folontffeit, betreffend die Errichtung eines Ledigenheims und betreffendBeschaffung von Mitteln für die Erweiterung des Elektrizitäts-werles gelangten debattelos zur Annahme. Dagegen wurdedie Vorlage betreffend Erbauung einer Wasserfilteranlageauf Gasanstalt H entsprechend dem Ausschußantrage ab-gelehnt. Zu einer lebhaften Debatte gab der BerichtdeS Ausschusses über die Vorlage betreffend Erteilung desZuschlages auf die städtische Müllabfuhr Veranlassung. EinigeHausagrarier versuchten noch in letzter Stunde mit Rücksichtauf ihre Sonderinteressen der Uebernahme der Müllabfuhr instädtische Regie Schwierigkeiten zu bereiten, allerdings vergeblich,die Vorlage wurde schließlich doch mit großer Majorität angenommen.Immerhin hat das Auftreten der Hausagrarier von neuem den Be-weis für die Gemeingefährlichleit des Hausbesitzerprivilegs erbracht,die Herren haben gar keinen Zweifel darüber gelassen, daß sie ihremateriellen Interessen höher stellen, als die Rücksicht auf die Ge-sundheit der Einwohner.—Die Wahl des 2. Bürgermeisters für die Amtsdauer von zwölfJahren zeitigte als Ergebnis die Wiederwahl des bisherigen zweitenBürgermeisters Matting, auf den 46 von den 48 abgegebenen Stimm-zetteln entfielen.»ar die Oeffentlichkeit von hoher Bedeutung war die Be-sprechung der Nichtbestätigung des liberalen Stadt-verordneten Dr. Pen zig als Mitglied der Schul-deputation. Der Regierungspräsident hatte die Bestätigungohne Angabe von Gründen versagt. Der Fall ist kürzlich bei derdritten Beratung des Volksschulunterhaltungsgesetzes im Abgeordneten-Hause zur Sprache gekomme», dex Vertreter des Ministers erklärte.keine Auskunft erteilen zu können, da sich weder Herr Dr. Penzig,noch die Stadt Charlottenburg über die Nichtbestätigung beschwerthabe. Diese Ausführung des Regierungsvertrelers veranlaßtennun den Stadtverordneten Dr. von L i s z t sliberal) den Antragauf Einreichung der Beschwerde beim Kultusminister zu stellen.Herr von Liszt ließ sich dabei von rein praktischen Ge-sichtspunkten leiten, er erkennt ein Bestätigungsrecht derRegierung für Mitglieder der Schuldeputation nicht an. hältauch die in dem bekannten Bosseschen Erlaß aufgestellten Grund-sätze, wonach Mitglieder der sozialdemokratischen Partei nicht Mit-glieder städtischer Schuldeputationen sein dürfen, für ungesetzlich, rätaber trotzdem zur Einreichung der Beschwerde, weil er auf dieseWeise Auskunft von der Regierung zu bekommen hofft. Tatsächlichliegt eine solche Auskunft, wenn auch nicht in offizieller Form,bereits vor. Der Regierungspräsident hatte den Oberbürgermeisterzu der Erklärung ermächtigt, daß Herrn Dr. Penzig die Be-stätigung aus dem Grunde versagt ist, weil er Dissident ist undwiederholt in Wort und Schrift für die Entfernung desReligionsunterrichts aus dem Lehrplan der Volksschule eingetretenist. Die Redner der sozialdemokratischen Fraktion Hirsch undDr. Borchardt erklärten sich zwar mit den Ausführungen desStadtverordneten Dr. v. Liszt im wesentlichen einverstanden, kamenaber trotzdem zu dem Schluß, daß man von einer Beschwerde Ab-stand nehmen und einfach Herrn Dr. Penzig nochmals oder abereinen Sozialdemokraten wählen solle. Wenn man ein BestntigungSrecht der Regierung nicht anerkenne, dann könne man sich logischerweise doch nicht bei derselben Regierung über eine versagte Be-stätigung beschweren. Die Hoffnung der Liberalen, daß die