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Allemane, auch diese Rede anzuschlagen. Die 139 Stimmen, folgreich unterdrüdt werden könne und daß, falls die Duma vertagt der Verurteilung von Offizieren, Sanitätsoffizieren und oberen die biefer Antrag auf sich vereinigte, bezeugen den tiefen Ein- wird, die Situation sich gefährlich gestalten könnte!!

druck der Jaurèsschen Worte. Mit den Sozialisten stimmten diesmal einige parlamentarische Sozialisten" und ein großer Teil der Radikalsozialisten. Diejenigen, die sich beim Antrage Maujan der Abstimmung enthalten hatten( in der Absicht, den Riß zwischen der bürgerlichen und der proletarischen Demo­tratie nicht dem ganzen Lande fund und unreparierbar zu machen), stimmten jest um der Gerechtigkeit willen, und auch weil die Jaurèssche Kritik der Regierungserklärung mit ihren Meinungen übereinstimmte, für die Plakatierung der sozialisti­ schen Rede. Die tiefe Bedeutung dieses unscheinbaren Vorganges kann auch durch den allerspizigsten Hohn der internationalen sozialistenfeindlichen Presse nicht aus der Welt gespöttelt

werden.

Die Revolution in Rußland .

Bialystok .

Das Blut erstarrt einem in den Adern, wenn man die all mählich bekannt werdenden Einzelheiten der drei Bialystoker Schreckenstage vernimmt. So lesen wir in der Lodzer Zeitung": Der größte Teil der getöteten Juden war durch Gewehr- und Revolverfugeln umgekommen. Personen, die von dem Böbel mit Beilen und Stöcken erschlagen wurden, gibt es zirka 25. Ihre Leichen weisen Spuren eines schrecklichen Todes auf. Außer Spaltungen der Schädel, zahlreicher Zeichen von Fußtritten, zertrümmerten Nasen fand man unter den Toten einen zehnjährigen Knaben, dem ein Fuß abgefügt war. Bei Joel Scheinlach und anderen fand man Nägel im Kopfe, den Augenhöhlen und der Brust; man fand auch ein erwürgtes zweijähriges Kind und die Leiche einer Frau, deren Hände gebunden und mit einigen großen Hufuägeln am Unterleib festgenagelt waren. An anderer Stelle lesen wir von einem vierjährigen Knaben, dem die Geschlechtsteile abgeschnitten, von einem Greise, dem die Nase ausgerissen, von.... Ein Bialystoker Arzt, der Zeuge der dortigen Vorgänge war, behauptet, daß der eigentliche Urheber der blutigen Vorgänge, der alte pensionierte General Bogdanowitsch sei. Dieser sei Leiter der berüchtigten Schwarzen Bande und habe schon vor Monaten durch Berbreitung von Broschüren und Flugschriften zur Ermordung der Juden aufgefordert.-

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Daily Mail" bringt folgende sensationelle Meldung: Infolge der Judenmezeleien in Bialystok haben zwei Regimenter und ein Bataillon Pioniere der Garnison von Odessa dem dortigen Kommandeur, General Kaulbars, formell mitgeteilt, im Falle von Ruhestörungen würden sie feinen Polizeidienst tun. General Kaulbars hat sich an das Striegsministerium um Verwaltungsmaßregeln gewandt. Unter den Juden, die stark genug sind, den Böbel zurückzuweisen, falls er nicht militärisch unterſtügt wird, herrscht über diese Haltung des Militärs große Befriedigung.

Die Berliner Zionistische Vereinigung bittet uns um Bekannt gabe folgender Resolution:

Die von der Zionistischen Vereinigung einberufene, von über 2000 Juden besuchte Volksverfammlung drückt ihren Abfchen aus gegen die verbrecherischen Barbareien der russischen Machthaber, die zur Unterdrückung der freiheitlicheen Bewegung in Rußland Judenmassalers anstiften. Sie versichert die gefnechteten jüdischen Brüder in Rußland treuer Anteilnahme und erwartet, daß die ge­gesamte zivilifierte Welt durch einmütigen Protest und Ver­weigerung jeder weiteren finanziellen Hülfe diefem frevelhaften Morden Einhalt zu gebieten versucht.

