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sine qua non( unerläßliche Bedingung) hinzuzufügen: vorausgefeßt, daß die Leitung dieser Organisation in den Händen eines seiner sittlichen und volkswirtschaftlichen Verantwortung bewußten weitblidenden und diplomatisch klugen Mannes liegt.
Teidet, ist ein offenes Geheimnis. Man mußte fich nur wundern, und Industrie, ganz unbeeinflußt durch die Bollerhöhungen, sich daß der Augiasstall der Selbstsucht, Streberei und Indisziplin so allgemein in flottester Aufwärtsentwickelung befinden. Von einer Lange seine üblen Dünste durchs Reich und ins hämisch zwinkernde Abwanderung industrieller Unternehmungen ins Ausland sei keine Ausland tragen konnte. Jeder Vaterlandsfreund, der zugleich Rede, wird erklärt. Und doch wirken die neuen Handelsverträge Auch aus dieser Kundgebung, wie aus so bielen anderen der überzeugter Fürsprecher einer gefunden, großzügigen Kolonialpolitit allmählich so, wie von den Gegnern der Zollerhöhungen voraus als einer der Grundfesten der Großmachtstellung Deutschlands ist, gesagt wurde. Von der Chemnizer Handelskammer sind Er- bürgerlichen Sozialreformer, erhellt, daß ihr eigentliches Ziel die wird es deshalb doppelt freudig begrüßen, daß das vom Kanzler hebungen angestellt worden über die Frage, in welchem Umfange Erhaltung und Befestigung des sozialen Friedens" ist. Das ist im angeordnete Strafverfahren oder die in Aussicht genommene Ber - das Intrafttreten des deutsch - österreichischen Handelsvertrages zur wesentlichen nichts anderes als die Erhaltung der be. änderung des Beamtenkörpers hierin Wandel schafft." Ansiedelung der Deutschen in Oesterreich geführt hat. Danach stehenden Zustände, denn jeder ernstlichen Gefährdung ihres Und„ Das Reich" jauchzt urteutonisch: haben in Weipert , um den durch die Säße des neuen österreichis Profits widersehen sich naturgemäß die Unternehmer, und wer schen Zolltarifs gefährdeten Erport aufrecht zu erhalten, zwei dann nicht den Kampf will, dem bleibt nur übrig, auf die Befferung Firmen, die in Buchholz in Sachsen ihren Siz haben, Fabriken der Lage der Arbeiter zu verzichten. Damit aber diese ihrerseits größeren Umfanges für Papier und Prägwaren errichtet. Vier Ruhe halten, müssen sie durch einige fleine Konzessionen eingelullt Fabriken Plauener Stickereien haben in Weipert neue Etablisse- und über ihre wahren Interessen hinweggetäuscht werden. So ers ments angelegt, weil diese Artikel der hohen Zollsäze wegen von weist sich die unter der Flagge der Arbeiterfreundschaft ausgegebene Deutschland nach Desterreich voraussichtlich nicht mehr ausgeführt Barole Befestigung des sozialen Friedens" in ihrer werden können. Jebt ist der österreichische Bedarf noch durch Vor- schließlichen Wirkung als noch gefährlicher für die Arbeiter, denn export gedeckt. Eine Chemnißer Trifotagen- und Herrenwäsche das offene Kampfgeschrei der Arbeitgeber- Beitung".- fabrik hat sich in einer Weiperter Fabrit eingemietet. Als wahrscheinlich wird es bezeichnet, daß noch weitere industrielle Etablissements in Weipert begründet werden; insbesondere sollen Verhandlungen mit deutschen Bronzewarenfabriken schweben. Ueber die Gründung einer Strumpfwarenfabrik in Schmiedeberg in Böhmen durch einen Chemnizer Industriellen find Unterhandlungen im Gange. In Teplit- Schönau wird unter Beteiligung deutschen Kapitals eine Quebrachofabrit errichtet.
werden."