Re-gierung ihnen eine befriedigende Antwort geben werde, konntenunsere Redner nicht teilen. Die Liberalen beharrten jedoch aufihrem Standpunkt, und der Antrag des Stadtverordneten Dr. v. Lisztgelangte gegen die Stimmen der Sozialdemokraten zur Annahme.In der am 8. d. M. abgehaltenen Delegiertensihung der Charlottenburger Gewerkschaftskommission berichtete der Obmann, Genosse Flemming, über die Stimmung in den einzelnen Gewerkschaften betreffs der Anstellung eines besoldeten Arbeitersekretärs.Da einige größere Gewerkschaften das Projekt des Ausschusses, zurBesoldung des Sekretärs eine Kopfsteuer von 60 Pf. pro Jahr auf-zubringen, abgelehnt haben, falle die Sache in sich zusammen. DerAusschuß müsse demzufolge einen anderen Weg suchen, auf welcheWeise den Auskunftsuchenden gedient werden könne. Namentlichim Hinblick auf die kleinen Gewerkschaften, die noch auf schwachenFüßen stehen, sei dieses außerordentlich notwendig.— Die GenossenWilde, Ahrens, Schmidt und Scheible stimmten diesem bei undbetonten, daß der Ausschuß Mittel und Wege suchen möge, um dieSache in geordnete Bahnen zu lenken.— Zu dem Punkt:„Agitation in den Gewerkschaften für die Genosscnschaftsbewegung"hatte der Genosse Winter das Referat übernommen. GenosseWinter resümierte sich dahingehend, daß die Charlottenburger Ge-werkschaften, analog den Beschlüssen des Kölner Gewerkschafts-kongresses, mehr als wie bisher für den am Orte bestehendenKonsumverein und die Bäckerei-Produktivgenossenschaft agitierenund wirken mögen. Es sei geradezu beschämend, daß in einerStadt wie Charlottenburg von nahezu 7000 gewerkschaftlich organi-sierten Mitgliedern der Konsumverein Charlottenburg nur 1100Mitglieder aufweist.— Genosse Flemming ersuchte die Delegierten,in ihren Versammlungen diese Materie zu besprechen und Mit-glieder zu werben.Unter„Gewerkschaftlichem" teilte Genosse Flemming mit, daßim 3. Wahlbezirk eine Nachwahl in Sachen der verunglückten Ge-werbegerichtswahl vom 23. Januar cr. stattfindet. Die Nachwahlfindet am Mittwoch, den 11. Juli, statt und hat jetzt derMagistrat für den Abstimmungsbezirk A die Turnhalle der 5/6. Ge-meindeschule in der Kaiserin Augusta-Allee ia als Wahllokal hergegeben. In den beiden anderen Abstimmungsbezirken B und Cbleiben die Wahllokale dieselben.Ueber einen Antrag der Handels- und Transportarbeiter:„DieCharlottenburger Gewerkschaftskommission möge sich der BerlinerGewerkschaftskommission als Unterkommission anschließen", gingman, nachdem vom Obmann erklärt wurde, daß hierzu die Vor-bedingungen noch fehlen, zur Tagesordnung über. Unentschuldigtfehlten die Vertreter der Buchbinder, Fleischer und Schuhmacher.Rixdorf.Ein Rencontre mit einem Schutzmann führte den Schrauben-dreher Ruschkowski vor das hiesige Schöffengericht. Am 2. Mai,mittags 1 Uhr, fand eine Versammlung der Metallarbeiter in der„Neuen Welt" statt. Da der Saal bereits vor der festgesetzten Zeitüberfüllt war, hielten Schutzleute die Späterkommenden von demEintritt in den Versammlungsraum zurück. Als auch dem Schrauben-dreher Gottlieb Ruschkowski der Eintritt verwehrt wurde, soll ergewaltsam versucht haben in den Saal einzudringen. Der Schutz-mann Dörrwald hielt ihn jedoch zurück, indem er ihn beim Armfaßte. Hierfür revanchierte sich R. durch Aeußerungen gegen dengenannten Polizeibeamten, die beleidigender Natur sein sollten.Der Amtsanwalt beantragt mit