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Nr. 144. 23. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt

Zum letzten Preßprozeß der Leipziger funden zu haben. Der Vorwärts  " berichtete dieſe Tage darüber, wie

Volkszeitung

wird uns vom Genossen Mehring geschrieben:

halten sind:

Artikels:

Stegli, 23. Juni 1906.

Sonntag, 24. Juni 1906.

Altripp   stellte den Antrag, für kommenden Winter einen entfalten, was ebenfalls Annahme fand. Genosse Wagner forderte bie Delegierten auf, in ihren Ortsgruppen die Altoholfrage u erörtern und den Alkohol aufs entschiedenste zu bekämpfen. Ganz besonders sei es Pflicht der Ortsgruppe, Ausflüge und gemeinsame Spaziergänge zu veranstalten fowie für eine rege Beteiligung an den Jugendspielen der freien Turner zu sorgen.

Rede zyklus zu veranstalten sowie eine tatkräftige Agitation zu

Diesen Ausführungen schloß sich auch Genosse Dr. Frank an. Eine in diesem Sinne gehaltene Resolution fand einstimmige Annahme.

ort. In sympathischer Weise begrüßte er das Leben der Jugend­Hierauf ergriff Parteitassierer Genosse Gerisch- Berlin das Wort. In sympathischer Weise begrüßte er das Leben der Jugend­organisationen. Er versprach volle Unterstützung im Namen des Hauptvorstandes.

