Einzelbild herunterladen
 
Angeklagten in, Jahre ISS? 8000 M. geliehen Und diese, da fr sie nicht zurückerhielt, eingeklagt. Sein verstorbener Vater, Rechts- anwalt Grothe I, habe dem Angeklagten bedeutend mehr geliehen. Was und wieviel sein Bater zurückerhalten habe, entziehe sich seiner Kenntnis. iiir Frau v. Zander normal? Auf Befragen eines Geschworenen erklärt der Zeuge: Seit vielen Jahren sei in der Familie die Vermutung geäußert worden, daß Frau v. Zander nicht normal sei. Auf Befragen des Prof. Lesser erklärt der Zeuge, man habe Frau v. Zander deshalb nicht für geistig normal gehalten, weil sie ungeheuere Ausgaben für alle möglichen Gegenstände, deren sie nicht bedurfte, gemacht hat. Man sah sie als eine Verschwenderin an. Vors.: Kennen Sie noch andere Tatsachen, vielleicht Wutausbrüche? Zeuge: Rein. ES wird danach ein Schriftstück verlesen, aus dem hervor- geht, daß in der Familie der Frau v. Zander Geisteskrankheiten vorgekommen sind. Der Bater sei ein fanatischer wclfischer Agi- tckihr gewesen. Da ihm eine Anklage wegen Majestätsbeleidigung drihte, sei er nach Genf   geflohen. Dort ist er 1887 gestorben. Frau v. Zander soll einmal für 1000 M. Sachen für den Weihnachtsbaum auf Rechnung entnommen haben. Staatsanwalt: Herr Zeuge, der Angeklagte v. Zander hat Ihnen mehrfach Zahlungen versprochen, sie aber nicht geleistet. Zeuge: Ja. Angekl. v. Zander: Ich wäre niemals in die Lage gekommen, Geld zu leihen, denn ich kam mit meinem Gehalt vollständig aus. Ich war stets einer der sparsamsten Menschen. Ich rauchte nicht und bc- suchte niemals ein Restaurant. Plötzlich erfuhr ich, daß meine Frau die unsinnigsten Schulden machte, Waren kaufte, die sie nicht brauchte und auf dem Boden versteckte. Ich war aber aktiver Offizier und deshalb verpflichtet, die von meiner Frau gemachten Schulden zu bezahlen. Aus diesem Grunde war ich genötigt, Darlehne aufzunehmen. Selbstverständlich nahm ich zuerst meine Verwandten in Anspruch. Daß ich die Zahlungstermine nicht ein- halten konnte, ist natürlich. Die Bandelschen Gelder. Hierauf wird Amts rat Hoppenstedt, Verwalter des Bandelschen Vermögens, als Zeuge aufgerufen: Aus eigener Wissen- schaft kann ich nicht sagen, ob der verstorbene b. Bändel die an Zander gezahlten Gelder als Darlehne oder zur Entschädigung für geleistete Dienste gegeben hat. Frau v. Bändel sei der Meinung. daß Darlehne gewesen seien. Wenn aber der Angeklagte sage, eS seien keine Darlehne gewesen, so habe er keine Veranlassung, daran zu zweifeln. Angekl. Lüttich  : Ich kann mitteilen, daß Herr v. Bändel durch die Kenntnisse des Herrn v. Zander an Kaliaktien Millionen verdient hat. Angekl. v. Zander: Das Kaliwerk Hercynia steht neben dem Grund und Boden meiner Eltern. Mir war bekannt, welche Schätze in dem Werk steckten. Auf meine Veranlassung hat Bändel große Posten Kaliaktien zu niedrigen Kursen gekauft, deren Kurs dann sehr bald ins Un- gemessene stieg, v. Bändel hat dabei Millionen verdient. Daß ich gute Kenntnisse hatte, beweist auch die Tatsache, daß der Staat die Hercynia angekauft hat, und zwar für 31 Millionen Mark, ob- wohl das Werk auf fiskalischem Grund und Boden steht und daS- selbe im Jahre 1SLS dem Staate kostenlos anheimgefallen wäre. Die Käufe der Frau v. Zander. ES wird hierauf Zeuge Stube vernommen, der