Rücksicht auf das offene Geständnisund die Unbescholtenheit des Angeklagten eine Geldstrafe von 30 M.Das Gericht erkennt unter Zubilligung mildernder Umstände auf20 M. Geldstrafe.Auf der Suche nach einem Beraubten. In eine seltsame Lageist die Rixdorfer Kriminalpolizei versetzt worden. Sie hat gesternnachmittag einen dreisten Räuber verhaftet, sucht jedoch vergeblichdie Person des Beraubten zu ermitteln. Der 37 Jahre alte„Ge-legenheitsarbeiter" Hermann Thiel. Hohenzollernplatz 17 wohnhaft,hatte sich seit einigen Tagen durch seine große Freigebigkeit ver-dächtig gemacht. Er lebte in Saus und Braus und gab in vielenLokalen den Gästen Wein und andere Getränke zum besten.Natürlich wunderte man sich über den plötzlichen Reichtumdes T., und bald erhielt auch die Kriminalpolizei davon Kenntnis.Die Recherchen führten gestern nachmittag zur Verhaftung des Ver-dächtigen. T. war durch einen Raub in den Besitz des Geldes ge-* kommen. Bei seiner Vernehmung gab er an, am Richardplatz sei einunbekannter Herr an ihn herangetreten, habe ihm einen Taler indie Hand gedrückt und ihn auch noch zu emem Glase Biereingeladen. In einem Lokal in der Hertzbergstraße habeihn der Fremde im Laufe des Gesprächs zwei Porte-monnaies und einen Beutel gezeigt, welche sämtlich große MengenGeld enthielten. Während der Unterhaltung habe T. seinem Gast-geber unbemerkt die goldene Uhr geraubt, und als der letztere sicheinen Augenblick entfernte und eines der Portemonnaies auf demTische liegen ließ, habe er es auch an sich genommen und sei danngeflohen. In der Geldbörse fand die Polizei noch 40 M. vor. Auchdie Uhr besaß T. noch. Wieviel er von dem gestohlenen Gelde schonausgegeben hatte, vermag der Verhaftete nicht mehr anzugeben.Die' Kriminalpolizei ist nun bemüht, den beraubten Unbekannten zuermitteln.Wilmersdorf.Der gestohlene Hirtenknabe. Ein unglaublich dreister Diebstahlist während der Nachtstunden in Wilmersdorf verübt worden. Ander Vorderfront der Görardschen Villa in der Uhlandstraße war alsFassadenschmuck die Figur„des Hirten, die Flöte blasend', einmehrere Zentner schweres Bildwerk aus Metall, angebracht worden.Die Figur, welche künstlerisch von hohem Werte war und die etwa5000 M. als Objekt repräsentierte, war auf einem Sockel durcheiserne Schrauben befestigt. Als der Besitzer morgens seine Villaansah, bemerkte er zu seinem Erstaunen, daß die Figur verschwundenwar. Trotzdem der Verkehr an der betreffenden Srelle ein äußerstlebhafter ist, hatten es dreiste Diebesgesellen fertig gebracht, un-bemerkt die schwere Metallfigur vom«ockel loszuschrauben und zuentwenden. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur.Steglitz.Die Sammellisten für die ausgesverrten Lithographen und Stein-drucker sind bei den Delegierten der Gewerkschaftskommission undbei dem Obmann der Konimission, dem Genossen F. Döring,Steglitz, Hubertusstraße 5, Seitenflügel IV. zu haben.Ueber die einlaufenden Gelder wird öffentlich quittiert.Die Gewerkschaftskommission für Steglitz und Umgegend.Ober- Schöneweide.Die Eltern derjenigen jungen Leute, welche die Schule verlassenhaben, werden ersucht, ihre Söhne zu der am Freitag, den 16. Juni,abends 8'/, Uhr, bei Starke, Sicmensstr. 