Man merkt, daß hier mit eisernem Besen gefegt werden soll. Wir können uns dessen nur freuen. Ob aber der Satz, daß nötigenfalls alle Beamten der Kolonialabteilung entlassen werden follen, in begreiflicher Erregung nicht doch über das Ziel hinausschießt? Wir glauben nicht, daß etwas Aehnliches schon in der Geschichte des Reiches zu verzeichnen war und warnen vor Nervosität. So bitter das Ganze für unser preußisches Chrgefühl und für unsere Freunde am Wehen der deutschen Flagge in Afrita auch sein mag: im Grunde ist es ein Zeichen von Gesundheit für den Stamm, wenn ungesunde Aefte schonungslos abgeschnitten Auch die Ankündigung der Regierung, daß der Gouverneur b. Buttkamer selbst zur Aufklärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe die Einleitung einer Disziplinaruntersuchung beantragt habe, scheint nur dazu bestimmt zu sein, die öffentliche Meinung zu beruhigen; denn wie die„ Dtsch. 8tg." mitteilt, stüßt sich der betreffende Antrag Buttkamers lediglich darauf, daß ihm eine Bevorzugung der Efferschen Gesellschaft vorgeworfen wird. Höchstwahrscheinlich soll also nur diese ganz nebensächliche Angelegenheit untersucht werden, während die anderen Vergehen Jestos, darunter die Paßfache, beim Disziplinarberfahren außer Betracht bleiben. Das könnte dem Herrn Gouverneur passen.
Die Regierung wird aber mit dieser unverständlichen Einschränkung des Verfahrens gerade das Gegenteil von dem erreichen, was sie wünscht, denn jeder wird sich sagen, daß nur die Furcht, Herr v. Buttkamer fönnte der Regierung unbequeme Enthüllungen machen, letztere zu ihrer Milde und zarten Rücksichtnahme bestimmt.
Zentrumsarbeiter gegen Sentrumskapitalisten.
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doch
im
Das sind für den Anfang und für einen fleinen Bezirk voll. auf genügend Beispiele von Auswanderung der Industrie. Dabei läßt sich über die Wirkung der höheren Zölle deswegen noch kein vollständiger Ueberblick gewinnen, weil der sehr starke Vorerport noch nachwirkt.
" Die allerernstesten Bedenken."
Departement des Aeußern und Innern. Wir sind nicht in der Lage, das von den Gemeindebehörden borgelegte Ortsstatut über Einführung einer Gemeindegrundsteuer für die Stadt Jena an höchster Stelle zur Genehmigung Bu empfehlen.
Abgesehen von Einsprüchen eines Teiles der Steuerzahler und dem Botum der Majorität des Bezirksausschusses bestehen im Ministerium die allerernstesten Bedenken, so lange noch die Grundsteuer für den Staat erhoben wird, eine Grundsteuer neben dieser in den Städten zuzulassen. Zudem stellt die Grundsteuer, wie sie das vorgenannte Ortsstatut plant, eine Vermögens. steuer dar, die nur einem Teil der Einwohner angesonnen werden soll.
In Preußen liegen die Verhältnisse ganz anders und können diese zum Vergleich nicht gut herangezogen werden. Da die Stadt Jena gern andere Einnahmequellen sich erschlossen sehen möchte, fann man nur empfehlen, eine Wertzuwachssteuer in irgend einer Form in Erwägung zu ziehen, wie solches schon früher anempfohlen wurde. Entgegenstehende steuertechnische Schwierigkeiten zu beseitigen, würde wohl möglich sein. Während der Abwesenheit des Departementschefs fonnte die Angelegenheit nicht gut erledigt werden, da der Herr Stellvertreter fie dem Abwesenden vorbehalten zu müssen glaubte.
erörtern.
gez. b. Wurmb.