äugen- blicklich zu einer militärischen Uebung eingezogen ist. Der Zeuge erklärt, er sei Vertreter der Firma H. C. Hahn in Berlin  . Frau v. Zander habe schriftlich einen großen Posten Porzellan, Sekt- gläser. sowie einen großen Kriftallkronleuchter bestellt. Er sei auf Grund der Briefe der Frau v. Zander zu der Ueberzeugung ge- kommen, daß die Familie zahlungsfähig sei. Angekl. v. Zander: Als ich nach Hause kam und daS Porzellan und den Kronleuchter sah, war ich sehr erstaunt. Ich wollte die Sachen sofort zurückschicken, denn ich hatte damals Mühe, das Nötigste für den Haushalt zu beschaffen. Ich wurde aber von der Firma verant- wortlich gemacht, und da ich eine gute Stellung in Aussicht hatte, glaubte ich, eS würde mir möglich sein, zu zahlen. Frau v. Zander: Ich habe die Sachen in der gleichen Voraussetzung bestellt. Vors.: Es fehlte Ihnen aber doch in jener Zeit an» Notwendigsten. In solcher Lage trinkt man doch keinen Sekt. Wozu bestellten Sie die Sektgläser? Angekl.: Die mußten wir haben, weil wir oft Besuch bekamen. Angekl. v. Zander: ES verkehrte bei uns keine Katze, wir bekamen keinen Besuch. Es tritt hierauf eine kleine Pause ein. Nach Wiedereröffnung der Sitzung erzählt die Angeklagte Frau v. Zander ihren Lebenslauf. Sie sei mit 16 Jahren Hofdame der Prinzessin Friederike Henriette von Hannover geworden und habe mehrfach die Prin- zessin nach England begleitet. Sie sei schließlich aus' dem Hof- dienst geschieden, da die Prinzessin ihrem Wunsche, ihrem Vater eine staatliche Anstellung zu verschaffen, nicht nachkam. Sic habe sich in dieser Beziehung selbst an den Minister Windthorst, aber ohne Erfolg, gewandt. Vors.: Vor dem Untersuchungsrichter haben Sie erklärt, über die Ursache Ihres Ausscheidens aus dem Hofdienst verweigerten Sie die Auskunft. Angekl.: Ich wollte überhaupt nicht, daß der Name der Prinzessin in der Verhandlung zur Sprache käme. Vors.: Nachdem aber die Sache einmal be» kannt war, konnten Sie doch auch dem Untersuchungsrichter die entsprechenden Angaben machen. Angekl.: Herr Vorsitzender. die moralischen Peitschenhiebe, die ich von dem Herrn Untersuchungs- richter erhielt, konnte« mich nicht bestimmen, auf seine Fragen Rede und Antwort zu stehen. Auf Befragen des Verteidigers B i e gibt die Angeklagte zu, daß sie dem Baron v. Ramingen Stoff zu einem Roman geliefert habe. Sie habe dem Baron die Erlebnisse ihres VaterS, der zuerst Feldpropst war, sodann ihre Erlebnisse aus den Hofkreisen Englands mitgeteilt. Vors.: Lebte die Prin» zessin sehr opulent? Angekl.: Die Irinzessin hatte jährlich 60 000 M. zu verzehren. Sie hielt eine zahlreiche Dienerschaft. Mir selbst standen zwei Zofen und ein Diener zur Verfügung. Es ist daS keineswegs etwas Außergewöhnliches. In anderen Schlössern Englands wird ein noch größerer Aufwand getrieben, besonders wenn es sich um Schmucksachen handelt. Auf weiteres Befragen des Vorsitzenden erklärt die Angeklagte, nach ihrem Ausscheiden aus dem Hofdienst« habe sie längere Zeit im elterlichen Haufe zugebracht. Alsdann sei sie zu Verwandten nach Moskau   gekommen. Diese hatten ein jährliches Einkommen von 80 000 Rubel zu verzehren. Dort habe man sehr opulent gelebt. Als sie sich mit ihrem Mann verlobte, sei ihr Bater bereit» tot ge- Wesen. Ihr Onkel, Rechtsanwalt Grothe I-Hannover  , habe ihr die Ausstattung gekauft und 3000 M. gegeben. Verlesung von Briefen. ES wird hierauf eine Anzahl von Briefen verlesen, die Frau v. Zander an ihren Gatten gerichtet hat. Der Vorsitzende bemerkt, er wolle aus den Briefen feststellen, daß die Eheleute sich über ihre Vermögensverhältnisse klar sein mußten. Vors.: In Magdeburg   haben Sie gleich für 700 M. Gardinen gekauft. Angekl.: Ich war über den Gardinenkauf ganz erstaunt und habe auch meiner Frau Vorwürfe gemacht. Vors.: Sie konnten doch die Gardinen zurückschicken. Angekl.: Das könnte ich als Offizier nicht machen. Vors.: Das verstehe ich nicht. Auf Befragen des Verteidigers Mamroth erklärt der Angeklagte, seine grau habe längere Zeit in der Klinik gelegen und sei auch operiert worden. Das habe sehr viel Geld gekostet. Die Rech- nungen feien sämtlich bezahlt worden. Auch eine Operation seines kleinen Sohnes habe viel Geld verschlungen. Aus weiteren Briefen geht hervor, daß die Eheleute sich in sehr bedrängten Verhältnissen befunden haben. Der Angeklagte v. Zander klagt darin über den großen Aufwand, den seine Frau treibe. In einer der Aufzeichnungen deS Angeklagten heißt es: Ich war heute genötigt, mir von meinem Feldwebel 50 M. geben zu lassen. Die Angekl. V. Zander erklärt auf Befragen. eS sei ihr hMvßt gewesen, daß sie einen armen Offizier geheiratet habe.--- Vors.: Dann hätten Sic auch danach leben müssen. Wußten Sie denn nicht, daß ein preußischer Offizier keine Schulden haben darf? Angekl.: Ich habe in preußischen Offizierskreisen nicht vcr. kehrt. Vors.: Das weiß aber doch ein jeder. Angekl.: Mir war eS nicht bekannt, außerdem glaubte ich, daß mein Mann außer- gewöhnliche Einnahmen haben würde. Der Staatsanwalt stellt fest, daß das Ehepaar 1897 13 000 M. Schulden hatte. AuS wetteren Tagebuchaufzeichnungen geht hervor, daß die Angeklagten sehr gut gelebt haben. Sie haben Austern gegessen und Wein getrunken. In einer Aufzeichnung heißt es: Marie hat sehr gutes Essen bereitet. Es gab Kraftbrühe, Fisch. Braten, Gemüse und einen vorzüglichen Wein. Eine andere Notiz lautet: Da ich auf den Zug so lange warten mußte, kaufte ich mir kurzerhand ein Fahrrad. Um SV* Uhr wird die Verhandlung auf Mittwoch, vormittag 9 Uhr, vertagt._" Huö der Partei. In alter oder neuer Gesellschaft? Ein außerordentlich charakteristisches Beispiel dafür, welche merk- würdigen Verbindungen vorkommen zwischen Journalisten, die sich zu unserer Partei zählen, und offen gegnerischen Journalisten, geht eben wieder mit Behagen durch die bürgerliche Presse. Hat da ein Haufen gutbürgerlicher englischer Journalisten die Idee bekommen, ein Rendezvous englischer und deutscher Zeitungs- schreiber zu veranstalten, um erstens die englisch-deutsche An- Näherung zu fördern, dann aber auch und vor allem, umnach persönlicher Bekanntschaft, wie eS wörtlich im osfiziellen Einladungs­schreiben heißt, späterdie Erörterung politischer Fragen mit weniger Bitterkeit zu führen". Da außer dieser sehr durchsichtigen Absicht bei diesem Rendezvous auch von deutscher Seite die verbrecherischsten Scharfmacher und die gemeinsten Verleumder der Sozialdemolratie die Hauptflöte spielen, überdies offizielle Empfänge und Fressereien in Aussicht standen, so war kein Zweifel bei uns, daß. ebenso wie die Redakteure desVorwärts" auch alle anderen parteigenösfischen Journalisten, die auf sich und die Partei etwaS hielten, diese Ein- laduug mit einer unzweideutigen Absage beantworten würden. Wir haben uns leider getäuscht! Eine Journalistin, die sich zur Sozialdemokratie rechnet, macht die Mcerfahrt der Scharfmacher und Verleumder der eigenen Partei mit: Lily Braun  . Sie befindet sich nach dem Bericht derKöln  . Ztg."