6, stattfindenden Ver-sammlung zu begleiten, welche vom Verein der jugendlichen ArbeiterBerlins veranstaltet ist. Es ist wünschenswert, dahin zu wirken, daßdie jungen Leute sich um die Weiterentwickelung und Förderungihres Wissens bemühen. Der Vorstand.Königs-Wusterhausen.Ein rätselhafter Fund, der auf ein Verbrechen deutet, ist vor-gestern am Rotte-Kanal bei Königs- Wusterhausen gemacht worden.Dortselbst wurden am Ufer eine schwarze Alpakabluse, eine weiß-seidene Bluse, beide schon getragen, ferner ein Korsett und eindl. T. gezeichnetes Hemd aufgefunden. Das Hemd war total zerfetztund stark beschmutzt. Wie die polizeilichen Feststellungen nun er-geben haben, sind die Schmutzstreifen am Hemd dadurch verursachtworden, daß sich mit demselben jemand die Stiefel ge-reinigt hat. Die Risse in dem Wäschestück sind frischund gewaltsam verursacht worden. An der Stelle, wo die Gegen-stände gefunden wurden, war der Erdboden zerstampft, als ob dortein heftiger Kampf stattgefunden hat. Die gefundenen Sachenkönnen nicht lange an jener Stelle gelegen haben, da sie trockenwaren. Die Besitzerinnen derselben— nach den beiden Blusen zuurteilen handelt es sich um zwei Mädchen— konnten bisher nochnicht ermittelt werden.Spandau.Bor dem hiesigen Schöffengericht hatten sich am Mittwoch FrauAnna L i e r s ch, Restaurateur Fr. Bühle, dessen Ehefrau und derSchriftsteller Adorf S tern wegen Vergehens gegen das Vereins-gesetz zu verantworten. Am 16. Januar hatte der hiesige Frauen-Bildungsverein, deren Vorsitzende Frau Liersch ist, eine Versammlungin dem Böhleschen Lokal anberaumt, in welcher der SchriftstellerStern einen Vortrag über Zweck und Ziele deS Frauenbildungs-vereins. Die Versammlung war selbstverständlich polizeilichnicht gemeldet. Am Versammlungsabend erschien der Polizeikommiffar Wangelin, und trotzdem die Vorsitzende ihn aufforderte,den Saal zu verlassen, blieb er, verlangte von Frau Böhle und vonder Vorsitzenden einen entsprechenden Platz und als er solchen nicht erhielt,setzte er sich an das dort stehende Klavier und machte dort Notizen.Bühle selbst war an jenem Abend gar nicht anwesend in seinemLokal. Bei einer Redewendung deS Vortragenden, bk nach der Aussage des Polizeikommissars etwa gelautet habe:.Es haben sich auchGeistliche zusammengetan, um bessere Gehälter zu erzielen, wennaber Arbeiter dies tun, dann sind sie elende Sozialdemokraten",löste der Beamte die Versammlung auf. Auf Grund der Notizen,die der Beamte gemacht, war dann auch die Anklage erhoben. ImVerhandlungstermin verlas der Kommissar die von ihm gemachtenAufzeichnungen. Der Angeklagte Stern erwiderte hierauf, daßdarin sein Gedankengang nicht wiedergegeben sei. Nach etwa2>/2stündiger Verhandlung verurteilte das Gericht Frau Liersch undSchriftsteller Stern zu je 16 Mark Geldstrafe. Es hielt als erwiesen,daß Stern öffentliche Angelegenheiten erörtert, woran ihn die Vor-sitzende hätte hindern müsien. Außerdem wäre die Vorsitzende ver-pflichtet gewesen, dem Beamten einen geeigneten Platz anzuweisen.Die Böhleschen Eheleute wurden freigesprochen.Versammlungen.Die ausgesperrte» Lithographen und Steindrucker hielten amMittwoch wieder eine Versammlung ab, in der Haß den Situations-bericht erstattete. Der Redner bezeichnete die Lage des Kampfes alsüheraus günstig. Zu den vor acht Tagen festgestellten Zahlen der�Aus-aesperrten sind nur noch 10 Steindrucker hinzugekommen. Lithographensind nicht weiter ausgesperrt worden. Die Unternehmer versuchendurch Inserate die Stellen der Ausgesperrten zu besetzen, doch gelingtihnen das