Tage mit holden Jllusionen und harmlofen Renom mistereien zu versüßen.
Beide haben recht!-
der Arbeit voll zu Gehör komme. Wir freuen uns, daß bei der Massenbersammlungen erwartet, und für den Anfang kann die letzten Wahl ein bedeutender Schritt getan ist, um das Haus der Partei zufrieden sein, daß ihr überhaupt nicht alle LandversammGermeinen wirklich zu dem zu machen, was es bisher nur dem lungen bereitelt wurden. Es hat sich in verschiedenen Fällen Nanten nach war: das Haus des Volkes " Wir, die wir nämlich zugetragen, daß in letter Stunde noch Versammlungssäle Marinistisches. Die Köln . 8tg." weiß von neuen Veränderungen unter der industriellen Bevölkerung gelebt und gewirkt haben und abgetrieben wurden. in den höheren Kommandostellen der Marine zu berichten, die zum wissen, unter welchen Bedingungen sie zu leben und zu arbeiten Im Gegensatz zur bürgerlichen Presse in Preußen und Sachsen , Beginn der Kieler Woche vollzogen werden sollen. Großadmiral genütigt ist, wünschen ferner unsere volle Zustimmung zu der Art die im Januar und März die Wahlrechtsbewegung mit ihrem eflen v. Köfter tritt in den Ruhestand. Ferner tritt in der Führung des auszusprechen, in welcher die soziale Frage von der Arbeiter- Geifer besudelte, verhielt sich die bürgerliche Presse in unserem zweiten Geschwaders und des Verbandes der Aufklärungsschiffe ein partei im letzten Wahlkampf in den Vordergrund gestellt worden Ländchen zu der ganzen Aktion völlig ruhig. Sie schwieg, soweit es Wechsel ein. Dadurch, daß Prinz Heinrich Chef der aktiven Schlachtist. Wir bitten alle Gewählten ernstlich, ihren Einfluß aus- auf sie antam, die Bewegung tot, und sie brach dieses Schweigen erst flotte werden wird, ist auch eine Neubesetzung des Stationstommandos Kiel nötig, während Admiral v. Bendemann das Kom zunu zen, um die dringend nötige Entwickelung des geschichtlichen teilweise am letzten Tage vor den Wahlrechtsversammlungen durch mando der Nordseestation in Wilhelmshaven behält. Des weiteren Fortschritts in der Industrie zu beschleunigen, unser höchst uns eine Bierzeilen- Notiz. Auch heute noch bewahrt sie dieses Schweigen. wird ein Wechsel in der Leitung des technischen Departements des bollkommenes soziales System in vollkommenere Formen über- Nicht einmal zu schnodderigen Notizen hat sie sich aufgeschwungen. Reichsmarineamts erwartet, da der bisherige Chef ein höheres zuführen, sich zu bemühen, die anarchischen Unordnungen in der Es scheint eine geheime Parole ausgegeben worden zu sein, so wenig Kommando in der aktiven Schlachtflotte übernehmen soll.- industriellen Welt zu überwinden, kurz die politische Revolution wie möglich von der unangenehmen Sache zu reden. Die Draht= Gestorben für das größere" Deutschland . Amtliche Meldung des 19. Jahrhunderts in die ökonomische Revolution des 20. Jahr- zieher hinter den Kulissen werden bald zu der Ueberzeugung Gefreiter Mathäus Koch, geboren am 23. 4. 82 zu Heuchlingen , am hunderts zu überführen." kommen, daß dieses geniale Totschweigen zu nichts führt. 18. Juni 1906 im Lazarett Windhut an Lungenentzündung gestorben. Leutnant Paul Cleve, geboren am 29. 2. 80 zu Eisen, am 16. Juni 1906 an Bord des Dampfers Gertrud Woermann" an Typhus berstorben. Reiter Karl Seeber, geboren am 22. 8. 83 zu Rohr, am 17. Juni 1906 im Feldlazarett Lüderitzbucht an Nierenentzündung gestorben.Ausland. Desterreich.
