Nr. 136. 23. Iahrgavg. 2. Mze des Joraütte" Krlim DckMM Freitag, 15. Jam 1906. Partei- 5ZngeIegenkeiten. Mahlsdorf . Am Sonnabend, den 16. d. M., abends S'/a Uhr, findet im Lokale von Werneke, Hönowerstr. 6. die Generalversamm- lung des Wahlvereins statt. Der wichtigen Tagesordnung wegen er- sucht um zahlreichen Besuch Der Vorstand. Zossen . Die Genossen werden hierdurch noch einmal auf den am Sonntag, den 17. Juni stattfindenden Ausflug nach Mittenwalde aufmerksam gemacht und um recht rege Teilnahme ersucht. Sanunel- Platz mittags 1 Uhr bei Schimke. Verna». Am Sonnabend, den 16. Juni, abends 9 Uhr. findet im Lokale von Friedrich. Bnrgermeisterstraße, die Wahlvereins- Versammlung statt. 1. Diskussion über Punkt 10 des Programms. 2. Uebernahme des„Borwärts'-Vertriebes in eigene Regie. berliner jVacbricbten* Aus der Stadtverordneten-Versammlung. Die Verteuerung der Krankenpflege macht Fortschritte. Nun hat auch die Erhöhung der Kurkosten für die in städtischen Krankenhäusern verpflegten Kinder, die vom Magistrat für nötig gehalten wird, in der Stadtverordneten-Versammlung eine Mehrheit gefunden. Gegen die Gründe, die der Magistrat für diese Maßregel an führt, wandte sich unser Genosse W e y l. Nachdem die Charitö mit der Erhöhung des Kurkostensatzcs für Kinder vorangegangen ist, müsse die Stadt, so sagt der Magistrat, ihr auf diesem Wege folgen, weil sonst eine Ueberfüllung der Kinderabteilungen der städtischen Krankenhäuser zu erwarten sei. Wehl bemerkte zutreffend, daß in den Krankenhäusern die für Kinder verfügbaren Betten ja ohnedies ständig belegt seien. Der Appell an„das soziale Verantwortlich k e i t s g e f ü h l" der Stadtverwaltung, mit dem unser Redner schloß, blieb natürlich ohne Wirkung. Die Verteuerung� Maßregel, die in der Deputation von einem Manne wie Wallach angeregt worden ist, wurde von der Mehrheit gebilligt. Nicht einmal der Vorschlag des Herrn Nathan, die Angelegenheit doch erst noch in einem Ausschuß zu prüfen. konnte durchdringen. Zu einer bemerkenswerten Debatte führte der Antrag des Magistrats, eine„Unterstützung für die notleiden- den Deutschen Rußlands " zu bewilligen. Die Be gründung, mit der dieser Antrag den Stadtverordneten vor gelegt wurde, ließ deutlich genug erkennen, daß er nicht lediglich aus dem an sich verständlichen Wunsch, zur Linderung fremder Not beizutragen, hervorgegangen war. Durch den Wortlaut der Begründung verriet unser unvorsichtiger Magistrat, daß ihm diese Unterstützungsaktion zugleich eine Kundgebung bedeutete— eine Kundgebnng gegen die tapferen Freiheitskämpfer Rußlands . Daß hiernach die Stadt Berlin sich offiziell auf die Seite der Henkersknechte der russischen Reaktion stellen würde, wenn die Stadtverordneten-Versammlung die in dieser Weise be gründete Unterstützung bewilligen wollte, das wurde von unserem Genossen Stadthagen in einer leiden fchaftlichen Anklagerede dargelegt. Dem Magistrat und der freisinnigen Mehrheit der Versammlung war es offenbar sehr verdrießlich, daß sich unseren Genossen im Berliner Stadt- Parlament eine ganz unerwartete Gelegenheit geboten hatte, auch hier einmal die Schandtaten der russischen Regierung und ihrer Helfershelfer zu brandmarken. Oberbürgermeister K t r s ch n e r wußte nicht viel zu antworten; er vermochte nicht, den Eindruck zu verwischen, daß die Stadt Berlin mit dieser„Unterstützung" Partei ergreift und— er- greifen soll. Die beantragte Summe wurde schließlich be- willigt. Eine Frage drängt sich uns hier auf. Wenn am 21. Januar in BerlindieKanonen losgegangen wären— würden da dieBerliner Gemeindebehörden sich in gleicher Weise der Opfer angenommen haben? Hätte da der Magistrat eine Unterstützung für not- leidende