nicht. Ein einziger Streikbrecher ist der Gewinn, den dieUnternehmer durch zahlreiche ZeitungSinserate davontrugen. Einenneuen Vorstoß haben die Unternehmer mit einem Flugblatt gemacht,worin sie die Prinzipale, welche bisher nockj nicht ausgesperrthaben, dringend ersuchen, die von ihnen beschäftigtenMitglieder des Senefelder Bundes nunmehr aber zu entlassen. DaS Ergebnis dieses neuesten Vorstoßes ist, daßeine Berliner Firma mit 7 Gehülfen und eine Firma in Leipzig mit17 Gehülfen der Mahnung der Scharfmacher Folge leisteten. DieHoffnung der Unternehmer, daß infolge der Verfügung des Frank-furter Landgerichts die Ausgesperrten nicht hinreichend unterstütztwerden könnten, hat sich als trügerisch erwiesen, da durch andereGewerkschaften Mittel genug zur Verfügung gestellt worden sind,um den Kampf auszuhalten, selbst wenn er noch viele Woche»dauern sollte.— Die 31 Kläger, welche die Verfügungdes Frankfurter Landgerichts veranlaßt haben, versichern jetztin einem Flugblatt, sie hätten die Tragweite ihres Vorgehensnicht voraussehen können, sie würden die Gewerkschaftskasse desSenefelder Bundes fteigeben. Der Referent meinte hierzu, esscheine zweifelhaft, ob dies angängig sei, aber selbst wenn es möglichwäre, die gerichtliche Verfügung soweit aufzuheben, daß die Gelderdes Senefelder Bundes frei werden, so bleibe doch immer die Tat-fache bestehen, daß die Verfügung doch die gewerkschaftliche Tätigkeitdes Bundesvorstandes lahm lege. Das Vorgehen der 31 Klägerbleibe also nach wie vor ein Streich, der sich als Verratder Arbeiterorganisation darstelle und der deshalb nicht scharfgenug verurteilt werden könne, wenn auch die 31 Kläger, ver-anlaßt durch den Sturm der Entrüstung, den ihr Vorgehen in derganzen deutschen Arbeiterschaft hervorgerufen hat, ihre Handlung«-weise jetzt in einem weniger ungünstigen Lichte erscheinen zu lassensich bentühen.— Im Laufe der Diskussion wurden Einzelheiten ausverschiedenen Geschäften angeführt, die erkennen lassen, daß es denUnternehmern nicht inöglich ist, auch nur die notwendigsten Arbeitendurch die ihnen verbliebenen Arbeitskräste fertigstellen zu lassen.Beriand der städtischen Arbeiter. Die Sektion der Straßen-reiniger hielt am 11. Juni eine zahlreich besuchte Versammlung inden Arminhallen ab. Verbandssekretär Dittmer erstattete den Berichtvom Verbandstage. Für das Gedeihen des Verbandeswichtige Angelegenheiten, Grenzstreitiakeiten. Taktik und Statuten-beratung fanden in Mainz eingehende Würdigung. Besondersdie von den Mitgliedern geforderte schärfere Taktik gegenüberden Stadtverwaltungen übte ihren Einfluß auf die Beratungenaus. Die Uniänderung der Statuten ergab den weiteren Ausbauder Unterstützungszweige. Außerdem sind Einrichtungen festgelegtfür vermehrte Agilation. Alles das bedingte eine Erhöhung derBeittäge von 20 auf 36 Pf., für Berlin einschließlich des Ortszuschlagesauf 40 Pf. Den Ausführungen wurde debattelos zugestimmt.Hierauf nahm die Versammlung Stellung zum letztenFlugblatt des Ortsvereins. Diese Hirsch-Dunckersche Abartvon Organisation versucht bei s passenden und un-passenden Gelegenheit im Trüben fischen und glaubtdie Beitragserhöhung, sowie die Abwesenheit des Obmannes deSArbeiter-Ausschusses dazu benutzen zu können. Die Gesamtheit, so-wie einzelne Kollegen zu denunzieren, scheint vornehmste Aufgabejener Auchkollegen zu sein. Die Versammlung protestierte