Die Adresse mit ihrer Erklärung zugunsten der ökonomi- Nachdem die Versammlungsaktion beendet ist, gehen die Parteischen Revolution des 20. Jahrhunderts war nicht von Geistlichen genossen im ganzen Lande an das Sammeln von Unterschriften für fleiner englischen Setten, sondern von 120 Geistlichen der eine Petition, die an den Landtag und die Regierung gerichtet wird englisch en Staatskirche unterzeichnet. Dennoch ist damals von und in der um Erlaß eines Gesetzes gebeten wird, das sich mit den den kirchlichen Vorgesetzten, soweit bekannt geworden, nicht Forderungen der Resolution der Wahlrechtsversammlungen deckt. das geringste gegen die Vitare und Kuraten, die diese Das wird noch das schwerste Stück Arbeit werden, aber bei dem Gratulationen unterzeichnet hatten, unternommen worden. Gifer, der allenthalben zutage tritt, wird der Erfolg nicht ausUnd wie in England, finden wir auch in der Schweiz bleiben. Tritt dann im Herbst der Landtag zusammen, so findet er manche protestantischen Pfarrer, die nicht nur mit der einige Dutzend Wahlrechtsresolutionen und eine mit vielen Sozialdemokratie sympathisieren, sondern offen als Kämpfer Tausenden Unterschriften versehene Petition vor, und dann heißt in ihre Reihen eingetreten sind und in Voltsversammlungenes Farbe bekennen. Die im nächsten Frühjahr stattfindenden und parlamentarischen Körperschaften sozialdemokratische An- Landtagswahlen werden dann unter der Parole des allgemeinen, schauungen verkünden. gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts erfolgen. Sie werden Im neuen Deutschen Reich hat allerdings die Entwickelung der Partei, die heute schon über die Hälfte der Stimmen der dritten eine andere Richtung genommen. Die schönen protestantischen Abbteilung auf sich vereinigt, sicherlich neue Freunde zuführen und Definitionen von dem Zweck der Kirche flingen heute sie verstärkt in den Landtag einziehen lassen.
weitere Verschlechterung des Wahlrechts zu sichern.
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Die Regierung und der Massenstreit.
Wir lesen in der Wiener Arbeiter- Zeitung":
Die Steyrermühlblätter verbreiteten heute die Nachricht, daß morgen, Donnerstag, der Massenstreit in Wien beginnen werde. Woher die Nachricht stammt, ist uns unbekannt. Es scheint, daß es Leute gibt, die es nicht erwarten können, daß der Kampf beginnt. Jedenfalls können die Journalisten und die Abgeordneten, die derartige Gerüchte tolportieren, überzeugt sein, daß sie es früh genug erfahren werden.
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fast wie bitterer Hohn. Aus der sogenannten„ Gemeinschaft der Gläubigen" ist längst eine politische Anstalt Auch die Regierung scheint gefürchtet zu haben, daß das Gerücht wahr sei. Wie wir erfahren, ist das in St. Pölten statio zur Stügung des reaktionären Regiments zur Aufrechterhaltung der göttlich- kapitalistischen Weltordnung und Zum geplanten Wahlrechtsraub in Leipzig , von dem wir gestern nierte Infanterieregiment telegraphisch nach zur Niederhaltung der arbeitenden Masse geworden. Im meldeten, schreibt man uns: Aus reiner Sozialistenfurcht hat man ien beordert worden. Außerdem sollen die MannGegensatz zu den Anschauungen der oben genannten englischen vor 10 Jahren das allgemeine Wahlrecht im Eiltempo gemeuchelt haften der Militärbäckereien und des EisenGeistlichen, welche die heutige kapitalistische Wirtschaftsordnung und Besiz die Herrschaft im Stadtparlament und-regiment sichern bereit zu halten. Daß die Regierung, wenn sie vom Massenund das Dreiklassenwahlrecht eingeführt, das der Klasse von Bildung" bahnerregiments Auftrag bekommen haben, sich als anarchische Unordnung" bezeichnen und zu deren sollte. Von den 72 Stadtverordnetenmandaten wählte die auserlesene streit hört, zunächst an das Militär denkt und nicht an den WahlBeseitigung die Fortsetzung der politischen Revolution nationalliberale Blutokratie in der I. Klasse 24 Vertreter, die sich reformausschuß, ist bezeichnend genug. Aber sie möge fich gefagt des 19. Jahrhunderts durch die ökonomische aus verschiedenen Gruppen zusammensegenden Mittelständler, denen sein lassen, daß auf die Durchführung des Maffenstreits keinerlei Revolution des 20. Jahrhunderts fordern, be- fich auch die Hausbefizer angeschlossen haben, in der II. Klasse Truppenkonzentration, sondern ausschließlich der Fortgang im Wahl. trachten die wohlbestallten Diener der deutschen evangelischen ebenfalls 24, und die gleiche Zahl Vertreter blieb in Landeskirchen es meist als ihre Aufgabe, die tapitalistische der III. Klasse für die große Mehrheit der Arbeiterwählerschaft. reformausschuß Einfluß haben kann.