Schöpfung der Welt so unbequeme Dinge wie Raum und Zeit er­der Leipziger   Untersuchungsrichter, ein Oberamtsgerichtsrat Meißner, meinen Kollegen moralisch drangfaliert hat, mich als Verfaffer zweier Artikel zu nennen, die am 31. Mai in der Leipziger Volkszeitung" er­schienen sind. An diesem Tage befand ich mich, wie durch die eigen Nach meiner Rückkehr von einer längeren Erholungsreise, die ich händige Einzeichnung meines Namens in das Fremdenbuch des Hotels Keltenbach urkundlich nachgewiesen werden kann, an den auf ärztliche Anordnung antreten mußte, finde ich in der Nummer Niagarafällen. Doch will ich gern annehmen, daß in jenen schon von des Vorwärts" vom 2. d. M. einen Bericht über einen gegen meinen Treitschte so köstlich geschilderten Schulbüchern sächsischer Landes­Kollegen Stressin in Leipzig   geführten Prozeß, worin folgende funde, in denen die Albertiner als eine Reihe herrlicher Lichtgestalten Aeußerungen des Leipziger Oberstaatsanwalts Boehme ent- erscheinen, die Niagarafälle zur höheren Ehre der Nautentrone ins Rosental verlegt worden sind. Ich habe diesmal zwei politischen Redakteuren der Leipziger  Es bleibt mir noch übrig zu sagen, weshalb ich den Vorwärts" Boltszeitung" und auch dem Außenredakteur Gelegenheit Im letzten Punkt wurde von verschiedenen Rednern die Not­gegeben, sich über die Verfasserschaft zu äußern( nämlich um die Aufnahme dieser Zeilen ersuche, statt daß ich fie in der wendigkeit einer Reorganisation des Verbandes betont und der des angeklagten Der Tiger als Affe). Der Leipziger Voltszeitung" veröffentliche. Der Oberstaatsanwalt Boehme, Hauptvorstand beauftragt, nach dem deutschen   Parteitag eine General­Außenredakteur hat ea abgelehnt, auf meine Anfrage der sich nicht genug daran tun fann, andere Leute der Feigheit zu versammlung einzuberufen. zu antworten. Die beiden hiesigen Redakteure haben er- beschuldigen, bekundet bekanntlich seinen eigenen Heldenmut darin, Ferner auf Antrag der Drtsgruppe Speyer die Anschaffung von flärt, den Artikel nicht verfaßt zu haben, der Chefredakteur in daß er die von ihm Beschimpften wegen Ungebühr" einlochen läßt, Liederbüchern beschlossen. Mit einem Hoch auf die internationale Steglitz   hat jede Auskunft verweigert. Und gerade hier erhoffte wenn sie ihm in dem Tone antworten, den er selbst angeschlagen Jugendbewegung schloß die anregend verlaufene Konferenz. ich eine Ausfunft. Ich war den Redakteuren entgegengekommen. hat. Ich bewundere die schöne Einfachheit, zu der sich die Aber nun muß wieder ein Redakteur die Verantwortung tragen, sächsische Justiz also entwickelt hat, möchte aber gern erproben, Gruppen der belgischen Arbeiterpartei halten am 1. Juli in Ons Ein vlämischer Sozialistenkongreß. Die vlämisch sprechenden der den Artikel selbstverständlich nicht geschrieben hat. Andere об die preußische Justiz schon zu gleicher Kulturhöhe Huis" zu Gent   einen allgemeinen Kongreß ab. Die Tagesordnung weigern sich ja, die Verantwortung zu tragen. Die Angabe über die Aussagen meiner Kollegen Lensch und emporgebiehen ist. Deshalb will ich zunächst in einem Barteiblatt, lautet: 1. Die politische Lage. 2. Die sozialistische vlämische Presse. Hänisch ist unrichtig, doch muß ich dahingestellt sein lassen, ob hier das der preußischen Jurisdiktion untersteht, aufs entschiedenste zurück- 3. Die Propaganda in Stadt und Land. ein Frrtum des Berichterstatters oder des Oberstaatsanwalts Boehme weisen, daß der Oberstaatsanwalt Boehme in Leipzig   seine amtliche vorliegt. Meine Aussage hat dieser Herr forreft wiedergegeben, und Stellung gemißbraucht hat, um mich auf eine angebliche, von ihm ich brauche feinem Menschen, der von den Anstands- und Ehren- leichtfertig aus der Luft gegriffene Tatsache hin der Feigheit in pflichten eines Redakteurs auch nur einen blassen Begriff hat, weit- Ausübung meines Berufes zu beschuldigen. In einem früheren Falle hat sich ja gezeigt, daß es gegenüber läufig auseinanderzuseßen, weshalb ich auf eine staatsanwaltliche Anfrage diese Antwort geben mußte, und weshalb ich sie auch dann der sächsischen Justiz noch Richter in Berlin   gibt. Sollte sich das hätte geben müssen, wenn ich den vollkommen au- geändert haben, so wird es für unsere Sache um so besser sein. Artikel: treffenden Tiger als Affe berfaßt hätte. Hat der Oberstaatsantvalt Boehme darüber andere An­schauungen, so bin ich glücklich, sagen zu können, daß seine, moralischen Begriffe nicht meine moralischen Begriffe sind. Dieser Herr hat sich erlaubt, mich auf eine von ihm aus der Luft gegriffene Tatsache hin öffentlichtlich in nicht mißzuverstehender Weise der Feigheit zu beschuldigen, und darauf gebührt ihm um so mehr eine Antwort, als er bei Anwendung der ihm pflichtgemäß obliegen­Gleichzeitig mit dem Gautag der Pfälzischen Sozialdemokratie den Sorgfalt, deren angeblicher oder auch wirklicher Mangel fand in Neustadt   an der Haardt eine Pfälzische Gaufonferenz des gerichtlich angeklagten Redakteuren stets als schwerster Straf- Verbandes junger Arbeiter Deutschlands   statt. Sie war von verschärfungsgrund angerechnet wird, wissen konnte, daß ich den 13 Ortsvereinen durch 20 Delegierte, welche 700 Mitglieder ber­Artikel: Der Tiger als Affe" nicht geschrieben habe.

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Der

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Baltische Kulturbilder.

Aus der Partei.

F. Mehring.

Baukonferenz des Verbandes junger Arbeiter Deutschlands  , Gau Pfalz.

Ein Manifeft der schwedischen Sozialdemokratie. Veranlaßt durch die Ablehnung der Wahlrechtsreform und die Ernennung einer tonservativen Regierung, hat der Ausschuß des das arbeitende Volk veröffentlicht. Darin wird zunächst die ernste Parteivorstandes der schwedischen Sozialdemokratie ein Manifest an Lage geschildert, die durch jene Ereignisse geschaffen wurde und von neuem einen schweren Kampf für das Wahlrecht notwendig macht. Dann heißt es weiter:

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Es schien jedoch nach den Prüfungen des Jahres 1905, als ob unsere schwedische Königsmacht aus ihrem Schicksal in Norwegen  etwas gelernt hätte und nun entschlossen wäre, für die Zukunft ihre Regierung in Uebereinstimmung mit der mehr volksgewählten Zweiten Kammer zu bringen. Und in solchem Falle tönnte vielleicht so glaubten verschiedene Leute- auch die Erste Kammer ver­anlaßt werden, sich im Interesse ihrer Selbsterhaltung nicht länger der Lösung der bereits überreifen großen Fragen zu widersetzen. Der Ministerwechsel vom 25. Mai hat diese Illusionen hinweg­gefegt. Die Königsmacht zog es bor  , ihre Stüge bei den Steuer­gewaltigen zu suchen, entgegen der entschiedenen Mehrheit der Zweiten Kammer. traten, beschickt. Außerdem waren vom Hauptvorstand die Genossen Damit ist es flar geworden, daß für die Zukunft ein Kampf Erstens nämlich hat Genosse Bebel schon vor Monaten im Bruno Bagner, Chr. Schmidt, Wilh. Bartmann, sowie der Redakteur für das allgemeine Wahlrecht zur Zweiten Kammer nicht mehr Reichstage auf eine Jufinuation des nationalliberalen Schwägers der jungen Garde" Genosse Dr. Frank anwesend, ferner eine große genügt. Wenn des schwedischen Volkes Wille im schwedischen Lande Bassermann hin erklärt, der Artikel rühre nicht von mir her. Anzahl Freunde der Jugendorganisation als Gäste. Der Ver- ausschlaggebend werden soll, muß darüber hinaus gefordert werden, Zweitens aber mußte selbst ein Blinder sozusagen mit dem Stod trauensmann des Gaues Pfalz, Genosse Remmele- Ludwigshafen war daß die Gewaltherrschaft der Ersten Kammer ge fühlen, daß der Artikel nicht von dem Chefredakteur in Steglitz  " in der erfreulichen Lage, fonstatieren zu können, daß seit der vorigen brochen werde. Konferenz, zu deren Zeit nur eine Ortsgruppe in der Pfalz   bestand, In diesem größeren Kampfe, der mun einsetzt, um endlich des verfaßt sein konnte, sintemalen er sich bereits in den frühen die Gründung weiterer 12 Ortsgruppen erfolgte. Die Mitglieder schwedischen Voltes Vollmündigkeit und Selbstverwaltung durch­Nachmittagsstunden des 22. Januar in den Händen der Polizei und zahl der Pfalz   beträgt zurzeit 700. Gewiß ein erfreuliches Zeichen zuführen, tommt es wahrscheinlich dazu, daß im entscheidenden Staatsanwaltschaft in Leipzig   befand, während er über Tatsachen unseres Fortschrittes. Genosse Remmele betonte, daß die alten Ge- Augenblick die Aufbietung der ganzen lebendigen berichtete und urteilte, die erst sechs Stunden früher durch den noffen sowie die Pfälzische Post" eine sehr gute Agitation für die raft, über die die schwedische Arbeiterklasse durch ihre Organisation verfügt, verlangt wird. Telegraphen bekannt geworden waren. Endlich aber fällt dadurch junge Garde entfaltet haben. Die Agitation das letzte Licht auf das Verfahren des Oberstaatsanwalts Boehme, Nach Annahme eines Antrages, den Genuß geistiger Getränke muß darum schon jetzt darauf gerichtet sein, die Massen mit dem daß er, als er mich öffentlich zu beschimpfen versuchte, wissen konnte, während der Tagung auszuschalten, sprach Genosse Dr. Frank Gedanken einer solchen äußersten Kraftanstrengung inner­daß er, als er mich öffentlich zu beschimpfen versuchte, wissen konnte, Mannheim   über Die deutsche Jugendbewegung". In der Diskussion halb der Grenzen des natürlichen Rechtes und der Gefeßlichkeit ver ich würde erst nach Wochen in der Lage sein, mich zu verteidigen sprach sich Genosse Ehrhart in sehr anerkennender Weise über traut zu machen. Bu gelegener Zeit, wenn die Situation den Bunkt Ich hatte nämlich bei der Steglizer Polizeibehörde die die Jugendorganisation aus und versicherte sie der Unterstügung der erreicht hat, wo ein außerordentlicher Parteifongreß die größte Be­Ausstellung eines Passes beantragt, δα ich für einige Alten. Sodann referierte