*) u.a. in der guten und wahr- scheinlich nicht mehrneuen Gesellschaft" der Liman(Leipz. Neueste Nachr."), Kronsbein sPost"), Lange(Deutsche Ztg."), Müller-Fürer(Kreuz-Ztg."> und Konsorten. Ueber den persönlichen Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten und am wenigsten mit der Frau Heinrich Brauns   nach dem Dresdener   Parteitage und dem Harden-Techtelmechtelchen, aber die Partei hat da» Recht zu verlangen, daß Leute, die sich zu ihr rechnen, mit ihrem persönlichen Geschmack wenigstens in öffentlichen Veranstaltungen nicht dem elementarsten Parteigefühl ins Gesicht schlagen; das aber geschieht, wenn sich Parteigenossen öffentlich bei politischen Anlässen Arm in Arm mit Leuten vom Schlage der Liman, Kronsbein und ähnlichem Gelichter der bürger- lichen Presse zeigen. DaS darf sich die Partei verbitten. Dieser bitteren und ernste» Seite fehlt aber auch nicht die Satire, wenn man nämlich in dem offiziellen Programm unter- streicht, wo die Biedermännerenipfangen" und gefüttert werden. Wir geben im folgenden dieses Programm wörtlich, aber unter- strichen wieder: Am 20. Juni werden Vertreter des Empfangsausschusses die deutschen Gäste in Southampton   begrüßen und nach London   be- gleiten, wo diese im Hotel Metropole ab st eigen. Am 21. Juni beginnen die Besichtigungen. Mittag» findet ein Früh- stück im Unterhause zufolge einer Einladung des Vorsitzenden des Handelsministeriums, Lloyd- George, statt. Dann folgen die Gäste einer Einladung des Sprechers mid wohnen der Eröffnung einer Sitzung bei. Alsdann werden sie dem Oberhause einen Besuch abstatten, vom Lordkanzler empfangen werden und . den Tee auf der Terrasse als Gäste des Kriegsministers H a l d a n e einnehmen. Abends um?>/, Uhr wird in den Whitehallsälen unter dem Vorsitz von Lord Aveburh«in großes Bankett stattfinden, wozu der Lordkanzler und andere Mitglieder der Regierung sowie frühere Minister erwartet werden. Am 22. Juni wird in Dullvich Herr Evan Spicer, Vorsitzender deS Londoner   GrafschaftsratS, die Besucher zum Frühstück bewirten. Abend» wird zu Ehren der Gäste die Londoner Presse ein Essen in der österreichischen Ausstellung in EarlS Court veranstalten. Um 11 Uhr abends wird Lord V u r n h a m sie im Gebäude deSDaily Telegraph  " in Fleet Street empfangen. Am 23. Juni findet"ein Ausflug nach Windsor statt, wo nach den Meldungen cnglischer Blätter König Eduard die deutschen Journalisten zum Frühstück empfangen will. Am 24. Juni gibt ihnen Herr Tree in HiS Majesty's Theater ein Festmahl. Der 25. Juni ist der Erinnerung Shakespeares in Stratford-on-Avon  gewidmet. Am 26. Juni findet ein Frühstück beim Lordniayor inLondon und abends Festmahl im Ranelagh Klub auf Einladung von Herrn C. Artnr Pearfon statt. Am Mittwoch wird der Universität Cambridge   ein Besuch abgestattet und abends ist Empfang bei der Herzogin von Sutherland. Am 28. Juni veranstaltet dieDaily