Witwen und Waisen beantragt und hätte die Stadt- verordnetenversammlung zugestimmt? Oder hätten Magistrat und Stadtverordnetenversammlung gefunden, daß das als eine Sympathiekundgebung erscheinen könnte? Die neuen Fernsprechämter Berlin-Charlottenburg und 6 werden demnächst, darauf auch 7 nach dem Berliner System ohne Kurbel und Batterie bei den Sprechstellen eröffnet. Neben der Anleitung zur Benutzung nach der alten Weise enthält das neue Teilnehmerverzeichnis, das am Freitag zur Verteilung kommt, eine ausführliche Anleitung zur Benutzung der Anschlüsse des neuen Systems. Teilnehmer A eines neuen Amtes nimmt den Fern» Hörer von dem Haken und hält ihn mit der Schallöffnung anS Ohr. Hierdurch erfolgt der Anruf der Vermittelungsanstalt selbsttätig; einer Kurbeldrehung bedarf eS nicht! Auf die Antwort der Ver- mitkelungsanstalt„Hier Amt" nennt A die Nummer von B, sosern dieser an dieselbe Vermittelungsanstalt angeschlossen ist, z. B. „Nummer drei". Der Beamte der Vermittelungsanstalt wiederholt die gewünschte Nummer, gibt, wenn diese frei ist. zurück:„Ich werde rufen" und weckt B an. A, der den Fernhörer am Ohr behalten hat. beginnt sogleich auf die Gegenmeldung„Hier B" die Unterredung mit:„Hier A". War der gewünschte Teilnehmer besetzt, so wird wie bisher verfahren. Sind A und B an verschiedenen VermittelungSanstalten. z. B. an 6 und 3 angeschlossen. so nennt A nur die Vermittelungsanstalt. an die B angeschlossen ist sAmt 3). Der Beamte der ersten Vermittelungsanstalt sagt: „Amt 3— Ich werde rufen". Auf den Anruf deS Amts ant- wortet die Vermittelungsanstalt 3 dem Teilnehmer A:„Hier Amt 3", worauf A die Nummer von B nennt. Der Beamte von Amt 3 wiederholt die verlangte Anschlußnummer mit dem Zusätze: „Ich werde rufen" und weckt B an. Uebereinstimmend hiermit wird verfahren, wenn der Teilnehmer A einem der alten Aemter 1. 2, 3, 4(einstweilen auch 7) und der Teilnehmer B einem neuen Amte(6, Berlin-Charlottenburg . später 7) angehört, nur ist dann daS erste Amt in gewöhnlicher Werse mittelst Induktors anzurufen. Nach Beendigung des Gesprächs hängen beide Teilnehmer ihren Fernhörer an den Halen und bestätigen dadurch bei den Ver- mittclungsanstalten 3. 4. S. 7 und Berlin-Charlottenburg die Schlußzeichen. Teilnehmer der Aemter 1 und 2 geben außerdem noch wie bisher ein besonderes Schlußzeichen durch dreimaliges Drehen der Jnduktorkurbel wie unter a. Das Anhangen des Fern- Hörers bei etwaigen kurzen Gesprächspausen sowie daS bloße Niederdrücken des Hakens veranlaßt im Verkehr mit den Ver- mittelungsanstalten 3, 4. K. 7 und Berlin-Charlottenburg vorzeitige Trennung. Sind Unterbrechungen des Gesprächs nicht zu ver. meiden oder wird nach Schluß der Unterredung eine andere Ver- bindung gewünscht, so ist zunächst der Hörer anzuhängen und dann, aber nicht vor Ablauf einer halben Minute, die VermittelungS- anstalt von neuem durch Abnehmen des Fernhörers anzurufen. Klosetts ohne Anschluß an Wasserleitung und Kanalisation sind im Stadtgebiet Berlin zwar immer noch anzutreffen, aber man wird sie höchstens in den noch unregulierten Straßen der Außenbezirke vermuten. Daß auch im Innern der Stadt und in einer der besseren Straßen eine solche Reliquie aus Berlins kanalisationsloser Zeit sich erhalten haben könnte, das wird kaum jemand glauben wollen. Doch es ist eben keine Regel ohne Aus- nähme. In dem alten Hause Charlottenstraße 96 sind im dritten Stockwerke des Vordergebäudes die Inhaber von drei kleinen Wohnungen auf ein gemeinschaftliches Klosett angewiesen, das sich auf dem Treppenabsatz befindet und weder an die Wasserleitung noch an die Kanalisation angeschlossen ist. Dieses Klosett ist noch ganz in der einfach-bescheidenen