ZrZchUgen Tat ist nichts geschehen; Die Arbeiterschaft hat auchhier den Generalausstand zum Zweck der Außerhaftlassung ihres'Zartcisekretärs proklamiert. Dieser war nämlich in einer Nachbar-emeinde als Referent bestimmt, wohin er auch reiste. Doch beier Ankunft wurde er sofort festgenommen. Von Sonntag vor-aittag 11 Uhr bis Montag früh 8 Uhr behüteten ihn bewaffneteGertdarmen und führten ihn dann dem Stuhlrichter vor. DieArbeiter Debreczins hatten dies inzwischen erfahren und wolltenmit aller Gewalt nach Samson ziehen, um den Sekretär zubefreien. Dazu kam es jedoch nicht, da der Sekretär bereits—umzingelt von Gendarmen— auf dem Wege nach Debreczin war.Die Arbeiter scharten sich vor dem Komitatshause zusammen undwarteten auf die Ankunft des Sekretärs. Als die Koalitionsmaul-Helden die viele Tausende zählende Menge kampfbereit sahen,wurde der Sekretär sofort freigelassen. Den unverschämten Will-uralt wollte die Arbeiterschaft in einer Volksversammlung brand-arken, doch deren Abhaltung wurde strengstens untersagt. Derinister des Innern, an den sich die Arbeiter beschwerdeführendndten, hat das Verbot gut geheißen.Der Ausstand hat nun derartige Dimensionen angenommen,; der Bürgermeister die Abhaltung der Versammlung dennochaehmigte! Die Tabakfabrik und die Waggonfabrik wuvden aberin zwei Kompagnien Infanterie bewacht.Zu Ausschreibungen kam es nirgend».Der Fall Debreczin ist in der Presse vielfach falsch dargestelltworden. Besonders hat sich wieder der Berliner„Loial-Anzeiger"hervorgetan, dessen Berichtorstatter einfach den offiziellen Berichtder ungarischen Regierung abgeschrieben hat! Die ungarischenOffiziösen können sich aber zurzeit an Glaubwürdigkeit einzig undallein mit den russischen messen.—Schweiz.Die BaSler Universität im Dienste der deutscheu Polizei.Basel, 20. Juni.(Eig. Ber.) Am schwarzen Brett dertluiversität Basel ist folgender Anschlag zu lesen:Strassisurg, den 22. Mai 1906.Wir beehren uns, ergebenst mitzuteilen, daß gegen den stuä.pbarm. Welis tvegen Veranstaltung einer deutschfeindlichenDemonstration und wegen unwahrhafligen Benehmens vor demDisziplinaramt,sowie gegen den stuä. xbarm. Schneider wegen Beteiligungan einem groben, gegen seine altdeutschen Komilitonen gerichtetenUnfußauf Verweisung von der Universität Straßburg gegenersteren auf vier, gegen letzteren auf zwei Semester erkanntworden ist.Rektor und Senatder Kaiser Wilhelms-Universität Straßburg.Smend.J.-Nk. 263 VisumC. S ch mi d td. z. Rektor.Es ist eine schmähliche Rolle, die da die Basler Universität,d. h. die an derselben maßgebenden Herren als Schutztruppeund Handlanger der deutschen Polizei spielen, indem sie dieSchweiz zur deutschen Provinz herabdrücken. Sogar diereattionären und scharfmacherischen„Basler Nachrichten" sindvon dem Streiche unangenehm berührt, wenn auch offenbarnur darum, weil die Verfolgten„bessere Leute" sind.Eidgenössisch« Abfinth-Jnitiative.Man schreibt uns aus Bern:Seit längerer Zeit ist in der Schweiz eine Bewegung gegen dieAbfinthseuche im Gange. Namentlich in der Westschweiz, so in denKantonen Waadt. Neuenburg und Genf, grassiert diese Sorte Alkoholpest in hohem Maße. Der Absinth ist das alkoholreichste Getränk,und wir Sozialdemokraten müssen«S nicht nur seiner degenerierendenEinwirlungen im allgemeinen, sondern ebensosehr seiner w o lk s-verdummenden Wirkung'-.