NewS" einen Ausflug auf der Themse  . Abends gibt Herr Alfred de Rothschild   zu Ehren der Gäste in seinem Privathause ein Frftmahl, bei dem unter anderen der Kriegsmrnlster Haldane anwesend sein wird." Danach können die Leutchen also neben ihrer Gesinnungs- tüchtigkeit auch ihre Magentüchtigkeit auf eine gute Probe stellen. Der 17. Gautag der Pfälzer   Sozialdemokratie hat am Sonnabend und Sonntag in Neustadt   a. H. getagt. Am Sonnabend wurde in nichtöffentlicher Sitzung über die Presse beraten. Der Geschäfts- bericht, der sich auf 10 Monate bezieht, eraiebt einen Abonnenten- zuwachs von 2771. Anträge auf Vergrößerung deS Blatte», die au» Ludwigshafen   und Pirmasens   kommen, werden abgelehnt, nachdem der Geschäftsleiter Genosse Gerisch erklärt hatte, daß eine Ver- mehrung des UmfangeS auf regelmäßig 8 Seiten eine Erhöhung de» Abonnenientspreifes um 10 Pf., eine Vermehrung auf regel- mähig 6 Seiten eine Erhöhung um 5 Pf. bedingen würde. Am Sonntag war die öffentliche Sitzung. Die Mandats« Prüfungskommission meldete 116 Delegierte aus 73 Orten. Der Gautag beschloß die Anstellung eines Gau- sekretä rs und nahm das O r g a n i sa ti o n S st at u t in der vom Gauvorstand beantragten Fassung(25 Pf. Mitgliedsbeitrag) an. In der Nachintttagssitzung wurde das Referat E h r h a r t S über die L a n d t a g S iv a h l e n entgegengenoinmeu. Von einer Debatte darüber wurde abgesehen und eine entsprechende Resolution ein- stimmig angenommen. Der Punkt: Die Reform der pfälzischen Gemeindeordnung wurde wegen der vorgeschrittenen Zeit auf den nächsten Gautag verschoben. Als Ort deS nächsten GautageS wurde G r ü n st a d t bcslimnU. Für die Rachwahl im ReichStagSwahlkreife Rinteln-Hofgeismar hat«me Konferenz der Kreisorganisation den bisherigen Kandidaten, Genossen Vetterlein, einstimmig wieder aufgestellt. Dir Zwistigkeitea in Sora»- Forst. Wir erhalten folgende Er- klärung: Die Kritik desVorwärts* an meiner.Gelbstveweihräucherung" wäre mehr als berechtigt, wenn ich wirklich den Unsinn gesprochen *) DerKöln  . Ztg.* läuft der Irrtum unter, daß statt Lily Braun   ihr Mann Heinrich Braun   die Fahrt mitmache. was übrigens an der Lache nichts ändert und,«vie bekannt, auf dasselbe hinausläuft. hätte, den mich der Bericht derMärkischen Volksstimme* reden läßt. Ich bezeichnete mich nicht als den Mann, der den Forster Arbeitern den Idealismus ins Herz gepflanzt hat, mithin annahm, daß vor seiner Tätigkeit kein Idealismus in der Forster Arbeiterschaft war. Vielmehr sagte ich gegenüber den vielen persön- lichen Beschuldigungen, die mich trafen, ich könneohne Selbst- überhebung" von mir sagen, daß ichein gut Teil Jdealis- mus" ins Herzeiner ganzen Reihe" von Parteigenossen gepflanzt habe. Ich dachte dabei hauptsächlich an eine Anzahl siingerer Genossen. Auch sonst ist vieles an meiner Rede falsch wiedergegeben. So sprach ich z. B. nicht von einem System �der Meinuiigsunterdrückung", mit dem aufgeräumt werden müsse, sondern von einem System der Beberrschung der überwältigenden Mehrheit durch eine kleine Minderheit. AuS dem Bericht geht auch nicht klar herbor, daß auf meinen Antrag einstimmig beschlossen wurde, den Vorstand, der sozial- demokratischen Partei Deutschlands   zu ersuchen, zusammen mit der in Forst gewählte» Fünferkommission zu untersuchen, wen