Genoffe Rechtsanwalt Ackermann- Franken- deutung für die Entwickelung der Ereignisse in radikaler Richtung Zeit in die Vereinigten Staaten zu reisen beabsichtige. thal über die kapitalistische Ausbeutung jugendlicher gewinnt, soll, unserer Meinung nach, ein solcher Kongreß einberufen Unter Berufung auf jene Anfrage", die der Oberstaatsanwalt Arbeiter. werden, um über Mittel und Ziel dieses großen politischen Kampfes Boehme in dem Prozesse gegen Kollegen Kreffin erwähnte, wurde Ein im Anschluß hieran gestellter Antrag Ludwigshafen  , der das Nähere zu beschließen. Wir fordern darum besonders Euch, Parteigenossen, auf, jetzt mir der Baß zunächst verweigert, weil erst in Leipzig   angefragt verlangt, daß allerorts ehrlingsscustommiffionen ge werden müsse. Aber am 7. b. M. wurde mir eröffnet", daß die bildet werden, die die Innehaltung der gesetzlichen Bestimmungen schon die Agitation für den neuen Kampfplan zu beginnen. Auf zu Das liberale Wahlrechts­Leipziger Staatsanwaltschaft nichts gegen meine Reise einzuwenden zur Anzeige zu bringen haben, fand nach kurzer Debatte einstimmige programm von 1906 hat seine Dienste getan; es ist erschlagen Leipziger   Staatsanwaltschaft nichts gegen meine Reise einzuwenden für jugendliche Arbeiter zu überwachen und etwaige Uebertretungen energischer Arbeit im ganzen Lande! habe. Ich hatte also sozusagen den Segen des Oberstaatsanwalts Annahme. Dann erstattete der Vertrauensmann der Pfalz   sowie worden durch das Nein der Ersten Kammer. Nun geht es vorwärts Boehme für meine Abwesenheit, was ihn nicht hinderte, mich während die einzelnen Delegierten ihre Berichte. Aus ihnen ist zu ersehen, auf dem Wege, und wir fordern volles und ganzes all­dieser Abwesenheit in ehrverletzender Weise anzugreifen. daß die Organisation der Jugend überall gute Fortschritte macht gemeines Wahlrecht zur Zweiten Kammer, in Ueberein Zur Entschuldigung mag ihm freilich gereichen, daß es die und daß die älteren Genossen die Bewegung überall tatkräftig ftimmung mit dem sozialdemokratischen Parteipro­sächsische Justiz als besonderen Tort des lieben Gottes empfindet, bei unterstützen. gramm. Aber neben dieser unserer Wahlrechtsforderung steht nun Die Zeit, in der jene Greignisse stattfanden, war zugleich die Jahre 1200, mit der durch den Erzbischof von Bremen   vollzogenen Zeit der Kreuzzüge. Bum Verständnis aller jener Groberungszüge Ernennung Alberts v. Apeldern zum Bischof von Livland   beginnen ist es nötig, uns kurz die ökonomische Ordnung der damaligen die eigentlichen Raubzüge. Es ist in diesem Rahmen unmöglich, alle Bei Betrachtung und Würdigung des Ursprungs, der Motive, Gesellschaft zu veranschaulichen. Die Kirche stand als politische jene Begebenheiten anzuführen, darum seien hier nur einige bes bisherigen Verlaufs der russischen Revolution haben wir zu Macht auf ihrem Höhepunkt. Sie war die Lehrmeisterin und damit Kulturbilder" gegeben. Die Liven baten Albert um Frieden, dieser wiederholten Malen Gelegenheit genommen, ja nehmen müssen, die geistige Führerin der Germanen gewesen, nachdem diese ihre ließ die Aeltesten zu sich kommen und freundlich bewirten. Nach Sie hatte dem Gastmahl wurde ferner über den Frieden unterhandelt, und dem baltischen Teil- Schauplaße der Ereignisse unsere besondere Auf- Eroberung des römischen Weltreiches vollendet hatten. merksamkeit zuzuwenden. Einmal, weil sich in den Ostseeprovinzen diese Völker in die römische Produktionsweise eingeführt. Diese Albert verlangte Geiseln zur Sicherheit desselben. Die Aeltesten die Dinge nicht in allen Stücken genau so entwickelt und abgerollt beruhte auf dem privaten Grundbesib, der die Grundlage der da wollten diese verweigern, sahen aber plötzlich zu ihrem größten haben wie im übrigen Rußland  , dann aber auch, weil unsere ur- maligen Ordnung war. Die ehemalig freien Bauern waren