Die Stadt Jena hat gegen den Widerstand der Hausagrarier ein Ortsstatut über die Einführung der Grundsteuer nach dem gemeinen Wert aufgestellt. Dabei gingen die Gemeindebehörden von der Ansicht aus, daß die Grundsteuer nach dem gemeinen Wert ein unerläßliches Korrelat der Wertzu to a ch 3 st e uer bildet. Die lettgenannte Steuer sollte also nach folgen. Im Hinblick darauf, daß die Steuer bereits in etwa 150 preußischen und sächsischen Gemeinden eingeführt ist, erhoffte man auch von der Regierung des Großherzogtums SachsenAus Dortmund wird uns geschrieben: Weimar die Zustimmung. Die Hoffnung war aber eine trüge Die( im, Vorwärts" schon besprochene) Behandlung des Straßen- rische. Ging schon im Bezirksausschuß das Statut nur mit einer bahnerstreits im Stadtparlament und namentlich das Verhalten der Stimme Majorität durch, so schleuderte es das Ministerium vollends Bentrumsführer Zeitungsverleger Lensing und Rechtsanwalt Westhoff unter den Tisch. Die Entscheidung hat folgenden Wortlaut: haben den Geist des Widerspruchs bei den christlichen Arbeitern ge- Großherzoglich Sächsisches Staatsministerium, weckt. Nachdem es eine Woche lang gegärt, ist es jetzt zur offenen Rebellion gekommen. Das christliche Gewerkschaftstartell hat den 8entrumstapitalisten den Krieg erflärt und Die" Tremonia", bas offizielle Drgan der 8entrumspartei, auf den Jnder gesezt. Mittels Flugblätter wurde zu einer großen Protestversammlung ein berufen, die Dienstag abend auch getagt hat. Das große Lokal war bollbesetzt. Es herrschte schwüle Stimmung. Zwei Referenten waren bestellt, welche beide schweres Geschütz auffuhren. Der erste Redner erzählte, wie er persönlich wegen des Streitbrecherinferats in der Tremonia" beim Verleger Lensing vorstellig geworden sei. Lensing habe die Ausrede bers fucht, er habe es aufnehmen müssen, weil er laut§ 10 des Preßgesezes( Bekanntmachungen von öffentlichen Behörden) dazu verpflichtet gewesen wäre. Auch würden durch das Inserat teine Streitbrecher, sondern nur Sonntagsschaffner gesucht. Für so dumm, derartige Ausreden zu glauben, jolle Sensing die christlichen Arbeiter nicht halten. Selbst wenn er zur Aufnahme verpflichtet gewesen wäre, dann hätte er an anderer Stelle unter Hinweis auf das Inserat eine Warnung erlassen sollen. Dann habe er, Redner, von Lensing verlangt, daß das Zentrum, welches sich von Arbeitern ins Stadtparlament habe wählen lassen, endlich einmal Stellung nehme und den Magistrat wegen des unerhörten Verhaltens Der unterzeichnete Departementschef ist gern bereit, mit den Straßenbahnern gegenüber den Kopf zurechtsege. Die dem Herrn Oberbürgermeister bie Angelegenheit mündlich au christliche Arbeiterschaft verlange, daß Stadtparlament endlich andere Töne geredet Die Begründung stellt die steuerpolitischen Grundsäße des würden. Schon im vorigen Jahre beim Bauarbeiterstreit, Ministeriums in ihrer ganzen Nadtheit dar. Eine Vermögens. wo an städtischen Bauten unter großem, polizeilichen Schuß steuer, die nur einem Teil der Einwohner angesonnen werden italienische Streifbrecher beschäftigt wurden, habe das soll, also in diesem Falle wohl dem leistungsfähigeren Teile, ist 8entrum seine Pflicht versäumt. Lenjing babe unzulässig! Mehr kann man vom Bundesrat auch nicht verlangen. auch das beste versprochen, dem Magistrat solle mal Das Betrübende an der Sache ist weiter, daß diese Entscheidung gründlich die Meinung gesagt werden. 8um größten nicht nur die Stadt Jena trifft, sondern sämtliche Gemeinden des Erstaunen aller christlichen Arbeiter habe Lenjing Großherzogtums. Ihnen ist die Möglichkeit genommen, den Grundaber fein Wort gehalten, sondern einen wahren besis entsprechend seinem Werte zu den Gemeindelasten heranzuEiertanz aufgeführt, er habe den Magistrat angegriffen ziehen. Von einer Selbstverwaltung der Gemeinden kann nach nach dem Rezept: Wasch mir den Belz, aber mach ihn nicht naß. solcher Entscheidung kaum mehr die Rede sein. Lenfings Rede sei mehr eine Zustimmung zu dem vom Magistrat beliebten Verfahren gewesen. Geradezu empörend sei das Ver Schon wieder Toaste. Das Wolfffche Bureau meldet: Die halten Westhoffs, der den Streit als Erpressung bezeichnet habe. Dieser Herr Zentrumsführer, der prinzipiell niemals eine englischen Journalisten gaben heute abend in der österreichischen Arbeiterversammlung besuche, sei kompetent in Ausstellung ein Diner zu Ehren der deutschen Pressevertreter. Die Arbeiterfachen mitzureden. Der christliche Arbeiter sekretär Toaste auf König Eduard und Kaiser Wilhelm wurden mit großem