die Schuld an dem Konflikt trifft. H. Marckwald. * # DieMark. Volksstimme" bringt eine spaltenlange Erklärung der Preßkommission gegen Marckwald. Wir verzichten vorläufig auf die Wiedergabe: da eine Kommission in Verbindung mit dem Partei« vorstand die Beschuldigungen prüfen soll, erscheint es angebracht, den Bericht dieser Kommission abzuwarten. Der Gememdcwohlsieg in Sliarmund. über den wir in der SoimtagSnummer berichteten, ist nicht, wie wir aus der knappen Meldung irrtümlich schloffen, nach 13 Jahren erfolgloser Wahl- beteiligung unserer Genossen erzielt worden. ES war vielmehr die erste Gemeindewahl im Orte nach 13 Jahrenl 13 Jahre hatte der unglaubliche Zustand geherrscht, baß der Ge- meindcvorsteher einfach keine Wahl anberaumte; die Gemeinde- Vertretung war längst nicht mebr vollständig. DaS kümmerte aber den Gemeindevorsteher nicht»no auch nicht die Aufsichtsbehörde, bis vor einigen Monaten die Genossen den Landrat auf den nn- gesetzlichen Zustand aufmerksam nmchten. Darauf erfolgte dann die Anordnmiß, daß die gesamte Gemeindevertretung sofort neu zu wählen sei. polireUicbes» ßmchtliclico ulw. Verpuffte Ordnungsrcttungcn. Freigesprochen wurde vom Schöffengericht Dessau   der Genosse Pauli ck vomVolks- b l a t t für Anhalt  " von der Anklage, durch eine Notiz über einen Streikbrechcrvermittlergroben Unfug" verübt zu haben. Keine Verächtlichmachung kirchlicher Ein r ich- tun gen fand die Strafkammer II des Landgerichts Schweidnitz  in dem seinerzeit in der BreslauerVolkswacht" und im Langen- bielauerProletarier" veröffentlichten Aufruf des Predigers Tschirn zum Austritt aus der Landeskirche. Das Gericht hat deshalb be- schloffen, daS Hauptverfahren gegen den Prediger Tschirn   und den Redakteur desProletarier", Genossen Franz Feldmann, nicht zu eröffnen. Beschlagnahmte Wahlrechtsflugblätter hat endlich die Staatsanwaltschaft Bochum   zurückgegeben. Der Expedition des Volksblattes" ging folgender Bescheid zu: In der Strafsache gegen den Parteisekretär Paul Runge hier übersende ich anliegende hier asservierte Blätter..Im Austrage: Retkittke. Damit hat die so großartig begonnene Aktion ihren Abschluß erreicht. Eins wie's andere l Nicht wegen groben Unfugs und nicht zu 150 M. Geldstrafe ist der Genosse Muck er vom Schöffengericht zu Würzen verurteilt worden, wie wir dieser Tage meldeten, sondern wegen Uebertretung einer Verordnung der Amtshauptmann- schaft, die Ende vorigen Jahres den Boykott unmöglich machen sollte. Die Strafe, die dem Genossen Mucker wegen der Verletzung dieser Verordnung zudiktiert wurde, beträgt 50 M. Der Bürgermeister als Leumundszeuge. Das Schöffengericht in Neuß  (Rheinland  ) hatte den Genossen Rinke aus Heerdt   wegen Beleidigung Arbeitswilliger zu drei Wochen Gefängnis verurteilt, wogegen sowohl der Staatsanwalt als der Angeklagte Berufung angemeldet hatten. Die Strafkammer in Düsseldorf  mußte fich infolgedessen mit der Sache befassen. Der Bürgermeister von Heerdt   wurde über den Leumund Rinkes vernommen. Erhatte nichts gegen den Angellagten", nur sei er einHetzer". Nachdem er wegenHetzerei" aus der Fabrik entlassen worden sei, hausiere er mir sozialdemokratischen Büchern und Bildern, nur um agitieren zu können. Der Vorsitzende und der Staatsanwalt wollten nun gerne wissen, warum Rinke