- Wirtschaftsordnung als ,, Gottesordnung" zu preisen und durch beschränkt. Weil sich nun die Blutokratie in ihrem Besisstande durch Vertrösturig auf das bessere Jenseits die Arbeiter zu mahnen, die Mittelständler und Hausbefizer bedroht sicht, was ihr übrigens Das neue Schandgefeß gegen den Antimilitarismus, das der sich entsagungsvoll in das irdische Diesseits zu schicken. Da- schon bei der Schaffung des Dreiklassenwahlrechts von der Sozial- Bundesrat den eidgenössischen Räten unterbreitet, ist begleitet von neben dürfen die Diener des Herrn sich nur noch insofern demokratie prophezeit worden ist, sucht sie ihren Einfluß durch eine einer Botschaft, die den Traditionen unserer Fremdenpolizei alle politisch betätigen, als sie bei den Wahlen für die RegierungsEhre macht. Der Vorsteher des Justizdepartements, Bundesrat Im Auftrage der Ratspartei mußte vor einiger Zeit der Verein Dr. Brenner von Basel , schaltet und waltet in seinem Ressort fandidaten agitieren oder in konservativen Blättern über die der Festbesoldeten" eine Petition an das Kollegium richten, das womöglich noch reaktionärer und verwerflicher, als es seinerzeit Unsittlichkeit der Arbeiterschaft philosophieren; jedes Eintreten Wahlrecht zu ändern. Der Coup mißlang. Mit Zweidrittelmehrheit das Patriziat von Bern , Freiburg , Solothurn und die Züricher für sozialdemokratische oder entschieden liberale Kandidaten wurde vom Kollegium ein Eingehen auf eine Aenderung des Wahl- Bunftaristotratie getan hat. ist ihnen dagegen verwehrt. Zwar gab es einst auch in rechts abgelehnt. Preußen eine Zeit, wo Nun blieb dem Nate nichts übrig, wollte er den Auftrag feiner ein Teil der protestantischen Geistlichen sich gegen die Zumutung der Reaktion, religiöse Sintermänner ausführen, der freilich auch seiner eigenen Ansicht Gendarmeriedienste zu leisten, auflehnte und auf der Bild- entspricht, als selbst eine Wahlrechtsvorlage auszuarbeiten. Man berfiel auf das berufsständische Wahlrecht. Danach würde fläche der soziale Pfarrer" auftauchte. Doch diese Zeiten sich die Vertretung der Wählerschaft in folgender Weise verteilen: find längst vorüber. Die meisten, die einst mit idealistischem Der Teil der Bürgerschaft, der nach den Bestimmungen des InEifer sich gegen die ihnen gestellten Aufgaben wandten, haben unter dem Drud ihrer Aufsichtsinstanzen einsehen gelernt, daß christlich sozial", in diesem Sinne genommen, Unsinn ist. Das Erkenntnis des großherzoglich hessischen Oberkonsistoriums illustriert trefflich diesen Charakter der Kirche als Klasseninstitution. Der Pfarrer Korell hat nicht deshalb einen Verweis erhalten, weil er sozialistische Anschauungen Ueber die Wirkung dieser Wahlrechtsräuberei auf die Bes vertreten hat, auch nicht, weil er für den sozialdemokratischen völkerung sind sich die Herren nicht im unklaren, deshalb soll der Kandidaten gestimmt hat- er war am Stichwahltage gar Raub in spätestens vier Wochen, also noch vor den Ferien, in Sicher- reizung zu Dienstpflichtverletzungen" beschränken will. Der zweite nicht im Wahlkreise-, auch nicht, weil er die Stichwahlparole heit gebracht werden, damit keine Zeit zur Gegenwehr vorhanden ist. des liberalen Wahlausschusses befürwortete oder sich zu- Aber die Leipziger Arbeiterschaft wird trotz der kurzen Frist mit den gunsten des sozialdemokratischen Kandidaten Berthold Herrschaften Fraftur zu reden wissen, daß ihnen Hören und Sehen ausgesprochen hat, sondern lediglich, weil er gegen diese bergehen soll.