Leib- Schrecken das feste Haus, in welchem sie sich befanden, von Be­teutsche Lügenpresse die Schandtaten des sogenannten deutschen eigene oder lehnspflichtige Ritter geworden. Die Kirche selbst waffneten besetzt, die Ausgänge zu demselben verschlossen. Adels im Baltenlande mit verständnisinnigem Solidaritätsgefühl war die größte Grundbesizerin mit vielen Leibeigenen und Lehns- In der Furcht, selbst nach Deutschland   gebracht zu werden, stellten unaufhörlich zu bemänteln, zu vertuschen, aus der Welt zu schwaben pflichtigen. Mit der wachsenden Macht der Lehnsherren wuchs die sie 30 von ihren Söhnen als Geiseln. Es war das der erste suchte, dagegen die in Notwehr begangenen Handlungen des baltischen Masse der besiklofen Ritter, verschärfte sich die Ausbeutung der von Christen in Livland   geübte Verrat, der Voltes als verbrecherische Schurfentaten charakterisierte. Leibeigenen. Die ewigen Fehden vermehrten die Armut. So gab leider! häufige und schredliche Nachahmung Unsere Artikel, die diese zum Teil bewußt lügnerischen Dar- es große, zu Abenteuern aufgelegte Bevölkerungsschichten, die durch gefunden!" Bischof Albert gründete dann die Stadt und das stellungen bekämpften und widerlegten, haben unserem verantwort- Groberung fremder Länder sich ein besseres Dasein zu schaffen Bistum Riga  , belehnte eine Reihe jener Ritter von Habenichts mit lichen Redakteur schließlich zu der Ehre verholfen, von 24 leibhaftigen hofften. Es war natürlich, daß die Führung solcher Abenteurer Gütern in Livland  , doch da ihm dieses Lockmittel auf die Dauer Ihre wichtigste ökonomische und politische zu kostspielig war, die größere Zahl jener Abenteurer aber meist nur baltischen Juntern mit einer Beleidigungsflage bedacht zu werden. der Kirche aufiel. Wir sollen also Gelegenheit bekommen, vor dem Forum der Kultur- Funktion war ja die Versorgung der Armen, seitdem durch die einen Sommer blieb, so gründete er im Jahre 1202 die Brüder= welt die Wahrheit über gewisse dunkle Vorgänge in den Ostsee  - Auflösung des germanischen Gemeineigentums die Besiglosigkeit sich schaft der christlichen Ritter, Schwertbrüder genannt, nach dem Vor­ständig vermehrt hatte. So konnte sich die Kirche ihrer Pflichten bilde jener Ritterorden, die in Palästina gegen Sarazenen kämpften. provinzen enthüllen zu helfen. auf die billigste Weise entledigen, und der Charakter der Heiden- Mit diesen vereint begann er nun seine neuen Raubzüge, von deren befehrung, den sie jenen Raub- und Eroberungszügen verlieh, Charakter wir nur noch ein paar Züge geben wollen. Die Litauer war nur geeignet, ihre Macht und ihr Ansehen zu bergrößern. fonnten des tiefen Schnees wegen nicht entkommen, wurden überall Dergestalt also war auch die Kolonisation Liv, Esth- und Kur- eingeholt und, nach Heinrichs Ausdruck, wie die Schafe hin­lands, und jene Mord- und Raubzüge, die ja auch durch Sant- gefch I achtet."" Auch die unglücklichen Esthen, welche von den tionierung des Papstes den Charakter von Kreuzzügen   erhielten, Litauern als Gefangene mitgeschleppt worden waren, wurden, zeigen uns, welchen Kalibers die Träger deutscher   Kultur gewesen weil sie den Christen feindlich gesinnt wären", von den Deut­ schen   unbarmherzig und mit faltem Blute ent­sein müssen. Leider können wir hier nur ganz wenige Züge aus der Helden- hauptet, und nun erst erfolgte der Schlußakt des schrecklichen geschichte jener christlich deutschen   Eroberung wiedergeben. Be Dramas, nämlich die Teilung der Beute." Der Haß der Liven Wir können in diesem Rahmen nur wenige historische Streif- trachten wir zunächst die Völker, denen jene Segnungen zuteil gegen ihre Unterdrücker und Vertilger aber hatte sich lichter geben, doch glauben wir, sie werden genügen, um den ganzen werden sollten:" Das ganze preußische litauische Volk wird uns, wie so gesteigert, daß sie ihre Sterbenden mit den Worten zu Schwindel, der in letzter Zeit über die Kulturarbeit der Deutschen   die Slaben überhaupt, in den ältesten Nachrichten als fried trösten pflegten: Geh, Unglücklicher, in die bessere in den Ostseeprovinzen zusammengeschrieben wurde, aufzudeden. Iiebend, als unfriegerisch dargestellt; erst die äußerste Not und e It, wo die Deutschen   nicht mehr Deine Ge­Die eigentliche Kolonisation jener Länder beginnt mit dem Jahre der Kampf um Glauben und Freiheit haben ihnen einen Helden bieter, sondern Deine Knechte sein werden." 