nicht Heerdt   verlasse, da er doch keine Arbeit mehr habe. Die Herren erhielten die treffende Antwort vom An- geklagten, er könne Wohnsitz nehmen, wo es ihm beliebe. Der Staatsanwalt führte in seinerRede aus, der Angeklagte treibe e i n v e r- derbenbringendes Handwerk, die Arbeitswilligen müßten u»ter allen Umständen geschützt werden, eine exemplarische Strafe sei für Rinke am Platze, er beantrage drei Momilc Gefängnis. Das Gericht verwarf die Berufung und beließ es bei der alten Strafe. Rinke wird Revision gegen das Urteil anmelden. Straskonto der Presse. Wegen Beleidigung eines Fabrikanten in Flöha   war der Genosse Wendel von derChemnitzer Volksstimme* angeklagt. In einer Notiz des Blatte» waren Mißstände in dem Betriebe des Fabrikanten gerügt, die Aborte feien in einem grauenhaften Zustande, der Speisesaal werde gleichfalls nicht gereinigt und der zum Essenwärmen bestimmte Ofen lasse viel zu wünschen übrig. In den Sälen habe die Dampfheizung gefehlt, so daß die Arbeiter den ganzen Winter in kalten Räumen hätten arbeiten müssen. Genosse Wendel hatte eine Anzahl Zeugen aufgeboten. Sie bestätigten im wesentlichen die Angaben des Artikels. In dem neu aufgeführten Anbau der Fabrik habe die Dampfheizung gefehlt. Gegenwärtig sei allerdings eine wesentliche Besserung in den Mißständen eingetreten, aber seit wann, konnten die Zeugen nicht bestimmt aussagen. Da W., dem eS besonders daraus ankam, festzustellen, daß erst die inkriminierte Notiz die Veranlassung zu den Verbesserungen gegeben hat. deshalb mit Fragen in die Zeugen drang, kam es zu einer kleinen Reiberei WS mit dem Vorsitzenden. W. beantragte feine Freisprechung, da doch der Wahrheitsbeweis im vollen Umfange geglückt sei. DaS Gericht war jedoch anderer Meinung, es hielt eine Geldstrafe von 100 Mark für an- gemessene Sühne.  _ Soziales* Gegen LehrlingSzüchterei im Handclsgewerbr. § 128 der Gewerbeordnung schreibt vor: Wenn der Lehrherr eine im Mißverhältnis zu dem Umfang oder der Art seines Gewerbe- betriebe? stehende Zahl von Lehrlingen hält und dadurch die AuS- bildung der Lehrlinge gefährdet erscheint, so kann dem Lehrherrn von der unteren Verwaltungsbehörde die Entlassung eines ent- sprechenden Teiles der Lehrlinge auferlegt und die Annahme von Lehrlingen über eine bestimmte Zahl hinaus versagt werden. Gegen solche Anordnung findet daS Verwaltiingsstrcitverfahren statt. Ferner können durch Beschluß deö Bundesrats für einzelne GewerbSzweige Vor- schriften über die höchste Zahl von Lehrlingen erlassen werden, welche in Betrieben dieser Gewerbszweige gehalten werden darf. Soweit solche Vorschriften nicht erlassen sind, können sie durch Anordnung der Landes-Zentralbchörde erlassen werden. Diese durch die Gewerbeordnnngsuovelle vom 26. Juli 1897 ge- schaffene Vorschrift zum Schutz gegen LehrlingSzüchterei ist selten zur Anwendung gelangt. Bon der Befugnis zum Erlaß bestimmter Vorschriften hat weder der Bundesrat noch die Landespolizeibehörde Gebrauch gemacht, wiewohl daS Vorgehen des Tarifamtes deS Buchdruckerverbandes gezeigt hat, daß eine Einschränkung der LehrlingSzüchterei durch Vorschriften für einzelne GewerbSzweige sehr wohl möglich und nötig ist. In den letzten Jahren ist im Handelsgewerbe in wachsendem Naße über die Gepflogenheit-eNagt, durch LehrlingSzüchterei die