Gasthäuser und Privatpensionen voll vermietet woran. Hunderte von Fremden, die mit den Abendzügen hier eintrafen, fanden kein Nachtlogis mehr und waren deswegen genötigt, die Nacht in den Cafss und Nachtrestaurants zu verbringen. Dieselbe Erscheinung machte sich, wenn auch in geringerem Maße, in der Nacht zum Montag bemerlbar._ Hochgradige Entrüstung des Publikums Ijot gestern nachmittag ein Vorfall hervorgerufen, der sich in der Wilhelmstraße abspielte. Dort steht vor dem PalaiZ des Prinzen Friedrich Leopold ein Soldat Posten. Zwischen Va2 und 8/42 Uhr trat ein jedenfalls auf dem Rundgange befindlicher Unteroffizier an den Soldaten heran, kriegte ihn bei der Binde und schüttelte den Menschen, dem offenbar nicht wohl war, einige Male recht kräftig hin und her. Der Soldat stürzte nach hinten, während sein Gewehr in weitem Bogen beiseite flog; er fiel so unglücklich auf das Pflaster, daß er am Hinterkopfe erhebliche Verletzungen davontrug. Während zwei Schutzleute den Verletzten in einer Droschke wegschafften, blieb der Unteroffizier da, einstweilen als Posten die Stelle des Weggeschafften vertretend. Als Passanten ihrer Entrüstung Ausdruck verliehen, trat der Unteroffizier, nach dem Seitengewehr greifend, auf das Publikum zu mit den Worten: Was ist loS? Wie uns versichert wird, hätte jeder Mensch dem Soldaten an- sehen müssen, daß er krank war, denn der Mann war gar nicht im stände, stramm zu stehen, seine Beine hätten gezittert, offenbar des- halb, daß er stundenlang der Sonne ausgesetzt war. Hätte das Publikum sich nicht bemeistert, so hätte es zu schlimmen Szenen kommen können. Wir sind gespannt, was dem Unteroffizier geschieht. Aus der Spree gesunken. Ein schwerer Schiffsunfall, bei dem ein großer Elbkahn mit 6000 Zentner wertvoller Ladung unter- gegangen ist. hat sich auf der unteren Spree unweit ihrer Mündung tit die Havel ereignet. Ein Schleppzug der Berliner Reedereifirma Rothenbücher u. Co. hatte auf der Fahrt von Hamburg nach Berlin das Spandauer Flußgebiet verlassen und war in die Spree gelangt, als ein Fahrzeug des Zuges einen heftigen Stoß erhielt; m dem- selben Augenblick drang mit großer Schnelligkeit Wasser in den Schiffskörper ein. Alles Pumpen erwies sich als vergeblich. Die Bemannung mußte den sinkenden Lastkahn schleunigst verlassen. Dieser wurde noch, damit er kein Schiffshindernis bilde, zum Ufer geschleppt, wo er völlig untersank. Die Untersuchung des Schiffskörpers hat ergeben, daß dieser ein großes Leck hat; es ist durch Auffahren auf den Anker eines anderen Fahrzeuges entstanden. Die Ladung besteht aus Kaufmannsgütern, die mfolge der Nässe nun zum größten Teil verderben. Das Fahrzeug wird, nachdem die Ladung herausgeholt ist, gehoben. Die Unfallstation in der Badstraße ist am Sonnabend und Sonntag in erheblichem Maße in Anspruch genommen worden. In der Nacht zum Sonntag wurde der 36 jährige Schriftsetzer Ernst Bl., als er mit einigen Kollegen über die Millionenbrücke ging, von mehreren verdächtigen Individuen überfallen, zu Boden geschlagen und mit der Faust und einem Schlagring so schwer verletzt, daß er besinnungslos nach der Unfallstation in der Badstraße gebracht werden mußte.— Der in der Swinemünderstr. 