- wegen in radikaler Weise bekämpfen.?jm Kanton Waadt wurde zuerst gegen den Absinth-teufel mobil gemacht, und zwar unmittelbar nach einem auf ihnzurückzuführenden erschütternden Familiendrama. Eine mit zirka60 000 Unterschriften bedeckte Petition um Erlaß eines absolutenAbsinthverbotes wurde beim Großen Rat dieses Kantons eingereicht.Dieses war vor zirka einem halben Jahre. Unterdessen— in diesemFrühjahr— hatte sich ein größeres schweizerisches Initiativkomitee gebildet. um die Bewegung auf das Gebiet des Bundes zu über-tragen. Das Initiativkomitee, dem auch Sozialdemokraten an-gehören, hat den Wortlaut des der Volksinitiative zugrunde zulegenden neuen Bundesverfassungsartikcls festgesetzt wie folgt:.Fabrikatton, Einfuhr, Transport, Verkauf und Aufbewahrungzum Zwecke des Verkaufs des als Absinth bekannten Likörsin allen Formen sind im ganzen Umfange der Eidgenossenschaftverboten. Vorbehalten bleiben die Verwendung des" Absinths zupharmazeutischen Zwecken und der Durchgangstransport. DaSVerbot tritt zwei Jahre nach seiner Annahme in Kraft. DieBundesgesetzgebung wird die infolge des Verbots notwendigenBesttmmungen treffen. Der Bund hat daS Recht, im Wege derGesetzgebung dasselbe Verbot in bezug auf alle anderen avsinthhaltigen Getränke zu erlassen, welche eine öffentliche Gefahr be-deuten."Der von 1200 Mitgliedern besuchte schweizerische Abftinententagam 21. d. M. in La Chaux-de-FondS hat Vorträge über Wesen undVerbot des Absinths angehört von Legrain- Paris und Hercod-Lausanne. Nach der Diskussion hat die Versammlung der Initiativezur Erreichung des Absinthverbotcs einmütig zugestimmt.Anfangs August soll die Unterschristensammlung beginnen. Wirwünschen ihr gute» Erfolg.—Frankreich.JauriS Antwort au Kriand.Auf die Rede, die Briand in Roanne gehalten hat und in derer dem Genossen JauröS einige Seitenhiebe versetzte, antwortetdieser prompt in der„Humanits". Briand hatte u. a. gesagt, derSozialismus dürfe sich nicht isolieren. GeüKß— so schreibtJaures— müsse die sozialistische Partei eine Partei voller Lebenund Arbeit bleiben.„Auch ich liebe das Leben, die Arbeit und denKampf, und wenn es uns nicht möglich wäre, im Parlament durchfortgesetztes Arbeiten und Kämpfen von den anderen Parteien undselbst von unseren Gegnern ohne Unterlaß Reformen zu erringenzum Besten der Arbeiterklasse, wenn wir nur— wie die Mönche—in unseren Parlamentsstühlen geheiligte Formeln zu wiederholenhätten oder auf die Tribüne steigen müßten, wie man auf den Altarsteigt, dann würde ich für meinen Teil vorziehen, auf diesessterile Leben zu verzichten, und ich würde anderwärts Eelegeicheitfür meinen Tatendrang suchen."Dann setzt Jaures dem ehemaligen Freunde recht deutlich aus-einander, daß die Isolierung nicht die einzige Gefahr ist. DieDenker, Gelehrten. Künstler haben ohne Unterlaß nötig, sich zu er-neuern. ihre Kenntnisse zu bereichern, indem sie äußere Einflüsseauf sich wirken lassen durch die Berührung mit den vielseitigenLebenserscheinungen. Aber in jener Berührung dürfen sie die Herr-schast über sich selbst nicht verlieren, ihre Ideen, ihre Hypothesenund ihre Auffasiungen und Grundsätze müssen die dominierendenbleiben, in denen sie die von außen kommenden divergierendenElemente aufgehen lassen. Bleiben sie nicht die zentrale Kraft, umwelche die anderen von außen sich gruppieren, so zersplittert undzersetzt sich ihre Persönlichkeit und selbst ihre Ueberzeugunglöst sich auf!— Die letzten Worte sind besonder» auf Briandgemünzt, dessen sozialistische„Ueberzeugung" eben nicht stark genugwar. um die vielen fremden Einflüsse, die auf ihn einwirkten, ihrunterzuordnen, und dem ei mithin an Festigkeit fehlt. Im übrigen�tut Janrzs mit großer Eleganz und feinem Spotte die neuen Bor-schlüge Briands— wie die Gewinnbeteiligung der Arbeiter beiAltienunternehmen und anderes mehr— ab.Spanien.Eine Protestversammlung der Sozialisten in Madrid.Die Majorität des Madrider Gemeinderats hatte, wie wirseinerzeit mttteilten, unsere Genossen am Sprechen verhindert, alssie sich zu dem Attentat äußern wollten. Weil sie der mords-patriotischen Stimmung, die damals in Spanien ihren Siedepunkt er-reichte, nicht Rechnung tragen wollten, hatte man sie niedergeschrieenund nicht mehr zum Worte gelassen. Gegen diese Vergewaltigungder sozialistischen Stadtberordneten protestierte eine, vergangeneWoche in Madrid abgehaltene Versammlung, die sich eines außer-ordentlichen Besuches erfreute. Neben verschiedenen anderen Red-nern sprach auch der Genosse Jglesias.„Als Protest gegen dieseBehandlung," so führte Jglesias u. a. aus,«hätten wir ja dieSitzung verlassen können. Damit hätten wir aber unseren Gegnernnur das Feld allein überlassen und ihnen nur einen Gefallen getan!Wenn sich eine sozialistische Minorität aus irgend einer Körper-schast zurückzieht, so darf sie das nicht in einer Weise tun.daß sie sich dadurch lächerlich macht, sondern nur dann, wenn siedurch ihren Rückzug sozusagen eine Art Kriegserklärung abzugebenvermag. Dazu haben wir aber noch nicht die genügende Macht,und so ist es richtiger, auch unter diesen mißlichen Verhältnissenweiter zu kämpfen."— Uebrigens, so führte er weiter aus, sei dasVorgehen der bürgerlichen Parteien gegen sie leicht erklärlich.„Unsere ganze Art, unser Prinzip: nie Vergünstigungen zu er-betteln, unsere Geradheit und Unerschrockenheit kontrastiert gewaltiggegen das Verhalten der bürgerlichen Parteien. Man wird unsnoch öfter zum Schweigen zu bringen suchen; denn wir sind imRate nicht beliebt und nicht erwünscht. Unsere Haltung in diesemFalle ist aber von nationaler Bedeutung gewesen; denn wirhaben bewiesen, daß unsere Partei sich auch tatsächlich von allenunterscheidet."— Dann sprach Jglesias die Hoffnung auf die weitereEntWickelung der Partei aus, so daß die Vertreter derselben auch imRate eine Macht bedeuten, und wies den Weg zum Ziele, indemer den Genosse» vorstellte, wie sie durch Bildung, Tüchtigkeit undSelbstlosigkeit dazu gelangen können, höher zu steigen als irgendeine andere Partei.— Die Reden wurden mit rauschendem Bei-fall aufgenommen, und die Versammlung löste sich in mustlrhafterOrdnung auf,Norwegen.Vom neuen Königtum.Mitten in den großen Festlichkeiten, die der Krönung folgten,ließ die Sorge um die Wohlfahrt des Landes den neuen Königvon Gottes Gnaden nicht ruhen. Er rief am Sonnabend in seinerWohnung zu Trondhjem die Minister zu einer Staatsratssitzungzusammen, um eine höchst wichtige Reform zu vollführen. Es galt,den norwegischen St. Olavsorden um einen neuen Grad zu be-reichern I Dagegen war natürlich nichts einzuwenden. Erfordertees doch das Wohl des Staates, daß man die fürstlichen Krönung?-gäste Haakons nicht wie andere verdienstvolle Leute mit den ge-wöhnlichen Sumpf- und Wiesenorden abspeiste, sondern daß manetwas Besseres, Feineres für sie schaffte. Es soll freilich auch Leutein Norwegen geben, die nicht so recht von der Wichtigkeit und Rot-wendigkeit dieser ersten Regicrungstat, die der König nach seinerSalbung vollführte, überzeugt sind.—Mißfallen erregte es, daß der König am anderen Tage 7000Schulkinder, die man zusammengebracht hatte, damit sie ihmhuldigten, mitten im Sonnenbrand vor seinem Schlosse wartenließ, bis einige der Kinder ohnmächtig wurden und bis der Polizei-chcf ihn dringend bat, sich doch endlich blicken zu lassen. Zu seinerEntschuldigung wird angeführt, daß er gerade beim Frühstück saßund daß doch auch ein König bei all seinem Gottesgnadentum derleiblichen Stärkung nicht entratcn kann.Sehr wichtig ist es ja heutzutage auch, daß ein König nach be-rühmtcm Muster zu reden versteht. Von Haakon aber wird er-zählt, daß er. als die Stadt Trondhjem am Sonntagabend eingroßes Krönungsbankett gab, mitten in seiner Rede stecken blieb.Hätte die Königin ihm nicht gleich das Manuskript gereicht, wäreer wohl schwerlich mit seiner Rede zu Ende gekommen.Solche kleine Zwischenfälle werden noch mehrere erzählt. Dieherrschenden Parteien geben sich jetzt in der Wahrbewegung alleMühe, den Wählern weiß zu machen, daß, wer gegen die Regierungstimmt, auch gegen das Königtum, damit zugleich aber auch gegendie neue Selbständigkeit Norwegens stimme, also— Vaterlands-feind fei I,Als OSkar II. noch König war, konnte man sich in Norwegenmanches erlauben. Wer aber an dem neu bronzierten Königtummäkelt, dw» möchte man gleich als Verräter brandmarken.kommunales.Stadtverorduetcn-Versammlung.2v. Sitzung vom Donnersrag, den 28. Juni 1906,nachmittags 6 Uhr.Der Vorsteher Dr. LangerhanS eröffnet die Sitzung nachS'/a Uhr mit einem ehrenden Nachruf für den verstorbenen hoch-verdienten Direktor des städttschen statistischen Bureaus ProfessorH i r s ch b e r g. Die Versammlung hört die Ansprache des Vorstehersstehend an.Die Ausschüsse für die Vorlagen betr. 1. die Aufnahme zweierStraßen am Schillerpark in den Bebauungsplan, 2. Zahlung einesBeitrages zu dem Chauffeebau Gütergotz- Philippstal und Tausch-geschäfte mit dem FiSluS in der Gemarkung Gütergotz bezw. in derPotsdamer Forst sind gewählt und konstituiert.Für die Ferienmonate Juli und August werden dieGeschäfte deS Vorstandes abwechselnd von den beiden Borstehernund den Beisitzern Liebenow und Gericke wahrgenommen werden.Die auf der heutigen Tagesordnung stehende Vorlage betreffenddie Erhebung einer Theaterbillett- und einerLustbarkeitssteuer beantragt der Vorsteher bis nachden Ferien zu vertagen.Stadtv. Singer(Soz.): Ich bitte, dem Vorschlage des Vor-stehers keine Folge zu geben. Die Bürgerschaft ist mit Rechtgegenüber dieser Vorlage beunruhigt, und die Sache muß so schnellwie möglich erledigt werden. Eine soforttae schnelle Ablehnung inallen ihren Teilen würde das einzige sein, was nach unsererMeinung dieser Vorlage gegenüber zu geschehen hätte. DaS Be-dauern, daß eine solche Borlage in Berlin möglich ist, ist allgemein;sie wird nur dadurch erklärlich, daß die neue Steuerpolitik deSReiches auf Berlin abgefärbt bat. Wir halten diese Vorlage aucheiner Ausschußberatung nicht für würdig.Stadtv. M-mmsca sFr. Fr.j: So einfach, wie Herr Singer siches denkt, liegen die Dinge nicht. Es besteht ein früherer Beschlußder Versammlung; ohne eingehende Beratung und Ausschuß-Verhandlung kommen wir nicht zu Rande. Wir wollen aber nicht,daß so wichtige Dinge uns in der letzten Sitzung vorgelegt werden,darum stimmen wir für die Vertagung.Stadw. Jarobi(A. 2.): Wenn Herr Singer eine Extrasitznngbeanttagt hätte, so würde ich das verstehen, aber mit der bloßenAblehnung ohne Debatte geht eS nicht. Die Sache hat aber voll-ständig Zeit bis nach den Ferien.Stadtv. Ewald(Soz.): Versetzen Sie sich doch einmal in dieLage der Gastwirte, die jetzt ihren Etat ausstellen sollen, die ihreGeschäfte auf den Winter jetzt abschließen sollen I(Unruhe.)Stadtv. Mommsen: Geschäftsordnungsmäßig liegt die Sacheso. daß die Vorlage nach der ersten Beratung an einen Ausschußgeht. Die Gastwirte sind absolut nicht besser daran, weim wirheute die erste Beratung vornehmen; der Ausschuß, der die An-gelegenheit weiter behandelt, wird doch erst nach den Ferien ge-wählt.Dem Antrage des Vorstehers entsprechend setzt die Mehrheitdie Borlage vov der Tagesordnung ab. iDen Ankauf des Grundstückes Unionstr. 5 zwischen Bremer«und Oldenburgerstraße für Gemeindeschulzwecke hat der ein«gesetzte Ausschuß einstimmig abgelehnt.Ohne Debatte beschließt die Versammlung nach dem Ausschuß-antrage. �Die Vorlage wegen Errichtung eines VerwaltungS«gebäud es für die städtischen Gaswerke ist von dem nieder-gesetzten Ausschuß nach länger« Erörterung einstimmigangenommen worden. Danach soll dieses Gebäude auf dem ehe-maligen Waisenhausgrundstück und dem angrenzendenGrundstück Stralaucrstr. 57 errichtet werden. Der Vorentwurf wirdvorbehaltlich der Entscheidung über die Kostendeckung ebenfalls zurGenehmigung empfohlen. Gleichzeitig soll die Versamnilung_ denMagistrat um Auskunft ersuchen, welche Bureauräume zurzeit mMietsräumen untergebracht sind und welche Räume für die Allge-meine Verwaltung in absehbarer Zeit gebraucht werden.�Stadtv. Mommsen(N. L.): Wir stimmen trotz des einstimmigenVotums des Ausschusses in unserer großen Mehrheit gegen die Vor-läge. Das Bedürfnis erkennen wir an. aber in dieser teuerenGegend für ein doch lediglich Bureauzwecken dienendes Gebäude denBauplatz zu wählen, halten wir nicht für angebracht.Stadtv. R-senow(Fr. Fr.) stimmt dem Ausschiißantrage zu undfragt, wie es mit dem 1898 beschlossenen Bau einer städttschenZentralbibliothek steht, für die früher einmal dasselbe Grundstück inAussicht genommen gewesen sei.Stadtv. Jacobi: Die Zentralbibliothek wird seinerzeit im Zentrumder Stadt erstehen, das bezügliche Projekt ist keineswegs vertagt.Das Verwaltungsgebäude für die Gaswerke gehört unbedingt insZentrum; der Stralauer Platz ist dafür nicht mehr zentral, da be-züglich der GaZfrage Berlin am Potsdamer Platz aufhört.Nachdem noch Oberbürgermeister K i r s ch n e r eine kurze Be-merkung gemacht hat, die aber für die Berichterstattertribüne im Zu-sammenhange nicht verständlich wird, gelangt die Vorlage mit großerMehrheit zur Annahme.Den Bericht des Sonderausschusses für den Antrag Körtewegen Erweiterung der Infektionsabteilung desKrankenhauses am Friedrichshain durch Hinzunahmeeines angrenzenden Terrainstreifens des letzteren erstattet Stadtv.Dr. Wehl(Soz.). Der Ausschuß hat mit 7 gegen 5 Stimmen beschlossen, der Versammlung vorzuschlagen, den Antrag Körte u. Gen.der Krankeuhausdeputation zu überweisen mit den: Ersuchen, einProjekt vorzulegen, aus dem endgültig hervorgeht, wieviel Terrainvom Park Friedrichshain an das Krankenhaus Friedrichshain zurErbauung der notwendigen Pavillons(zunächst zwei Quarantäne-,zwei JsolierpavillonS und ein Masernpavillon) abzutreten er-forderlich ist.Der Referent führsaus, daß die Hoffnung, die widerstrebendenInteressen der Park- und der Krankenhausverwaltung würdenim Ausschüsse zur Ausgleichung gelangen, zu schänden gewordenist; eine genaue Angabe, wieviel Terrain benötigt sei, habe von denMitgliedern der KrankenhauSverwalttmg nicht gemacht werdenkönnnen.Der Ausschußantrag wird angenommen.Zur Kenntnisnahme liegt vor die Uebersicht_ über dieFr e guenz indenGemeindeschule» am 1. Mai 1906.Stadtv. Dr. Arons(Soz.): Die Vorlage bedeutet eine hervor-ragende Etappe in der Beschränkung der Frequenz der Gemeinde-schulklasien; wir haben jetzt glücklich erreicht, was für gewisseDorfschulen Gesetz ist: daß keine Klasse mehr als 60 Schülerhaben soll. Daß die weiteren Etappen schneller erreicht werden, dazubesteht noch keine große Aussicht, denn in den Aufnahmeklassenhaben wir noch immer Frequenzen von über 60, bis zu63 Schülern. Die Zahl der Schüler gerade in diesen Klassenso hoch steigen zu lassen, ist der schwerste Fehler.der gemacht werden kann. Eine»Reihe von �.Schulen weisensolche überfüllte» Klassen neben gleichzeitigem Vorhandenseinmehrerer leerer Klassenzimmer auf. Wir haben schon früher aus-geführt, daß an diesen Schulen nur ein Lehrer mehr angestelltzu werden brauchte. Der Magistrat wandte dagegen ein. es gingenicht an, eine Klasse von 62 Schülern in zwei von je 31 Schülernzu teilen. Wie aber, wenn nian endlich mit der Trennung derGeschlechter bräche? Das wäre ein ausgezeichnetes Aushilssmittelund auch von großem pädagogischen und sonstigen praktischen Werte.Hätten wir in der Volksschule diesen gemeinsamen Unterricht ein-geführt, so würde auch in der Pflichtfortbildungsschule dieOrganisatton viel leichter sein, ein Beschluß wie der heute von derSchuldeputation gefaßte, die Errichtung der Pflichtfortbildungsschulehinauszuschieben, überflüssig gewesen sein. In fast allen katholischenGemeindeschulen werden übrigens bis zur 4. Klasse hinaufKnaben und Mädchen gemeinschaftlich unterrichtet. Bekanntlichhaben wir in Berlin trotz der Herrschaft_ der Liberalennicht die Spur von einer Simultanschule, sondern überall die Kon-sessionsschule. In der Stralauer Allee 25a, ist die 225. Schule, daneben die 231., eine Mädchenschule, wo drei Knaben untergebrachtsind, wie ich vermute, au» konfessionellen Gründen! Aehnliche Ver-häldnsse kommen in Berlin noch öfter bor. Auch bei den Ver»setzungen wird, wie ich fürchte, Rücksicht auf die Konfession ge-nommen, und ich möchte die Schuldeputatton bitten, hier einmalnachzuforschen. Ich weise noch darauf hin, daß in der Vor-läge die 55. Schule in der Chorinerstraße vergessen ist. In dieserSchule waren 14 Mädchenklassen vorhanden. Was ist aus ihr ge-worden? Seit Ostern sind in diesem Schulgebäude drei Klassen derneuen III. Oberrealschule untergebracht Liegt hier nur ein Ver»sehen vor?Stadtschulrat Michaelis: Diese Gemeindeschule besteht noch undwenn sie hier fehlt, so liegt da? an einem Versehen, dessen Ursprungich im Augenblick nicht ausklären kann. Die Oberrealschule nimmt.'nur 4 Räume in Anspruch.Stadtv. Cassel(A. L.): Der Stadtv. Arons hat wichtige Fragenangeregt, auf die aber jetzt nicht eingegangen werden kann, da zur»zeit der Stadtschulrat für die Volksschule fehlt. Unsere Gemeinde-,schulen sind nach unserer Auffassung Simultanschulen; die Re-gierung bestreitet das allerdings. Die Frequenz der einzelnen,Klassen ist von Jahr zu Jahr in dankenswerter Weise weiter herab-gedrückt worden; wir müssen uns aber stets bemühen, hier nochweitere. Fortschritte zu erzielen. Das wind aber nur allmählichzu erreichen sein.Stadw. Arons: Wir sind in der Schuldeputation nicht ver-treten, wir müssen also unser so großes Interesse am Volksschul-wesen hier in der Versammlung bekunden. Wir haben doch tat-sächlich ein starr konfessionelles Schulsystem; bei einer katholischenSchule ist eine„evangelische Abteilung" eingerichtet! Für diq55. Schule bitte ich um einen Nachtrag.Stadtv. Cassel: Herr Arons hätte uns von seiner Absicht, dieseFragen zu behandeln, vorher verständigen sollen; ohne Einsicht derAkten läßt sich doch darüber nicht debattieren.Stadw. Mommsen: Nicht die Freunde deS Herrn KollegenArons qllein haben„das allergrößte Interesse" am Berliner Volks-schulwesen, fondern dieses haben gleichmäßig alle Vertreter derBürgerschaft.(Lebhafte Zustimmung.)Die Vorlage wird zur Kenntnis genommen.Bei der 3. O b e r r e a l f ch u l e soll eine zweite Sexta undbei den städtischen Realghmnasialklassen für Mädcheneine zweite Klasse VI eröffnet werden. Die Versammlungstimmt zu.Beim Bericht über den Geschäftsbetrieb der Sparkasse bringtStadw. Jacobi erneut die Mißstände bei der Abfertigung desPublikums und verschicidene Mängel deS zum Teil beraltetcuStatuts zur Sprache.Stadtrat Gehricke stellt für September Mhülfe in Aussicht.■Bei der Beratung der Vorlage betr. die Einführung desMillenniumlichteL in der Hammelhalle, dem alten Teileder Kälberhalle und in dem Börsensaale auf dem Viehhofeführt Stadtv. Kuhlmann Beschwerde über eigenmächtiges Vor-gehen des Dezernenten Stadtrat Hübner. Ueber die anderweiteBcleuchtungseinrichtung deS Börsensaales sei vom Kuratorium garnicht Beschluß gefaßt wotldev. obwohl dies m deo Vorlage behauptettBOKt