Art vergangener Tage eingerichtet. Hauptbestandteil ist ein schlichter Eimer, den der Hausbesorger wenn's dunkel geworden ist, auf den Hof hinabträgt, um ihn dort auszuleeren. Für die kleinen Mieter, die da oben wohnen, mag das den Besitzern dieses Hauses als komfortabel genug erscheinen. Wundern mutz man sich aber, daß unsere Polizei, die doch sonst in alles hineinschnüffelt, bisher an dieser duftenden Blüte haus� besitzerlicher Bescheidenheit schonend vorübergegangen ist. Wenn Kinder in Fürsorgeerziehung kommen sollen, wird oft au eine Weise verfahren, die nicht als die zarteste zu bezeichnen ist. Wir teilten erst kürzlich einen Fall mit, aus welchem nach einer Aeußerung eines Beamten zu schließen war, daß sogar solche Kinder mit dem grünen Wagen Bekanntschaft machen müßten und ersuchten die zuständigen Behörden um Auskunft, ob ein solches Verfahren gang und gäbe sei. Bis jetzt ist eine Antwort auf unsere Frage ausgeblieben, obwohl wir sonst in anderen Fällen, in denen es sich um polizeiliche Angelegenheiten handelte, bald eine Berichtigung au Grund des Z 11 des Preßgesetzes erhielten. Da wir von einer derartigen Zuschrift verschont blieben, möchten wir beinahe annehmen. daß eS mit der oben wiedcrgegebenen Aeußerung des Beamten in bezug auf den Transport von Kindern, die in Fürsorge erziehung kommen sollen, seine Richtigkeit hat. Ist das der Fall, so paßt allerdings ganz gut die Art dazu. wie die Kinder aus ihrer Wohnung abgeholt werden. So wird uns jetzt ein Fall ans der Ellsabethstrahe mitgeteilt, nach dem am Dienstag in der Wohnung einer Handelsfrau zwei Kriminalbeamte erschienen, um ein fünfzehnjähriges Mädchen ab- zuholen. Während die zwei Kriminalbeamten in der Wohnung waren, sollen zwei uniformierte Beamte vor der Wohnung Posten gestanden haben. Wenn das sich so verhält, und wir haben keinen Grund, die uns gemachten Mitteilungen zu bezweifeln, so wäre das eine Art und Weise, wie man schlimmer auch keinen Verbrecher be- handeln kann. Hennig gegenüber benahm man sich reservierter. Ein anderes achtjähriges Kind wurde direkt aus der Schule abgeholt und wir müssen wieder die Frage aufwerfen: In welcher Weise werden diese Kinder von der Polizei weiter befördert? Man werfe nicht ein, eS handelt sich ja um verwahrloste Kinder. In vielen Fällen mag dies zutreffen, eS gibt aber auch eine Anzahl Fälle, in denen es sich um Kinder handelt, die nicht das geruigste verbrochen haben und die nur des Lebenswandels der Eltern wegen den Eltern abgenommen werden. Es iväre wirklich an der Zeit, wenn bezüglich der Abholung und des Transportes solcher Kinder, die in Fürsorgeerziehung genommen werden sollen. Grundsätze aufgestellt werden, nach denen es unmöglich ist, daß diese bedauerswerten Geschöpfe von vornherein wie Verbrecher be- handelt werden._ Praktiken der Kleinbahn. Das Fahren auf der Staatsbahn gehört geWitz nicht zu den Annehmlichkeiten für einen, der sich nicht mehr als die vierte Klasse leisten kann und wir sind oft schon in die Lage gekommen, die Reize einer solchen Fahrt in unserem Blatte schildern zu müssen; immer- hin ist aber die Benutzung der Staatsbahn der einer Privatgesell- schaft gehörigen Kleinbahn nach verschiedenen Richtungen hin vor- zuziehen. Aber man kann in manchen Fällen einer solchen Be- Nutzung dei'-Meinbahn nicht aus dem Wege gehen, will man sich nicht gerade auf Schusters Rappen verlassen. Wer zum Beispiel nach Mühlenbeck fahren will, muß sich einer solchen Kleinbahn anvertrauen, und tut er das, so kann er manchmal recht sonderbare Erfahrungen machen. Einer unserer Leser teilt uns eine solche Erfahrung zu Nutz und Frommen weiterer Kreise mit. Am Donnerstag, den 7. Juni, löste er sich am Schalter in Reinickendorf -Rosenthal eine Fahrkarte„nach Mühlenbeck hin und zurück". Er legt ein Zweimarkstück hin und bekommt 1.45 M. zurück. Auf der Karte stand:„7. 06. 06. Reinickendorf -Rosenthal nach Mühlenbcck und zurück 55 Pf." Mit dieser Karte passierte der Passagier die Bahnsteigkontrolle, wurde auf der Hinfahrt im Wagen kontrolliert und zeigte sie beim Ausgang vor. Bei der Rückfahrt mußte er wieder die Kontrolle passieren und quetschte sich, so gut es ging.• den Wagen hinein Als er in Reinickendorf -Rosenthal ausstieg.t der die Fahrkar. unterwegs einsammelnde Schaff- ner dem Ahnungslosen entgegen mit den Worten: Kommen Sie mal hier rein! und als der so Aufgeforderte nicht sofort begreifen konnte, was er denn eigentlich da sollte, wurde er gepackt und es begann ein Hin und Her, bis er schließlich ins Stationsbureau gebracht wurde, wo man ihn als Arrestanten erklärte. Nach Fest- stellung der Personalien r~s um eine Erfahrung auf der Klein- bahn reicher konnte dann �.r so Behandelte seiner Wege gehen. Jeder wird nun fragen: Wie kommen Beamte oazu, ohne weiteres eine Sistierung vorzunehmen? Der Grund ist, wie sich später her- ausstellte, folgender: Dem Passagier ist am Schalter eine so- ?cnannte SonntagSkarte verabfolgt worden und da er es unter- ieß, eine Kontrolle über den Fahrkartenverkäufer auszuüben und ihn über seine Pflichten zu belehren, wurde er das Opfer seiner Naivetät. Denn naiv scheint eS zu sein, sich auf den Fahrkarten. Verkäufer zu verlassen, obwohl man meinen sollte, eS sei Aufgabe der Verwaltung, für Ordnung im Betriebe zu sorgen und nicht für Versehen ihrer Beamten die Passagiere verantwortlich zu machen und ihnen Scherereien zu bereiten. Aus dem Straßengetriebt. VierZufammenstößeimStraßenbahnbetriebe werden vom gestrigen Tage gemeldet. Gegen 0 Uhr morgens fuhr der Straßenbahnwagen Nr. 2216 der Linie 67 an der Ein- mündung der Gertraudtenstratze zum Spittelmarkt infolge falscher Weichenstellung gegen die Vorderplattform des aus entgegengesetzter Richtung kommenden Motorwagens Nr. 1875 der Linie 69. An beiden Waggons wurden die Plattformen beschädigt. Eine in dem elfteren Wagen sitzende Frau Galley, Littauerstraße 12, erlitt eine unerhebliche Kontusion am rechten Arm.— Gegen 11 Uhr vor- mittags fuhr ein Vieh-Transportwagen der Firma Jakobik an der Ecke der Wichmann- und Kurfürsteustraße seitlich gegen den An- Hängewagen Nr. 109 eines Straßenbahnzuges der Linie WilmerS- dorf-Kupfergraben der Cbarlottenburger Straßenbahn. An dem angefahrenen Wagen wuroe eine HoMütze zertrümmert und zwei eiserne Stützen verbogen. Der im Wagen sitzende Student Hans Wolf, Uhlandstraße 40, wurde zu Boden geschleudert und erlitt einen Bruch oes rechten Unterschenkels. — Gegen 4 Uhr nach. mittags fuhr vor dem Hause Friedrichstraße 12 der Automobil- omnibuS Nr. 1308, einem vor ihm fahrenden Pferdeomnibus aus- weichend, gegen die Bordcrplattform des auS entgegengesetzter Richtung kommenden Straßenbahnwagens der Linie 34. An dem Bahnwagen wurde die Vorderplattform eingedrückt, an dem Omnibus die Seitenwand zertrümmert und zwei Scheiben zer» splittert.— Gegen%8 Uhr abends fuhr an der Ecke der Dorotheen- und Universttätkstraße die Droschke 4745 gegen die Seitenwand des Straßenbahnwagens Nr. 261 der Linie T. Der Bahnwagen blieb unbeschädigt, von der Droschke wurden die Scheerbäume zerbrochen. Von einer Droschke überfahren und schwer verletzt wurde gestern abend der 10jährige Sohn Walter des Postbeamten Andreas auS der Schillstraße 4. Der Knabe hatte für die Mutter einen Einkauf besorgt und als er am Lüdow-Ufer den Stratzendamm überschritt, beobachtet- er vor dem Grundstück Nr. 29 nicht das Herannahmen einer Droschke. Der Kleine wurde um» gerissen und so unglücklich auf die Straße geschleudert, daß ihm die Räder der Droschke über den Leib hinweggingen. Mit schweren inneren Verletzungen wurde A. nach der Unfallstation XX. und von dort nach dem Augusta-Hospital gebracht. Unter der Rangiermaschine. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich gestern abend auf dem Tempelhoser Rangierbahnhof. Beim Umleiten mehrerer Güterwagen geriet der 27 Jahre alte Rangierer Emil Bornhoff aus der Monumentenstraße 7 unter die Maschine und wurde überfahren. Der Bedauernswerte erlitt so schwere Ver- letzungen, daß er in bedenklichem Zustande in das Elisabethkranken- Haus eingeliefert werden mußte. Wegen einer Benzin-Explofion wurde am Donnerst:., die Feuerwehr(der 13. Zug) nach der Linienstraße 199a gerufen, wo in einer Fahrradhandlung die Explosion durch Fahrlässigkeit ent- standen war. Die Gefahr konnte schnell beseitigt werden. Der Materialschaden ist nur unbedeutend und die Personen kamen mit dem Schrecken und leichten Verletzungen davon. Die Tat eines Geisteskranken rief gestern in der Chausseestraße eine große Aufregung hervor. Der 38jährige Uhrenhändler Georg Ahrends begab sich gestern in eine Gastwirtschaft in der Chaussee- straße und ließ sich ein Glas Bier geben. Plötzlich zog er einen Revolver hervor, um sich zu erschießen. Einer von den zahlreichen Gästen hatte das Vorhaben des Lebensmüden bemerkt und wollte ihm die Waffe entreißen. Als dies A. sah, schoß er blindlings in das Lokal hinein. Eine Kugel traf den 20jährigen Kaufmann Walter Hopitz aus der Schandauerstraße 17, der erst vor einigen Tagen aus Breslau gekommen war. Die anderen bohrten sich in das Büfett ein. H. brach, am Oberschenkel, dicht am Unterleib ge- troffen, zusammen und wurde nach der Unfallstation in der Lindowerstraße gebracht, wo das Geschoß auf der entgegengesetzten Seite entfernt wurde. Der Zustand des Schwerverletzten ist des- wegen bedenklich, weil auch die Schlagader getroffen wurde. H. fand im Moabiter Krankenhause Aufnahme. A. wurde zunächst nach dem nahen Polizeirevier und von dort nach der Irrenanstalt in Dalldorf übergeführt. Keine Obstreste auf die Straße werfen. Zwei Opfer hat die Unsitte, Obstreste achtlos auf die Straße zu werfen, gestern abend gefordert. Als der 32jährige Schlosser Max Oe., Koloniestraße 37 wohnhaft, gegen 10 Uhr aus dem Heimwege begriffen war, trat er vor der Haustür versehentlich auf einen Kirschstein, glitt aus und stürzte so unglücklich zu Boden, daß er einen doppelten Bruch deS linken Unterschenkels davontrug.— Die 12jährige Schülerin Margarete F., Bellermannstraße 85a, hatte vor dem Elternhause mit anderen Kindern gespielt, war beim Laufen gleichfalls auf einen Kirschstein geraten und zog sich bei dem Sturze emen doppelten Bruch des rechten Unterschenkels zu. Die beiden Verunglückten mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Ueber einen Raubmordversuch, der sich in Summt an der Nord- bahn zugetra�n haben soll, werden verschiedene Mitteilungen ver- breitet. Danach soll der pensionierte Beamte A. v. Eisenwerke nachts im Walde von Wensickendorf und Summt von drei Unbekannten überfallen und beraubt worden sein. In Wirklichkeit soll eS sich um eine Schlägerei handeln, bei der ein Müllergeselle obigen Namens aus Mühlenbeck leichtere Verletzungen erhalten hat. v. E. sei nach dem Auguste Viktoria-KrankenhauS in Weißensee gebracht worden, aus dem seine Entlassung in Kürze erfolgen werde. Bon Dresden nach Berlin übergeführt wurde am Mittwoch der wegen verschiedener Mordtaten verhaftete Max Dietrich. Unter- wegs hat er ein Geständnis abgelegt, die Portierfrau Schurm un- weit Zeuthen ermordet zu haben. Auch