34 wohnende Arbeiter Hermann K. erlitt in einem Streite mit seiner Frau und seinem 17 jährigen Stiefsohn so schwere Verletzungen, daß er eben- sallS nach der Unfallstation in der Badstraße und von dort nach dem LazaruSkrankenhause gebracht werden mußte.— Uebel zugerichtet wurde in der gestrigen Nacht der 1v jährige Arbeiter Karl Deichert auS der Biesenthalerstr. 16. In einem Restaurant in der Soldiner- straße hatte D. mit mehreren gleichaltrigen Kameraden bei einem Glase Bier gesessen. ES kam zum Streit und die.Kameraden" fielen über D. her und richteten ihn dermaßen zu, daß er bewußtlos wurde. Sie brachten dann den Schwerverletzten selbst nach der Unfall- station, wo er dre erste Hülfe erhielt. Im Erholungsheim für Arbeiterinnen in Oranienburg sind im Juli und August noch einige Plätze frei. Ausgenommen werden erholungsbedürftige junge Mädchen für den täglichen Pensionspreis von 1 M. Kranke finden keine Aufnahme. Anmeldungen müssen mündlich im Arbeiterinnenheim I, Brückenstr. 8, erfolgen. Zeugengesuch. Am Donnerstag, den 14. d. MtS., ereignete sich an der Kreuzung der Zwingli - und Beuffelstraße ein Unfall, der für die Betroffene schwere Folgen hatte. Eine ältere Frau suchte den Fahrdamm zu überschreiten und wurde von einem Radfahrer, welcher in scharfer Fahrt die Straße daherfuhr— nach Aussage der Frau ohne ein Läutesignal zu geben— umgestoßen, so daß sie einen komplizierten Bruch des rechten Oberannes, sowie eine starke Schwellung des Gesichts und Abschürfungen an den Beinen davon- trug. Die Verletzte mußte in das Krankenhaus in Moabit eingeliefert werden. Da sich die Frau um die Person des Radfahrers sowie um Zeugen nicht bemühen konnte, aber nicht anzunehmen ist, daß dieser Borgang unbemerkt geblieben ist, zumal jene Gegend um die Mittagsstunde, in welcher fich das Unglück abspielte, von Arbeitern stark frequentiert wird, werden Zeugen des Vorganges, welche speziell über die Person des Radfahrers Auskunft geben können, er- sucht, zweckdienliche Mitteilungen an C. Rau, Beusselstr. 22, Stfl. II, gelangen zu lassen. In einer schweren Gefahr befanden sich am Freitagabend unter der Glienicker Notbrücke Passagiere eines Dampfers. Schon lange wird darüber gellagt, daß einige Schiffsführer der Personen- fahrzeuge des Kreises Teltow in wilder Weise darauf loS fahren, wenn es gilt, einen Sterndampfer zu überholen, um auf der Strecke PotSdam-Nedlitz die gemeinsame Landunasbrücke bei der Meieret im Neuen Garten früher zu erreichen oder früher durch die Glienicker Brücke zu fahren. Gegen 6 Uhr abends kam nun von Nedlitz her der Sterndamvfer„Treptow " als erster an der Glienicker Brücke an, hatte also Priorität für die Durchfahrt. Der Schiffsführer be- merkte auf der anderen Seite der Brücke das Personenmotorboot „Britz " von dem Kreis Teltow und gab vorschriftsmäßig das Signal„rechts fahren". Hieran kehrte sich auf dem.Britz " der Scbiffsführer aber nicht, sondern wollte mit voller Dampfkraft die Brückendurchfahrt passieren. Vom Sterndampfer wurden nun unausgesetzt, wohl zehnmal Signale abgegeben, ohne daß diese von dem„Britz " beachtet wurden. Zum Glück hatte der Schiffsführer des Dampfers„Treptow " im letzten Moment das Kommando„Stopp rückwärts!" gegeben, so daß innerhalb des Holmes der Brücke der „Britz " um Handbreite bei dem„Treptow " vorübersauste. Unter den Passagieren desselben, die aufS höchste gefährdet waren, entstand eine große Aufregung, da sie den Zusammenstoß vor Augen sahen. Verschiedene Passagiere boten sich dem Schiffsfllhrer zum Zeugen an. Erst kürzlich hat dasselbe Motorboot einen Holm entzweige- fahren. Einen Kellistmordversuch auf offener Straße unternahm Sonntag am frühen Morgen der 3Sjährige Bildhauer Karl H. aus der Schwedenstr. 