in einerResolution gegen das Gebaren des Ortsvereinsvorstandes und ver-pflichtete sich durch treue Werbearbeit für den Verband den Hirsch-Dunckerschen Passionen ein Ende zu bereiten.Vermischtes.Gegen die Automobilraserei»wie sie in der eben beendeten Herkomerfahrt zum Ausdruck kamund an der sich auch der Bruder des Kaisers, der Prinz Heinrichbeteiligt«, wendet sich die„Deutsche Volkswirtschaftliche Korre-spondenz" wie folgt:„Verschiedene Todesfälle, schwere Körperverletzungen undgroßer Materialschaden, das sind, wenn die Tageszeitungen wahr-heitsgemätz berichtet haben, die einzigen Ergebnisse der Herkomer-Konkurrenz. Denn darüber sind alle Techniker einig, daß dieAutomobilindustrie bei ihrem heutigen Stande irgend welcherMassenfernfahrten, mögen sie nun Sicherheits- oder Schnelltg-kcitstouren genannt werden, zur Erprobung ihrer Leistungsfähig-keit nicht mehr bedarf. Vor fünf oder zehn Jahren war es indieser Beziehung allerdings noch anders, aber jetzt liefert dieIndustrie betriebssichere Fahrzeuge, wenn sie in den Händen vonkundigen und vorsichtigen Fahrern sind. Also, vom technischenStandpunkte aus war die Automobilraserei vollständig zwecklos,wohl aber hat sie den Automobilfeinden, besonders den Reichs-tagsmitgliedern, die ein weitgehendes Haftpflichtgesetz für Motor-wagenbesitzer schassen wollen, neues, schwerwiegendes Materialfür ihre Anschauungen geliefert, sie hat mit einem Worte denernsten Automobilismus in der schlimmsten Weise diskreditiert.Betrachten wir nun die Veranstaltung vom sportlichen Stand-punkte, so ist das Resultat kein befferes. Wohl war, worauf derleitende Verein, der Kaiserliche Automobilklub, in verschiedenenPressenotizen hinwies, die Zahl der Teilnehmer eine Verhältnis-mäßig große, aber qualitativ stand ein Teil derselben auf einemsehr niedrigen Niveau als Sportleute, wie namentlich seitens derausländischen Mitfahrer sehr scharf hervorgehoben wurde. Aufverschiedenen Etappen trat eine vollständige Disziplin-l o s i g k e i t zutage und bedingte auf Veranlassung einer hohenPersönlichkeit die strengsten Maßregeln, oft noch ohne Erfolg.Durchschnittsgeschwindigkeiten bis zu etwa 70 Kilometer in derStunde setzten Leben, Gesundheit und Eigentum der Passantenauf den nicht abgesperrten Straßen in die größte Gefahr undforderten tatsächlich unzählige schwere Opfer. Da muß im Jnter-esse der öffentlichen Sicherheit doch entschieden die Forderungaufgestellt werden, daß dergleichen Rennfahrten in Zukunft vonden öffentlichen Wegen ferngehalten werden. Wenn die Auto-mobilwüteriche. wie die Gladiatoren in der antiken Arenaund die Artisten im Zirkus, ihren Kopf aufs Spiel fetzen wollen,dann mögen sie es tun, aber jeder Staatsbürger kann mit Rechteinen hinreichenden Schutz gegen solche Auswüchse desSportfexentums verlangen. Die dem Bundesrate äugen-blicklich vorliegende Reichsvcrkehrsordnung für Kraftfahrzeuge kannhier leicht Wandel schaffen, sie kann die sportmäßigen Automobil-fahrten in Rennbahnen oder auf vollständig abgeschlossene Straßenverweisen.... Wir können in Veranstaltungen mit den Begleit-erscheinungen der letzten Herkomer-Konkurrenz keinen Nutzen fürunsere vaterländische Industrie und kein erfteuliches Zeichenunserer fortschreitenden Kultur erblicken. Wir wünschen vielmehr— und darin wissen wir uns einig mit dem größten Teile derBürgerschaft und den ernsten Förderern des Automobilismus—entweder eine vollständige Beseitigung derselben oder einen hin-reichenden Schutz für Leben, Gesundheit und Eigentum unsererMitbürger."