrauensmänner statt mit der Tagesordnung: Die Vorbereitungenzum Massenstreik.Letzte Nachrichten und vepefcben.Internationaler Arbeiterschutz.Bern, 14. Juni.(W. T. B.) Der Bundesrat beschloß heute,die an der Internationalen Konserenz für Arbeiterschutz vertretengewesenen Staaten zu einer neuen diplomatischen Konferenz einzu-laden; dieselbe soll in der zweiten Hälfte des September in Bernzusammentreten und sich mit der Frage der Aufstellung eines inter-nationalen Vertrages betreffend Verbot der Nachtarbeit der Frauenin der Industrie zu befassen. Die Konferenz wird vom BundesratDeucher eröffnet werden.— Was das Verbot der Verwendung desgelben Phosphors betrifft, so hat man für den Augenblick davon ab-gesehen, ein internationales Abkommen vorzuschlagen: da die vonverschiedenen Staaten gestellte Bedingung, nämlich Zustimmun?Japans zu den Beschlüssen, nicht erfüllt wurde.Zur Auslieferung des Ingenieur Rutenberg.Bern, 14. Juni.(Meldung der Schweizerischen Telegraphen.agentur.) Im eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement hatman keine Nachricht von einem AuSlieserungsbegehren gegen denIngenieur Nutenberg, daS der„Nowoje Wremja" zufolge gestelltworden sein sollte,„Dir Duma.PetrSburg, 14. Juni.'(W. T. B.) Reichsdunra. Nach Wieder-aufnahm« der Verhandlungen beschließt das Haus, einem Antrageauf Ausschluß des Abgeordneten Ulianow, der Redakteur eines ge-richtlich unterdrückten Blattes ist, nicht stattzugeben. Die Sitzungwird in der Folge geradezu stürmisch; der Oberprokurator imKriegsministerium, General Pawlow, erklärt, die Todesstrafe könnevon dem Kriegsininister nicht abgeschafft werden; dieser habe nichtda« Recht, sich den Entscheidungen der Gerichte in den Weg ztrstellen.(Rufe: Mörder! Henker!) Der Präsident droht, dieSitzung zu schließen. Die Abgeordneten Kusm, Laravaeff undLeduSley halten heftige Reden unter lärmenden Beifall; sie richtenAngriffe auf die Regierung und lenken die Aufmerksamkeit aus dieBerzweiflung, die sich des ganzen Landes bemächtige und zufürchterlichen Geschehnissen führen könne. Der Priester Asanassiewerinnert an den Namen deS Leutnant Schmidt in Sebastopol. dener als Freiheitskämpfer feiert. Redner schließt damit, der ZornGottes werde aus die Uebcltiiter niederfallen und sie würden beidem Gesetz keinen Schutz finden, wenn das erbitterte Volk aufstehenwerde.dtDifferenzen zwischen Rumänien und Griechenland.then, 14. Juni.(Meldung der Agence Havas.) Die diplo-masischen Beziehungen zwischen Griechenland und Rumänien sindoftiziell abgebrochen. Rußland übernimmt den Schutz der griechischenUntertanen in Rumänien mit Ausnahme von Braila, wo dies derfranzösische Konsul tut. Me griechischen Konsuln in Rumäniensind abberufen worden.Kampf zwischen Griechen und Türken.Konstantinopel, 14. Juni.(Meldung des Wiener k. l. Korre.spondenz-BureauS.) Wie aus Monastier telegraphisch gemeldetwird, fand am II. Juni in Kaza Florina ein heftiger Kampf stattzwischen einer 150 Köpfe zählenden griechischen Bande und türkischenTruppen. Die griechische Bande verlor zwanzig Mann, achtzehnwurden gefangen genommen. Nach anderer Meldung beläuft sichder Verlust der Bande auf 25 Tote, 20 Verwundete und 5 Ge-fangene, der der Türken auf 3 Tote und 5 Verwundete.Kämpfe in China.Tientsin, 14. Juni.(D. H.) Die Kämpfe der Chinesen gegendie Tschungusen verlaufen auch weiterhin unglücklich. Die Tschun-gusen hielten einen Zug an und erbeuteten 3000 an den Tartaren-general Bhao gesandte Gewehre mit Munition. Der Verlust beiden Kämpfen auf feiten der Regierungstruvpen beträgt 00 Mann.verantv. Redakteur: San» Weber. Berlin. Inseratenteil veraytv.I i». Glocke. Berlin. Druck u. Verlag: LorwärtSBuchdr.u.B-rlagS<mstaltPaul Singer LiTo..BerlinL)V. SierzuSBeilagenn.UnterhaltungSblatt