Wir registrieren noch folgendes Telegramm: Washington , 22. Juni. Der Senat nahm einen Beschluß­antrag an, in welchem erklärt wird: Das Volk der Vereinigten Staaten ist entsetzt über die Berichte von Mezzeleien, die an Juden in Rußland wegen ihrer Rasse und Religion berübt find. Alle die jenigen, die davon betroffen feien, hätten die herzliche Sympathie des Volkes der Vereinigten Staaten .

Die Gärung im Heere.

Streits und Bauernunruhen.

Militärbeamten zum Tode, Entfernung aus dem Heere oder Dienst­entlassung handelt.

Einschließlich elf mit dem nächsten Heimtransport angemeldeter Baku , 21. Juni. ( Meldung der Petersburger Telegraphen Strafgefangener( worunter sich wahrscheinlich die im oben an­agentur.) Auf den Naphthawerken in Bibi- Eibat und Balachany geführten zweiten Fall Verurteilten befinden) sind seit Beginn des ist ein Teil der Arbeiter in den Ausstand getreten. Aufstandes im ganzen 57 Militärftrafgefangene nach Deutschland Petersburg, 22. Juni. Die Meldungen über neue Bauern- zur Strafvollstreckung übergeführt worden. Diese Zahl kann bei der unruhen und Streits mehren sich in bedenklichem Maße und kommen Stärke der Schußtruppe( jegt 15 000 Mann, im ganzen waren aber bereits aus allen Gegenden des Reiches. 19 000 Mann einschließlich der Heimgekehrten im Schutzgebiet) und Lodz , 22. Juni. Der gestrige Ausstand galt der Erinnerung bei der Dauer des Feldzuges teine hinsichtlich der Disziplin be flammende Reden gehalten. Heute ist die Arbeit überall wieder ihre Erklärung in der Schwere der Kriegsgejeke." an den Tag des vorjährigen Blutbades; auf den Friedhöfen wurden sorgniserregende genannt werden. Die Höhe der Strafen findet Diese amtliche Auskunft gibt sich selbst als unvollständig; aufgenommen, nur drei Fabriken stehen still. Die Duma. über den Süden weiß sie nichts, über den Tatbestand des Petersburg, 22. Juni. ( W. T. B.) Nach Wiedereröffnung der zweiten schwereren Falles von militärischem Aufruhr auch Sihung herrschte im Hause vollkommene Ruhe. Die Beratung der nichts, es wird lediglich angegeben, daß dabei keine Angriffe Interpellationen an die Minister wurde auf morgen vertagt. Das auf einen Offizier vorgekommen sind. Aber das sind noch Haus beriet dann einen von 33 Abgeordneten eingebrachten Gefeß die kleinsten Lücken der Auskunft. Weit bedenklicher ist, daß entwurf, welcher die Abschaffung jedes Privateigentums verlangt. sie mit keinem Worte auf die von uns angeführten Be­Ein Antrag, den Entwurf an die Agrarkommission zu überweisen, hauptungen der Soldatenbriefe über Soldatenmißhandlungen wurde abgelehnt. Die Abstimmung bedeutet eine Niederlage für und Soldatenschikanierungen durch Vorgesetzte eingeht, keine die Arbeitspartei. rung ber

wider.