11. H. war mit einem jungen Mädchen in Streit ge- raten und deswegen mit ihr auseinander gekommen. Als er sich gestern früh morgens an der Ecke der Bad- und Uferstraße von ,hr getrennt hatte, versuchte er sich sofort das Leben zu nehmen. Er schnitt fich mit dem Taschenmesser die Pulsadern auf und wurde später von Passanten blutüberströmt vorgefunden und in das Lazarus- Krankenhaus eingeliefert. Orgelkonzert. Mittwoch, den 20. Juni, abends>/°S bis >/»0 Uhr, veranstaltet der kgl. Musikdirektor Beruh. Jrrgang m der St. Marienkirche das nächste Orgelkonzert unter Mit- Wirkung von Frl. Anni Böttcher(Sopran), Herrn Karl Rachö lBaryton) und Herrn Armin Lieberniann sCello). Musikdirektor Jrrgang spielt u. a. die große Phantasie und Fuge von Liszt über „Aa hob ad ealutarem im dam". Der Eintritt ist frei l Radrennen zu Steglitz am 17. Juni. Der„Große Preis von Steglitz", ein Dauerrennen mit Motorschrittmachern über 100 Kilometer und 2000, 1500, 1200 und 1000 M. an Preisen aus- gestattet, wurde von dem Amerikaner Rat Butler, dem Fran« zosen PaulGuignard, BrunoDemke(Berlin ) und Anton H u b e r(München ) bestritten. Leider gestaltete sich das Rennen zu einem höchst irregulären, denn sämtliche Fahrer hatten mehr oder weniger unter dem Versagen ihrer Führungsmaschinen zu leiden, am meisten Huber, der sich gar nicht zur Geltung bringen konnte. Guignard hatte bis zum 24. Kilometer die Spitze, dann aber ging Demke, der ganz vorzüglich fuhr, an ihm vorbei; doch bald ereilte auch ihn das Miß- geschick, daß er ins„Schwimmen" kam, wodurch er wieder auf den zweiten Platz zurückfiel. Guignard konnte bis zum b0. Kilometer die erste Stelle behaupten; dann aber ging Butler, der bis zum 20. Kilometer vierter gewesen, vor, und da seine Gegner wiederholt von ihrer Führung abfielen, behauptete er bis zum Schluß den ersten Platz vor Demke und Guignard. Zum Schluß erhielt auch Huber wieder Führung und er fuhr wacker mit bis zum Ende. Butler legte die 100 Kilometer in 1 Stunde 14 Minuten 14� Sekunden zurück, Demke 4830 Meter und Guignard 6490 Meter zurück. Huber letzter. In der Stunde hatte Butler 80 Kilometer 110 Meter, Demke 75 Kilometer 260 Meter, Guignard 74 Kilometer 130 Meter hinter sich gebracht. Einige Fliegerrennen vervollständigten das Programm;, sie wurden von Theile, Wegener und Techmer gewonnen. Die Fernfahrt Hamburg — Berlin über 257 Kilometer am 17. Juni wurde von 100 Radfahrern bestritten. Erster war der Hamburger O. H ä r t e I in 9 St. 18 Min. 40 Sek. vor Aham Süden(9 St. 29 Min. 533/s Sek.). Der Berliner Otto G ö tz k e, der am Sonntag vorher das„Rennen rund um Wien " gewonnen hatte, belegte trotz zweimaligen Reifenschadens den dritten Platz in 9 St. 30 Min. 57 Sek. Feuerwehrbericht. Preßkohlenbrände beschäftigen jetzt täglich unsere Feuerwehr. Am Sonntag und heute mußte die Feuerwehr u. a. solche Brände in der PrenzlauerAllee 211 und 205, auf dem Nordbahnhof, Anhalter Güterbahnhof