validenversicherungsgesetzes versicherungspflichtig ist, und das ist die große Mehrheit der wahlberechtigten Bürger, soll zwölf Bertreter wählen dürfen, die übrigen fünf Sechstel der Mandate werden fünf anderen Gruppen überlassen und zwar so, daß der Plutokratie der vollständig weg. Nach dem jetzigen Wahlsystem muß die Hälfte der Hauptteil zufällt; die Hausbefizerpartei fällt als selbständige Gruppe Vertreter überhaupt Hausbesizer fein.
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Parole, an der er gänzlich unbeteiligt war, nicht öffentlich auf- Batriotische Manifestationen. Die Fahrt der deutschen Journa getreten ist. Schon das Nicht auftreten gegen die liften nach England scheint sich zu einer Art Huldigungsfeier ausSozialdemokratie wird also vom Konsisto- zuwachsen. Wie der Wolfffche Telegraph meldet, brachte gestern rium als Verlegung der geistlichen Amtsbei dem Festmahl Lord Avebury einen Trinkspruch auf König pflicht angesehen. Das ist deutlich. Die Arbeiterschaft Eduard aus. Niemand habe mehr als der König dazu beigetragen. wird sich diese Charakterisierung der Kirche als Institution führte der Redner aus, freundschaftliche Beziehungen zu fördern. zur Aufrechterhaltung der kapitalistischen Dann toastete Lord Brassey auf den deutschen Kaiser und erKlassenherrschaft merken- und daraus ihre Folgerungen flärte, alle Herzen seien von warmen Empfindungen für gute Beziehen.- ziehungen zum deutschen Volke erfüllt. Die Musik spielte Heil Dir im Siegertrang". Der Lordkanzler trant alsdann auf die Freundschaft zwischen Deutschland und England und führte aus, er kenne in England feine verständigen Leute, die nicht freundschaftliche Beziehungen zwischen beiden Nationen wünschten, die Blutsverwandte feien, niemals Streit gehabt und nie die Schwerter gekreuzt, dagegen oft in derselben Schlachtreihe gestanden hätten. Darauf erwiderte der deutsche Botschafter Graf Wolff- Metternich mit einer Rede: Die Worte des Lordkanzlers atmen Freundschaft und Wohlwollen für unser Volt; sie sind durchdrungen von jenem Geiste stolzer Ideale und von dem gesunden Menschenverstande, die beide die leitenden Gesichtspunkte in den Beziehungen der beiden großen Nationen sein sollten, von deren Eristenz das Gedeihen und die Fortdauer unserer gegenwärtigen Kultur, sowie das Wohlergehen der Welt abhängt.-
Die Wahlrechtsbewegung in Sachsen- Altenburg zur Erringung des gleichen 28ahlrechts fand in der Abhaltung von vierzig Boltsversammlungen am bergangenen Sonnabend, Sonntag und Montag ihren einstweiligen Abschluß. In allen Versammlungen wurden gleichlautende Resolutionen, die an die Regierung und den Landtag abgeschickt werden, angenommen.
Seit dem Jahre 1848 hat Altenburg feine Voltsbewegung mehr erlebt, die sich mit der Forderung auf gleiches, geheimes, direktes und allgemeines Wahlrecht befaßte. Es gab überhaupt feit 1848 feine Boltsbewegung mehr im Altenburger Ländchen, und wäre die Sozialdemokratie nicht, so würde sich in diesem Duodesstaate, der einstmals eine sehr freiheitlich gesinnte Bevölkerung hatte, überhaupt nichts rühren. Von bürgerlicher Seite wurde nur noch einmal seit sind sich die um die Palme des Sieges ringenden beiden antiWahlverwandte Seelen. Im Wahlkreise Hofgeismar - Rinteln 1848 der Versuch unternommen, das allgemeine gleiche Wahlrecht semitischen Bruderparteien, die Reformparteiler und die Lieber zur Einführung zu bringen. 1877 stellte ein Gerichtsamtmann aus mannschen Freideutschen" in die Haare geraten und sagen fich Ronneburg , namens Hauschild, den Antrag, die Regierung aufzugegenseitig die schönsten Wahrheiten. Das Organ der Lieberfordern, ein neues Wahlgefeß zur Vorlage zu bringen, das den mannschen Richtung hat nämlich jüngst geschrieben: Grundsätzen der konstitutionellen Monarchie entspreche. Der Antragsteller erklärte nämlich, daß das geltende Wahlgeset immer noch auf der ständischen Dreiteilung des Volkes in Rittergutsbesizer, Bauern und Stadtbewohnern beruhe, was auch seine Richtigkeit hat. Der Antrag wurde natürlich glatt abgelehnt, ebenso der sozialdemotratische Antrag ban 1897.
Die Tätigkeit der Sozialdemokratie im Altenburger Landtage, in dem sie schon seit 1880 bertreten ist, beschränkte sich bisher fast ausschließlich darauf, das Wahlverfahren zu vereinfachen. Dant ihrer unablässigen Kritit hat sie auf diesem Gebiete auch schon wesentliche Erfolge zu verzeichnen. Jetzt soll es aber endlich wieder in nachdrücklicher Weise auf das Ganze losgehen.
Die Rückwirkung der Wahlrechtsbewegungen im übrigen Deutschland macht sich aber schließlich auch hier bemerkbar. Die Stimmung unter der entrechteten Industriearbeiterschaft ist eine vorzügliche. Die Versammlungen in den Städten Altenburg , Eisen berg , Schmölln , Gößnitz , Ronneburg , Meuselwitz und Kahla waren alle sehr stark besucht, zum Teil waren sie, so in Altenburg und Eisenberg , überfüllt. Auf dem Lande war der Verlauf weniger befriedigend, der Heuernte und anderer ähnlicher Ursachen wegen. In Anbetracht aller Umstände haben wir auf dem Lande auch keine
" Das sind nämlich so einige Uebermenschen, die sich für ausersehen halten, den schmählich verratenen Antisemitismus aus dem deutschsozialen Sumpfe herauszuziehen, wozu ihnen inzwischen der offizielle Segen der Reformpartei" zuteil geworden ist. Jetzt haben wir es also auch mit einem reformerischen Gegner zu tun. Uns fann es nur recht sein, wenn diese Herren allesamt den Freunden im Lande einmal ganz handgreiflich zeigen, wie notwendig feinerzeit die Trennung von ihnen war, und wir fürchten auch nicht, daß solche Kinderstreiche noch viel Unheil anrichten fönnen. Aber die eine Folge werden und sollen sie haben: Wir werden dieser Querulantengruppe durch pofitive Arbeit zeigen, daß wir stark und daß sie es nicht sind. Wir wollen ihnen die Neigung zu größeren Dummheiten recht gründlich und möglichst ein- für allemal austreiben. Darauf antwortet die" Hessische Rundschau", das Blatt der Reformparteiler:
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Der Bundesrat motiviert seine Vorlage nicht nur mit der Gründung der antimilitaristischen Liga, sondern er bezieht sich auch auf den Beschluß des sozialdemokratischen Parteitages vom 10. Februar 1906 in Olten , wonach den Soldaten angeraten wird, den Arbeiter anzugreifen oder gegen sie die Waffe zu gebrauchen. Gehorsam zu verweigern, wenn an sie der Befehl ergeht, streikende Es unterliegt keinem Zweifel, daß die sozialdemokratische Partei es sich zur Ehrenpflicht machen muß, dieses neue Maultratten gesetz mit aller Wucht zu bekämpfen- bedeutet die Vorlage doch nichts anderes als die freche Wiederaufnahme des Bundesgesetzes vom 12. Dezember 1902, das in der Volksabstimmung vom 25. Otwurde. Der einzige Unterschied zwischen der verworfenen und der tober 1903 mit 264 085 Mein" gegen 117 694" Ja" verworfen Anstiften und Verleiten" im allgemeinen die Rede war, während neuen Vorlage liegt erstens darin, daß im Gesez von 1902 vom der neue Entwurf die Strafandrohung auf öffentliche AufUnterschied liegt in einer wesentlichen Verschärfung der Strafen! Im ersten Gesetz war festgestellt, daß Geldbußen oder Gefängnisstrafen ausgesprochen werden können, im neuen dagegen sollen alle„ Delitte" mit Gefängnis bestraft werden.
Wenn die Antimilitaristen die Situation vor der Abstimmung nicht allzu sehr verpfuschen, unterliegt es kaum einem Zweifel, daß auch dieses neue Maultrattengesetz vom Volte mit Wucht verworfen werden dürfte.
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Die Affäre Goldstein- Loher- Sulzer vor dem Züricher Kantonsrat. Zürich , 20. Juni .( Eig. Ber.) Die kompakte kapitalistischagrarische Majorität des Züricher Kantonsrates hat wieder einmal eine ihr unbequeme Affäre durch einen kleinen Staatsstreich aus der Welt geschafft. Der frühere Erziehungsdirektor Regierungsrat Boher hatte infolge der berlogenen Denunziation des an der Züricher Universität studierenden Sohnes des Schuhfabrikanten Bally, den Privatdozenten Dr. Goldstein in höchst beleidigender Weise behandelt, weil er angeblich mit seinen Hörern einen Besuch in der Sulzerschen Maschinenfabrik in Winterthur zu sozialistischen Zweden mißbraucht haben sollte. Eine geradezu peinliche Untersuchung ergab die böllige Grundlosigkeit der Denunziation, und da dann Loher die von Goldstein geforderte Genugtuung verweigerte, wandte dieser sich mit einer umfangreichen Beschwerde, die in Form einer Broschüre die Akten des Falles enthält, an den Züricher Stantonsrat, d. h. verklagte den Teufel bei seiner Großmutter. In die materielle Seite der Affäre, die wegen der Beeinträchtigung der Sizung vom Montag, in der darüber verhandelt wurde, kam der Lehrfreiheit an der Universität und der anständigen Behandlung der Lehrer durch die Regierung sehr wichtig ist, gar nicht zur Sprache; man ritt auf der formellen Seite herum, die dadurch ber Dr. Farbst ein, Haußner und Greulich, ferner die lezt worden sei, daß sich Goldstein nicht zuerst an die Regierung gewandt habe. Troßdem unsere Genossen Lang, Erismann, Demokraten Oberrichter Dr. Sträuli und Redakteur Dr. Wettstein für die materielle Behandlung der Beschwerde eintraten, wurde fie brutal mit 145 gegen 60 Stimmen abgewiesen und so das Recht aus formellen Gründen" vergewaltigt. Den Dorf- und Stadt matadoren im Züricher Kantonsrat tommt es auf eine Gemeinheit mehr oder weniger nicht an; diese Leute sind wirklich zu allem fähig.-
Die bürgerlichen Parteien Norwegens gehen der Neuwahl des Storthings in heilloser Verwirrung entgegen. Der altbewährte Agitationsstoff der Linkenmänner, der Unionsstreit mit Schweden , ist aus der Welt geschafft, ohne daß man einen brauchbaren Ersatz dafür fand. Die Herren von der Rechtenpartei, ehemals die Schutztruppe des Schwedenkönigs, haben ja in den letzten Jahren den Stampf für die Unabhängigkeit von Schweden mitgemacht und schließlich mitgeholfen, den alten Oskar abzusehen und den neuen König heranzuholen; sie fiben jetzt aber wieder, aller Zukunftsideale bar, auf dem Trockenen. Die Parteiunterschiede sind verwischt, und es hilft nichts, daß die Führer sich anstrengen, den alten Gegens " Die Behauptung, eigentlich sei nicht Werner, sondern Herr faz zwischen Rechten und Linfen , Konservativen und Radikalen, b. Liebermann in den Jahren 1890 und 1893 der Sieger im Wahl- aufrecht zu erhalten. Innerhalb der Parteien fühlt und weiß man, freise Rinteln- Hofgeismar- Wolfhagen gewesen, fann bei allen daß das zwecklos ist. Konservative Wahlvereine stellen aus. Kennern der Berhältnisse nur helle Heiterfeit auslösen. Wir gesprochene Linfenmänner als Storthingstandidaten auf, und lafsen selbstverständlich einem alten Herrn, der auf seine Lintenvereine übertragen die Kandidatur in ihren Kreisen halbArt ganz tapfer, wenn auch ohne wesentliche Erfolge, im Leben wegs liberal angehauchten Konservativen. Rechts oder links, hier gefämpft hat, gern das Bergnügen, sig den Rest seinerlist alles eins.