Gronowski habe geredet, wie er als Arbeitervertreter reden mußte. Enthusiasmus aufgenommen. William Stead toastete auf England Wenn Gronowsti nicht für's Bentrum geredet habe, wie fich Westhoff und Deutschland , 2. P. O'Connor sprach namens der englischen zu erklären erdreistete, dann aber doch sicher für die christlichen Ar- Journalisten den deutschen Kollegen herzliche Worte der Bewillbeiter, die hinter ihm ständen. Gronowski habe mit Recht den tommnung aus, Redakteur Grunwald von der Voffischen Zeitung" Oberbürgermeister angegriffen und dafür Ordnungsrufe bekommen. erwiderte und hob hervor, wie sehr der Besuch zur gegenseitigen Wer die Wahrheit sage und den Nagel auf den Ropf treffe, werde zur Ordnung gerufen. Lensing und Beseitigung von Mißverständnissen und zur Erleichterung gegen Westhoff hätten fich die gröbsten Ungehörigkeiten gegen Gronowski feitiger Verständigung beitrage.- erlauben dürfen, ohne zur Ordnung gerufen zu werden. Damit sei nicht nur Gronowsti, sondern auch die hinter ihm stehenden christlichen Arbeiten getroffen. Verurteilen müffe man die drei anderen schriftlichen Arbeiter im Stadt parlament, die mit feinem Worte Gronowski bei gesprungen feien. Jetzt sei es an der Zeit, daß die christlichen Arbeiter sich auf sich selbst besännen und gründ lich Wandel schafften. Mit der Presse müsse begonnen Breffe müsse begonnen Ja? Das haben Sie nicht vergessen; weit wichtiger ist es werden. Die Tremonia" sei fein Arbeiterblatt aber, rechtzeitig bas Abonnement auf die Staatsbürger- Beitung" mehr und die übrige bürgerliche Preffe tauge au ch zu erneuern, weil sie zum 1. Juli sonst nicht bei Ihrem Bostamt nichts. Das Zentrumsblatt Tremonia" müsse aus jeder christlichen eintrifft. Arbeiterfamilie verschwinden. Der Kampf müsse konsequent durchTroß seines angeblichen Ariertums scheint das Blatt sich bereits geführt werden. Das christliche Gewerkschaftskartell habe bereits einen Vertrag mit dem Bollsfreund" Essen und böllig in den Geschäftspraktiken feiner femitischen Antipoden ver der Westdeutschen Zeitung" Essen abgeschlossen, stridt zu haben. Die Extreme berühren sich.welche beiden Blätter die Tremonia" erfezen Eine gefährliche Quelle. Wegen Majestätsbeleidigung follen. Der„ Vollsfreund" sei für die katholischen, die West- ist gegen den verantwortlichen Redakteur der Bergischen Arbeiter deutsche Zeitung" für die evangelischen Arbeiter bestimmt. taptverordneten- ſtimme" in Solingen Antiage erhoben worden. Er hatte den Schließlich wurde dem follegium ein Mißtrauensvotum, Gronowsti Dreibundartikel nachgedruckt, den die„ Rhein - Westf. 8tg." aus Anlaß ein Bertrauensbotum ausgesprochen. Lenfing, der des Kaiserbesuches in Wien brachte.- noch in der legten Stadtverordnetensizung sich gebrüstet, baß er feit 30 Jahren mutig den Kampf gegen die Sozial
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gar
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Immer Faste. Die Staatsbürger- Beitung", der Zwillingsfötus des Reichs", strebt nach Driginalität, zwar nicht im polischen Teil, fondern nur in ihren Abonnements- Einladungen. Nach dem Muster gewisser Ramschgeschäfte fordert ihre Geschäftsstelle" in folgenden Worten zum Abonnement auf:
Haben Sie schon Ihr Lotterielos erneuert?
Bürgerliche Arbeiterfreunde.
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demokratie geführt habe, hatte nicht den Mut gefunden, Bekanntlich haben die Verbände der Arbeitgeber eine gegen in dieser christlichen Versammlung zu erscheinen und sich zu verant feitige Versicherung zur Entschädigung bei Streits gegründet, und worten. Freilich hatten auch die Arrangeure der Versammlung nicht mit derselben Heuchelei, mit der uns immer erzählt wird, die furcht den Mut, fozialdemokratischen Rednern das Wort zu erteilen. Inzwischen treffen Nachrichten ein, daß auch auf den Landorten baren Kriegsrüstungen des Reiches gälten nur ber Erhaltung des Inzwischen treffen Nachrichten ein, daß auch auf den Landorten Friedens, schreibt die Deutsche Arbeitgeber- Beitung" über diese der Geist des Widerspruchs gegen das Zentrum sich bemerkbar macht. neue Kriegsrüstung der Unternehmer: In Kirchlinde tagte eine chriftliche Bergarbeiter- Versammlung, in neue Kriegsrüstung der Unternehmer: welcher ein Ausschußmitglied des Gewerkvereins eine scharfe Protestresolution gegen die Haltung des Zentrums bei der Knappschaftsreform einbrachte. Die Resolution wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen, jedoch die Abstimmung durch fofortigen Schluß der Versammlung bereitelt.