usw. löschen. Am Sonntag früh nach 7 Uhr kam aus noch nicht ermittelter Ursache am Köllnischen Fischmarkt 4, Ecke der Roßstratze, Feuer aus. Als der 20. Löschzug an der Brandstelle ankam, brannten dort Geschäftsräume der Teppichfabrik von M. Protzen u. Sohn im ersten Stock. Durch energisches Vorgehen gelang eS die Flammen bald zu löschen, doch hatte die Wehr bis um 11 Uhr zu tun, um jede weitere Gefahr zu beseittgen. Der Schaden ist nicht erheblich, im wesentlichen haben nur das Zwischengebälk im 1. Stock und die Decke von dem Laden des Herrengarderobengeschästs von Bernward Leineweber ge- litten. In der Kl. Alexanderstr. 2a hatte die 1. Kompagnie zu tun. Lumpen waren dort früh in Brand geraten. Fast gleichzeitig brannte in der Amalienstr. 20 ein kleines Gebäude und in der Forsterstr. 53 um Mitternacht ein Keller. Wegen eines Wohnungsbranndes erfolgte ein Alarm nach der Freienwalderstr. 28. Außerdem hatte die Feuer- wehr in ber Lynarstr. 15, Kaiser Wilhelmstr. 17, Lehrterstr. 37 u. a. Stellen zu tun. Vorort- JVadmcbten. Sammellisten für die ausgesperrten Lithographen und Stein- druckcr sind in Schöneberg beim Obmann der Gewerkschafts- kommission Karl Henkel, Prinz Georgstr. 4, Ouergebäude II; in Charlottenburg beim Genossen Joh. Scheibel, Bismarckstr. 35 und in Groß-Lichterfelde beim Obmann des Gewerkschafts- kartells, Genossen E. Ziege, Bahnstt. 31 II, zu haben. Rixdorf. Zwei Kinder unter dem Straßenbahnwagen. Ein auffegender Vorfall, der durch die Geistesgegenwart eines Straßenbahnführers noch ein glückliches Ende fand, spielte sich in der Hermannsttatze ab. Die beiden dreijährigen Kinder Karl Lankhau und Helene Freund. deren Eltern in der Herrfurthstr. 2 wohnen, überschritten Hand in Hand den Fahrdamm der Hermannstraße. MS die Kleinen vorsichtig einem Fuhrwerk auswichen, gerieten sie unglücklicherweise vor einen vorübcrfahrenden Straßenbahnwagen der Linie 94. Sie wurden umgestoßen und kamen unter die Vorderplattform. Durch die Geistesgegenwart des Fahrers gelang es, den Motorwagen noch im letzten Augenblick zum Stehen zu bringen, und als man die Kinder unter atemloser Spannung der Augenzeugen hervorzog, stellte es sich heraus, daß sie völlig unverletzt geblieben waren. Wilmersdorf . Das Schicksal des gestohlenen Hirtenknaben. Der dreiste Dieb- stahl in einer Villa in der Uhlandstraße, wobei, wie wir berichteten. die wertvolle Figur eines Hirtenknaben erbeutet wurde, hat jetzt seine Aufklärung gefunden. Das Kunstwerk war von den Dieben an einen Althändler verkauft worden und wurde dann noch dreimal weiter veräußert. Ein Angestellter des letzten Erwerbers kam nun am Sonnabend mit einem jungen Manne aus der Noackschen Bild- gießerei, auS welcher der Hirtenknabe hervorgegangen war, zu- sammen und äußerte im Laufe des Gespräches, daß sein Chef eine schöne Figur, einen Hirtenknaben darstellend mit dem Noackschen Gießereivermerk, erworben habe. Der Polizei wurde hiervon Mit- teilung gemacht und diese beschlagnahmte die Figur. Tempelhof . Die Tempelhofer Gemeindevertretung genehmigte eine Abänderung des Bebauungsplanes sowie dt« Anlegung einer neuen Straßenbahnlinie durch die Gottlieb Dunkel- Straße. Die Verein- barungen mit dem benachbarten Schöneberg zur Herstellung eines Schmuckplatzes an der sogen.