1186, wo ein Bremer   Augustinermönch Meinhardt mit einer Schar mut verliehen, welchen zu bewundern wir im Laufe dieser Er- Die einzelnen Raubzüge, die noch gegen die Esthen unternommen " Die Hauptbeschäf- wurden, glauben wir übergehen zu können, da sich immer nur verwegener Abenteurer an der Mündung der Düna   landete und zählung öfter Gelegenheit haben werden." zuerst den Boden Livlands   betrat. Mit diesem Augenblick beginnt tigung der Liven, Betten und Efthen war im zwölften Jahrhundert dieselben Greue I wiederholen, durch deren Aufzählung wir Die eigentliche Geschichte des Landes, und diese zeigt uns die Liven der Feldbau und die damit verbundene Viehzucht. Es muß den Leser nur ermüden würden. Einer Episode aus diesen Ver und Letten, später die Esthen, zuletzt die Semgallen und Sturen ziemlich große Wohlhabenheit geherrscht haben, denn Heinrich) be- wüstungszügen wollen wir noch Erwähnung tun, weil sie im von Anfang an in einem ungleichen Kampfe gegen die geistlichen richtet, daß auf einzelnen Raub- und Kriegszügen der Deutschen   19. Jahrhundert bei der Nation, die sich gern die gebildetste der Die unglücklichen Esthers Waffen der katholischen Kirche und bald gegen die eisernen Waffen bis 4000 ühe und 2000 Pferde usw. als Beute mitgeschleppt Welt nennt, Nachahmung gefunden. der geharnischten deutschen   Ritter. Die Ürbewohner des Landes wurden." Auch Bienenzucht, Jagd, Fischerei und Handel wurde hatten sich nämlich weite Höhlen in die Erde gegraben, wohin sie unterliegen dem mit furchtbarem eisernen Schwerte   bewaffneten getrieben. Zunächst trug die Kolonisation wegen der geringen fich selbst, ihre Weiber und Kinder und ihre beste Habe retteten, Christentum, wie drei Jahrzehnte später die Meritaner und Streitkräfte der Deutschen   einen friedlichen Charatter. Erst im wenn die christlichen Raubscharen in ihr Land einbrachen. Viele wohnten auch immer unter der Erde, weil sie über derselben keine Beruaner demselben auch unterlegen sind.") Wohnungen mehr hatten. Eine solche Höhle entdeckten einstmals die Deutschen  . Sie machten ein Feuer an dem einzigen engen Bugange zu derselben an, unterhielten dieses Feuer lange Zeit und ließen allen sich daraus entwickelnden Rauch in die Höhle hins

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Für heute mag es erst einmal unsere Aufgabe sein, angesichts der notorischen Geschichtsverdrehungen, mit denen jetzt sogar hervor ragende Vertreter deutscher Wissenschaft wie Professor Harnad, Professor Schiemann usw. die Kulturwelt beglüden, nichts weiter zu geben, als einen einfachen geschichtlichen Rückblick, um nach den Zeugnissen bürgerlicher Historifer( und nur solche sind zu dieser Arbeit verwandt), an deren guter Gesinnung" nicht der leiseste Zweifel erhoben werden kann, festzustellen, wie denn die Christianisierung der Balten und ihre Segnung mit deutscher  Kultur im Lichte der Geschichte ausschaut.

1) Gesch. der Ostseeprovinzen Lib-, Esth- und Kurland   von Otto bon Ruthenberg I. Band. Leipzig  , Verlag von Wilhelm Engelmann  . 1859. Seite 34

3) Heinrich der Lette, ein Mönch aus dem Stamm der Letten, Chronist, der von Ruthenberg als stets glaubwürdig hingestellt wird und der ja auch in jener allbeutschen Broschüre als der erste und trefflichte Chronist" zitiert wird.