wirklich die Konsequenz ziehen wird, die er heute für unbe-dingt geboten erklärt: nämlich die kategorische Forderung zuerhebe» und durch seine parlamentarische Machtstellung auchdurchzudrücken, daß das Gros der Südwestafrikatruppen sofortzurückgezogeu wird!Noch mehr: Wäre es dem Zentrum wirklich darum zutun, der von Erzberger gegeißelten Südivestafrika-Korruptionein rasches Ende zu bereiten, so müßte es mit allem Nach-druck die Forderung der unverzüglichen Einberufung desReichstags erhebe»! Zu einer solchen Forderung vermag sichaber bis jetzt noch nicht einmal Herr Erzberger selbst aufzu-schwingen, obwohl der Anlaß dazu angesichts der Erzberger-schen Enthüllungen noch weit dringlicher wäre, als im vorigenSommer, als die Zentrumspresse wegen der Etats-Überschreitungen die gleiche Forderung erhob ISchon hieraus ersieht man, daß die Taten desZentrums zu dem Rededonner des Herrn Erzberger in einemschreienden Widerspruch stehen!—Zum Zcntrumsskandal in Dortmuud.Dortmund, 27. Juni.(Eig. Ber.)Das Bezeichnendste an den von uns geschilderten DortmunderVorgängen innerhalb des Zentrums ist, daß sie von der bürgerlichenPresse einfach totgeschwiegen werden. Das angegriffene Organ desZentrumskapitalisteu Lensing hat von der Rebellion der christlichenArbeiter n o ch i m m e r mit keiner Zeile berichtet.ebensowenig die nationalliberale„Dortmunder Zeitung", dasfreisinnige„Dortmunder Tageblatt" und der„Generalanzeiger".Eine wunderbare Solidarität, die in dem schon mehrfach erwähntenMandatsschacher für die nächste Reichstagswahl ihren Grund habendürfte. In Dortmund flammt's lichterloh, und durch das Tot«schweigen will man verhüten, daß der Brand weiterfrißt. Wahr-scheinlich werden aber die Hintermänner der„Tremonia" dasGegenteil von dem erzielen, was sie mit ihrer Tot-schweigetaktik zu erreichen gedenken. Die Stimmung derchristlichen Arbeiter wird nur um so erbitterter, wie das inmanchem Eingesandt an die Dortmunder„Arbeiter-Zeitung" zumAusdruck kommt. Können die christlichen Arbeiter durch die bürger-liche Presse nichts mehr erfahren, so greifen sie einfach zur„Arbeiter-zeitung".Die christlichen Arbeiter erblicken in der Totschweigetaktik mitRecht eine Vergewaltigung.Vielfach haben es die ZentrumSarbeiter gründlich satt, sich nochfernerhin als bloßes Stimmvieh benutzen zu lassen. DenSchacher zwischen Zentrum und Nationallibcralen um die Reichstags-Mandate in Dorlmund, Bochum, Essen und Duisburg wollen sienicht miwrachen, wie auch jetzt manche über den Kuhhandel beiden beiden letzten Wahlen enipört sind, nachdem sie naher hinterdie Kulissen gesehen haben. Andererseits ist aber auch der bis-herige Zentrumskandidat für Dortmund Lambert Lensing durch dieVorgänge der letzten Zeit unmöglich geivorden. Lambert Lensingkann sich als abgesägt betrachten, die christlichen Arbeiter sind mitihm fertig.Wie die Dortmunder„Arbeiter-Zeitung" aus Arbeiterkreisen desZentrums erfahren hat, gedenken diese mit einem eigenen Kandidatenaufzutreten, dessen Name auch schon genannt wird. Was in Dort-mu»d vorgeht, sind nicht einfache Differenzen, das ist der Klassen-kämpf.—_Kricgervereine und Streiks.Die Kriegerbereine scheinen sich vor der sozialdemokratischenDurchsetzung nirgends sicher zu fühlen. Auch im Goethe-Ländchenhat es der„Großherzoglich Sächsische Krieger- undM i l i t ä r v e r e i n s b u n d" für notwendig befunden, diesem Ge-fühle Ausdruck zu geben. Der dieser Tage in O st h e i m abgehalteneAbgeordnete»tag genehmigte einige die Organisarion, Der-waltung und finanzielle Stärkung der Vereine und des Bundes be-treffende, vom Bundesvorstand aufgestellte Grundsätze. Nacheinem dieser Grundsätze erwächst jedem VereinSmitgliede die Pflicht,den Ausschluß von s o l ch e n M i t g l i e d e r n, die sich alsAnhänger der staatsfeindlichen und revolutionären Parteien, be-sonders der Sozialdemokratie, erweisen, ohne Zaudern undZagen zu bewirken.So einfach kam aber den Abgeordneten die Sache nicht vor.Man wußte nicht recht, wo die revolutionären und staatsfeindlichenBestrebungen anfangen und wo sie aufhören. Nach dem Bericht derZeitung«Deutschland" frug in der Diskussion ein Herr Stock-Kranichfeld an, ob Streiks als sozialdemokratischeBestrebungen anzusehen seien. R e d S l o b(Bundes- Bor-sitzender) antwortete darauf, eS komme bei Beurteilung dieser Frageimmer auf die besonderen U m st ä n d e an, und darüber Klar-heit zu schaffen, müsse den Gruppenvorständen überlassen werden.Herr Krause- Neustadt wies auf die heimischen Streiks und denKonsunwerein hin und meinte, der Bundesvorstand möchte Direktivengeben, wonach sich die Gruppenvorstände in ihrer Beurteilung richtenkönnten. K l i tz s ch- Weida erklärte diese Frage für eine Verhältnis-mäßig einfache. Wenn Streiks nicht den Tendenzen der Krieger«vereine, nicht der Treue zu Kaiser, Fürst und Vaterland zulviderseien, dann sei kein Anlaß zur Ausschließung des Betreffenden vor-handen. Diese Aeußerung fand lebhaften Beifall.Geklärt ist durch diese Erklärung deS Herrn Klitzsch die Fragekeineswegs; denn gar manche der Protektoren und Vorgesetzten derKriegervereine werden finden, daß jeder Streik der„Treue zu Kaiser,Fürst und Vaterland" widerspricht, da nach einer bekanntenministeriellen Behauptung hinter jedem Streik die„Hydra der Re-volution" lauert und jeder Streik die von„Gott gewollte Ordnung"stört.—_Staatsbetriebe und Koalitionsrecht.Der Tanziger Ober-Werftdirekto, v. Basse ist durch einen nicht-adeligen Kapitän zur See Derzewski ersetzt. So wie das Re-giment v. Wietersheim in praktisch unmerklicher Ablösung durchdie Aera v. Basse ersetzt wurde, so wird den Arbeitern der kaiser-lichen Werst auch dieser Beamtenwechsel nicht durch besondere Re-formen fühlbar werden. Dringend zu wünschen wäre aber, daßdie ominösen, geheimen, im Reichstage wiederholt stharf verurteiltenund trotzdem nicht abgeschafften Polizeiakten„Ge-sinnungsvorstrafcn der Staatsarbeiter" endlich in den Orkuswandern möchten. Ebenso wie es hohe Zeit ist, daß auch die Staats-arbeiter nicht länger mehr an der Ausübung des gesetzlichenKoalitionsrechtes gehindert werden. Unter dem Regiment v. Bassekonnte diese Respektierung des Gesetzes leider n i ck) t konstatiertwerden. Noch in der letzten Zeit wurden mehrere für den Feuer-Wehrdienst eingestellte Arbeiter ohne Angabe eines Grundes Plötz-lich entlassen. Und einer von ihnen erhielt wieder von einemPolizeikommissar die hier leider nicht mehr neue Auskunst: ersolle eine Bescheinigung darüber beibringen, daß er nicht mehrMitglied des Deutschen Metallarbeiterverbandes sei! Der Mannsoll dem Verbände vor längerer Zeit einmal vorübergehend an-gehört haben! Und das geschieht, obgleich der Vertreter des Reichs-Marineamtcs, HarmS, im Jahre 1904 im Reichstage feierlich durchEhrenwort versicherte,„daß sich das Amt nicht um die Organisations-Zugehörigkeit kümmert und keinerlei Gesinnungsschnüffelei treibt"!Wir wünschen dringend, daß den Arbeitern der kaiserlichen Werftunter der Regierung des neuen„O.-W.-D." endlich t�is Odiumder Staatssklaven und Arbeiter 2. Klasse genommen und ihnendie gesetzlichen Rechte eingeräumt werden, deren Ausübung diePrivatarbeiter schon längst als selbstverständlich betrachten.—--Vom guten Magen der Kirche.Ueber den Peterspfennig hat, so lesen wir in der«TäglichenRundschau", der Kongregationspräses M e h l e r in Regensburg1306 ein Büchlein geschrieben. Er kommt nach vielerlei Betrachtungenzu dem Schluß,„baß kein anderes Almosen so gut angewendet undGott dem Herrn so wohlgefällig ist wie der Pcterspfennig". Jedochist eS„eine bedauerliche Tatsache, die von maßgebender Seite schonöfters bestätigt wurde", daß in den letzten Jahren der Peterspfennig„unglaublich" zurückgegangen ist. Ueber den Staatshaushalt desPapstes gibt der Verfasser folgende Ziffern:1. Zur privaten Verfügung des hl. Vaters S00 MO Lire2. Für die Kardinäle......... 700 000„3. Für die armen Diözesen......... 460 000„4. Präfeltur der apostolischen Paläste.. 1 800 000„ö. Staats sekretariat........ 1 000 000„6. Beamtengehalte.......... 1 500 000„7. Für Schulzwecke und die Ausgaben der p. Wohl-Tätigkeit............ 1 200 000„Summa 7 160 000 LireDer zweite Posten erregt besonders das Mitleid des Verfassers:„Ein anderer Posten von 700 000 Lire umfaßt die bescheidenenGehälter der in Rom lebenden Kardinäle. Daß diese Summekaum hinreicht, um den Kirchensürstcn ein standesgemäßesAuftreten zu ermöglichen, ist leicht begreiflich und wird durchdie Tatsache bestätigt, daß einzelne Kardinäle nicht imstande sind,sich eine eigene Equipage zu halten."„Bon den 7Vz Millionen sind nur eine Million an Kapitalzinsenvorhanden, so daß 6>/z Millionen durch den PeterSpfennigaufgebracht werden müssen. Diese Summe will aber nicht mehreingehen. Als Gründe dafür nennt der Verfasser n. a. die„Los-von-Rom"-Bewegilng, der der Ultramontänismus sonst nicht diegeringste Bedeutung einräumen will. Im übrigen lehrt die Ans-stellung, daß von den 7Vz Millionen etwa 6 für die pru nk h a f t eHofhaltung des„Stellvertreters Christi" und seiner Kardinäledranfgehen."Die„Tgl. Rundschau" hat recht, die Kirche hat einen gutenMagen. Aber die welllichen Würdenträger haben keinen minderguten Appetit, als ihre geistlichen Kollegen, das beweisen die Zivil-listen unserer deutschen Fürsten. Und wer es für eine unübertreff-liche Einrichtung unserer göttlichen Weltordnnng hält, daß einigehunderttausend Kapitalisten den Löwenanteil des„National-reichtumS" für sich reklamieren, der sollte doch den frommenStützen dieser göttlichen Weltordnung zuletzt ihr„standesgemäßes"Auskommen und ihre eigene Equipage mißgönnen!—Im Dienste der Korruptionsvertuschung. Die beiden Beamtender Kolonialabteilung, Geh. expedierenden Sekretäre Götz undSchneider, gegen die auf Veranlassung des Reichskanzlers einStrafverfahren eingeleitet worden ist, sind, wie die„Freis. Ztg."berichtet, von ihrem Amte vorläufig suspendiert worden. Land-gerichtsrat Schmidt vom Berliner Landgericht I leitet die Unter-suchung mit großem Eifer; so hat er am Dienstag bis zumspäten Abend Vernehmungen von Beamten vorgenommen.—Hehler der Kolonialschmach. Die von uns gestern festgenagelteUngeheuerlichkeit, gegen ostafrikanische Eingeborene die Methodeder Raubzeugvertilgung anzuwenden, wird von unserergesitteten und christlichen Bourgeoispresse mit Stillschweigen über-gangen. Selbst die„fromme Germania" begnügt sich mit der matt-herzigen Aeußerung:„Das können wir trotz aller Barbarei.die die A u f st ä n d i s ch e n. begehen mögen, nicht billigen." EtwasSchwächlicheres konnte das Organ für Pfaffenkultur nicht gutsagen.—Wieder ein Dementi. Die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung"veröffentlicht heute eine längere Erklärung gegen die auch von u»Sgestern wiedergegebenen Anschuldigungen des„Deutschen Volks-blattes" in Stuttgart. Nach dieser Erklärung soll in allen Fällen,die das Stuttgarter ZentrumSorgan zur Sprache bringt, keinerleiUnregelmäßigkeit vorgekommen sein. Wir werden nach der Ent-gegnung des'„Deutschen Volksblattes" auf die Angelegenheit zurück-kommen.—Ein Svldateuschinder. Der Unteroffizier Schmidt von der4. Kompagnie des Infanterieregiments Nr. 60 hat drei Jahrelang die Rekruten in empörender Weise mißhandelt und be-leidigt, ohne daß ihm das Handwerk gelegt worden ist. Bei dergeringsten Veranlassung schlug er die Soldaten mit dem Seiten-gewehr, mit stählernen Putzstöcken, warf sie mit Schemeln, ritzihnen an den Ohren, spuckte ihnen ins Gesicht, trat ihnen gegenden Unterleib, ließ sie bis zum Umfallen Kniebeuge machen undbeschimpfte sie in der gemeinsten Weise. Das Kriegsgericht der16. Division in Koblenz verurteilte den Vertreter der göttlichenWeltordnung zu elf Monaten Gefängnis. und Degradierung.Es ist eine Schmach, daß die Soldaten sich in hündischemKadavergehorsam diese teuflischen Malträtierungen ohneGegenwehr haben gefallen lassen. Freilich: hätten sie sich gewehrt,so wären sie auf Grund des Militärstrafgesetzbuches obendrein nochin den Kerker geworfen worden!—Sittlichkeit im Heere. Das OberkriegSgericht des 15. Armee-korps verurteilte den Vizefeldwebel K. vom 4. lothringischenJnfanterie-Regiment Nr. 136 wegen„Beleidigung eines Unter-gebenen und Mißbrauchs der Dienstgewalt zu Forderungen, welchein keiner Beziehung zum Dienste stehen", zu drei Monaten Ge-fängniS und zur Degradation. Wegen Gefährdung der Sittlichkeitfand die Verhandlung unter Ausschluß der Oeffentlichteit stast.Als Verteidiger fungierte Rechtsanwalt Augsburger. Der AN-geklagte verzichtete auf Einlegung von Revision.—Heilige Lügen. Getreu dem Grundsatz„der Zweck heiligt dieMittel" tischt auch die gottgefällige„Germania" in ihrer Donnerstags-Nummer den Lesern die von der„Morgenpost" in einem Ber-sammlungSbericht über die Vorwärtsdruckerei verbreiteten Unwahr-heiten auf, obwohl der„Vorwärts" bereits am Dienstag die Sach«läge klargestellt hat. Wir wollen die Tatsache lediglich registrieren;wollten wir uns über die„Germania" entrüsten, so- hieße da« ja zu-geben, daß man von ihr überhaupt noch Wahrheit und Objeltwitäterwarten könne.—Kundige Thebimer. Die„Frankfurter Zeitung' beunruhigt diepolitische Welt durch die sensationelle Nachricht, daß die„Neue Zeit"jetzt befürchte, daß durch den über die Englandreise deutscherJournalisten„innerhalb der Sozialdemokratie entbrannten Streit"die Partei leide. Heinrich Braun ziehe nämlich in diesem Sinne inder„Neuen Zeit" das Fazit dieser Episode. Um das durch die Sorgeund um das Wohl der sozialdemokratischen Partei offenbar er-schüttelte seelische Gleichgewicht der„Franks. Ztg." wiederherzustellen.wollen wir dem Blatte des Herrn Sonnemann die beruhigendeMitteilung machen, daß wegen der famosen Journalistenreise wederein Streit innerhalb der Sozialdemokratie entbrannt ist. noch die„Reue Zeit", das Wochenblatt der Partei, zugunsten der»NeuenGesellschaft" sein Erscheinen eingestellt hat.—Neue blutige Gefechte in Südwestafrika.Amtlich wird heute gemeldet: Die Hottentotten waren vor derverfolgenden Abteilung des Oberstleutnants v. Estorff in dieOrangeberge nordwestlich Violsdrift zurückgegangen. Von dortzogen sie in nordöstlicher Richtung an Auros vorbei, überfieleneine Po st Patrouille, und stahlen bei Warmbadund Gabis eine Anzahl Rinder und Maultiere.Oberleutnant v. Stockt mit 70 Mann aus Warmbad und MajorReutet mit einer Kompagnie und zwei Geschützen der BesatzungKalksontein marschierten dem Feinde entgegen, der nach mehr-stündigem Kampfe wieder in südwestlicher Richtung zurückgeworfenwurde. Major Sieberg eilte mit 2 Kompagnien, 2 Maschinen-gcwehren, 1 Geschütz, auf den Kanonendonner losmarschierend, her-an. Er fand bei der Erreichung des GefeckitsfeldeS den Feind schonim Rückzüge begriffen, hartnäckig von Reutet verfolgt. Sieberg setztediese Verfolgung fort. Es fielen im ganzen 5 Reiter, Z find verwundet. einer wird vermißt. In den kleinen KaraSbergen über-fiel die Patrouille Genschow eine Werft. Sie fand dabei einKleidungS» sticd Nahrungsmittelkager, das permchtet wurde. DerGefangenenbestand ist seit Anfona Februar um 4000 gestiegen undbeträgt jetzt 17 000 Köpfe. Die Telegraphenlinie Omaruru—Otjiwarougo— Outjo— Waterberg ist fertiggestellt.Verstorben sind Gefreiter Alfons Vehra, geb. am 14. 5. 70zu Kirchberg, am 24. Juni 06 im Feldlazarett Lüderitzbucht anT v o h u s. Reiter Wilhelm Z e g g e l, geb. am 18. 9. 32 zu Perle-berg, am 25. Juni 06 im Lazarett Warmbad an Typhus undSkorbut.Man sieht, auch nach dem Ausscheiden Morengas gewinnt derFeldzug gegen die Hottentotten kein anderes Gesicht. Die Ueber-fälle der Proviantiransporte dauern fort; eilen dann Truppen zurVerfolgung der Hottentottcnbanden herbei, so kommt es bestenfallszu unentschiedenen Rückzugsgefechten, bei denen die Verlust:unserer Truppen meist recht schwere sind.Morenga selbst hat diese Fortdauer des Krieges englischenInterviewern gegenüber vorausgesagt. Sein Sohn, meinte er,werde den Widerstand mit aller Energie fortsetzen und den Deut-scben sicherlich nicht weniger Schwierigkeiten bereiten, wie er selbst.Und wie die letzten Nachrichten vom Kriegsschauplatz beweisen.bleibt in der Tat alles beim alten, trotz des Todes Hendrik Witboisund der Unschädlichmachung Morengas!—Teutsch-spanischcS HandclSprovisorium. Wie telegraphisch auSMadrid gemeldet wird, ist durch Notenwechsel zwischen demspanischen Ministerpräsidenten und dem deutschen Botschafter dasbestehende deutsch-spanische Handelsabkommen, das deutscherseitszum 1. Juli gekündigt worden war, bis Ende dieses Jahres vcr-längert worden. Hierdurch ist bis zu diesem Zeitpunkt für dieWareneinfuhr im Verkehr beider Länder die Meistbegünstigunggewährleistet.—Branntweinsteuer. Der Bundesrat hat in seiner heutigenSitzung den Ausschußantrag betreffend Abänderung und Ergänzungder Branntweinsteuer-Ausfuhrbestimmungen sowie den Ausschuß-bcricht betreffend das Abkommen mit den Niederlanden vom 18. Maidieses Jahres über den Verkehr mit Branntwein an der deutsch-niederländischen Grenze angenommen.—Huslattd.Oesterreich.Ministerscherze über den Dreibund.In der ungarischen Delegation machte der Fmanzministerv. B u r i a n im Auftrage des Ministers deS Aeußeren im StileBülowicher Causerien folgende Bemerkungen:„Wenn auch die Diskussion über den Dreibund keine allzuerfreuliche war. konnte der Minister des Aeußeren doch konstatieren.daß das Bündnis als Basis unserer Politik in der Delegation nichtmehr angegriffen wurde. Es wurde viel über die praktische Be-deutung dieses Vertrages in der Gegenwart gesprochen. Möglich,daß die Zeit für die Lobpreisung dieses Ber-träges bereits vorbei ist, doch ist dies ein solches DingIvie mit der Ehe: Wenn die Flitterwochen vorbei find, sowird der auf wahre Neigung gegründete Bund dennoch auch fernerstark und dauernd bleiben. Die wahre Bedeutung des Dreibundesbesteht auch heute wie von Anfang an darin, daß er die M o n a r ch i esichert. Wenn nun der eine oder andere Delegierte sich gegenirgend ein Mitglied des Bündnisses feindlich geäußert hat, sokann dies«nur ein weiterer Grund sein, auch fernerhin in demBündnisse zu verharren. Wenn ich auf jemand einen Ber-dacht habe, so ist eS doch zweckmäßiger, wenn ichmit dem Verdächtigen unter einem Zeltdachsverbleibe(tzlroße Heiterkeit), damit ich sehen kann, was er tut.In schweren Augenblicken ist es dann auch leichter, Mißverständnissszu zerstreuen."Ungarn.Bier lokale Generalstreiks.Die Schikanen der ungarischen Provinzbehörden der Arbeiter«schaft gegenüber wollen noch immer kein Ende nehmen. Dieungarische Arbeiterschaft hat in vier bedeutenden Städten zurWaffe deS politqchcn Massenstreiks greifen müssen. Derdes mächtigen Gencralausstandes von Temesvär. der bislang seinerkolossalen Beteiligung nach in der ungarischen Arbeiterbewegungeinzig dasteht, scheint die Behörden noch immer nicht zur Vernunftgebracht zu haben; denn sonst konnte es nicht dazu kommen, daßdie Arbeiterschaft gegen neue niederträchtige Brutalitäten derProvinzbehörden au die Solidarität der Gesamtarbeiterschaftappellieren mußte.Abhülfe seitens der Regierung der feudalklerikalen Oligarchieist nicht zu erwarten, denn so lange die wichtigsten PortefeuillesGraf Andrössy und Dr. Taranyi in Händen haben, wird nur deqWille des agrarischen Gesindels zur Geltung gelangen.In Szatmsr streikten die Arbeiter eines Sägewerkes. Sickwurden von der Gendarmerie fortwährend schikaniert. Als sie dasStreiklager verließen, wurden sie alle arretiert und ins Gefängnisgesteckt! Man wollte sie mit aller Gewalt zur Wiederaufnahme derArbeit zwingen, doch jeder Versuch blieb erfolglos. Da beschloßder Herr Stadthaupimann, eine endgültige Abrechnung mit denStreikenden vorzunehmen. Mit 26 Gendarmen ließ er das Streik-lager umzingeln und vor allem den Arbeitersekretär festnehmen.Zwei Gendarmen bewachten ihn. Sie hatten den Auftrag: fallser sich rührt, ihn wie einen Hund niederzuschießen! In dieser Lagemußte er 6 Stunden hindurch verbleiben, bis man ihn endlich ge-fesselt nach der Stadt führte, wo inzwischen infolge dieser nieder-trächtigen Paschawirtschaft der allgemeine Ausstand aus,gebrochen war. Zirka 5000 Arbeiter warteten am Hauptplatze derStadt auf den Arbeitersekretär, um ihn zu befreien, wozu eS jedochnicht kam, weil inzwischen der Stadthauptmann die Freilassungdes Sekretärs angeordnet hatte. Die bis aufs äußerste gereizteMenge wollte, als sie die von Blut überströmten Hände desSekretärs sah, sich sofort Genugtuung verschaffen. Daß es nichtzu einem Blutbade kam, ist einzig und allein daS Verdienst desArbeitersekretärS.Der Generalausstand dauerte zwei Tage und endete mit dem»länzenden Siege der Arbeiter; denn nicht nur die Streikendendes Sägewerkes erhielten Lohnverbesserung, sondern auch Arbeiteranderer Branchen, die erst zufolge der Niederlegung der Arbeitgemaßregelt worden waren.Das schönste Beispiel der Solidarität zeigt der GeneralauS-stand von LugoS und KaränsebeS. In der Nähe von KarsnsebcSliegt das Eisenwerk Nändorhegy(Ferdinandsberg), wo voreinigen Monaten bereits die Gendarmen unter den Streikendenein Blutbad anrichteten. Neun Tote und viele Verwundete warendas Ergebnis dieser Brutalität. Inzwischen hat das Werk denDenunzianten und Urheber des Blutbades wieder eingestellt, wo-gegen die Arbeiter protestierten. Hierauf wurde der Verband derMetallarbeiter für aufgelöst erllärt und das Beziehen des Streik-lagerS verboten. Der Arbeitersekretär der südungarischen Parteiaus Temesvar, der Metallarbeitersekretär der Zentrale auSBudapest und der des KomitatS aus Lugos, die alle nach Nändorhegyeilten, um ein zweites Blutbad zu vereiteln, wurden einfach nichtzugelassen, ja sogar vom Oberstuhlrichter von KaränsebeS„fürewig" auS Nändorhegy ausgewiesen! Auf diese Brutalität desKoalitionshelden war die Antwort der Gesamtarbeitevschaft obige»Städte: die Proklamation des Generalausstandes. Die ArbeiterNändorhegys errangen einen glänzenden Sieg.Debreczin. Diese urmagyarische Stadt kann sich bereit? eines.Koalitionsaufruhrs" rühmen, da deren Intelligenz" bekanntlichden von der Regierung Fejervärys ernannten Obergespan beiseinem Einzug blutig geschlagen hat, Den Urhebern dieser nieder»