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Das Haus fährt fort mit der Erörterung der Minister- Antwort gibt auf die Frage, ob etwa eine größere Zahl erklärungen. Der sozialistische Abgeordnete Ramischvili aus dem solcher Vergehen der Vorgesetzten die Aufruhrreate der Mann­Kaukasus erhebt Einspruch dagegen, daß man Interpellationen schaften provoziert haben, noch in welchem Zusammenhang einbringe über einzelne Verbrechen der Verwaltung, während die diese Fälle mit der Annahme älterer Schußtruppen stehen, Regierung täglich ungeheuerlichkeiten sich zuſchulden kommen lasse sie hätten ihre Zeit abgedient und Anspruch auf Ab­und während das Ministerium des Innern alles in Rußland ver- lösung! Auf alles das geht die Nordd. Allgem. Ztg." schlinge, sogar die Kirche und die Schulen. Der Redner verspottet mit feinem Worte ein. Und diese Fragen waren sicherlich den Minister des Innern, der gestern den Mut gehabt habe, zu sagen, der Lärm im Saale verwirre ihn nicht. Der Minister habe nicht die unwichtigsten unseres Artikels vom 12. Juni! Statt aber habe sich an die französischen Chauvinisten gewandt, nicht an 57 Fälle von Aufruhr nicht in ungewöhnlichem Verhältnis da den berühmten französischen Advokaten Labori kopiert, dieser einer Antwort erhalten wir eine Berechnung, wonach die die Vertreter der Nation! Ramischvili schließt, die feindliche Sal- zur Truppenzahl und zu den Umständen stehen, da sie nur tung, welche die Duma dem Ministerium gegenüber einnehme, wenig den Prozentsatz im Frieden überschreiten. Eine sehr spiegele noch nicht die viel feindseligere Haltung des Landes tröstliche Versicherung! aus über das plöbliche Erscheinen der Minister in der Duma und funft mittelbar verrät! Also am 13. Juni wußte die Regierung Aladjin spricht namens der Arbeitsgruppe sein Erstaunen Schier unglaublich aber ist das andere, was diese Aus­tommt dann auf die Unruhen in der Armee zu sprechen. Daß die Minister jest einen entgegenkommenderen Zon anschlagen, finde noch nicht, was deutschen Bürgern mitgeteilt wurde in feine Erklärung in dem Sinken der russischen Werte im Auslande. Soldatenbriefen, die vom Ende des Monats April stammen. Aber," fährt Redner fort, wir wollen uns durch ihre Versicherung Sie erfährt die Verurteilungen erst, wenn die Bestraften hier nicht täuschen lassen und ihnen erst dann Beifall spenden, wenn zur Strafverbüßung eingeliefert werden! So ist man also lewath legt bar, daß der Mangel einer einheitlichen Gewalt in Verhältnisse der Schutztruppe in Südwestafrika orientiert. sie ihre Entlassung einreichen." Abgeordneter Professor Kowa- in der Kolonialabteilung und im Reichskanzleramt über die Rußland die Hauptursache der Unruhen sei. Witte selbst habe dem Eine wahrhaft lebendige Fühlung! Der Reichskanzler, der Redner gestanden, daß er ohnmächtig war während der Zeit seiner Regierungsführung!! Kowalewsky erzählt weiter, er habe an den nach einem Bericht der Scherl- Presse die Mißstände in der Minister des Innern geschrieben wegen eines Gefangenen, der Kolonialverwaltung radikai auszurotten befohlen hat, hätte Minister habe ihm aber gar nicht geantwortet; jeder aus hier einen Punkt, wo er mit Reformen einsetzen könnte. ländische Minister würde schon aus Höflichkeit für einen Ab­geordneten geantwortet haben.

Mit großer Mehrheit wird eine von Gredeskul namens der tonstitutionell demokratischen Partei beantragte Tagesordnung an genommen, in welcher dem Ministerium das Mißtrauen des Hauses ausgesprochen und sein Rücktritt sowie die Einſegung eines vor der Duma verantwortlichen Ministeriums verlangt wird.

Wir haben verabsäumt, dem Artikel:" Die beiden taktischen Auffassungen in der russischen Sozialdemokratie"( 1. Beilage von gestern) die Bemerkung voranzusehen, daß er uns von einem russischen Genossen gesandt ist und dessen Ansicht und- wenig stens nicht in allen Teilen- nicht die der Redaktion wiedergibt. Die Genossen wissen wohl, daß wir uns in die tattischen Gegen fäße innerhalb der russischen Sozialdemokratie nicht einmischen wollen,

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Die Redaktion.

Politische Ueberlicht.

Berlin , den 22. Juni. Amtliche Auskunft.

Die Norddeutsche Allg. 3tg." bringt in ihrer heutigen Abend- Ausgabe noch eine zweite Ueberraschung. An der Spitze wird in auffälliger Schrift flammende, fittliche Ent­rüstung über die Tatsache ausgegossen, daß die Germania" und die Freis. 3tg." sich in Artikeln über die Affäre Butttamer auf einen Bericht haben beziehen können, den der Geh. Legationsrat Rosen in besagter Angelegenheit dem Reichskanzler erstattet hat. Das könne nur durch eine schwere Verlegung der Amtsverschwiegenheit möglich geworden sein. So wird. also zugegeben, daß die Angaben der beiden Blätter über den Inhalt des Berichts richtig sind; zum Ueberfluß wird das noch bestätigt durch folgende Arsführungen des offiziösen Blattes:

Was nun die Wiedergabe seines Inhalts in der Freisinnigen Beitung" betrifft, so bemerken wir zunächst, daß ein von der Frei finnigen Beitung" und der Germania " als besonders auffällig behandelter Saß in dem Originale nicht enthalten ist, der Sak nämlich:" Nach einem Berichte des Gouvernements sei Herr b. Buttkamer laut anliegender Nachweisung lediglich ein Reisepaßformular mit dem Stempel des Gouvernements zu­gestellt worden". nicht Dieser Saz findet sich jedoch wörtlich, aber inhaltlich in einem am 31. Mai, also erst nach Abfassung der Aufzeichnung für den Reichskanzler eingegangenen Berichte des Gouvernements in Buea. Abgesehen von diesem aus einem anderen Berichte entnommenen Zusage treffen die Angaben der Freifinnigen Beitung"* ber den Inhalt des für den Reichskanzler bestimmten Berichts der Solonialabteilung im wesentlichen zu.

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Die Weser- Zeitung" hat unglaublicherweise recht ge­habt. Die amtliche Auskunft über die Vorgänge in Südwest­afrika ist nicht deshalb ausgeblieben, weil die amtlichen Stellen es nicht nötig hielten, dem deutschen Volke Mitteilung zu machen, sondern weil sie es nicht tonnten! Auf die An­Die Blätter melden aus Moskau , die Mannschaften der dortigen fragen des Vorwärts" hin hat sich der Amtsschimmel in Garnison hätten in den letzten Tagen Versammlungen abgehalten Trab gesetzt und heute endlich kann die Ausbeute seiner Er­und fich für die Beobachtung einer forretten Haltung ausgesprochen, fundigungsfahrt in der Nordd. Allg. 8tg." abgelagert werden. Wir haben hier, also die amtliche Bestätigung, daß der folange die Regierung die Duma nicht auflöſe oder sonstige Repressiv- Lang genug ist die Erklärung geworden, der Inhalt ist da- Rosensche Bericht die famose Ausführung enthielt, maßnahmen ergreife. Die Zeitung Duma" berichtet aus Straßno­jarst, in dem dortigen Schüßenregiment feien infolge der Verhaftung gegen weniger imponierend. Das offiziöse Blatt gibt bekannt: Disziplinarverfahren gegen v. Buttkamer sei nicht angängig, Grund der vom Vorwärts" gebrachten Mitteilungen über gegen ihn nicht für wünschenswert halte! Die telegraphischen Ermittelungen, welche auf weil Herr v. Buttkamer selbst die Einleitung eines Verfahrens ernste Fälle von Meuterei in der Schutztruppe für Süd­Westafrika, bei dem Kommando dieser Schußtruppe sofort

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eines Soldaten, der den betrunkenen Obersten durch einen Schlag auf den Kopf verwundete, Unruhen ausgebrochen; ein Stabskapitän sei getötet worden. Aus Sewastopol kommt folgende amtliche Meldung vom

22. Juni:

Am 19. Juni erhielt die erste Stompagnie der hiesigen Festungs­artillerie Befehl, auf Wache zu ziehen. Andere Stompagnien wider­setzten sich dem und verhinderten ihre Kameraden unter Mißachtung der Befehle der Offiziere, ihre Karabiner zu nehmen. Durch andere Truppen der Garnison wurde das Bataillon entwaffnet und am 20. Juni nach der nördlichen Küste geschickt.

Dort drangen die Meuterer in das Quartier des zweiten Bataillons, zerstörten die Magazine, bemächtigten sich ber Gewehre und Munition und zogen gegen die Batteric Jew. Sie wurden aber von Artilleriemannschaften umzingelt und in der Nacht des 20. Juni, nachdem sie einige ver gebliche Schüsse abgegeben hatten, ohne Widerstand gefangen ge= nommen und in der Kaserne der Batterie Michel interniert. Das zweite Artillerie- Bataillon hat sich an den Ausschreitungen nicht beteiligt. Später entdeckte man mehrere geladene Geschütze, die auf die Stadt gerichtet waren. Zahlreiche Einwohner an der nördlichen Küste wurden von Panit ergriffen und flohen, doch trat allmählich wieder Beruhigung ein. Weitere Berwickelungen sind nicht zu be­fürchten.­

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Scherl und Moffe erhielten folgende Privatdepesche: Warschau , 22. Juni, 1 thr 30 Minuten nachmittags. Im hiefigen 10. Sappeurbataillon im Bowonzki- Lager ia cine Meuterei ausgebrochen. Zwischen zwei Infanterie- Offizieren und zwei Sappeur- Unteroffizieren war es zu einem Zwischenfall gekommen. Die Sappeure verweigerten die Ausfolgung der menternden Genossen sowohl dem Bataillons- wie dem Brigade Offizier gegenüber. Dem Obersten wurde ein Ziegelstein an den Kopf geworfen, wodurch er zu Fall fam. Der Brigadefommandeur forderte nun abermals die Ausfolgung der Schuldigen. Die Sappeure lehnten dieses Verlangen erneut ab, und als die Militärbehörde nun zur Entwaffnung schreiten wollte, stellten sie Wachen aus und ließen niemand in das Lager hinein. Bu gleicher Zeit einigten sie sich über ökonomische und politische Forderungen.

Petersburg. Die Lage in Kronstadt ist nach Angabe der Marinekreise sehr gespannt. In Peterhof blickt man mit lubehagen auf die gefährliche Nachbarschaft Kronstadts , weil es nicht ausgeschlossen ist, daß zufällig ein zwölfzölliges Geschoß einmal nach Peterhof hineinfliegt. Einige Tage dachte Trepow daran, den Hof nach Barstoje Selo übersiedeln zu lassen, bis der Marineminister fategorisch jede größere Revolte für unwahrscheinlich erklärte. Die Zarenfamilie beabsichtigt, in nächster Zeit auf der Jacht ,, Polarstern " den schon angekündigten zehntägigen Ausflug nach den finnländischen Schären

zu unternehmen.

Dem Slowo" zufolge hat der Kriegsminister dem Zaren am Donnerstag Bericht über die Gärung in der Armee erstattet und erflärt, er befürchte, daß die Mißstimmung in der Armee nicht er

angestellt worden sind, haben folgendes ergeben:

1. Seit Beginn des Aufstandes find Fälle tätlichen Ver­greifens an Offizieren nicht vorgekommen.

2. Das für den Norden( nördlich der Linie Gobabis- Windhuk) zuständige Gericht hat dieses Jahr zwei Fälle von Aufruhr bezi. Meuterei, begangen von Mannschaften gegen Portepeeunter­offiziere, abgeurteilt.

Als Gegengift gegen dieses notgedrungene Eingeständnis enthält der Artikel der Nordd. Allg. Ztg." die Meldung:

" Zur Aufklärung der gegen den Gouverneur b. Buttkamer ers hobenen Vorwürfe hat dieser selbst die Einleitung einer Disziplinars untersuchung gegen sich beantragt."

Und nun, da er's erlaubt, wird also die Untersuchung Jesko hat also geruht, seine Meinung etwas zu ändern. eingeleitet werden. Ob es zu einem Verfahren kommt, ist abzuwarten.

Die Nordd. Allg. Zeitung" teilt

Im ersten Falle handelt es sich um schwere Ausschreitungen von Leuten der 5. Proviantkolonne der III. Kolonnenabteilung Sicher ist aber dafür ein Verfahren gegen einige Beamte in einer Schlägerei mit einem Mann der Stationsbefaßung von der Kolonialabteilung. Kaps- Farm bei Windhut, in deren Verlauf ein Reiter so schwer berlegt wurde, daß er an den Folgen der ihm beigebrachten Ver­legungen starb.

Der herbeigerufene Wachtmeister der Proviantkolonne ber­suchte zunächst persönlich die Leute zur Vernunft zu bringen und holte dann, als er sah, daß die Leute seiner Aufforderung, auseinanderzugehen, nicht nachfamen, eine Patrouille zum Tat­ort. Als die Leute auch angesichts dieser Patrouille dem Befehl, fich zur Kolonne zu begeben, nicht nachkamen, ließ der Wacht­meister die schuldigen fünf Leute festnehmen und abführen.

An dem Wachtmeister selbst und dem die Patrouille be­fehligenden Unteroffizier hat sich keiner der verhafteten Leute ber­griffen. In diesem Falle sind verurteilt worden: zwei Leute wegen gefährlicher Körperverlegung und militärischen Aufruhrs im Felde zum Tode,

darüber mit:

Schon frühere Vorkommnisse haben den Eindruck hinterlassen, daß Beamte der Kolonialabteilung grobe Vertrauens­brüche begehen.

Gegen ein solches inneres Uebel einer deutschen Behörde muß mit aller Schärfe vorgegangen werden. Auf Antrag des Leiters der Kolonialabteilung hat der Reichskanzler bestimmt, daß die Sache der königlichen Staatsanwaltschaft zur weiteren Ermittelung und Verfolgung der pflichtvergessenen Beamten übergeben werde. Sollte diefer Weg nicht zum Ziele führen, so wird eine Er­neuerung des Beamtenkörpers der Kolonialabteilung ins Auge zu fassen sein."

Dies Verfahren gegen die Beamten hat prompt ein­gesetzt. Am Donnerstagabend hat in der Redaktion und Expedition der Freis. 3tg." eine polizeiliche Haus. fu chung stattgefunden.

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und

zwei Leute wegen militärischen Aufruhrs im Felde zu zwei Jahren Gefängnis, ein Mann wegen gefährlicher Körperverlegung Der Erste Staatsanwalt bei dem Berliner Landgericht I zu zwei Monaten Gefängnis. Der Mann, welcher die tödliche hat ein Strafverfahren. ein Strafverfahren wider Verlegung dem verstorbenen Reiter beigebracht hatte, wurde Schneider" wegen Vergehens gegen§ 153a des Straf­freigesprochen, da er erwiesenermaßen in der Notwehr ge- gesetzbuches eingeleitet. In der Kolonialabteilung sind ein Die Todesstrafen find noch nicht vollstreckt, weil die Richter Kanzleirat Schneider und ein Geheimer expedierender Kalkulator des Kriegsgerichts von der Allerhöchsten Gnade die Umwandlung Schneider, sowie ein Geheimer Registraturassistent Göz an­der erkannten Todesstrafe in eine angemessene Freiheitsstrafe gestellt. Die Haussuchung hat natürlich zu keinem Ergebnis erbeten haben. geführt.

handelt hat.

In dem zweiten Falle sind nach der telegraphischen Meldung Es wird also plöglich viel Energie von der Regierung des Kommandos wegen Aufruhrs bezw. Meuterei drei Reiter aufgeboten.- Aber nicht etwa gegen v. Puttkamer!- zum Tode, vier zu längeren Gefängnisstrafen berurteilt worden. Einzelheiten über diesen Fall sind eingefordert, aber noch nicht eingegangen. Offiziere sind auch an diesem Fall nicht beteiligt. 3. Bezüglich etwa im Süden von dem zuständigen Gericht ergangener Urteile steht eine Meldung noch aus.

Klassen- Kirche.

Der Fall Korell gibt dem Berl. Tagebl." Anlaß, an die Glückwunschadresse zu erinnern, die eine Anzahl englischer Geistlichen nach dem Ausfall der letzten englischen Parlaments­wahl, die bekanntlich der Arbeiterpartei 30 Size einbrachte,

Bei dieser Gelegenheit wird darauf hingewiesen, daß die er­gangenen Urteile hier der amtlichen Stelle erst bei Ueberführung der Berurteilten in die Heimat zum Zwecke der Strafvollstreckung zur Stenntnis kommen, da die Bestätigung aller triegsgerichtlichen an den Vorstand dieser Partei richteten: Urteile durch die Gerichtsherren im Schußgebiet erfolgt, soweit es sich nicht um die dem Kaiser vorbehaltene Bestätigung im Falle

Es war schon seit vielen Jahren", heißt es in dieser Adresse, unser Wunsch, daß im großen Nat der Nation die Stimme