„Blanken Hölle", sowie zur Regulierung der Straße 12a sind noch zu keinem end- gültigen Abschluß gelangt. Die Gemeinde Tempelhof verlangt, daß Schöncbcrg die Hälfte der Kosten trägt, ist aber damit einverstanden, daß Schöneberg allein die erforderlichen Verhandlungen mit dem MilitärfisluS führt, dem ein Teil des in Frage kommenden Geländes gehört. Weihensee. Wie auf'm Dorf! Unser Ort zählt ungefähr 40000 Einwohner. die Grenze von der Metropole des Deutschen Reiches zeigt ein schlvarz-weißer Pfahl mit einem weißen Schilde an, in die Einheits« posttaxe ist er einverleibt, sogar die„Große Berliner" hat den Ort mit dem Zehnpfennigtarif berücksichtigt, und dennoch lebt man wie auf'm Dorf! Hat der Kriegervereinsvorsitzende Geburtstag, dann bekommt er einen Fackelzug mit Musik, ist irgend ein Dorfgewaltiger oder eine sonstige Stütze gestorben, so wird über sein Grab ge- schössen und mit lautem Tamtam wird dann Bereinsfahne oder Banner ins Vereinslokal zurückgebracht, wo man die Taten des Toten„würdig ehrt". Bis vor noch nicht langer Zeit hatten die Rauchklubs und sonsttge Klimbimvereine die Erlaubnis erhalten, mit schallender Musik bei jedem Vergnügen durch die Straßen zu ziehen. In letzter Zeit kam man von diesen Gewohnheiten etwas ab, weil das ewige Einerlei keine Reize mehr bot und man diesem Klimbim keine große Beachtung mehr schenkte. Nun hat sich in allerjüngster Zeit ein Schützenverein gebildet, dem die Allerbesten des OrteS angehören, vom besoldeten Schöffen bis herunter zum patriotisch gesinnten Schuhmachermeister; wer etwa? aus seiner Person machen will, gehört dem Schützen- verein an. Unter der Parole: Ueb' Aug' und Hand fürs Vaterland, reißen die Feste nicht ab; des Sonntags wie wochentags gibt es mal so ein Schießen, da gibt es ein Anschießen, Königsschießen, Gästeschießen und dergleichen Schießerei mehr. Auch am letzten Sonntag war in alle Welt hinausposaunt, daß ein Er- öffnungsschiehen stattfinde, wo die Gäste aus nah und fern herbeisttömen würden. Da die Feier nach den Ver- kündigungen einen„nationalen Charakter" trug, wurden die Herren Hausbesitzer aufgefordert, den Ort im Fahnenschmuck glänzen zn lassen. So nebenbei erwartete man von der Einwohnerschaft, daß auch diese das Schauspiel verschönern helfe, und die nötige Anzahl Gaffer zur Verfügung stelle. Beides ist nun schlecht geraten; das Wetter nahm auf den„nationalen Charakter" des Festes keine Rück» ficht, Fahnenschmuck hatten nur einige Stammkneipen der Herren Schützen angelegt und die Zuschauer hatten ebenfalls kein Jntereffe an dem Festzuge. Nur einige Sttaßenbahnpassanten aus der Groß» stadt legten dem Schauspiel einiges Interesse bei, indem sie köpf« schüttelnd der Meinung Ausdruck gaben: Wie auf'm Dorf. In der außerordentlichen Generalversammlung der Zahlstelle Weißensee des Deutschen Holzarbeiter- Verbandes gab Kollege Schlemminger den Bericht vom Verbandstag in Köln . Eine Dis- kusfion über den Bericht fand nicht statt. Der Bevollmächttgte brachte alsdann den in der Februar-Versantmlung gefaßten Beschluß, vom 1. Juli einen Beitrag von 90 Pf. zu erheben, sobald auf dem Verbandstage die Krankenunterstützung angenommen wird, in Er- innerung. Auch wurde beschlossen, daß Mitglieder nur dann Unter« stützung erhalten, wenn 13 Marken am Orte geklebt find. Zum Schluß wurde noch auf den Arbeitsnachweis verwiesen und auf« gefordert, das Umschauen zu unterlassen. Pankow . Um sich mit neue« EinbruchShandwerkzeugen zu versehen, verübten Diebesgesellen nachts einen Einbruchsdiebstahl in der Schlofferei- Werkstatt von Sch. in der Breitenstraße. Vom Garten aus drangen die Täter durch die Fenster in die Werkstatt und stahlen dort, waS sie zur Ausübung von Einbruchsdiebstählen nur gebrauchen konnten. Brecheisen, einen Posten Dietriche in den verschiedensten Größen und Stärken, eine große Anzahl Nachschlüffel usw. fielen den Spitzbuben zur Beute. Nowawes- Neuendorf. Eine Handwerks- und GeWerbeausstellung findet gegenwärtig im Klemmschen Lokale in Nowawes statt. Dieselbe ist vom Berein für Handel und Gewerbe arrangiert und soll ein Bild von der gewerb- lichen und industtiellen Tätigkeit in Nowawes-Neuendorf geben. Ein Teil der ausgestellten Gegenstände sind anerkennenswerte Leistungen, jedoch das Gros der Schauobjekte ist Fabrikware ge- wöhnlichster Art, die gar nicht in unseren Orten hergestellt sind; hat sich doch die Mehrzahl der hiesigen Handwerker überhaupt nicht an der Ausstellung beteiligt, denn sonst wäre es nicht möglich gewesen, dieselbe tn einem Tanzsaal unterzubringen. Daß dieses Arrangement dazu beitragen wird, die gewerbliche und industrielle Tätigkeit in Nowawes-Neuendorf zu fördern, dürfte doch stark zu bezweifeln sein. Von der Leistungsfähigkeit der Aus- steller scheint das leitende Komitee selbst keine hohe Meinung zu haben, denn obwohl eine hiesige Buchdruckerei und ein Photograph. welch letzterer sogar Mitglied des arran« gierenden Vereins ist, mit Erzeugnissen auf der Ausstellung ver« treten sind, hat man sowohl den„Führer" in Potsdam drucken, als auch die Aufnahme eines Gruppenbildes durch eine Potsdamer Firma ausführen lassen. Ein großer Schmerz ist dem AuSstellungS- komitee dadurch bereitet worden, daß bei der Eröffnung der so sehn- lichst erwartete Regierungsvertreter ausgeblieben ist, wahrscheinlich, weil er besseres zu tun hatte. Wir wollen nicht unterlassen, die Ar- bester, welche die Ausstellung besuchen, darauf hinzuweisen, daß daS Klemmsche Lokal gesperrt ist, und der Inhaber desselben dadurch zu erkennen gibt, daß er gerne auf die Einnahme von Arbeiter- groschen verzichtet. Die Erdarbeiten für hi« Kanalisation haben nunmehr begonnen, und ist damit der Anfang zu einem Werke gemacht, welches für die Zukunft der beiden Orte von weittragender Bedeutung sein kann; nicht nur, daß dadurch die hygienischen Verhältnisse bedeutend bessere werden, auch die Frage der Vereinigung der beiden Orte ist dadurch wieder mehr in den Vordergrund gerückt worden. Während man in Nowawes längst überzeugt ist, daß die getrennte Verwaltung der Ortschaften schwere Hindernisse für die EntWickelung derselben bietet, hat man sich in Neuendorf, vertrauend auf die guten dortigen Finanzverhältnisse, bisher auf den Standpunkt gestellt, daß eine Verschmelzung der beiden Orte einfach undiskutabel ist. Durch diesen Zustand werden aber der Kanalisationskommission bei ihren Arbeiten so viele Schwierigkeiten bereitet— die natürlich auch auf die Neuendorfer Finanzverhältniffe äußerst ungünstig einwirken. Selbst den verbohrtesten Kirchturmspolitikern muß es klar werden, daß es so nicht mehr lange weiter gehen kann. Hoffentlich wird sich diese Ueberzeugung bald allgemein Bahn brechen, damit in den nächsten Jahren zum Besten der Einwohner beider Orte eine gründ« liche Aenderung oer jetzigen Verhältnisse herbeigeführt werden kann. Versammlungen. Im Arbeitervertretcr-Verein, der am Donnerstag feine regel« mäßige Mitgliederversammlung abhielt, wurde von den Beisitzern der Unfallschiedsgerichte lebhaft eine neue Maßnahme in der Sozial- rechtsprechung kritisiert, die— dem jetzigen Standpunkte von der „gefüllten Kompottschüffel" entsprechend— neue Schädigungen der Unfallverletzten im Gefolge hat. Bisher war es nämlich üblich, Rcntenherabsetzungen nicht unter 10 Proz. eintreten zu lassen, das heißt unter der Voraussetzung, daß eine wesentliche Besserung im Befinden des Verletzten konstatiert war. Besserungen bis zu 10 Proz. wurden als„nicht meßbar" und infolgedessen als nicht vorhanden betrachtet, weshalb solche Anträge der Berufsgenossen« schaffen auf Herabsetzung der Rente in der Regel abgewiesen wurden. In der letzten Zeit ist es jedoch üblich geworden, kleinere Renten um 7% oder 5 Proz., ja um 3% Proz. herabzusetzen! Wurde z. B. der Verlust eines Auges sonst auf 3SVi Proz. Erwerbsunfähigkeit geschätzt, so knappst man jetzt die 3sh Proz. ab und läßt nur 30 Proz. zahlen, weil sich der Verletzte an seinen Zustand„gewöhnt" habe. — Anderen Verletzten, die ohnehin nur eine Rente von 30 oder 25 Proz. erhalten, zwackt man 5 oder 7% Proz. ab. Bei der jetzigen Praxis, die kleinen„SchnapSrenten" nach und nach überhaupt zu beseitigen, ist mit diesem Verfahren die Handhabe gegeben, in kurzer Zeit nacheinander eine mehrmalige Kürzung der Rente unter daS Matz der geheimrätlich fixierten„Schnapsrente" vorzunehmen und dann die Entschädigung damit ganz zu verweigern. Von einer Heraufsetzung der Renten um 5 Proz., falls eine Ver» schlechterung im Zustande des Verletzten eingetreten ist, nimmt man dagegen nichts wahr. Es wurde ausgeführt, daß. wenn die Verletzten in demselben Maße Anträge und Klagen auf Herauf- setzung der Renten um 5 Proz. einbringen würden, wie solche von den BcrufSgenossenschaften auf Herabsehung gestellt werden, dann die ersteren vielleicht noch wegen frivoler Rcchtsver- folgung eine Verurteilung zur Kostenzahlung zu gewärtigen hätten. Die Avbeiterbeisitzcr müßten jetzt fast tagtäglich die Erfahrung machen, daß die Sozialrechtsprechung immer mehr zuungunsten der Arbeiter ausfalle. Gegen die jetzigen Praktiken der Rentenknapserei. wie sie von den Schiedsgerichten und auch vom Reichs-VersicherungS, amt betrieben werden, protestierte die Verfammlung der Arbeiter- Vertreter auf das entschiedenste. Verein der Lehrlinge, jugendlichen Arbeiter«nd Arbeiterinnen Berlin » und Unigrgend. Abteilung Rixdorf- Britz Mittwoch, den 20. Juni er., abends'/.8 Uhr, bei Wllke, Rixdorf, Hermannstr. 213 i Abtcilungsoersammlung. Bortrag des Kollegen F. Maschke über:„Jugend- sllrsorge". Das pünktliche Erscheinen aller Kollegen ist dringend not, wendig. Vermischtes. Durch einen sechsstündigen«olkenbruchartigen Rege» wurde am Sonntag in K a t t 0 w i tz bedeutender Schaden äst- gerichtet. In den Straßen stand daS Waffer stellenweise 1% Metcp hoch. Die niedrig gelegenen Wohnungen wurden vollftägdig ulgii
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