—Obs was hilft? Wir machen ein großes Fragezeichen.10 Matrosen ertrunken. Der Dampfer„Meuse", der von derspanischen Küste kam, ist in der Nordsee gesunken. Es heißt, er istvon einem Kriegsschiff gerammt worden. 10 Mann der Besatzungsind ertrunken, 5 gerettet._Geheimnisvolle Sterbefälle.In London ist ein Ausschuß ernannt worden zwecks Unter-.suchung über den geheimnisvollen Tod von 16 Personen in Hull.Man svermutet, daß dieselben durch den Genuß von amerikanischemKonservenfleisch vergiftet worden sind. Mehrere 100 KilogrammKonserven wurden vernichtet.Die Soldaten des ersten Infanterieregimentes, welches inPakhurst in Garnison steht, haben sich geweigert, amerikanischesKonservenfleisch zu essen. Ihr Beispiel wird von den meistenübrigen englischen Regimentern befolgt werden. Die Soldatenziehen es vor. kein Fleisch zu essen und verlangen, daß das Kon-servenfkeisch vor dem Gebrauche sowohl von einem Zivil- wie voneinem Militärarzt untersucht werde. Wie verlautet, hat der Kriegs.minister beschlossen, den Wünschen der Soldaten Rechnung zutragen._Ein gewaltiger Brand wird aus Tripolis, 14. Juni, ge-meldet. Einem Telegramm aus Ben Ghasi zufolge brach dort imBazar Feuer aus. 140 Läden sind ausgebrannt. Viele Lädenwurden, während das Feuer um sich griff, ausgeplündert.Explosion auf einem Schiffe. Liverpool, 14. Juni. AnBord des kürzlich aus Amerika hier eingetroffenen Schiffes„Haber-ford" hat eine Explosion stattgefunden, die meilenweit- zu hörenwar. Das Schiff, dessen ganzes Deck aufgerissen worden ist, wurdedurch die Explosion in Brand gesetzt, doch gelang es, des FeuersHerr zu werden. Man meint, daß die Explosion, bei der neun Per»sonen getötet und etwa vierzig verletzt worden sind, durch eineHöllenmaschine herbeigeführt sein könnte.Lrirfkaltai der Redaktion.Die juristische Tprcchftunde findet wochentäglich von?>/, VIS ö'/a Uh»abends statt. Gcössnet 7 Uhr. Sonnabends beginnt die Sprechstunde um« Uhr. Jeder Anfrage ist ein Buchstabe und eine Zahl als Merkzeichenbeizufügen. Briefliche Antwort wird nicht erteilt.Winsstr. 47. Sie müssen beim Gewerbegericht entweder beantragen,die Zwangsvollstreckung vorzunehmen oder um Ucbermittelung eines voll»streckbaren Erkenntnisses ersuchen und dann einen Gerichtsvollzieher mitder Pfändung beauftragen. Gesellschaften, wie Sie sie beschreiben, find nichtzu empsehlen: wir müssen eS ablehnen, eine Firma zu nennen.— R. R.1. Ohne den Bescheid selbst zu kennen, ist es unmöglich, anzugeben, ob dieBerechnung zutrifft. 2. Die Klage wäre aussichtslos, da die Berussgenossen-chast nach Ihrer Darstellung eintritt. 3. Ihre Braut wäre zur Anmeldung)eS Gewerbes verpflichtet; die von ihr Beschäftigten sind mvaliden- undkrankenverficherungspslichtig.—<Z. 231. In beiden Fällen müssen Sie beidem Amtsgericht eventuell anfragen. Soweit ersichtlich, steht den betreffendenleider kein Anspruch aus Lohn zu, well der Vormund das Gegenteil aus-gemacht zu haben scheint.—<$. K.. Celle. Leider sind Sie nicht berechtigt.das Kind vom Religionsunterricht dispensieren zu lassen. Sie können abereine andere Religion bestimmen.— H. T. R. Der Beitrag ist in dem Katasterder Bernssgenossenschast ausgeführt. Diese würde aber voraussichtlich keineAuskunft geben.