Daß die neuen Handelsverträge schädlich wirken, wird von den Blättern der Zollwucherparteien sehr lebhaft in Abrede gestellt, weil nicht schon schwer fühlbare Stodungen im wirtschaftlichen Leben zu beobachten find, Es wird je getan, als ob Sandel
„ Erst von jezt ab kann die auf die Sicherung des Friedens abzielende Kriegsrüstung der Zentrale als der Sachlage vollauf entsprechend angesehen werden. Der jegens reiche Einfluß dieses wichtigen Vorganges auf die Gestaltung der Arbeitsverhältnisse im Reiche dürfte sich ber gegnerischen Kritik zum Trop sehr bald in augenfälliger Weise dartun."
Agrarische Bescheidenheit. Die Agrarier erfinden immer neue berechtigte" Wünsche. Der ständige Ausschuß des Deutschen Landwirtschaftsrates beschloß in seiner heutigen Sigung, beim Reichsfanzler zu beantragen, die Getreidemühlen einer staffelförmigen Be steuerung zu unterwerfen, derart, daß die Steuer mit der Höhe der Mahlleistung stufenweise zunimmt.-
Freifinnige Opferwilligkeit. Die Freis. 8tg." teilt mit:
Für die bevorstehenden Nachwahlen in HagenSchwelm und Altena - Iserlohn empfingen wir für den Parteifonds: Von S. H. 1 M.; J. H. 1 M.
Weitere Beiträge nimmt gern entgegen die Expedition der " Freisinnigen Zeitung", Berlin SW. 68.
Zu Unrecht verhängte Zeugniszwangshaft. Vor 14 Tagen wurde von dem Schöffengericht VI in Hamburg der Arbeiter 2. wegen Eidesverweigerung zu einer Geldstrafe von 50 m. verurteilt und zur Erzwingung des Gides sofort in Haft abgeführt, die, weil es fich um eine Uebertretung handelte, bis zu 6 Wochen ausgedehnt werden darf. 2. ist Schriftführer der Hamburger Freidenfergesellschaft und soll, wie von dem wegen uebertretung des Vereinsgefeßes angeklagten zweiten Vorsitzenden behauptet wurde, den Auftrag erhalten haben, die Versammlung anzumelden. Zum Beweise dafür hatte der Angeklagte den 2. als Beugen laden lassen. 2. verweigerte die Eidesleistung mit der Motivierung, er sei Dissident und Atheist und könne daher keine religiöse Gidesformel ablegen, worauf seine Bestrafung und In haftnahme erfolgte. 2. wandte sich beschwerdeführend an die Straffammer IV des Landgerichts, die Strafe und Zeugniszwangshaft aufhob, weil 2. Vorstandsmitglied der Freidenkergesellschaft fei und somit als Beschuldigter in Frage fomme. Nach§ 56 der Strafprozeßordnung hätte er unbedingt vernommen werden müssen. 2. hat sich mithin 12 Tage unschuldig in Zeugniszwangshaft befunden. Da nur bei unschuldig erlittener Untersuchungsund Strafhaft, nicht aber bei unschuldig erlittener Zeugniszwangs haft ein Anspruch auf Entschädigung besteht, kann 2. nur auf zivilrechtlichem Wege seinen Anspruch auf Entschädigung gegen den betreffenden Amtsrichter geltend machen,
, 21. Juni .( Eig. Ber.) Der ehemalige Kriegsminister General André beröffentlicht jetzt im„ Matin" Memoiren aus seiner Ministerzeit, die über das Treiben der flerifalen Clique, die ehedem die Armeeleitung be herrschte, viel neue Details enthüllen. Die hochinteressante Episode André- Murawieff haben wir unter der Stichmarke„ Echt russische Frechheit" unseren Lesern bereits mitgeteilt.