zu dem Morde an der Schiffcrfrau Graßnick soll Dietrich zutreffende Angaben gemacht haben. Ein bedauerlicher Bammfall ereignete sich gestern nachmittag in der dritten Swnde auf dem von der Firma Gause ausgeführten Neubau am Pariser Platz. Ein frisch gemauerte? Gewölbe stürzte in ich zusammen und wurde dabei der Maurer Heinemann am Kopfe schwer verletzt, so daß er einem Krankeuhause überliefett werden mußte. Der Unfall soll darauf zurückzuführen sein, daß die Schalung zu ftüh entfernt worden ist. Wie uns die OrganisationS- leitung mitteilt, sind auf dem Neubau nicht weniger als fiinf Poliere in Funttion, die aber mehr auf die Ouantttät als auf die Qualität der Arbeit zu achten scheinen. Ein Kommissionsschwindler auf Uhren hat zahlreiche hiesige Geschäftsleute schwer geschädigt. Der Gauner, der 22 jährige Wilhelni Gedalje, welcher bei einem Wäschefuhrwesen-Untenrehmer in Köpenick beschäftigt war, hatte ein äußerst raffinietteS Betrugs- Manöver ersonnen, um zu Gelde zu kommen. Er fuhr mit einem Geschäftswaaen seines Herrn vor hiesige Uhrengeschäfte vor und log den Inhabern vor, der Wagen sei sein Eigentum. Dann behauptete der Schwindler, er wolle Uhren in Kommission nehmen, um dieselben in Köpenick zu vettreiben. Er bat um Aushändigung von Uhren und wies als Garantie-Unterlage auf fein„Eigentum", auf das vor dem Laden stehende Fuhrwerk hin. Eine ganze Reihe von Geschäftsinhabern fielen auch auf den Schwindel hinein. Sie vertrauten dem jungen Manne oft zehn bis zwanzig Uhren an und warteten vergeblich auf das Wiedereintreffen des„Kommissionärs ". Gestern ist dieser aus Veranlassung der Staatsanwaltschaft des Landgerichts II verhaftet und dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden. Vermißt wird seit dem 12. d. Ms. der BanNehrling Wilhelm Königstädt, 16. Juli 1886 zu Berlin geboren. Der Vermißte ist 1,72 Meter groß, schlank, hat frische Gesichtsfarbe, Anflug von Schnurrbatt, blondes gekräuseltes Haar; er ist bekleidet mit dunkel» braunem Rock und Hose und weißer Weste, trägt steifen schwarzen Mzhut und Schnürstiefel oder Kuöpfstiefel mit Lackspitzen. Der unge Mann irrt anscheinend umher. Nachncht erbitten die Eltern Georgenkirchplatz 20. geuerwehrbericht. In der letzten Nacht wurde die Feuerwehr nach dem Schiffbauerdamm 3 gegenüber der Weidendammer Brücke >erufen. Dort brannte das elektrisch erleuchtete große Firmen- child einer bekannten Berliner Firma auf dem Dache. Die Feuer» wehr mußte über ein« große mechanische Leiter Wasser geben, um die Gefahr zu beseitigen. Der Brand und seine Löschung lockte eine große Menschenmenge herbei, die dem interessanten Schauspiele zuschaute.— Wegen eines SchaufensterbrandeS wurde die Feuer- wehr nach dem Warenhause von Lachmann u. Scholz in Moabit , Turmstraße 76. gerufen.— Ferner hatte die Wehr in der Lübecker- traße 26 u. a. Stellen zu tun. Arbeiter-Samariter-Kolonne. Heute abend 9 Uhr: 3. Abteilung in Schöncberg bei Obst, Meiningerstraße 8. Vortrag über Ver» letzungen. Wundbehandlung, Blutstillung. Daran anschließend praktische Uebungen. Neue Mitglieder können noch eintreten. Vorort- jVacbricdten. Charlottenburg . Die Charlottenburger Stadtverordneten- Versammlung nahm am Mittwoch Stellung zu dem am 24. und 25. September in Küstrin stattfindenden Brandenburgischen Städtetag und beschloß, den Bor- tand des StädtetageS zu ersuche», auf die Tagesordnung noch die Fragen zu fetzen:„Wie schafft man Abhülfe gegen die Fleisch- tenenmg?" nnd„Die durck daS neue Volksschulunterhaltungsgefetz geschaffene Lage".— Eine Reihe von Vorlagen, darunter die be- treffend Bewilliguno von Mitteln für Rachhülfeunterricht an Ferien»
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