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Nr. 148.

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Berliner Volksblaff.

23. Jahrg.

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Telegramm Adresse: Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1983.

Holländische Kolonialpolitik.

II. Die Erfolge des Imperialismus.

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Freitag, den 29. Juni 1906.

minderte sich von 1890 bis 1900 um 8 Proz., die Pferdezahl im doppelten Zeitraum um 20 Proz. Die Einfuhr verschie dener Artikel des täglichen Bedarfs ist entweder gesunken, wie 3. B. die von Baumwollwaren, oder die Zunahme ist ganz unbedeutend, wie bei Glas- und Erdwaren, und bleibt hinter der Bevölkerungssteigerung weit zurück.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.

Regierung, statt wenigstens in den schlimmsten Fällen auch nur einigen guten Willen zu beweisen, nicht scheut, ihr System unehrlicher Ableugnung und Vertuschung fortzusetzen, ist Herrn Erzberger endlich die Galle übergelaufen. Hinzukommt, daß Herr Erzberger nicht ohne Grund vermutet, daß das ihm be­fannte Material von anderer Seite verwertet werden könnte, Die große Masse der Bevölkerung steht hart an der falls das Zentrum aus bekannter Rechnungsträgerei auch Grenze der Not. Bei dem geringsten unglücklichen Zwischen- biesmal wieder versagen sollte. All diese Momente erklären die fall, z. B. einer schlechten Ernte, wird diese Grenze über- Rücksichtslosigkeit, mit der Herr Erzberger jegt unserem total schritten, und es kommt, wie in den Jahren 1901 und 1902, torrumpierten Stolonialsystem auf den Leib rückt. in großen Distrikten Javas zur Hungersnot und zu Hunger- So erging fich Herr Erzberger   unlängst in einer im frankheiten. Doch auch in normalen Beiten ist von einer Wahltreise Itena Iserlohn abgehaltenen Wähler­einigermaßen sicheren Eristenz keine Rede mehr. Braucht der versammlung in Ausführungen, für deren Ton und Inhalt arme javanische Bauer Geld, so muß er es entweder zu folgende Stelle tennzeichnend ist, die die Nat.- 8tg." dem Wucherzinsen( der gewöhnliche Bins ist 50 Broz. für ein halbes Berichte der Lüdenscheider Zeitung" entnimmt: Jahr) leihen oder aber seinen Ader verpfänden, den er später Redner teilte mit, daß von den Liebesgaben für unsere fast niemals einzulösen vermag. Was der Javaner bei den Afrikakrieger Unterstützungen an Berliner   Beamte und Offiziere zur Kulturen für den europäischen   Markt und bei der Zucker­Teilnahme an dem Kolonialfeste gezahlt worden seien, daß aber industrie zu verdienen bermag, fällt faum ins Gewicht. Die biele unserer Afrikakrieger von Liebesgaben nichts gesehen hätten. Die Geschichte von der Cousine des Herrn Buttkamer stehe hinter Buderkultur entzog den Eingeborenen ihre besten Reisfelder, anderen Fällen weit zurüd. Es sei festgestellt, daß Offiziere und der Verdienst aber, den sie ihnen bietet, ist nur ein höchst Beamte in Kamerun   fich auf Kosten der deutschen   Steuerzahler dürftiger. Budem haben die Fabrikanten sich seit dem Beginn Kabinen für Konkubinen hätten bauen lassen. Wenn die Regierung der Zuckerkrise beeilt, die Löhne herabzusetzen. Seit 1885 es abgelehnt habe, ein Disziplinarberfahren gegen Herrn b. Butt­sind diese im allgemeinen um ein Sechstel, in manchen Gegen- famer einzuleiten, nur weil dieser es nicht wünsche und weil es den um ein Drittel gefallen. ihm unangenehm sei, so würde der Reichstag   am besten handeln, wenn er sich selbst die Atten geben ließe und selbst den Mißständen nachforschte. Der Reichstag   habe sich vielleicht zu wenig um die Kolonien gefümmert. Er, Redner, werde mit allen Kräften daran arbeiten, von den verlangten Mitteln für die Kolonien fo biel wie möglich abzuftreichen."

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Artikel heißt es:

Die aus den blutarmen Javanern herausgepreßten Gelder berwendet das Gouvernement vor allem dazu, seine Herrschaft aufrecht zu erhalten und das Kolonialgebiet durch fort­währende Kriege zu vergrößern. Dadurch eröffnet es dem Rapital immer wieder neue Gegenden zur Ausbeutung. Die holländische Kolonialpolitikist wie jede andere eine Politit der Ausdehnung, d. h. des fortwährenden Eroberungsfrieges; und wie jeder andere Krieg, in dem nicht das Interesse der Kriegführenden und der öffentlichen Meinung dazu zwingen, gewisse Regeln, wie z. B. die Schonung der Nichtkombattanten und ihres Eigentums inne zu halten, wird auch dieser Krieg mit maßlofer Grausamkeit geführt. Ganze Gegenden werden bernichtet, ganze Bevölkerungen ausgerottet. Im Jahre 1814 umfaßte das holländische Solonialgebiet außer Java nur einige kleine Inseln und Niederlassungen an den Küsten, und heute, wo ein Gebiet 60mal größer als das Mutterland von diefem abhängig ist: ein Gebiet, das zu regieren und zu koloni­fieren die Kräfte Hollands   weit übersteigt, ist der Landhunger noch immer nicht geftillt. Als in den letzten Jahrzehnten der Krieg auf Atjeh alle Kräfte in Anspruch nahm, war man zwar gezwungen, fich zu beschränken, taum aber war man einiger­Die früheren blühenden einheimischen Handwerke wie die maßen zu tem gekommen, als die Militärerpeditionen auf Weberei und Steinmetzerei, die von großer Kunstfertigkeit Borneo  , Celebes  , Sumatra  , Neu- Guinea  , die schließlich immer geugten, haben sich gegen die Massenprodukte der kapitalisti­auf Ausdehnung des Kolonialgebietes hinauslaufen, wieder schen Industrie nicht behaupten fönnen. Auch die einheimische von neuem begannen. Nach wie vor verschlingen die Aus- Schiffahrt( die Javaner waren in früheren Beiten fühne See­Noch kräftigerer Atzente bedient sich ein Artikel im gaben für Krieg und Marine fast ein Drittel des Budgets. hat der Dampfschiffahrt weichen müssen. Unzweifelhaft ist die Hauptstadt des Erzbergerschen Wahlkreises, erscheint, und fahrer, die die indischen Meere bis Madagaskar   durchzogen) Für 1906 sind sie auf 46 millionen Gulden, lange snechtschaft und Unterdrückung der nationalen Energie dessen Autorschaft Herrn Erzberger   um so mehr zuzuschreiben Anzeiger vom Oberland", der in Biberach  , der Für 1906 sind sie auf 46 Millionen Gulden, gleich 29 Proz. der Totalsumme, geschäßt. Es ist ein trauriger Ruhm, den die niederländisch  - indische sehr nachteilig gewesen. Wenn aber heute die holländische sein dürfte, als der Artikel mit E. gezeichnet ist. In diesem Armee aus diesen Expeditionen beimbringt. Das Los eines Bourgeoisie, die sich vom Schweiß der Eingeborenen mästet, v jeden, lonisierenden Staates ist es ja, die Rivilisation", die doch jede Sorge für Berieselung, für Unterricht, für ärztliche er zu unterbreiten unternimmt, damit zur beginnen, daß er Hülfe gründlich vernachlässigt hat, wenn heute diese alle Greuel des modernen Strieges gegen verhältnismäßig Bourgeoisie den Verfall der Faulheit", der Energielofigkeit", Wehrlese heraufbeschwört. Und je tiefer die wohlbewaffneten des Mangels an Entwidelungsfähigkeit" der Javaner zu­Soldaten in die Binnenländer eindringen, desto größer wird schreibt, so ist dies nur eine efelhafte Heuchelei. die Kluft zwischen ihren modernen Feuerwaffen und den Seit Jahren vertritt die sozialdemokratische Fraktion im Ranzen und alten Vorderladern der Eingeborenen, desto mehr holländischen Parlament die Interessen der unterjochten, aus­artet jede Schlacht zu einem einseitigen Schlachten aus. Als gebeuteten, mißhandelten Eingeborenen. Seit Jahren erhebt Beispiel eines solchen Schlachtens kommt vor allem die biel vor allem Genoffe van Kol seine Stimme und bringt auf das erwähnte Expedition nach dem Innern Sumatras   in Betracht, aufgeben der Eroberungspolitit, die Einschränkung des Mili­die voriges Jahr stattfand. Die Truppen bestanden anfäng Behandlung der Stulis, Verbesserung des Unterrichtswesens usw.; tarismus, einen ehrenvollen Frieden mit Atjeh, menschliche lich aus nur 11 Offizieren und 220 Soldaten; und diese und seit Jahren spottet die bürgerliche Preise, wenn der megelten in wenigen Wochen 3148 Feinde, stolonialetat behandelt wird, über die sog. Straftwörter" bankols darunter 1366 Frauen und Kinder nieder. In einem Fall wurden vom Gipfel eines Erdwalles, der den und schäumt vor But, wenn er darlegt, in wie hohem Maße die Unglücklichen als Festung diente, 313 Männer, 189 Frauen, Fürsorge des Staates mit der Wahrnehmung der Interessen der 59 Rinder erfchoffen, 20 Frauen und 21 Kinder verwundet, großen Stapitalisten verwachsen ist. Den unermüdlichen Anstren Nur 2 Frauen und 61 Kinder blieben unverletzt. In einem gungen ban Stols ist es nicht zum wenigsten zu verdanken, wenn anderen Dorfe wurden 344 Männer, 180 Frauen und 180 Rin- die Regierung sich seit einigen Jahren entschlossen hat, dem ver­der getötet. Von der ganzen Bevölkerung armten Java zu Hülfe zu kommen und für ökonomische blieben nur 28 Kinder am Leben. Die Truppe Maßnahmen zur Hebung der Lage der Bevölkerung jährlich erlitt dagegen nur ganz unbedeutende Verluste, Sie wurde die Zinsen von 30 Millionen Gulden, das heißt eine Summe aber mit zahlreichen( nicht weniger wie 188) Orden und bon 1,7 Millionen Gulden zur Verfügung zu stellen. Diese Ehrenzeichen für den erwiesenen Seldenmut" belohnt. In Hülfe ist aber unter den heutigen Umständen nach der jahr­Atjeh tostete die Pacifikation" im Jahre 1900 612, in 1901 Behntelangen Ausraubung und Vernachlässigung gänzlich un­1815, in 1902 2582, in 1903 2853, in 1904 4726 Böswilligen". ift die erste Borbedingung der Errettung Javas vorm Untergang. zureichend. Das Aufgeben der imperialistischen Politik wie der technische Ausdruck lautet, das Leben. Alle diese Es tann aber diese Vorbedingung vom bürgerlichen Mordtaten, die Unterjochung immer neuer Stämme und Völk. chen werden von den Steuergeldern der einheimischen Bevölke. Parlament nicht erfüllt werden. Alle bürgerlichen Barteien rung bezahlt. Sie muß die Mittel für die Unterjochung ihrer find überzeugt von der traurigen Notwendigkeit" der Blut­und Mordpolitik Stammesverwandten aufbringen. Solland ist das einzige tratie, die einen der besten Kenner Indiens  , Dr. van auch die bürgerliche Demo­Land, das die Infamie hat, die Kosten seiner Stolonialfriege Deventer  , in die Kammer entsandte, der dort aber nichts pöllig auf die Eingeborenen abzuwälzen. In Jahre 1897 verkündete Genosse van Kol zum ersten Giligeres zu tun hatte, als die Notwendigkeit der militärischen mal in der Stammer den brohenden ökonomischen Expedition zu betätigen und die Möglichkeit einer Einschränkung der militärischen Ausgaben zu leugnen. Busammenbruch Jabas. Die Gründe der unaufhalt­famen Berarmung seiner Bevölkerung sind nach den obigen Ausführungen leicht zu begreifen. Es ist, wie auch in Englisch  Indien   und Rußland   die gleichzeitige Aussaugung durch die Staatsmaschinerie und durch den ausländischen Stapitalismus, die die Bevölkerung dieses fruchtbaren Landes zu Bettlern

macht.

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Es kommt dabei indes noch ein anderer Umstand in Be­fracht. Java ist überwiegend Agrarstaat. Von den 5,5 Millio­nen erwachsenen Männern leben 3,7 Millionen oder 67 Bros. nur von der Bandwirtschaft. Sie ernährt mindestens drei Biertel bis vier Fünftel der Bevölkerung. Diese beträgt 12 000 Einwohner pro Quadratmeile, fast ein Drittel mehr als in Holland  , das 8466 Einwohner pro Quadratmeile hat. Dabei nimmt Javas Bevölkerung noch immer zu. Es ist nicht möglich, daß eine so dichte Menschenmenge von der Landwirt­schaft existieren kann, am allerwenigsten wo diese noch mit berhältnismäßig primitiven Mitteln betrieben wird und ihr Ertrag so gering ist wie in Java, Deshalb ist es eine Lebens­frage für Java, fich vom Agrarstaat zum Industriestaat ent­wideln zu fönnen.

NO

-

Etats mit einem anderen wichtigen Vorschlage: der Erivedung Außerdem tam unsere Fraktion bei der Beratung des letzten einer indischen Industrie, mit inländischem Rapital betrieben, dessen Gewinne im Lande bleiben. Vielleicht ließe sich diese Industrie kooperativ aufbauen, wenn man bei den kooperativ betriebenen Arbeiten der Eingeborenen( der Landwirtschaft) einsetzte. Der Vorschlag wurde jedoch von den bürgerlichen Parteien mit Mißfallen aufgenommen. So geht denn Java immer mehr seinem ökonomischen Untergang entgegen. Ein prächtiger Erfolg der holländischen Kolonialpolitit.

Politische Ueberlicht.

Berlin  , den 28. Junt,

Der koloniale Schlammvulkan.

Der Krater der kolonialen Rorruption scheint sich nimmer erschöpfen und leeren zu können, so gewaltige Schlammassen er auch schon ausgespien hat. So muß jest wieder der Zentrumsabgeordnete Erzberger geradezu fulminante An­Schon seit vielen Jahren geht diese Berarmung vor fich, flagen gegen die Kolonialverwaltung erheben. Lange genug twie manche Zeichen beweisen. Die Ausdehnung der befferen hat das Bentrum mit dem ihm zur Verfügung gestellten Reisfelder hat keinen Schritt gehalten mit der Zunahme der Material bor der Deffentlichkeit zurückgehalten. Es hat erst Bevölkerung. Diese wuchs in 15 Jahren um 30 Bros., die alle Mittel biplomatischen Drängens erschöpft, um der Re­besseren Reisfelder nahmen aber im gleichen Zeitraum nur gierung die Schmach vor dem Lande zu ersparen. Da nun um 5,7, die schlechteren um 9,3 Bros. au. Das Bugvieh ber- aber alle Vorstellungen nichts gefruchtet haben, da sich die

ist

Wie steht es mit den Unterschleifen in Südwestafrika? Tat­fache ist, daß in Argentinien   ganz neue soldatische Bekleidungs­Stücke, Getpehre, Tornister und alles Mögliche verkauft worden sind. Zu Spottpreisen fegte man alles an dortige Farmer ab. Die Regierung antwortete auf die Anfragen nach diesen Bor­tommnissen mit einer Strandräubergeschichte; danach sollten diese Gegenstände von den Eingeborenen aus einem gestrandeten Schiffe geraubt worden sein! Diese Mitteilung an den Reichstag   sie war allerdings nur eine Bermutung der Kolonialabteilung unrichtig; nach unserer Information hat das gestrandete Schiff gar nicht jene Bekleidungsstücke an Bord gehabt, die man in Argentinien   taufen konnte, Also muß sich die Sache auf eine andere Weise abgespielt haben. Erbprinz Hohenlohe sagte zu, daß eine genaue Untersuchung geführt werden würde. Schon im Dezember 1905 hat sich dies vollzogen, nachdem im Sommer zuvor ein munmehr glüdlicherweise ausgeschiedener Kolonialbeamter ben Bertreter einer tolonialen Zeitschrift gebeten hatte, doch nichts über die Sache zu bringen. Wir fragen deshalb jezt: Wie steht es mit der Untersuchung? Jedenfalls wird sich der Reichstag   noch eingehend mit diesen Dingen zu befassen haben."

Von den Zuständen in Südwestafrita entwirft der Artikel folgendes Bild:

Daß die Truppe entartet, ist selbstverständlich! Müßig= gang ist aller Lafter Anfang, besonders wenn noch die hohe Bes foldung hinzutritt! Was dort unten an Altohol verbraucht wird, ist kaum faßbar! Die Schnapswirte machen die besten Ge­schäfte und das internationale Dirnentum ebenso. Die Gefäng nisse sind überfüllt, und zwar nicht mit Schwarzen, sondern mit Weißen. Jm Rausche begehen die Soldaten vielfach Dinge, bie fie für ihr Leben unglücklich machen. So auch die Meuterer! Was vielfach an Offizieren nach Südwestafrifa fich meldete und abgeschoben wurde, ist nicht besser. Das Geld der deutschen Steuerzahler wird auch in böser Weise dort verschwendet. Das gesamte Rechnungswesen ist total zusammengebrochen; eine geordnete Abnahme der Lieferungen findet vielfach nicht mehr statt. Die Wechsel auf die Reichs hauptkasse werden und müssen ausgestellt werden; sie werden auch hier eingelöst, aber eine Kontrolle barüber, ob diese Waren auch allesamt geliefert wurden, fehlt vollständig. Kapländer find durch den Krieg Millionäre geworden. Durch das unsinnige Hin und Herjagen der Soldaten und die daraus entstehenden Schwierigkeiten der Verpflegung gibt man nur den Aufständischen neue Lebensfrist; die lepteren find es, die jeden Weg kennen, die deutschen   Transporte einfach wegstehlen, sie aut bie Engländer verkaufen und dann wieder Munition erhalten. Sobald fich unsere Soldaten aus dem Süden zurückziehen und in einigen festen Blägen fonzentrieren, hört der Aufstand auf, weil bie Hottentotten einfach berhungern. Der Krieg wird uns noch 100 Millionen Mark toften! Hoffentlich aber bleibt der Reichstag  fest und bewilligt einfach teine Gelder mehr; dann müssen die Soldaten zurück.

Die Kolonialabteilung selbst mußte zugestehen, daß von den gesammelten Geldern deutsche   Beamte in Berlin   Unterstügungen erhalten haben! Bis März 1906 waren 92 000 M. gesammelt worden, davon find insgesamt nur 42 000 m. ausgegeben worden, was mit dem Rest geschieht, weiß niemand. Die stolonialabteilung hatte bisher bestritten, daß auch Offiziere aus diesen Liebes­gaben Geld erhalten haben, und doch ist es fo! Freilich nicht aus dem Tippelskirchfonds, aber aus dem Wörmann­fonds find an fünf Offistere Unterstützungen gegeben worben. Alles in allem! Die Verhältnisse in Südwestafrita find fo, daß nur ein schleuniger Rückzug des größten Teils der Truppen uns vor noch ergerem bewahren kann, die deutsche   Ehre steht tatsächlich auf dem Spiele.

Herr Erzberger wird nicht umhin können, diese Angriffe im Reichstage zu wiederholen und mit dem ihm offenbar zur Verfügung stehenden reichen Beweismaterial zu belegen. Höchst fraglich erscheint es uns freilich, ob das Zentrum