Die reaktionäre Presse ist natürlich wütend über diese Enthüllung. Da sie aber fühlt, daß sich die Einmischung des russischen Diplamaten in eine innerpolitische Angelegenheit Frankreichs sowie feine Anmaßung, über die Heeresleitung Frankreichs ein Aufsichtsrecht auszuüben, gerade vom Gesichtspunkte nationaler Würde nicht rechtfertigen läßt, versucht sie, den Blick des Publikums von den Vorgängen felbst abzulenten und schreit über den Verrat vow Staatsgeheimnissen, den André durch seine Veröffentlichungen be gangen haben soll. Wie die Enthüllung Andrés die schmachvolle Knechtschaft zeigt, in der sich die Republik gegenüber dem Barismus befunden hat, so offenbart der Dreyfus- Prozeß, der sich jetzt vor dem Rasfationshofe abspielt, von neuem die moralische Fäulnis, die Gewissenlosigkeit und den Fanatismus der Offizierstreise. Juristisch handelt es sich darum, ob das Urteil von Rennes einfach tassiert werden bber ob Alfred Dreyfus noch einmal vor ein militärisches Gericht vers wiesen werden soll. Das Material für die Kassation ist ganz zweifellos vorhanden. Das allgemein menschliche Interesse sallers bings, das einst das Schidfal des Gefangenen von der Teufelsinsel in den Mittelpunkt der Beitbegebnisse stellte, kann durch die Frage nicht lebendig gemacht werden, ob dem Hauptmann Dreyfus der militärische Rang wiedergegeben werden soll oder nicht. Schließlich ist es auch gleichgültig, ob ein Gericht Dreyfus' Unschuld förmlic verkündet, an die die meisten Menschen ohnehin glauben, die anderen aber doch nicht glauben werden, mag man noch so viel Beweiss dokumente vor ihnen ausbreiten. Aber für die Erkenntnis der moralischen Beschaffenheit des Militarismus ist der jezige Prozez bielleicht wertvoller als die Affäre" in der Zeit ihrer Fieberhibe, da das Gebaren der zweifelhaften Gesellschaft, die sich damals als Garde der Menschheitsideale präsentierte, zuweilen fast die Neigung auffeimen ließ, den Verteidigern des Justizmordes mildernde Um stände zuzubilligen.
Aus den fachlichen Verhandlungen vor dem Rasfationshofe schöpft tein Sensationshändler profitable ethische Ergießungen, aber der nüchterne Katalog der Fälschungen, Wahrheitsbeugungen und Verschweigungen, die aufgerollten Bilder aus dem hehren Soldatenbafein geben eine unvergleichliche Orientation für den verfchloffenen Garten, darin eine der feinsten Blüten unserer kapitalistischen Gesellschaft wächst. Finnland
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Deffentliche Ehrung eines Attentäters.
Bwei Jahre sind verflossen, seit Eugen Schauman den ber haßten Generalgouverneur Bobrikoff, den schlimmsten Tyrannen, unter dem Finnland je zu leiden hatte, niederstreckte und sich dann selbst den Tod gab. Das finnische Volt hält Schaumans Andenken in Ehren. An seinem Todestage, dem 16. Juni, wurden auf seinem Grabe zu Borga Kränze in gewaltigen Mengen niedergelegt Mehrere finnische Zeitungen priesen seine Tat als die Einleitung zur Erhebung Finnlands aus der russischen Knechtschaft. Patriotische Feste wurden zu seinen Ehren in Helsingfors und an mehreren anderen Orten gefeiert.
Amerika.
Ein neues Naturalisationsgefet ist vom Kongreß angenommen worden, das die Erlangung des Bürgerrechtes in den Bereinigten Staaten etwas mehr erschwert. Das ist schon lange der Wunsch in gewissen Kreisen. Es stand bisher jedermann frei, amerikanischer Bürger zu werden. Nach zweijährigem Aufenthalte im Lande fonnte man das sogenannte erste Papier" erhalten, d. i. eine Bes scheinigung, daß man seine feste Absicht kundgegeben habe, im Lande zu bleiben und Bürger zu werden. In manchen Staaten konnte man daraufhin schon das Wahlrecht ausüben, und auch bei städtischen Wahlen wurde das erste Papier" oft als Legiti mation anerkannt. Nach fünffjährigem Aufenthalt erhielt man dann das zweite Papier" und war als Bürger anerkannt. In vielen Staaten mußte der Bürgerrechtskandidat erst ein kleines " Der Meinung, daß eine starke Arbeitgeberorganisation Gramen vor dem Richter bestehen, um zu zeigen, daß er den Wert zur Befestigung des sozialen Friedens unerläßlich der Verfassung der Vereinigten Staaten auch boll au würdigen ei, find wir bon jeher gewesen, nur baben wir die conditio piffe
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Dazu bemerkt die Soziale Bragis", die sich bekanntlich für arbeiterfreundlich hält: